| Titel: | Ueber den krystallinischen Bruch des Schmiedeisens und dessen Ursachen; von Aug. Malberg. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. XCII., S. 344 | 
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                        XCII.
                        Ueber den krystallinischen Bruch des
                           Schmiedeisens und dessen Ursachen; von Aug. Malberg.
                        Im Auszug aus den Verhandlungen des Vereins zur
                                 Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1845, 2te
                              Lieferung.
                        Malberg, über den krystallinischen Bruch des Schmiedeisens und
                           dessen Ursachen.
                        
                     
                        
                           Das bekannte Unglük auf der Versailler Eisenbahn, welches durch einen Achsenbruch der
                              Locomotive entstand, gab zur näheren Untersuchung der Qualität des Eisens, aus
                              welchem die Achse verfertigt war, Veranlassung. Die Bruchfläche zeigte große
                              Krystalle, und da die Achse schon lange Zeit in Gebrauch gewesen war, so schloß man,
                              daß das krystallinische Gefüge erst während des Gebrauchs durch die auf die Achse
                              stattgefundenen Einwirkungen entstanden sey. Die von der französischen Regierung zur
                              Untersuchung beauftragte Commission sprach sich dahin aus daß, wenn gleich die
                              Achsen aus einem zähen, sehnigen Eisen fabricirt würden, doch die tägliche Rotation
                              in Verbindung mit den Schienen einen elektrischen oder magnetischen Einfluß rege
                              machte, welcher im Innern des Eisens rüksichtlich seiner Festigkeit und Zähigkeit
                              eine so nachtheilige Veränderung hervorbrächte, daß dasselbe durchaus unsicher und
                              für den Gebrauch untauglich würde. Später theilte Hr. Charles Hood (polytechnisches Journal Bd. LXXXVI S. 96) einen Aufsaz mit
                              „über einige eigenthümliche Veränderungen in der Structur des Eisens,
                                 welche von den verschiedenen Processen bei seiner Fabrication unabhängig sind,
                                 und erst nach derselben eintreten.“ Hierin behauptet derselbe, daß
                              die Hauptursachen, welche das krystallinische Gefüge in dem anfangs faserigen
                              Schmiedeisen hervorbrächten, Stoß, Wärme und Magnetismus seyen, fügt aber hinzu, daß
                              es zweifelhaft sey, ob eine dieser Kräfte für sich allein diese Wirkung
                              hervorbringe, vielmehr Grund vorhanden sey anzunehmen, daß sie in der Regel bei der
                              Bewirtung dieser Erscheinung alle in einem gewissen Grade betheiligt seyen.
                           Die ursprüngliche Textur des Stabeisens ist körnig und zakig. Erst durch das
                              Schmieden oder Walzen wird in demselben die sehnige Textur erzeugt, indem hiebei die
                              Krystalle ausgebreitet und in die Länge gedehnt werden. Lezteres ist insbesondere
                              beim Walzen der Fall; beim Schmieden zeigt sich nicht selten, besonders in größern
                              Stüken, daß die innern Theile noch körnig sind, während die äußern, je mehr sie sich
                              der Oberfläche nähern, eine mehr oder weniger sehnige Textur angenommen haben.
                              Dieser Unterschied in der Textur rührt daher, daß die Hammerschläge, eben wegen der
                              starken Dimensionen, nicht bis in das Innere haben einwirken können. Die Eigenschaft des Eisens, aus dem
                              körnigen mehr oder weniger in den sehnigen Zustand überzugehen, hängt mit von der
                              ursprünglichen Qualität des Eisens ab; einige Eisensorten besizen sie mehr, andere
                              weniger. Bei Beurtheilung der Textur aus dem frischen Bruch muß man indessen auf die
                              Art und Weise, wie und durch welche Mittel er hervorgebracht ist, nothwendig
                              Rüksicht nehmen.
                           Ein Bruch, der durch Belastung in der Längenrichtung, nach welcher der Stab
                              ausgewalzt oder ausgeschmiedet ist, erzeugt wird, ist bei einer guten Eisenqualität
                              zakig; die Fasern laufen in feine Spizen aus, und zwar dieses mehr bei gewalztem,
                              als bei geschmiedetem Eisen. Er hat, je nachdem man das Licht darauf fallen und in
                              das Auge reflectiren läßt, ein anderes Ansehen. Er erscheint entweder aschgrau oder
                              mattsilberweiß, und nüancirt zwischen beiden Farben. Will man hieraus auf die Güte
                              des Eisens schließen, so muß man den Stab nach allen Richtungen drehen, das Licht
                              von allen Seiten auf den Bruch fallen und ins Auge reflectiren lassen. Wenn unter
                              allen Umständen der Bruch aschgrau erscheint, die Faser kurz und wenig zakig ist, so
                              kann man auf eine niedere Qualität schließen. Indessen hat man doch noch dabei zu
                              berüksichtigen, ob das Zerreißen durch eine plözliche Belastung (Stoß), oder durch
                              eine successive Zunahme derselben entstanden ist. Im erstern Falle erscheint das
                              Eisen leicht grauer, mehr krystallinisch, kurzfaserig, die Lehnen nicht in feine
                              Spizen auslaufend, im leztern bei einer gewissen Reflexion des Lichtes
                              mattsilberweiß, sehnig.
                           Wird Eisen in der auf die Richtung des Auswalzens senkrechten Richtung zerrissen
                              (jedoch so, daß immer noch die absolute Festigkeit in Anspruch genommen wird), so
                              ist dessen Bruch immer sehr kurz und die absolute Festigkeit geringer.Nach Navier's Versuchen ist dieselbe um 10 Procent
                                    geringer bei Kesselblechen. Der Bruch hat eben, weil er die einzelnen Lagen, durch deren
                              Zusammenschweißen der Stab gebildet ist, zeigt, ein schieferartiges Aussehen,
                              erscheint im reflectirten lichte weiß, im darauffallenden Lichte grauer. Nicht
                              selten zeigen sich Spuren von feinem, stahlartigem Korn. – Stüke, welche in
                              allen Richtungen widerstehen sollen, z.B. Kesselbleche, läßt man daher nicht allein
                              in der Richtung der Breite und Länge, sondern auch in der der Diagonale durch die
                              Walzen gehen. – Auch die relative Festigkeit ist in der auf das Auswalzen
                              rechtwinkeligen Richtung geringer. Stute, zu deren Zerbrechen man in der Richtung
                              des Walzens 8 bis 10 oder 12 Schläge gebraucht, brechen schon bei dem 3ten, 4ten
                              oder 5ten Schlage. Diese Erscheinung ist für die Krummzapfen der Locomotivachsen von
