| Titel: | Verfahrungsarten um Chlorgas zu bereiten, worauf sich William Longmaid zu Plymouth, Grafschaft Devon, am 4. August 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LX., S. 287 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LX.
                        Verfahrungsarten um Chlorgas zu bereiten, worauf
                           sich William Longmaid
                           zu Plymouth, Grafschaft Devon, am 4. August
                              1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, April 1846, S.
                              172.
                        Longmaid's, Verfahrungsarten um Chlorgas zu bereiten.
                        
                     
                        
                           Ein solches Verfahren besteht darin, daß man ein Gemenge von Schwefelkies und
                              Kochsalz in einem offenen Ofen so lange calcinirt, bis sich keine Schwefelsäure mehr
                              entwickelt; die Beschickung wird dann herausgeschafft und in einen geschlossenen
                              Ofen gebracht (der mit einem Apparat versehen ist, um trockene atmosphärische Luft
                              einzutreiben und das Chlorgas zu sammeln), in welchem man sie so lange calcinirt,
                              bis sich kein Chlorgas mehr entwickelt. Das Verhältniß zwischen dem Schwefelkies und
                              Salz hängt von dem Gehalt des Erzes ab, aber das Gemenge muß 35 bis 40 Theile
                              Schwefel auf 100 Theile Salz enthalten.
                           Mehrere Chlormetalle, namentlich die von Eisen, Mangan, Kupfer, Zink und Blei lassen
                              sich im ausgetrockneten Zustande ebenfalls benutzen, um Chlorgas zu erhalten, indem
                              man nämlich die Metalle dieser Chloride durch Erhitzen derselben in Berührung mit
                              trockener atmosphärischer Luft oxydirt.
                           In allen diesen Fällen muß trockene atmosphärische Luft angewandt werden, weil sich
                              sonst die Feuchtigkeit derselben zersetzen und der Wasserstoff des Wassers mit Chlor
                              zu Salzsäure verbinden würde.
                           Der erwähnte geschlossene Ofen hat die Form eines Rechteckes, ist 20 Fuß lang und 7
                              Fuß im Lichten weit; die Kammer des Ofens muß so viel als möglich luftdicht seyn,
                              und in den Seiten sind Thüren angebracht, um ihn zu beschicken und die Masse
                              umzurühren; die Feuercanäle werden von der Feuerstelle aus über und unter der Kammer
                              in einen mit dem Kamin verbundenen Canal geführt. Mit der Kammer des Ofens (der
                              Chlorerzeuger genannt) ist ein Ventilatorgebläse verbunden, um Luft hineinzutreiben, welche
                              über dem Innern der Kammer durch eine Reihe kleiner Röhren vertheilt wird. Die Luft
                              muß vorher von ihrer Feuchtigkeit befreit werden, wozu man sie durch eine Kammer
                              ziehen läßt, welche fast ganz mit Kohksstücken gefüllt ist, über denen man eine Lage
                              Chlorcalcium (geschmolzenen salzsauren Kalk) ausgebreitet hat. Wenn man Chlormetalle
                              verarbeitet, bringt man die Luftröhren über der Decke der Ofenkammer an, damit sich
                              die Luft erhitzt, ehe sie in die Kammer gelangt. Die Gase, welche sich aus der
                              Ofenkammer entwickeln, leitet man durch Röhren in einen Reinigungsapparat, welcher
                              aus einem Canal von 40 Fuß Länge und 1 Fuß im Quadrat besteht, der aus 1 Zoll dicken
                              Tannenbrettern gemacht ist; er ist in Wasser getaucht, welches, indem es
                              durchdringt, die innere Oberfläche des Canals in feuchtem Zustand erhält; am
                              entferntem Ende ist ein Ablaßrohr angebracht, so daß nur eine dünne Schicht Wasser
                              am Boden des Canals zurückbleiben kann. Findet man, nachdem man eine Beschickung in
                              die Ofenkammer gebracht hat, daß sich schwefligsaures Gas entwickelt, so sperrt man
                              die Communication mit dem Reinigungs-Apparat ab und läßt die Dämpfe in den
                              Kamin ziehen, bis man kein schwefligsaures Gas mehr entdeckt, worauf man die Dämpfe
                              in den Reinigungsapparat gelangen läßt. Um alle Feuchtigkeit, Salzsäure oder
                              sonstige Substanzen, die sich zufällig aus der Ofenkammer entbinden mögen, zu
                              verdichten, bringt man am Ende des hölzernen Canals ein Bleirohr von 9 Zoll im
                              Durchmesser an, welches auf eine Höhe von 10 Fuß aufsteigt und dann wieder 10 Fuß
                              herabsteigt. Das Ende dieses Rohrs taucht in einer offenen Cisterne in Wasser und
                              ein Zweigrohr geht von dem untern Theil des absteigenden Rohrs in die Kammer, worin
                              das Chlor durch Kalk verdichtet oder auf eine sonstige Weise verwendet wird. Das so
                              erhaltene Chlor ist mit einem Ueberschuß von atmosphärischer Luft, Stickgas etc.
                              vermischt, die man durch ein bleiernes Abzugsrohr von 2 Zoll Durchmesser und 10 Fuß
                              Höhe, welches in der Decke der Kalkkammer angebracht ist, entweichen läßt.