| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 100, Jahrgang 1846, Nr. , S. 485 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine neue Form für Locomotiven.
                           Hr. T. R. Crampton las unlängst
                              in einer Versammlung der Society of arts eine Abhandlung
                              „über eine neue Form der Locomotivmaschine.“ Der Zweck
                              seiner Erfindung ist, die schwankende oder oscillirende Bewegung zu verhüten, welche
                              man gegenwärtig bei den meisten Locomotiven von gewöhnlicher Construction so sehr
                              fühlt, ferner die Vortheile großer Treibräder beizubehalten, ohne die Höhe des
                              Schwerpunkts zu vergrößern. Die Hauptverbesserung, welche Hr. Crampton vorschlägt, besteht darin, daß er die
                              Treibräder hinter dem Feuerkasten anbringt, so daß sie im Durchmesser beträchtlich
                              vergrößert werden können, ohne daß der Schwerpunkt der Maschine höher zu liegen
                              kommt. Der Erfinder glaubt, daß er dadurch eine größere Stätigkeit bezwecken wird,
                              weil gar kein überhängendes Gewicht mehr vorhanden ist und daß folglich die Gefahr
                              des Austretens aus den Schienen verhältnißmäßig vermindert wird. Hinsichtlich der
                              mechanischen Wirkung großer und kleiner Treibräder bemerkte er, daß nach einer Reihe
                              von Versuchen, welche auf der Great-Western-Eisenbahn angestellt
                              wurden, aus folgendem Grunde die großen Räder zuerst verkleinert und nachher wieder
                              vergrößert worden sind. Der „Ajax“, welcher mit Rädern von 10
                              Fuß gebaut war und eine Gesammt-Heizfläche von nur 474 Fuß hatte, zeigte sich
                              nämlich nicht entsprechend, während der „North Star“ mit Rädern
                              von 7 Fuß und 724 Fuß Heizfläche sich als sehr wirksam erwies. In Folge hievon
                              wurden zwei Locomotiven gebaut, der „Fire Fly“ mit Rädern von 7
                              Fuß und 705 Fuß Heizfläche, ferner der „Fury“ mit Rädern von 6
                              Fuß und 608 Fuß Heizfläche; nach einigen Monaten wurden die kleinen Räder wegen zu
                              geringer Kraft aufgegeben und die größeren von 7 Fuß angenommen, ein offenbarer
                              Beweis, daß die Größe der Räder mit der Kraft der Maschine wenig zu thun hat, welche
                              vielmehr ganz von der Heizfläche abhängt. Nach seiner Ansicht wären die Räder von 10
                              Fuß Durchmesser noch gegenwärtig in Gebrauch, wenn man mit ihnen gleich anfangs die
                              724 Fuß Heizfläche angewandt hätte, eben so wie bei den Rädern von 7 Fuß
                              Durchmesser. (Practical Mechanic and Engineer's
                                 Magazine, März 1846, S. 162.)
                           
                        
                           Methode die Adhäsion der Eisenbahnräder zu vergrößern.
                           Ein Correspondent des Mechanics' Magazine schlägt ein
                              sehr einfaches Mittel vor, um das Gleiten der Treibräder an den Locomotiven zu
                              verhindern, welches bei feuchtem Wetter oder einem schlüpfrigen Zustande der
                              Schienen stattfindet. Zur Vergrößerung der Reibung benutzt er Kreide, welche in Form
                              eines viereckigen Blocks geschnitten und in eine senkrechte Röhre mit offenem Boden
                              gebracht wird, die an dem Rande des Rades unmittelbar über dem Mittelpunkt der
                              Treibräder angebracht ist. Auf diese Weise überzieht sich das Rad bei seiner
                              Umdrehung mit Kreide, welche bekanntlich die Eigenschaft hat die Reibung sehr zu
                              vergrößern. Mittelst eines einfachen Mechanismus kann die Röhre so angeordnet
                              werden, daß die Kreide nur dann in Berührung mit dem Rad kommt, wenn der Zustand der
                              Schienen eine größere Adhäsion erheischt. (Practical Mechanic
                                 and Engineer's Magazine, März 1846, S. 163.)
                           
                        
                           Ueber Torffeuerung für Locomotiven; von Klein.