                              Wichtigkeit, welche aus dem vollen Eisen ausgehauen werden.
                           Ein Bruch, der durch Schläge oder Belastung in transversaler Richtung (relative
                              Festigkeit) durch Ueberschlagen des Stabes über die Amboßkante erzeugt wird, ist
                              immer weißer als ein solcher, der durch Belastung in der Längenrichtung (absolute
                              Festigkeit) erzeugt wird, wovon der Grund in der verschiedenen Beschaffenheit der
                              das Licht reflectirenden Flächen liegt. Er ist in der Regel nicht so sehnig, als
                              beim Zerreißen in der Längenrichtung (ausgenommen beim Ramaßeisen). Sind die
                              einzelnen Lagen, aus denen der Stab gebildet wurde, nicht gut geschweißt, so lösen
                              sich dieselben von einander ab und bilden mehr oder weniger glatte Flächen. Sind die
                              einzelnen Lagen vor dem Zusammenschweißen nicht gut gereinigt, so zeigen sich
                              schwarze Punkte auf denselben, Kohle oder Schmuz, der ebenfalls den innigen
                              Zusammenhang der einzelnen Lagen hindert. (Will man sich von der Vollkommenheit der
                              Schweißung der einzelnen Lagen überzeugen, so breite man den Stab bei einer die
                              Schweißhize nicht erreichenden Temperatur zu dünnem Blech aus. Zeigen sich hiebei
                              keine Beulen oder Schiefer, so war die Schweißung gut.) – Beim Ueberschlagen
                              kann man den Bruch mehr oder weniger ändern, je nachdem man mit leichtern oder
                              schwerern Hämmern mehr oder weniger kräftige Schläge darauf führt, je nachdem man
                              kürzere oder längere Stüke abschlägt, je nachdem man die Bruchlinie mit stärkern
                              oder schwächern Hieben des Schrotmeißels vorzeichnet. Ein Umschlagen eines längern
                              Stükes mit kleinen Hämmern in einer und derselben Richtung hat immer den am meisten
                              sehnigen Bruch zur Folge, ein Umschlagen mit schweren Hämmern einen entweder
                              kurzfaserigen oder krystallinisch körnigen. Etwas krystallinisch wird der Bruch
                              immer auf der untern Seite, mit welcher der Stab auf dem Amboß aufliegt. Wenn
                              nämlich die obern Fasern zerreißen sollen, so müssen sich die untern gleichzeitig
                              verkürzen, und eben diese untern gestauchten Fasern zeigen selten ein sehniges,
                              sondern immer ein feinkörniges, stahlartiges Gefüge. Dieses tritt in größerem
                              Umfange hervor, wenn man den Stab behufs des Zerbrechens hin und her biegt, wie ich
                              dieß schon früher bemerkte. Ich habe die angedeuteten Proben häufig wiederholt, und
                              diese stimmen auch mit den Beobachtungen, welche auf der Rheinischen EisenbahnDer Bericht darüber ist in wenigen Exemplaren als Handschrift gedrukt. Die
                                    Mittheilung desselben verdanke ich den HHrn. Bahningenieur Leopold und
                                    Maschinenmeister Pellenz, welche die Versuche anstellten. beim Zerbrechen der Waggonachsen durch einen Fallkloz von 1190 Pfd. bei
                              Fallhöhen von 16 bis 36
                              Fuß und durch kleine Hämmer gemacht worden sind, im Wesentlichen überein.
                           Von den Versuchen auf der Rheinischen Eisenbahn erwähne ich namentlich zwei, welche
                              die obige Behauptung bestätigen.
                           Eine zerbrochene geschmiedete Erdwagenachse zerbrach unter dem Fallkloz von 1190 Pfd.
                              Gewicht bei einer Fallhöhe von 10 Fuß; Bruchfläche ziemlich grob und krystallinisch.
                              – Sie wurde mit kleinen Hämmern überschlagen, zerbrach nach einigen Schlägen;
                              grauer Bruch, nach der Außenseite hin feinkörnig, wie Roheisenbruch, in der Mitte
                              grau krystallinisch.
                           Eine gewalzte Achse, welche unter dem plözlichen Zerbrechen des Fallwerks
                              krystallinisch war, zeigte sich beim Umschlagen durch kleine Hämmer meistens ganz
                              zähe und nervig.
                           Vergleicht man das Aussehen des Bruchs des geschmiedeten und gewalzten Eisens
                              miteinander, so zeigt das leztere fast immer mehr Nerv, als ersteres. Das
                              geschmiedete ist immer ungleichförmiger als das gewalzte, es zeigt nicht selten auf
                              einer und derselben Bruchfläche alle Abstufungen von fein stahlartigem bis grob
                              krystallinischem Gefüge, vermischt mit sehniger Textur. Auch finden sich in dem
                              erstern in der Regel häufiger offene Schweißfügen (besonders in starken Stüken), als
                              im leztern. Alles dieses hat darin seinen Grund, daß sich das Walzen in kürzerer
                              Zeit vollziehen und sorgsamer überwachen läßt, als das Schmieden. Beim Schmieden
                              kann eine einzige zu hohe Steigerung der Temperatur das Eisen verderben, eben so wie
                              ein Hämmern bei niedriger Temperatur Sprödigkeit darin erzeugen kann, die sich zwar
                              wieder wegschaffen läßt, aber häufig vom Schmied nicht gehörig berüksichtigt
                              wird.
                           In dem gewalzten Stabeisen kommen häufig krystallinische Theile vor, welche die
                              Stellen, wo sie sich befinden, spröder machen; auch findet man nicht selten unter
                              mehreren aus demselben Roheisen fabricirten Stäben einzelne, die gegen die andern
                              rüksichtlich der sehnigen Textur zurükstehen. Um darüber nun ins Reine zu kommen,
                              wie im gewalzten Stabeisen durch die Methode seiner Fabrication ein krystallinisches
                              Korn hervorgebracht werden kann, habe ich eine Reihe von Versuchen angestellt, die
                              ich hier mittheilen will.Diese und die größte Zahl der übrigen in dieser Abhandlung erwähnten
                                    Versuche, welche mit nicht geringem Kostenaufwands verbunden waren, stellte
                                    ich auf den Eisenwerken des Hrn. E. Hoesch in Düren bei der Gelegenheit an, als ich dort die
                                    Schmiedeisenarbeiten für die bei Mühlheim über die Ruhr auf Staatskosten
                                    erbaute Kettenbrüke ausführen ließ, und muß dessen Gefälligkeit und
                                    Bereitwilligkeit dabei dankend erwähnen. Es ist zu bedauern, daß dieser
                                    umsichtige Fabrikant nicht auch bei der vorigjährigen
                                    Gewerbe-Ausstellung Proben seiner vorzüglichen Fabrikate
                                    vorführte.
                              
