| Titel: | Beschreibung einer neuen selbstwirkenden Ausweichevorrichtung (Weiche, Eccentric) für Eisenbahnen; von Prof. J. Schneider in Braunschweig. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXIX., S. 435 | 
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                        LXXIX.
                        Beschreibung einer neuen selbstwirkenden
                           Ausweichevorrichtung (Weiche, Eccentric) für Eisenbahnen;
                           von Prof. J. Schneider
                           in Braunschweig.
                        Aus den polytechnischen Mittheilungen von Volz und
                              Karmarsch, 3tes und 4tes Heft.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Schneider, über eine selbstwirkende Ausweichvorrichtung für
                           Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Ausweichungen (Weichen, Eccentrics), gehören zu den
                              nothwendigsten und wichtigsten Vorrichtungen der Eisenbahnen.
                           Sie sind bis jetzt noch die einfachsten Mittel, um von einem Geleise auf andere
                              überzugehen, und so mehrere Bahnstränge mit einander zu verbinden, obwohl sie in
                              mancher Beziehung noch sehr viel zu wünschen übrig lassen.
                           Man hat daher seit ihrer Anwendung vielfache Aufmerksamkeit auf ihre Construction
                              gerichtet, in der neuesten Zeit sich vorzüglich mit den selbstwirkenden
                              Ausweich-Vorrichtungen beschäftigt, und dieselben fast bei allen neuern
                              Bahnen durchweg in Anwendung gebracht.
                           Ihre Vorzüge bestehen namentlich in der größeren Sicherheit, mit welcher Wagenzüge
                              solche Ausweichungen passiren können, und in der Beseitigung der Gefahr, bei
                              unrichtiger Stellung der Vorrichtung aus den Geleisen zu kommen.
                           Es gibt mancherlei Constructionen für solche selbstwirkende Ausweichungen, die zur
                              praktischen Anwendung gelangt sind, und es würde eine geordnete Zusammenstellung
                              dieser Vorrichtungen für den Eisenbahntechniker ein nicht unbedeutendes Interesse
                              haben.
                           Der Zweck der vorliegenden Zeilen ist nur einen Beitrag zu einer solchen
                              Zusammenstellung zu liefern, und die Eisenbahntechniker mit einer neuen
                              selbstwirkenden Ausweichvorrichtung bekannt zu machen.
                           Diese neue Vorrichtung erfüllt nach meiner Meinung die Zwecke einer selbstwirkenden
                              Ausweichung in weit höherm Grade, als alle mir bisher bekannt gewordenen derartigen
                              Constructionen.
                           Ihre Vorzüge bestehen:
                           
                              1) in einer großen Solidität und Festigkeit;
                              2) in der Leichtigkeit, mit welcher sie sich bei unrichtiger
                                 Stellung, durch den darauf ankommenden Wagenzug von selbst richtig
                                 einstellt;
                              3) in der vollkommenen Sicherheit der Einstellung während des
                                 Passirens eines ganzen Wagenzugs;
                              4) in der Entfernung aller Stöße beim Durchpassiren eines
                                 Wagenzugs; und endlich
                              5) in der sanften Verbindung oder Einweisung von einem Geleise in
                                 das andere.
                              
                           Die Construction dieser Vorrichtung ist vom Ingenieur Chillingworth angegeben, der mit
                              anerkennenswerther Bereitwilligkeit die Veröffentlichung derselben unterstützt
                              hat.
                           Durch die nachfolgende Beschreibung, welcher die detaillirtesten und genauesten
                              Zeichnungen beigegeben sind, werden die oben angeführten Vorzüge Bestätigung
                              finden.
                           Fig. 1 stellt
                              den Grundriß, und Fig. 2 eine Seitenansicht dieser Vorrichtung dar. Fig. 3 bis inclusive Fig. 28 sind
                              Details.
                           Diese selbstwirkende Ausweichvorrichtung ist für die Einweisung in zwei Geleise
                              bestimmt, wie sich aus Fig. 1 von selbst
                              ergibt.
                           Die Geleise haben die übliche Spurweite von 4 Fuß 8 1/2 Zoll englisch.