                           In Folge eines deßhalb von mir gestellten Antrags wurde ich im Jahr 1844
                              aufgefordert, in Bayern die Versuche zu wiederholen, welche ich ein Jahr früher auf
                              der Braunschweig-Harzburger Eisenbahn über die Anwendbarkeit des Torfs als
                              Heizmaterial für Locomotiven anstellte (polytechnisches Journal Bd. XCI S. 267). Bayern besitzt keine
                              Steinkohlen, um sie im rohen oder verkohksten Zustand zur Locomotivenheizung zu
                              verwenden, und Brennholz ist nicht in solchem Ueberfluß vorhanden, daß auf eine
                              nachhaltige Zufuhr desselben zu mäßigem Preis gerechnet werden kann. Dagegen
                              durchzieht die Ludwigs-Süd-Nordbahn Gegenden, welche Torf in Ueberfluß
                              besitzen, und die Anwendung dieses Materials für die Bedürfnisse des
                              Eisenbahndienstes mußte in ökonomischer und staatswirthschaftlicher Beziehung für
                              höchst wichtig erkannt werden.
                           Die Versuche wurden, da zur Zeit die bayerische Staatsbahn noch nicht eröffnet war,
                              auf der München-Augsburger Eisenbahn vorgenommen, und die Resultate derselben
                              sind im folgenden Berichte enthalten, welchen ich am 6. Jul. 1844 an die königl.
                              Eisenbahnbau-Commission in Nürnberg erstattete. – Es wird hiezu bemerkt, daß alle zu den
                              Versuchen verwendeten Locomotiven mit meinem Apparat gegen das Funkensprühen
                              versehen waren, welcher sich bei der Torffeuerung nicht minder gut bewährte, als bei
                              der Holzfeuerung.
                           Nachdem die neue, in dem Etablissement des Hrn. Ritter v. Maffei gebaute, für die Staatsbahn
                              bestimmte Locomotive einige Fahrten unter Anwendung von Steinkohlen und Holz als
                              Brennmaterial theils mit leeren, theils mit den regelmäßigen Zügen gemacht hatte,
                              geschah am 20. Mai die erste Probefahrt von München aus mit Torf. Mit dem auf dem
                              Tender befindlichen Vorrath wurde der Weg bis Olching (5 Stunden) zurückgelegt,
                              wobei aber die Dampfspannung sichtlich abnahm. Noch minder günstig fiel der Versuch
                              aus bei der Rückfahrt von Augsburg an demselben Tage. Die Dampferzeugung wurde immer
                              schlechter, so daß man bei Mering, 3 1/2 Stunden von Augsburg, wieder zur
                              Holzfeuerung die Zuflucht nehmen mußte.
                           Am 22. wurde der Locomotive ein Zug von 8 leeren Wagen angehängt und hiemit eine
                              Fahrt von München nach Maisach (6 2/3 Stunden) und zurück gemacht. Auch dießmal war
                              das Resultat ein ungünstiges, es konnte mit dem verwendeten Torf nicht die
                              erforderliche Dampfmenge von der nöthigen Spannung erzeugt werden. Sämmtlichen mit
                              der neuen Locomotive gemachten Probefahrten hatte der Maschinenmeister der königl.
                              Staatseisenbahn, Hr. Exter,
                              beigewohnt.
                           Um Gewißheit darüber zu erlangen, welchem Umstande die ungenügende Dampferzeugung
                              zuzuschreiben sey, ob
                           
                              a) der Qualität des Torfs,
                              b) der zu großen Weite des Blaserohrs,
                                 oder
                              c) einer unrichtigen Heizmethode,
                              
                           beantragte ich, daß die begonnenen Versuche eine Zeit lang mit
                              den Locomotiven der München-Augsburger Eisenbahn-Gesellschaft
                              fortgesetzt werden mögen, wobei sich zugleich der Vortheil ergeben werde, daß man
                              bei diesen Maschinen die Consumtion an Holz und Steinkohlen kennt und daher für eine
                              Vergleichung der relativen Heizkosten bei Anwendung verschiedener Brennstoffe
                              genauere Anhaltspunkte besitzt. Der technische Vorstand der königl.
                              Eisenbahnbau-Commission gab diesem Antrag seine Zustimmung, und Hr. v. Maffei gestattete im Namen der
                              Eisenbahn-Direction die Fortsetzung der Versuche mit den Locomotiven der
                              Gesellschaft.