                           
                           Es ist allgemein anerkannt daß, wenn das zu verpuddelnde Roheisen zu kurze Zeit im
                              Puddlingsofen bleibt, wenn es ferner dabei nicht gut durcheinander gearbeitet wird,
                              so daß nicht alle Theilchen gehörig durch die Frischschlake getrennt werden und mit
                              der darüber wegstreichenden Flamme in Berührung kommen, ein unreines Puddlingseisen
                              erhalten wird, welches theils nicht vollständig gefrischte Roheisentheilchen, theils
                              fremde Stoffe, als Kiesel, Arsen, Schwefel, Phosphor und dergl. enthält. Dieses gibt
                              sich indessen durch den ungleichförmigen, grauen, kurzen oder grobkrystallinischen
                              Bruch leicht zu erkennen. Auch ist es eine bekannte Sache daß, wenn man nach dem
                              Puddeln und Auspressen der Balls unter dem Hammer zu schwache Schweißhizen gibt,
                              noch ein Antheil Kohle und mechanisch beigemengte Schlake im Eisen bleibt (besonders
                              wenn durch das nachfolgende Walzen keine hinreichend starke Compression erzeugt
                              wird), daß dann das Eisen leicht faulbrüchig wird. Indessen kann auch bei zu starker
                              Hize das Eisen seine ursprünglich körnige Textur behalten, wenn es nach derselben
                              nicht einer gehörigen Bearbeitung unterworfen wird, wie dieß aus dem Folgenden sich
                              ergeben wird.
                           Es wurden zwei Puddelöfen jeder mit einem Saze desselben Roheisens besezt, nachdem
                              sie bereits mehrere Tage im Gange und gleichförmig durchgewärmt waren. Das Roheisen
                              wurde in beiden Oefen gleichförmig durcheinander gearbeitet, der Puddlingsproceß in
                              beiden Oefen gleich sorgfältig geleitet, die Balls aus dem einen Ofen jedoch gleich
                              nach eingetretener Frischung herausgenommen, unter dem Hammer auf Vierkant
                              geschmiedet und zu Bramen von 6 Zoll Breite und 3/4 Zoll Dike in einem
                              siebenspurigen Walzenpaar ausgewalzt. Ich beobachtete hiebei, daß unter dem Hammer
                              und den Walzen eine große Menge Schlake ausgepreßt wurde, das Schweißen aber auf
                              eine sehr leichte Weise vor sich ging. In dem andern Ofen wurden die Balls etwa 20
                              Minuten länger liegen gelassen, und dann eben so unter dem Hammer und in den Walzen
                              behandelt. Bei lezterer Behandlung zeigte sich, daß weniger Schlake in den Balls
                              vorhanden war, daß aber auch eben deßhalb Ausschmieden und Auswalzen bei dieser
                              trokeneren Beschaffenheit der Balls schwieriger von Statten ging, indem sich unter
                              dem Hammer Eisentheilchen ablösten und die aus den Walzen kommenden Bramen eine mehr
                              schiefrige Oberfläche und starke Kantenrisse zeigten. Die Untersuchung auf den Bruch
                              ergab aber fast gleiche Eisenqualitäten. Der Bruch war schön fasrig, silbergrau und
                              zeigte hin und wieder eingesprengte Krystalle. Eine Trennung der verschiedenen
                              Bramen erschien bei den nachfolgenden Versuchen nicht nothwendig und dieselben
                              wurden unter einander verwandt. – Ich muß hiebei noch auf die nach dem ersten
                              Auswalzen sich häufig
                              vorfindenden Krystalle in dem Eisen zurükkommen. Wenn nämlich diese sehr fein und
                              hell sind, so sind sie gutartiger Natur, sie verschwinden bei wiederholtem Auswalzen
                              und das Eisen bekommt einen schönen Zug. Dieß weiß man auf den Walzwerken recht gut
                              und sondert solche Bramen bei den Proben, welche in der Regel zur Controle der
                              Arbeit des Puddlers mit allen und jeden vorgenommen werden, nicht aus. Ich habe mich
                              hievon ebenfalls durch einen directen Versuch überzeugt, und ein feinkörniges Stük
                              aus der ersten Bearbeitung ausschmieden lassen, welches nach dem Ausschmieden eine
                              schöne sehnige Textur bekam.
                           Hiedurch wird die bekannte Thatsache bestätigt, daß das längere Verweilen der Balls
                              im Puddlingsofen niemals einen schädlichen Einfluß auf die Qualität des zu
                              erzeugenden Eisens ausübt. Es entsteht jedoch dadurch ein Eisenverlust im Ofen durch
                              Abbrand und ein Verlust durch Abbrökeln unter dem Hammer. Man kann sogar durch eine
                              länger dauernde Hize im Puddelofen aus schlechterem Roheisen eine bessere Qualität
                              Stabeisen gewinnen. Hierauf gründet sich der Vorschlag, mit offener Klappe eine
                              länger dauernde Hize zu geben, eine Methode, die allerdings aus schlechterm
                              Rohmaterial bessern Stoff liefert, aber zum größten Theil wieder verlassen worden
                              ist, weil der erzielte Stoff dennoch durch den Abbrand, Kohlenverbrauch und
                              Zeitverlust theurer wird, als wenn man von vornherein eine bessere Qualität Roheisen
                              verwendet.
                           Um zu beurtheilen, inwiefern bei den nachfolgenden Operationen des Anwärmens im
                              Schweißofen, des Auf-vierkant-Schmiedens und demnächstigen Auswalzens
                              eine Aenderung des Eisens eintreten könne, wurden folgende Versuche angestellt.
                           Nachdem sämmtliche ausgewalzte Bramen auf den Bruch probirt, und nach gehöriger
                              Aussortirung daraus Pakete von 8 Lagen und 20 Zoll Länge geformt waren, wurden diese
                              in den Schweißofen gebracht, unter einen 12000 Pfd. schweren Hammer auf Vierkant
                              geschmiedet, wieder in den Schweißofen gelegt, und dann unter der Plattenwalze auf
                              3/4 Zoll Stärke ausgewalzt.
                           Paket Nr. I wurde im Schweißofen nicht überhizt und ausgeschmiedet;
                           Paket Nr. II deßgleichen;
                           Paket Nr. III sehr stark überhizt und ausgeschmiedet;
                           Paket Nr. IV nicht so stark überhizt und ausgeschmiedet.
                           Vor dem Auswalzen wurde nun ferner:
                           Nr. I wieder stark überhizt;
                           Nr. II in gewöhnlicher Schweißhize gehalten;
                           