                           
                           A und B bezeichnen die
                              eichenen Langschwellen, auf welchen die ganze Ausweichvorrichtung ruht.
                           C die eichenen Querschwellen, in welche die
                              Langschwellen etwas eingelassen; sie sind in der Kiesaufschüttung des Bahndammes
                              eingebettet.
                           C' eine längere Querschwelle, auf welcher an dem einen
                              Ende der Stützpunkt für den Ausrückhebel und die Zugstange angebracht ist.
                           D und D' die Schienen des
                              rechten Geleises; E und E'
                              die Schienen des linken Geleises. Ihre Enden sind mittelst keilköpfiger
                              Schraubenbolzen hinreichend fest in den gußeisernen Stühlen (Chairs) P, P gelagert.
                           d, d' sind die Einweiseschienen für das rechte Geleise;
                              sie correspondiren mit den Schienen D, D'.
                           e und e' die
                              Einweiseschienen für das linke Geleise; sie correspondiren mit den Schienen E und E'.
                           Auf dieselbe Weise wie D und D', E und E', sind
                              die Enden von d, d', e und
                              e' in P befestigt.
                           In Fig. 2 ist
                              die Querschnittsform der Schienen ersichtlich; es sind sogenannte
                              Vignoles-Schienen, im Gewicht von 68 Pfd. engl. per Yard.
                           Die vierkantigen Schraubenbolzen, deren Muttern unter den Querhölzern C liegen, sind in breite Füße der Schienen eingelassen,
                              so daß nur eine äußerst geringe Längenverschiebung gestattet ist.
                           Die Schienen d' und e sind
                              absolut fest, und bewegen sich nicht seitlich. Sie sind am andern Ende an den
                              Stühlen Q und Q' befestigt,
                              und zwischen den beiden Enden durch die Haken der Unterlagplatten b und b' (siehe auch Fig. 24), an
                              die Langschwellen niedergehalten, und vor jeder seitlichen Ausweichung nach außen
                              gesichert. Einer innern seitlichen Ausweichung werden sie nie ausgesetzt.
                           Die Schienen d und e' sind
                              die beweglichen Einweiseschienen. Sie verbinden, je nach ihrer Stellung, das
                              einspurige Geleise F, F', mit dem rechten Geleise D, D' oder mit dem linken Geleise E, E'.
                           Fig. 1 und
                              Fig. 2
                              stellen die Verbindung des Geleises F, F' mit dem
                              rechten Geleise D, D' vor.
                           Soll die Verbindung des Geleises F, F' mit E, E' hergestellt werden, so wird die Einweiseschiene
                              e' an d' geschoben,
                              dagegen die Schiene d von e
                              entfernt und zugleich auch die Schienen des Geleises F,
                              F' um die Breite des Schienenkopfes verrückt, so daß alsdann E', e' mit F' und
                              E, e mit F in eine Linie
                              zusammenfallen, und die linkseitige Geleiseinweisung bilden. Damit die Schienen d und e, d' und e' mit den Köpfen an ihren Enden bei Q
                              und Q' dicht aneinanderstoßen können, sind die Füße an
                              den aneinanderstoßenden Seiten etwa von der Mitte ihrer Länge an gegen Q und Q' hinzulaufend
                              abgenommen.
                           Die Ausrückschienen F, F' sind mittelst der gußeisernen
                              Stühle R, R auf die Langschwellen A und B befestigt.
                           Durch die Stangen S und L
                              werden sie parallel zu einander, und durch das ganze Gewicht dieser Verbindung
                              nieder gehalten.
                           Sie ruhen auf den in die Langholzschwellen eingelassenen und durch Schraubenbolzen
                              befestigten Unterlagsschienen p auf.
                           Diese Unterlagsschienen p stehen etwa 1/2 bis 3/4 Zoll
                              aus dem Holze hervor.
                           Diese Einrichtung gewährt eine leichtere Verschiebung der zu bewegenden Schienen,
                              eine bessere und leichtere Regulirung der richtigen Lage der Schienen in Beziehung
                              auf die Ebene der Bewegung, und sichert zugleich die Wirksamkeit des Apparats gegen
                              die nachtheiligen Einflüsse von Unreinigkeiten, welche durch Staub, Regen, Schnee
                              etc. entstehen, falls diese nicht immer sorgfältig davon entfernt werden
                              sollten.
