| Titel: | Ueber das Blaufärben der sogenannten Guinea-Zeuge nach dem Verfahren der Indier (Pachnampett, Montrepaleum, Ellapack, Küste von Coromandel im Jahr 1829); von D. Gonfreville. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXIV., S. 385 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber das Blaufärben der sogenannten
                           Guinea-Zeuge nach dem Verfahren der Indier (Pachnampett, Montrepaleum, Ellapack,
                           Küste von Coromandel im Jahr 1829); von D. Gonfreville.
                        Aus dem Recueil de la Société polytechnique,
                              1845 Nr. 10 u. 11.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Gonfreville, über das Blaufärben der
                           Guinea-Zeuge.
                        
                     
                        
                           Die Handelskammer zu Rouen wünscht schon seit langer Zeit daß am Senegal und auf
                              Bourbon die indischen Guineas verboten werden, um die ihrigen dort einzuführen. Die
                              Handelskammer zu Bordeaux hingegen wünscht am Senegal nur Gewebe zugelassen, die auf
                              französischindischem Boden erzeugt wurden, wo ihre Landsleute mechanische Webstühle
                              errichteten, der Generalconseil der französischen Etablissements in Indien, die
                              französisch-indischen und die bedeutenden Färbereien zu
                              PondichéryDie Färbereien im französischen Indien sind wie folgt vertheilt:Ortschaft      (a)*Anzahl derFärbereien.Anzahl der   Küpen.Sarompacodeam    Pett     61    3689Olandé und Henri    Paléom     54    2307Modeliar    Pett     46    1752Packnam    Pett     10      566Oulgaret       9      487Poudou    Paléom       6      222Mourga    Pacom       1      116Odiam    Pett       2        72Arian    Coupom       1        40Aressour       1        40Tiroucangy       1        40Montre    Paléom       „      200Von Gonfreville selbst gegründet       1        „
                                          ––––––  –––––––   193    9531*Coupom, Paléom, Pacom und Pett bedeuten: Vorstadt, Burg, Dorf,
                                    Weiler. in Schutz nehmend, thut was in seinen Kräften steht, um die Bestrebungen dieser beiden
                              Kammern gegen die Einführung der indischen Guineas vom Ministerium abgewiesen zu
                              sehen.
                           Um über diese Privatinteressen zu entscheiden, wäre vor Allem nothwendig gewesen, das
                              Fabrications- und Färbeverfahren dieser Zeuge genau kennen zu lernen. Ich
                              wurde im Jahr 1827 in Industrieangelegenheiten vom Marine- und
                              Handelsministerium nach Indien geschickt, und erhielt unter andern den Auftrag, die
                              Fabrication der Guineas gründlich zu studiren; diese Zeuge werden so genannt, nicht
                              weil sie an der Küste von Guinea verfertigt werden, sondern weil sie vorzüglich zum
                              Tauschhandel daselbst bestimmt sind. Da die Abhandlungen, welche ich über diese
                              Gegenstände an die Ministerien einreichte, trotz meiner Bemühungen nicht bekannt
                              gemacht wurden, sehe ich mich veranlaßt sie direct der Oeffentlichkeit zu übergeben;
                              ich beginne mit derjenigen über die Guineas, und ziehe hier drei Abhandlungen von
                              den Jahren 1827, 1828 und 1829 in eine einzige zusammen, welche in drei Artikel
                              zerfällt, 1) die Fabrication oder das Weben, 2) das Färben und 3) das Appretiren
                              dieser Zeuge.
                           
                        
                           Artikel I. – Fabrication.
                           
                              1. Abtheilung. – Garn, Weben,
                                    Nummerirung etc.
                              Das zu den Zeugen dienende Garn ist von der geringsten Qualität; es ist in
                                 Strähnen von 4 1/2 Metern, mit 450 bis 500 Fäden und an jedem Ende ein für den
                                 Weber schon fertiges Kreuz (Gelese) gebildet. Diese Fäden werden vor ihrem
                                 Verweben nicht ausgekocht, sondern nur 24 Stunden lang in kaltes Teichwasser
                                 gelegt unter öfterm Austreten mit den Füßen; Abends werden sie ausgewunden und
                                 in frisches Wässer gelegt und diese Operation wird nach Erforderniß 4–5
                                 Tage lang wiederholt. Vor dem Aufspulen werden sie nicht geschlichtet. Man
                                 haspelt sie auf pyramidenförmigen Haspeln ab; diese Gestalt derselben ist für
                                 das Kettenaufschlagen der indischen Weber nothwendig.
                              Zum Zurichten der Kette bedient man sich der ganzen Länge des Stücks nach in die
                                 Erde geschlagener Pfähle, man schlingt die Fäden, einen nach dem andern ein, und
                                 schlichtet sie sodann mit Reiswasser, Cange
                                 Diese Schlichte wird aus: Patchey, Areehy
                                       genanntem oder grünem Reis perfertigt und zwar aus 20 Pfd. Wasser und 1
                                       Pfd. Reis. Man bedient sich derselben erst am andern Tag, nachdem sie
                                       etwas gegohren. genannt; daher das Wort canger für parer (schlichten).
                              
                              Es werden 4–5 Tausend Fäden auf einmal geschlichtet; nach dem Schlichten
                                 und Bürsten, wenn das Ganze trocken ist, trägt man mit einer Bürste etwas
                                 Cocosnußöl auf, welches man, mit der Bürste immer in gleicher Richtung fahrend,
                                 gleichförmig ausbreitet.
                              Der Conjon (ostindische Strähn) hat 120 Fäden und 24
                                 Conjons entsprechen Nr. 36 nach Rouener Nummerirung; für Madraszeuge hat er
                                 90–92 Centimeter im Weberkamm. Der Guinea-Zeug wird gemeiniglich
                                 aus 1680 Fäden, oder 14 Conjons (120 × 14 = 1680) oder 2160 Fäden = 18
                                 Conjons auf 1,14 Meter Breite im Kamm gemacht; sie müssen beim Verkaufe 1,05
                                 Meter oder 7/8 Ellen haben. Der Zeug von 14 Conjons entspricht nahezu Nr. 18,
                                 und der von 14 Conjons Nr. 22 Rouener Nummerirung.
                              Der zu diesen Conjons dienende Faden ist sehr schwer zu nummeriren, weil er in
                                 demselben Strähn wegen seiner Unregelmäßigkeit um 6–8 Nummern
                                 wechselt.
                              Die Fäden der Kette und des Eintrags sind von derselben Nummer und Qualität und
                                 es wird so ziemlich in Vierecken gewoben; doch ist zu bemerken, daß an den
                                 Beschaufalten (plis de visite) etwas dichter gewoben
                                 wird, um dem Stück ein schöneres und stärkeres Ansehen zu verleihen; es ist dieß
                                 eine kleine List für den Verkauf; man gibt auch beim Färben diesen Falten mehr
                                 Farbe. Der 14 Conjons ist von Nr. 10 à 12,000
                                 Meter und der 18 Conjons von Nr. 13 à 15,000
                                 Meter. Auf dem Webstuhl behandelt der Arbeiter den Stoff in befeuchtetem
                                 Zustand. Die Kämme, deren Zähne ungleich von einander gesetzt sind, machen das
                                 Tuch ungleich, aber die gute Appretur und die viereckige Webung machen es
                                 dennoch zu einem Gewebe von größerer Stärke und Dauer als das von Rouen. Das
                                 indische Garn zu diesem Tuch kostet per Kilogr. nur
                                 10 Frcs. 10 Cent.; das europäische kostete zu derselben Zeit 4 Frcs. 60
                                 Cent.
                              
                           
                        
                           Artikel II. – Färben.
                           
                              2. Abtheilung. – Vorbereitung
                                    des Zeugs zum Färben.
                              Man macht an den beiden Enden des Stücks, über den vom Weber gelassenen nur aus
                                 Kettenfäden bestehenden Fransen, Risse durch einige Fäden, und zeichnet es an
                                 den beiden Enden, in der Regel an einem Ende mit einem und am Anfang desselben
                                 mit zwei Stempelzeichen; diese Zeichen werden mit einer Kanekai genannten Composition gemacht. Man rollt dann die beiden
                                 Ecken, wo sich die Zeichen befinden und faltet und preßt sie fest zusammen mit
                                 den beiden abgerissenen Bändern, so daß die Farbe nicht einbringen kann.
                              