                           Nr. III stärker als Nr. I überhizt, so daß die obere Lage fast zur Hälfte weggebrannt
                              war;
                           Nr. IV in gewöhnlicher Schweißhize gehalten.
                           Die Untersuchung auf den Bruch nach dem Auswalzen ergab für
                           Nr. I in gehöriger Schweißhize vor dem Ausschmieden gehalten und überhizt vor dem
                              Auswalzen, einen guten Zug, einen hellen Bruch; an einer Stelle einige ganz feine
                              Krystalle, die aber schon keine ekige, sondern eine mehr längliche Form hatten.
                           Nr. II sowohl vor dem Ausschmieden, als vor dem Auswalzen in gehöriger Schweißhize
                              gehalten, den besten Zug, einen hellen Bruch, aber doch einige kleine Krystalle.
                           Nr. III sowohl vor dem Ausschmieden, als vor dem Auswalzen sehr stark überhizt.
                              Derjenige Theil des Stabes, welcher durch die Ueberhizung am meisten abgebrannt war
                              und dieß schon im äußern Ansehen durch eine schiefrige Oberfläche, brökelige Kanten
                              zeigte, hatte ein ganz krystallinisches feinkörniges Gefüge. Ein anderer Theil, der
                              etwas ferner davon genommen wurde, war nur zur Hälfte krystallinisch, zur Hälfte
                              kurzfaserig. Ein dritter Theil vom Ende genommen, hatte ein kurzfaseriges Gefüge mit
                              eingesprengten kleinen Krystallen.
                           Nr. IV vor dem Ausschmieden etwas überhizt, vor dem Auswalzen aber in gehöriger
                              Temperatur gehalten, ein durchaus sehniges Gefüge mit unbedeutenden Krystallen, fast
                              Nr. II gleich.
                           Der körnigste Theil von Nr. III wurde fast bei Schweißhize mit kleinen Hämmern weiter
                              ausgeschmiedet. Die krystallinische Textur war verschwunden und in eine kurzfaserige
                              übergegangen. Der etwas weniger körnige Theil von Nr. III wurde eben so behandelt
                              und zeigte nachher eine schöne, sehnige Textur, vortrefflichen Zug mit heller
                              Farbe.
                           Aus diesen Versuchen folgt nun daß, mit Bezug auf
                           Nr. II ein sehniges Eisen ohne Krystalle erzeugt wird, wenn zwar vollständige
                              Schweißhize angewendet, aber diese nicht übertrieben wird;
                           Nr. III, daß das Eisen körnig wird, wenn die Hize im Schweißofen zu stark
                              gewesen;
                           Nr. IV das Eisen, wenn es vor dem Ausschmieden auch überhizt wird, seine gute sehnige
                              Textur behält, wenn es vor dem folgenden Auswalzen keine Ueberhizung im Schweißofen
                              erleidet;
                           Nr. I das Eisen mehr körnig wird, wenn es vor dem lezten Auswalzen, als wenn es vor
                              dem Schmieden überhizt wird; endlich daß es überhaupt auf die
                                 lezte Behandlung hauptsächlich ankommt, daß bei dieser das Eisen am leichtesten
                                 verdorben wird, daß bei dieser aber ein bei einer vorherigen Procedur zu warm behandeltes
                                 und dadurch körnig gewordenes Eisen wieder in sehniges umgewandelt werden zu
                                 können scheint. Für lezteres spricht außerdem noch der Versuch mit dem
                              Ausschmieden des körnigen Eisens Nr. III.
                           Man benuzt selbst in der Praxis die Eigenschaft des Schmiedeisens, in großer Hize
                              körnig zu werden, zu seinem Vortheil. Man hat nämlich die Erfahrung gemacht, daß das
                              feinkörnige Eisen sich sehr leicht und scharf ausspizen läßt, ohne zu spalten, daß
                              es sich, ohne zu reißen, in schmalen Stüken gut lochen läßt.Für die Güte des Eisens ist eine sichere Probe, dasselbe warm zu lochen, und
                                    zwar so, daß die Richtung, nach welcher das Stük ausgewalzt, mit der Breite
                                    desselben parallel läuft. Entstehen bei dieser Procedur keine Risse, so kann
                                    man sich von einer guten Qualität versichert halten. Auf den Grund dieses wird alles Nageleisen von 3 bis 4 Linien im Quadrat
                              sehr warm geschnitten. Die daraus fabricirten Nägel werden recht spiz, nicht
                              gespalten, und bekommen durch das Ausschmieden Härte und Zähigkeit in einem solchen
                              Grade vereint, wie es gerade wünschenswerth ist.
                           Um über die Wirkung des Walzens gegen das Schmieden in Bezug auf das Korn des Eisens
                              einen Aufschluß zu bekommen, habe ich noch folgenden Versuch gemacht. Nachdem das
                              Eisen im Puddlingsofen gut bearbeitet war, wurden daraus Kolben von 6 Zoll im
                              Quadrat geschmiedet, zwei derselben wurden aufeinander gelegt, in den Schweißofen
                              gebracht und nach gehöriger Erhizung unter dem 12000 Pfd. schweren Hammer auf 6 Zoll
                              im Quadrat aus geschmiedet. Diese Stüke kamen dann noch einmal in den Schweißofen
                              und wurden dann auf Maaß ausgewalzt. – Bei Untersuchung auf den Bruch des so