                           Die Verschiebung der beweglichen Einweiseschienen e' und
                              d, so wie der Ausrückschienen F, F' wird durch den Bahnwärter mittelst des Hebels 8, an welchem sich bei
                              t das Gewicht u
                              befindet, eingeleitet. Dieser einarmige Hebel ist nahe an seinem Drehpunkte bei r mit der Zugstange L
                              verbunden und wird die Bewegung dieser Zugstange durch das Zurücklegen des Hebels
                              bewirkt.
                           Diese Bewegung bringt zunächst durch die directe Verbindung der Zugstange L mit den Ausrückschienen F
                              und F', ihre Verschiebung hervor.
                           Zugleich wird aber auch durch den Querhebel l, h, dessen
                              Drehpunkt n, und der bei l
                              mit der Zugstange L verbunden ist, der gegliederten
                              Zugstange M, N eine entgegengesetzte Bewegung
                              mitgetheilt, und es werden die beweglichen Einweiseschienen d und e' verrückt.
                           Die gußeisernen Stühle Q und Q', welche mittelst Schraubenbolzen an den Lagerhölzern A und B befestigt sind,
                              erhalten durch die feste Verbindungsstange K, die den
                              Drehbolzen des Querhebels h, l trägt, ihre gegenseitige
                              unwandelbare Lage, die wesentlich nothwendig ist.
                           Die Gestalt dieser ganz eigenthümlich construirten Stühle ist aus Fig. 26 und 27 besonders
                              zu ersehen.
                           Sie dienen nicht nur zur Befestigung der unbeweglichen Einweiseschienen d' und e, sondern auch zur
                              Auflage für die beweglichen Einweiseschienen d und e' so wie auch der Zugstange L; außerdem haben sie noch den Zweck, die seitliche Verschiebung der
                              Zugstange L, also auch der Ausrückschienen F und F' auf das
                              bestimmteste zu begränzen, so daß die einander gegenüberstehenden Schienen jedesmal
                              genau passen.
                           Zur Erreichung des letztgenannten Zwecks ist L mit zwei
                              Ansätzen w und w' (siehe
                              Figur 1
                              und 4)
                              versehen, welche sich in passende Ausschnitte der Stühle Q und Q' einlegen und jede weitere
                              Verschiebung, wenn auch der Hebel s durch Abnützung etc.
                              solche gestattete, verhindert.
                           Die beweglichen Einweiseschienen e und d ruhen jede auf fünf keilförmigen Unterlagen a und a' (Fig. 1, 2 und Fig. 20, 21, 22 und 23) auf.
                           Die Unterlagen sind mittelst Schraubenbolzen an A und B befestigt.
                           Die Höhe der Keile nimmt von P nach Q und Q' hin zu, und sind
                              die höchsten Keile zugleich auf den Stühlen Q und Q' angeschraubt.
                           Der Fuß der Schienen d und e'
                              ist mit passenden Keillagern versehen, damit die beweglichen Einweiseschienen d und c', leicht und sicher
                              gleiten können.
                           In Fig. 17 und
                              19 sind
                              diese Lager abgebildet.
                           Die Keile sind gegeneinander gestellt und mit ihrer Höhe nach einwärts einander
                              zugekehrt.
                           Aus der Verbindung der beweglichen Einweiseschienen, die außer der Zugstange M, N noch durch die Verbindungsstangen G und H bewirkt wird, ist
                              ersichtlich, daß sämmtliche Stangen M, N, G und H um Scharniere beweglich seyn müssen, da die
                              beweglichen Schienen d' und e in verschiedener Höhe und Ebene liegen.
                           Aus diesem Grunde ist auch die Zugstange M, N bei g gegliedert, damit die Punkte g,
                                 m und m' ihre Bewegungen annehmen können.
                           Mit o und o' sind die Gelenke
                              der Verbindungsstangen G und H bezeichnet. m und m' sind insbesondere in Fig. 17 abgebildet, weil
                              an denselben zugleich die Keilflächen, mit welchen d'
                              und e auf a und a' bei Q und Q' aufruhen, angearbeitet sind.