                           Die nächste Probefahrt fand hierauf am 23. Mai statt. Die hiezu verwendete Locomotive
                              „Juno“ (mit 11zölligem Cylinder und 16 Zoll Hub) erhielt
                              durchaus keine Abänderung) Feuerrost, Blaserohr und Kamin blieben, wie sie bei
                              Holzfeuerung waren. Ein leerer Zug von sieben Wagen wurde bis Maisach (6 2/3
                              Stunden) gezogen und hiebei ganz auf dieselbe Weise geheizt, wie früher bei der
                              neuen Locomotive. Der Dampf kam von 50 Pfd. auf 15 Pfd. Spannung herab. Bei der
                              Rückfahrt aber wurde die Heizmethode geändert, das Feuer möglichst niedrig gehalten,
                              so daß das Brennmaterial nur etwa mit einer 9 Zoll dicken Schicht den Rost bedeckte,
                              und es zeigte sich, daß das ganze, im Heizkasten befindliche Torfquantum in
                              lebhafter Gluth erhalten wurde und mit schöner Flamme brannte. Die Dampferzeugung
                              betrug während der ganzen Rückfahrt zwischen 40 und 50 Pfd. auf den Quadratzoll.
                           Schon diese Fahrt bewies hinlänglich und die spätern Fahrten haben es noch mehr
                              bestätigt, daß das ungünstige Resultat der frühern Versuche weder in der Qualität
                              des Torfs, noch in der Dimension des Blaserohrs, sondern einzig und allein in der
                              beim Heizen angewandten Methode seinen Grund hatte. So lange man den Heizkasten ganz
                              mit Torf anfüllte und immer eine große Quantität auf einmal nachschüttete, gerieth
                              die oberste Schicht nur langsam in Gluth, und Gase so wie andere noch unzersetzte
                              Theile wurden unverbrannt durch die Röhren gerissen. Dieß zeigte am deutlichsten der
                              Umstand, daß es fortwährend im Rauchkasten brannte, besonders wenn daselbst die
                              Klappe geöffnet und der Luft freier Zutritt verschafft wurde. Lag dagegen, wie es
                              bei der letzten Fahrt von Maisach nach München der Fall war, der Torf nur in dünner
                              Schichte auf dem Roste und geschah das Nachfüllen nur in geringen Quantitäten, so
                              war die Verbrennung so rasch und vollkommen, als man es nur wünschen konnte.
                           Das nun eingetretene, durch mehrere Tage anhaltende regnerische Wetter verhinderte
                              die Fortsetzung der Versuche bis zum 28. Mai, an welchem Tage die Locomotive
                              „Juno“ den aus zwölf Wagen bestehenden regelmäßigen Train
                              unter Einhaltung der
                              gewöhnlichen Fahrzeit nach Augsburg förderte. Gleich nach der Abfahrt fing es
                              abermals zu regnen an, und obschon der Torf auf Tender und Wagen während der ganzen
                              Fahrt der Nässe ausgesetzt blieb, ließ doch die Dampferzeugung nichts zu wünschen
                              übrig. Das Feuer wurde, wie bei der Fahrt am 23. fortwährend niedrig gehalten und
                              der Torf nur in kleinen Quantitäten (60–80 Stücke auf einmal) in den
                              Heizkasten geworfen.
                           Bei der Rückfahrt um 3 Uhr Nachmittag war die Locomotive „Mars“
                              an der Reihe, der Train bestand aus vierzehn beladenen Wagen, was nach Aussage des
                              Maschinisten mehr war, als diese Maschine mit der erforderlichen Geschwindigkeit
                              fortzuschaffen vermag. Sie ist nämlich die schwächste Locomotive auf der Bahn, indem
                              sie bei einem Cylinderdurchmesser von 11 und einem Kolbenhub von 16 Zoll nur einen
                              sehr kleinen Kessel besitzt. Für den Zweck der Versuche war dieß aber insofern ein
                              günstiger Umstand, als hiebei ermittelt werden konnte, wie die Dampferzeugung vor
                              sich gehe, wenn die Locomotive mit ihrem ganzen Leistungsvermögen in Anspruch
                              genommen wird. Die Fahrt ging auch in der That sehr langsam von statten (man legte
                              den Weg bis Nannhofen, 7 3/4 Stunden, mit den gewöhnlichen Aufenthalten in 1 Stunde
                              50 Minuten zurück), doch fehlte es nie an Dampf, es bließ derselbe fast fortwährend
                              durch die Ventile ab. Zu berücksichtigen ist, daß die Bahn von Augsburg bis
                              Nannhofen auf 7 Stunden Entfernung um 258 Fuß steigt und daß die größte Steigung auf
                              einer Stunde ununterbrochener Weglänge 1 : 280 beträgt. Beim Herabfahren von
                              Nannhofen bis Maisach war die Dampferzeugung minder gut, was seinen Grund darin
                              haben mochte, daß eine Partie vom Regen naßgewordener Torf in die Heizkammer kam.
                              Aus Furcht es möchte die Verspätung noch größer werden, wurde von Olching aus mit
                              Holz geheizt. Der Weg, welchen die Maschine an diesem Tag unter Anwendung der
                              Torffeuerung im regelmäßigen Dienst zurücklegte, betrug demnach 28 Stunden.
