| Titel: | Ueber die Eisenwerke in Süd-Wales; von A. Laubenheimer, großherzogl. hessischem Ober-Ingenieur. | 
| Autor: | A. Laubenheimer | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XXX., S. 105 | 
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                        XXX.
                        Ueber die Eisenwerke in Suͤd-Wales;
                           von A. Laubenheimer,
                           großherzogl. hessischem Ober-Ingenieur.
                        Laubenheimer, über die Eisenwerke in Süd-Wales.
                        
                     
                        
                           Der größte Theil der Ungeheuern Menge Guß- und Stabeisen und darunter
                              namentlich der Eisenbahnschienen, welche England jährlich ausführt, werden auf den
                              Werken in Südwales gefertigt, welche die umfangreichsten von Großbritannien, mithin
                              der Welt sind. In den Häfen von Newport und Cardiff, von welchen aus die
                              Verschiffung dieser Producte vorzüglich geschieht, ist ununterbrochen eine große
                              Menge von Schiffen mit Verladung derselben nach allen Theilen der Welt beschäftigt.
                              – Canäle und Eisenbahnen verbinden diese Häfen mit den Theilen des Landes, in welchen diese Eisenwerke, so wie die eben so
                              bedeutenden Kohlengruben, deren Ausbeute gleichfalls nach allen Ländern versendet
                              wird, gelegen sind. Diese Werke lassen sich, je nachdem sie ihre Producte auf dem
                              Monmouthshire-Canal und den damit parallel laufenden Flach-Eisenbahnen
                              (tramroads) oder deren Verzweigungen nach dem Hafen
                              von Newport, oder auf dem Glamorganshire-Canal und der
                              Taff-Vale-Eisenbahn (einer auch zum Personentransport eingerichteten
                              Bahn) nach Cardiff transportiren, in zwei Hauptgruppen abtheilen, von welchen die
                              erstere größtentheils in der Grafschaft von Monmouth, die andere meistens in
                              Glamorganshire liegen. – Obgleich Monmouthshire geographisch nicht zu Wales
                              gerechnet wird, so wird es doch der Sprache, Sitten und Gewohnheiten, so wie seiner
                              Lage wegen häufig dazu gezählt und namentlich werden seine bedeutenden Eisenwerke
                              immer mit denen des eigentlichen Süd-Wales zugleich genannt. – Zu der
                              ersten Gruppe gehören dermalen nachstehende Werke:
                           1) Die Werke zu Nant-y-Glo und Beaufort den Gebrüdern Bailey gehörig.
                           2) Die Werke der Brittish Iron Company.
                           3) Die Werke der Cwm Celyn und Blaina Comp.
                           4) Die Werke der Clydach Iron Comp.
                           5) Die Werke der Coolbrook-Vale Iron Comp. Nicht mit den Werken der
                              Coolbrook-Vale zu verwechseln, welche in Staffordshire liegen.
                           6) Die Werke der Ebbw Vale und Sirhowy Iron Comp.
                           7) Die Werke der Pentwin und Golynos Iron Comp., seit April 1844 Hrn. William Williams gehörig.
                           8) Die Werke der Rhymney Iron Comp.
                           9) Die Werke zu Trosnant bei Pontypool, Hrn. C. H. Leigh gehörig.
                           10) Die Werke der Tredegar, Hrn. Thompson und Comp. gehörig.
                           11) Die Werke der Blaenarvon Iron Comp.
                           Mehrere andere Werke dieser Gegend haben in den lezten Jahren ihre Arbeiten
                              eingestellt, da sie bei dem äußerst billigen Preise, zu welchem mehrere der größten
                              Werke noch vor kurzem verkauften, nicht mehr bestehen konnten, werden aber, da die
                              Eisenpreise gegenwärtigGeschr. im Januar 1845. wieder sehr gestiegen sind, theilweise ihre Arbeiten wieder aufnehmen.
                              – Hiezu gehören die Bute Works, ein prachtvolles Werk, von dem Med. Dr. M. Culloch für den
                              Marquis of Bute im Style der Ruinen von Dendyra erbaut;
                              die Werke der Varteg J. C., Pontymister J. C., Monmouthshire J. C., Rudry J. C., Hunt, Brothers und Comp. etc.
                           
                           Zu der zweiten Gruppe gehören:
                           1) Die Werke zu Dowlais, Hrn. John
                                 Guest gehörig, das größte Werk der Welt.
                           2) Die Werke zu Cyfartyfa und Hirwain (Ynis Tach), Hrn. W. Crawshay gehörig.
                           3) Die Werke zu Aberdare und Penydarran von Thompson und
                              Comp.
                           4) Die Plymouth Works bei Merthyr Tydfil von R. und A. Hill.
                           5) Das Werk von R. Blackmore und Comp.
                           6) Das Werk von Brown, Lenor und Comp.
                           7) Die Taff-Bale Werke bei Newbridge.
                           8) Das Werk zu Gadlys von Wayne und Comp.
                           Der größte Theil dieser genannten Werke umfaßt die Fabrication des Eisens von der
                              Gewinnung der Erze und Kohlen an bis zu der Vollendung desselben als Stabeisen; nur
                              wenige, z.B. die Werke zu Beaufort, Coolbrookvale etc., liefern bloß Roheisen,
                              andere, z.B. die Taff-Vale Works, Brown und Lenor, Blackmore etc.,
                              verarbeiten nur Guß zu Schmiedeisen und haben keine Hohöfen.
                           Sämmtliche genannten Werke benuzen als Brennmaterial die in unerschöpflicher Menge in
                              Süd-Wales vorkommenden Steinkohlen und die daraus gewonnenen Kohks. Der
                              einzige noch mit Holzkohlen von Zeit zu Zeit im Betrieb stehende Hohofen in der Nähe
                              der Tintern-Abbey bei Shepstow liefert nur sehr weniges Eisen zu besonderen
                              Zweken und kann nicht in Betracht kommen. – Eben so wenig ist das Feineisen,
                              welches die zahlreichen Weißblechfabriken in Süd-Wales meist selbst mittelst
                              Holzkohlen anfertigen, zu rechnen, welche Kohlen gleichfalls in diesen Fabriken in
                              großen gußeisernen Verkohlungskästen mit Benuzung der Nebenproducte: Essig, Theer,
                              Holzöhl etc. aus kurzgehauenem Reißig und sonstigem kleinen Holze hergestellt
                              werden. Das Kohlenbassin in Süd-Wales ist eines der ausgedehntesten, welche
                              bekannt sind; es nimmt über 100 englische Quadratmeilen ein, indem es östlich bei
                              Clydach nächst Pont-y-pool mit dem Anfange des Gebirges in
                              Monmouthshir beginnt und westlich bei Hirwain in Glamorganshir in einer Länge von
                              etwa 25 engl. Meilen aufhört. Die Ausdehnung von Nord nach Süd ist bei Weitem
                              geringer. – Obgleich die Kohlen des Bassins von Süd-Wales sämmtlich zu
                              den bituminösen gerechnet werden müssen, so ist doch ein bedeutender Unterschied
                              unter denselben in Hinsicht ihres Gehaltes an Bitumen bemerklich – dieser
                              Bitumengehalt tritt am meisten in den Kohlen des östlichen Theiles des Bekens
                              hervor, welche beim Verbrennen dike Wollen von Rauch ausstoßen – und verliert
                              sich immer mehr gegen
                              Westen, woselbst die Kohlen fast dem Anthracit nahe kommen. Nachstehende von Mushet zusammengestellte Tabelle zeigt den Gehalt der
                              Kohlen an Kohlenstoff, so wie die von 100 Theilen Kohlen gewonnen werdende Menge
                              Kohks in der Reihenfolge von Ost nach West, oder von den mehr zu den minder
                              bituminösen; nämlich:
                           