                           Es ist zu bemerken, daß jedesmal diejenige von den beweglichen Einweiseschienen,
                              welche nicht den Ausrückschienen F und F' gegenübersteht, hoch liegt und mit ihren Lagerflächen
                              auf die höchsten Punkte der Keilunterlagen gerückt ist (siehe e', Fig.
                                 2) und sonach zugleich als Sicherheitsschiene dient.
                           Wird der Hebel s nach der Richtung des Pfeils (Fig. 2)
                              herumbewegt, so steigt die Einweiseschiene d an den
                              Keilunterlagen a empor, während e' auf a' herabgleitet, und sich in einerlei
                              Ebene mit d'' dicht an dieselbe anlegt; alsdann bildet
                              d die Sicherheitsschiene.
                           
                           Endlich ist noch die eigenthümliche Wirkung des Hebels s
                              zu betrachten.
                           Die Zugstange L ist nahe bei r mit dem Hebel s verbolzt, und hat der
                              Verbindungsbolzen in einer bogenförmigen, centrisch um den Drehpunkt des Hebels
                              durchgebrochenen Oeffnung, mehrere Zoll Spielraum.
                           Durch diese Einrichtung erzielt man einerseits eine größere Wirksamkeit des durch das
                              Gewicht u belasteten Hebels s, indem durch die geneigtere Lage demselben ein größeres Moment gegeben
                              wird, und andererseits eine rasche Mitwirkung des Hebels, wenn sich die
                              Ausweichvorrichtung selbstthätig zeigt, um dieselbe in die andere Lage zu versetzen.
                              Denn es ist klar, daß wenn der Hebel s mit seinem
                              Gewichte u über die lothrechte Lage zu stehen kommt, er
                              sofort in die tiefste entgegengesetzte Stellung überfällt, alsdann im ersten Momente
                              dieser Bewegung, wo sich der Bolzen im Spielraum bewegt, die Verschiebung der
                              betreffenden Theile erleichtert, dann, so zu sagen, plötzlich, mit einer sehr
                              starken Zugkraft zu Hülfe kommt und mit dieser die Ausweichvorrichtung in der
                              angenommenen Lage festhält.
                           Nunmehr wird das Spiel dieser Vorrichtung vollkommen verständlich seyn.
                           Wie Fig. 1
                              zeigt, ist in der dargestellten Lage der Ausweichvorrichtung die Verbindung zwischen
                              dem Geleise F, F' und dem rechten Geleise D, D' hergestellt, und ein Wagenzug kann, von der einen
                              oder andern Seite ankommend, ohne Anstand die Ausweichung Passiren; die
                              Ausrückschienen F, F' so wie die bewegliche
                              Einweiseschiene d werden durch den mit dem Gewichte u belasteten Hebel in ihrer richtigen Lage gehalten,
                              aber außerdem noch durch die Ansätze w' und w der Zugstange L. Die
                              Gefahr einer Verrückung ist in der angegebenen Stellung, wenn ein Wagenzug von F, F' nach D, D' übergeht,
                              nur in dem Fall möglich, wenn ein starkes Drängen oder Stoßen der Spurkränze der
                              Wagenräder an der Schiene F nach auswärts statt fände.
                              Dieser Gefahr wird aber durch die Wirkung des beschwerten Hebels in seiner tiefsten
                              oder wirksamsten Lage begegnet. Ein Drängen nach auswärts an der Schiene F' hat auf den Hebel gar keine Wirkung, und wird die
                              Gefahr der Verrückung durch den Ansah w gänzlich
                              beseitigt.
                           Kommt aber der Wagenzug vom rechten Geleise D, D' her, um
                              sich nach F, F' zu bewegen, so hat der Stoß oder das
                              Drängen der Spurkränze, es mag nun die Veranlassung zur Verrückung an d' oder an e stattfinden,
                              durchaus keinen Einfluß in Beziehung auf die Verrückung der Vorrichtung. Im ersten
                              Fall wird die Gefahr der Verrückung beim Passiren des Zugs durch die feste Schiene d', und im letzten Fall durch den Ansah w beseitigt; so daß also in beiden Fällen, beim Passiren
                              des Zugs von D, D' nach F,
                                 F', die Wirksamkeit des Hebels durchaus nicht in Anspruch genommen wird.