                           Eine dritte Fahrt mit dem regelmäßigen Train geschah am 31. Mai Abends von München
                              nach Augsburg; die Locomotive „Mercur“ (mit 12zölligen
                              Cylindern und 18 Zoll Hub) brachte den aus acht Wagen bestehenden Zug in zwei
                              Stunden nach Augsburg; die folgende Fahrt von Augsburg nach München am 1. Jun.
                              Morgens machte dieselbe Maschine mit vierzehn Wagen; endlich ward am folgenden Abend
                              die letzte Probefahrt von München nach Augsburg mit der Locomotive
                              „Juno“ unternommen; sie legte den Weg mit eilf Wagen in der
                              gewöhnlichen Fahrzeit von 2 1/2 Stunden zurück. Auch während der drei letzten,
                              theilweise bei heftigem Wind und Regen gemachten Fahrten am 31. Mai und 1. Jun. ging
                              die Dampferzeugung ganz nach Wunsch von statten, ebenso gut wie bei der Feuerung mit
                              Holz, so daß ich es nicht für nöthig erachtete, die Versuche noch weiter
                              fortzusetzen.
                           Aus dem Angeführten geht hervor, daß die Locomotiven der München-Augsburger
                              Eisenbahn, unter Anwendung der Torffeuerung im regelmäßigen Dienst, mit mehr oder
                              minder schweren Zügen und bei ungünstiger Witterung 77 Wegstunden zurückgelegt
                              haben, ohne daß sich hiebei in Beziehung auf die Dampfentwickelung ein Anstand
                              ergeben hätte – ein Resultat, welches meine auf der
                              Braunschweig-Harzburger Eisenbahn im October v. J. über Torffeuerung
                              gemachten Erfahrungen so sehr bestätigte, daß ich nicht den mindesten Anstand nehmen
                              würde, den Betrieb einer neuen Eisenbahn zu beginnen, ohne irgend ein anderes
                              Heizmittel zu besitzen als Torf.
                           Die zu den Versuchen auf der München-Augsburger Eisenbahn verwendeten
                              Torfsorten waren dieselben, welche in München und Augsburg gewöhnlich auf den Markt
                              kommen (brauner Torf). Der Münchener (von Lochhausen), welcher für 2 fl. 42 fl. per
                              1000 Stück zum Bahnhof geliefert wurde, ist weniger compact und entzündet sich
                              leichter als der Augsburger, der etwas schwerer ist und mehr Asche zurückläßt. In
                              Augsburg kostete das Tausend 2 fl. 18 kr.
                           Der Zweck der Versuche auf der München-Augsburger Eisenbahn war nicht allein
                              der, zu ermitteln, ob die in Bayern vorhandenen Torfsorten zur Locomotivenheizung
                              geeignet sind, sondern zugleich zu finden, wie hoch sich beiläufig die Heizkosten
                              bei Anwendung dieses Materials stellen werden. Es ist daher nöthig, über das
                              Torfquantum zu sprechen, welches bei den gemachten Fahrten zur Heizung der
                              Locomotiven verwendet wurde.
                           Der Zustand, in welchem der Augsburger Torf zum Bahnhof geliefert wurde, machte eine
                              genaue Berechnung der bei den einzelnen Fahrten consumirten Quantität ganz unmöglich. Nur ein kleiner
                              Theil ward in ganzen Ziegeln, mehr als drei Viertheile aber in kleinen Stücken und
                              Staub verwendet. Das einzige Mittel wäre noch das Abwägen gewesen, wenn anders das
                              Naßwerden des Torfs hätte verhindert werden können, und wenn man nicht auch hätte
                              berücksichtigen müssen, daß von dem Staub nur ein geringer Theil mit verbrannte, der
                              größte Theil dagegen unbenutzt durch den Rost fiel.
                           Unter diesen Umständen war mir nur eine approximative Schätzung des nutzbar
                              verwendeten Torfquantums möglich, und zwar dadurch, daß ich die Zahl der Gefäße voll
                              Torf notirte, welche die Heizer während der Fahrt in den Heizkasten warfen. Es
                              wurden nämlich zum Heizen statt der Schaufel zwei halbrunde rinnenartige Blechgefäße
                              verwendet, welche zusammen gegen 40 Torfziegel faßten und jedesmal im voraus gefüllt
                              wurden, so daß die Heizthüre beim Feuern nicht lange geöffnet zu seyn brauchte. Drei
                              oder vier solche Gefäße voll Torf (60–80 Stück) wurden gewöhnlich auf einmal
                              in den Heizraum geworfen.
