| Titel: | Verfahrungsarten um die Gutta-percha zu allen Zwecken zu verwenden, wozu bisher der Kautschuk benutzt wurde; worauf sich in Folge einer Mittheilung Richard Brooman zu London am 11. März 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. XC., S. 480 | 
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                        XC.
                        Verfahrungsarten um die Gutta-percha zu
                           allen Zwecken zu verwenden, wozu bisher der Kautschuk benutzt wurde; worauf sich in
                           Folge einer Mittheilung Richard
                              Brooman zu London am 11. März
                              1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Mai 1846, S.
                              235.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Brooman's Verfahrungsarten zum Bearbeiten der
                           Gutta-percha.
                        
                     
                        
                           Die Gutta-percha (Surrogat des Kautschuks) wird zur Bereitung von Kitten und
                              Cementen mittelst einer Reinigungs- oder Waschmaschine vorbereitet, welche
                              sie von den fremdartigen Beimengungen befreit. Diese Maschine besteht aus einem
                              Kasten a, Fig. 36, welcher bis zur
                              Linie 1,2 mit Wasser gefüllt ist; letzteres wird durch Zulassen von Dampf in den
                              Raum b zwischen dem innern und äußern Gehäuse des
                              Kastens auf einer Temperatur von 65 bis 75° R. erhalten. c, c sind zwei stählerne oder eiserne Walzen, welche
                              beiläufig zu Dreiviertel ihrer Höhe in das Wasser tauchen. d ist ein Getrieb, durch welches von einer Dampfmaschine oder einem
                              sonstigen Motor her dem Rad e auf der Achse der einen
                              Walze die Bewegung mitgetheilt wird, und von dieser Achse wird durch das daran
                              befestigte Rad f die Bewegung dem auf der Achse der
                              andern Walze befestigten Rad g mitgetheilt. Die
                              Gutta-percha wird eine kurze Zeit in Wasser eingeweicht, um sie biegsam zu
                              machen und dann zwischen den Walzen c, c
                              hindurchgelassen, bis alle fremdartigen Substanzen ausgepreßt worden sind.
                           Die so vorbereitete Gutta-percha läßt sich im plastischen, körnigen oder
                              pulverigen Zustande oder auch als Auflösung zu Kitten oder Cementen verwenden. Will
                              man sie im plastischen Zustande anwenden, so benutzt man die in Fig. 37 im Durchschnitt
                              abgebildete Knetmaschine; a ist das Gestell derselben,
                              worin ein Cylinder b eingesetzt ist, welcher eine
                              cannelirte Walze c enthält; der obere Theil des
                              Cylinders ist bei d mit einem Scharnier versehen, damit
                              man ihn zum Einbringen einer Masse Gutta-percha e
                              öffnen kann; dieselbe muß beiläufig ein Drittel des Raums zwischen der Walze c und dem Innern des Cylinders b ausfüllen und wird dadurch gebildet, daß man eine Anzahl der gereinigten
                              Stücke in heißem Wasser von Hand zusammenarbeitet. Nach dem Einbringen der
                              Gutta-percha läßt man die Walze rotiren und ihre Hohlkehlen führen nicht nur die
                              Gutta-percha im Kreise herum, sondern kneten sie auch vollkommen durch. Die
                              Hitze welche sich am Ende bei diesem Verfahren entwickelt, ist beträchtlich; in den
                              meisten Fällen wird man jedoch den Proceß im Anfang dadurch begünstigen müssen, daß
                              man das Gehäuse a in einen Kasten mit heißem Wasser
                              einschließt, oder Dampf in den Cylinder b durch oben an
                              ihm angebrachte Oeffnungen f zuläßt.
                           Soll die Gutta-percha eine größere Elasticität erhalten, so wird ihr während
                              sie durch die Knetmaschine geht, eine Portion Kautschuk
                              oder Schwefel oder beide zugleich einverleibt; man nimmt
                              3 Theile Kautschuk auf 6 Gutta-percha oder 1 Schwefel auf 8
                              Gutta-percha, oder 2 Kautschuk und 1 Schwefel auf 6 Gutta-percha. Bei
                              Anwendung von Kautschuk muß die Hitze über 52° R. getrieben werden, damit
                              sich die beiden Substanzen mit einander verbinden; man kann den Kautschuk mit der
                              Gutta-percha in die Maschine bringen, den Schwefel aber muß man durch die
                              Oeffnungen f nach und nach in kleinen Quantitäten
                              eintropfen lassen. Man kann der Masse auch jede Farbe ertheilen, indem man den
                              Farbstoff gerade so wie den Schwefel hineinbringt; auch kann man sie glatter machen,
                              indem man ihr Kreide oder sonstige weiche Pulver einverleibt und ebenso kann man sie
                              rauher machen durch Zusatz von gemahlenem Schmirgel, Sand u.s.w.