                              fabricirten Eisens ergab sich gegen das nach dem vorhin angegebenen Verfahren
                              erzeugte stets weniger Zug, ein mehr körniger Bruch, der bisweilen durch den ganzen
                              Querschnitt hindurchging. Das Korn war indessen nicht grob, sondern fein und
                              gutartiger Natur, so daß es bei einer ferneren Bearbeitung verschwunden wäre, wie
                              ich mich durch späteres Ausschmieden davon überzeugt habe. Bisweilen konnte man im
                              Stabe deutlich die verschiedene Textur der beiden Stüke, aus denen er
                              zusammengeschweißt war, erkennen, indem die eine Lage faserig, die andere körnig
                              war. Hieraus geht schon der Vorzug der erstern Methode gegen die leztere hervor,
                              nicht zu gedenken eines andern Vortheils, daß man von den Stäben gleich nach dem
                              ersten Auswalzen Probe nehmen und diejenigen niederer Qualität aussortiren kann,
                              während man nach der leztern Methode erst nach Beendigung der ganzen Fabrication, wo
                              nichts mehr zu ändern ist, Aufschluß über das Resultat derselben bekommt. Man sollte daher alle Stüke,
                              bei denen es auf ein recht sehniges Gefüge ankommt, mehr durch Walzen, als durch
                              Schmieden bearbeiten, da durch ersteres, indem einestheils ein stärkerer Druk
                              ausgeübt werden kann, anderntheils die Verlängerung des Korns hauptsächlich in der
                              Längenrichtung geschieht, stets eine mehr sehnige Textur erreicht wird.
                           In Bezug auf die Widerstandsfähigkeit des sehnigen gegen das körnige Schmiedeisen,
                              jedoch nur mit Rüksicht auf die beiden obigen Fabricationsmethoden, habe ich
                              gefunden, daß sowohl die absolute als die relative Festigkeit und Elasticitätsgränze
                              des körnigen geringer ist als die des sehnigen. Das körnige zeigte eine absolute
                              Festigkeit von im Mittel 50 bis 51000 Pfd. auf den Quadratzoll, das sehnige von 53
                              bis 54000 Pfd. auf den Quadratzoll, beide jedoch in Stäben von 6 Zoll Breite und 3/4
                              Zoll Dike. In Bezug auf die relative Festigkeit verhielt sich das körnige viel
                              geringer als das sehnige. Beim Ueberbrechen über den Amboß waren, wenn bei sehnigem
                              18 bis 20 Schläge nothwendig waren, bei dem körnigen 10 bis 12, wohl auch 15 unter
                              denselben Umständen erforderlich. Die Elasticitätsgränze des sehnigen fand sich im
                              Durchschnitt bei 24 bis 25000 Pfd. auf den Quadratzoll und stieg bis 27500 Pfd.; die
                              des körnigen fand sich bei 22000 Pfd. auf den Quadratzoll. Die Zunahme der
                              permanenten Ausdehnungen, nach Ueberschreitung der Elasticitätsgränze, war bei dem
                              sehnigen nicht allein geringer, sondern auch regelmäßiger in Bezug auf die
                              Belastung. Ich muß hiebei noch bemerken, daß der Hizegrad, bei welchem das Eisen
                              ausgewalzt wird, insbesondere aber der Hizegrad, bei welchem es durch die zwei oder
                              drei lezten Spuren der Walzen geht, von Einfluß auf die Elasticitätsgränze ist. Bei
                              Rothwärme würde man die Elasticitätsgränze für das sehnige Eisen leicht bis an 30000
                              Pfd. auf den Quadratzoll steigern können.
                           Es ist hier der Ort, etwas über den Unterschied des gewalzten und geschmiedeten
                              Eisens einzuschieben. Die hier folgenden Daten sind dem Berichte über die Versuche
                              mit Achsen auf der Rheinischen Eisenbahn entnommen:
                           1) Unter 8 probirten, schon im Gebrauch gewesenen Achsen, von denen 6 aus
                              geschmiedetem, 3 aus gewalztem Eisen waren, brachen durch einen Fallkloz von 1190
                              Pfd. bei einer Fallhöhe von 16 Fuß, indem man die Achse auf zwei Unterlagen legte,
                              und den Fallkloz auf die Mitte fallen ließ, von den 6 erstem 4 Stük und 2 bogen
                              sich, während die drei gewalzten, ohne eine Beschädigung zu erleiden, die Probe
                              bestanden.
                           2) 6 Stük Achsen, davon 5 geschmiedet und 1 gewalzt. Bei der Probe brachen von den 5
                              geschmiedeten 3 Stük und 2 bogen sich.  Dagegen hatte die eine gewalzte Achse einen dreimaligen
                              Schlag des Fallklozes sogar in entgegengesezten Richtungen ausgehalten, ohne nur den
                              geringsten Fehler zu zeigen.
                           Hieraus ist zu schließen, daß die Achsen aus gewalztem Eisen eine innigere Verbindung
                              der einzelnen Theile erhalten, und mehr zähe als die geschmiedeten sind, daß dagegen
                              diese mehr Steisigkeit im Allgemeinen annehmen. Für lezteres sprechen die stärkern
                              Durchbiegungen, welche die gewalzten Achsen unter dem Fallwerk annahmen. Für die
                              einzelnen Achsen betrugen nämlich die Durchbiegungen
                           
