| Titel: | Chemisch-technische Abhandlungen von Dr. L. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 97, Jahrgang 1845, Nr. CXII., S. 429 | 
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                        CXII.
                        Chemisch-technische Abhandlungen von Dr.
                           L.
                              Elsner.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1845, 3te Lieferung.
                        Elsner, über Verkupferung etc. auf galvanischem Wege ohne Anwendung
                           von Cyankalium.
                        
                     
                        
                           I. Ueber die Verkupferung, Versilberung
                                 und Vergoldung auf galvanischem Wege, ohne Anwendung von Cyankalium.
                           
                              A. Verkupferung mittelst
                                 weinsteinsauren Kali-Kupferoxyds.
                              Aus meiner lezten Arbeit über galvanische Verkupferung des Eisens und des Zinks,
                                 welche ich mit Hrn. Philipp gleichzeitig unternommen hatte (vergl. polytechn.
                                 Journal Bd. XCV S. 447), geht hervor:
                                 daß die brauchbarste Verkupferungsflüssigkeit in einer Auflösung des
                                 Doppelsalzes aus weinsteinsaurem Kali und Kupferoxyd besteht. Ich habe mich seit
                                 der Veröffentlichung der genannten Arbeit noch fortdauernd mit demselben
                                 Gegenstande beschäftigt, und bin zu dem Resultate gelangt, daß man die
                                 Verkupferungsflüssigkeit noch schneller und billiger dadurch herzustellen im
                                 Stande ist, wenn man auf folgende Weise verfährt.
                              Man kocht in einer Porzellanschale oder einem emaillirten Geschirr von Gußeisen
                                 eine beliebige Quantität gepulverten weißen Weinstein mit etwa seinem zehnfachen
                                 Gewicht Regenwasser, und sezt der Flüssigkeit so viel frisch bereitetes, mit
                                 kaltem Wasser ausgesüßtes, kohlensaures Kupferoxydhydrat hinzu, bis ein Antheil
                                 des lezteren unaufgelöst als basisches grünlich-blaues Pulver zurükbleibt
                                 und die schön dunkelblaue Flüssigkeit auf geröthetes Lakmuspapier alkalisch
                                 reagirt. Die von dem ungelösten Weinstein und Kupferoxydhydrat abfiltrirte
                                 Flüssigkeit ist nun als Verkupferungsstüssigkeit anzuwenden; man thut gut,
                                 dieselbe noch durch einen geringen Zusaz von kohlensaurer Kalilösung stark
                                 alkalisch zu machen. Die so bereitete tiefdunkelblaue Flüssigkeit enthält das
                                 Doppelsalz aus weinsteinsaurem Kali-Kupferoxyd aufgelöst, und läßt sich
                                 ohne alle Veränderung vorräthig aufbewahren. – Das zur Darstellung des
                                 genannten Doppelsalzes erforderliche kohlensaure Kupferoxydhydrat wird durch
                                 Vermischung einer Auflösung von Kupfervitriol mit einer Lösung von kohlensaurem
                                 Kali erhalten, wobei ein blauer Niederschlag entsteht, welcher das verlangte
                                 Kupfersalz ist. Dieser Niederschlag wird abfiltrirt und mit Regenwasser gut
                                 ausgesüßt.
                              
                              Diese so eben mitgetheilte Vorschrift zur Darstellung der
                                 Verkupferungsflüssigkeit hat vor der mit neutralem
                                 weinsteinsauren Kali (Kali tartaricum) folgende
                                 Vorzüge.
                              Sie läßt sich in weit kürzerer Zeit darstellen, als wenn man sich zu ihrer
                                 Bereitung des neutralen Salzes bedient, welches erst durch Einwirkung des
                                 galvanischen Stromes auf das als positive Elektrode auftretende Kupferblech
                                 (gewöhnlich Anode genannt) nach und nach auflöst, auf
                                 welche Weise freilich dasselbe Doppelsalz entsteht, aber in weit längerer Zeit;
                                 auch scheint es mir, als wenn es bei diesen Operationen vortheilhaft sey, gleich
                                 zuerst die schon fertig gebildete Salzlösung anzuwenden, indem durch ein zu
                                 langes Einlegen von Gegenständen aus Gußeisen oder Zink gefertigt in einer
                                 Flüssigkeit, in welcher sich erst nach und nach das genannte Doppelsalz bilden
                                 soll, die genannten Objecte sehr leicht mit einer dünnen Oxydhaut (besonders bei
                                 Zink) sich bedeken, welche der Verkupferung durchaus nicht förderlich ist.
                              Ferner ist die Bereitung dieser Verkupferungsflüssigkeit minder kostspielig, als
                                 die mit neutralem weinsteinsauren Kali, denn von diesem Salze kostet das Pfund
                                 15 Sgr., der gepulverte weiße, gereinigte Weinstein 10 Sgr., und bei größeren
                                 Gegenständen, wo entsprechende Quantitäten Weinstein erforderlich sind, kann man
                                 den gepulverten weißen rohen Weinstein anwenden, von dem der ganze Centner etwa
                                 mit 22 bis 23 Thaler notirt ist.
                              Bei der Operation selbst wird die Verkupferungsflüssigkeit ganz in der Weise
                                 angewendet, wie in allen ähnlichen Fällen; auch löst sich das als positive
                                 Elektrode angewendete Kupferblech kräftig auf, so daß sich die Flüssigkeit stets
                                 auf gleichem Concentrationsgrade erhält. – Ein verhältnißmäßig schwacher
                                 Strom, und vollständige Berührung der zu verkupfernden Gegenstände mit dem vom
                                 Zinkpol herkommenden Kupferdraht, sind nothwendige Bedingungen für ein gutes
                                 Gelingen der Operation. In allem Uebrigen verweise ich auf die früheren
                                 Mittheilungen.
                              Ich habe mit der genannten Verkupferungssflüssigkeit schon ziemlich große
                                 Gegenstände von Gußeisen, Zink und Zinn verkupfert. Die Farbe der verkupferten
                                 Gegenstände ist ganz dieselbe als wie mit einer Cyankalium-Lösung; die
                                 bezeichnete Flüssigkeit ersezt demnach in jeder Hinsicht dieses so giftige und
                                 leicht zersezbare Präparat, dessen kostspielige Beschaffung in keinem Verhältniß
                                 steht zu dem billigen und überall leicht zu habenden, völlig gefahrlosen
                                 Weinstein. Die Vortheile dieser Verkupferungs-Flüssigkeit im Vergleich
                                 mit der mittelst Cyankalium liegen klar am Tage, besonders wenn man
                                 berüksichtigt, daß große Gegenstände, wegen des hohen Preises des Cyankaliums,
                                 fast gar nicht
                                 verkupfert werden konnten. Statuen von Gußeisen oder Zink, große Gegenstände von
                                 Zinn, können nun billig verkupfert werden und auf diese Weise die auf
                                 galvanoplastische Art dargestellten, aber sehr kostspieligen Gegenstände
                                 ersezen.
                              Ehe ich die Mittheilungen über die genannte Verkupferungs-Flüssigkeit
                                 beschließe, bemerke ich noch, daß es bisweilen vorkömmt, daß die Gegenstände
                                 während der Operation buntfarbig anlaufen – ein Umstand, der gewöhnlich
                                 dann eintritt, wenn der galvanische Strom nicht gehörig im Gange ist. Will man
                                 diesen farbigen Ueberzug wieder entfernen, so hat man nur nöthig, den Gegenstand
                                 aus der Flüssigkeit herauszunehmen und mit sehr verdünnter Salzsäure
                                 abzuwischen, durch welches Verfahren der Ueberzug sich leicht wieder entfernen
                                 läßt. Uebrigens sizt derselbe auf dem verkupferten Gegenstande so fest, daß er
                                 durch heftiges Reiben durchaus sich nicht entfernen läßt.
                              