                              Hierauf legt man das Stück vierfach zusammen, nimmt nun das ganze Stück in der
                                 Mitte, preßt es leicht, indem man es mit den beiden Ecken eines Endes umwickelt
                                 und knüpft es auf diese Weise durch einen Knoten zusammen. Ist dieß mit einer
                                 Courge oder 20 Stücken geschehen, so legt man sie in kaltes Wasser in einem in
                                 die Erde eingesetzten Gefäß (Krug mit großem Bauch) A von demselben Rauminhalt wie die zum Färben dienenden (1 Meter hoch,
                                 80 Centimeter Durchmesser in der Mitte, gegen beide Enden sich verengend), über
                                 welchem sich eine runde, trichterförmige, gemauerte Erweiterung B befindet, wie Fig. 13 zeigt. Diese
                                 Stücke wiegenIm Handel unterscheidet man vier Sorten von diesem Zeuge.  Länge  BreiteGewicht  Meter  Meter  Kilogr.Conjons17–181,07–1,08   3,25Salem171,05   2,75Orear Paleom171,04   2,25Dasselbe geringer16–16,501,02   2 von 4 Pfd. 8 Loth bis 4 Pfd. 24 Loth oder 6 Pfd., die Schlichte zu 1 1/4
                                 bis 1 1/2 Pfd. eingerechnet; sie haben 36 Armlängen (14 Ellen, 16–18
                                 Meter) Länge und 2 Armlängen (1,10 Meter) Breite. Man wirft sie auf das Wasser,
                                 auf welchem sie anfangs schwimmen, tritt sie mit den Füßen, bis sie unter Wasser
                                 sind; die über dem Gefäß angebrachte Erweiterung verhindert, daß das Wasser
                                 dabei überläuft. Man läßt sie in der Regel 6 bis 8 Stunden in Wasser liegen,
                                 wodurch die vom Weber für die Kette angewandte Schlichte, welche beim Färben
                                 nachtheilig wäre, entfernt wird.
                              Das Wasser, in welchem auf diese Weise das Tuch entschlichtet wurde, bleibt
                                 milchig und wird bald sauer; es ist ein schmutziges Reiswasser und nimmt einen
                                 sehr unangenehmen Geruch an. Nachdem die Stücke herausgenommen wurden, läßt man
                                 sie einige Zeit abtropfen oder windet sie sogleich aus, um sie zu färben. Sie
                                 werden, ehe man sie in die Färbeküpen bringt, nicht gewaschen, im Gegensatz mit
                                 dem gewöhnlichen Verfahren unserer Kattundruckereien. Das auf diese Weise sauer
                                 gewordene und stinkende Wasser zieht man dann zum Entschlichten anderer
                                 trockener Stücke vor und bedient sich desselben fortwährend, indem man jedesmal
                                 so viel Teichwasser zusetzt, als nöthig ist, um die durch die ersten Stücke
                                 entzogene Flüssigkeit zu ersetzen. Dieses gegohrne Wasser nimmt bald einen
                                 unerträglichen Geruch an, es soll dann aber auch viel besser entschlichten;
                                 wahrscheinlicher ist es, daß dieses Wasser, mit welchem die zu färbenden Stücke
                                 getränkt bleiben, in
                                 den Färbebädern selbst durch die Gährung seiner Bestandtheile eine günstige
                                 Wirkung ausübt. Diese Küpen enthalten 2–300 Liter Färbebad.
                              Unser Verfahren die Stücke zu laugen, auszuwaschen und zu walken, wodurch die
                                 Stücke für die zu färbenden Böden offenbar viel besser gereinigt werden, ist für
                                 die Küpe der Indier nicht so zweckmäßig.
                              
                           
                              3. Abtheilung. – Zubereitung
                                    des terrirten, mit Thon präparirten Indigos vor dem Färben.
                              Der Indigo welchen man auf der Küste von Coromandel zum Färben der Guineas
                                 benutzt, ist schon mit einer Art Thon präparirt, welchen man ihm zusetzt, damit
                                 er bei seiner Bereitung vollständig niederfalle; er enthält viel von solchem
                                 Thon und hat eine dem Schiefer ähnliche grauliche Farbe; er wird in großen
                                 Täfelchen in den Handel gebracht, kömmt aber in dieser Form nie nach Europa. Zum
                                 Einweichen des terrirten Indigos bedient man sich der Saals oder halbkugelförmiger Gefäße Fig. 14. Diese Form
                                 ist zum Zerreiben desselben zweckmäßiger, denn die Indier bedienen sich dazu
                                 keiner Maschinerie und erhalten doch einen ganz gut geriebenen Indigo; der
                                 terrirte Indigo enthält 5–6 Proc. reinen Indigo; er wird auf der ganzen
                                 Küste von Coromandel in großen Quantitäten, für 5–12 PagodenDie Pagode (indische Goldmünze)
                                             von Pondichery gilt8 Frcs.40 Cent.oder 3 1/2 Rupien à
                                             2   „40    „Die Rupie gilt 8 Fanons; der Fanon 17 Caches (indische kupferne
                                       Scheidemünze) oder 30 Centimes. (oder 67 Frcs. 20 Cent. bis 100 Frcs. 80 Cent. das Bar à 240 Kilogr.) verkauft.
                              Man braucht von demselben etwa 60 Pfd. (30 Kil.) zum Ansetzen von drei Küpen und
                                 Ausfärben einer halben Courge (10 Stück). Man bringt ihn des Morgens in ein
                                 Gefäß Fig.
                                    14, übergießt ihn einige Finger hoch mit kaltem Wasser und zerreibt
                                 ihn dann am Nachmittag ganz leicht mit den bloßen Händen; Mahlsteine oder Kugeln
                                 wären für diese erste Zubereitung des thonigen Indigos ganz unnütz. Zu
                                 Pachnampett und Modeliarpett, Aldeen (oder Dörfern) in der Nähe von Pondichery,
                                 wo es sehr viele Blaufärbereien gibt, bedient man sich zum Einweichen und
                                 Waschen der gefärbten Stücke etc. des Teichwassers, zum Ansetzen der Küpen aber
                                 Brunnenwassers.Der Boden auf mehrere Myriameter im Umkreis von Pondichery ist ziemlich
                                       derselbe, nämlich mehr oder weniger sandig, mit Thon vermengt; der
                                       Unterboden ist ebenfalls gleichförmig, kalkig, eine
                                       Art Kalkmergel. Das Brunnenwasser dieses Erdreichs wird angewandt;
                                       einige Brunnen aber in der Nähe des Meers taugen nicht für diese
                                       Färberei. Man läßt auf diese Weise den Indigo 6 Stunden lang das Wasser ansaugen,
                                 gießt dann alles Flüssige ab, bringt den schlammförmigen Indigo auf ein feines
                                 Tuch, welches auf einer großen Platte liegt, und zerdrückt ihn mittelst eines
                                 hölzernen Stößels und der Hände, wobei das Tuch, je nach seiner Beschaffenheit,
                                 als Sieb dient. Dieses Zerreiben geht sehr leicht von statten, weil der Indigo
                                 wegen der großen Menge Thon, den er enthält, sich zwischen den Fingern
                                 zerdrücken läßt und zerfällt. Nachdem er so zerstoßen und geknetet wurde,
                                 vertheilt man ihn in drei gleiche Portionen auf die drei Küpen. Behufs dieser
                                 gleichen Vertheilung macht man drei Kugeln daraus, die dem Volum nach leicht zu
                                 bemessen sind, in welchem Verfahren wiederum die indische Einfachheit zu
                                 erkennen ist. Jeder Theil wird für sich noch einmal auf dieselbe Weise
                                 behandelt; man zerreibt nun vollends die Rückstände in einer andern Saal von
                                 Steinzeug und zwar mit einem Bruchstück von derselben Krümmung wie die Saal
                                 (Fig.
                                    14) und unter umsichtigem Zusatz von Färbebad aus einer schon im
                                 gehörigem Zustande befindlichen Küpe, bis alles hinlänglich fein und möglichst
                                 schwebend im Bad zertheilt ist; man gießt hierauf in die zum Ansetzen fertige
                                 unten zu beschreibende Färbeküpe ab, welche zu einem Drittheil mit dem Fuße (pied), einer Art
                                 Hefe angefüllt ist; letztere erhält man aus dem gegohrnen Bad anderer Küpen die
                                 schon zum Ausfärben dienten und in Stand erhalten wurden, wie in der 8.
                                 Abtheilung erklärt werden wird, wo wir das Verfahren die indische Tagarey-Verey-Küpe herzustellen, beschreiben. In dem Maaße, als man das
                                 klare Bad abgießt, zerdrückt man den Bodensatz gehörig, rührt ihn mit neuem
                                 Ferment an und so fort, ohne etwas in die Küpe zu bringen, was nicht gut
                                 zertheilt und suspendirt wäre. Ebenso verfährt man mit den beiden andern
                                 kugelförmigen Indigoportionen, welche man in die daneben befindlichen Küpen
                                 bringt.
                              Einige malabarische Färber präpariren und zerreiben ihren Indigo in Zubern;
                                 allein ich bemerkte, daß sie ihn nicht so leicht behandeln können, wie in den
                                 Saals, daß er dadurch nicht so gut präparirt wird, und daß sehr oft Klümpchen
                                 zurückbleiben, welche sich absetzen, zusammenhängen und verloren gehen; ein
                                 solches Bad liefert weniger Farbe, der Bodensatz desselben bleibt gefärbter und
                                 die darin behandelten Zeuge können nur schwärzer ausfallen. Man findet sehr oft
                                 auf dem Boden der
                                 Gefäße, so wie in den nach langer Zeit die Wände überziehenden Incrustationen
                                 Stücke reinen Indigos, welche nur durch Nachlässigkeit oder schlechte Behandlung
                                 beim Einbringen und Zerreiben desselben sich erhalten haben können, indem der
                                 Indigo, wie viele andere Substanzen, sich nur nach vorläufiger äußerst feiner
                                 Zertheilung auflösen kann.
                              
