| Titel: | Ueber die Cochenillesorten; von August Faber. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXV., S. 408 | 
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                        LXXV.
                        Ueber die Cochenillesorten; von August Faber.
                        Aus der Chemical Gazette, 1846 Nr. 78.
                        Faber, über die Cochenillesorten.
                        
                     
                        
                           Hr. Jemis, ein Kaufmann aus der
                              Stadt Oaxaca in der Provinz gleichen Namens (Mexico), wo vorzüglich Cochenille
                              gezogen wird, gab mir folgende nicht uninteressante Aufschlüsse über dieselbe.
                           1) Die Silbercochenille ist das trächtige Weibchen gerade vor dem Eierlegen; die schwarze Cochenille ist das Weibchen nach dem Legen und Brüten der Eier.
                           2) Das Weibchen verbreitet, gerade ehe es die Gier legt, eine große Menge eines
                              weißen Pulvers auf eine große Entfernung im Kreise um sich, und die mexicanischen
                              Pächter pflegen dieses weiße Pulver so gut als möglich von der Pflanze wegzublasen,
                              indem sie sagen, die Jungen befinden sich besser ohne dasselbe.
                           Die schwarze Cochenille ist sonach, wenn sie gut ist, immer schalig, die ächte Silbercochenille hingegen niemals; und von der schwarzen Cochenille ist nie mehr als Ein Sack unter
                              20, 30 bis 50, welche eingeführt werden; in der That ist sie nur das, was zur
                              Fortpflanzung aufbewahrt worden war.
                           Man könnte fragen, warum die sogenannte Honduras-Cochenille (welche in
                              Guatimala gewonnen wird) immer glänzend von
                              (Silber-) Farbe ist, während die mexicanische, welche auch 3 bis 4 Pence
                              weniger gilt, immer matt ist. Ich halte das Wegblasen des
                              von den Weibchen abgesetzten Pulvers für die Ursache nicht nur der matten Farbe,
                              sondern auch des in der Regel kleinern Korns.
                           3) Die größern Landwirthe tödten die Insecten niemals durch Eintauchen, sondern durch
                              Einstellen der Körbe in geheizte Stuben oder Trockenkammern. Die kleinern und ärmern
                              Landwirthe bedienen sich heißen Wassers, wodurch das Insect größtentheils aufplatzt
                              und die fuchsrothe (foxy) Farbe entsteht. Foxy ist in London der technische Name für die
                              Silbercochenille, deren Farbe von dem schönen durchsichtigen Roth, welches die
                              schönste schwarze bildet, sehr verschieden ist.
                           In Guatimala werden die Seronen (Ballen) nur 150 Pfd. schwer gemacht, weil ein
                              Maulesel dort nicht mehr als 300 Pfd. über die Berge zu tragen vermag. In Vera Cruz
                              beträgt die Entfernung vom Ufer 300 (engl.) Meilen; da
                              der Weg aber nicht so bergig ist, werden die Ballen um 1/3 größer gemacht, die
                              Maulesel tragen nämlich 400 Pfd.
                           
                           In London wird jeder Ballen Cochenille bei seiner Ankunft von den
                              Docks-Compagnien ausgeleert, durchgesiebt und in englische Säcke gefüllt, auf
                              welche die Tara bis auf die Unze gezeichnet wird; der Staub von einer ganzen Partie
                              (von 100 bis 500 Säcken) wird zusammengebracht und getrennt von den Körnern
                              verkauft. Das Durchsieben ist in keinem andern Hafen als in London üblich.
                           Es kommt im Handel auch eine Sorte unter der Benennung
                              „englisch-gefärbte schwarze Cochenille“ (English-dyed black cochineal) vor. Im Jahr 1826
                              (wo ich mich in London etablirte) wurde dieselbe stark nach Indien, Rußland und
                              Oesterreich verführt. Die Preise der verschiedenen Cochenillesorten verhalten sich
                              ungefähr wie folgt: ächte schwarze 6 Shill. 6 Pence; englisch gefärbte 5 Shill. 6
                              Pence; Honduras-Silber 5 Shill. 5 Pence; mexicanisches Silber 5 Shill.
                           Die Granilla (geringere Cochenille-Sorte) wird aus denselben Orten, Honduras
                              und Mexico, eingeführt, und ist je nach der Qualität 2–4 Shill. per Pfd. werth.
                           Die abgesiebte Cochenille (garblings) besteht aus den
                              Resten der Insecten, mit dem Staub und den fremdartigen Substanzen vermengt, welche
                              beim Abnehmen der Insecten von den Pflanzen natürlich mit eingesammelt werden
                              müssen. Da sie oft eine nicht unbedeutende Menge Fragmente reifer Insecten enthält,
                              wird sie der Granilla oft vorgezegen, wenn diese nicht von ungewöhnlich guter
                              Qualität ist. Sie wird zu 2 Shill. bis 2 Shill. 6 Pence per Pfund verkauft und nur selten als solche eingeführt, sondern durch das
                              Absieben gewonnen.
                           Die in den letzten 12 Jahren aus England ausgeführte und in England consumirte
                              Cochenille betrug:
                           
                              
                                 
                                   Pfund.
                                 
                                    Pfund.
                                 
                              
                                 1833   
                                 309,125    
                                      1839   
                                 1,010,191
                                 
                              
                                 1834   
                                 405,350    
                                      1840   
                                 1,330,293
                                 
                              
                                 1835   
                                 516,132    
                                      1841   
                                 1,439,742
                                 
                              
                                 1836   
                                 604,425    
                                      1842   
                                 1,207,920
                                 
                              
                                 1837   
                                 517,882    
                                      1843   
                                 1,457,456
                                 
                              
                                 1838   
                                 536,044    
                                      1844   
                                 1,569,120