                           
                              B. Verkupferung mittelst schwefligsauren Natrons.
                              Ich hatte mir schon seit längerer Zeit die Aufgabe gestellt, mittelst ein und
                                 desselben chemischen Präparats sowohl galvanisch verkupfern, als auch versilbern
                                 und vergolden zu können. Es gelang mir endlich nach vielfachen Versuchen, in der
                                 Auflösung des schwefligsauren Natrons ein solches
                                 Salz zu finden, mit welchem der obige Zwek erreicht werden kann. Ich werde in
                                 Folgendem die Resultate meiner Versuche mittheilen, welche nicht allein
                                 praktisches, sondern auch wissenschaftliches Interesse haben, indem durch
                                 dieselben Erfahrungen gemacht worden sind, welche, so viel mir wenigstens
                                 bekannt ist, bisher noch nicht gekannt waren.
                              Sezt man zu einer concentrirten Auflösung von schwefligsaurem Natron in Wasser
                                 frisch gefälltes kohlensaures Kupferoxydhydrat, oder, was noch besser ist,
                                 frisch gefälltes Kupferoxydhydrat (aus Kupfervitriol-Lösung durch Aezkali
                                 niedergeschlagen) und rührt mit einem Glasstabe gut um, so löst sich ein Antheil
                                 des Kupfersalzes in dem Natronsalze auf; man filtrirt den nicht gelösten
                                 Kupferniederschlag ab und erhält nun eine völlig wasserklare Flüssigkeit, welche
                                 Kupferoxydul und Schwefelsäure nebst Natron enthält. Die klare Flüssigkeit
                                 enthält demnach ein Kupferoxydulsalz gelöst, welches dadurch entstanden ist, daß
                                 ein Antheil des Sauerstoffs des Kupferoxydes an einen Antheil der schwefligen
                                 Säure getreten ist, wodurch Kupferoxydul und Schwefelsäure entstehen mußten. Die
                                 Gegenwart der Schwefelsäure wurde durch Chlorbaryum leicht nachgewiesen, die
                                 Gegenwart des Kupferoxyduls gaben Aezammoniak und eine Lösung von gelbem
                                 blausauren Eisenkali leicht zu erkennen, denn erstens zu der Kupfersalzlösung
                                 hinzugesezt,
                                 brachte anfangs gar keine Veränderung hervor, erst nach mehreren Stunden färbte
                                 sich die wasserklare Flüssigkeit von Oben her dunkelblau, und das Blutlaugensalz
                                 erzeugte in der geprüften Flüssigkeit einen ganz weißen Niederschlag. Beide
                                 Reactionen beweisen das Vorhandenseyn eines Kupferoxydulsalzes.
                              Wird diese Flüssigkeit mit Wasser verdünnt und durch kohlensaures Natron
                                 alkalisch gemacht, so verkupfert sich gut gereinigtes Gußeisen in derselben mit
                                 einer sehr schönen matt rosenrothen Farbe; das als Anode dienende Kupferblech
                                 wurde stark angegriffen. Auch hier, wie in allen anderen Fällen, wendete ich nur
                                 ein constantes Kupfer-Zink-Element an, aus Gründen, die ich schon
                                 früher angegeben habe. – Gut gereinigte Gegenstände von Gußeisen
                                 verkupferten sich schon dadurch in dieser Verkupferungs-Flüssigkeit, daß
                                 sie in dieselbe hineingehängt wurden, also ohne Anwendung irgend eines
                                 Apparates; die Farbe war matt rosenroth. Die Verkupferung sizt völlig fest und
                                 verträgt den Polirstahl. Auch Gegenstände von Zink lassen sich mit der
                                 leztgenannten Kupferoxydul-Natron-Lösung verkupfern, allein die
                                 Farbe der Verkupferung ist nicht so schön, als mit dem Doppelsalz von
                                 weinsteinsaurem Kali-Kupferoxyd. Wird jedoch die Flüssigkeit zu
                                 concentrirt angewendet und ist der Strom verhältnißmäßig zu stark, so sizt die
                                 Verkupferung nicht fest.
                              Daß die Flüssigkeit alkalisch reagiren muß, ist für alle Fälle zu bemerken, da
                                 sich in einer Lösung von kohlensaurem Kali oder Natron Gegenstände von Gußeisen
                                 oder Zink unverändert rein erhalten, wenn sie auch mehrere Stunden lang
                                 gleichzeitig der Einwirkung des galvanischen Stromes ausgesezt sind, wogegen in
                                 reinem Wasser liegend die genannten Metalle sehr bald oxydirt werden.
                              Eine concentrirte Auflösung von kohlensaurem Kali löst schon bei gewöhnlicher
                                 Temperatur (12° R.) Kupferoxydhydrat und kohlen, saures Kupferoxydhydrat
                                 auf; die abfiltrirte Flüssigkeit hat eine blaue Farbe; es wollte mir aber nicht
                                 gelingen, mit dieser Kupferauflösung Gußeisen oder Zink zu verkupfern.
                              