                           Dasselbe gilt in ähnlicher Weise, wenn die Ausweichvorrichtung umgestellt ist, und
                              sonach E, E' und F, F' in
                              Verbindung sind.
                           Die Gefahr für das Verrücken der Ausrückschienen F und
                              F', welche durch das Auswärtsdrängen der Schiene F herbeigeführt, aber durch die Wirkung des beschwerten
                              Hebels aufgehoben wird, ist überhaupt nur sehr gering. Denn abgesehen davon, daß man
                              womöglich alles beseitigt, wodurch solche Stöße hervorgebracht werden können und daß
                              man überhaupt durch Ausweichvorrichtungen nicht mit der größten Geschwindigkeit
                              fährt, daher Stöße durch das Hin- und Herschwanken der Wagen nicht so heftig
                              sind, überhaupt auch das Auswärtsdrängen nicht so bedeutend ist, so wird bei der
                              vorliegenden Anordnung der Construction, wodurch ein überaus sanfter Uebergang durch
                              die gegenseitige Verschiebung der beweglichen Einweiseschienen und der
                              Ausrückschienen erzielt wird, selbst unter den ungünstigsten Umständen die
                              Entstehung von Stößen und das Auswärtsdrängen in hohem Grade beseitigt.
                           Dieser sanfte Uebergang von den beiden Geleisen D, D' und
                              E, E', über d, d' und
                              e, e' mit F, F' und
                              weiter fort, wird einerseits, wie schon bemerkt, durch die gegenseitige Verschiebung
                              der Einweiseschienen und der Ausrückschienen F, F'
                              erzielt; andererseits dadurch in hohem Grade erreicht, daß sich je zwei Schienen wie
                              d und e, in Fig. 1, dicht
                              aneinander legen, und für die Spurkränze zwischen beiden kein Raum, daher die
                              Verrückung der Schienen F und F' nur um Kopfbreite derselben nöthig ist, und die Abweichung von der
                              Mittellinie dadurch verringert wird.
                           Da ferner sowohl die beweglichen Einweiseschienen e' und
                              d, so wie die Ausrückschienen F und F' sich nicht um Zapfen drehen, sondern
                              durch ihre Festkeilung in den Stühlen P und R gezwungen sind sich zu federn, so wird hiedurch eine
                              sanfte Biegung erreicht. Und dieses wird endlich noch dadurch begünstigt, daß die
                              Abweichungen der Ausrückschienen F und F' von der Mittellinie in beiden Stellungen derselben,
                              wenn sie nämlich mit D, D' oder mit E, E' correspondiren, gleich groß durch die Verrückung
                              der Schienen F, F' angeordnet sind.
                           Wenn nun ein Wagenzug in der Richtung von F, F' nach D, D' oder E, E' ankommt, so
                              wird derselbe, je nach dem Stande der Ausweichvorrichtung, nach D, D' oder E, E' übergehen,
                              daher immer auf ein
                              richtig gestelltes Geleise gelangen. Anders ist es aber, wenn ein Wagenzug in der
                              Richtung von D, D' oder E,
                                 E' nach F, F' ankommt. Dann kann es geschehen, daß
                              die Verbindung der Geleise unterbrochen ist, und sonach die Gefahr des Abgehens des
                              Zugs von den Geleisen eintritt.
                           Wenn z.B., wie in Fig. 1, der Wagenzug auf dem Geleise E, E'
                              ankommt, so ist die Verbindung mit F, F' unterbrochen.
                              In diesem Fall stellt sich die beschriebene Ausweichvorrichtung, wenn es versäumt
                              seyn sollte sie in die richtige Stellung zu bringen, von selbst in die richtige
                              Lage, so bald nur der erste Wagen mit seinen Rädern auf e,
                                 e' übergegangen ist, und sichert sich auch diese Lage von dem Augenblick an
                              als sie in dieselbe gelangt ist.