                           
                              4. Abtheilung. – Zubereitung
                                    des feinen Indigos vor seiner Anwendung zum Färben.
                              Man präparirt diesen Indigo wie den vorhergehenden durch mehrstündiges Einweichen
                                 in kaltes Wasser und gröbliches Zerdrücken mit den Händen, und hierauf mit einem
                                 Stock in einem Topfe und mit einer Mulde; endlich indem man ihn mehrmals durch
                                 immer feinere Tücher passirt, bis er sich im gegohrnen Bad gut auflöst.
                                 Ungeachtet der Sorgfalt, welche in einigen Färbereien der Küste von Coromandel
                                 hierauf verwendet wird, mußte ich dennoch ein vorgängiges Einweichen in stark
                                 alkalisirtes Wasser anempfehlen, um die Auflösung des Indigos zu befördern;
                                 gleichwohl ist dieser Indigo, da er immer frisch ist, zarter und zerreiblicher
                                 als der nach Frankreich exportirte, welcher oft erst ein Jahr und darüber nach
                                 seiner Bereitung verarbeitet wird, wo er dann compacter, trockner, härter und
                                 folglich schwerer zu zerreiben ist. In der Regel wollen die indischen Färber den
                                 schönen Indigo nicht für sich allein verarbeiten und viele haben ihn in ihren
                                 Küpen noch niemals angewandt. Sie bringen mit ihrem unreinen Indigo eben so
                                 schöne Farben zu Stande; übrigens modificirt sich auch die Behandlung ihrer
                                 Küpe, wenn kein alkalischer Thon mehr hinein kommt. Der feine Indigo schien
                                 ihnen auch im Verhältniß zu seiner Ergiebigkeit zu theuer zu seyn, und es
                                 bedurfte sehr schlagender Versuche, um sie von ihrem Irrthum zu überzeugen.
                              
                           
                              5. Abtheilung. – Zubereitung
                                    der Tagareykörner (von Cassia Tora
                                    
                                 L.) vor ihrem Einbringen in
                                    die Färbeküpen.
                              Um täglich 10 Stücke Zeug zu färben, nimmt mall auf 3 Küpen 5 Maaß (ungefähr 5
                                 Kilogr.) Tagarey-Verey, und bringt dieselbe Morgens in ein Gefäß (panelle) mit 25–30 Liter Teich- oder
                                 Regenwasser, welches in thonigem Boden aufbewahrt war; man läßt sie 3 bis 4
                                 Stunden lang kochen und dann, bis zum Bedarf Nachmittags auf heißer Asche
                                 stehen. Man bereitet diesen Absud alle Tage regelmäßig in diesem Verhältniß um
                                 10 Stücke, in der doppelten Quantität um eine Courge fertig zu machen. Es
                                 geschieht dieß in der Regel in demselben Local, wo man die Olla munnoo, eine salzige Erde, aufbewahrt, und auf Oefen von einfacher
                                 Construction (Fig. 15). Diese Arbeit wird von Frauen verrichtet, welche außerdem
                                 die Färberei mit ihrem Wasserbedarf zu versehen haben; sie erhalten per Tag für 12 bis 15stündige Arbeit 1/2 Fanon oder
                                 3 Sous. Die Coulis-Arbeiter, Parias, erhalten
                                 das Doppelte; einige Kinder werden mit 1 Rupie (2 Frcs. 40 Cent.) per Monat bezahlt.
                              Dieser Tagarey-Verey-Absud wird nur zum Ansetzen der Neuküpen (jarres à neuf) gemacht, worin man die Zeuge
                                 von einer Tagesarbeit ausfärbt; man bedarf deren, nach der indischen Praxis, bei
                                 dem mit Thon präparirten Indigo täglich frische. Nachdem ich die Anwendung des
                                 feinen Indigos im Großen eingeführt hatte, ließ sich dieses Ausfärbungsverfahren
                                 auf gut geleitete Küpen ausdehnen, welche schon erschöpft waren. Wenn das die
                                 Tagarey-Verey enthaltende Wasser einmal stark aufgekocht hat, läßt man es
                                 die vorgeschriebene Zeit langsam fortkochen, dann sind die Körner aufgeschwollen
                                 und gut ausgekocht, wodurch man ein sehr dickes, schleimiges Bad erhält, beinahe
                                 wie Wasser worin eine große Quantität Gummi aufgelöst wurde. Dieser Absud würde
                                 sich von selbst sehr lange warm erhalten. Wenn die drei Küpen bereit sind,
                                 schüttet man ihn warm oder lauwarm, wie er eben ist hinein, worauf man in diesen
                                 Küpen ebenfalls gleichheitlich, 1) ein Drittheil ihres Hohlraums jener
                                 gegohrenen Bäder, deren man sich schon bediente und die, so zu sagen, den
                                 Gährungsstoff der Küpe oder des Färbebads bilden, und 2) den auf angegebene
                                 Weise präparirten Indigo vertheilt; man schüttet endlich das Schleimbad und die
                                 Rückstände oder Körner, mit einem Wort das Ganze zu gleichen Portionen in die
                                 drei Küpen, bedeckt die Küpen sogleich, ohne sie umzurühren, setzt den Schwimmer
                                 auf, legt das gewöhnliche Siegel an und beläßt alles in diesem Zustande 15
                                 Stunden lang bis zum andern Tage.
                              Die Coulis-Arbeiter (Färber) waschen ihre Hände in diesem
                                 Tagarey-Verey-Absud, um die Schmerzen der Schrunden zu mildern,
                                 welche ihnen die Behandlung der Zeuge in den Färbebadern verursacht.
                                 Hauptsächlich in der Anwendung dieses Samens besteht der Unterschied zwischen
                                 dem indischen und dem in ganz Europa gebräuchlichen Verfahren des Blaufärbens.
                                 Diese Pflanze könnte jedoch zweifelsohne in unsern Gegenden angebaut werden. Dem
                                 Botaniker Tougard, Präsident der
                                 Gartenbaugesellschaft zu Rouen, gelang es sie zu ziehen.
                              Man bedient sich bei der indischen Küpe, wie bei unseren warmen und kalten Küpen,
                                 eines Alkalis (Olla munnoo), welches die Potasche
                                 oder Soda, die wir zum Auflösen des desoxydirten Indigos anwenden, und den Kalk
                                 ersetzt, welchen wir in viel größerer Menge zusetzen; gepulverter Kalk wird nur in
                                 kleinen Portionen und nicht für sich allein, bei der indischen
                                 Tagarey-Küpe zugesetzt; der Kalk von ausgewählten und gebrannten
                                 Muscheln, dessen sich die Indier bedienen, übertrifft an Güte den in Frankreich
                                 aus Kalkstein bereiteten und man bedient sich desselben hauptsächlich nur zum
                                 Aetzendmachen der alkalischen Laugen.
                              Die Tagarey-Verey bringt ähnliche Wirkungen hervor wie der Eisenvitriol
                                 (Kupferwasser) in der kalten Küpe, oder vielmehr wie Kleien und Krapp in der
                                 warmen Küpe; man färbt aber mit der Tagarey-Küpe kalt. Indessen muß man,
                                 obgleich diese Küpen nicht auf Oefen gesetzt sind, wohl berücksichtigen, daß die
                                 Wärme des Klima's und das Stehen der Küpen im Sand beständig auf die Färbebäder
                                 wirken und sie bedeutend erwärmen können; die Panikens oder Vorarbeiter der Färbereien wissen wohl, daß namentlich
                                 das frische Bad gegen die Mittagszeit weit stärker gährt, daher sie es
                                 gewöhnlich zu dieser Stunde beobachten und reguliren. Diese Küpen werden im
                                 Sande ohne allen Schutz der Sonne ausgesetzt, und wenn man sie in Rouen
                                 einführen wollte, müßte man also künstliche Wärme anwenden.
                              