                           
                              C. Versilberung mittelst schwefligsauren Natrons.
                              Im polytechnischen Journal Bd. XCII S.
                                    184 und 279 ist ein Verfahren
                                 des Hrn. Becquerel
                                 mitgetheilt, mittelst einer Auflösung von Chlorsilber in Chlornatrium (Kochsalz)
                                 zu versilbern.Eine solche Versilberung ist der längst bekannte Silbersud, nur daß man
                                       dabei einen Zusaz von Weinstein anwendet.A. d. O. Ich habe diese Angaben wiederholt und bin zu folgendem Resultate
                                 gelangt. Ich bereitete mir Chlorsilber und trug dasselbe noch feucht in eine concentrirte,
                                 kochende, wässerige Auflösung von Kochsalz, filtrirte die heiße Flüssigkeit, und
                                 brachte sie in einer Porzellanschale zum Sieden. In diese kochende Flüssigkeit
                                 wurden nun gut gereinigte Gegenstände aus Kupfer und ächter Bronze (Kupfer und
                                 Zinn) einige Secunden lang hineingehangen, wobei sich dieselben alsbald mit
                                 einem zarten Silberüberzuge bedekten; sie wurden nun sogleich aus der Salzlösung
                                 herausgenommen, in Wasser gut abgespült und mit gepulvertem Weinstein gepuzt.
                                 Die so versilberten Gegenstände hatten eine rein silberweiße Farbe, allein die
                                 Versilberung war nur sehr dünn. Auch gegossene Messinggegenstande wurden auf
                                 diese Weise, ja schon durch bloßes längeres Einlegen in die
                                 Silbersalz-Lösung versilbert, allein die Versilberung ist nicht von der
                                 Schönheit, daß man diese Methode für die Praxis empfehlen kann, auch ist die
                                 Ablagerung des Silbers viel zu dünn. Läßt man die Gegenstände länger als einige
                                 Secunden in der kochenden Flüssigkeit, so schlägt sich das Silber auf die
                                 Objecte als graues, leicht abwischbares Pulver nieder.
                              Weit bessere Resultate gibt die von dem Artillerie-Lieutenant Hrn.
                                 Siemens angegebene
                                 Versilberungs-Flüssigkeit, nämlich die Auflösung von kohlensaurem
                                 Silberoxyd in unterschwefligsaurem Natron. (Siehe die galvanische Vergoldung und
                                 Versilberung etc. von Dr. L. Elsner. Berlin 1843, S. 266 u. ff.) In einer solchen Silberauflösung
                                 versilbern sich, wie ich gefunden habe, ohne Batterie, durch bloßes Hineinlegen,
                                 Gegenstände von Bronze, Messing, Gußeisen, Neusilber recht gut, nur muß die
                                 Flüssigkeit nicht concentrirt angewendet werden, denn sonst findet keine
                                 Adhäsion statt zwischen dem niederfallenden Silber und der Oberfläche der
                                 Gegenstände, welche, wie sich von selbst versteht, vorher sorgfältig gereinigt
                                 seyn müssen. Auch mittelst Zink-Contact versilbert die genannte
                                 Silberlösung gut. Die Farbe der mit Weinstein gepuzten versilberten Gegenstände
                                 ist rein silberweiß und blank. Durch Anwendung der Batterie kann die
                                 Versilberung beliebig stark gemacht werden. Es hat mir jedoch geschienen, als
                                 wenn die Farbe der Versilberung bei längerem Einliegen der Objecte in der
                                 Versilberungsflüssigkeit, und bei Anwendung von Daniell'schen constanten Elementen, eine gelblich-weiße Nüance
                                 annehme, welche Erscheinung wahrscheinlich darin ihren Grund hat, daß sich
                                 theilweise schweflige Säure bildet, unter Abscheidung von Schwefel.
                              Da ich schon gefunden hatte, daß die Kupferoxydhydrate in schwefligsaurem Natron
                                 sich auflösen, so versuchte ich gleichfalls, ob kohlensaures Silberoxyd in einer
                                 concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron sich auflöse und fand, daß dieß
                                 in der That der Fall war. Ich löste nun frisch gefälltes, ausgewaschenes
                                 kohlensaures Silberoxyd in dem genannten Natronsalze auf, und versuchte diese Silberlösung
                                 als Versilberungs-Flüssigkeit anzuwenden. Das schwefligsaure Natron ist
                                 einfacher darzustellen als das unterschwefligsaure Salz, und da lezteres aus
                                 ersterem dargestellt werden muß, so ist das schwefligsaure Natron auch billiger
                                 im Preise. Inder mit Wasser verdünnten Lösung des genannten Silbersalzes
                                 versilberten sich mittelst eines Daniell'schen
                                 Elementes schnell und recht gut Gegenstände von Messing, Bronze, Kupfer, Zinn,
                                 besonders wenn lezteres vorher mit dem weinsteinsauren
                                 Kali-Kupferoxyd-Doppelsalze verkupfert worden war. Das als Anode
                                 gebrauchte Silberblech löst sich kräftig auf. Die Gegenstände müssen nach
                                 einiger Zeit aus der Flüssigkeit herausgenommen, mit Weinsteinpulver abgepuzt
                                 und hierauf wieder aufs neue in die Versilberungs-Flüssigkeit eingelegt
                                 werden. Man kann auf diese Weise die Gegenstände immer stärker versilbern, da
                                 nach jedem Einlegen sich wiederum aufs neue Silber auf die Objecte
                                 niederschlägt; Leuchter aus Messing und Eßlöffel aus Zinn, vorher verkupfert,
                                 hatten das Ansehen wie schön weißes Silber. Ist die
                                 Versilberungs-Flüssigkeit zu concentrirt, so fällt das Silber
                                 pulverförmig nieder.
                              Während der Entwikelung des galvanischen Stroms trübt sich die Flüssigkeit, es
                                 bildet sich ein zarter grauer Niederschlag in derselben und zarte
                                 seidenglänzende Nadeln scheiden sich aus; diese Ausscheidung hat ihren Grund in
                                 der Bildung von metallischem Silber und schwer löslichem schwefelsauren
                                 Silberoxyd. Die Trübung ist jedoch der Versilberung der Gegenstände durchaus
                                 nicht hinderlich, da sich fortwährend bei gutem Gange der Operation die
                                 Silber-Anode auflöst. Hat sich nach einiger Zeit ein ziemlich bedeutender
                                 grauweißer Niederschlag gebildet, so kann man denselben in reiner Salpetersäure
                                 auflösen, die Lösung mit Regenwasser verdünnen, aus derselben durch kohlensaures
                                 Kali oder Natron kohlensaures Silberoxyd niederschlagen, und dieses wiederum zu
                                 einer frisch zu bereitenden Silberlosung verwenden. Vorräthig kann man diese
                                 Versilberungs-Flüssigkeit nicht halten, weil nach längerer Zeit alles
                                 aufgelöste Silber, theils als metallisches Silber, theils als schwefelsaures
                                 Silberoxyd sich ausscheidet. – Auch vermittelst Zinkcontact versilbert
                                 die zum Kochen erhizte Versilberungs-Flüssigkeit andere metallene
                                 Gegenstände, besonders vorher gut gereinigte Gegenstände von Messing sehr schön
                                 matt weiß; jedoch scheidet sich hiebei grauschwarzes metallisches Silber aus,
                                 wodurch die Auflösung sehr bald erschöpft wird.
                              Ich habe mit der genannten Silberlösung ziemlich große Gegenstände aus Bronze und
                                 Messing versilbert, und die hiedurch erhaltene Versilberung zeigte nach dem
                                 Abpuzen mit einem Brei aus gepulvertem Weinstein und Wasser eine schön rein
                                 weiße Silberfarbe.
                              Aus der Mittheilung der so eben aufgeführten Resultate geht demnach mit
                                 Bestimmtheit hervor, daß kohlensaures Silberoxyd in einer concentrirten
                                 Auflösung von schwefligsaurem Natron sich auflöst; eine Beobachtung, die mir
                                 wenigstens bisher noch nicht bekannt war, und daß eine solche mit Wasser
                                 verdünnte Auflösung sich zur galvanischen Versilberung ganz gut eignet.
                              
                           
                              D. Die
                                    Vergoldung ohne Anwendung von Cyankalium.
                              
                                 a. Vergoldung mittelst
                                    (salzsaurem Kali-Goldoxyd) Chlorkalium + Chlorgold.
                                 Man löst einen Theil Goldchlorid und 4 Theile Chlorkalium in Regenwasser auf,
                                    macht die Lösung durch kohlensaures Kali etwas alkalisch, verdünnt hierauf
                                    mit so viel Wasser, bis die Farbe derselben hellgoldgelb geworden ist. Mit
                                    dieser Goldlösung wurden Gegenstände aus Kupfer, Silber, Neusilber, Bronze,
                                    theils durch die Batterie, theils durch Erhizen mit Zinkcontact, rein
                                    goldgelb vergoldet; allein beim Erhizen unter gleichzeitigem Zinkcontacte
                                    bildete sich ein brauner Niederschlag, metallisches Gold. Dieser
                                    Niederschlag wird nach beendigter Vergoldung abfiltrirt und wieder in
                                    Königswasser aufgelöst. Da eine solche Gold-Ausscheidung bei der
                                    Contactvergoldung mit gelbem blausauren Eisenkali nicht stattfindet, so
                                    verdient dieses Salz zu dem genannten Zweke den Vorzug.
                                 
