| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 154 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber den Zustand der Baumwollindustrie: der Spinnereien,
                              Webereien und Kattundruckereien in den Vereinigten Staaten von Amerika; von
                              Ferdinand Köchlin.
                           Hr. F. Köchlin hat während seines letzten Aufenthalts in
                              den Vereinigten Staaten der Industriegesellschaft zu Mülhausen sehr interessante
                              Notizen über die Lage der Baumwollindustrie in diesem Lande eingesandt; denselben
                              waren Muster von Baumwollgarn für Kette und Einschlag, ferner rohe, weiße und
                              gedruckte Kattune beigelegt. Nach diesen Mustern, so wie nach den statistischen
                              Daten, läßt sich der gegenwärtige Zustand der Baumwollindustrie in jenem Lande,
                              welches in mehr oder weniger ferner Zukunft nicht nur für Frankreich, sondern noch
                              mehr für England ein sehr gefährlicher Rival zu werden verspricht, genau
                              beurtheilen.
                           Bekanntlich drücken gewisse Sorten amerikanischer Kattune (die sogenannten domestics und drills)
                              bereits die englische Concurrenz auf mehreren Märkten, welche den Producten beider
                              Länder unter denselben Bedingungen offen stehen.
                           Vor zwanzig Jahren besaßen die Vereinigten Staaten noch keine Manufacturen, jetzt
                              werden solche in den meisten derselben errichtet, und besonders in den nördlichen
                              scheint die Baumwollindustrie eine große Ausdehnung zu erlangen. Die bedeutendsten
                              Fabriken sind die zu Lowell (Massachusets) und zu Dower (New-Hampshire).
                           Hr. F. Köchlin gibt in einer statistischen Tabelle den
                              approximativen Werth der amerikanischen Fabriken und der in denselben angelegten
                              Capitalien vom Jahre 1840 bis zum Jahr 1843 an: dieser Werth, welcher im Jahr 1840
                              geschätzt wurde, auf
                           
                              
                                 46,350,453 Dollars
                                 für die Fabriken allein, und auf
                                 
                              
                                 51,102,359    
                                    „
                                 für alle angelegten Capitalien, stieg
                                 
                              
                           im Jahr 1843 auf
                           
                           
                              
                                 58,930,520 Dollars
                                 für die Fabriken und auf
                                 
                              
                                 64,888,820    „
                                 für alle angelegten Capitalien;
                                 
