| Titel: | Verfahren die Samen zu behandeln und Bereitung eines künstlichen Düngers, worauf sich August Van Oost zu Gent am 6. Oct. 1845 in England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXVII., S. 412 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXVII.
                        Verfahren die Samen zu behandeln und Bereitung
                           eines künstlichen Düngers, worauf sich August Van Oost zu Gent am 6. Oct. 1845 in England ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Mai 1846, S.
                              267.
                        Van Oost's Verfahren die Samen zu behandeln.
                        
                     
                        
                           Der Zweck des ersten Theils dieser Erfindung ist, Korn und andere Samen mit einer
                              Schicht von Substanzen, welche Schwefel und Stickstoff enthalten, zu überziehen; dieselben wirken, von
                              der jungen Pflanze absorbirt, als Ferment, wodurch die Vegetation beträchtlich
                              begünstigt wird; zu diesem Zweck benützt der Patentträger eine Auflösung von
                              Gallerte, Eiweißstoff, Faserstoff oder Casein, nebst einigen andern Substanzen.
                           Man bereitet eine Auflösung von 2 1/4 Pfd. Gallerte (Leim) in 60 Pfd. Wasser und
                              vermischt damit 2 1/4 Pfd. gemahlenes Malz oder Weizenmehl. Nachdem die Samen zuerst
                              mit einer Auflösung von Salmiak (ammoniacal salt) von
                              10° Baumé befeuchtet worden sind, legt man sie in die erwähnte
                              Flüssigkeit; wenn sich die Samen mit dem Gallertepräparat überzogen haben, hängen
                              sie einander an; um sie von einander zu trennen, wird ein Pulver angewandt, welches
                              an dem Samen hängen bleibt und einen Ueberzug daran bildet; so wird jeder Samen
                              sowohl mit Substanzen umgeben, welche als Ferment wirken, als auch mit solchen,
                              welche diese Wirkung mäßigen. Das erwähnte Pulver wird auf folgende Art bereitet: 50
                              Pfd. Asche (von solcher chemischen Zusammensetzung, daß sie der Asche, welche man
                              beim Verbrennen der Pflanze erhält, deren Same behandelt wird, möglichst nahe
                              kommt), 50 Pfd. kohlensaurer oder an der Luft zerfallener Kalk, 1 Pfd. Eisenvitriol,
                              25 Pfd. gemahlenes Knochenmehl und 25 Pfd. Taubenmist werden gut mit einander
                              vermengt; dann löst man 1 Pfd. Gallerte, 1/2 Pfd. schwefelsaures Kali, 1/2 Pfd.
                              kohlensaures Kali, 1/2 Pfd. salpetersaures Kali, 1/2 Pfd. Salmiak, 1/2 Pfd.
                              Phosphorsaures Natron und 1/2 Pfd. schwefelsaures Natron in 60 Pfd. Wasser oder
                              faulem Urin auf; durch Vereinigung der zwei Mischungen erhält man ein feuchtes
                              Pulver, welches bei 52° R. getrocknet und dann zum Ueberziehen der Samen
                              benutzt wird.
                           Anstatt der Gallerte können auch andere schwefel- und stickstoffhaltige
                              Substanzen angewandt werden, indem der Zweck nur darin besteht, die schwefel-
                              und stickstoffhaltigen Bestandtheile im Korn und den Samen, wie das Casein in den
                              Erbsen und Bohnen, das Fibrin im Korn und den Eiweißstoff im Samen mit einer
                              weiteren Quantität zu vermehren; Pflanzensäfte, Blut, Milch, Käse, Fleisch von
                              Thieren und überhaupt alle organischen Flüssigkeiten, welche leicht verderben,
                              gähren oder in Fäulniß übergehen, verdanken diese Eigenschaft bekanntlich nur den
                              schwefel- oder stickstoffhaltigen Bestandtheilen, nämlich dem Eiweißstoff,
                              Faserstoff und Casein, welche der Sauerstoff der Luft in Ferment verwandelt, sobald
                              er mit ihnen im geeigneten Zustande in Berührung kommt.
                           
                           Der zweite Theil dieser Erfindung besteht in der Bereitung eines Düngers. 4 Thl.
                              Asche (von ähnlicher Zusammensetzung wie die Asche der zu erzielenden Ernte), 2
                              Theile gepulverter Bauschutt, 2 Theile gepulverte Steinkohlen oder Kohks, 2 Theile
                              an der Luft zerfallener Kalt und 1 Theil Gallerte werden gut mit einander vermengt;
                              dann löst man 1 Pfd. Eisenvitriol, 1 Pfd. schwefelsaures Kali, 1 Pfd. salpetersaures
                              Kali, 1 Pfd. Kochsalz und 1/2 Pfd. phosphorsaures Natron in 60 Pfd. Wasser auf und
                              setzt diesem 100 Pfd. des erwähnten Gemenges zu; hierauf wird das Ganze bei
                              52° R. getrocknet und in Pulver verwandelt; durchschnittlich sind von diesem
                              Pulver 250 Pfd. auf den Acre Feld erforderlich.
                           Durch die Anwendung von Eisenvitriol, Gallerte und Substanzen, welche Schwefel und
                              Stickstoff enthalten, in ihrer genauen Vermischung mit den alkalischen und
                              unorganischen Substanzen, soll eine langsame und regelmäßige Zersetzung begünstigt
                              werden.