                              
                                 100 Thl. Kohle von
                                 Nant-y-Glo
                                 geben 82,46
                                 Kohks, enthalten
                                 81,13 Kohlenstoff
                                 
                              
                                 
                                 Cbbw-Vale
                                   
                                    –     83,28
                                       –        
                                    –
                                 79,75      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Tredegar
                                   
                                    –     84,83
                                       –        
                                    –
                                 80,00      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Rhymney
                                   
                                    –     85,20
                                       –        
                                    –
                                 82,00      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Bute
                                   
                                    –     86,41
                                       –        
                                    –
                                 81,32      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Dowlais
                                   
                                    –     87,73
                                       –        
                                    –
                                 85,90      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Penn-y darran
                                   
                                    –     88,79
                                       –        
                                    –
                                 85,36      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Plymouth
                                   
                                    –     85,38
                                       –        
                                    –
                                 82,42      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Aberdare
                                   
                                    –     89,89
                                       –        
                                    –
                                 85,99      
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Cyfarthfa
                                   
                                    –     91,98
                                       –        
                                    –
                                 89,75      
                                    –
                                 
                              
                           Die bemerkenswerthe Verschiedenheit der Kohlen an den Enden eines und desselben
                              Bekens, von welchen einige mit heller Flamme brennen, andere kaum zu glimmen
                              vermögen, ist um so auffallender, als alle begleitenden Felsarten der
                              Kohlenformation, als Kohlensandstein, unterer Kohlensandstein, Kohlenkalk und alter
                              rother Sandstein an jeder Stelle des Bekens, so wie die Teufen etc. dieselben sind,
                              und kein vulcanisches Gebilde vorhanden ist, welches eine theilweise Veränderung der
                              Kohlen etwa hätte bewirken können. – Selbst die Kohlen verschiedener Flöze an
                              ein und derselben Stelle sind verschieden, eben so differirt der Gehalt an Schwefel,
                              der indeß im Ganzen nicht unbedeutend ist.
                           Die Zahl der Kohlenflöze ist sehr beträchtlich. Es werden jedoch nur 23 Flöze
                              wirklich abgebaut, da die übrigen sämmtlich unter 18 ZollSämmtliche Maaße und Gewichte sind englische. Mächtigkeit haben. – Die 23 bauwürdigen Flöze sind von 18 Zoll bis 11
                              Fuß mächtig und sind fast überall von derselben Stärke, wie dieß durch die häufigen
                              Aufschlüsse der zahlreichen Bergwerke des Bassins hinlänglich dargethan ist. Die
                              Gesammt-Mächtigkeit dieser 23 Flöze ist etwa 95 Fuß; die mächtigsten Flöze
                              finden sich in den untern Teufen.
                           Die Kohlenflöze werden durch Spalten, welche von Norden nach Süden streichen, oft
                              verworfen, manchmal so, daß die Höhen-Unterschiede bis zu mehreren 190 Fuß
                              betragen. – Diese Spalten sind mit Thon und Trümmern der umgebenden Felsarten
                              angefüllt. – Aus der eben angeführten Gesammtmächtigkeit der 23 bauwürdigen
                              Flöze läßt sich die
                              erstaunenswerthe Kohlenmenge ableiten, welche in dem Bassin von Süd-Wales
                              enthalten ist. Man kann annehmen, daß etwa 64,000,000 Tonnen Kohlen auf eine
                              Quadratmeile zu rechnen sind, und da das Kohlengebiet einen Flächenraum von über 100
                              Quadratmeilen einnimmt, so ergeben sich etwa 6400 Millionen Tonnen Kohlen, welche
                              hinreichend sind, England noch für 2000 Jahre mit Kohlen zu versehen, selbst wenn
                              die ebenfalls sehr bedeutenden Kohlenlager von Durham und Newcastle am Tyne
                              ausgebeutet seyn sollten.
                           Die Umwandlung der Kohlen in Kohks geschieht wegen des großen Ueberflusses an
                              Material und des geringen Preises desselben nicht mit der Sorgfalt und Oekonomie,
                              mit welcher an andern Orten, wo diese Verhältnisse weniger stattfinden, der
                              Verkohkungsproceß vorgenommen wird.
                           Es ist nämlich in Süd-Wales fast durchgängig die Meiler-Verkohkung
                              eingeführt und zwar diejenige in langen Haufen. – Der Plaz dazu ist
                              gewöhnlich höher als die Hohöfen gelegen, oder wo dieß nicht möglich war, auf einer
                              oben geebneten Schlakenhalte gewählt, welche oft bei dem beträchtlichen Umfang der
                              Werke eine große Ausdehnung erreichen. – Die Länge der Haufen ist sehr
                              verschieden und richtet sich nach dem Plaze, oft erreicht dieselbe mehrere 100 Fuß,
                              die Breite beträgt 6–8 Fuß, die Höhe in der Mitte 2–2 1/2 Fuß und
                              verläuft sich auf beiden Seiten bis auf etwa 6 Zoll. – In die Mitte des
                              Haufens werden die größeren Stüke hohl gegen einander gestellt, so daß der Länge des
                              Haufens nach ein Luftcanal entsteht; diese Stüke werden mit kleineren Stükkohlen und
                              diese wiederum mit Kohlengries bedekt. – Das Anzünden geschieht an mehreren
                              Stellen zugleich, je nach der Länge des Haufens. Nach etwa 4–6 Stunden ist
                              der Haufen in vollem Brande und sobald dann an einer Stelle die Flamme etwas
                              nachläßt und die Kohle Asche abzusezen beginnt, wird dieselbe mit nasser Kohlenasche
                              bedekt, um den ferneren Luftzutritt abzuhalten. Unter dieser Deke geht sodann die
                              Verkohkung vor sich. Der Proceß dauert im Durchschnitt etwa 48 Stunden, die Zeit
                              desselben ist indeß je nach der Witterung und der Jahreszeit verschieden. Ehe das