                              
                                 b. Vergoldung mit
                                    schwefligsaurem Natron und Goldoxyd-Ammoniak.
                                 Ich habe schon oben angegeben, daß Hr. Siemens zur Versilberung eine Auflösung
                                    von kohlensaurem Silberoxyd in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron
                                    oder Kali anwendet; eben so wendet derselbe zur Vergoldung eine Auflösung
                                    von Goldoxyd-Ammoniak (Knallgold) in demselben Salze an (siehe die
                                    Citate bei der Versilberung). Statt des unterschwefligsauren Natrons habe
                                    ich das schwefligsaure Natron angewendet und
                                    gefunden, daß frisch gefälltes und ausgesüßtes Goldoxyd-Ammoniak
                                    (erhalten durch Fällung einer Auflösung von Goldchlorid durch Aezammoniak im
                                    Ueberschuß) in einer concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron sich
                                    leicht zu einer gelben klaren Flüssigkeit auflöst. Diese mit kohlensaurem
                                    Natron stark alkalisch gemachte Auflösung vergoldete mittelst der Batterie
                                    Silber, Bronze, Messing, Kupfer, Neusilber; allein die Farbe der Vergoldung
                                    hatte ein hellbräunlich-gelbes Ansehen, und nicht die schöne rein
                                    goldgelbe Farbe der Vergoldung mit gelbem blausauren Eisenkali, oder mit
                                    Cyankalium dargestellt. Eben dieselbe hellbräunlichgelbe Farbe zeigte die
                                    Vergoldung mit der Auflösung von Goldoxyd-Ammoniak in
                                    unterschwefligsaurem Natron, ja der Unterschied in der Farbe, gegen die
                                    Vergoldung mit Cyankalium oder gelbem blausauren Eisenkali, ist so
                                    hervortretend, daß man es den Gegenständen sogleich an der Farbe der
                                    Vergoldung anzusehen im Stande ist, ob dieselbe mit den einen oder den
                                    andern Präparaten erzeugt worden ist.
                                 
