| Titel: | Verbesserungen im Betrieb atmosphärischer Eisenbahnen und an den bei denselben anzuwendenden mechanischen Apparaten, worauf sich James Nasmyth, Ingenieur zu Patricrost in der Grafschaft Lancaster, und Charles May, Ingenieur zu Ipswich in der Grafschaft Suffolk, am 22. Oktbr. 1844 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XXV., S. 92 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XXV.
                        Verbesserungen im Betrieb atmosphaͤrischer
                           Eisenbahnen und an den bei denselben anzuwendenden mechanischen Apparaten, worauf sich
                           James Nasmyth,
                           Ingenieur zu Patricrost in der Grafschaft Lancaster, und
                           Charles May,
                           Ingenieur zu Ipswich in der Grafschaft Suffolk, am 22. Oktbr. 1844 ein Patent ertheilen
                           ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jun. 1845,
                              S. 315.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Nasmyth's und May's Verbesserungen im Betrieb atmosphärischer
                           Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Unsere Erfindung bezieht sich
                           1) auf Mittel zur Erzielung des nöthigen luftleeren Raums in der Triebröhre
                              atmosphärischer Eisenbahnen;
                           2) auf die Einrichtung von Bremsapparaten zur Hemmung der Eisenbahnwagen, indem wir
                              dieselben durch den Luftdruk gegen ein Vacuum in Thätigkeit sezen.
                           Bekanntlich wird das Vacuum bei atmosphärischen Eisenbahnen gegenwärtig mittelst
                              Luftpumpen hergestellt, welche in Vergleich mit dem Rauminhalt der luftleer zu
                              machenden Triebröhre gar geringe Dimensionen haben; auch weiß man, daß der Betrieb
                              von Luftpumpen in großem Maaßstabe sehr kostspielig ist. Zur Sicherung eines guten
                              Schlusses des longitudinalen Ventiles in der Triebröhre halten wir es für sehr
                              wichtig, eine größere Quantität Luft auf einmal aus der Röhre zu schaffen, damit die
                              Atmosphäre desto kräftiger auf das Ventil drüken und dasselbe augenbliklich
                              schließen könne; die bei Beginn der Thätigkeit der Luftpumpen noch sehr geringe
                              Luftverdünnung würde sonst eine etwaige Steifigkeit des Ventils nicht überwältigen,
                              weßwegen an solchen Stellen das Ventil nicht vollkommen luftdicht schließen würde.
                              Mit unserem Apparate nun kann in der Triebröhre der luftleere Raum augenbliklich
                              hergestellt und ein sicherer und rascher Schluß des Ventils bewerkstelligt werden.
                              Derselbe ist außerdem in Vergleich mit den Kosten der Dampfmaschinen und Luftpumpen
                              wohlfeil, und kann in Folge seiner Einfachheit nicht in Unordnung gerathen.
                           Fig. 13
                              stellt eine allgemeine Ansicht des Apparates dar. Er besteht aus zwei luftdichten
                              stehenden Gefäßen A und B
                              und aus einem luftdichten Gefäß C. Diese drei Gefäße
                              bilden ein System, wovon eine beliebige Anzahl aufgestellt werden kann, um die
                              Wirksamkeit des Apparates zu erhöhen. Zur näheren Erläuterung der Wirkungsweise des
                              Apparates nehmen wir zuvörderst an, der Dampf werde aus irgend einem geeigneten
                              Dampfkessel vermittelst der Röhren 
                              E*, E*, E* in die Behälter A, B, C
                              geleitet. Der an dem oberen Ende eines jeden Behälters einströmende Dampf treibt die
                              in den Behältern enthaltene Luft durch die Ventile G, H
                              und l aus. Sobald dieß geschehen ist, wird der weitere
                              Zutritt des Dampfs abgesperrt und das Ventil I geöffnet;
                              dieses sprizt einen Strahl kaltes von der Cisterne Y
                              hergeleitetes Wasser in den Condensator, wodurch aller Dampf in C und in B augenbliklich
                              condensirt, und somit ein luftleerer Raum erzeugt wird; das Ventil V befindet sich während dieses Vorganges in der Fig. 13 und
                              Fig. 10
                              bezeichneten Lage. In dem Augenblike wo sich der luftleere Raum bildet, öffnet sich
                              das Ventil K und läßt durch M eine Quantität Luft aus der Triebröhre in B
                              dringen, worauf das Ventil K durch geeignete
                              Vorkehrungen geschlossen wird. Der Behälter 13 enthält nun verdünnte Luft und A Dampf. Jezt wird das Ventil V in die Fig. 11 dargestellte Lage bewegt, wodurch zwischen den Behältern B und A eine freie
                              Communication hergestellt wird. Da der Dampf in A einen
                              größern Druk als die verdünnte Luft in B ausübt, so
                              strömt ein Theil des Dampfes von A in B. Nachdem auf diese Weise das Gleichgewicht hergestellt
                              worden ist, wird das Ventil V in die Lage Fig. 12 gebracht, und der
                              in A befindliche Dampf durch das in den Condensator C einsprizende Wasser condensirt. Dieser Condensator
                              kann so oft als man will von Wasser und Luft befreit werden, indem man durch die
                              Röhre E* Dampf einströmen läßt und ein an dem Boden des
                              Condensators angebrachtes Entleerungsventil öffnet.
                           Das Ventil L wird sodann geöffnet und eine weitere
                              Quantität Luft durch die Oeffnung M in A gezogen. Während dieses geschieht und das Ventil V in der Fig. 12 dargestellten
                              Lage sich befindet, strömt von Neuem Dampf aus dem Dampfkessel in den Behälter B, welcher in Vereinigung mit dem aus A herübergetretenen Dampf die Luft aus B austreibt.