                              Feuer erlöscht und die Kohks gezogen werden können, muß der Haufen etwa 3–4
                              Tage ruhig liegen. – Je nachdem die Kohlen verschieden sind, fällt auch die
                              Ausbeute verschieden aus, doch können etwa 70 Proc. als die gewöhnliche Zahl
                              angenommen werden.
                           Eben so verschieden ist die Volumvergrößerung, welche bis zu 1/4 der Masse der Kohlen
                              steigt. Selten und nur an den Stellen, wo durch die Beschaffenheit der Kohlen die
                              Meilerverkohkung ein zu ungünstiges Resultat ergibt, wird die Verkohkung in
                              gemauerten Oefen vorgenommen.
                           Außer den Kohks werden aber auch in Süd-Wales nach dem Beispiel von
                              schottischen Werken in mehreren Werken rohe Steinkohlen zum Speisen der Hohöfen
                              verwandt. Es eignen sich indeß hiezu nur sehr wenige Kohlenlager; die vorzüglichsten
                              sind die Kohlen aus einem 11 Fuß mächtigen Flöze in den Bergwerken von Dowlais.
                              Diese Kohlen gehen im Hohofen sehr bald in Kohks über ohne dabei ihre Gestalt zu
                              verlieren, da sie nicht Bitumen genug enthalten um zu schmelzen, und auf der andern
                              Seite wiederum zu viel um nicht beim Niedergehen zu zerbersten und sich zu
                              zerbrökeln. Die Anwendung der rohen Kohle ist etwa seit 10–11 Jahren in
                              dieser Gegend mit großem Vortheile im Gebrauche, doch dürfte dieselbe einen nicht so
                              günstigen Einfluß auf die Güte des Eisens ausüben, welches jedenfalls
                              schwefelhaltiger ausfällt, als das bei Kohks erblasene. – Gegenwärtig werden
                              in Dowlais 14, im Penn-y-darron 6 Hohöfen ganz damit gespeist und die
                              Kohks nur bei Cupolöfen und Feineisenfeuern verwendet. – Auf der andern Seite
                              vom Merthyr-Tydfil in der Richtung nach Cyfarthfa enthalten die Kohlen etwas
                              weniger Bitumen und eignen sich deßhalb nicht zum Gebrauche in Hohöfen. Es wurden
                              mit diesen Kohlen Versuche in den Oefen von Ynnis-Vach angestellt, die aber
                              bald wieder verlassen wurden, da die Anhäufung von kleinen Kohlen und
                              anthracitähnlichem Staube eine öftere Reinigung des Ofens nöthig machte und somit
                              eine Störung des guten Ganges desselben veranlaßte. In den Oefen der
                              Plymouth-Werke wurden ebenfalls Versuche mit den daselbst vorkommenden Kohlen
                              angestellt, welche besonders für ein Flöz mehr oder weniger gute Resultate ergaben;
                              doch lassen sich diese Kohlen nicht ganz für sich allein, sondern nur mit Kohks
                              gemischt mit einigem Nuzen anwenden und können in Hinsicht ihrer Rohverwendung im
                              Hohofen zwischen die Kohlen von Dowlais und Cyfarthfa gesezt werden. – Eben
                              so sind mehrfache Versuche mit den Kohlen des mehr bituminösen Theiles des Bassins
                              von Süd-Wales angestellt worden, aus welchen hervorgeht, daß zwar einzelne
                              Flöze mehr oder weniger tauglich sind, daß dieselben aber im Allgemeinen zum
                              Rohverwenden im Hohofen nicht zu gebrauchen sind, da sie schmelzen und den Ofen
                              erstiken.
                           Das in Süd-Wales zum Ausbringen des Eisens benuzte Erz ist fast durchgängig,
                              wie in England überhaupt, der thonige Sphärosiderit (clag-iron-ore, fer carbonaté lithoïde),
                              welcher im älteren Steinkohlen- und Greensandgebirge eigene Flöze bildet.
                              Obgleich derselbe nicht
                              überall mit Kohlen vorkommt, die Menge seines Vorkommens auch nicht mit der
                              Mächtigkeit der Steinkohlenlager zusammenhängt, so findet sich derselbe doch ganz
                              besonders häufig in Süd-Wales und Staffordshire und bildet eine der
                              Hauptursachen des großen Umfanges und der Billigkeit der englischen Eisenproduction.
                              Im Kohlenbeken von Süd-Wales kommt derselbe in 16 Flözen vor, in denen er
                              bald große Massen, bald größere oder kleinere Rinnen bildet. Die unteren Flöze sind
                              die reichhaltigsten an Kohle, so auch an Eisenerz. Der Eisenstein enthält öfters
                              Muschelversteinerungen, welche der Gattung Unio
                              anzugehören scheinen, die indeß selten deutlich genug sind, um bestimmt werden zu
                              können. – Als Beimischungen enthält derselbe Quarz, kohlensauren Kalk, etwas
                              Schwefel und Arsenik, mitunter etwas Bittererde. Außerdem finden sich öfters
                              Krystalle von Titanit in demselben vor, welche die Ursache des regulinischen
                              Titan-Metalles sind, welches öfters in den Höhlungen des Hohofengestelles
                              angetroffen wird. Der Eisengehalt ist im Durchschnitt auf 30–33 Proc.
                              anzunehmen. – So wie das Erz aus den Bergwerken kommt, ist es gewöhnlich mit
                              einer Rinde von Schieferthon überzogen. Durch das Abliegen an freier Luft verwittert
                              indeß diese Rinde bald und löst sich sodann leicht von selbst ab. Das frisch
                              gewonnene Mineral wird deßhalb in vierekige Haufen aufgesezt, die so lange ruhig
                              stehen bleiben, bis die Verwitterung der Rinde erfolgt ist. – Um von den
                              übrigen Beimischungen, als Wasser, Schwefel, Arsenik, Kohlensäure etc., so viel als
                              möglich zu entfernen, werden die Erze calcinirt, und zwar entweder, jedoch selten,
                              in Haufen an freier Luft, indem das Erz mit Kohlen gemengt und diese angezündet
                              werden, oder in eigenen Röstöfen. – Diese Oefen sind öfters einzelnstehend
                              und dann ist der innere Ofenraum meist oberhalb cylindrisch und hat 6 Fuß
                              Durchmesser und Höhe, der untere Theil hat die Form eines umgekehrten Kegels von 6
                              Fuß Durchmesser der Grundfläche und 4 Fuß Höhe. Häufiger dagegen sind eine Reihe von
                              Röstöfen zusammen gebaut und dann ist der obere Theil des inneren Raumes derselben
                              meist vierekig von 6 Fuß im Quadrat und 6 Fuß Höhe und statt des umgekehrten Kegels
                              bildet eine eingestürzte Pyramide den untern Theil des Ofens, an deren Spize sich
                              die Auszugsöffnung befindet. – Das Rösten selbst geschieht ganz auf dieselbe
                              Weise wie das Kalkbrennen mit Steinkohlen. Es werden nämlich die Erze und Kohlen in
                              einzelnen Gichten aufgegeben und von unten angezündet. – Man läßt den Ofen
                              nun entweder ausbrennen, oder es werden in dem Maaße als unten Kohlen verbrennen und
                              geröstetes Erz gezogen wird, von oben Erz und Kohlengichten nachgefüllt und so der
                              Ofen ununterbrochen in Brand erhalten.
                           