                           
                              6. Abtheilung. – Zubereitung
                                    des Karum oder der alkalischen Lauge zum Blaufärben.
                              Anstatt unserer Natron- und Kalisalze bedienen sich die Indier, sowohl zum
                                 Laugen ihrer Zeuge, als zur Blauküpe, einer alkalischen Erde, welche sie Olla nennen; dieselbe kommt an mehreren vom Meer
                                 nicht sehr entfernten Stellen im Boden reichlich vor. Das Karum ist die mit dieser Erde, oder vielmehr diesem erdigen Salze
                                 bereitete Aetzlauge, welche auf folgende Weise dargestellt wird. In eines oder
                                 mehrere Gefäßen, welche, wie Fig. 16 zeigt, mit
                                 ihren in die Erde gesteckten Recipienten vorgerichtet sind, bringt man 8 Maaß
                                 oder 100 Kil. Olla-Munnoo (Munnoo heißt: Erde) und 1 Maaß oder 5 Kil.
                                 gepulverten Kalk von gebrannten Muscheln; alles wird vorher gut gemengt. Diese
                                 Gefäße haben unten in der Mitte ein Loch, welches man (innerlich) mit einer
                                 großen umgestürzten Schale bedeckt, und dann mit Nelyrinde und etwas grobem Kies
                                 und Sand belegt, um eine Art groben Filters zu bilden und zu verhindern, daß die
                                 Mischung das Loch verstopfe. Ist alles so vorgerichtet und das Gemenge von Olla-Erde und Kalk in das Gefäß gebracht, so
                                 füllt man dieses mit Teichwasser an. Das untere Loch stopft man anfangs zu und
                                 öffnet es nach 3–4 Stunden wieder, damit die erzeugte Lauge abfließt,
                                 welche je nach dem angewandten Quantum Erde 2 1/2–2 3/4 bis 3° am
                                 Ortally'schen
                                 Aräometer zeigt. Eine kleine Rinne aus gebrannter Erde führt zu dem vor obigem
                                 Gefäß stehenden Recipient; man läßt die Flüssigkeit langsam ablaufen und seht,
                                 wenn alles abgetropft ist, einige Krüge (panelles)
                                 frisches Wasser zu, rührt um, läßt diese Mischung noch einige Stunden stehen und
                                 dann wieder ablaufen. Hierauf nimmt man die Erde heraus, welche dann keine in
                                 kaltem Wasser auflöslichen Bestandtheile mehr enthält und richtet zu einer neuen
                                 solchen Operation vor. In jedem solchen Gefäß können täglich zwei Laugen
                                 bereitet werden. Man rechnet 3–4 Karren voll Olla-Munnoo auf eine
                                 Courge blauen Zeugs. Die auf dem Boden des Gefäßes behufs der Filtrirung
                                 befindliche Nelyrinde färbt die erste Lauge, welche daher verworfen werden muß,
                                 weil sie in den Küpen angewandt, die Zeuge fleckig machen und die Reduction und
                                 Auflösung des Indigos verhindern würde. Erst nach 2–3maligem Ablaufen
                                 geht die Lauge, das Karum, gehörig hell, von der
                                 Farbe und dem Ansehen des Branntweins, durch das Filter; von 12 Krügen (panelles) auf die angegebene Quantität
                                 Olla-Munnoo aufgeschütteten Wassers erhält man 10 Krüge Lauge.
                              Das Karum von verschiedenen Graden dient zur Unterhaltung der Bäder in den
                                 Färbeküpen; nach jedem Durchnehmen der Zeuge setzt man mehr oder weniger davon
                                 zu; die erforderliche Menge hängt von dem jeweiligen Zustand des Bades ab und
                                 man kann sie nur durch Erfahrung kennen lernen; man muß das Bad auf das
                                 gewöhnliche Grün und den gewünschten Geruch und Geschmack treiben; in der Regel
                                 aber ist das Aussehen dieser Indigoauflösung ganz gleich jenem der nach dem
                                 genuesischen Verfahren bereiteten Küpe, oder der Küpe mit Kleien und Potasche;
                                 ihr Geschmack aber ist davon verschieden.Die genuesische warme Küpe hat einen sehr unbedeutenden Bodensatz und
                                       kann eine oder zwei Stunden nach dem Aufrühren gebraucht werden; man
                                       setzt sie an mit4 bis 500 Liter Wasser3 Kilogr. Indigo,12 Kilogr. neapolitanischer Potasche, uneigentlich „Alaun von
                                          Freccia“ genannt,3–4 Kilogr. Kleie oder Weizenmehl in mehreren Bädern
                                       angewandt.In gutem Zustand zeigt sie 5 bis 5 1/2° an der Laugenspindel und
                                       28 bis 30° an der Essigwage.
                                 
                              Es ist nothwendig, daß die Karum gefäße so nahe als
                                 möglich an die Färbeküpen gestellt werden, so wie, daß die Strohhütte, in
                                 welcher sich der Vorrath von Olla-Munnoo für ein Jahr befindet, in der
                                 Nähe sey. Der Vorrath dieser alkalischen Erde für den Verbrauch des ganzes Jahrs
                                 wird während der Monate Mai und Junius eingethan, der einzigen Zeit, wo diese
                                 alkalischen Erden ihre ganze Kraft erlangen; säumt man damit, so entzieht ihnen der
                                 Winterregen einen großen Theil ihres Salzes, und sammelt man sie zu bald nach
                                 dem Winter, so sind die Salze noch nicht reichlich genug darin vorhanden. Manche
                                 Färberei auf der Küste von Coromandel verbraucht jährlich 2–3000 Karren
                                 voll oder 700,000 bis 1,050,000 Kil. Olla-Munnoo.
                              Diese alkalische Erde wird von Codour und Odiampett, bei Pondichery bezogen; ihr
                                 Preis beträgt 1 Pagode oder 8 Frcs. 40 Cent. für 8–12 Karren voll, je
                                 nach der Entfernung der Plätze, wohin sie transportirt werden muß. Sie ist
                                 bedeutend salzig und hinterläßt den Geschmack des Seesalzes und des Salpeters;
                                 die Einwirkung des Kalks auf dieselbe, um das Alkali ätzend zu machen, kann
                                 daher keine vollkommene seyn und das Karum nur als ein Gemenge mehrerer
                                 alkalischer Salze betrachtet werden.
                              
                           
                              7. Abtheilung. – Ueber die
                                    Anordnung und Behandlung der Küpen.
                              Nach einigen Mutschys sind 40–60 Küpen erforderlich, um täglich eine
                                 Courge Zeug auszufärben; der Zeug erhält 10 Passagen und für jede solche 5
                                 Küpen, so daß täglich hiezu 50 Küpen nach diesem Verfahren erforderlich sind und
                                 dann noch einige zum Wiederauffrischen und Speisen der Flotten. Nicht alle
                                 Färber an der Küste von Coromandel befolgen in dieser Hinsicht, dieselbe
                                 Methode; einige färben dieselbe Quantität Zeug mit halb so vielen Küpen, indem
                                 sie ihre Flotten und das Aufrühren derselben zweckmäßig regeln. Die gewöhnliche
                                 Anordnung dieser Küpen ist ein in 5 Reihen abgetheiltes Parallelogramm. Diese
                                 Küpen fassen 2–300 Liter, sie sind aus einer Masse von Sandstein und Thon
                                 verfertigt, gut gebrannt, aber nicht glasirt; oben sind sie durch einen kleinen
                                 Rand verstärkt und verengen sich von der Mitte gegen jedes Ende; man deckt sie
                                 mit einer Art Platten von 35–40 Centimeter Durchmesser von derselben Erde
                                 zu, welche gut passen.Die Form der indischen Färbeküpen ist für die Aufbewahrung der
                                       zugerichteten Bäder keineswegs gleichgültig. Ihr Engerwerden und ihre
                                       geringe Oberfläche an der Mündung verhindern, daß das Bad sich
                                       verrieche, und die grüne Farbe so bald verliere, wie bei großen
                                       Oeffnungen; man wendet jetzt auf meinen Rath sogar noch einen Schwimmer
                                       an, der einen zweiten Deckel bildet und sehr viel beiträgt, die
                                       Einwirkung der Luft auf die Oberfläche während der Ruhe des Bades
                                       abzuhalten.Ehe man sie in den Sand einsetzt und den obern Theil mit dem Pflaster
                                 verbindet, werden sie äußerlich mit einer Schicht eines aus Kalk, Sand und rohem
                                 Palmzucker (jagre, von borassus flabelliformis) zusammengesetzten Stucks ganz überzogen;
                                 dieser Ueberzug macht sie um Vieles stärker, und man kann sich ihrer, wenn sie nicht sehr
                                 heftige Stöße erleiden, nachdem sie einmal eingesetzt sind, ungemein lang
                                 bedienen; ich sah deren, die 200 Jahre alt und ganz gut erhalten, innerlich aber
                                 incrustirt waren. Man gräbt sie in den Sand ein und faßt die Reihe mit einer
                                 kleinen abgedachten Mauer ein, ganz im Freien ohne Bedachung; die größten
                                 Färbereien haben so 3 oder 4 Reihen mit 150–200 Küpen und können täglich
                                 in jeder Reihe 3 bis 4 Courgen färben.
                              Außer dieser Hauptreihe von Küpen sind noch zwei krugförmige Behälter zum
                                 Entschlichten der Zeuge, zwei Saals (große Küpen) zum
                                 Einweichen des Indigos, ein großes Wasserreservoir von Stuck und 2 oder 3 Gefäße
                                 mit ihren Recipienten zur Bereitung des Karum vorhanden; ferner die Saals zum
                                 Kochen des Tagarey, einige Krüge, Töpfe, Deckel, Mulden, irdene Schöpfkannen
                                 (tiselles), einige Bretter und hölzerne Krücken,
                                 Weidenkörbe, grobe Tücher und Matten. Dieß sind alle Requisiten einer indischen
                                 Blaufärberei; keine Kessel, keine Hängen, keine Apparate zum Passiren und
                                 Waschen, weder Häspel noch Tische; die ganze Arbeit wird auf der Erde, auf
                                 Matten im Freien oder unter einem Schirmdach verrichtet.
                              Man pflegt den Deckel jeder Küpe nach der Arbeit zu versiegeln, wozu man sich
                                 eines Kitts von ausgelaugtem Olla-Munnoo, Sand und Kalk bedient; man
                                 bringt eine Handvoll davon an die Seite, wo der Deckel mit der Küpe
                                 scharnierartig zusammengefügt ist, und drückt den feuchten Stempel auf; dieses
                                 Siegel widersteht dem Regen und ist in der Religion der Hindu geheiligt.
                              
