| Titel: | Ueber ein Mittel, die Nachtheile zu vermeiden, welche die Gegenwart des Quecksilbers bei der Silberprobe auf nassem Wege verursacht; von A. Levol, Hülfsprobirer an der Münze zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LVIII., S. 283 | 
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                        LVIII.
                        Ueber ein Mittel, die Nachtheile zu vermeiden,
                           welche die Gegenwart des Quecksilbers bei der Silberprobe auf nassem Wege verursacht;
                           von A. Levol,
                           Hülfsprobirer an der Münze zu Paris.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, April 1846, S.
                              504.
                        Levol, über die Silberprobe auf nassem Wege.
                        
                     
                        
                           Die von Gay-Lussac eingeführte Silberprobe auf
                              nassem WegePolytechn. Journal Bd. XLIX S.
                                       108. wird in der Münze zu Paris seit 15 Jahren zur Controle benutzt und die
                              Genauigkeit ihrer Resultate verläugnet sich nur in zwei besondern Fällen, welche
                              glücklicherweise sehr selten sind, nämlich wenn das zu probirende Silber Schwefel oder Quecksilber
                              enthält. Hinsichtlich des Schwefels hat Hr. Gay-Lussac selbst das Correctionsmittel
                              angegeben, welches nichts zu wünschen übrig läßt; die Gegenwart des Quecksilbers ist
                              bei der Operation zwar leicht zu erkennen, man besaß aber bisher kein Mittel, seinen
                              Einfluß auf das Resultat der Probe aufzuheben. Nachdem ich mich längere Zeit
                              vergeblich bemüht hatte, einen Mangel zu beseitigen, welcher der schätzbaren
                              Silberprobe auf nassem Wege zum Vorwurf gemacht werden kann, gelang es mir endlich
                              die Schwierigkeit auf folgende Art zu beseitigen.
                           Nachdem das zu probirende Silber wie gewöhnlich in 5 Kubikcentimetern Salpetersäure
                              von 32° Baumé aufgelöst worden ist, übersättige ich die Auflösung mit
                              25 Kubikcentimetern Aetzammoniak, setze sodann die Normalflüssigkeit zu und
                              übersättige hierauf das überschüssige Ammoniak mit 20 Kubikcentimetern Essigsäure,
                              worauf ich die Operation auf gewöhnliche Weise fortsetze.
                           Mittelst dieser unbedeutenden Abänderungen in dem Verfahren des Hrn. Gay-Lussac gelang es mir auf
                              nassem Wege, bei Gegenwart oder Abwesenheit von Kupfer, Silber, welches 100
                              Tausendstel Quecksilber, also ein Zehntel seines Gewichts enthielt, genau zu
                              Probiren; dieser Gehalt an Quecksilber ist offenbar viel größer, als er zufällig in
                              den Barren vorkommen kann, daher ich es für unnöthig hielt, darüber hinauszugehen.
                              Die Flüssigkeiten klaren sich durch bloßes Schütteln hinreichend und der
                              Niederschlag färbt sich am Licht wie bei Abwesenheit von Quecksilber.
                           
                           Es schien mir in Bezug auf die Genauigkeit der Resultate gleichgültig, ob die
                              Sättigung des Ammoniaks vor oder nach dem Zusetzen der Normalflüssigkeit
                              stattfindet; ich glaubte aber zu bemerken, daß im erstern Fall die Flüssigkeiten
                              nicht so leicht klar werden.
                           Vielleicht ist es nicht überflüssig zu bemerken, daß man eine Probe von
                              quecksilberhaltigem Silber, welche ohne meine Modification gemacht wurde und wobei
                              sich die Gegenwart des Quecksilbers durch das Nichtfärben des Niederschlags am Licht
                              zu erkennen gab, leicht rectificiren kann; man braucht nämlich diesen Niederschlag
                              nur in concentrirtem Ammoniak aufzulösen und mit Essigsäure zu übersättigen.
                           Die Essigsäure und das Ammoniak, welche man bei den Proben anwendet, müssen
                              vollkommen frei von salzsauren Salzen seyn.
                           In theoretischer Hinsicht füge ich noch bei, daß das Ammoniak bei meinem Verfahren in
                              der Art zu wirken scheint, daß es mit dem salpetersauren Quecksilberoxyd das
                              Doppelsalz bildet, welches Thenard in der sechsten
                              Ausgabe seines Traité de Chimie als basisch
                              salpetersaures Quecksilberoxyd-Ammoniak aufführt und das die Eigenschaft hat,
                              mehreren sehr kräftigen Agentien zu widerstehen; dieses Salz könnte daher wegen
                              seiner Beständigkeit die Verwandtschaft des im Kochsalz enthaltenen Chlors zu dem
                              Quecksilber im salpetersauren Doppelsalze überwinden, so daß sich das Chlor dann
                              ausschließlich auf das Silber und das aufgelöst bleibende Quecksilbersalz wirft; ich
                              bemerke noch zur Unterstützung dieser Erklärung, daß ich die Behauptung mehrerer
                              Chemiker über die merkwürdige Auflöslichkeit obigen Quecksilbersalzes in Ammoniak
                              und besonders den Ammoniaksalzen vollkommen bestätigt gefunden habe. Die Essigsäure
                              scheint bei dem von mir vorgeschlagenen Verfahren keine andere Rolle zu spielen, als
                              daß sie das Ammoniak sättigt, welches das Chlorsilber in Auflösung zurückhält; sie
                              dürfte daher durch Salpetersäure und Schwefelsäure ersetzt werden können; dazu wäre
                              es aber nöthig letztere Säuren sehr stark zu verdünnen, damit sich kein Quecksilber
                              niederschlagen kann, und eine so große Verdünnung der Flüssigkeit würde die
                              Operation höchst schwierig machen.