                           Durch das Rösten verlieren die Erze etwa 1/4 ihres Gewichtes und werden deßhalb
                              reichhaltiger; die Bestandtheile der Erze aus den hauptsächlichen Flözen nach dem Rösten sind in 100 Theilen:
                           
                              
                                 
                                 Eisen.
                                 Sauerstoff
                                 Kieselerde
                                 Thonerde.
                                 Kalk.
                                 Bittererde
                                 
                              
                                 Rothe Schicht
                                   42
                                     18
                                     27
                                     12
                                   1
                                       –
                                 
                              
                                 Flekige      –
                                   40
                                     17
                                     28,9
                                     11
                                   –
                                       3
                                 
                              
                                 Schwarze  –
                                   48
                                     20,6
                                     22
                                     84
                                   –
                                       1
                                 
                              
                                    dto. (black pin)
                                   41
                                     17,6
                                     30,4
                                     11
                                   –
                                       –
                                 
                              
                                 Graue Schicht
                                   36
                                     15,4
                                     31,2
                                     14,4
                                   2
                                       1
                                 
                              
                                 Braune    
                                    –
                                   28
                                     16,3
                                     24,4
                                     18,3
                                   1
                                       2
                                 
                              
                           Außer den in Süd-Wales vorkommenden Eisenerzen wird auch daselbst eine große
                              Menge des in Lancashire und Cumberland in ausgezeichneter Qualität vorkommenden
                              Hämatits (rother Glaskopf) verschmolzen; meistens wird er mit dem Sphärosiderit
                              gemengt, so daß die Möllerung etwa 50 Proc. Eisengehalt erhält.
                           Als Zuschlag beim Schmelzen im Hohofen wird nur Kalk verwendet, da die Erze die zur
                              Schlakenbildung nöthige Menge von Kieselsäure bereits enthalten; derselbe ist ein
                              jüngerer Uebergangskalk (Bergkalk), welcher zwischen dem Kohlensandstein und dem
                              alten, rothen Sandstein liegt; er ist dunkelgrau, von dichtem flachmuschligem
                              Bruche. Auf 3 Theile nicht calcinirtes, oder auf 2 1/4 Theile geröstetes Erz wird
                              gewöhnlich 1 Theil Kalk gerechnet. – Dieser bedeutende Kalkzuschlag ist nach
                              Dufrenoy und Elie de
                                 Beaumont
                              Annales des Mines, Serie I et II. schon seit langer Zeit durch die Erfahrung als das beste Verhältniß gefunden
                              worden. Später hat Berthier
                              Berthier in den Annales de
                                       Chimie et Physique. nachgewiesen, daß sich einige Schwefelmetalle durch alkalische Erden leicht
                              in der Hize mit Hülfe von Kohlen zerlegen. Im Hohofen geht ein Theil des Kalkes
                              durch den Quarz des Erzes in doppelt-kieselsauren Kalk über; der Ueberschuß
                              aber wirkt sonach zerlegend auf einen Theil des Schwefeleisens, welches sich immer
                              theils durch den Schwefel der Erze, vorzüglich aber den noch in den Kohks
                              befindlichen Schwefel in größerer oder kleinerer Menge bildet.
                           Der Ueberschuß an Kalk wirkt auch in dem Falle vortheilhaft, wenn die Erze etwas
                              phosphorsauren Kalk (Apatit) enthalten. Die Zerlegung desselben wird erschwert, obgleich die Bildung
                              von einem gewissen Theil Phosphor-Eisen nicht dadurch verhindert werden
                              kann.
                           In Bezug auf die Hohöfen ist man in Süd-Wales schon frühe durch die Erfahrung
                              auf den richtigen Grundsaz geleitet worden, daß durch eine angemessene Vergrößerung
                              der Hohöfen eine nicht unbedeutende Ersparniß an Brennmaterial erzielt werden könne.
                              Man findet deßhalb in dieser Gegend die größten Hohöfen der Welt. Ihre äußere Form
                              ist meist die einer abgestumpften vierseitigen Pyramide, seltener eines
                              abgestumpften Kegels. Die Dimensionen derselben sind indeß sehr verschieden; die
                              gewöhnlichen sind folgende:
                           
                              
                                 Aeußere Höhe
                                 45 bis
                                 55 Fuß
                                 
                              
                                 Höhe der Gicht über dem Boden des
                                    Gestelles
                                 40  –
                                 50   –
                                 
                              
                                 Durchmesser über der Rast
                                 14  –
                                 17   –
                                 
                              
                                 Durchmesser der Gicht
                                   6  –
                                   8   –
                                 
                              
                                 Höhe der Rast
                                   7  –
                                   8   –
                                 
                              
                                 Winkel der Rast mit der Horizontalen
                                 60  –
                                 65 Grad
                                 
                              
                                 Weite des Gestelles
                                   3  – 
                                   4 Fuß
                                 
                              
                                 Länge des Gestelles
                                   6  –
                                   8   –
                                 
                              
                                 Höhe des Gestelles
                                   5  –
                                   7   –
                                 
                              
                                 Weite des Gichtmantels
                                   6  –
                                   8   –
                                 
                              
                                 Höhe desselben
                                   8  –
                                 10   –
                                 
