| Titel: | Ueber ein zweckmäßiges Gefäß zum Warmhalten des Leims; von H. Schröder. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. LXXXIII., S. 454 | 
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                        LXXXIII.
                        Ueber ein zweckmäßiges Gefäß zum Warmhalten des
                           Leims; von H.
                              Schröder.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Schröder, über ein zweckmäßiges Gefäß zum Warmhalten des
                           Leims.
                        
                     
                        
                           Es ist längst bekannt, daß der Leim durch anhaltendes Kochen an bindender Kraft
                              verliert; man weiß daß die beste Art, den Leim aufzulösen, darin besteht, denselben
                              in kaltem Wasser einzuweichen bis er gallertartig aufgequollen ist, und ihn in
                              diesem Zustand bei einer Temperatur, welche die Siedhitze des Wassers nicht
                              übersteigt, unmittelbar vor dem Gebrauch zergehen zu lassen. Gleichwohl überzeugt
                              man sich, wenn man die Werkstätten der Schreiner, Buchbinder u.s.w. besucht, daß
                              diese längst bekannte Regel in der Behandlung des Leims fast nirgends befolgt wird,
                              fast überall sieht man, daß der Leim in eisernen oder messingenen Pfannen
                              unmittelbar über glühenden Kohlen oder auf den durch Hobelspäne geheizten Oefen
                              anhaltend gekocht und theilweise verbrannt wird, so daß derselbe einen großen Theil
                              seiner bindenden Kraft bereits verloren hat, wenn er verwendet wird. Ich glaube
                              daher den Schreinern, Buchbindern u.s.w. einen Dienst zu erweisen, wenn ich im
                              Nachfolgenden ein zweckmäßiges Gefäß zum Auflösen und Warmhalten des Leims
                              beschreibe, wie ich es in der Werkstätte des Schreinermeisters Karl Busch (zu Mannheim) in Anwendung sehe, dessen neues
                              Etablissement sich mehrfach durch eine zweckmäßige Einrichtung und Leitung, dessen
                              Magazin sich durch Geschmack und solide Arbeit der darin aufgestellten Möbel
                              auszeichnet. Obwohl der Gebrauch eines solchen Gefäßes nicht neu ist, obwohl
                              dasselbe in mehreren größeren Werkstätten schon seit langer Zeit in Anwendung ist,
                              so ist es doch, wie ich mich überzeugt habe, den wenigsten Gewerbsmeistern bekannt.
                              Hr. Karl Busch hat mir
                              ungefähr wie folgt die Vortheile des auf Tab. VII. im Grundriß und Aufriß
                              dargestellten Gefäßes geschildert.
                           Die Schreiner haben sich schon oft die Frage gestellt, woher es komme, daß eine Fuge
                              auseinanderfällt, die doch gut zusammengefügt und sorgfältig geleimt ist, daß
                              Furnüre, an welchen die Arbeit untadelhaft ausgeführt wurde, sich dennoch ziehen und
                              stellenweise losgehen? Aber meist hat man sich nicht die richtige Antwort gegeben:
                              daß es von der fehlerhaften Behandlung des Leims herrührt, welche darin besteht, den
                              Leim in Pfannen unmittelbar über den Hobelspänefeuer zu kochen, und so oft er gebraucht wird,
                              über demselben aufzuwärmen, wodurch derselbe in seiner Beschaffenheit verschlechtert
                              und theilweise verbrannt wird. In der Anwendung solchen verbrannten Leims ist die
                              Hauptursache des Mißlingens so mancher Schreinerarbeiten zu suchen. Soll diesem
                              Uebelstande abgeholfen werden, so darf der Leim nie über die Siedhitze des Wassers
                              erwärmt werden; er darf daher nicht unmittelbar in metallenen oder irdenen Gefäßen
                              über das Feuer gebracht werden, sondern er muß in einem Wasserbad erwärmt werden.
                              Dazu dient nun folgender Apparat. A und a, (Fig. 39 bis 43), stellt im
                              Aufriß und Grundriß ein cylindrisches Gefäß von verzinntem Eisenblech dar; dasselbe
                              hat etwa 4 1/2 Zoll Höhe und etwa 5 Zoll Durchmesser; dieß ist der Wasserkessel. In
                              dieses Gefäß A wird ein zweites Gefäß B und b in Aufriß und
                              Grundriß) von Messing eingestellt, welches durch einen an seinem oberen Ende
                              vorstehenden ringförmigen Ansatz auf dem kreisrunden Rande des Wasserkessels eben
                              aufliegt: dieß ist der eigentliche Leimkessel, dessen Wandung 2–3 Linien dick
                              ist, um die Temperatur des Leims immer etwas unter der des Wassers zu erhalten. Die
                              Höhe dieses Leimkessels beträgt etwa 4 Zoll, sein Durchmesser 4 Zoll 3 Linien. Die
                              Henkel an beiden Gefäßen sind von Eisendraht. Die Figur C gibt die Zusammensetzung beider Gefäße an. In den Wasserkessel A wird nun so viel Wasser gebracht, daß es denselben
                              nicht ganz füllt, wenn der Leimkessel B eingesetzt ist.
                              Das Ganze steht auf einem kleinen Herd oder Ofen von Eisenblech, oder auf einem
                              sogenannten Saukopf, welcher mit dem Kehrsel und sonstigen Abfällen der Werkstätte
                              geheizt wird. Dadurch wird das Wasser im Gefäß fortwährend heiß erhalten; die beiden
                              Kessel liegen mit ihrem obern Rande nicht so dicht auf einander, daß die
                              Wasserdämpfe nicht entweichen könnten. Der Leim im Kessel B kann also niemals eine größere Temperatur als die Siedhitze des Wassers
                              erleiden. Wird der Leim etwas verdünnter gebraucht, so kann das heiße Wasser des
                              Kessels sogleich zum Verdünnen desselben angewendet werden, ohne daß man den Leim
                              nach Zusatz des Wassers erst wieder aufkochen müßte. Hat der Arbeiter auf seiner
                              Bank etwas zu leimen, so stellt er den ganzen Apparat neben sich auf die Bank; die
                              das Leimgefäß B umgebende erhitzte Wassermasse und das
                              dicke Wassergefäß halten die Wärme so gut zusammen, daß der Leim 1 1/2 bis 2 Stunden
                              nicht erkaltet und fortwährend zum unmittelbaren Gebrauch geeignet bleibt, ehe er
                              wieder einige Minuten aufgewärmt werden muß.
                           Wer sich dieses Gefäßes bedient, kann sich auf die Bindekraft des Leims, wenn
                              derselbe nur sonst von guter Beschaffenheit ist, unbedingt verlassen; er erspart dadurch
                              gegen das übliche Verfahren wenigstens ein Drittheil an Leim selbst, so wie auch an
                              Feuerung zur Erwärmung des Leims, und wird daher, von dem Vortheil, daß seine Arbeit
                              zuverlässiger und besser wird, ganz abgesehen, in kurzer Zeit an bloßem
                              Materialwerth weit mehr erübrigt haben, als die Kosten der Anschaffung eines oder
                              mehrerer solcher Gefäße betragen, deren jedes, wenn es sorgfältig gefertigt ist, auf
                              4 bis 5 fl. zu stehen kommt. Wer immer den Werth einer solchen Vorrichtung kennen
                              gelernt hat, wird sich durch den Preis derselben gewiß nicht abschrecken lassen.
                              (Mannheimer
                                    Gewerbvereins-Blatt, 1846 Nr. 10.)
                           
                        
                     
                  
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