                           Es wird von der Wahrheit wenig abweichen und eher zu viel als zu wenig gesagt seyn,
                              wenn ich angebe, daß im Mittel für eine Fahrt zwischen München und Augsburg 3300
                              Stück Torf oder per Wegestunde 200 Stück verbrannt worden sind. Das Gewicht von 1000
                              Stück kann im Mittel zu 850 Pfd. angenommen werden. Es wurden demnach per Wegstunde
                              170 Pfd. und für eine ganze Fahrt 2800 Pfd. Torf consumirt. Hier ist das Vorheizen,
                              zu welchem jedesmal Holz verwendet würde, nicht in Rechnung genommen.
                           In dem Geschäftsbericht des Directoriums der München-Augsburger Eisenbahn vom
                              14. Dec. 1843 ist S. 10 angegeben, daß im Mittel eine Locomotive für jede 16 1/2
                              stündige Fahrt zwischen München und Augsburg 1 1/6 Klafter (à 144 bayer. K.) Brennholz consumirte. Rechnet man für das
                              Vorheizen 1/6 Klafter ab, so bleibt für die eigentliche Fahrt 1 Klafter und man
                              hätte:
                           1 Klafter Holz = 3300 Stück = 2800 Pfd. Torf.
                           Um einen Vergleich zwischen Torf und Steinkohlen anstellen zu können, ist es nöthig,
                              auf die Zeit zurückgehen, in welcher die Locomotiven der München-Augsburger
                              Eisenbahn noch mit Steinkohlen geheizt wurden. Damals verbrauchten die Locomotiven
                              durchschnittlich 9 Cntr. Kohlen für jede Fahrt über die ganze Bahnlänge, wobei das
                              Vorheizen nicht gerechnet ist, welches wie jetzt per Fahrt beiläufig 1/6 Klafter
                              Holz erfordert. (In dem oben citirten Bericht von 1843 ist bei der Vergleichung der
                              Heizkosten unter Anwendung von Holz und Steinkohlen auf das bei der
                              Steinkohlenfeuerung zum Vorheizen verwendete Brennholz wahrscheinlich aus Versehen
                              keine Rücksicht genommen.) Es sind demnach 9 Ctnr. Steinkohlen = 1 Klafter Brennholz
                              = 3300 Stück = 2800 Pfd. Torf, oder
                           1 Cntr. Steinkohlen = 367 Stück = 333 Pfd. Torf.
                           Das Heizvermögen des Holzes wird in der Regel größer gefunden, als sich nach der
                              Erfahrung auf der München-Augsburger Eisenbahn herausstellte. Auf der
                              Kaiser-Ferdinands Nordbahn z.B. fand man 1 Klafter weiches Holz = 1214 Pfd.
                              Kohks; jedenfalls dürfte aber die gewöhnliche Annahme von 10 Cntr. Steinkohlen = 1
                              Klafter Holz auch hier zum Grunde gelegt werden, wonach
                           1 Cntr. Steinkohlen = 330 Stück = 280 Pfd. Torf.
                           Vergleicht man die hier angegebenen Verhältnisse mit jenen, wie sie sich aus den
                              Versuchen auf der braunschweigischen Eisenbahn ergeben haben (s.
                              Eisenbahn-Ztg. Nr. 1 vom 7. Jan. 1844) und wie man sie gewöhnlich in
                              physikalischen Werken angegeben findet, so sieht man, daß in dem gegenwärtigem Fall
                              die Heizkraft des Torfs sehr gering berechnet ist. (Nach den Angaben von Karmarsch in den Mittheilungen des Gewerbevereins für das
                              Königreich Hannover kann im Mittel 1 Klafter (= 144 K.') Fichtenholz = 2500 Pfd.
                              Torf angesetzt werden, während hier 2800 angegeben ist. Nach Berthier (Annales de Chimie et de Physique)
                              soll, wenn die absolute Heizkraft des reinen Kohlenstoffs = 1 ist, die des braunen
                              Torfs = 0,43, die der Steinkohlen 0,690–0,935 betragen; demnach wären
                              Steinkohlen: Torf = 0,33 : 0,935 (die höchste Zahl genommen)
                           = 1: 2,17 und nicht = 1: 2,8 wie oben angegeben;
                           die mit der Einführung der Torffeuerung auf der bayerischen
                              Staats-Eisenbahn verknüpfte Ersparniß wird daher auf keinen Fall geringer,
                              weit eher aber bedeutender seyn, wie sich aus der folgenden Berechnung ergibt.