                              
                                 c. Vergoldung mittelst
                                    gelben blausauren Eisenkalis und Goldoxyd-Ammoniaks.
                                 Unter allen Salzen, welche das Cyankalium bei der galvanischen Vergoldung zu
                                    ersezen im Stande sind, bleibt, meiner Ueberzeugung nach, einzig und allein
                                    das gelbe blausaure Eisenkali dasjenige Präparat, welches sich am meisten
                                    dazu eignet, und den gemachten Anforderungen am besten entspricht; man möge
                                    irgend eine der vielfach gegebenen Vorschriften zur Darstellung einer
                                    Vergoldungsflüssigkeit mittelst gelben blausauren Kalis benuzen, stets wird
                                    man finden, daß die Resultate, welche mit den verschiedenen dargestellten
                                    Vergoldungsflüssigkeiten erhalten werden, immer dieselben sindMan vergleiche nur über diesen Gegenstand die Mittheilungen von Jacobi über das Verfahren des Hrn.
                                          Briant im
                                          polyt. Journal Bd. LXXXVII S.
                                             283; Fehling, über die
                                          galvanische Contact-Vergoldung und Versilberung, das. Bd.
                                          LXXXVII S. 290. Ferner v. Frankenstein,
                                          über die Contact-Vergoldung eines 7 1/2 Fuß hohen kupfernen
                                          Thurmkreuzes der Kirche zu Gaming in Niederösterreich mit 22 Zoll
                                          langem Querstük, das. Bd. CX S. 140, und die Resultate meiner
                                          Versuche über diesen Gegenstand, das. Bd. LXXXVIII S. 30 und Bd.
                                          LXXXIX S. 22.; die Resultate aller der genannten Arbeiten geben den nicht mehr
                                    zurükzudrängenden Beweis: daß mittelst gelben blausauren Eisenkalis sich
                                    eine völlig genügende Vergoldung erzielen lasse.
                                 Es ist hier nicht der Ort, auf die verschiedenen Einwürfe gegen die Anwendung
                                    des gelben blausauren Eisenkalis für die Praxis zu antworten, und dagegen
                                    die Vortheile des Cyankaliums in ähnlichen Fällen abzuwägen; es muß rein der
                                    Ansicht des praktischen Arbeiters überlassen werden, welches der beiden
                                    Präparate ihm zu seiner speciellen Anwendung am meisten geeignet erscheinen
                                    wird. So ist es beispielsweise richtig, daß ein als Anode gebrauchtes
                                    Goldblech bei Anwendung einer mit gelbem blausauren Eisenkali bereiteten
                                    Goldlösung so gut wie nichts an Gewicht verliert, selbst nach mehrstündiger
                                    Wirksamkeit des elektrischen Stromes, woraus demnach hervorgeht, daß sich
                                    die Goldlösung nach und nach erschöpfen muß, was bekanntlich bei Anwendung
                                    von einer mit Cyankalium bereiteten Goldlösung der Fall nicht ist, indem
                                    sich hiebei das als Anode dienende Goldblech nach und nach auflöst. –
                                    Allein die an Gold erschöpfte Lösung von gelbem blausauren Eisenkali kann ja
                                    auf die einfachste und schnellste Weise durch einen neuen Zusaz von
                                    Goldchlorid oder Goldoxyd zum Vergolden wieder tauglich gemacht werden.
                                    Dagegen sprechen die Gefahrlosigkeit und Nichtzersezbarkeit des gelben
                                    blausauren Eisenkalis gar sehr für die Anwendung desselben im Vergleich zu
                                    dem höchst giftigen und leicht veränderlichen Cyankalium, besonders da die
                                    Farbe der Vergoldung mit dem einen Präparat eben so schön ist als mit dem
                                    andern, ja mit gelbem blausauren Kali fast noch feuriger goldgelb als mit
                                    Cyankalium; auch die Dauerhaftigkeit der Vergoldung ist mit beiden Salzen
                                    ganz gleich, vorausgesezt die Operation ist richtig geleitet und nicht
                                    übereilt worden. Ich besize z.B. einen silbernen mit blausaurem Kali
                                    vergoldeten Theelöffel, welcher täglich im Gebrauch ist und beim Reinigen
                                    nichts weniger als geschont wurde, und dieser hat nach Verlauf eines Jahres
                                    noch dieselbe schöne feurige Goldfarbe, als im Anfange, nur an den scharfen
                                    Rändern scheint jezt das Silber hindurch.
                                 Noch auf einen Umstand will ich hier aufmerksam machen, welcher bei der
                                    Vergoldung mit Cyankalium bisweilen vorkömmt, dagegen die bei Anwendung des
                                    gelben blausauren Eisenkalis. Die Gegenwände bekommen nämlich bisweilen bei
                                    Anwendung von Cyankalium eine mattweiße Farbe.
                                    Man wußte lange nicht, welchen Grund diese Erscheinung habe. Nach mehreren
                                    deßhalb angestellten Versuchen fand ich zulezt, daß dieser weiße Ueberzug
                                    Kali ist und allemal dann ich bildet, wenn die Cyankalium-Goldlösung
                                    zu wenig Gold gegen Cyankalium enthält. Auch habe ich zu beobachten
                                    Gelegenheit gehabt, daß dieser Fall besonders mit einer lang gebrauchten,
                                    viel freies Kali anhaltenden Cyankalium-Lösung eintrat.Siehe polytechn. Journal Bd. XCIV
                                             S. 214. Erst neulich kam einem diesigen Silberarbeiter der Fall vor daß, als
                                    er das Innere eines großen silbernen Gefäßes mit
                                    Cyankalium-Goldlösung mittelst des Einhängens einer Blase, in der
                                    Zink und Salzwasser enthalten warenSiehe Verhandlungen des Vereins z. Bef. des Gewerbfl. in Preußen
                                          1842., vergolden wollte, der innere anfangs schon schwach vergoldete Raum
                                    völlig weiß wurde; durch eine Goldlösung in gelbem blausauren Eisenkali
                                    erhielt derselbe sehr bald die gewünschte gute Vergoldung.
                                 Eine recht gute Vergoldungsflüssigkeit erhält man auch auf folgende Weise:
                                    man löst frischgefälltes Goldoxyd-Ammoniak in einer kochenden
                                    Auflösung von gelbem blausauren Eisenkali auf, und filtrirt dieselbe von dem
                                    braunen Eisenoxyd ab, welches sich bei dieser Operation ausscheidet; die
                                    gelbe filtrirte Flüssigkeit vergoldet sehr schön, sowohl glänzend als matt;
                                    jedoch bemerke ich hier nochmals, daß die nach meiner Angabe bereitete Goldauflösung mit
                                    gelbem blausauren Eisenkali, Goldchlorid und kohlensaurem Natron
                                    gefertigtSiehe polytechn. Journal Bd.
                                             LXXXVIII S. 30 u. Bd. LXXXIX S. 22., eine Vergoldung von derselben schönen und feurigen Farbe liefert.
                                    Zur Bereitung dieser Goldlösung kann man auf folgende Weise verfahren: man
                                    nimmt einen Theil trokenes Goldchlorid, löst dasselbe in wenig Regenwasser
                                    auf, und sezt dieser Lösung Aezammoniak in Ueberschuß hinzu, filtrirt den
                                    hell gelbbraunen Niederschlag ab, süßt ihn mit Regenwasser aus, und schüttet
                                    ihn noch feucht in eine kochende Auflösung von 2 Theilen gelben blausauren
                                    Eisenkali's in 12 Theilen Wasser bereitet, worin derselbe, unter
                                    Ausscheidung von Eisenoxyd, sich auflöst. Die erkaltete Flüssigkeit wird
                                    filtrirt und zum Gebrauch aufbewahrt. Zu meiner Vergoldungsflüssigkeit
                                    können folgende Verhältnisse angewendet werden: man löst 2 Theile
                                    Blutlaugensalz in 12 Theilen Wasser auf und bringt die Flüssigkeit in einer
                                    Porzellanschale zum Kochen; sezt derselben 1 1/2 Theile kohlensaures Natron
                                    und nach dessen Lösung 1 Theil in wenig Wasser gelöstes Goldchlorid hinzu,
                                    kocht noch einige Minuten und filtrirt nach dem Erkalten den entstandenen
                                    braunen Niederschlag ab.
                                 Was die Vergoldung durch Contact mittelst einer Goldlösung anbelangt, welche
                                    mit Blutlaugensalz bereitet worden ist, so habe auch ich zu bemerken
                                    Gelegenheit gehabt, daß ein Zusaz von Kochsalz die Vergoldung befördert.
                                    Eine Auflösung von metallischem Gold (fein ausgewalztes Goldblech) in einer
                                    Auflösung von Cyankalium, oder eine mit Goldchlorid versezte Lösung
                                    desselben Salzes, vergoldet Silber, Messing, Kupfer durch Contact mit Zink,
                                    ohne Zusaz von Salz, sogleich und sehr schön.
                                 Der von mir vor Kurzem mitgetheilte DekgrundSiehe polytechn. Journal Bd. XCI S.
                                             381 u. Bd. XCVI S. 490. ist für alle Fälle der galvanischen Ueberziehung der Metalle mit
                                    andern Metallen zu gebrauchen, also nicht allein zur Vergoldung, sondern
                                    eben so gut, wenn es gerade erforderlich seyn sollte, zu der Verkupferung,
                                    Verzinnung etc. Bei der galvanischen Vergoldung und Versilberung findet
                                    derselbe in Berlin schon eine mehrfache und sehr vortheilhafte Anwendung,
                                    indem er den Anforderungen der Praktiker völlig entspricht. – Die
                                    Wiedergewinnung des Goldes aus einer mit Blutlaugensalz bereiteten Lösung
                                    anbelangend, so wird sich diese Operation noch am einfachsten auf folgende
                                    Weise bewerkstelligen lassen. Die Lösung wird zur Trokniß eingedampft, der
                                    trokene Rükstand in einem hessischen Schmelztiegel geschmolzen, damit sich
                                    Cyankalium bilde, worauf der Inhalt des Tiegels mit Wasser digerirt wird,
                                    wodurch sich das
                                    Gold in Cyankalium löst. Man filtrire nun und zerlege das Filtrat vorsichtig mit Salzsäure im Ueberschuß, wodurch
                                    das aufgelöste Gold als gelbbrauner Niederschlag (Cyangold) niederfallen
                                    wird. Dieser Niederschlag getroknet und geglüht, hinterläßt metallisches
                                    Gold.
                                 Am Schlusse dieser Arbeit wollte ich noch meine Ansichten über die praktische
                                    Anwendbarkeit der von Woolrich
                                    Polytechn. Journal Bd. LXXXVIII S.
                                             48. angegebenen Methode, mittelst Magneto-Elektricität auf
                                    galvanischem Wege Metalle mit andern Metallen zu überziehen, hier
                                    aussprechen, weil es mir ganz am Orte erschien. Woolrich bedient sich des schwefligsauren Kalis, um
                                    Goldoxydhydrat, zur Versilberung schwefligsaures Silberoxydhydrat, und zur
                                    Verkupferung kohlensaures Kupferoxydhydrat darin aufzulösen und mit der
                                    klaren Flüssigkeit die Versuche anzustellen. Uebrigens ist über das
                                    chemische Verhalten dieser einzelnen Metalllösungen gar nichts weiter
                                    gesagt. Die Auflöslichkeit des kohlensauren Silberoxyds, des
                                    Goldoxyd-Ammoniaks, des Kupferoxyds und kohlensauren
                                    Kupferoxydhydrats in einer concentrirten Lösung von schwefligsaurem Natron
                                    habe ich beobachtet, ehe mir das Verfahren des
                                    Hrn. Woolrich bekannt
                                    war. Ich bin also ganz unabhängig durch mich selbst auf diese Thatsachen
                                    gekommen, die ich in keinem der neueren Lehrbücher der Chemie mitgetheilt,
                                    und mich daher veranlaßt fand, über das chemische Verhalten dieser bisher
                                    nicht gekannten Lösungen einige Versuche anzustellen.
                                 Der Grund, warum ich erst jezt die Abhandlung des Hrn. Woolwich gründlich las, ist einfach der,
                                    daß ich gleich nach dem Bekanntwerden der magneto-elektrischen
                                    Vergoldung dasselbe für die allgemeinere praktische Anwendung und
                                    Verbreitung unpraktisch fand, daher nicht weiter genaue Kenntniß davon nahm.
                                    Unpraktisch für die allgemeinere Verbreitung
                                    scheint mir dieses Verfahren aus folgenden Gründen. Der Apparat ist viel zu
                                    kostspielig, als daß derselbe allgemeinere Anwendung finden dürfte, da er
                                    wohl über 100 Thaler im Preise zu stehen kommen dürfte; ferner ist eine doch
                                    möglich werdende Reparatur desselben wohl so leicht in kleineren Orten nicht
                                    gut ausführbar; dagegen sind die Daniell'schen
                                    constanten Ketten, die einfachen Blasenapparate, überall leicht herzustellen
                                    und ihre Beschaffung durchaus nicht kostspielig; bedenkt man nun gar noch,
                                    daß sich mittelst bloßen Contacts mit Zink vergolden und versilbern läßt, so
                                    wird die allgemeinere Verbreitung dieser magneto-elektrischen Methode
                                    immer mehr zweifelhaft.
                                 