                           
                              8. Abtheilung. – Verfahren
                                    beim Blaufärben.Vergebens, bestrebte man sich zu Rouen und in der Landschaft Caux, diese
                                       blauen Zeuge für die Küste von Guinea, die Inseln Senegal, Bourbon und
                                       die Antillen in derselben Qualität und zu denselben Preisen
                                       herzustellen, wie die von Pondichery bezogenen. Uebrigens war das
                                       indische Färbeverfahren bis jetzt unbekannt, denn die von Coeurdoux, Le Goux, de Flaix, Felix Renouard
                                       etc. darüber veröffentlichten Notizen waren zu unvollständig, es fehlten
                                       die quantitativen Angaben und wesentlichen Details.Man fabricirte zu Rouen blaue Zeuge, welche mit Indigo die erste leichte
                                       Färbung erhielten und nach dem Beizen mit Alaun- und
                                       Kupfervitriol in Campecheholz ausgefärbt wurden, oder welchen man zuerst
                                       als Grund mit Sumach und Eisenoxydlösung eine braune Farbe gegeben
                                       hatte; es wurden 1 1/2–2 Kilogr. Baumwolle angewandt und das
                                       gesetzliche Gewicht von 3 Kilogr. 125 Gr. bis 3 Kilogr. 150 Gr. durch
                                       eine starke Appretur mit flandrischem Leim ergänzt, welcher diesen
                                       Zeugen ein starkes Aussehen ertheilte, das aber beim ersten Waschen mit
                                       warmem Wasser sammt der Farbe verschwand. Daher der Mißcredit, in welchen
                                       die Rouener Guineas in den Colonien verfielen. Auch sah ich, als ich im
                                       Jahr 1827 über Bourbon kam, sogar das Oeffnen der aus Frankreich
                                       bezogenen Ballen blauen Zeugs verweigern in Folge ihrer schlechten
                                       Qualität, auf welche frühere Käufe die Aufmerksamkeit gelenkt hatten;
                                       der völlig verschiedene Geruch, die künstlich gegebene Stärke und
                                       schlechte Farbe dieser Zeuge rechtfertigten allerdings die Weigerung,
                                       sie auch nur anzusehen. Ebenso war es auf Senegal, wo die Rouener
                                       Guineas nur nebenbei zu Geschenken für die Chefs etc. von den
                                       Goldhändlern des Hochlands angenommen wurden.
                                 
                              Es gibt zwei Verfahrungsweisen, die Küpen zum Blaufärben anzusetzen; die erste
                                 und gebräuchlichste besteht darin, daß man sich als Ferment (pied) der Küpen schon gegohrener Flotten (Bäder)
                                 bedient; die zweite wird nur angewandt, wenn man sich keine alten Bäder
                                 verschaffen kann (z.B. bei Begründung einer Färberei) und besteht darin, daß man
                                 neue Bäder ansetzt und 3, 4 bis 12 Tage und darüber, je nach der Jahreszeit
                                 wartet, bis sie alt genug und in Gährung übergegangen sind, um gehörig auf den
                                 Indigo einwirken zu können, wozu manchmal für große Reihen von Küpen über ein
                                 Monat Zeit erforderlich ist; tritt dieser Zustand ein, so ist man bei diesem
                                 letztern Verfahren auf demselben Punkt, wie bei dem ersten, welches höchstens 3
                                 bis 4 Tage Zeit erfordert und verfährt dann bei beiden Methoden gleich. Das
                                 Wasser wird in den Reservoirs 1 oder 2 Tage zuvor aufgesammelt; diesen Dienst
                                 verrichten Frauen, Tanigarchys genannt.
                              Je nach der Stärke der angewandten Küpenfermente bringt man in jede neue leere
                                 Küpe 6–2 Krüge (panelles), also 75–150
                                 Liter alter Bäder; man wählt hiezu ein gesättigtes und gut beschaffenes
                                 Küpenbad, denn eine übermäßige Gährung, welche die alten Bäder zuletzt zersetzt,
                                 wäre auch den neuen Bädern nachtheilig; das Ansehen der Geschmack, Geruch, das
                                 Gefühl und sogar das Gehör leiten hiebei den Praktiker. Die Farbe des Bades muß
                                 grün, der Geruch am Anfang der Einwirkung etwas fad und widerlich, später etwas
                                 scharf seyn und mit dem bekannten der indischen Guineas übereinstimmen; das Bad
                                 fühlt sich etwas fettig an und sein Geschmack ist alkalisch und gummiartig. Es
                                 ist auch nicht überflüssig, das Brausen des Küpenbades beim Umrühren zu
                                 beobachten; knistert der Schaum zu stark, hört man ihn rauschen und zerplatzen
                                 die Blasen sogleich, dann hat das Bad zu stark gegohren. Diese verschiedenen
                                 Merkmale leiten den Praktiker in dieser Hinsicht und bestimmen das Verhältniß
                                 der Zusätze.
                              Das Zusetzen bereits gegohrener Bäder ist beim indischen Verfahren unentbehrlich,
                                 damit die Küpe gut ankomme, oder um die Auflösung des
                                 Indigos gehörig zu bewerkstelligen. Eine in gutem Zustand befindliche Küpe, in
                                 zwei getheilt und wieder hergestellt, liefert leicht zwei gute, während
                                 man mit einem schlechten Ferment Gefahr läuft alle neu angesetzten Küpen
                                 mißrathen zu sehen.
                              Man unterhält sodann beständig die Reihe der Bäder durch Uebergießen aus den
                                 einen in die andern, was das indische Färbeverfahren sehr complicirt macht. Eine
                                 Küpe, welche zweimal zum Färben diente, wird am andern Tag immer getheilt, um
                                 als Ferment zu einer neuen zu dienen, zu welchem Behuf man daraus die Hälfte,
                                 sowohl vom flüssigen Bad als vom Bodensatz (Mark, Teig), nimmt, welcher letztere
                                 durch das Abgeklärte hindurch herausgeschöpft werden kann, beinahe ohne es zu
                                 trüben, nämlich mittelst einer Art halbkugelförmiger Kelle mit langem
                                 Stiele.
                              Ich beschreibe nun die Behandlung der Tagarey-Küpen im Detail.
                              Man gießt von schon gebrauchten Küpen zu gleichen Theilen zuvörderst in 9 Küpen,
                                 welche hinreichen müssen, um täglich einer halben Courge den Grund zu geben (déblanchir); um dem Zeug die eigentliche
                                 Farbe und Vollendung zu ertheilen (corser et finir),
                                 ist anfangs wenigstens die doppelte Anzahl erforderlich. Wenn aber die Reihe gut
                                 hergestellt ist, sind einige entbehrlich; wenn später das Ferment schwächer
                                 wird, muß dem befolgten System zufolge ihre Anzahl für dieselbe Arbeit bis auf
                                 50 gebracht werden; die große Menge Thon, welche der Indigo enthält, verhindert
                                 allein schon der Küpe mehr davon zuzusetzen, weil sich sonst zu viel Teig
                                 absetzt. Man bringt alsdann in jede Küpe eine gewisse Menge auf besagte Weise
                                 (3. Abthl.) zubereiteten terrirten IndigosDie Anwendung des mit Erde präparirten Indigos hat einen ökonomischen
                                       Zweck; es lassen sich viele Rückstände und Waschwasser bei der
                                       Indigobereitung nicht wohl anders zweckmäßig erschöpfen, als durch
                                       Fällen in vielem Wasser mittelst eines Gemenges von Thon und Kalk,
                                       welches alle Bäder, die davon enthalten, vollkommen klärt; außerdem
                                       wären sie verloren. Der terrirte Indigo wechselt im Preis von 3, 10, 20,
                                       40 bis 70 Pagoden das Barr oder Candy. etwa 10 bis 15 und selbst 20 Pfd., je nach dem Grad, dem Rang und der
                                 Bestimmung der Küpe für die erste, zweite, oder eine spätere Färbung; die
                                 Vorfärbe-, Färbe- und Ausfärbeküpe (avantcorseuse, corseuse et finisseuse) werden mit 20, 22 1/2 und 25
                                 Pfd., je nach der Qualität des Indigos, und der Intensität der zu gebenden Farbe
                                 angesetzt. Dieser Indigo muß immer wohl zerdrückt, und von dem Bodensatz,
                                 welchen er kurz nach seiner Zubereitung bildet, gereinigt seyn; dieß ist
                                 durchaus nöthig, um allen Farbstoff daraus zu ziehen; er wird also angerührt und
                                 dann abgegossen, indem man ihn mit dem in der Küpe selbst befindlichen Bad
                                 behandelt. Dieses Ansetzen der Küpen geschieht immer am Nachmittag; Vormittags
                                 mußten zu diesem Zweck die Tagareykörner (wie in der 5. Abthl. angegeben ist) ausgekocht
                                 werden. Man nimmt hiezu in Packnampett, der Aldee, wo die ersten Versuche
                                 angestellt wurden, auf 100 Stücke Zeug von Salem, 9 Kalls des stehenden Wassers
                                 aus einem benachbarten Teiche, in welchem in der Regel alle blauen Zeuge aus den
                                 Färbereien dieser Aldee gewaschen werden, was offenbar zur Verbesserung der
                                 ursprünglichen Rauhigkeit dieses Wassers beitragen muß, bei der geringen
                                 Ausdehnung dieses Teiches und der bedeutenden Menge Zeuge, welche in demselben
                                 während des Färbens täglich gereinigt werden; wozu noch die Beschaffenheit der
                                 meisten dieser Zeuge beiträgt, welche nur deßwegen gewaschen werden, weil sie
                                 anfänglich in den schlammigen Bädern der schwächsten Küpen gefärbt wurden, um
                                 die letzten Indigotheilchen aus diesen zu ziehen, daher diese Zeuge das Wasser
                                 dieses Teiches schmutzig machen und es auch mit den auflöslichen Substanzen des
                                 Färbebades sättigen. Ich lege auf diese Beobachtung Werth, weil das Wasser in
                                 diesem Zustand einen directen Einfluß im Färbebad ausüben muß, indem es überdieß
                                 etwas salzig und schleimig ist.
                              Das gewöhnliche Verhältniß zum Kochen des Tagarey ist 5 Maaß, ungefähr 5 Kilogr.,
                                 so präparirt, wie in der betreffenden Abtheilung angegeben wurde; man gießt es
                                 nach dem Indigo in die Küpe und zwar schüttet man das Bad sammt den Körnern
                                 hinein. Man rührt die Küpenbäder gut um, ehe man den
                                 Tagarey-Verey-Absud hineinschüttet; allein man pflegt, ohne
                                 vernünftigen Grund, nach dem Einschütten desselben sie nicht mehr umzurühren.
                                 Die Küpen sind zu 3/4 voll; der Schwimmer Fig. 17 thut seinen
                                 Dienst nur dann gut wenn die Küpen voll sind; man deckt sie zu und versiegelt
                                 sie wie gewöhnlich, und erst am andern Morgen besteht man sie wieder, rührt sie
                                 um und läßt sie dann stehen.Mit der Zeit bilden sich im Innern der Küpe Incrustationen, welche
                                       ebenfalls zu ihrer Erhaltung beitragen.
                                 