                              
                           Auf den Plymouthworks bei Merthyr-Tydfil befinden sich drei Hohöfen, welche
                              diese Dimensionen noch weit überschreiten; dieselben haben eine äußere Höhe von 62
                              Fuß, einen Durchmesser über der Rast von 19 Fuß und einen Durchmesser der Gicht von
                              10 Fuß.
                           Sämmtliche Hohöfen in Süd-Wales sind aus einem feinkörnigen Zohlensandstein
                              erbaut; der Kernschacht besteht aus feuerfesten Baksteinen, welche von so
                              vortrefflicher Beschaffenheit sind, daß sie oft mehrere Hohöfen-Campagnen
                              auszuhalten vermögen. Das Material hiezu findet sich gleichfalls in den Kohlengruben
                              und bildet da eine Lettschicht, welche die beiden obern bauwürdigen Flöze trennt,
                              und wegen ihrer Tauglichkeit zu Refractärsteinen fireclay genannt wird. Das Gestelle ist von einem gleichfalls sehr
                              feuerfesten Quarzconglomerat construirt. Am untern Theile der Oefen befinden sich
                              meist vier (seltener drei) Gewölbe, nämlich ein Arbeits- und zwei oder drei
                              Formgewölbe. Wegen der Vorzüglichkeit der zum Baue der Hohöfen verwendeten
                              Materialien dauert eine Campagne bis zu 5 Jahren, öfters noch länger, und am Ende
                              dieser Zeit wird mehrentheils nur das Gestelle erneuert, und der Kernschacht hält,
                              wie schon oben bemerkt
                              worden, während mehreren Campagnen. Bei der gebirgigen Beschaffenheit des Landes war
                              es fast in allen Fällen möglich, die Hohöfen mit einer Seite so gegen die
                              Bergabhänge, in welchen sich die Mundlöcher der Förderschächte für Erz und Kohlen
                              befinden, zu stellen, daß die Verkohkungspläze und Röstöfen noch oberhalb der Gicht
                              angebracht werden können. Es wird durch diese Anordnung der wesentliche Vortheil
                              erreicht, daß der Transport der gerösteten Erze und Kohks möglichst gering und ein
                              Heben derselben zur Gichtöffnung ganz vermieden wird, welches in andern Gegenden
                              Englands, namentlich in Staffordshire, nicht unbedeutende Kosten verursacht.
                              Außerdem wird das Wegbringen der Schlaken in die tiefer gelegenen Theile der Thäler
                              sehr erleichtert, was um so höher anzuschlagen ist, als überhaupt die Schlafen,
                              namentlich bei den bedeutenderen und schon seit längerer Zeit im Betriebe stehenden
                              Werken zu ungeheuren Massen angewachsen sind, deren Unterbringung mit jedem Tage
                              beschwerlicher wird.
                           Die Masse von Roheisen, welche wöchentlich aus den Hohöfen gewonnen wird, richtet
                              sich natürlich nach dessen Dimensionen und wechselt in Süd-Wales von 55 bis
                              100 Tonnen; die größte Zahl der dortigen Oefen gibt ein Quantum von 80 Tonnen per Woche. Die oben erwähnten großen Oefen der
                              Plymouthworks geben 120 Tonnen. Die nachstehende Tabelle gibt ein Verzeichniß
                              sämmtlicher gegenwärtig im Betriebe befindlicher Hohöfen in Süd-Wales sammt
                              deren wöchentlicher Ausbeute.
                           
                           
                              
                                 Nr.
                                       Namender
                                       Werke.
                                 
                                           
                                    Name  des  Eigenthuͤmers.
                                          Anzahl der
                                    Oefenim Gebrauch.     stillstehend.
                                    
                                    WoͤchentlicheAusbeute in Tonnen.
                                 
                              
                                   1  2
                                 Nant-y-GloBeaufort
                                 
                                    
                                    
                                 Jos.u. Crowsh
                                    Bailey       Dieselben
                                       
                                    7       7
                                       –      –
                                           640          730
                                 
                              
                                   3
                                 Brittish
                                 
                                 Brittish Iron Comp.
                                       
                                    1
                                       3
                                             80
                                 
                              
                                   4
                                 Cwm Celyn u. Blaina
                                 
                                 Cwm Celyn u. Blaina J. C.
                                       
                                    5
                                       1
                                           380
                                 
                              
                                   5
                                 Coolbrook Vale
                                 
                                 Coolbrook Vale J. C.
                                       
                                    4
                                       1
                                           220
                                 
                              
                                   6  7
                                 Ebbw ValeSirhowy
                                 
                                    
                                    
                                 Ebbw ValeIron Company
                                       
                                    3       4
                                       –      1
                                           270          380
                                 
                              
                                   8
                                 Pentwyn Will.
                                 
                                 Williams
                                       
                                    2
                                       1
                                           180
                                 
                              
                                   9
                                 Golynos
                                 
                                 Derselbe
                                       
                                    2
                                       –
                                           180
                                 
                              
                                 10
                                 Rhymney
                                 
                                 Rhymney J. Comp.
                                       
                                    8
                                       –
                                           610
                                 
                              
                                 11
                                 Trosnant
                                 
                                 C. H. Leigh.
                                       
                                    1
                                       2
                                           100
                                 
                              
                                 12
                                 Tredegar
                                 
                                 Thompson und Comp.
                                       
                                    7
                                       –
                                           510
                                 
                              
                                 13
                                 Blaenarvon
                                 
                                 Blaenarvon J. C.
                                       
                                    4
                                       1
                                           300
                                 
                              
                                 14
                                 Dowlais
                                 
                                 John Guest
                                      18
                                       –
                                         1500
                                 
                              
                                 15
                                 Cyfarthfa
                                 
                                 W. Crawshay
                                      10
                                       1
                                           730
                                 
                              
                                 16
                                 Hirwain
                                 
                                 Derselbe
                                       
                                    3
                                       1
                                           240
                                 
                              
                                 17
                                 Aberdare
                                 
                                 Thompson und Comp.
                                       
                                    5
                                       1
                                           300
                                 
                              
                                 18
                                 Penn-y-darran
                                 
                                 Dieselben
                                       
                                    6
                                       1
                                           520
                                 
                              
                                 19
                                 Plymouth
                                 
                                 B. und U. Hill.
                                       
                                    7
                                       1
                                           620
                                 
                              
                                 20
                                 Gadlys
                                 
                                 Wayne und Comp.
                                       
                                    1
                                       1
                                             60
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Summa
                                    105
                                     16
                                         8550
                                 