                                 Aus den so eben mitgetheilten Resultaten geht demnach mit Bestimmtheit
                                    hervor: daß die galvanische Vergoldung, Versilberung und Verkupferung sich
                                    auch ohne Anwendung des Cyankaliums
                                    bewerkstelligen lasse, daher dem Praktiker inskünftige die Wahl bleiben
                                    wird, nach seiner Ansicht des einen oder des andern Verfahrens sich zu
                                    bedienen; ein Vortheil, der schon insofern von nicht geringer Bedeutung ist,
                                    als durch denselben der Praktiker nicht nothwendig an die Anwendung ein und
                                    desselben Präparates gebunden ist; eine Einschränkung, die nicht anders als
                                    hemmend auf die allgemeinere Anwendung und Verbreitung der galvanischen
                                    Ueberziehung der Metalle mit andern einwirken konnte, welcher Umstand
                                    vorzugsweise bei der galvanischen Verkupferung des Gußeisens, Zinks und
                                    Zinns von sehr großer Bedeutung ist, wie ich oben schon mehreremal besonders
                                    hervorzuheben Gelegenheit hatte.
                                 
                              
                           
                        
                           II. Ueber die Bereitung der durch Kohle
                                 gereinigten Schellak-Lösung.
                           Um weiße Hölzer mit einer Politur zu überziehen, bediente man sich zeither in der
                              Kunsttischlerei gewöhnlich einer aus gebleichtem Schellak bereiteten spirituösen
                              Lösung. Die Bleichung des Schellaks geschieht im Großen gewöhnlich durch Chlor, oder
                              durch Chlorverbindungen und dann kostet der gebleichte Schellak etwa 25 bis 30
                              Silbergroschen das Pfund, wenn der gute orange Schellak 9 bis 10 Sgr. im Preist
                              steht. Erhält der durch Chlor, Chlorverbindungen, oder durch schweflige Säure
                              gebleichte Schellak nur noch eine sehr kleine Menge des zum Bleichen angewendeten
                              Präparats, so kann der sehr unangenehme Fall eintreten, daß beim Poliren der
                              Tischlerarbeiten, welche metallene eingelegte Verzierungen enthalten, leztere mehr
                              oder weniger anlaufen (blind werden). Gäbe es nun eine Methode, nach welcher die
                              Auflösung des gelben Schellaks so gereinigt werden könnte, daß zu dieser Reinigung
                              kein Chlor, schweflige Säure, oder sonst ähnliche Substanzen anzuwenden nöthig
                              wären, so würde hiedurch ein zweifacher Vortheil erreicht werden. Einmal wäre bei
                              einer solchen Politur nicht das mindeste beim Poliren mit Metall eingelegter
                              Tischlerarbeiten zu befürchten, und zweitens würde dieselbe bei weitem minder
                              kostspielig seyn, als die Auflösung des gebleichten Schellaks in Weingeist. Ich habe
                              deßhalb schon im vorigen Frühjahre einige Versuche angestellt und die hiedurch
                              erhaltenen Resultate versprachen einen völlig erwünschten Erfolg; ich machte damals
                              in einer kurzen Mittheilung in der hiesigen polytechnischen Gesellschaft dieselben
                              öffentlich bekannt
                              (polyt. Journal Bd. XCIII S. 445). Seit
                              jener Zeit habe ich die Versuche über diesen für die Kunsttischlerei wichtigen
                              Gegenstand weiter fortgesezt, besonders da ich von vielen Seiten dazu aufgefordert
                              wurde.
                           Um den in Rede stehenden Zwek zu erreichen, richtete ich gleich von vornherein meine
                              Aufmerksamkeit auf die Anwendung der Kohle überhaupt. Die Versuche mußten aber mit
                              den beiden Hauptarten der Kohlen angestellt werden, mit Thierkohle und mit
                              ausgeglühter Holzkohle. Eine Reihe deßhalb angestellter Versuche ergab das Resultat,
                              daß nur die Thierkohle (gekörnte Knochenkohle, wie sie etwa zur Reinigung des
                              Klärsels benuzt wird) ein brauchbares und allen Anforderungen entsprechendes
                              Resultat zu liefern im Stande war. Zu diesem Zwek wurden gleiche Quantitäten heller
                              Schellak in Weingeist von 85° R. (90° Tralles) bei Digestionswärme
                              aufgelöst und zu der Auflösung die respectiven Kohlen hinzugesezt; die Digestion
                              wurde nun mehrere Tage, am besten unter gleichzeitiger Aussezung der Einwirkung des
                              directen Sonnenlichtes fortgesezt und hierauf die Lösung durch graues Löschpapier
                              filtrirt. Die filtrirte Lösung der mit Thierkohle digerirten Politur hatte eine
                              hellbräunliche Farbe, war hell und klar, und mit derselben ließen sich
                              Ahorn-, Birken-, Pappel- und selbst das so schwierig eine
                              schöne Politur annehmende Polisanderholz ganz vortrefflich poliren; dagegen war die
                              mit ausgeglühter Holzkohle digerirte Politur nach der Filtration dunkler gefärbt,
                              als sie vor der Digestion mit Holzkohle gewesen war. Es ist daher nur die Anwendung
                              der gekörnten (gemahlenen) Knochenkohle zu empfehlen. Die Bereitung der durch
                              Knochenkohle gereinigten Schellaklösung läßt sich auch in größerem Maaßstabe auf
                              nachstehende einfache Weise leicht bewerkstelligen.
                           Man schüttet in einen Glaskolben eine beliebige Quantität gelben Schellak, vorher in
                              kleine Stükchen zerbrochen, gießt auf denselben Weingeist von 90° Tr. und
                              erwärmt auf dem Stubenofen, oder im Sommer in der Sonne, bis der Schellak sich
                              gelöst hat; hierauf sezt man der Lösung etwa so viel gröblich gemahlene Knochenkohle
                              hinzu (nicht so gut die feingemahlene, weil beim Filtriren leicht Kohlentheilchen
                              mit durch das Filtrum gehen), daß das Ganze ein recht dünner Brei geworden ist. Man
                              verschließt das Gefäß nicht ganz luftdicht, und läßt es so einige Zeit an der Sonne
                              stehen; nach 8 bis 14 Tagen filtrirt man eine kleine Probe ab und sieht zu, ob sie
                              eine hell gelbbräunliche Farbe angenommen hat und ob sie bei einem kleinen Versuch
                              eine klare, reine Politur auf hellem Holz liefert. Ist dieses der Fall, so wird das
                              Ganze durch graues Löschpapier filtrirt, wobei man gut thut, eines Blechtrichters mit doppelter
                              Wandung sich zu diesem Zweke zu bedienen, ähnlich wie dieß zu geschehen pflegt bei
                              der Filtration der spirituösen Seifenauflösungen zur Darstellung der sogenannten
                              Transparent-Seifen, des Opodeldoks etc. etc. In den Zwischenraum des
                              Trichters wird nämlich heißes Wasser gegossen und die obere Oeffnung mit einem
                              Blechdekel verschlossen. Durch diese Vorrichtung wird die spirituöse Lösung warm
                              erhalten, daher sie schneller durchläuft und die Poren des Papiers nicht verklebt;
                              ferner wird durch die Bedekung des Trichters das Verdampfen des Weingeistes
                              verhindert. Die zuerst filtrirte Politur kann besonders aufbewahrt werden, sie wird
                              zum Grundpoliren gebraucht; auf die im Trichter zurükgebliebene Kohle wird nochmals
                              Weingeist aufgegossen, und die durchfiltrirte Flüssigkeit zum Nachpoliren,
                              Ueberpoliren angewendet.
                           Die durch Knochenkohle gereinigte Schellaklösung hat zwar eine bräunlichgelbe Farbe,
                              ist jedoch völlig klar und durchsichtig; wird sie mit Weingeist verdünnt, so
                              erscheint dieselbe nur noch wenig gelbbräunlich gefärbt, und in diesem Zustande kann
                              sie zur Politur ganz weißer Holzarten, wie Ahorn-, Pappel-, Lindenholz
                              verwandt werden; die Politur des Holzes hat dadurch keinen Stich ins Gelbliche
                              erhalten, denn es ist nur zu berüksichtigen, daß eine starke (concentrirte)
                              Auflösung von gebleichtem Schellak gleichfalls einen Stich ins
                              Gelblich-bräunliche zeigt.
                           Mehrere Tischlermeister bedienen sich bei ihren Arbeiten der durch Kohle gereinigten
                              Schellak-Politur und sind mit den erhaltenen Resultaten völlig zufrieden;
                              auch aus Braunschweig ist mir die Mittheilung geworden, daß dort mit der
                              beschriebenen Politur allen Anforderungen entsprechende sehr günstige Resultate
                              erhalten worden sind.
                           