                           Die so präparirte Gutta-percha kann entweder für sich allein oder in
                              Verbindung mit andern Substanzen angewandt werden. Wendet man sie allein an, so
                              können durch Formen, Prägen, Treiben, Gießen oder sonstige Processe mannichfaltige
                              Artikel daraus verfertigt werden, z.B. Spiegel- oder Gemälderahmen, Karniese,
                              Leisten und Simswerk und andere architektonische Verzierungen, Täfelwert, Mosaik
                              etc., Knöpfe, Ziernägel, Spielmarken, Spielwaaren, Bälle etc., Armbänder, Ringe
                              etc., Pferdezügel, Zäume, Gürtel, Bänder. – Man kann sie überhaupt zu jedem
                              Zweck benutzen, wozu sich eine elastische luft- und wasserdichte Substanz
                              eignet, die von den gewöhnlichen Temperaturgraden nicht afficirt wird, z.B. als
                              Material der Kissen für Billardtafeln, als Surrogat für Metallfedern, als Unterlage
                              für die Stühlchen und Schienen der Eisenbahnen und anderer Maschinentheile, oder als
                              Material für die Ventile der atmosphärischen Eisenbahnen etc.
                           In Verbindung mit andern Substanzen dient die Gutta-percha um dieselben
                              zusammenzukitten oder sie luft- und wasserdicht zu machen. Die Artikel, wobei
                              sich die präparirte Gutta-percha am nützlichsten anwenden läßt, sind einfache
                              und doppelte Gewebe aus Wolle oder Baumwolle, Leder, Tischdecken, Umschläge für die Walzen und Ballen
                              der Buchdrucker, Treibbänder etc. Zu diesen Anwendungen trägt man die
                              Gutta-percha in aufgelöstem Zustande, mittelst der in Fig. 38 abgebildeten
                              Maschine auf die erwähnten Artikel auf. a ist das
                              Gestell derselben; b, c zwei hohle eiserne Walzen, die
                              sich in Lagern drehen und durch Dampf auf 48° R. erhitzt werden; d ist ein Abstreicher, welcher durch Dampf oder heißes
                              Wasser erhitzt wird und unter dem die Gutta-percha von hinten eingelassen
                              wird. Das zu überziehende Stück Tuch etc. legt man in ein hohles Lager e, von welchem aus es über die Walze b vorwärts geführt wird, unter die Walze c gelangt und dann auf die Walze l, um welche es sich wickelt. Während des Fortschreitens des Tuches unter
                              der Abstreichvorrichtung überzieht es sich mit einer Schichte
                              Gutta-percha.
                           Will man die Gutta-percha im plastischen Zustande anwenden, so dient dazu die
                              auf der rechten Seite von Fig. 38 abgebildete
                              Vorrichtung. In diesem Fall wird das zu überziehende Tuch auf die Walze g gerollt, und passirt von dieser um die Walze c auf die Walze f. Die Masse
                              Gutta-percha h wird auf die Walze b gebracht unmittelbar hinter die Abstreichvorrichtung,
                              wo dann die Wärme der Walze bewirkt, daß ein Theil Gutta-percha ihr anhängt;
                              diese Portion wird, während sie unter der Abstreichvorrichtung hindurch passirt,
                              erweicht, in ein dünnes Blatt verwandelt und verbindet sich mit dem Tuch, während
                              dasselbe zwischen den Walzen b, c hindurchgeht.
                           In den erwähnten Fällen wird die plastische Gutta-percha entweder auf die
                              Zeuge oder zwischen denselben aufgetragen; man kann sie aber auch mit andern
                              Materialien innig vermengen, um Compositionen zum Pflastern, Dachdecken etc. zu
                              erhalten, z.B. indem man die Gutta-percha während sie sich in der
                              Knetmaschine befindet, mit Papierzeug, Sägmehl, Haaren etc. verseht.