                              
                           dieß ergibt eine Zunahme von beiläufig 10 Proc. per Jahr.
                           Bei diesen Ziffern ist das Verhältniß zwischen dem sogenannten Betriebscapital und
                              demjenigen, welches durch die Fabrik selbst repräsentirt wird, 1 zu 10. Um eine
                              Fabrik zu betreiben, welche auf 100,000 Dollars zu stehen kommt, wären also nur
                              10,000 Dollars Betriebscapital erforderlich; aus dieser ungemein vortheilhaften Lage
                              muß man schließen, daß die amerikanischen Fabrikanten ihre Producte sehr leicht
                              absetzen können, vielleicht haben sie aber auch bis jetzt erst einen sehr kleinen
                              Theil ihrer Fabriken amortisirt.
                           Der Händel der Vereinigten Staaten mit China in Baumwollwaaren verspricht eine immer
                              größere Ausdehnung zu erlangen. – Im Jahr 1827 wurden für 9000 D.
                              amerikanischer Calicots nach China abgesetzt und im Jahr 1843 schon für 2 Mil. D.;
                              seitdem mußte die Zunahme verhältnißmäßig noch beträchtlicher seyn. Es gibt zu
                              Hong-Kong und Canton Häuser, welche durch Actien gegründet sind, über große
                              Capitalien verfügen und die Geschäfte in einem ungeheuren Maßstab betreiben. So
                              macht ein einziges englisches Haus (Jardini, Matheson u.
                              Comp.) jährlich für wenigstens 60,000,000 Fr. Geschäfte; es gibt ein amerikanisches
                              Haus (Russel u. Comp.) daselbst, dessen Associés
                              sich alle fünf Jahre vertragsmäßig erneuern, und wo dann jeder für seinen Theil, auf
                              einen Gewinn von 150–200,000 D. rechnen kann. – Der Zinsfuß, welcher
                              in England und Frankreich nur 3–4 Proc. per Jahr beträgt, steigt in China auf
                              12–15 Proc.; man begreift daher, daß Compagnien, welche über bedeutende
                              Capitalien verfügen, aus diesem Umstand großen Nutzen ziehen können. – Wir
                              kommen nun wieder auf unsern Gegenstand zurück.
                           Hr. F. Köchlin bemerkt, daß von den Colli gedruckter
                              Baumwollwaaren, welche im Jahr 1843 und 1844 von Boston aus nach allen Gegenden
                              versendet wurden, merkwürdigerweise der zwanzigste Theil für Gibraltar bestimmt war;
                              er theilt dann eine statistische Beschreibung der Fabriken zu Lowell mit. Diese
                              Stadt, welche 25 Meilen von Boston entfernt ist und wo die Baumwollindustrie den
                              größten Aufschwung nahm, zählte im Jahr 1843
                           8 Spinnereien mit 201,076 Spindeln; ferner:
                           6194 Webestühle, welche zusammen
                           1400 männliche Arbeiter und
                           5395 weibliche beschäftigten; sie erzeugten wochentlich beiläufig 1,305,005 Yards
                              (1,200,000 Meter) Gewebe.
                           Zwei Druckereien an demselben Ort druckten beiläufig 273,000 Yards Gewebe per Woche.
                           Der Arbeitslohn, welcher in den verschiedenen Zweigen der Baumwollindustrie bezahlt
                              wurde, betrug:
                           80 Cents bis 1 Dollar per Tag für einen Handarbeiter;
                           20–25 Dollars per Woche für einen
                              Walzengraveur;
                           2 Dollars per Tag für einen Modelstecher;
                           2–3 Dollars per Tag für einen Walzendrucker.
                           Die Lehrzeit für einen Stecherlehrling beträgt sieben Jahre; er bekommt beiläufig 125
                              D. im ersten Jahr und steigt nach und nach, so daß er im letzten Jahr auf 250 D. zu
                              stehen kommt.
                           In den Spinnereien und Webereien verwendet man fast nur weibliche Individuen, deren
                              Lohn mit demjenigen der Arbeiter in den Druckereien keineswegs im Verhältniß steht;
                              diejenigen an den Spinnmaschinen bekommen 2 D. 85 Cts. per Woche, und diejenigen an den Webestühlen 2 D. 20 Ct.; von diesem Lohn
                              ist aber noch 1 D. 25 Ct. per Woche für Logie
                              abzuziehen, welches der Fabrikant hergibt.
                           Als Brennmaterial benutzt man in den Vereinigten Staaten gewöhnlich eine Art
                              Anthracit; obgleich von demselben reiche Adern in mehreren nördlichen Staaten der
                              Union vorkommen und er an manchen Gruben nur 1 D. 80 Ct. per Tonne (20 engl. Centner) kostet, so würde er doch zu New-York
                              auf 4–5 1/2 D. und zu Lowell sogar auf 5–6 D. zu stehen kommen. In
                              dieser Hinsicht haben wir also die amerikanischen Fabrikanten nicht zu beneiden;
                              denn zu Mülhausen bezahlt man dieselbe Tonne einer Steinkohle, welche viel besser
                              als der Anthracit ist, mit 24 bis 27 Fr. und zu Manchester kostet die beste
                              Steinkohle nur 8–10 Fr. per Tonne.
                           
                           Die Gespinnste und Kattune sind in Amerika in der Regel theurer als bei uns; die
                              Kattune werden vorzugsweise mit der Walzendruckmaschine gedruckt, weil der Lohn für
                              die Handdrucker zu hoch ist; die Farben sind darauf meistens ächt. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1017.)
                           