                           
                           Es sey der Preis von 1000 Stück Torf bis zum Bahnhof geliefert 3 fl., so kosten 330
                              Stück 40 kr., während 1 Cntr. Steinkohlen von der gleichen Heizkraft wohl nicht für
                              weniger als 1 fl. 40 kr. zu haben seyn dürfte (auf der München-Augsburger
                              Eisenbahn kam der Cntr. auf 1 fl. 42 kr.). Man erspart demnach durch die
                              Torffeuerung, der Steinkohlenheizung gegenüber, 60 Proc. oder 3/5 der Auslagen.
                              Geringer ist die Ersparnis gegenüber von Holz; denn kommt 1 Klafter sammt der
                              Zubereitung in Augsburg auf 9 fl., so kostet dagegen das Aequivalent an Torf zu 2
                              fl. das Tausend 3,3 × 2 = 6 fl. 36 kr. oder um 26 2/3 Procent weniger.
                           Das Ergebniß der auf allerhöchsten Befehl auf der München-Augsburger Eisenbahn
                              angestellten Versuche läßt sich übersichtlich zusammengefaßt, wie folgt,
                              resumiren:
                           1) der Torf, wie er bei München, Augsburg und andern Orten in Bayern vorkommt, ist
                              zur Locomotiven-Feuerung vollkommen geeignet. Wird beim Heizen die gehörige
                              Aufmerksamkeit angewendet, und besonders darauf gesehen, daß niemals ein zu großes
                              Quantum auf dem Rost liegt, und das Nachfüllen möglichst gleichmäßig und nicht in zu
                              großen Quantitäten stattfindet, so geschieht die Dampferzeugung ebenso gut, wie bei
                              der Holzfeuerung und die Locomotive wird, mit Torf geheizt, ganz dasselbe leisten
                              können, wie mit Steinkohlen, Kohks oder Holz.
                           2) Es bedarf behufs der Torffeuerung keiner andern Abänderungen oder Vorkehrungen an
                              den Locomotiven, als derjenigen, welche auch die Holzfeuerung nöthig macht. Es gilt
                              diese Bemerkung besonders von der Entfernung der Roststäbe, der Oeffnung des
                              Blasrohrs und der Vorrichtung am Kamine zur Verhinderung des Funkensprühens.
                              Wünschenswerth ist dagegen ein größerer Tenderraum, damit die für eine größere
                              Bahnstrecke nöthige Quantität Torf Platz finde, auch sollte der Tender bedeckt
                              werden können, damit der Torf vor Nässe geschützt bleibe. Was das Heizen betrifft,
                              so unterlag dasselbe zwar auf die bei den Versuchen angewandte Weise keinem Anstand,
                              doch bleibt die Auffindung der besten Methode hiefür einer längern Erfahrung
                              anheimgegeben. Ich würde mir erlauben zu beantragen, daß ein Versuch mit größeren
                              Torfstücken, etwa von der Größe der zur Locomotivenheizung verwendeten Holzstücke
                              (gegen 15 Zoll lang, 6–8 Zoll breit und 3 Zoll dick) angestellt werde, wobei
                              das Heizen ganz so wie mit Holz geschehen könnte. Da der Torf bei gleichem Volumen
                              fast ebenso viel Heizkraft besitzt, wie das weiche Holz, so dürfte dieß die
                              bequemste Art zu heizen seyn.
                           3) In ökonomischer Beziehung ist der Vortheil der Torffeuerung auf den bayerischen
                              Eisenbahnen ein sehr bedeutender. Wird der Werth von 1000 Stück (850 Pfd.) Torf zu 2
                              fl. angenommen, so ist die Torffeuerung in der Gegend von Augsburg um 60 Proc.
                              billiger als die Steinkohlen- und um 27 Proc. billiger als die Holzheizung.
                              Die gleichen und vielleicht noch größere Ersparnisse dürfte die Torffeuerung in
                              andern, von der Eisenbahn durchschnittenen Gegenden, wo Torf im Ueberfluß ist, mit
                              sich bringen. Ich halte es für überflüssig, hier auch über die Vortheile zu
                              sprechen, welche die Einführung der Torffeuerung auf der Staatseisenbahn in
                              staatswirthschaftlicher Beziehung und durch den Umstand gewähren müßte, daß man in
                              dem wichtigsten Bedürfnisse des Eisenbahnbetriebs vom Ausland ganz unabhängig seyn
                              würde.