                              
                                 3 1/4'' Durchmesser,
                                 geschmiedet,
                                 bog sich
                                   6''      
                                    durch
                                 
                              
                                 3
                                    1/2''      –
                                     –
                                  –    
                                    –
                                   7''        
                                    –
                                 
                              
                                 3
                                    7/8''      –
                                 gewalzt
                                  –    
                                    –
                                   8 1/2''   –
                                 
                              
                                 3
                                    1/8''      –
                                     –
                                  –    
                                    –
                                   7''        
                                    –
                                 
                              
                                 3''            –
                                     –
                                  –    
                                    –
                                 12''        
                                    –
                                 
                              
                                 3
                                    1/8''      –
                                     –
                                  –    
                                    –
                                   9''        
                                    –
                                 
                              
                           Da die Achsen von verschiedenem Durchmesser waren, so übersieht man das Verhältniß
                              der Durchbiegungen der einzelnen Achsen zu einander bei dieser Angabe nicht genau.
                              Wenn nun zwar die Abhängigkeit der Größe der Durchbiegung (wenn diese nämlich die
                              Elasticitätsgränze überschreitet) von dem Durchmesser bei derselben Belastung nicht
                              genau bekannt ist, so wird man doch nicht weit von der Wahrheit abweichen, wenn man
                              die Größe der Durchbiegung dem QuadrateDie Größe der Durchbiegung ist, wenn diese innerhalb der Elasticitätsgränze
                                    liegt, dem Cubus des Durchmessers indirect proportional. Durchbiegungen,
                                    welche über die Elasticitätsgränze hinweggehen, nähern sich schon dem
                                    Zerbrechen und dürften deßhalb, wie hier geschehen, nach dem Geseze für das
                                    Zerbrechen. wonach sie den Quadraten der Durchmesser indirect proportional
                                    sind, zu beurtheilen seyn. Die permanenten Durchbiegungen vor dem Zerbrechen
                                    beobachten, eben so wie die permanenten Ausdehnungen vor dem Zerreißen, kein
                                    bestimmtes Gesez. des Durchmessers indirect proportional annimmt. Ich gebe daher nach dieser
                              Angabe die Uebersicht, wie folgt (wenn man nämlich eine Achse von 3'' Durchmesser
                              als Norm annimmt):
                           
                              
                                 Mittel  
                                    8,₂₈₅₄''
                                 
                                    
                                    
                                 3 1/4''3 1/2''
                                 Durchmesser,        –
                                 geschmiedet,        –
                                 auf 3''   –
                                 reducirt    –
                                 7,₀₄₁₃''9,₅₂₇₈''
                                 
                              
                                 Mittel
                                    10,₈₈₅₆''
                                 
                                    
                                    
                                 3 7/8''3 1/8''3''3 1/8
                                         –        –        –        –
                                     gewalzt        –        –        –
                                    –  
                                    –   –   –
                                     –    –    –    –
                                 14,₁₈₁₄''  7,₅₉₅₃''12''  9,₇₆₅₇''
                                 