                              
                           Das aus den Hohöfen gewonnene Roheisen wird in sechs verschiedene Arten sortirt in
                              den Handel gebracht, die theils durch verschiedene Arten der Beschikung des Ofens,
                              der Windführung etc., theils aber auch unwillkürlich je nach dem Gang des Ofens
                              entstehen. Diese Arten sind:
                           1) Pig No. 1 manchmal auch Crude
                                 Iron oder Smooth found genannt, ist grobkörnig,
                              auf dem Bruche oft krystallinisch, blätterig, dunkelgrau, enthält den meisten
                              Kohlenstoff.
                           2) Pig No. 2 auch goodmelting
                                 Iron genannt, ist etwas feinkörniger, dichter und härter, etwas heller
                              grau, dient vorzüglich zum Gießen von Maschinentheilen, welche stark und dauerhaft
                              seyn müssen.
                           3) Pig No. 3 manchmal auch gray
                                 Iron genannt, ist noch feinkörniger, dichter und heller grau, wird besonders zu
                              Gußgegenständen benuzt, die einen starken Druk auszuhalten haben und der Abnuzung
                              sehr ausgesezt sind.
                           4) Gray pig heller Guß, ist feinkörnig und hellgrau; es
                              ist härter wie die vorigen und wird meist zur Schmiedeisenfabrication benuzt, aber
                              auch zum Guß von großen Gegenständen, welche einen Druk auszuhalten haben und etwas
                              Elasticität besizen müssen, z.B. Brükenbogen etc. etc.
                           5) Mottled Iron, halbirtes Roheisen, ist ziemlich
                              feinkörnig und scheint aus einer mechanischen Mischung von grauem Eisen und dem
                              nachfolgenden Weißeisen zu bestehen, deren einzelne Theile man mit bloßem Auge neben
                              einander erkennen kann. Es wird nur zur Schmiedeisenfabrication benuzt, da es zum
                              Guß zu dikflüssig und spröde ist.
                           6) White forge, Weißeisen, enthält von allen am wenigsten
                              Kohlenstoff. Der Bruch ist fast silberweiß, strahlig krystallinisch; es ist spröde
                              und sehr hart und wird nur zur Schmiedeisenfabrication verwendet.
                           Alle diese genannten Sorten gehen indeß ineinander über, so daß manchmal an einem und
                              demselben Stük Gußeisen mehrere derselben gefunden werden, und die Uebergänge nur
                              von einem geübten Auge entdekt werden können.
                           Die sich mit dem Eisen bildenden Schlaken werden, sobald sich eine hinlängliche Masse
                              erzeugt und im Gestelle angesammelt hat, in eigenen dazu construirten, ganz aus
                              Eisen bestehenden Wagen abgestochen; der Kasten derselben ist etwa 5 Fuß lang, 3 Fuß
                              breit und 2 1/2 Fuß hoch. Der Wagen wird unter die Abstichöffnung gebracht, die
                              flüssige Schlake in denselben gelassen und sodann auf einer Eisenbahn bis zu dem
                              Abladeplaz gebracht. Die unterwegs erstarrte Schlake wird dann durch Umkippen des
                              Kastens, welcher unter seinem Schwerpunkte aufgehängt ist, ausgeladen. Die erstarrte
                              Schlake bildet alsdann Körper von den oben angegebenen Abmessungen, verwittert indeß
                              bald und verliert ihre regelmäßige Gestalt. Der Gehalt der Schlaken an Eisen ist in
                              Süd-Wales sehr bedeutend, und nur der Ueberfluß an rohem Material ist der
                              Grund, warum hierauf nicht die gehörige Aufmerksamkeit von Seite der Fabrikanten
                              gewendet wird.
                           Die bei den Hohofen gebrauchten Gebläse-Maschinen sind fast durchgängig
                              doppelt wirkende Cylinder-Gebläse, die entweder durch Dampf- oder
                              durch Wasserkraft in Bewegung gesezt werden. Die Dimensionen dieser
                              Gebläse-Maschinen sind eben so durch ihre Größe bemerkenswerth wie die der
                              Hohöfen. Für die gewöhnlichen Oefen in Süd-Wales, welche etwa 80 Tonnen
                              Gußeisen die Woche ausgeben, sind je nach den Kohks etwa 4000–5000 Kubikfuß
                              Wind 
                              per Minute erforderlich. Die bei diesen Oefen gewöhnlich
                              angewendeten Gebläse haben meist einen Durchmesser von 8 Fuß und einen reinen Hub
                              von gleichfalls 8 Fuß und 13–16 Umdrehungen der Kurbel in der Minute. Die
                              ausgelassene Luftmenge ergibt sich daher, wenn man dieselbe nach der Erfahrung zu 96
                              Proc. der berechneten Lastmasse annimmt, auf 10800 Kubikfuß in der Minute bei 14
                              Umdrehungen. Die hiezu erforderlichen Dampfmaschinen sind meist
                              Niederdruk-Maschinen und haben etwa 80 Pferdekräfte, wonach 1 Pferdekraft
                              etwa 135 Kubikfuß Luft per Minute in den Ofen bläst und
                              zur Betreibung eines Hohofens der mittleren Größe etwa 28–30 Pferdekräfte
                              erforderlich sind.
                           Die Gebläse-Maschine, welche die oben bemerkten drei Hohöfen der Plymouthworks
                              versieht, werden durch eine Dampfmaschine von etwa 140 Pferdekräften getrieben. Der
                              Dampfcylinder hat 52 Zoll Durchmesser, der Blasecylinder 122 Zoll und 8 Fuß reinen
                              Hub; die Kurbel macht etwa 15 Umdrehungen in der Minute; die Windmenge beläuft sich
                              deßhalb auf circa 20000 Kubikf. per Minute, welche durch 9 Düsen in die drei Oefen geblasen werden, es
                              kommen daher auf jeden etwa 6666 Kubikf. Luft.
                           Im Durchschnitt kann man annehmen, daß der Dampfcylinder die Hälfte des Durchmessers
                              des Blasecylinders oder der Kolben 1/4 der Oberfläche des Kolbens im Blasecylinder
                              hat. Die Pressung des Windes beträgt bei den älteren Maschinen meist 1 1/2–1
                              3/4 Pfd. auf den Quadratzoll, bei den neueren dagegen 2–2 172 Pfd., an
                              einigen Oefen zu Dowlais werden fast 3 Pfd. auf den Quadratzoll angewendet. Zu
                              Windregulatoren dienen meist größere Reservoirs in Kugelform von Kesselblech
                              zusammengenietet, oder auch wie z.B. auf den Rhymney-Werken sehr weite
                              Windleitungen aus gußeisernen Röhren von 3–4 Fuß Durchmesser gebildet. Die
                              Düsenöffnung beträgt meist 3–3 3/4 Zoll; bei besserer Qualität und feineren
                              Eisensorten ist sie etwas geringer.
                           Um mittelst dieser Hohöfen und Gebläse 1 Tonne Gußeisen zu erhalten, sind etwa 2
                              1/2–2 Tonnen Kohlen, 3 Tonnen nicht calcinirtes Erz und 1 Tonne Kalk
                              erforderlich. Die dabei consumirte Windmenge ergibt sich aus nachstehender
                              Betrachtung. Die oben angeführten 3 Oefen der Plymouth-Werke erhalten in
                              jeder Minute etwa 20000 Kubikfuß Luft oder in der Woche 201600000 Kubikfuß. In der
                              Woche werden aber aus jedem 120 Tonnen Guß, zusammen 360 Tonnen gewonnen, es
                              verlangt also jede Tonne Guß etwa 560000 Kubikfuß atmosphärische Luft. Die auf einen
                              so kleinen Flächenraum zusammengedrängten Hohöfen von Süd-Wales nehmen also,
                              wenn man die zuvor angegebene wöchentliche Gesammtausbeute von 8550 Tonnen zu Grunde legt,
                              in jeder Woche etwa 4788 Millionen Kubikfuß gesunde Luft weg, und liefern dafür
                              Kohlenoxydgas und Kohlensäure, welche zum Athmen untauglich sind; rechnet man noch
                              die große Menge der dazu gehörigen Feinfeuer-, Puddlings- und
                              Schweißöfen, so wie die mannichfaltigen und zahlreichen sonstigen industriellen
                              Etablissements hinzu, welche gleichfalls Kohlen verbrauchen, so ist kaum abzusehen,
                              wie dadurch kein größerer Nachtheil für den Gesundheitszustand der Bewohner jener
                              Thäler entsteht, über welchen der Rauch und Qualm oft für längere Zeit so dicht
                              lagert, daß kaum das Tageslicht hindurch zu dringen vermag.
                           Die nächste Operation, welche mit dem zur Schmiedeisengewinnung bestimmten Roheisen
                              vorgenommen wird, ist die Durchshmelzung eines Theiles desselben in dem
                              Feineisenfeuer. Diese Feinfeuer bestehen aus einer feuerfesten Sohle von
                              Refractärsteinen, auf welchen in der Mitte ein Gestelle von etwa 3 Fuß im Quadrat
                              und 2 1/2 Fuß Tiefe befindlich ist. Die Wände des Gestelles sind aus gußeisernen
                              Platten, ähnlich den Zaken der deutschen Frischfeuer, zusammengesezt und sind hohl,
                              damit sie, eben so wie die Formen der Windleitungen, durch einen Strom kalten
                              Wassers gegen das Schmelzen geschüzt sind. In der Formwand sind die Formen
                              angebracht und zwar 2 bis 4 neben einander. Die sogenannten doppelten Feinfeuer
                              haben eine größere Grundfläche und 2 Formwände einander gegenüber, die Formen stehen
                              unter einen Winkel von 26–28 Graden. An einem Ende des Gestelles befindet
                              sich eine Oeffnung zum Abstechen der Schlaken und des Feineisens, welches in einen