                           Es ist noch nicht lange, daß auf den europäischen Eisenbahnen die Einführung der
                              Holzfeuerung auf sehr große Schwierigkeiten gestoßen ist, und gegenwärtig werden in
                              Deutschland allein mehr als 120 Locomotiven (die Zahl der Locomotiven, welche
                              dermalen in Deutschland mit Holz geheizt und zu diesem Zweck mit dem Klein'schen Apparate gegen das Funkensprühen versehen
                              sind, beträgt nahe an 200) ausschließlich mit Holz geheizt. Ich spreche meine innige
                              Ueberzeugung aus, wenn ich behaupte, daß der Torffeuerung eine gleiche Zukunft
                              bevorsteht. (Kunst- und Gewerbeblatt, Febr. 1846.)
                           
                        
                           
                           Anwendung der galvanischen Telegraphen auf Schiffen.
                           Das Bomben-Dampfboot „Scourge“ wurde mit einem
                              galvanischen Apparat versehen, um von seinen Ruderräder-Gehäusen oder der
                              dieselben verbindenden Brücke aus mit dem Maschinenraum correspondiren zu können, so
                              daß bei jedem Wetter, bei Tag und bei Nacht, statt der gegenwärtigen Zurufe den
                              Maschinenmeistern die erforderlichen Befehle ertheilt werden können. Da der Apparat
                              tragbar ist, so kann man ihn an jeden Theil des Schiffes schaffen, daher sich seine
                              Anwendung nicht auf den Officier beschränkt, welcher aus der Brücke oder der den
                              Ruderräder-Gehäusen steht. (Practical Mechanic and
                                 Engineer's Magazine, März 1846, S. 163)
                           
                        
                           Verfahren bei galvanischen Vergoldungen und Versilberungen die
                              angewandte Menge Gold und Silber kennen zu lernen.
                           Bei dem Vergolden und Versilbern auf galvanischem Wege ist es wichtig zu wissen, wie
                              stark die Gegenstände sich vergoldet oder versilbert haben. Hierüber wurde von
                              Maximilian Herzog von Leuchtenberg eine Mittheilung
                              veröffentlicht (polyt. Journal Bd. XCIX S.
                                 140); es soll nämlich aus der Differenz des Gold- und
                              Silbergehaltes der angewandten Lösungen vor und nach der Operation des Vergoldens
                              oder Versilberns die Menge des auf die Gegenstände niedergeschlagenen edeln Metalls
                              bestimmt werden. Hiebei ist jedoch zu beachten, daß in einem solchen Falle nur mit
                              Platin-Anoden gearbeitet werden darf, die sich bekanntlich in
                              Cyankaliumlösungen nicht auflösen; dieser für das erwähnte Verfahren wesentliche
                              Umstand ist aber in der besagten Mittheilung nicht
                              besonders hervorgehoben worden.
                           Das einfachste und von den Praktikern in größerem Maaßstabe auch gewöhnlich
                              angewandte Verfahren ist, mit Gold- oder Silber-Anoden zu arbeiten,
                              die respectiven Gold- oder Silber-Bleche vor und nach der Operation
                              des Vergoldens oder Versilberns genau zu wägen und so aus der
                              Gewichts-Differenz der Bleche die Quantität des edeln Metalles zu bestimmen,
                              welche sich auf den zu vergoldenden oder versilbernden Gegenstand niedergeschlagen
                              hat. Dasselbe Verfahren kann natürlich auch bei der galvanischen Verkupferung
                              angewandt werden, um die Quantität Kupfer zu bestimmen, welche sich auf den zu
                              verkupfernden Gegenstand niedergeschlagen hat. Dr. L.
                              Elsner. (Journal für
                              praktische Chemie, 1846 Nr. 7.)
                           
                        
                           Neues Verfahren reines Chlorgas zu erhalten.
                           Man versetzt 1 Theil gepulvertes doppelt-chromsaures Kali in einer Retorte
                              oder einem Kolben mit 6 Theilen Salzsäure von 1,16 spec. Gewicht und erhitzt einige
                              Secunden gelinde mit einer Weingeistlampe, bis eine lebhafte Reaction stattfindet.
                              Das Chlorgas entwickelt sich dann fortwährend rasch, ohne daß man die Mischung
                              ferner zu erhitzen braucht. 1 Aequivalent doppelt-chromsaures Kali und 7
                              Aequivalente Salzsäure geben 3 Aeq. Chlor, indem 1 Aeq. Chrom-Sesquichlorid,
                              1 Aeq. Chlorkalium und 7 Aeq. Wasser gebildet werden. R. G. Rogers und B. W. Rogers, Professoren an der
                              Universität von Virginien. (Silliman
                              's american Journal, Mai 1846.)
                           
                        
                           Anwendbarkeit des Chinoidins statt des Chinins als
                              Arzneimittel.