                              
                           3) Beim Zerbrechen durch den Fallkloz zeigten die geschmiedeten, sowohl die
                              gebrauchten als nicht gebrauchten Achsen, im Durchschnitt einen mehr krystallinischen
                              Bruch als die gewalzten, und sehr häufig im Innern offene Schweißfugen.
                           4) Die Beobachtung, daß das Eisen beim Zerbrechen unter dem Fallwerke ein anderes
                              Aussehen auf dem frischen Bruch habe, als beim Ueberbrechen durch kleine Hämmer, ist
                              schon früher erwähnt. Das gewalzte Eisen widersteht aber sehr lange den Schlägen und
                              zeigt einen fadenartigen Bruch, während das geschmiedete ein feinkörniges, zum Theil
                              stahlartiges Ansehen hat, und auch eher als das gewalzte bricht.
                           Ich gehe nun zur Untersuchung über, wie das bei der ursprünglichen Fabrication
                              erzeugte sehnige Gefüge durch die nachherige Bearbeitung wieder zerstört werden
                              kann. Bereits früher habe ich bemerkt, daß eine starke Schweißhize das sehnige
                              Schmiedeisen wieder krystallinisch-körnig mache. Man kann den Vorgang am
                              deutlichsten übersehen, wenn man zwei Stüke aneinander schweißt. Ich habe den
                              nachstehend beschriebenen Versuch mehrmals wiederholt und stets die nächstdem
                              angegebene Beobachtung gemacht. Zwei Stäbe von 6 Zoll Breite und 3/4 Zoll Stärke
                              wurden auf den Bruch untersucht und von gleichartiger sehniger Structur befunden.
                              Die Enden wurden bei starker Nochwärme gestaucht, daß sie eine Dike von etwa 3/4
                              Zoll bekamen; demnach wurde auf beide eine starke
                              Schweißhize gemacht und dieselben unter Handhämmern zusammengeschweißt. Nachdem sie
                              bis zur völligen allmählichen Erkaltung ruhen gelassen, wurden die Schweißstellen
                              über der Amboßeke überschlagen. Die Schweißung hatte vollständig stattgefunden und
                              in der Schweißstelle selbst hatte das Eisen eine faserige Textur. Als die Stäbe 2
                              Zoll weiter übergehauen wurden, war das Gefüge durchaus kristallinisch, jedoch
                              besonders auf den Kanten. 3 Zoll weiter von dieser Stelle war das Eisen schon
                              weniger krystallinisch, 6 Zoll weiter war die unveränderte Eisenfaser des Stabes
                              vorhanden. Bei andern Eisenstäben, die ich überhauen ließ, zeigte sich jedoch die
                              Eisenfaser schon näher an der Schweißstelle, etwa 4 bis 5 Zoll davon, wieder
                              unverändert (wahrscheinlich weil die Stäbe auf kürzere Längen erhizt worden waren).
                              Hieraus ist zu schließen: daß eine starke Schweißhize
                              allerdings das Eisen krystallinisch macht, daß aber beim Zusammenschweißen zweier
                              Stäbe die Schweißstelle selbst ihr krystallinisches Gefüge nicht in dem Maaße wie
                              die daneben befindlichen behält, was seinen Grund darin hat, daß das krystallinische
                              Korn durch die Hammerschläge wieder platt gedrükt und faserig gemacht wird. Ob die
                              Hammerschläge selbst, welche in der Regel nur auf die Schweißstelle fallen, nicht
                              noch das Krystallisiren an den neben der Schweißstelle liegenden Punkten befördern
                              mögen, wage ich nicht zu entscheiden. Zieht man indessen Erscheinungen, die bei dem
                              Krystallisiren flüssiger Körper vorkommen, in Betracht, z.B. daß die Eisbildung bei
                              ruhigem Wasser 5–8° C. unter Null noch nicht beginnt, aber eintritt
                              sobald die kleinste Erschütterung dazukommt, so scheinen auch die Erschütterungen
                              durch die Hammerschläge auf das stark erhizte Eisen, welches sich in eben diesem
                              Zustande dem Schmelzpunkte nähert, nicht ganz ohne Einfluß zu seyn. Die Beantwortung
                              dieser Frage ist jedoch für den vorliegenden Fall nicht wesentlich, und es muß für
                              ausgemacht angesehen werden, daß starke Weißglühhize das sehnige Schmiedeisen
                              krystallinisch macht. Auch ohne gleichzeitig eine Schweißung vorzunehmen, habe ich
                              mich davon durch mehrfache Versuche überzeugt. Bei dem angegebenen Versuche könnte
                              vielleicht noch die Einwendung gemacht werden, als ob das Stauchen die
                              krystallinische Textur hervorgebracht habe. Ich habe indessen rothwarm bis
                              dunkelorangerothwarm gestauchte Stäbe übergehauen und gefunden, daß in der
                              gestauchten Stelle die Eisenfaser, wenn auch ein wenig gekürzt, doch nicht merklich,
                              in den der gestauchten Stelle zunächst liegenden Punkten aber durchaus nicht
                              geändert war. Anders verhält es sich jedoch mit dem in starker Hize gestauchten
                              Eisen; es tritt hier dasselbe ein, und zwar in noch stärkerem Grade, was bei einem
                              bloß erhizten Stabe der Fall ist.
                           Was nun die Widerstandsfähigkeit der durch die Weißglühhize körnig gewordenen Theile
                              betrifft, so scheint sie sich nach meinen darüber angestellten Versuchen eben so zu
                              verhalten, wie die derjenigen Eisensorten, die bei der ersten Behandlung körnig
                              geblieben sind. Es kann jedoch der größere oder geringere Grad der Weißglühhize
                              dieselbe modificiren. Die Temperatur, bei welcher die Schweißung einer Eisensorte
                              möglich wird, ist übrigens nicht für alle Eisensorten gleich. Bei manchen ist sie so
                              groß, daß der Schmelzpunkt beinahe mit dem Schweißpunkte zusammenfällt, und
                              dergleichen Eisenarten eignen sich gar nicht zum Schweißen.
                           Wie ich mich nun durch directe Versuche über das Körnigwerden des Eisens bei höheren
                              Temperaturen überzeugt habe, so habe ich es auch nicht unterlassen, über das
                              Verhalten des Eisens bei der Bearbeitung bestimmte Resultate zu erzielen. Um
                              zunächst zu sehen, ob das bloße Anwärmen
                              Tremery und Poirier
                                    St. Brice (Annales de
                                       Mines, 2e Série, Tome III, p. 513) wollten nämlich gefunden
                                    haben, daß die absolute Festigkeit eines guten Schmiedeisens von 65550 Pfd.
                                    auf den Quadratzoll rheinl. durch bloßes Erhizen bis durch
                                    Dunkelrothglühhize auf 11400 Pfd. auf den Quadratzoll niedergedrükt
                                    werde. ohne Schläge eine Veränderung hervorbringe, ließ ich von den früher
                              erwähnten Stäben den Stab Nr. III, welcher im Schweißofen stark überhizt worden war,
                              in zwei Theile schneiden, den einen davon rothwarm, den andern weißwarm (aber noch nicht
                              schweißwarm) machen. Von beiden Stäben hatte ich vorher Proben übergeschlagen und
                              wiederholte dieß nach dem Anwärmen. Bei dem einen Stüke, welches rothwarm gemacht
                              worden war, waren beide Brüche gleich, beide etwas krystallinisch-körnig, die
                              Widerstandsfähigkeit beim Ueberschlagen über die Amboßeke sowohl vor als nach dem
                              Anwärmen sehr groß, was man nach dem Bruche zu urtheilen nicht würde erwartet haben.
                              Ein Unterschied in der Farbe des Eisens war nicht zu erkennen. Bei dem andern Stüke,
                              welches weißwarm gemacht worden war, zeigte sich kein Unterschied, so wenig im
                              Bruch, als in der Widerstandsfähigkeit gegen das erstere Stük. Es wurde ferner der
                              Stab Nr. IV, welcher das erstemal im Schweißofen überhizt worden und das zweitemal
                              darin eine gemäßigte Schweißhize erhalten hatte, in zwei Stüke geschnitten, davon
                              das eine rothwarm, das andere weißwarm gemacht. Beide Stäbe verhielten sich nach dem
                              Anwärmen beim Ueberschlagen sowohl in Bruch und Farbe, als in der
                              Widerstandsfähigkeit gleich. Aus diesen Versuchen ist man berechtigt zu schließen,
                              daß ein Erhizen des Eisens bis zur noch nicht vollständigen Weißglühhize keinen
                              schädlichen Einfluß darauf ausübt.
                           Um über die Veränderung des Eisens bei Bearbeitung in
                                 geringerer Hize als Schweißhize, eine vollständige Ueberzeugung zu
                              gewinnen, habe ich eine Anzahl Stäbe bei starker Rothwärme ausstreken lassen, und
                              immer gefunden, daß der Zug so wie die absolute Festigkeit und Elasticitätsgränze
                              dadurch im Eisen zunahm, übereinstimmend mit schon längst bekannten Erfahrungen, daß
                              dasselbe aber beim Ueberbrechen über die Amboßtante in der Regel einen geringern
                              Widerstand leistete, wovon der Grund darin liegt daß, da es an Dichtigkeit
                              zugenommen, es eben dadurch an Biegsamkeit und Zähigkeit verloren und eine größere
                              Steifigkeit und Sprödigkeit angenommen hatte. Meine Versuche darüber wurden nur mit
                              dünnen Stäben von 1 bis 1 1/4'' im Quadrat angestellt, deßhalb waren auch die
                              Resultate nicht sehr auffallend, weßhalb ich die Details hier zu geben unterlasse.
                              In größern Dimensionen sind einige Versuche auf der Rheinischen Eisenbahn angestellt
                              worden, nämlich:
                           Eine gewalzte Achse mit geschmiedeten Zapfen und umgeschweißter Platte für die Nabe
                              wurde beim Versuche mit dem Fallkloz so gelegt, daß der eine Zapfen den Schlag
                              aushalten mußte, wobei die Fallhöhe 26 Fuß betrug. Der Zapfen sprang ab, die Achse
                              bog sich durch, überschlug sich und durch die Erschütterung wurde auch der andere
                              Zapfen abgebrochen und über 40' in die Luft geschleudert. Bruch beider Zapfen war
                              ziemlich feinkörnig und grau, der eine indessen enthielt eine Schicht
                              krystallinischen Eisens.
                           