                        
                           III. Ueber die Darstellung grüner
                                 arsenikfreier Kupferfarben.
                           Im Jahre 1832 wies ich in einer Arbeit: über die Identität des rothen Farbstoffes in
                              den rothen Blumen und in den vom Herbst roth gefärbten BlätternSiehe Schweigger's
                                    Jahrbuch der Chemie etc. Bd. LXV. nach, daß das, wie schon der Titel der Abhandlung aussagt, in den genannten
                              Pflanzen-Organen vorhandene rothe Pigment in allen dieselben chemischen
                              Eigenschaften besizt. Im Jahre 1844 suchte Preißer zu
                              beweisen, daß die verschiedenen, in der Pflanzenwelt vorhandenen Farbstoffe nur
                              verschiedene Oxydationsstufen eines und desselben ursprünglich farblosen Princips
                              seyen.Polytechn. Journal Bd. XCIII S.
                                       103.
                              
                           Ich habe unter meiner Aufsicht in dem Laboratorium des königl.
                              Gewerbe-Instituts eine ziemlich große Anzahl von Versuchen über das Verhalten
                              der organischen Farbstoffe gegen Reagentien anstellen lassen, indem ich die
                              Ueberzeugung hatte, daß hiedurch Resultate erhalten werden dürften, welche für die
                              technische Chemie nicht ohne Interesse seyn möchten; eine Voraussezung, welche auch
                              in der That als völlig begründet sich erwiesen hat, wie ich durch nachstehende
                              Mittheilungen näher auseinander zu sezen gedenke.
                           Ehe ich jedoch zu dem eigentlichen Hauptgegenstande dieser Arbeit übergehe, will ich
                              zu der Abhandlung des Hrn. Preißer bemerken, im Gegensaz mit der Beobachtung dieses Chemikers,
                              daß als ganz allgemein nothwendig bei den im hiesigen Laboratorium angestellten
                              Versuchen sich herausgestellt hat, eine farblose Verbindung im aufgelösten Zustande
                              zwischen Farbstoff und Schwefelwasserstoff annehmen zu müssen, welche jedoch ihre
                              respective Farbe wieder erlangt, wenn das Gas völlig entfernt worden ist. Werden
                              nämlich die Verbindungen der verschiedenen Farbstoffe mit Bleioxyd in Wasser
                              suspendirt und durch einen Strom Schwefelwasserstoffgas zersezt, das Schwefelblei
                              abfiltrirt, so erscheint die mit Gas im Ueberschuß imprägnirte Flüssigkeit
                              wasserhell; wird dieselbe nun in einem völlig damit erfüllten Kolben, der mit einem
                              Gasentwikelungsrohr versehen ist, erwärmt, so tritt, in dem Maaße als
                              Schwefelwasserstoffgas entweicht, auch die ursprüngliche Farbe der zur Untersuchung
                              angewandten Farbstofflösung wieder auf. Diese Resultate wurden erhalten mit den
                              Auflösungen von Chlorophyll, Alkanna, Röthe, rothem Sandelholz und den verschiedenen
                              gelben Pflanzenfarben.
                           Bei der Untersuchung einiger gelben Lakfarben und der hierauf folgenden Prüfung der
                              gelben Pflanzen-Pigmente gegen Reagentien, beobachtete der mit den Versuchen
                              beschäftigte Zögling des Instituts, Lohage, daß einige
                              derselben mit Kupfervitriol-Lösung und gleichzeitig im Ueberschuß mit
                              Aezkalilösung versezt, sehr schöne grüne Niederschläge erzeugen; fortgesezte
                              Versuche mit den wässerigen Auszügen der verschiedensten gelben
                              Pflanzen-Pigmente angestellt, führten zu dem Resultate: daß die Erzeugung
                              grüner Farben von verschiedenen Nuancen, unter Anwendung der oben angegebenen
                              Reactionsmittel, eine den gelben Farbstoffen zukommende allgemeine Eigenschaft sey. So entstand z.B.
                              mit dem Auszug von Wau ein schön hellgrüner, mit Querzitron ein tief dunkelgrüner,
                              mit Gelbholz ein dunkelgrüner, mit Fisetholz ein bläulich hellgrüner, mit Gutti ein
                              ähnlich gefärbter, mit Gelbbeeren (persischen Beeren) ein herrlich dunkelgrüner, mit
                              Curcuma ein dem Wau ähnlich grüner, mit Orleans ein hellgrüner, mit Berberisholz ein
                              schön dunkelgrüner Niederschlag. Auch aus dem gelb gefärbten Wasser, welches bei der
                              Wasserröste des Flachses erhalten und bisher als völlig nuzlos weggegossen wird,
                              kann durch Zusaz von Kupfervitriol- und Aezkalilösung eine tief dunkelgrüne
                              Farbe dargestellt werden.
                           Zu beachten ist hiebei daß, sollen die Farben schön ausfallen, es durchaus nothwendig
                              ist, aus den Auszügen der gelben Pflanzen-Pigmente, welche etwa wie Gelbholz
                              sehr viel Gerbstoff enthalten, den leztern vorher durch Leimlösung niederzuschlagen
                              und die von dem Leimniederschlage abfiltrirte gefärbte Flüssigkeit erst alsdann mit
                              Kupfervitriol- und Aezkalilösung zu behandeln. Ohne Zusaz von Aezlauge, durch
                              alleinigen Zusaz von Kupfervitriollösung zu den Farbstoff-Auszügen, entsteht
                              nur eine bläulichgrüne Färbung, nie aber ein schön grüner Niederschlag.
                           Die gut ausgesüßten und im Trokenofen bei 16 bis 24° R. getrokneten
                              Niederschläge besaßen folgende Eigenschaften: sie hatten durch die erwähnte
                              Temperatur nichts an der Reinheit der Farbe verloren, sie widerstehen daher einer
                              Wärme von 16 bis 24° R.; erst zwischen 40 und 48° R. fängt die grüne
                              Farbe an in eine mehr olivengrüne überzugehen; bei 80° ist sie olivenbraun
                              geworden. Durch die Einwirkung der Alkalien und des gebrannten Kalks wird die grüne
                              Farbe bei gewöhnlicher Temperatur nicht verändert; auch vom hellen Tageslicht erlitt
                              dieselbe selbst nach mehreren Wochen durchaus keine merkliche Veränderung. Die
                              Zusammensezung der völlig lufttrokenen Niederschläge ergab sich nach der mit ihnen
                              angestellten chemischen Analyse wie folgt: in 100 Theilen aus 72,5 Kupferoxyd, 16,5
                              Wasser und 11,0 Pigment. Diese Zahlen können als annähernd übereinstimmend für die
                              verschiedenen grünen Niederschläge betrachtet werden. Die Analyse wurde mit den aus
                              Querzitron-Pigment erhaltenen grünen Niederschlägen angestellt.
                           Die Reinheit der grünen Farben, ihre Beständigkeit gegen Alkalien, Erden und Licht,
                              die Wohlfeilheit ihrer Darstellung, die Nichtanwendung der giftigen arsenigen Säure
                              (weißen Arsenik) bei ihrer Bereitung, welche bisher ein nothwendiger Zusaz war für
                              die Gewinnung guter und brauchbarer grüner Farben; alle die genannten Eigenschaften