                              Die Indier rühren das Bad nicht mit einer sogenannten Krücke auf, wie unsere
                                 Färber, sondern rühren es nur mit einem Stock um, indem sie ihm stets in
                                 derselben Richtung eine möglichst schnelle Kreisbewegung mittheilen, ohne etwas
                                 davon zu verschütten; sie behaupten, daß unsere Art umzurühren die Küpe
                                 verriechen mache und oxydire. Ihre Art immer den Boden der Kufe mit dem Stock zu
                                 reiben, verhindert auch die sonst leicht eintretende Krustenbildung
                                 daselbst.
                              Nach ihrem Rang und Grad werden die Küpenbäder von den Indiern matty Saal, von 1 Grad (schwache Küpe), Shedi Saal
                                 von 1 1/2 Grad
                                 (mittlere Küpe), Norey Saal von 2–2 1/2 Grad
                                 (starke Küpe) genannt; was vollkommen dem entspricht, was man in unsern
                                 Färbereien technisch Küpen für den Grund, eigentliche
                                    Färbeküpen und Ausfärbeküpen (déblanchisseuses, corseuses, finisseuses) nennt.
                              Die Küpen werden am andern Tag bei ihrer Wiedereröffnung untersucht, ob sie mehr
                                 oder weniger gearbeitet und gegohren haben, und sind von diesem Augenblick an
                                 dem Paniken ganz überlassen; er leitet und speist sie durch Zusatz einer
                                 Handvoll Kalkpulver, was er aber nie anfangs thut, oder nur einer Panelle mehr
                                 oder minder starken Karums oder Ferments, oder etwas Tagareyabsud, oder durch
                                 Auffüllen mit der gehörigen Menge Wassers, am gewöhnlichsten aber, indem er sie
                                 bis Mittag sich noch fortbilden läßt, zu welcher Tageszeit die Hitze am höchsten
                                 steigt und die Gährung sich beschleunigt, was die richtige Beurtheilung des
                                 Fortschritts und Zustands der Flotte erleichtert.Der Indier steckt seine Küpen offenbar in der Absicht im freien Felde und
                                       ohne alle Bedachung in den Sand, um die Sonnenhitze und ihre Einwirkung
                                       auf die Gährung des Färbebads zu benützen. Die Sonne ist die einzige Wärmequelle für die Blauküpen der Indier. Das
                                 Bad, welches Tags vorher graulich, schaumlos, ohne Häutchen, ohne Blume war, muß
                                 am andern Mittag grün seyn, beim Umrühren blaue Adern erzeugen und in dem Maaße,
                                 als es ein schönes kupferiges Violett annimmt, Schaum bilden, kurz alle
                                 bekannten Anzeichen einer guten Indigküpe darbieten. Man rührt das Bad den Rest
                                 des Tags über noch einigemal um, setzt, um die Küpen gehörig anzufüllen, klare
                                 Flotte aus andern hiezu bestimmten, und zwar den gehaltreichsten Küpen oder wohl
                                 auch bloß an der Sonne erhitztes Wasser zu; manchmal reicht die Quantität Karum
                                 oder Tagareyabsud oder Ferment, welche man behufs ihrer Regulirung und des guten
                                 Ankommens hinzusetzen mußte, schon zu ihrer Auffüllung hin. Von nun an wird der
                                 Schwimmer von Nutzen, da er von der ganzen Oberfläche den Zutritt der Luft
                                 abhält und deren das Grün zerstörende (oxydirende) Einwirkung vollkommen
                                 verhindert; die Gestalt der indischen Küpe ist für diesen kleinen Apparat sehr
                                 zweckmäßig.
                              Hauptsächlich durch den Geruch des Bads beurtheilt der Paniken den Zustand der
                                 Indigoauflösung. Er taucht seine Hand hinein und riecht daran. Farbe und
                                 Aussehen des Bads sind in der Regel dieselben wie bei unsern warmen und kalten
                                 Küpen, der Geruch aber ist sehr verschieden davon, welcher Unterschied ganz
                                 unstreitig der Anwendung der Tagarey-Verey zuzuschreiben ist.Die Tagareykörner desoxydiren den Indig besser als Kleien und Krapp, ihr
                                       Anbau ließe sich in Frankreich leicht einführen. Das zur indischen Küpe
                                       dienende Alkali „Karum“ ist von den unserigen, dem
                                       Kalk, der Potasche, Soda, etwas verschieden, hat aber absolut dieselbe
                                       Wirkung als ein gutes Auflösungsmittel des reducirten Indigs. Das Karum und der Thon haben nur einen sehr untergeordneten Einfluß auf
                                 den Geruch dieser Küpe. Zuweilen setzt man jeder Küpe 1/2 Pfd. feinen Indigos
                                 zugleich mit dem mit Erde präparirten zu, jedoch nur bei einigen schöneren
                                 Färbungen.Wie man sieht, wenden die Indier nur wenig feinen Indigo bei ihrer
                                       Färberei an (etwa 1 Pfd. auf 288 Pfd. terrirten Indigos für jede Courge)
                                       und viele Färber bedienen sich desselben gar nicht und bringen dennoch
                                       die dunkeln Farben zu Stande. Am zweiten Tag, nachdem die Küpen angelegt wurden, nach 48 Stunden ist
                                 das Bad zum Ausfärben von Stücken geeignet, welche vorher schwächere und bann
                                 immer stärkere Bäder passirt haben. Dieß geschieht in 8, 10, auch 12 bis 15
                                 Operationen, je nach dem eingeschlagenen Verfahren, der Stärke der Bäder, der
                                 Qualität des Indigs und der Intensität der verlangten Farbe; nach jeder
                                 Operation wird das Stück getrocknet.Wegen der Wärme und Trockniß der Luft ändert sich die grüne Farbe der
                                       Zeuge nicht leicht in Blau um, ohne daß man sie zugleich trocknet, was
                                       Wohl diese Praxis veranlaßte; die getrockneten Zeuge saugen dann
                                       überdieß mehr frische Küpenflüssigkeit ein.
                                 
