| Titel: | Maschine zum Auspressen und Zerfasern des Papierzeugs als Vorbereitung für die Bleiche; von Ferrand Lamotte, Papierfabrikant zu Troyes. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CVII., S. 419 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CVII.
                        Maschine zum Auspressen und Zerfasern des
                           Papierzeugs als Vorbereitung fuͤr die Bleiche; von Ferrand Lamotte, Papierfabrikant zu
                           Troyes.
                        Aus dem Notizblatt des hannover'schen Gewerbvereins, 1845,
                              S. 17.
                        Lamotte's Maschine zum Vorbereiten und Zerfasern des
                           Papierzeugs.
                        
                     
                        
                           Um die Lumpen für die Einwirkung des Chlors gehörig geneigt zu machen, muß man sie
                              vorerst zu Halbzeug verarbeiten, sodann ihnen aber einen Theil des Wassers
                              entziehen, damit sie nur noch denjenigen Grad von Feuchtigkeit behalten, der
                              erforderlich ist, wenn das Chlor nicht nachtheilig auf die Lumpen wirken soll.
                           Das Halbzeug wird daher in einen geeigneten Behälter (Abtropfkasten) gebracht, von wo
                              aus das wegzuschaffende Wasserquantum ablaufen und respectiv abtropfen kann.
                           Von welcher Form und Construction aber diese Behälter auch seyn mögen, immerhin
                              werden die in den verschiedenen Höhen aufgeschichteten Massen das Wasser ungleichförmig
                              verlieren, so zwar, daß die oberste Schicht am schnellsten den erforderlichen Grad
                              von Trokenheit annimmt, die nach unten folgenden Schichten aber progressiv um so
                              später, je näher sie dem Boden liegen. Sehr oft wird daher der erforderliche Zustand
                              der untersten Schicht erst nach 3 bis 4 Wochen herbeigeführt.
                           Manche Sorten von Lumpen erhalten die gewünschte Beschaffenheit durch dieses
                              Verfahren gar nicht, und man ist genöthigt, sie nochmals den Holländern zu übergeben
                              und daselbst einer neuen Wäsche zu unterwerfen.
                           Die mancherlei Uebelstände, welche hieraus erwachsen, sind an sich klar, weßhalb wir
                              nur bemerken, daß sie bei vielen Papierfabrikanten Veranlassung waren, von der
                              ganzen Chlorbleiche, ungeachtet ihrer entschiedenen Vorzüge, wieder abzugehen.
                              Andere machten von der hydraulischen Presse Gebrauch, deren außerordentliche
                              Drukkraft allerdings das Wasser aus dem Halbzeug herauszubringen vermochte, aber
                              auch die ganze Masse zu einem dichten Kuchen umformt, welcher von dem Chlorgas nur
                              höchst unvollkommen durchdrungen werden konnte, wenn man das erhaltene Gebäk nicht
                              erst von Neuem zerkleinte.
                           Aber auch leztere Operation wird gewöhnlich schlecht ausgeführt, und ist dann Ursache
                              einer ungleichförmigen Bleiche. Abgesehen von dem hohen Preis, den leicht
                              vorkommenden Reparaturen der hydraulischen Pressen, ist allein das Arbeiten mit
                              denselben aus vorbemerkten Gründen zu verwerfen.
                           Alle diese Uebelstände werden durch die von Ferrand Lamotte zuerst angegebene und in Frankreich bereits weit verbreitete
                              Maschine beseitigt.
                           Indem wir in Betreff der Abbildung auf Jobard's Bull. du musée de
                                 l'industrie, 1844, p. 266 verweisen, liefern
                              wir hier eine kurze Beschreibung der Maschine.
                           Auf einem gußeisernen oder hölzernen länglichen Gestell, und zwar an dem einen Ende
                              desselben, sind zwei starke gußeiserne Walzen von 45–50 Centimeter
                              Durchmesser über einander angebracht, die beide um ihre Achsen in Drehung versezt
                              werden können.
                           Ueber die untere von diesen Walzen ist ein Metalltuch (Gewebe von Messingdraht mit
                              kleinen Oeffnungen) als Tuch ohne Ende geschlagen, welches überdieß horizontal auf
                              etwa 1,5 Meter Länge ausgespannt ist, und dabei auf einer Reihe Cylinder von kleinem
                              Durchmesser (aber an Länge den vorgedachten Walzen gleich, und diesen parallel
                              gerichtet) fortgleitet, die auf dem Gestell (quer oder rechtwinkelig gegen dessen
                              Längenrichtung) angebracht und dabei ebenfalls um ihre respectiven Achsen drehbar
                              sind.
                           Ueber diesen dünnen Cylindern oder kleineren Walzen (Leitwalzen) ist eine Art von
                              Kasten von 25–30 Centimeter Höhe und von solcher Länge angebracht, daß er
                              über alle kleinern Leitwalzen hinwegreicht. Zwischen jeder solcher Walze ist ein
                              ungefähr 1 Centimeter freier Raum gelassen, und unter allen Rollen läuft ein dichter
                              Boden hin, um, wie wir gleich sehen werden, das Durchlaufen von Wasser zu
                              verhindern. Endlich ist der Kasten mit einer durch einen Schüzen verschließbaren
                              Oeffnung versehen.
                           In diesen Kasten wird die Masse (das Halbzeug) gebracht, welche sich schnell, vermöge
                              ihrer Flüssigkeit, über die ganze Fläche des Metallgewebes verbreitet.
                           Oeffnet man sodann einen am Boden des Kastens angebrachten Hahn, so tritt das Wasser
                              durch die Oeffnungen des Gewebes und entweicht ohne irgend brauchbare Masse dabei
                              mitzunehmen. Nach ungefähr 10 Minuten hat die Masse alles überflüssige Wasser
                              verloren, worauf der oben gedachte Schüze geöffnet, die Masse durch geeignete
                              Fortbewegung des Metalltuchs den vordern großen Walzen zugeführt und zwischen diesen
                              gepreßt wird. Die Preßwalzen versezt man dabei in eine Drehung um ihre Achsen,
                              welche außerdem mittelst verstellbarer Lager einander entsprechend zu nähern oder zu
                              entfernen sind.
                           Die aus den Walzen (außerhalb) hervortretende Masse bildet eine nur schwach
                              zusammenhängende Pappe von etwa 2 Centimeter Dike, die leicht wieder zertheilt, in
                              Floken umgewandelt werden kann. Zu lezterem Zwek befindet sich außerhalb des
                              Gestells, vor den Preßwalzen, ein mit Zähnen versehener Haspel, überhaupt ein
                              sogenannter Wolf.
                           Die so gleichförmig zertheilte und gehörig feuchte Masse vermag das Chlorgas eben so
                              schnell, als in jeder Beziehung geeignet aufzunehmen.
                           Zur Bewegung der ganzen Maschine reicht die Kraft eines Arbeiters vollkommen aus.