                           So wie nämlich das erste Räderpaar auf e, e' übergeht, so
                              muß das eine Rad die von P nach Q ansteigende und auf den Keilunterlagen a'
                              ruhende, bewegliche Einweiseschiene passiren. Das Gewicht des ersten ankommenden
                              Wagens wirkt daher auf e und e', und zwingt die bewegliche Einweiseschiene e' auf der durch die Keilflächen gebildeten schiefen Ebene niederzugehen,
                              wodurch die seitliche Verrückung von e' und d erfolgt. Ist diese nur so weit vorgeschritten daß
                              durch die Verbindung der Zugstangen M, N und L mit dem Hebel s dieser
                              über seine Gleichgewichtstellung, das heißt über seine lothrechte Lage gebracht ist,
                              so bewirkt alsdann dieser allein, indem er mit Gewalt überschlägt, ohne Alles
                              weitere Zuthun, die völlige Verrückung und richtige Einstellung aller Theile, und
                              sichert diese Lage durch sein bedeutendes Uebergewicht.
                           Je weiter der Wagen auf e, e' vorrückt, je mehr wirkt
                              sein Gewicht auf den Mechanismus der Vorrichtung.
                           Außerdem ist noch zu berücksichtigen, daß die Spurkränze der Räder, auch wenn der
                              senkrechte Druck des darauf rollenden Wagens die seitliche Bewegung der
                              Einweiseschiene e' noch nicht bewirkt haben sollte,
                              diese Bewegung schon durch ihren seitlichen Druck hervorbringen würden, indem sie
                              sich zwischen der verengten Spurweite e' und e und zwischen den anliegenden Schienen d, e einklemmen würden. Es wird demnach die
                              Selbstwirkung dieser Vorrichtung einerseits und zuerst durch das Gewicht des
                              ankommenden Wagens und dann noch durch den seitlichen Druck der Spurkränze, also
                              durch doppelte Kräfte eingeleitet, und endlich durch die Wirkung des überschlagenden
                              Gewichthebels völlig gesichert.
                           Wie die Erfahrung gezeigt hat, ist das Gewicht des leichtesten vierräderigen
                              Transportwagens hinreichend, selbst wenn derselbe nur zur Hälfte auf den Schienen e' und d ruht, den
                              Mechanismus dieser Vorrichtung in völlige Thätigkeit zu setzen, und kommt sonach der
                              seitliche Druck der Spurkränze gar nicht zur Wirksamkeit, was für die Erhaltung der
                              Räder und der Vorrichtung von Wichtigkeit ist.
                           Je schwerer der erste ankommende Wagen ist, desto rascher geht die Umstellung der
                              Ausweichvorrichtung von statten; und da in den meisten Fällen die Locomotive
                              vorausgeht, so wird durch das übliche Gewicht dieser Maschine jede Bedenklichkeit
                              gehoben.
                           Durch das Gewicht u, welches längs der Schraube t bewegt werden kann, läßt sich die Zugkraft des Hebels
                              s nach Umständen reguliren, und für die sichere
                              Stellung der Vorrichtung bemessen.
                           Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß alsdann bei der vollbrachten Umstellung der
                              Ausweichvorrichtung die beweglichen Einweiseschienen e'
                              und d analoge Lagen, wie d
                              und e' in Fig. 1 annehmen, d.h. e' legt sich an d' an, und
                              d steigt an der Keilunterlage a empor, indem sie sich zugleich von e
                              entfernt.
                           Aus dem Gesagten werden sich die anfangs angegebenen Vorzüge dieser
                              Ausweichvorrichtung hinreichend herausgestellt haben, und wird noch hinzugefügt, daß
                              diese Vorrichtung sich auch praktisch vollkommen bewährt hat.
                           Mehrere dieser Ausweichungen sind seit geraumer Zeit auf den braunschweigischen
                              Bahnen in Anwendung, und werden alle wichtigen Ausweichungen nach und nach durch
                              solche ausgewechselt.
                           Schließlich noch eine alphabetische Zusammenstellung der einzelnen Theile dieser
                              Ausweichvorrichtung mit einigen kurzen Noten.
                           AB Langschwellen von Eichenholz, wo möglich ein
                              Stück jedes.
