| Titel: | Verbesserungen an Dampfmaschinen, worauf sich Richard Haworth, Ingenieur zu Bury in der Grafschaft Lancaster, am 10. Febr. 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XXXI., S. 161 | 
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                        XXXI.
                        Verbesserungen an Dampfmaschinen, worauf sich
                           Richard Haworth,
                           Ingenieur zu Bury in der Grafschaft Lancaster, am 10.
                              Febr. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Jan. 1846, S.
                              389.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Haworth's Verbesserungen an Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Verbesserungen an Dampfmaschinen bestehen in einer eigenthümlichen
                              Construction und Anordnung der Maschinentheile, wodurch eine bedeutende
                              Brennmaterialersparniß erzielt und an Kraft und Geschwindigkeit gewonnen wird. Das
                              wesentliche Neue an der Erfindung ist folgendes. Die Maschine besitzt sowohl die
                              gewöhnliche wechselnde geradlinige Bewegung, als auch eine kreisförmige Bewegung um
                              die Treibwelle. Der Dampfcylinder ist nämlich an dem einen Ende eines Hebels
                              befestigt, während die Kurbel lose in einem Lager am andern Ende des nämlichen
                              Hebels rotirt. Die Büchse oder der Mittelpunkt dieses Hebels ist an der Treibwelle
                              festgekeilt; sie hat den Zweck, die Bewegung der Maschine dieser Welle mitzutheilen,
                              und zwar auf folgende Weise. An dem einen Ende der Kurbelwelle ist ein Stirnrad
                              festgekeilt; der Halbmesser seines Theilrisses ist gleich dem halben Abstand des
                              Mittelpunkts der Kurbelwelle von der Haupttreibwelle der Maschine. Dieses Rad greift
                              in ein anderes stationär befestigtes Rad von gleichem Durchmesser. Da die Hauptwelle
                              lose um ihren Mittelpunkt rotirt, so hat das Rad an der Kurbelwelle eine doppelte
                              Bewegung zu vollbringen, nämlich eine rotirende um seine eigene Achse in Folge der
                              Kolbenbewegung, und eine planetarische um die Hauptwelle, während das andere Rad,
                              durch dessen Mitte die Hauptwelle geht, vollkommen stationär bleibt. Da beide Räder
                              gleichen Durchmesser haben, so vollendet das „Planetenrad“
                              seinen Umlauf um die Hauptwelle und das „Sonnenrad“ genau in
                              Verseiben Zeit, in welcher die Kurbel eine Umdrehung um ihre Achse macht. Der
                              Kraftgewinn steht bei dieser Anordnung im Verhältniß des Unterschieds zwischen der
                              Kurbellänge und der Länge des Hebels, an dessen Ende die Kurbel rotirt; die
                              Geschwindigkeit wird durch die Kürze der Kurbel gewonnen, indem der Kolben eine
                              geringere Strecke bei jedem Hub zu durchlaufen hat.
                           Fig. 15
                              stellt einen Grundriß und Fig. 16 einen Frontaufriß
                              der verbesserten durch Hochdruckdampf zu betreibenden Dampfmaschine dar. Die Ansicht
                              Fig. 17
                              ist zum Theil im Durchschnitt gegeben, um die Vorkehrung für den Ein- und
                              Austritt des Dampfs in und aus dem Cylinder deutlicher zu zeigen. a, a ist das Mauerwerk, auf dem die Hauptwelle b, b* gelagert ist; c das
                              Schwungrad; d der Dampfcylinder; e die Verbindungsstange; f die Kurbel und g die Kurbelwelle. Letztere rotirt in Lagern an dem
                              einen Ende der Hebel h, h*; die Büchse des Hebels h ist an die Hauptwelle b
                              festgekeilt und der Dampfcylinder d an das andere Ende
                              der Hebel h, h* befestigt. Der Dampf gelangt auf
                              folgende Weise in den Cylinder. Das Ende b* der Welle
                              Fig. 17
                              ist hohl und in seiner Mitte mit einer Scheidewand versehen, welche die
                              Eintrittröhre k von der Austrittröhre l trennt; sie rotirt in einer mittelst Stopfbüchsen
                              dampfdicht geliederten Kammer m. Der Dampf tritt in
                              diese Kammer durch die Röhre n, durch die Oeffnung o in die Röhre k und von da
                              durch das Schieberventil in den Dampfcylinder. Der Kolben setzt mit Hülfe der
                              Verbindungsstange e und der Kurbel f die Kurbelwelle g in
                              Rotation. An dem einen Ende der letztern ist das Planetenrad p festgekeilt, welches in ein stationäres Sonnenrad q von gleichem Durchmesser greift und um dasselbe rotirt. Durch die Büchse
                              des Rads q geht das Ende b
                              der Hauptwelle, sich lose drehend. Da nun das Rad q
                              vollkommen stationär bleibt, so veranlaßt die Rotation der Kurbelwelle g das Planetenrad p in
                              derselben Zeit einen Umlauf um das Sonnenrad zu machen, in welcher es um seine
                              eigene Achse rotirt, und setzt somit die Maschine um die Welle b, b* in Umdrehung. Um bei dieser Einrichtung das
                              Schieberventil in Thätigkeit zu setzen, ist das Excentricum r stationär und durch eine Reihe von Hebeln s, s,
                                 s mit dem Ventile verbunden. Die Rotation der Maschine theilt dem Ventile
                              die nöthige Bewegung eben so mit, wie dieses die Umdrehung des Excentricums thun
                              würde, wenn die Maschine stationär wäre. Fig. 18 stellt ein
                              Excentricum in der vordem Ansicht und im Durchschnitt dar, dessen man sich anstatt
                              des Excentricums in Verbindung mit der in Rede stehenden Anordnung bedienen kann,
                              wenn die Maschine mit Expansion arbeiten soll. Man kann dieses Excentricum so
                              berechnen, daß es den Dampf beim halben Hub abschneidet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