                              10–20 Fuß langen, 2–3 Fuß breiten und 2 1/2–3 Zoll tiefen
                              Graben läuft, welcher im Sande gezogen ist und in welchem das Metall mit Wasser
                              übergossen wird, um es abzukühlen, wonach es alsdann in Stüke von 1–2
                              Quadratfuß Oberfläche zerschlagen wird. An den Eken der Feuer stehen 4–5 Fuß
                              hohe gußeiserne Säulen, welche den 16–18 Fuß hohen Kamin stüzen; überhaupt
                              zeigen die Feinfeuer in Süd-Wales keinen bemerkenswerthen Unterschied der
                              Construction, in Vergleich mit denen anderer Orte in England, Belgien, Deutschland
                              etc. Der jedesmalige Proceß des Durchschmelzens der aufgegebenen Roheisenmasse, die
                              25–30 Centner beträgt, dauert etwa 2–3 Stunden. Bei gut geführter
                              Arbeit sind zu 1 Tonne Feineisen 22 1/4–22 1/2 Centner guter grauer Guß
                              erforderlich, also 2 1/4–2 1/2 Centner Verlust, der jedoch bei weniger guter
                              Arbeit und Material bis auf 3 und 3 1/2 Cntr. per Tonne
                              steigt. – Der größte Theil geht indeß in die Schlake über, welche im Hohofen
                              wieder mit verschmolzen und zu gute gemacht wird, da derselbe 50–75 Procent
                              Eisenoxydul enthält. An
                              Kohks werden etwa 12 Cntr. für die Tonne Feineisen verbraucht und in der Minute etwa
                              400 Kubikf. Wind angewendet. – Ein doppeltes Feuer liefert 60–70
                              Tonnen Feineisen in der Woche. – In dem Feinfeuer werden die verschiedenen
                              oben angeführten Roheisensorten gemischt je nach dem Fabricat, welches erzielt
                              werden soll. Für die beste Eisenqualität zu Ankerketten etc. wird nur Roheisen Nr. 3
                              angewendet; geringere Sorten werden aus Hellguß, halbirtem und Weißeisen gemischt;
                              für Nägel und kleines Eisen werden 1/2 Roheisen Nr. 3 und 1/2 weißes oder halbirtes
                              Eisen genommen; für größere Stüke, namentlich für Eisenbahnschienen, wird 1/3
                              Roheisen Nr. 3 und 2/3 weiß oder halbirtes Eisen verwendet. Weißeisen allein wird
                              nicht raffinirt, da es zu schwerflüssig und das gewonnene Product von zu schlechter
                              Beschaffenheit ist.
                           Eben so wie die Feinfeuer sind auch die Puddlingsöfen und der Proceß des Puddelns
                              wenig von denen an andern Orten verschieden. Der Heizraum dieser Oefen hat
                              3–4 1/2 Fuß Länge und 2 1/2–3 1/2 Fuß Breite. Der Schmelzraum ist etwa
                              6 Fuß lang und ist dem Arbeitsloch gegenüber etwa 4 Fuß breit, sonst etwas schmäler
                              und verschmälert sich namentlich gegen den Fuchs hin; der Kamin hat 14–16
                              Zoll Weite und 40–45 Fuß Höhe und ist oben mit dem Dämpfer versehen. Die
                              Sohle besteht öfters aus feuerfesten Baksteinen, häufiger aber aus einem Stük
                              Gußeisen, welches in der Mitte etwas vertieft und mit einer Schicht gepochter
                              Schlake bedekt ist. Die Ladung eines solchen Ofens beträgt etwa 4 Cntr. Guß-
                              und Feineisen in verschiedener Mischung und Qualität je nach dem Producte, welches
                              erzielt werden soll. Bei gut geführter Arbeit findet ein Verlust von etwa 8–9
                              Proc. des eingetragenen Eisens statt. Der Kohlenverbrauch ist gleichfalls nach der
                              Geschiklichkeit des Arbeiters verschieden; gewöhnlich wird ein dem zu verarbeitenden
                              Roheisen gleiches Gewicht an Kohlen verwendet, und öfters noch etwas Kalk im
                              Schmelzraum zugeschlagen. Wenn viel graues Roheisen im Puddlingsofen verwendet wird,
                              so wird in manchen Werken noch Frischschlake vom Puddeln (neutrales kieselsaures
                              Eisenoxydul) zugesezt, welche vor dem eigentlichen Puddlingsproceß einen Theil des
                              Roheisens in Weiß- oder Feineisen verwandelt; es findet dann aber ein
                              größerer Verlust, der bis zu 30 und 35 Proc. steigt, statt.
                           Nachdem die Luppe gebildet ist, wird dieselbe entweder mittelst schweren Stirnhämmern
                              oder durch die Zängwalzen gezängt. Diese Walzen sind sehr stark, gewöhnlich 5 Fuß
                              zwischen den Lagern lang und 18 Zoll dik; das Paar wiegt über 90 Cntr.; sie erhalten
                              etwa 50–60 Umdrehungen in der Minute. Mittelst dieser Walzen werden die
                              Luppen in Barren von etwa 4 Zoll Breite und 3/4–1 Zoll Dike ausgerekt. Das Product wird
                              Puddle bars oder Iron
                                 No. 1 genannt; es enthält noch viel Schlake und die Oberfläche ist rissig und
                              schuppig.
                           Es wird sodann in Stüke von etwa 2–3 Fuß Länge mittelst großer Scheren
                              zerschnitten und mehrere dieser Stüke in Pakete zusammengepakt und in dem
                              Schweißofen bis zum Weißglühen erhizt und sodann wieder durch Walzen, die etwas
                              schwächer sind und 80–100 Umdrehungen per Minute
                              machen, zu Barren von den obigen Dimensionen ausgewalzt; der Verlust bei dieser
                              Operation ist je nach der Stärke des Eisens 8–12 Proc. und der
                              Kohlenverbrauch etwa 6 Pfd. per Centner; das Product
                              enthält immer noch Schlaken und heißt Mill Bars oder Iron No. 2. Es wird sodann, um Stabeisen etc. zu
                              erhalten, nochmals zerschnitten, in Pakete verpakt, geschweißt und zur verlangten
                              Form ausgewalzt, wonach es Bar Iron oder Iron No. 3 genannt wird; für die Sorten von geringerer
                              Dimension machen die Walzen etwa 150 Umdrehungen. Für gröbere Sorten Stabeisen,
                              namentlich für Eisenbahnschienen, wird fast durchgängig Nr. 1 und 2 in den Paketen
                              gemischt; das Mischungsverhältniß richtet sich nach der Güte des Fabricats, welches
                              erzeugt werden soll. Was überhaupt die Güte des in den verschiedenen oben genannten
                              Werken erzeugten Eisens betrifft, so sollte man wohl voraussezen, daß dieselbe bei
                              den ganz ähnlichen Verhältnissen, unter welchen diese Werke arbeiten, ziemlich
                              gleich ausfallen sollte. Es ist dieß indeß nicht der Fall, und es liegt der Grund
                              hievon hauptsächlich in der größeren oder geringeren Sorgfalt, mit welcher die
                              vorstehend beschriebenen Operationen ausgeführt und in der Mischung der Eisensorten,
                              welche zur Erzielung der verschiedenen Producte verwendet werden.
                           Namentlich in Bezug auf die Fabrication von Eisenbahnschienen habe ich vielfach zu
                              bemerken Gelegenheit gehabt, daß diejenigen Werke, welche größeren
                              Actiengesellschaften angehören, meist mittelmäßige oder schlechte Waare liefern,
                              während die Werke von wenigen oder einzelnen Besizern meistens Schienen von großer
                              Vollkommenheit fertigen.
                           Vorzügliche Schienen liefern:
                           R. und A. Hill, J. und C. Bailey, die Ebbw Vale CompanyDie Ebbw Vale Werke haben bis zum Februar 1844 HHrn. Harford Davies und Comp. angehört., John Guest etc., die schlechtesten Fabricate
                              waren von der Brittish Iron Comp. und der Rhymney Iron Comp., welches leztere Werk überhaupt in vieler
                              Beziehung nicht zu den reellsten gehören dürfte.
                           Aus den oben angeführten Verhältnissen wird es erklärlich seyn, wie es den Werken
                              dieser Gegend möglich ist, zu so geringen Preisen, wie dieß in den lezt verflossenen
                              Jahren der Fall war, zu arbeiten.Die enormen Eisenpreise, welche im gegenwärtigen Augenblik notirt werden,
                                    sind nur Folge von Spekulationen, großen, meist noch zu erwartenden
                                    Bestellungen und Uebereinkunft der größeren Hüttenbesizer. – Es findet sich hier ein seltenes Zusammentreffen von allen
                              günstigen Umständen; hiezu ist besonders zu zählen: die Lage unfern der See, die
                              Verbindung aller Werke mit den Häfen durch Canäle und Eisenbahnen, der Ueberfluß und
                              die leichte Gewinnung der Kohle und des Eisenerzes, des Kalkes zum Zuschlag, des
                              Materials für die Erbauung der Oefen etc., welche sämmtlich mit in den Kohlengruben
                              gewonnen werden. Mit diesen Erleichterungen der Production und des Absazes steht
                              dann auch, wie natürlich, die Masse derselben im Verhältniß, welche in den lezten
                              Jahren zu einer erstaunlichen Höhe angewachsen ist.
                           Die nachstehenden Tabellen enthalten die Eisenmassen, welche in jedem einzelnen Werke
                              in den Jahren von 1829 bis 1843 einschließlich erzeugt wurden, und sind von den
                              Compagnien der Canäle und Eisenbahnen mitgetheilt, auf welchen das Eisen nach den
                              Häfen von Newport und Cardiff transportirt wirdSiehe Mining Journ. 1844.; eben so sind darin die in dieser Zeit dahin gebrachten Massen von Kohlen
                              angegeben.
                           