                        
                           China-Silber.
                           So nennen die Verfertiger ein neues Fabricat, welches das Silber zur Verfertigung von
                              Speisegeräthen und Luxusgegenständen ersetzen und demselben noch vorzuziehen seyn
                              soll, weil die daraus gearbeiteten Gegenstände auf der Oberfläche absolut reines
                              Silber enthielten. Kochender Essig, der in die Geräthschaften gegossen wurde und
                              eine Nacht darin stehen blieb, löste nicht das Geringste auf; ganz anders verhielt
                              sich dieß, wenn man in silberne oder argentane Geräthe Essig schüttete; hiedurch
                              wurde es gewiß, daß die Oberfläche ein edles Metall, reines Silber war. Die von Meurer untersuchten Gegenstände bestanden aus:
                             2,05 Silber,
                           65,24 Kupfer,
                           19,52 Zink,
                           13,00 Nickel,
                             0,12 Kobalt und Eisen.
                           Das Ganze war also ein Argentan mit Silber auf galvanischem Wege überzogen. Von den
                              gewöhnlichen galvanischen Versilberungen unterscheidet es sich durch die Festigkeit
                              und durch die Dicke, welche die Silberschichte einnahm. Es werden die daraus
                              gearbeiteten Gegenstände um zwei Drittel billiger verkauft, als was dieselben von
                              Silber kosten; sie sollen von großer Dauer seyn, und sind, wenigstens im Anfange,
                              absolut unschädlich und weit besser als Gegenstände von 13löthigem Silber oder
                              Argentan. (Archiv der Pharmacie.)
                           
                        
                           Ueber die Trennung des Zinns und Antimons; von A. Levol.
                           Nach Hrn. Elsner (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 130) ist das Verfahren, welches
                              ich angegeben habe, um Antimon und Zinn von einander zu trennen, nicht genau, weil
                              die kochende Salzsäure Antimon auflöst; dieß ist auch eine bekannte Thatsache. Im
                              vorliegenden Falle kann ich mir nach meinen zahlreichen Versuchen die Behauptung des
                              Hrn. Elsner nur dadurch erklären, daß derselbe glaubte,
                              die durch das Zink niedergeschlagenen Metalle auswaschen zu müssen, wodurch das
                              Chlorzink, welches nach der gemeinschaftlichen Fällung des Antimons und Zinns
                              zurückbleibt, beseitigt wurde, wo sodann allerdings die Salzsäure das Antimon
                              angreift. Es ist daher unumgänglich nöthig, das Chlorzink zurückzulassen, wie ich es
                              auch in meiner Abhandlung vorschrieb; überdieß wird dadurch das Verfahren
                              vereinfacht.
                           Schließlich bemerke ich, daß bei dem Verfahren des Hrn. Chaudet, dessen Genauigkeit meines Wissens noch nicht bestritten wurde,
                              die Gegenwart einer Menge Zinnchlorürs es ist, welches sich der Auflösung des
                              Antimons widersetzt, während es von meiner Methode das Chlorzink ist. (Journal de Pharmacie, Februar 1846, S. 91.)
                           
                        
                           Neue Methode zur quantitativen Bestimmung des Arseniks in den
                              gewöhnlichen Metallen und ihren Legirungen; von A. Levol.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Arseniks in metallischen Substanzen sind die
                              gewöhnlichen Verfahrungsarten in zwei Fällen nicht anwendbar, nämlich, wenn dieselben entweder Zinn
                              oder Antimon enthalten; ich stieß auf diese Schwierigkeit bei der Analyse alter
                              Bronzen, welche bei der Behandlung mit Salpetersäure eine arsenikfreie Flüssigkeit
                              und ein arsenikhaltiges Zinnoxydhydrat geben. Letzteres enthält den Arsenik im
                              Zustand von Arseniksäure und das Verhältniß des Arseniks zum Zinn ist beiläufig 1 zu
                              15.
                           Diese Beobachtung führte mich auf eine neue Methode den Arsenik aus einer
                              Flüssigkeit, welche Salpetersäure enthält, abzuscheiden, nämlich mittelst Zinnoxyd,
                              welches so zu sagen wie das Quecksilber bei der Amalgamation der edlen Metalle
                              wirkt, indem es sich der Arseniksäure bemächtigt. Das zweckmäßigste Verfahren zur
                              Bestimmung des Arseniks besteht dann darin, das arsenikhaltige Zinnoxyd durch
                              Wasserstoff zu reduciren; die Reduction erfolgt leicht bei der Dunkelrothglühhitze
                              und man erhält den größten Theil des Arseniks sublimirt; dennoch hält das Zinn eine
                              gewisse Menge davon zurück, welche man nicht vernachlässigen darf und die es beim
                              Auflösen in Salzsäure, in Form von Arsenikwasserstoff verliert, durch dessen
                              Zersetzung man diesen rückständigen Arsenik erhält.
                           Ich fand dieses Verfahren so bequem, daß ich es schon oft zur Bestimmung des Arseniks
                              in käuflichem Kupfer, Zinn, Bronze u.s.w. angewandt habe. Um sich des Arseniks
                              mittelst Zinn zu bemächtigen, empfehle ich letzteres in der Kälte in schwacher
                              Salpetersäure aufzulösen; da das Zinnoxydul, welches sich in diesem Falle bildet,
                              aufgelöst bleibt, so kommt es mit allen aufgelösten Arseniktheilchen in Berührung
                              und wenn man dann die Temperatur erhöht, um es auf das Maximum der Oxydation zu
                              bringen, so kommt auch das Zinnoxyd mit allen Arseniktheilchen in Berührung.
                           Arsenik und Antimon, wenn man sie durch Salpetersäure oxydirt, verbinden sich
                              ebenfalls miteinander, die Verbindung ist aber nicht vollkommen unauflöslich. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1018.)
                           