                           C Querschwellen von Eichenholz, worin A und B eingelassen und mit
                              Schraubenbolzen fest verbunden sind.
                           C' Eichene Lang querschwelle, verbunden und befestigt
                              mit A und B wie C; sie trägt außerdem noch das Lager r für die Drehachse des Hebels s.
                           D und D' die Schienen des
                              rechten Geleises.
                           E und E' die Schienen des
                              linken Geleises.
                           F, F' die Ausrückschienen.
                           G und H Verbindungsstangen
                              der beweglichen Einweiseschienen e' und d, aus Schmiedeisen gearbeitet.
                           K Verbindungsstange der beiden Stühle Q und Q', um ihre
                              gegenseitige Stellung zu sichern. Material Schmiedeisen.
                           L Schmiedeiserne Zugstange für die Ausrückschienen F und F'.
                           M und
                           N die beiden schmiedeisernen Stücke der gegliederten
                              Zugstange M, N für die beweglichen Einweiseschienen.
                           
                           P Gußeiserne Stühle, in welchen die Enden der Schienen
                              D, D' E, E' d, e, d' und e' mittelst keilkopfartiger Bolzen befestigt und zugleich die Stühle mit
                              A und B verbunden
                              sind.
                           Q und Q'  Die
                              gußeisernen Stühle, an welche die Schienen d' und e befestigt sind,welche die Schienen d und e' tragen und die
                              Zugstange L unterstützen.
                           R und
                           R' Gußeiserne Stühle, in welchen die unbeweglichen Enden
                              der Ausrückschienen F und F'
                              gelagert sind, und welche zugleich die nächsten Schienenenden aufnehmen. Die
                              Befestigung der Schienen ist wie bei P bewirkt.
                           S Schmiedeiserne Verbindungsstangen für die
                              Ausrückschienen F, F'.
                           a und
                           a' Keilunterlagen für die beweglichen Einweiseschienen
                              d und e'. Die Keile sind
                              an die eigentlichen Unterlagschienen sogleich angeschmiedet und ihre schiefen
                              Flächen durch Einsetzen verstahlt und gehärtet. Diese Keilunterlagen lassen sich
                              übrigens aus Hartguß eben so zweckmäßig und dauerhaft herstellen; nur müssen die
                              Dimensionen etwas stärker als wie in der Zeichnung, welche sich auf Schmiedeisen
                              bezieht, genommen werden.
                           b und
                           b' Unterlagstücke mit Hakenköpfen zur Befestigung der
                              unbeweglichen Einweiseschienen e und d'. Die Dimensionen der Zeichnung beziehen sich auf
                              Schmiedeisenmaterial. Sie lassen sich aber recht wohl, mit gehöriger Verstärkung,
                              aus Eisenguß herstellen.
                           d und
                           e' die beweglichen Einweiseschienen.
                           d' und
                           e die unbeweglichen Einweiseschienen.
                           f Die Auflegestücke oder Bahnen unter den Füßen der
                              Schienen e' und d, womit sie
                              auf den Keilflächen gleiten. Die Bahnen sind verstählt und gehärtet; können aber
                              auch aus Hartguß hergestellt werden, f ist nur in Fig. 19 zu
                              sehen.
                           g Schmiedeisernes Gelenke der Zugstange M, N.
                           h Querhebel aus Schmiedeisen.
                           l Verbindungsbolzen.
                           m und
                           m' die Gelenke oder Scharniere womit d und e' mit M, N vereinigt sind.
                           n Drehbolzen des Hebels h
                              
                           o und
                           o' schmiedeiserne Gelenke mittelst welcher die
                              Verbindungsstangen G und H
                              mit
                           d und e' vereinigt sind.
                           p Die schmiedeisernen Unterlagschienen worauf die
                              Ausrückschienen F, F' gleiten; sie können auch durch
                              gußeiserne Unterlagen aber von stärkerer Dimension ersetzt werden.
                           r Lager für den Stützpunkt des Hebels s.
                           s schmiedeiserner Hebel.
                           t Die an s geschnittene
                              Schraube zum Verstellen des Gewichts u.
                           u Gewicht, welches die Zugkraft des Hebels regulirt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