                           Eine ganz gewalzte Achse, an einem Ende warm ausgerekt, jedoch so, daß sie nicht
                              merklich an Stärke verloren hatte. Fallhöhe 16'; Schlag 15 Zoll von dem gehämmerten
                              Ende entfernt. Die Achse bog sich 3 Zoll durch, indessen so, daß das gehämmerte Ende
                              beinahe gerade blieb und der gewalzte Theil der Achse sich durchbog.
                           Die Achse wurde durchweg abgehämmert und hatte die Nacht in der Kälte gelegen, wurde
                              unter das Fallwerk gebracht. Fallhöhe 16'. Die Achse zerbrach in der Mitte bei einer
                              ganz kleinen Biegung. Der Bruch zeigte mittelgrobkörnig krystallinisches Eisen von
                              heller Farbe.
                           Bei diesen Versuchen wurden, wie bemerkt, die Achsen mit dem Fallwerk zerbrochen, und
                              dieses war auch wohl der Grund, weßhalb die Bruchfläche mehr krystallinisch
                              erschien. Würde man sie mit kleinen Hämmern übergebrochen haben, so würde dieß in
                              dem Maaße nicht der Fall gewesen seyn. Wenigstens habe ich niemals gefunden, und ich
                              habe die Versuche häufig wiederholt, daß durch Abhämmern in der Rothglühhize (wenn
                              sonst leine schädlichen Operationen vorgenommen werden) die sehnige Textur verloren
                              geht. Beim Ueberbrechen reißen allerdings die verdichteten und spröde gemachten
                              Fasern des Eisens plözlich ab, und es bekommt der Bruch ein körniges Ansehen, aber
                              die Faser ist dadurch nicht weggeschafft. Als fernerer Beweis hievon dient das schon
                              früher erwähnte Drahtziehen. Auch ein anderer Versuch, der auf der Rheinischen
                              Eisenbahn gemacht wurde, gibt hievon Zeugniß. Um nämlich zu untersuchen, ob gewalzte
                              Achsen in der Gegend der Nabe, wo dieselben zum Umlegen der Platte einer nochmaligen
                              Schweißhize ausgesezt wurden und gleichzeitig mit Handhämmern bearbeitet worden,
                              ihre Zähigkeit einbüßen, wurde eine Achse an dieser Stelle mit kleinen Hämmern
                              übergebrochen. Der Bruch zeigte sich unverändert und ausgezeichnet nervig und zähe.
                              Es ist zwar klar, daß dieser Fall nicht ganz derselbe ist wie die frühern; aber ein
                              Hämmern, und zwar unter der Schweißhize, hatte sicherlich stattgefunden. Wenigstens
                              läßt sich aus dem Versuche das schließen daß, wenn das Hämmern nicht sehr stark und
                              bei etwas größerer als Rothglühhize geschieht, keine Sprödigkeit erzeugt wird, und
                              dieß habe ich bei größern Stüken auch immer bestätigt gefunden.
                           Es fragt sich nun noch, wie sich die Sprödigkeit des Eisens beim Hämmern vermeiden
                              oder, wenn dieß nicht immer möglich, wie sie sich wieder wegschaffen läßt. Vermeiden
                              läßt sich die Sprödigkeit niemals ganz; geschmiedetes Eisen ist fast immer dichter
                              und härter. Wenn indessen das Ausschmieden nur bei schwacher Schweißhize geschieht,
                              auch die Hize vorher bei dem Anwärmen nicht höher gesteigert wird, so ist das
                              Ausschmieden von geringerem Einfluß auf die Erhöhung der Sprödigkeit. Ist man
                              genöthigt gewesen Eisen bei geringerer Temperatur auszuschmieden, oder ist dieß durch ein
                              Versehen geschehen, so läßt sich die Sprödigkeit durch Erwärmung des Stüks bis zur
                              Mattrothglühhize und Langsam-erkalten-lassen wieder wegschaffen, wie
                              dieses auch schon die Nasmyth'schen Versuche ergaben. Ob
                              durch das Ausglühen die Festigkeit des geschmiedeten Eisens gegen die des gewalzten
                              abnimmt, läßt sich nicht leicht bestimmen, da bei beiden die Wirkungen
                              verschiedenartiger Einflüsse schwierig von einander zu trennen sind und deßhalb eine
                              Vergleichung fast unmöglich wird. Nach Hrn. Brix's Versuchen über die Cohäsionskraft des
                              Eisendrahts sinkt indessen die absolute Festigkeit des Eisendrahts durch das
                              Ausglühen nicht unter diejenige des Stabeisens, aus dem der Draht gezogen war. Meine
                              Beobachtungen über das Ausglühen des Eisens machen es wahrscheinlich, daß das
                              ausgerekte Eisen etwas weicher wird, als es vor dem Ausreken war. Ob dabei auch die
                              absolute Festigkeit in etwas abgenommen hat, habe ich wegen Mangel an Zeit noch
                              nicht durch directe Versuche ermitteln können; die Zusammendrükbarkeit hatte jedoch
                              augenscheinlich zugenommen. – Ein Kalt-Hämmern des Eisens, welches zu
                              Stüken verwendet werden soll, die starken Einwirkungen auf Zerreißen und Zerbrechen
                              ausgesezt sind, kommt in der Praxis nicht leicht vor; auch ist es, so wie das
                              Kalt-Stauchen bei solchen Stüken niemals zu gestatten.