                        
                           Neues Verfahren das Kobalt vom Mangan zu trennen; von Barreswill.
                           Heinr. Rose bemerkt in seinem Lehrbuch der analytischen
                              Chemie, daß solche Kobaltsalze, deren Säure nicht unter die schwächsten gehört,
                              unvollständig durch Schwefelwasserstoff niedergeschlagen werden, während die
                              Mangansalze durchaus nicht gefällt werden. Auf diese Beobachtung gründet sich mein
                              Verfahren diese beiden Metalle zu trennen. Da das Kobalt aus seinen sauren
                              Auflösungen durch Schwefelwasserstoff nicht vollständig niedergeschlagen wird, so
                              begreift man, daß es auch aus den neutralen Auflösungen nur unvollständig
                              niedergeschlagen werden kann; wenn man also die Flüssigkeit in dem Maaße
                              neutralisiren könnte, als sie durch die Fällung des Kobalts sauer wird, so hätte man
                              eine vollständige Abscheidung. Ich stellte einige Versuche an, um eine zu diesem
                              Zweck geeignete Substanz auszumitteln und finde hiezu den reinen kohlensauren Baryt
                              am geeignetsten, weil er durch Säuren leicht angegriffen wird, hingegen nicht durch
                              Schwefelwasserstoff; letzteres ist eine wesentliche Bedingung, weil sich sonst
                              Schwefelbarium bilden würde, welches bekanntlich das Mangan niederschlägt; ich
                              bemerke noch, daß der kohlensaure Baryt, wie Demarcay
                              gezeigt hat, die Manganauflösungen nicht niederschlägt und daß der überschüssige
                              Baryt vermittelst Schwefelsäure sowohl aus der Auflösung als aus dem Niederschlag
                              leicht zu entfernen ist.
                           Das Verfahren ist nun ganz einfach: man versetzt die Auflösung von Kobalt und Mangan
                              mit einem großen Ueberschuß von kohlensaurem Baryt und leitet durch die Mischung
                              lange genug Schwefelwasserstoffgas, worauf man filtrirt; das Kobalt bleibt auf dem
                              Filter zurück, das Mangan aber in der Auflösung; die Analyse wird dann auf die
                              gewöhnliche Weise fortgesetzt.
                           Diese Methode den Schwefelwasserstoff zu benutzen, dürfte sich auch zur quantitativen
                              Bestimmung anderer Metalle eignen, wie Eisen, Zink, Nickel u.s.w. (Journal de Pharmacie, März 1846, S. 189.)
                           
                        
                           
                           Reinigung des Uranoxyds von Nickel, Kobalt und Zink.
                           Nachdem das Uranoxyd bei seiner Darstellung aus dem Uranpecherz so weit gereinigt
                              ist, daß man es im kohlensauren Ammoniak aufgelöst hat, mischt man zu dieser
                              Auflösung allmählich und vorsichtig Ammonium-Sulfhydrat, so lange noch ein
                              schwarzer Niederschlag entsteht. Hiedurch werden Nickel, Kobalt und Zink vollständig
                              abgeschieden, ohne daß das Uran mitgefällt wird. Wöhler.
                              (Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. LVI S. 127.)
                           
