| Titel: | Verfahren die arsenikhaltige Schwefelsäure während ihrer Fabrication zu reinigen; von A. Dupasquier. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. LXXII., S. 278 | 
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                        LXXII.
                        Verfahren die arsenikhaltige
                           Schwefelsaͤure waͤhrend ihrer Fabrication zu reinigen; von A. Dupasquier.
                        Aus dem Technologiste, Mai 1845, S.
                              342.
                        Dupasquier's Verfahren die arsenikhaltige Schwefelsäure zu
                           reinigen.
                        
                     
                        
                           Arsenikhaltige Schwefelsäure wird hauptsächlich in solchen
                              Schwefelsäure-Fabriken erzeugt, welche das schwefligsaure Gas durch Rösten
                              von Schwefel- und Kupferkies gewinnen, mit welchen häufig Schwefelarsenik
                              vorkommt. Bedenkt man nun, welche bedeutende Massen arsenikhaltiger Schwefelsäure
                              täglich zur Bereitung von Salpetersäure, Salzsäure, Phosphor, Glaubersalz,
                              künstlicher Soda, schwefelsaurem Queksilber und mittelbar also der
                              Queksilber-Chloride, zum Scheiden des Silbers, zur Fabrication von
                              Stearinsäure-Kerzen, Aether, Stärkezuker, zum Reinigen der Oehle etc.
                              angewandt wird, so muß es sehr wünschenswerth erscheinen, ein technisches, d.h. ein wenig kostspieliges
                              und leicht ausführbares Verfahren zu besizen, um die arsenikhaltige Schwefelsäure
                              schon während ihrer Fabrication zu reinigen.
                           Der Arsenik ist in der Schwefelsäure immer als Arseniksäure vorhanden, welche
                              offenbar durch die Einwirkung der Salpetersäure und salpetrigen Säure auf die
                              arsenige Säure entsteht, die sich zugleich mit der schwefligen Säure beim Verbrennen
                              der Schwefelkiese bildet. Der Gehalt einer Schwefelsäure an Arsenik ist natürlich
                              nach dem Arsenikgehalt der angewandten Schwefelkiese oder des Rohschwefels
                              verschieden.
                           Als ich von einer großen Anzahl Schwefelsäure-Proben aus derselben Fabrik den
                              Arsenikgehalt bestimmte, fand ich durchschnittlich im Kilogramm
                           
                              
                                 Säure von 50 bis 54°
                                    Baumé
                                 beiläufig 1 Gramm Arseniksäure;
                                 
                              
                                 Säure von 60° Baumé
                                 1,35 Gr. bis 1,4 Gramm.
                                 
                              
                           Ich habe zum Reinigen der arsenikhaltigen Schwefelsäure im Großen drei Mittel
                              versucht: 1) Salzsäure, 2) Schwefelwasserstoff und 3) Schwefelalkalien. Nur leztere
                              lieferten mir vollkommen genügende ResultateSchwefelwasserstoffgas, wenn es lange genug durch verdünnte Schwefelsäure
                                    geleitet wird, verwandelt die darin enthaltene Arseniksäure vollständig in
                                    unauflöslichen Schwefelarsenik.A. d. R. und unter ihnen verdient das Schwefelbaryum unzweifelhaft den Vorzug.
                           Das Schwefelbaryum ist erstens sehr leicht zu bereiten durch Glühen von
                              schwefelsaurem Baryt (Schwerspath) mit Kohle. (In Frankreich kosten 50 Kilogr.
                              bereits gepulverter Schwerspath nur 5 bis 6 Fr.) Alsdann gewährt das Schwefelbaryum
                              im Vergleich mit den andern Schwefelalkalien den großen Vortheil, daß bei seiner
                              Anwendung nichts Fremdartiges in der Schwefelsäure zurükbleibt. Es verwandelt sich
                              nämlich in Berührung mit der Schwefelsäure in schwefelsauren Baryt, welcher sich
                              vollständig niederschlägt, da er in einer nicht ganz concentrirten Schwefelsäure
                              vollkommen unauflöslich ist. Man braucht sich daher nicht zu scheuen, der
                              Schwefelsäure Schwefelbaryum in Ueberschuß zuzusezen, weil es sogleich und
                              vollständig als schwefelsaurer Baryt gefällt wird, während bei Anwendung von
                              Schwefelkalium, Schwefelnatrium oder Schwefelcalcium, nothwendig um so mehr
                              schwefelsaures Kali, Natron oder Kalk in der Schwefelsäure zurükbleiben würde, je
                              mehr Schwefelalkali man ihr zugesezt hätte.
                           
                           Verfahren. – Man verwendet dabei die
                              arsenikhaltige Schwefelsäure, wenn sie aus den Bleikammern kommt, wo sie 50 bis
                              55° an Baumé's Aräometer zeigt; wenn sie concentrirter ist, läßt sich
                              der Arsenik nicht so leicht daraus abscheiden. Sie wird in große bleierne Behälter
                              gebracht und wenn sie kalt ist, mittelst Wasserdampf auf 72 bis 80° R.
                              erwärmt, weil bei dieser Temperatur das Schwefelbaryum schneller wirkt. Uebrigens
                              würde die arsenikhaltige Schwefelsäure auch ohne diese Vorsichtsmaaßregel rein
                              werden, weil man warten muß, bis sich der Schwefelarsenik und schwefelsaure Baryt
                              abgesezt haben und eine längere Zeit die erhöhte Temperatur zur vollständigen
                              Zersezung der Arseniksäure ersezen kann.
                           Jedenfalls muß man aber mit einem brennenden Licht das Schwefelwasserstoffgas
                              anzünden, welches sich in dem Augenblik, wo das Schwefelbaryum mit der Schwefelsäure
                              vermischt wird, in Menge entwikelt.
                           Man sollte krystallisirtes Schwefelbaryum anwenden, und nicht eine Auflösung
                              desselben, weil jenes nicht so schnell zersezt wird, folglich weniger
                              Schwefelwasserstoff verloren geht und auch weniger Schwefelbaryum zur vollständigen
                              Fällung des Arseniks erforderlich ist. Uebrigens ist es sehr leicht, das
                              Schwefelbaryum krystallisirt zu erhalten.
                           Die Menge des anzuwendenden Schwefelbaryums hängt natürlich von dem Arsenikgehalt der
                              Schwefelsäure ab; denselben muß man also durch einige Versuche ausmitteln, ehe man
                              im Großen arbeitet. Nach meiner Erfahrung reichen zwei bis höchstens drei Kilogramme
                              Schwefelbaryum hin, um 1000 Kilogr. arsenikhaltige Schwefelsäure vollkommen zu
                              reinigen.
                           Man braucht die Schwefelsäure keineswegs zu filtriren, um den schwefelsauren Baryt
                              und Schwefelarsenik davon abzusondern; es genügt, sie nach der Operation beiläufig
                              24 Stunden lang ruhig stehen zu lassen und sodann mittelst eines Hebers zu
                              decantiren.
                           Das beschriebene Verfahren wird bereits im Großen in einer Phosphorfabrik angewandt,
                              wo man stets 600 Kilogr. Schwefelsäure auf Einmal darnach behandelt.