| Titel: | Methode, wie bei den Locomotiven der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn die Heizröhren eingezogen werden. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XXVI., S. 95 | 
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                        XXVI.
                        Methode, wie bei den Locomotiven der
                           Kaiser-Ferdinands-Nordbahn die Heizroͤhren eingezogen
                           werden.
                        (Aus dem Organ fuͤr die Fortschritte des
                                 Eisenbahnwesens, 1845 2tes Heft.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Methode bei den Locomotiven die Heizröhren einzusezen.
                        
                     
                        
                           Die 11 1/2 Fuß langen Röhren von 1 28/32'' Durchmesser bestehen nicht auf ihrer
                              ganzen Länge aus Messing, sondern das in die Feuerkammerwand eintretende Ende ist
                              auf eine Länge von 5 1/4'' aus 1/8'' starkem Kupferblech gebildet; die Wandstärke
                              des messingenen Theils beträgt nur 3/32'' Beide Theile sind so mit einander
                              verbunden, daß der messingene 1 1/4'' lang ausgeschärfte Theil in den ebenfalls so
                              lang scharf auslaufenden kupfernen Theil eintritt und die Verbindungsstelle gut
                              verlöthet ist. Fig.
                                 23 erläutert dieses.
                           Nachdem das Rohr auf die erforderliche Länge von 11 Fuß 3 1/4 Zoll genau und gerade
                              abgeschnitten und in die Rohrwände eingestekt ist, werden beiderseits und besonders
                              an dem kupfernen in die Feuerkammerwand eintretenden Theil die Ränder mit Hülfe eine
                              Hammers umgebogen und nach und nach 12–18 conische Dorne von verschiedenen
                              Dimensionen hineingetrieben, damit sie sich rings der ganzen Peripherie der Löcher
                              gut anlegen. Hierauf rundet man die Ränder bei i, i',
                              Fig. 23,
                              durch den in Fig.
                                 24 abgebildeten Sezmeißel ab und treibt darnach nochmals einen conischen
                              Dorn ein, um das Anlegen in den Löchern vollkommen herzustellen.
                           Nach dieser Operation läßt man den in Fig. 25 in Ansicht und
                              in Fig. 26 im Durchschnitt
                              abgebildeten Apparat in das Rohr von der Seite der Feuerkammer eintreten, um die
                              Vertiefung bei o, Fig. 23 dicht an der
                              Feuerkammerwand herauszubringen resp. einzudrüken. Bei
                              diesem Apparat endigt der Conus m in die Schraube h, um diesen Conus legt sich das Stük b, b' in zwei Theilen; an einem Ende trägt b, b' einen Rand oder Wulst, der dazu dient die
                              Vertiefung bei o im Rohr herzustellen. Der andere Theil
                              von b, b' ist durchaus cylindrisch, ausgenommen an der
                              Stelle a, wo er sechskantig und gehärtet ist. Der Theil
                              i tritt in das Stük d,
                              welches hier eine entsprechende sechsekige Oeffnung hat, so wie auch bei e äußerlich sechskantig ist, wo es von einem großen
                              Schlüssel umfaßt wird.
                           Wenn man daher vermittelst dieses Schlüssels den Theil e resp.
                                 d herumdreht, so dreht man den Theil b, b'
                              folglich mit, und indem man immer diese beiden Theile dreht, zieht man gleichzeitig
                              auch nach und nach die Mutter g an, welche die Schraube
                              h, die auf eine Verlängerung des Conus m geschnitten ist, vorwärts gehen läßt; dadurch geben
                              sich die mit dem Wulst versehenen Theile b, b' immer
                              mehr auseinander und bilden nach und nach die Vertiefung bei o aus.
                           Der Ring c dient dazu, den Apparat oder vielmehr den
                              Wulst des Theils b, b' in der gehörigen Entfernung von
                              der innern Wand der Feuerkammer zu halten, damit die zu bildende Vertiefung an den
                              innern Rand des Lochs vollkommen sich anlege.
                           Diese zwar etwas umständliche Art und Weise des Einziehens der Röhren hat den
                              Vortheil, daß man die sonst gewöhnlichen Rohrringe, welche die Rohrmündungen immer
                              verengen, das Festsezen von Kohksstükchen veranlassen und ein häufiges Auswischen
                              oder Reinigen der Röhren nöthig machen, gar nicht bedarf. Die Vertiefung oder der
                              Wulst bei o hat außer dem vollkommenen Schluß in der
                              Rohrwand noch den Zwek, die ungleiche Ausdehnung der Röhren und übrigen Kesseltheile
                              unschädlich zu machen; es ist aber auch nicht zu verkennen, daß dieser Wulst, wenn
                              mit der Zeit ein Auswechseln der Röhren nöthig wird, das Herausnehmen sehr
                              erschwert. Es mußte dieses in die Feuerkammer eintretende Ende von Kupfer gefertigt
                              werden, weil Messingblech das Auftreiben und Spannen ohne Gefahr der Beschädigung
                              nicht zugelassen haben würde.
                           Mainkur bei Frankfurt a. M. im März 1845.
                           Constantin Gleim, Techniker.
                           
                        
                           
                           Anmerkung und Berichtigung.
                           Bei der in diesem Bande des polytechnischen Journals S. 5 mitgetheilten neuen Art
                              Stehbolzen zur Verankerung der geraden Feuerkammerwände an den Locomotiven ist ein
                              Irrthum eingeschlichen, den ich mir hier zu berichtigen erlaube.
                           Der eiserne Nietbolzen a wird nicht, wie dort angegeben,
                              zuerst mit dem kupfernen Röhrchen b umgeben, sondern
                              lezteres erst durch die beiden entsprechenden Löcher der Feuerkammerwände gestekt,
                              von beiden Seiten durch einen Dorn aufgetrieben und mit einem Hammer die Ränder
                              umgelegt, darauf erst der Nietbolzen a eingetrieben und
                              gehörig vernietet und verstemmt. – Die Umhüllung des eisernen Nietbolzens mit
                              Kupfer hat außer dem leichtern und bessern Dichten hauptsächlich auch noch den Zwek,
                              das Rosten dieses Bolzens zu verhüten.
                           Der Obige.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