                           In dem Laboratorium zu Gießen ist die merkwürdige Entdeckung gemacht worden, daß das
                              Chinoidin (die in den Chinin-Mutterlaugen zurückbleibende harzähnliche
                              Substanz) eine dem Chinin gleiche Zusammensetzung besitzt, und daß beide in einer
                              ähnlichen Beziehung zu einander stehen wie der krystallisirbare Zucker zu dem unkrystallisirbaren
                              oder zu dem sogenannten Fruchtzucker, Das Chinoidin ist wie das Chinin eine starke
                              organische Basis, es sättigt genau so viel Säure wie ein gleiches Gewicht Chinin,
                              und zerfällt wie dieses durch kaustische Alkalien in Chinolein, Wasserstoffgas und
                              Kohlensäure. Dieses Resultat ist wichtig genug, um die Aufmerksamkeit der
                              praktischen Aerzte darauf zu lenken, besonders in dem gegenwärtigen Augenblick, wo
                              der hohe Preis des schwefelsauren Chinins (das Pfd. kostet 70 fl.) seine Anwendung
                              in einer Menge von Fällen, namentlich in der Armenpraxis, beschränkt. Nach den
                              Erfahrungen, die über die Wirksamkeit des Chinoidins vorliegen, und die lange nicht
                              so bekannt sind, als sie es verdienen, kann man mit Bestimmtheit behaupten, daß ein
                              Pfund Chinoidin, das nicht über zwölf Gulden kostet, denselben medicinischen
                              Wirkungswerth besitzt, wie ein Pfund schwefelsaures Chinin, welches einen nahe
                              sechsmal höhern Preis im Handel hat; es kann keine Frage seyn, daß der Organismus
                              keinen Unterschied kennt, zwischen einem und demselben Stoff im amorphen oder
                              krystallinischen Zustande, und eine in ihren Wirkungen so sichere und kostbare
                              Arznei verdient gewiß von Seite der Aerzte die sorgfältigste Beachtung. Der geh.
                              Rath Dr. Natorp in Berlin
                              sagt von demselben: „Was meine Erfahrungen über dieses vortreffliche
                                 Mittel betrifft, so bediene ich mich gegen Wechselfieber desselben
                                 ausschließlich, wo es mir darauf ankommt dieses Leiden zu heben, und ich kann
                                 aus langjähriger Erfahrung behaupten, daß es mich niemals im Stiche gelassen
                                 hat. Ich habe bei diesem Mittel den Vortheil, mit Gewißheit bestimmen zu können,
                                 ob der nächste Anfall ausbleiben soll, was bei allen Chinapräparaten nicht so
                                 bestimmt ist, und kein anderes Fiebermittel verhütet die Recidive so wie dieses.
                                 Nie habe ich bei den Tausenden von Fällen, wo ich es angewendet habe, eine
                                 nachtheilige Wirkung von demselben gesehen, nie eine Nachkrankheit.“
                              Diese Erfahrungen eines so ausgezeichneten Arztes erhalten jetzt durch die chemische
                              Analyse eine unzweideutige Erklärung, und es ist nicht undenkbar, daß gerade der
                              unkrystallinische oder amorphe Zustand des Chinoidins einen gewissen Antheil an
                              seiner das Chinin übertreffenden Wirksamkeit hat, insofern seine Assimilirbarkeit
                              dadurch erhöht seyn dürfte.
                           (Augsb. Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Ueber das Entleeren der vollgesogenen Blutegel mittelst
                              Weins.
                           Dr. Lauriani, Communalarzt zu
                              Gerano, empfahl, sich auf ein wissenschaftliches Journal berufend, die Blutegel
                              behufs ihres Entleerens im Augenblicke, wo sie von dem Kranken abfallen, mit irgend
                              einem Wein zu übergießen. Die HHrn. Gaultier de Glaubry und Foy, welche der Société de
                                 Pharmacie über dieses Verfahren Bericht zu erstatten hatten, sprachen sich,
                              nachdem sie mit mehrerlei Weinen Versuche angestellt hatten, dahin aus, daß 1) das
                              Inweinlegen der Blutegel ihnen nur ungefähr die Hälfte des eingesogenen Blutes
                              entzieht, während sie durch das Ausdrücken alles Blut wieder abgeben, daß 2) das
                              Vonsichgeben des Blutes durch den Wein die Blutegel zwar weniger ermüde, als das
                              Ausdrücken zwischen den Fingern, daß sie aber nach demselben bei späterer Anwendung
                              weniger gut anbeißen und saugen, als nach dem Ausdrücken. Endlich kömmt das
                              Verfahren mit dem Weine auch theurer zu stehen. (Journal de
                                 Pharmacie, April 1846, S. 272.)