                              Man passirt durch jede gut abgesetzte Küpe so viele Stücke, als sie grün machen
                                 kann, 2, 3 (seltner 4 und 5) und befolgt die umgekehrte. Ordnung beim Passiren
                                 durch die folgenden Küpen, indem man mit dem letzten, hellsten Stücke beginnt.
                                 Die trocknen Stücke, obgleich gewunden, absorbiren viel von der Flotte und nach
                                 fünfmaligem Passiren bleibt nicht mehr genug davon übrig zum Weiterarbeiten.
                                 Nach jedem Umrühren ersetzt man das absorbirte Bad und läßt für das Karum,
                                 Ferment etc., je nach dem Erforderniß der Küpe Raum übrig. Die noch mit der
                                 rückständigen Flotte versehenen Küpen absorbiren offenbar nicht so viel Indigo,
                                 als diejenigen welche man neu ansetzen müßte. Man ergänzt in einigen Tagen die
                                 zu allen Passagen erforderliche Reihe Küpen auf dieselbe Weise, macht sie aber
                                 immer etwas stärker.
                              Der Zeug wird nach jeder Passage über der Küpe von zwei Männern ausgewunden,
                                 worauf man ihn blau anlaufen und trocknen läßt. In dem Klima von Pondichery,
                                 11–12° Breite, geht das Trocknen so schnell vor sich, daß dasselbe
                                 Stück in einem Tag wohl ein dutzendmal getrocknet werden kann, indem man es
                                 jedesmal höchstens eine Stunde lang auf den Sand ausbreitet. Nach dem Umrühren
                                 speist man jedes Bad
                                 wieder mit Ferment, Kalk, Karum, oder Tagarey. Das Passiren, Ausheben, Lüften,
                                 Waschen, Ausbreiten, Auswinden geschieht ohne irgend eine Geräthschaft; die
                                 Hände und Füße, etwa auch die Zähne, reichen dazu hin.
                              Die Culis sind in der Regel bis 1 oder 2 Uhr Nachmittags damit beschäftigt, zu
                                 färben und auszubreiten und den übrigen Theil des Tags die Küpen nach Bedarf
                                 umzugießen, um die Bäder herzustellen und neue Küpen anzusetzen. Dieses
                                 beständige tägliche Umgießen der Bäder vervielfacht die Arbeit sehr und es
                                 finden dabei manche unnütze, dem Schlendrian angehörige Gebräuche statt.
                              Man pflegt dem Zeug gegen das Ende zu und zwar nur an den Beschaufalten, eine
                                 theilweise Färbung zu geben. Nachdem nämlich die siebente oder achte Färbung
                                 getrocknet ist, wäscht man ihn im Teich etwas aus, trocknet, und legt dann das
                                 Stück so zusammen, daß nur die dazu bestimmten, auserwählten Theile desselben in
                                 die Ausfärbeküpe tauchen; trocknet es nun wieder, und zieht zuletzt noch einmal
                                 das ganze Stück durch die Küpe.
                              Auf den ersten Anblick ist dieser Betrug nicht leicht zu entdecken; der Zeug hat
                                 scheinbar in allen seinen Theilen gleiche Farbe; wenn man ihn aber reibt oder
                                 durch das Licht betrachtet, jedenfalls aber beim Gebrauch, erkennt man die
                                 Stellen bald, wo die Farbe weniger satt ist.
                              Durchschnittlich kommen auf eine Küpe 100 Liter Wasser, 80 Liter Ferment, 20 1/2
                                 Liter Karum, 10 Kilogr. terrirter Indigo und 1 1/4 Kil.
                                 Tagarey-Verey.Botanische Benennungen:Tagarey, Cassia Tora.Varagou, Genus; Panicum.Keverou, Cynosurus coracanus Linn.; Eleusine coracana, Gærtner, zur
                                       Familie der Gramineen gehörig, abgebildet im Hortus malabaricus, V. 12. Tab. 78.Esjetti, Gullu, lat. Nazano.
                                 
                              
                           
                        
                           III. Artikel. – Von dem
                                 Appretiren.
                           
                              9. Abtheilung. – Appretiren
                                    der Guineas.
                              Man kocht vier Maaß Keveru (ein kleiner Samen) in
                                 Wasser auf dieselbe Weise und ebenso lange wie das Tagarey, auf jede Courge (20
                                 Stücke) blauen Zeugs. Die Maaß dieses Samens wiegt ungefähr 5 Hektogramme. Diese
                                 Appretur wird nur an den Enden der Stücke, ungefähr 2 Ellen lang, besonders
                                 stark gegeben, um sie daselbst zusammenzupappen.
                              
                              Gewöhnlich bereitet man dieses Appreturwasser (eau de
                                    cange) im Schatten einiger großen Bäume; es wirkt wie unsere Schlichte
                                 aus Mehlkleister oder Kartoffelstärke und ertheilt dem Zeuge die nöthige
                                 Festigkeit um ihn glätten und gehörig zusammenlegen zu können. Nachdem die Enden
                                 des Stücks allenthalben stark mit dem durch ein Tuch geseihten Keveruabsud
                                 getränkt worden sind, legt man die Stücke zusammen und preßt sie; man läßt nun
                                 die Feuchtigkeit eine Zeit lang in das Innere dringen und trocknet hierauf auf
                                 dem Rasen, aber so, daß kein Staub sich anhängen kann. Hierauf bekommen diese
                                 Stücke die Appretirer, welche sie der Länge nach vierfach und der Breite nach
                                 einmal zusammenlegen und dann auf einem in der Erde befestigten großen Stücke
                                 Mangobaumholz mit cylindrischen Schlägeln von Rothholz oder Shem-Marum
                                 Der in der Erde befestigte Block, auf welchem der Zeug geschlagen wird,
                                       ist von Tamarindenholz und der zum Schlagen und Glanzgeben dienende
                                       Schlegel von Cotta Pouley; man braucht hiezu nur das möglichst harte
                                       Holz zu nehmen, und bedient sich sogar bisweilen, wie ich in einer
                                       spätern Abhandlung über die gedruckten Zitze zeigen werde, einer sehr
                                       großen Muschel, mit welcher man sie reibt und die sie glänzend und
                                       kupferig macht. schlagen; dieß muß auf das ganze Stück leicht geschehen, wodurch der
                                 Zeug fest und spiegelglänzend wird. Der Indigo, welcher auf den Beschaufalten
                                 des Zeugs viel reichlicher vorhanden ist, wird kupferig, und man erkennt daran
                                 auch die ächten indischen Guineas, außer den Zeichen die man später erst
                                 entfaltet. Die wenige Feuchtigkeit von der Appretirflüssigkeit, welche die Zeuge
                                 noch haben, dringt allmählich überall gleichförmig durch und theilt so auch den
                                 Mittlern Lagen etwas Appretur und Festigkeit mit; nur zu diesem Zweck ist jenes
                                 Liegenlassen erforderlich. Nach 5–6 Stunden werden sie noch einmal
                                 entfaltet, dann der Sonne ausgesetzt, um das bißchen noch darin enthaltener
                                 Feuchtigkeit zu verdunsten; dann werden sie wieder zusammengelegt und
                                 abgeliefert; die letzten obersten Lagen werden so zusammengekleistert, gepreßt
                                 und getrocknet, daß aller Verband, um das Stück zusammenzuhalten, entbehrlich
                                 ist;Ein Ballen Guinea-Zeug besteht aus 4 Courgen oder 80 Stücken, zum
                                       mittlern Preis von 1000 Frcs. Reis und Varagu werden manchmal statt des Keveru angewandt.
                              Mit 10 Parias-Culis und dem Paniken oder Vorarbeiter, welche zusammen täglich
                                 eine halbe Pagode oder 4 Frcs. 20 Cent. Lohn erhalten, können alle Arbeiten
                                 vorgenommen werden, um jeden Tag eine Courge Zeug sehr dunkelblau zu färben. Auf
                                 das Stück braucht man 14–20 Pfd. terrirten, entsprechend ungefähr 9 Unzen
                                 schönen Indigos.
                              
                           
                              
                              10. Abtheilung. – Kosten des
                                    Färbens.
                              Die Kosten des Indigs belaufen sich bis er aus der Fabrik kömmt durchschnittlich
                                 auf 3 Frcs. 40 Cent. per Kilogr. Der eigenthümliche
                                 Geruch der indischen blauen Zeuge rührt nicht lediglich, wie man allgemein
                                 glaubte, von dem Appret her, sondern vorzüglich von dem
                                 Tagarey-VereyDer Tagarey-Verey (Verey bedeutet Samen) ist olivenbraun und
                                       4–5 Millimeter lang, er wird durch die beiden Enden schief
                                       durchschnitten, bricht leicht zwischen den Zähnen und hinterläßt einen
                                       schwach bittern Geschmack auf der Zunge. und der sehr intensiven Färbung mit Indigo, folglich dem Indiggeruch
                                 selbst, obgleich alle zum Weben, Färben und Appretiren angewandten Substanzen
                                 auch mehr oder weniger dazu beitragen. 3 Hektogr. (300 Gramme) Indig, auf 20
                                 Ellen oder 23 Meter 80 Cent. vertheilt, machen 12,5 Gramme auf den Meter des
                                 Zeugs; eine solche Färbung würde in Frankreich für Indig allein, das halbe
                                 Kilogr. zu 12 Frcs. gerechnet, 30 Cent. per Meter, 7
                                 Frcs. 20 Cent. per Stück, oder 1 Frc. 80 Cent. das
                                 halbe Kilogr. kosten; nach dem neuen Gonfreville'schen Verfahren kömmt in Indien für Indig allein das Stück nur
                                 auf 1 Frc. 85 Cent., und in der Indigfabrik selbst sogar nur auf 1 Frc. 2 Cent.
                                 oder auf 46 1/4 Cent., und das halbe Kilogr. auf 25 1/2 Cent. zu stehen.
                              In Folge zahlreicher Versuche behufs der Verbesserung des Färbeverfahrens für die
                                 Guinea-Zeuge kam ich auf zwei neue Methoden, welche von einigen Muschys,
                                 vorzüglich in den Indigfabriken zu Ellapack und Killinur und zu
                                 Montre-Paleom eingeführt wurden. Von diesen Methoden besteht die erste
                                 darin, den terrirten Indigo durch den gewöhnlichen feinen Indigo zu ersehen, und
                                 die zweite darin, sich der Blätter der Indigpflanze zu bedienen und zwar
                                 unmittelbar nach ihrem Ausziehen aus dem Boden und in der Inbigfabrik selbst.
                                 Drei in den Jahren 1827, 1828 und 1829 ausgeführte Versuche mit jedesmal 100
                                 Stücken lieferten hinsichtlich der Kosten folgende Resultate.
                              1. Das alte Verfahren der Indier mit
                                    terrirtem Indigo.
                              