                              sprechen dafür, daß dieselben für die technische Anwendung als Anstrich- und
                              Tuschfarben, überhaupt als sogenannte grüne Farbelake künftig von Wichtigkeit werden
                              können.
                           Ehe ich zu der Mittheilung der Vorschrift zur Darstellung der genannten Farbelake in
                              specieller Beziehung übergehe, will ich mir erlauben auf zwei Fälle aufmerksam zu
                              machen, welche mir begegnet sind und dazu dienen sollen, vor der Anwendung
                              arsenikhaltiger grüner Kupferfarben als Anstrich, vorzugsweise für Schlafstuben, zu
                              warnen, besonders wenn leztere feucht sind und nicht gehörig gelüftet werden
                              können.Zwei Personen, in zwei verschiedenen Familien am hiesigen Orte, die früher
                                    sich stets wohl befunden hatten, kränkelten fortwährend, seitdem sie in
                                    Stuben schliefen, welche grün angestrichen waren und gleichzeitig die oben
                                    angegebenen übeln Eigenschaften hatten, d.h. feucht, dunkel und nicht luftig
                                    genug waren. Die chemische Untersuchung des abgeschabten Puzes ergab eine in
                                    dem selben vorhandene nicht geringe Quantität Arsenik. Neide Personen
                                    erhielten ihr früheres körperliches Wohlbefinden wieder, als sie nicht mehr
                                    in den bezeichneten Zimmern schliefen. Ja in der einen Stube ließ sich
                                    deutlich genug ein eigenthümlicher, zwar schwacher, aber widerlich
                                    knoblauchähnlicher Geruch wahrnehmen, welcher nach Entfernung des Puzes
                                    durch Abkrazen und hierauf erfolgtem neuen Uebertünchen der Wände mit einer
                                    andern, jedoch nicht grünen Farbe, nicht mehr wahrnehmbar war. Es ist mehr
                                    als wahrscheinlich, daß dieser Geruch von dem bekannten, sehr giftige
                                    Eigenschaften besizenden Arsenik-Wasserstoffgase herzuleiten ist. Daß
                                    ferner der Staub von der arsenikhaltigen Farbe für den Arbeiter sehr
                                    nachtheilig seyn muß, versteht sich wohl von selbst. Vergleiche die Chemie
                                    der Rechtspflege von Hünefeld 1832, S. 209 u.
                                    ff. Es ist hier nicht der Ort und auch nicht mehr nöthig auf die Giftigkeit
                              arsenikhaltiger Kupferfarben aufmerksam zu machen, da dieser Gegenstand schon oft
                              von allen Seiten als sehr wichtig hervorgehoben worden ist, daher ich weitere
                              Angaben von Vergiftungsfällen durch die genannten Farben füglich zu übergehen mich
                              veranlaßt finde. Nur eins mag hier noch erwähnt werden, nämlich, daß selbst die
                              Flüssigkeit, welche bei der Bereitung arsenikhaltiger Kupferfarbe über den
                              entstandenen grünen Niederschlägen steht, noch sehr giftig seyn kann, wenn nicht
                              alle arsenige Säure durch das Kupfersalz niedergeschlagen worden ist.
                           Um die grünen Farben, aus Pflanzen-Pigmenten und Kupfervitriol erzeugt, im
                              größeren Maaßstabe zu bereiten, soll als Repräsentant für alle übrigen die
                              Darstellung des Wau-Grüns mitgetheilt werden, wie es in größeren Quantitäten
                              von dem Hrn. Lohage
                              dargestellt wurde. Man nimmt eine beliebige Quantität zerschnittenen Wau, übergießt
                              ihn in einem blanken kupfernen Kessel mit Wasser und erwärmt die Flüssigkeit auf 40
                              bis 48° R. Zu der hierauf filtrirten Farbeflotte wird so viel
                              Kupfervitriol-Lösung hinzugesezt, bis die Flüssigkeit eine tief dunkelgrüne
                              Farbe angenommen hat; nun wird die Aezlauge, etwa von 10° B. so lange
                              hinzugesezt, bis die über dem entstandenen grünen Niederschlage stehende Flüssigkeit
                              fast wasserhell erscheint. Nur wenn dieser Zeitpunkt eingetreten ist, kann die Darstellung als
                              gelungen betrachtet werden. Der erhaltene grüne Niederschlag wird völlig mit Wasser
                              ausgesüßt und hierauf bei 16 bis 24° R. getroknet. Wird der
                              Kupfervitriol-Lösung gleichzeitig Alaun zugesezt, und statt mit Aezlauge mit
                              kohlensaurem Alkali gefällt, so lassen sich verschiedene Nuancen hervorbringen,
                              welche fast alle ein weit tieferes Grün darstellen, als die bisher bekannt
                              gewordenen Sorten des grünen Ultramarins, welchen man als Ersazfarbe für die
                              giftigen arsenikhaltigen Kupferfarben vorgeschlagen hat, und es ist der Hoffnung
                              Raum zu geben, daß durch die genannten grünen Farben, aus Pflanzen-Pigmenten
                              und Kupfervitriol gebildet, die arsenikhaltigen Kupferfarben sich mit der Zeit
                              werden verdrängen lassen. – So wie das Wau-Grün werden auch die andern
                              grünen Farben dargestellt, nur daß, wie oben schon bemerkt, aus den
                              gerbstoffhaltigen Auszügen der Gerbstoff durch Leimlösung vorher niedergeschlagen
                              werden muß. – Was die Benennung der verschiedenen grünen Pigmente anlangt, so
                              wird es am zwekmäßigsten seyn, dieselben mit dem Namen des zur Bereitung angewandten
                              Farbstoffs zu bezeichnen, also z.B. Gelbholzgrün, Avignongrün, Berberisgrün etc.
                           Schließlich will ich noch anführen, daß man auch recht angenehm violette Lakfarben
                              darstellen kann, wenn z.B. Rothholz-Farbflotten mit Alaun- und
                              Kupfervitriol-Auflösung versezt und alsdann durch kohlensaure Alkalien
                              niedergeschlagen werden; daß sich auch hier verschiedene Farbennuancen, nach einem
                              verhältnißmäßigen Zusaz von Kupfervitriol gegen Alaun, hervorbringen lassen,
                              versteht sich von selbst; selbst diese zarten Lakfarben, mit Gummilösung angerieben
                              und auf Papier aufgestrichen, dem hellen Tageslichte Wochen lang ausgesezt, verloren
                              nichts an der Reinheit und Zartheit der ursprünglichen Farbe. Daß übrigens die
                              Pflanzen-Pigmente mit Metalloxyden verbunden, als sogenannte Lakfarben der
                              Einwirkung des Lichts bei weitem besser widerstehen, als im freien Zustande, habe
                              ich schon vor mehreren Jahren zu zeigen versucht.Vergl. Bericht des Breslauer Gewerbe-Vereins von Ostern 1831 bis 1832
                                    S. 8; auch habe ich damals schon auf die mögliche technische Anwendung der
                                    Riederschläge von Metalloxyden in Verbindung mit den verschiedenen
                                    Farbstoffen aufmerksam gemacht. Es ist also hiemit ein weites Feld für die
                                    Darstellung der Lakfarben eröffnet.