                           Die nämliche Bewegung des Ventiles V, welche den Dampf
                              aus dem Dampfkessel in den Behälter B überströmen läßt,
                              öffnet eine Communication zwischen A und C, worauf der übrige in A
                              enthaltene Dampf eine Condensation erleidet. Das Ventil L wird alsdann geöffnet und eine weitere Portion Luft der Triebröhre
                              entzogen.
                           Durch eine abermalige Verschiebung des Ventils V wird der
                              Dampf von B abgesperrt und eine Verbindung zwischen B und A hergestellt; ein
                              Theil des Dampfes strömt von B in A, worauf durch eine weitere Bewegung des Ventils V eine Verbindung zwischen B und C hergestellt und B zum
                              zweitenmale luftleer gemacht wird; und so wiederholt sich dieselbe Procedur, bis die
                              erforderliche Luftleere in der Triebröhre erzielt ist.
                           
                           Um nun den in Rede stehenden Apparat zu einem selbstthätigen zu machen, ist folgende
                              Anordnung zu treffen. Ueber dem Entleerungsventil G ist
                              ein Wasserbehälter Z und in diesem der
                              „Gasometer“
                              T angeordnet, in dessen Dekel sich eine kleine Oeffnung
                              t befindet. Eine an den Dekel dieses Gasometers
                              befestigte Stange R besizt eine Verzahnung, welche in
                              das lose um seine Achse sich drehende Rad O greift. Von
                              dem lezteren aus greift ein Sperrkegel in die Zähne eines an derselben Achse
                              befestigten Rades O'; an dieses ist ein Rad befestigt
                              das in die Zähne der Stange des Dampfventils V greift.
                              Aus dieser Einrichtung erhellt, daß die aus dem Behälter A vertriebene Luft rasch durch das in Z''
                              befindliche Wasser strömt; da nun die Oeffnung bei t
                              nicht groß genug ist, um die Luft rasch entströmen zu lassen, so wird diese den
                              Gasometer heben und zulezt an dem unteren Rande desselben entweichen. Der Gasometer
                              T wird gerade so lange schwebend erhalten werden,
                              als Luft unter demselben entweicht; sobald aber alle Luft aus dem Behälter A vertrieben ist, und Dampf in das Wasser zu strömen
                              beginnt, so beginnt auch der Dekel niederzusinken, indem die unter ihm befindliche
                              Luft durch t allmählich entströmt; sein Sinken aber
                              schiebt durch Vermittelung der Zahnstangen, Räder und des Sperrkegels das Ventil V in die entgegengesezte Lage, nämlich aus der Lage Fig. 10 in die
                              Fig. 12,
                              so daß nun der Dampf hinsichtlich der Behälter A und B in entgegengeseztementgegegengeseztem Sinne wirkt. Ein ähnlicher selbstthätiger Apparat ist an dem Behälter B angebracht. Um die Vermengung von Luft und Dampf zu
                              verhüten, läßt man den lezteren in den oberen Theil der Behälter A und B einströmen; auch ist
                              unterhalb der Oeffnung, durch welche der Dampf eintritt, eine durchlöcherte
                              Scheidewand angebracht, die den Dampf veranlaßt ruhig niederzusteigen.
                           Der zweite Theil unserer Erfindung besteht darin, daß wir den atmosphärischen Druk
                              auf einen Kolben wirken lassen, der die Bremsklöze zur Hemmung der Wagen in
                              Thätigkeit sezt. An einem geeigten Theile des Wagengestelles bringen wir nämlich
                              einen luftdichten Behälter an, welcher den atmosphärischen Druk aushalten kann, wenn
                              die Luft ausgepumpt worden ist. Diesen Behälter machen wir entweder mittelst einer
                              mit der Triebröhre in Verbindung stehenden Röhre oder vermittelst einer kleinen
                              Pumpe, die durch ein an der Wagenachse befindliches Excentricum in Thätigkeit gesezt
                              wird, luftleer. In einem Cylinder bewegt sich luftdicht ein Kolben, auf dessen eine
                              Fläche die Atmosphäre frei drükt, während die Kolbenstange an einen gegen die
                              Bremsklöze wirkenden Hebel befestigt ist. Eine Röhre verbindet den Cylinder mit dem
                              luftleeren Behälter; ein an dieser Röhre befindlicher Hahn steht unter der Controle des
                              Conducteurs, welcher nur den Hahn zu öffnen hat, um eine Communication zwischen dem
                              Cylinder und der luftleeren Kammer herzustellen, worauf der Kolben durch den
                              Luftdruk einwärts gepreßt wird und nun kräftig auf den Bremshebel wirkt. Dem
                              erwähnten Hahn kann man eine solche Einrichtung geben, daß durch eine weitere
                              Bewegung die Luft hinter den Kolben tritt und denselben mit Hülfe einer Feder oder
                              eines Gewichtes wieder zurüktreibt, wodurch der Bremsapparat frei wird. Für größere
                              Wagenzüge empfehlen wir eine größere Vacuumkammer, mit der wir die Cylinder der
                              einzelnen Wagen vermittelst biegsamer luftdichter Röhren verbinden, so daß, wenn der
                              Conducteur den erwähnten Hahn öffnet, augenbliklich alle Kolben einwärts getrieben
                              werden und sämmtliche Bremsapparate des Trains gleichzeitig in Thätigkeit
                              kommen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