                        
                           Ueber den Jodgehalt der käuflichen Salpetersäure.
                           Bekanntlich kömmt in neuerer Zeit aus Südamerika eine große Masse salpetersaures
                              Natron in den Handel. Dieses Salz zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und ist deßhalb
                              zur Bereitung des Schießpulvers untauglich, auch brennt ein daraus bereitetes Pulver
                              viel langsamer ab, als Kalisalpeter haltendes. Dagegen läßt es sich zur Bereitung
                              der Salpetersäure anwenden, und die weiße käufliche Salpetersäure ist aus diesem
                              Salz bereitet. Sein Vorkommen in jenen Gegenden ist höchst interessant. Es findet
                              sich in Tapa-Caca, der südlichsten Provinz Peru's, welche einen Theil der
                              großen Wüste Atacama ausmacht. Obgleich diese von dem stillen Ocean bespült wird, so
                              fällt doch daselbst niemals Regen, und die Hitze ist so außerordentlich groß, daß
                              viele Saumthiere, welche man zum Transport des Salzes an die See benutzt, unter Wegs
                              zu Grunde gehen, und in jenem glühenden Sande zu Skeletten eintrocknen. Die
                              ausgedehnte Ebene, in welcher sich jenes Salz findet, ist ungefähr 3000–3500'
                              über dem Meere erhaben. Ihr Boden besteht aus Thon und Sand, gemischt mit Kochsalz,
                              salpetersaurem Natron und schwefelsaurem Natron, er ist außerdem bedeckt mit
                              Trümmern von Conchylien und entbehrt, der außerordentlichen Dürre wegen, jede
                              Vegetation. Das Hauptvorkommen des Salzes aber ist längs einer niedern, an die Anden
                              sich anlehnenden, aus Kalk und Gyps bestehenden Gebirgskette, in einer
                              Längenerstreckung von beiläufig 150 Stunden. Hier findet sich auf der Oberfläche
                              Flugsand mit Muscheltrümmern gemischt, sodann eine nur wenige Zoll mächtige Lage von
                              Mergel, hierauf eine, einen Fuß mächtige Steinsalzlage, und endlich das
                              salpetersaure Natron in der Mächtigkeit von 2–3', welches seinerseits auf
                              muschelhaltendem und salzigem Mergel ruht. Das rohe Salz enthält ungefähr
                              20–75 Proc. reines Salz, und wird durch Lösen in Wasser und Umkrystallisiren
                              von den fremden Beimischungen an Ort und Stelle möglichst befreit. Es ist
                              verunreinigt mit schwefelsaurem, salzsaurem und etwas kohlensaurem Natron, auch
                              enthält es Spuren von Jodnatrium. Dieses Jod nun findet sich in der käuflichen
                              Salpetersäure wieder, und man braucht dasselbe nur mit Potasche zu sättigen, hierauf
                              den Salpeter herauskrystallisiren zu lassen, so läßt sich dieses Jod in der
                              Mutterlauge mit Leichtigkeit nachweisen.
                           Der Handel mit diesem Salz hat in der letzten Zeit bedeutend zugenommen, und wird
                              sich gewiß immer mehr heben wegen dessen Nützlichkeit und Wohlfeilheit. Schon im
                              Jahre 1837 wurden aus dem Hafen Iquique 150,000 Cntr. ausgeführt.
                           Ueber die Entstehung einer so erstaunlichen Masse jenes salpetersauren Salzes ist man
                              noch im Zweifel. Höchst wahrscheinlich bildete es sich nach dem Austrocknen des
                              Meeres, welches einst unzweifelhaft jenen Boden bedeckte, und welches Austrocknen
                              durch allmähliche Hebung jener ganzen Landesstrecke bewirkt wurde. Die in diesem See
                              lebenden Thiere gingen hiedurch zu Grunde, und ihr Stickstoffgehalt wurde bei
                              Gegenwart der im Wasser gelösten alkalischen Substanzen, des kohlensauren Natrons,
                              Kalks u.s.w. zur Bildung des salpetersauren Salzes verwandt. Dr. L. Posselt in Heidelberg. (Mannheimer
                              Gewerbvereins-Blatt, 1846 Nr. 5.)
                           