                           I. Verzeichniß
                              
                           der Eisenmasse, welche in den Jahren 1829 bis 1843 auf dem
                              Monmouthshire-Canal und den Bahnen nach dem Hafen von Newport gebracht
                              wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 97, S. 122
                              Namen der Werke; Zusammen in
                                 Tonnen; British Iron Comp; J. und C. Bailey; Blaenarvon Jr. C.; Beaufort J. C.;
                                 Bute Works; Cmm. Celyn und Blaina; Clydach Jr. C.; Cool Brookvale J. C.; Ebbw
                                 Vale und Sirhowy; Hunt Brothers und Comp.; Pentwyn und Golynos J. C.; Pontypool
                                 J. C.; Rhymney Jr. C.; Rhudry J. C.; Tredegar J. C.; Varteg J. C.;
                                 Pont-y-mister J. C.; Monmouthshire J. C.
                              
                           
                           II. Verzeichniß
                              
                           der Eisenmasse, welche in den Jahren 1829 bis 1843 auf dem
                              Glamorganshire-Canal und der Taff-Vale Bahn nach dem Hafen von Cardiff
                              gebracht wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 97, S. 123
                              Namen der Werke; Zusammen in
                                 Tonnen; Aberdare Iron Comp; R. Blakemore und Comp.; Brown. Stenox und Comp.;
                                 Bute Iron Works; W. Crawshay; Dowlais Jr. Comp.; Gradlys Jr. Comp.; R. und A.
                                 Hill; Penydarran Jr. Comp.; Taff-Vale Jr. Comp.
                              
                           
                           III. Verzeichniß
                              
                           der nach Newport gebrachten Kohlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 97, S. 124
                              Zusammen in Tonnen
                              
                           IV. Verzeichniß
                              
                           der nach Cardiff gebrachten Kohlen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 97, S. 124
                              Zusammen in Tonnen