| Titel: | Verfahrungsarten den Kautschuk mit verschiedenen Substanzen zu verbinden, um mittelst dieser Compositionen Leder, Tuch und andere Fabricate wasserdicht zu machen, worauf sich Thomas Hancock in Goswellmews, Grafschaft Middlesex, am 21. Novbr. 1843 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XXXVII., S. 146 | 
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                        XXXVII.
                        Verfahrungsarten den Kautschuk mit verschiedenen Substanzen zu verbinden, um mittelst dieser Compositionen Leder, Tuch und
                           andere Fabricate wasserdicht zu machen, worauf sich Thomas Hancock in Goswellmews, Grafschaft Middlesex, am 21. Novbr. 1843 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of Arts, April 1845, S. 178.
                        Hancock's Verfahrungsarten..
                        
                     
                        
                           Der erste Theil dieser Erfindung hat zum Zwek, die klebrige Adhärenz des Kautschuks aufzuheben oder zu vermindern, was auf
                              folgende Weise geschieht: – 10 Pfd. Kautschuk werden mittelst Hindurchlassens durch eiserne Walzen in ein rohes gleichförmiges
                              Blatt verwandelt; unter fortdauerndem Walzen siebt man dann allmählich 20 Pfd. gepulverte kieselsaure Bittererde (Talk, englischen
                              Seifenstein) auf den Kautschuk, bis sich das Ganze gut einverleibt hat; endlich wird die Masse mittelst der bereits bekannten
                              Apparate zu gleichförmiger Consistenz verarbeitet.
                           Soll das Product in Blätter geschnitten werden, so geschieht dieß mittelst Formen; wenn man aber große Blätter braucht, so
                              bringt man es durch Walzen auf die erforderliche Dike. Soll das Gemisch auf Tuch oder eine bereits auf demselben angebrachte
                              Kautschukschicht ausgebreitet werden, so muß man es mittelst Steinöhl auf die Teigconsistenz bringen und mit der bekannten
                              Maschine auftragen. Um sehr dünne Blätter zu erhalten, breitet man das Gemisch auf Tuch aus, welches vorher mit Leim oder
                              Kleister gesättigt worden ist und löst es nachher ab, wie ich in meinem früheren Patent vom 23. Januar 1838 (polytechn. Journal
                              Bd. LXX S. 118) angab. Die Oberfläche der Mischung kann man mit verschiedenen Mustern bedruken; auch kann man dem Artikel
                              ein mattes Ansehen ertheilen, indem man Wollentuch oder einen andern Zeug, welcher vorher gesteift wurde, aus die mit der
                              Mischung überzogene Seite des Tuchs legt und sie zwischen Walzen hindurchläßt; das gesteifte Tuch wird dann abgelöst. Für
                              wohlfeilere Artikel kann man den Talk zum Theil durch getroknete und fein gesiebte Walkererde ersezen.
                           Alle oben erwähnten Verbindungen sind von einer lichtbraunen Farbe; man kann aber andere Farben erzielen, indem man mit dem
                              Talk ein geeignetes Pigment vermengt; zum Aufdruken von Mustern vermischt man die Farbe mit einer dünnen Kautschukauflösung.
                              Wo eine dunkle Farbe nicht schadet, kann man den Talk durch Asphalt ersezen; derselbe wird in trokenem Zustande in Pulver
                              verwandelt und gerade so wie der Talk angewandt; man nimmt 6 bis 7 Pfd. Asphalt auf 8 Pfd. Kautschuk. Man kann aber auch den Asphalt
                              in Steinöhl auflösen und diese Auflösung anstatt bloßen Steinöhls benuzen, um den Kautschuk aufzuweichen und ihm die für die
                              Ausbreitmaschine (Auftragmaschine) geeignete Consistenz zu ertheilen. In verdünntem Zustande läßt sich diese Mischung mit
                              einer Bürste auftragen, um Zeuge wasserdicht zu machen.
                           Der zweite Theil dieser Erfindung hat zum Zwek das Steif‐ oder Hartwerden des Kautschuks in der Kälte, so wie das Erweichen
                              desselben durch Wärme, Fett, Oehl etc. zu verhüten; dieß wird dadurch erzielt, daß man den Kautschuk innig mit Schwefel verbindet und diese Composition auf unten angegebene Weise behandelt. Am besten verfährt man auf folgende Weise um den Kautschuk
                              mit Schwefel zu vereinigen. Nachdem der Kautschuk zu Blättern gewalzt oder in beliebige Formen geschnitten worden ist, taucht
                              man ihn in geschmolzenen Schwefel, welcher in einem eisernen Gefäß auf einer Temperatur von 93 bis 97° R. erhalten wird; man
                              läßt den Kautschuk darin, bis ihn der Schwefel vollkommen durchdrungen hat, wovon man sich dadurch überzeugt, daß man ihn
                              mit einem nassen Messer durchschneidet; die Farbe des Kautschuks muß durchaus gelblich werden. Nachdem man den Schwefel, welcher
                              der Oberfläche anhängt, abgeschabt hat, wird man finden, daß der Kautschuk 1/10 bis ⅙ seines Gewichts Schwefel aufgenommen hat.
                           Die Composition von Kautschuk und Schwefel kann auch auf oben angegebene Weise mit Talk etc. verbunden werden; durch diesen
                              Zusaz verliert aber der Kautschuk an Elasticität.
                           Der auf angegebene Weise mit Schwefel verbundene Kautschuk ist noch so auflöslich wie zuvor und hat noch nicht die beabsichtigte
                              Veränderung erlitten, nämlich den Temperatur‐Veränderungen und den verschiedenen Auflösungsmitteln widerstehen zu können.
                              Ist bloßer Kautschuk zu behandeln, so wird diese Veränderung bewirkt, wenn man ihn auf angegebene Weise in geschmolzenen Schwefel
                              taucht, dann die Temperatur auf 119 bis 150° R. steigert und den Kautschuk je nach seiner Dike mehr oder weniger lang eingetaucht
                              läßt; ist z. B. das Kautschukblatt 1/16 Zoll dik, so findet die Veränderung statt, wenn es bei 141 bis 150° R. fünfzehn Minuten lang im Schwefel eingetaucht bleibt.
                              Beinahe dasselbe Resultat erhält man, wenn man den Schwefel nur auf 123 bis 128° R. erhizt und den Kautschuk eine oder zwei
                              Stunden lang eingetaucht läßt; sezt man die Operation aber länger fort, so wird der Kautschuk dunkler von Farbe und verliert
                              seine Elasticität; zulezt wird er fast schwarz und hornartig.
                           