                        
                           
                           Violetter Indigo.
                           Der Indigo liefert nach Leykauf eine schöne violette
                              Malerfarbe, wenn man 1 Theil desselben in 5 Theilen concentrirter Schwefelsäure
                              auflöst und auf 24 bis 29° R. erhitzt. Die so erhaltene Flüssigkeit mit 10
                              Theilen Wasser verdünnt und filtrirt, hinterläßt auf dem Filter den violetten
                              Indigo, welcher nach dem Auswaschen mit einer concentrirten Auflösung von
                              kohlensaurem Natron, diese schöne und ächte violette Farbe für die Malerei liefert,
                              während eine schmutzig grüne trübe Flüssigkeit davon ablauft. Dieselbe violette
                              Farbe mit Aetzkali und einem Zinnsalz verbunden und in eine Küpe gebracht, gibt,
                              wenn man die Baumwolle hineintaucht und dieselbe dann lüftet, eine schöne rosenrothe
                              Farbe, welche, wenn sie concentrirt ist, in Violett übergeht, jedoch an der Luft
                              nach einiger Zeit immer schmutzig grün wird.
                           Läßt man Zinnsalz in Wasser, welches mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt ist,
                              zergehen und rührt mit dieser Flüssigkeit Indigo an, so erhält man eine gelbe Masse,
                              welche mit Aetzkalilauge eine Flüssigkeit liefert, die ebenfalls benutzt werden kann
                              um Baumwolle in Berührung mit der Luft rosenroth zu färben.
                           
                        
                           Verfahren brünirte kupferne Gegenstände zu malen.
                           Dieses Verfahren besteht darin, daß man vorerst das Kupfer roth anläßt, es dann mit
                              Laugenwasser behandelt, dasselbe in reinem Wasser abspült und mit rothem Wein
                              brünirt. Wenn das Kupfer auf diese Weise behandelt worden ist, so kann man es mit
                              feinen, durchsichtigen und matten Farben malen; die Farben sind mit einer
                              hinlänglichen Menge destillirter Terpenthinessenz oder fettem Copalfirniß zu
                              mischen, der so weiß als möglich seyn muß. Nach dem Auftragen der Farben läßt man
                              den Gegenstand an der Luft oder in der Trockenstube trocknen, damit beim spätern
                              Auftragen des Firnisses die Farben sich nicht losweichen. Damit die Malerei ihren
                              Glanz behält, muß man einen Firniß anwenden, dessen Composition nachstehend
                              angegeben ist.
                           In einem Kolben läßt man im Wasserbade eine Stunde lang
                           
                              
                                 Gummilack
                                 4 Loth
                                 
                              
                                 Gummiguttä
                                 4   „
                                 
                              
                                 Drachenblut
                                 4   „
                                 
                              
                                 Safran
                                 4   „
                                 
                              
                                 Weingeist
                                 2 Pfd.
                                 
                              
                           kochen.
                           Wenn der Firniß auf diese Weise bereitet worden ist, so erwärmt man das Stück und
                              überzieht es mit Firniß.
                           Um auf Silber zu malen, verfährt man eben so, nur wendet man zum Ueberziehen der
                              Farben einen Firniß an, der aus 2 Pfd. Weingeist und 6 Loth Sandarach bereitet
                              wird.
                           E. O. Schmidt.
                           