                           Soll Gutta-percha (im reinen, geschwefelten oder gefärbten Zustande) in
                              körniger Form angewandt werden, so raspelt man sie zu Pulver und gießt sie dann in
                              die geeigneten Formen, um Büsten, Karniese etc. zu erhalten. Um Güsse von Büsten
                              etc. zu machen, füllt man die Form mit der Gutta-percha und erhitzt, bis sie
                              dehnbar genug ist, um in alle Theile der Form einzudringen. Will man Abdrücke in
                              Relief von glatten, gravirten oder durchlöcherten Flächen machen, so legt man die
                              Fläche auf einen ebenen Tisch und streut das Pulver sehr schnell darüber; man fährt
                              dann mit einem Lineal quer über die Fläche, damit sich die vertieften Theile
                              ausfüllen und von den erhabenen alles überflüssige Pulver beseitigt wird; hierauf
                              wird die Fläche so stark erhitzt, daß die Gutta-percha erweicht und man legt
                              das Stück Tuch, Leder, Papier oder die sonstige Substanz, welche den Eindruck
                              empfangen soll, auf die Fläche; übt man dann z.B. mit einer Walze einen Druck darauf
                              aus, so verläßt die Gutta-percha die vertieften Stellen und hängt sich an das
                              Tuch oder die sonstige Substanz an, so daß eine genaue Copie des ursprünglichen
                              Gegenstandes im starken Relief entsteht.
                           Die Gutta-percha löst sich bei gelinder Wärme in rectificirtem Stein-
                              oder Terpenthinöl leicht auf und kann in diesem Zustande für sich allein oder mit
                              Schwefel, Kautschuk, Farben etc. vermischt benutzt werden, um verschiedene Artikel
                              luft- und wasserdicht zu machen oder zusammenzukitten. Sie läßt sich in Form
                              von Blättern bringen, wenn man sie auf Glastafeln oder polirte Schiefertafeln gießt,
                              erkalten und eintrocknen läßt; in diese Tafeln können auch Dessins gravirt seyn, um
                              gemusterte Blätter von Gutta-percha zu erhalten. Im aufgelösten Zustande läßt
                              sich die Gutta-percha benutzen um Tauwerk aller Art zu tränken, als Appretur
                              zum Steifen von Seidenbändern und anderen Fabricaten; mit Farben vermischt und in
                              erwärmtem Zustande zum Drucken seidener, baumwollener etc. Zeuge, Leder u.s.w. Um
                              ein Fabricat zum Dachdecken und ähnlichen Zwecken zu erhalten, sättigt man ein Vließ
                              von Wolle, Baumwolle etc. mit einer Auflösung von Gutta-percha und Kautschuk,
                              die mit Steinkohlentheer oder Pech vermischt ist.
                           Sollte man das Zusetzen von Schwefel beim Kneten der Gutta-percha unterlassen
                              haben oder irgend einem aus Gutta-percha fabricirten Artikel noch mehr
                              Elasticität ertheilen wollen, so kann man ihn schwefeln, indem man ihn entweder in
                              geschmolzenen Schwefel bei einer Hitze von etwa 108° R. taucht oder den
                              Dämpfen von erhitztem Schwefel aussetzt.
                           Zur Fabrication von künstlichem Brennmaterial wird die
                              Gutta-percha in dem rohen Zustande angewandt, wie man sie einführt, um damit
                              die kleinen Stückchen oder das Pulver von Steinkohlen zu Massen zu verbinden.
                           Der Patentträger beschreibt fünf Arten von Brennmaterial: – Das erste erhält
                              man, wenn man 10–20 Theile Gutta-percha mit 80–90 Theilen
                              Steinkohlenklein und dem Pech aus Steinkohlentheer verbindet. Die zweite Art besteht
                              aus 7 Theilen Gutta-percha, 8 Theilen Steinkohlenklein, 4 Theilen Sägespänen
                              und 1 Theil Steinkohlentheer oder Pech. Die dritte Art besteht aus 3 Theilen
                              Gutta-percha und 1 Theil rectificirtem Steinkohlentheer; durch Verbrennen
                              derselben soll nämlich
                              ein vorzüglicher Ruß zur Bereitung von Buchdruckerschwärze erzeugt werden. Die vierte und fünfte Art
                              Brennmaterial, welche zu demselben Zweck wie das vorhergehende dienen, bestehen aus
                              gleichen Theilen Gutta-percha und Kautschuk oder Gutta-percha
                              allein.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