                           Obige Behandlung erhöht nicht nur die Elasticität des verarbeiteten Kautschuks,
                              sondern sezt ihn auch in Stand, der Einwirkung von Hize, Fett und Oehl, so wie auch
                              der Kälte und der verschiedenen Auflösungsmittel bedeutend zu widerstehen. Wenn die
                              Composition von Kautschuk und Schwefel auf Tuch ausgebreitet ist oder auf einem
                              anderen Artikel, welcher die erforderliche Temperatur auszuhalten vermag, so passirt
                              man diese Artikel über Platten oder Walzen, welche stark genug erhizt sind, um die
                              Veränderung zu bewirken; in anderen Fällen, z.B. für die Einfassungen der Kleider,
                              bewerkstelligt man die Veränderung mittelst Bügeleisen.
                           Um verschiedene Artikel auf den nöthigen Temperaturgrad zu erhizen, kann man auch
                              einen geschlossenen Raum benuzen, welcher gehörig erhizt ist. Besteht der Artikel
                              z.B. aus Wollenzeug oder Tuch, welches auf einer Seite mit einer dünnen Schicht von
                              geschwefeltem Kautschuk überzogen ist, so reicht es hin, wenn man es anderthalb oder
                              zwei Minuten lang in dem auf 118 bis 120° R. geheizten Raum läßt; für eine
                              dikere Schicht ist eine längere Zeit erforderlich. Sollen zwei Tuchfalten vereinigt
                              werden, so muß man die Zeit und Temperatur nach der Dike der Gewebe und der
                              dazwischen befindlichen Schicht geschwefelten Kautschuks reguliren; muß eine größere
                              Anzahl von Tuchfalten mit einander verbunden werden und man vermuthet, daß wegen der
                              Dike des Tuchs oder der Anzahl der Falten die Hize das Ganze nicht leicht
                              durchdringen wird, so vereinigt man zuerst zwei Tuchfalten und passirt sie durch den
                              Trokenofen, bis die Veränderung bewirkt ist, fügt dann eine andere Falte hinzu,
                              passirt wieder durch den Ofen und so fort, bis die verlangte Anzahl von Falten mit
                              einander verbunden ist.
                           Man kann die Veränderung auch auf die Art bewirken, daß man die Artikel in Wasser
                              oder Dampf bringt, welche unter Druk auf den erforderlichen Temperaturgrad erhizt
                              werden.
                           Wenn man zugleich mit dem Schwefel dem Kautschuk ein wenig gekochtes Leinöhl, Stearin
                              oder Wallrath einverleibt, erhält die Oberfläche der Mischung eine angenehme Glätte.
                              Benuzt man den geschwefelten Kautschuk zum Tränken von Tuch und anderen Zeugen, oder
                              zum Ueberziehen unebener Oberflächen, so verdünnt man ihn mit einem Auflösungsmittel
                              zur gehörigen Consistenz und trägt ihn mit einer Bürste auf, worauf man die Artikel
                              der Einwirkung der Hize aussezt. Man kann auch den Schwefel, nachdem der Kautschuk
                              die Veränderung erlitten hat, mehr oder weniger wieder ausziehen; unter den
                              bekannten Auflösungsmitteln desselben ist eine Auflösung von schwefelsaurem Natron
                              in Wasser, von 75° R. Temperatur, hiezu das geeignetste.