                        
                           Neues einfaches Verfahren kupferne Gegenstände mit einem
                              dauerhaften schönen bläulich grauen Ueberzuge zu versehen; von Rud. Böttger.
                           Vor einiger Zeit mit Versuchen beschäftigt, kupferne Gefäße mit einer dünnen Schicht
                              Schwefelkupfers zu überziehen, theils um ihnen ein gefälligeres Ansehen zu geben,
                              theils sie vor Witterungseinflüssen zu schützen, lehrte mich der Zufall eine Methode
                              auffinden, deren Mittheilung gewiß manchem willkommen seyn dürfte. Ohne hier aller
                              der mit mancherlei Mängeln behafteten seitherigen Methoden zu gedenken, wonach man
                              z.B. durch Ueberpinseln kupferner Geräthschaften mit einer verdünnten Lösung von
                              Schwefelwasserstoff-Ammoniak, von Schwefelwasserstoffwasser, von
                              Schwefelleberlösung u. dgl. seinen Zweck erreichen soll, will ich sogleich angeben,
                              wie man allen Uebelständen, die bei Anwendung eben genannter Stoffe gewöhnlich ein
                              Mißrathen des Versuchs befürchten lassen, gänzlich vorbeugen und einen Ueberzug
                              erhalten könne, der sowohl wegen seines schönen Aussehens, als wegen der
                              Leichtigkeit und Sicherheit seiner Entstehung gar nichts zu wünschen übrig läßt, und
                              eben deßhalb auch gewiß sich einer mannichfaltigen Anwendung zu erfreuen haben wird.
                              Um z.B. kupfernen physikalischen Instrumenten, oder kupfernen Geräthschaften, wie
                              Theekesseln, Präsentirtellern und dergl. einen glänzenden bläulich-grauen
                              (zwischen Platingrau und Stahlblau mitten innestehenden) Ueberzug zu ertheilen, der
                              das Metall vor jeder ferneren Oxydation vollständig schützt, scheine man dieselben
                              mit äußerst feinem Quarzsande und verdünnter Salzsäure, polire sie nöthigenfalls
                              noch (denn je blanker die Oberfläche, desto schöner nachher der Ueberzug), und
                              tauche sie, an einem Faden hängend, in eine bis zum völligen Sieden gebrachte Lösung
                              von 1 Gewichtstheil antimonschwefligen Schwefelnatriums (Schlippe'schen Salzes) in 12 Gewichtstheilen Wasser, mit der Vorsicht, daß
                              dieselben nirgends die Innenwände oder den Boden der Porzellanschale, worin die
                              Salzauflösung sich befindet, berühren. Haben die eingetauchten Gegenstände überall
                              den gewünschten Farbenton angenommen (was meist in wenig
                                 Augenblicken der Fall zu seyn pflegt), so zieht man sie ungesäumt wieder aus der siedenden Flüssigkeit heraus,
                              taucht sie in eine bereit gehaltene, mit Wasser gefüllte Schüssel, trocknet sie
                              hierauf mit einem leinenen Tuche ab, und der Ueberzug ist vollendet.Im Fall man das Schlippe'sche Salz, welches
                                    bekanntlich leicht der Zersetzung unterworfen ist, nicht vorräthig haben
                                    sollte, empfehle ich zu dessen Bereitung das folgende einfache und wohlfeile
                                    Verfahren: man menge recht innig 4 Gewichtstheile verwittertes Glaubersalz,
                                    3 Theile fein gepulvertes Schwefelantimon und 1 Gewichtstheil
                                    Holzkohlenpulver, trage dieses Gemeng in einen vorher bis zur Rothgluth
                                    erhitzten hessischen Schmelztiegel, bedecke diesen hierauf sorgfältig mit
                                    einem Ziegelsteine, gieße die Masse, sobald sie zu schäumen aufgehört hat
                                    und das schwefelsaure Salz vollständig reducirt ist, sogleich aus,
                                    überschütte sie in einer Porzellanschale mit einer hinreichenden Menge
                                    Wassers, füge 1/2 Theil Schwefelblumen hinzu, koche das Ganze anhaltend und
                                    filtrire endlich. Das Filtrat, das man erforderlichenfalls noch mit Wasser
                                    verdünnen kann, wende man unmittelbar zu oben erwähntem Zwecke an. (Böttger's polytechnisches Notizblatt Nr. 2.)
                           
                        
                           Verfahren die Schmuckfedern zu entfetten.
                           4 Pfd. Weinsteinasche werden in einer hinreichenden Menge Wasser gekocht, worauf man
                              die Lauge ruhen läßt und filtrirt; von dieser Lauge nimmt man den vierten Theil und
                              mischt ihn mit sehr heißem Seifenwasser. Nachdem die Schmuckfedern in dieses Bad
                              eingetaucht und in demselben gewaschen worden sind, zieht man sie heraus, bereitet
                              ein zweites Bad und beginnt die Operation von neuem; dieses Verfahren wird auf
                              gleiche Weise noch ein drittesmal wiederholt. Die durch dieses dreifache Eintauchen
                              vollkommen entfetteten Federn werden von der Seife dadurch gereinigt, daß man
                              dieselben in reiner Lauge so lange behandelt, bis die Lauge hell abfließt. Federn,
                              die gut entfettet sind, fühlen sich rauh an.
                           E. O. Schmidt.