                                 
                                    
                                    Rup.
                                    Fanons.
                                    Caches.
                                    
                                 
                                    5 Courgen weißen Zeugs von Salem zu 9
                                       Kalls à 21 1/2  
                                       Pagoden
                                    376
                                        2
                                         „
                                    
                                 
                                    Zum Färben derselben kosteten der
                                       terrirte und feine   Indigo, die verschiedenen andern
                                       Ingredienzien, die   Arbeitslöhne, Miethe und andere
                                       Spesen
                                    134
                                        4
                                         1
                                    
                                 
                                    oder 26 Rupien, 7 Fanons 14
                                       Caches, gleich 64 Frcs. 75 Cent die Courge.
                                    
                                 
                              
                              2. Das neuere Gonfreville'sche Verfahren mit feinem Indigo
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Rup.
                                    Fanons.
                                    Caches.
                                    
                                 
                                    5 Courgen Weißen Zeugs von Salem zu 9
                                       Kalls à 18 3/4  
                                       Pagoden
                                    328
                                        1
                                         „
                                    
                                 
                                    Zum Färben derselben kosteten der
                                       ordinäre feine Indigo,   die Nebeningredienzien,
                                       Arbeitslöhne und Spesen.
                                    122
                                        7
                                         4
                                    
                                 
                                    oder 24 Rupien, 4 Fanos, 11 Caches = 59 Frcs. die
                                       Courge.
                                    
                                 
                              3. Färbeverfahren mit
                                    Indigoblättern
                                 
                              
                                 
                                        
                                                5
                                       Courgen weißen 
                                    Zeugs von Salem; 3 Courgen zu 8 Kalls
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                       à 17 1/2 Pagoden =
                                       441 Frcs. „ Cent.
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    5 Courgen ditto; 2 Courgen 
                                    zu 9 Kalls
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    
                                             20 1/2
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                                       „    4    „
                                    
                                    Francs
                                    Cent
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    
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                                    Rup.
                                    Fanons.
                                    Caches.
                                    
                                 
                                    (4593 Pfd.) Indigblätter (zu
                                       55 3/5 Pfd. Indigo angeschlagen),  
                                       Nebeningredienzien, Arbeitslöhne, Spesen etc.
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                                        5
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                                    oder 21 Rupien, 1 Fanons, 2
                                       3/5 Caches = 50 Frcs. 75 Cent. die Courge.
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 13 zeigt
                              den Apparat zum Entschlichten der Stücke; das Gefäß A
                              steckt ganz im Mauerwerk und auf ihm ist eine Art Trichter B angebracht.
                           Fig. 14
                              Geräthschaften zum Zerreiben des terrirten Indigos, halbkugelförmiges Gefäß, Stößel,
                              Kugeln, Filter von Baumwollzeug etc.
                           Fig. 15 Saal
                              und Ofen zum Auskochen des Tagarey-Verey.
                           Fig. 16
                              Apparat (tines) zur Bereitung des Karum.
                           Fig. 17
                              Färbeküpe, in die Erde A eingegraben; sie ist mit einem
                              Deckel C versehen, an welchem durch einen Strick der
                              Schwimmer B hängt.
                           Fig. 18
                              Unterlage und Schlägel zum Glänzen der Zeuge.
                           Fig. 19
                              stellt die Operationen vor, welche in der Färberei zu Packnampett, an der Küste von
                              Coromandel, vorgenommen werden.
                           1) Das Magazin für die Olla-Munnoo oder alkalische Erde; es faßt 300 Karren
                              von 1,050,000 Kil. Gewicht.
                           2) Karren, zum Messen und Transport des Olla-Munnoo dienend.
                           3) Kippvorrichtung zum Wasserschöpfen.
                           4) Apparat zur Bereitung der Olla-Munnoolauge.
                           4b) Arbeiter, welcher den Kalk und die
                              Olla-Munnoo vorläufig mengt, was von einem einzigen Arbeiter verrichtet wird.
                              Es ist dieß der Vorarbeiter, Paniken genannt.
                           
                           5) Das Magazin für die andern Substanzen, nämlich Tagarey-Verey, Indigo, Zeuge
                              und Geräthschaften.
                           6) Werkstätte zum Kochen des Tagarey. Man sieht darin einen Theil der in einer Reihe
                              stehenden Oefen und die Vorräthe an Brennmaterial.
                           7) Küpe zum Färben der Zeuge. Ihre Gestalt ersieht man aus Fig. 13–17.
                           8) Saal (große ovale Küpe) zum Einweichen des Indigos.
                           9) Arbeiter, welcher den Indigo zerreibt und mit den in der Abhandlung angegebenen
                              Werkzeugen zertheilt.
                           10) Arbeiter, welcher die Küpe ausleert, nämlich mit einer Schöpfkanne das Bad
                              herausnimmt.
                           11) Arbeiter, welcher ein Bad umgießt, um ein neues anzusetzen.
                           12) Arbeiter, welcher das Bad umrührt, nachdem das Karum, Tagarey und Gährbad
                              zugesetzt wurden.
                           13) Arbeiter, welcher den Indigo mit ein wenig Karum präparirt, ehe er ihn in die
                              Küpe schüttet.
                           14) Arbeiter, welcher in der Küpe manipulirt, um den Indigo einzugießen.
                           15) Arbeiter, welcher das Bad nach dem Zusetzen des Indigos umrührt.
                           16) Arbeiter, welcher die erste Passage mit dem Zeuge vornimmt.
                           17) Arbeiter, welche den Zeug nach dieser Operation auswinden.
                           18) Arbeiter, welcher das Lüften verrichtet, damit die anfangs grüne Farbe des Zeugs
                              sich oxydirt und in Blau übergeht.
                           18b) Stelle wo der Zeug nach dem Lüften
                              hingebracht wird.
                           19) Wiese, auf welcher die Stücke nach jeder Passage ausgebreitet werden.
                           19b) Arbeiter, welcher ein getrocknetes
                              Stück behufs einer neuen Färbung wieder aufhebt.
                           20) Weib, welches Gährbäder und andere Bäder umherzutragen hat.
                           21) Arbeiter, welcher das fertige Stück zum Appretirer trägt.
                           22) Die Werkstätte, in welcher sich 65 Küpen befinden, nämlich 5 Reihen von je 13
                              Küpen. Dieselben stecken im Sand und sind oben in einen festen Boden eingeschlossen.
                              Das Ganze ist mit einer niedrigen Mauer eingefaßt. Der Boden ist mit dünnen
                              Guinea-Tüchern belegt, um jede Verunreinigung durch ihn zu vermeiden.
                           
                        
                           
                           Das Appretiren. Fig. 20.
                           1) Culis-Paria genannter Arbeiter, welcher den blauen Zeug in einem Teiche
                              auswascht. Dieses Auswaschen geschieht während des Färbens und vor dem letzten
                              Eintauchen in eine Küpe.
                           1b) Arbeiter, welcher mit dem Klopfen und
                              Reiben der Zeuge zu deren Reinigung beschäftigt ist. Er verrichtet diese Arbeit auf
                              einem Stein im Wasser.
                           2) Arbeiter, der hierauf das Stück zum Färber trägt.
                           3) Arbeiter, welcher die Zeuge zu den Appretirern trägt.
                           4) Arbeiter (Culis), welche Reis- oder Keveruwasser zum Appretiren
                              bereiten.
                           5) Dieses Geschäft wird gewöhnlich unter dem Schatten eines Baumes verrichtet, dessen
                              sich wieder auf die Erde senkenden Zweige Wurzel fassen und dadurch dichte schattige
                              Lauben bilden, die sich bisweilen mehrere 100 Meter weit erstrecken.
                           6) Weib, welches den Appretirern Wasser zuträgt.
                           7) Zwei appretirende Culis.
                           8) Klopfen des Zeugs nach dem Trocknen und Schlichten, was zwei mit Schlägeln
                              versehene Männer verrichten.
                           9) Eine Courge oder ein Pack von 20 fertigen Stücken Zeugs.
                           10) Ein Culi, welcher eine halbe Courge (10 Stücke) ins Magazin trägt.
                           11) Magazin der fertigen Fabricate.
                           12) Ein Handelsmann, der das Etablissement im Palankin besucht, von Palankinträgern
                              (boys) begleitet.
                           13) Man sieht nächst der Wohnung mehrere Cocosnußbäume,
                              deren sauer gewordener Saft sowie auch derjenige des Palmbaums in den Färbereien
                              angewandt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
