| Titel: | Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von D. Gonfreville. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XI., S. 54 | 
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                        XI.
                        Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von
                           D.
                              Gonfreville.Auszug der dem französischen Ministerium der Marine und der Colonien, dann dem
                                 Ministerium für den Ackerbau und Handel vom Jahr 1827 bis zum Jahr 1845 vom
                                 Verfasser eingereichten Abhandlungen.
                           
                        Aus dem Technologiste, Jun. 1846, S.
                              389.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Gonfreville, über die Verfertigung der Madrastücher.
                        
                     
                        
                           Die indischen Verfahrungsweisen bei der Fabrication, beim Färben Drucken und
                              Appretiren einer großen Anzahl Baumwollen-, Wollen- und Seidenwaaren,
                              wie Zitze, Cachemirs, Foulards, Madrastücher, Teppiche, Schürzenzeuge (pagnes) etc. sind uns, so alt sie auch sind, doch nur
                              mangelhaft bekannt; einige sogar ganz unbekannt. Diese Industrie, welche in Indien
                              selbst ihren Ursprung hat, näher kennen zu lernen, muß für die europäischen
                              Fabrikanten wohl von einigem Nutzen seyn, was mich veranlaßt, meine Arbeiten während
                              meines mehrjährigen Aufenthalts in Indien der Oeffentlichkeit zu übergeben. Die
                              Fabrication der Madrastücher zu erforschen war mir vom Ministerium ganz besonders
                              anempfohlen.Im Bericht der Société d'emulation
                                    zu Rouen heißt es (S. 157): Alle Hauptfarben, roth, rosa, violett, lilas,
                                    paliacat, malvenfärbig, kapuzinerbraun, aprikosengelb, schwarz, grau und
                                    ihre Nüancen erschienen uns sehr schön. Ohne Zweifel aber sind viele dieser
                                    Färbemethoden uns schon bekannt, oder wir haben etwas denselben
                                    Entsprechendes; ihr Hauptverdienst ist, daß die Farben dauerhaft sind und
                                    von uns unbekannte Pigmenten herrühren; das
                                       Palliacat-Braunroth aber, das rauchige Noth von Madras, und das
                                       lebhafte Roth von Madura, welche bisher nicht ebenso hervorgebracht
                                    werden konnten, sowie auch folgende, in Europa völlig unbekannte Farben,
                                    als: das Roth von Vatté-Paléom,
                                       das Violett von Nerpely, das Schwarz von Ulgaret und das Javabraun,
                                    und die davon abstammenden Farben, sind ganz neue Acquisitionen, sowohl
                                    hinsichtlich der dazu verwendeten Stoffe und Verfahrungsarten, als wegen der
                                    besseren Qualität der Farbe. Gors,
                                    Berichterstatter.
                              
                           
                        
                           Erstes Kapitel. Das Spinnen.
                           
                              Erste Abtheilung. Das Spinnen, Abhaspeln, die
                                    Strähne.
                              
                                 Das Spinnen.
                                 Jedermann muß die indische Handspinnerin bewundern, welche mit dem bloßen
                                    Rocken und der Spindel Baumwollfäden von solcher Feinheit zuwege bringt, daß
                                    ein Schürzenzeug (pagne) oder eine Schärpe von
                                    1,25 Meter Breite und 15 Meter Länge, aus solchen Fäden gewoben und gehörig appretirt
                                    und zusammengelegt, einem indischen Rajah in einer Tabaksdose überreicht
                                    werden konnte.
                                 Die Geschicklichkeit, vorzüglich aber die Geduld der indischen Weber, welche
                                    sich mit dem Anknüpfen der Fäden beschäftigten, sind nicht minder zu
                                    bewundern; ich will hier in Kürze nur ein einziges Beispiel anführen, von
                                    welchem ich Zeuge war. Ein neuer Bettvorhang (gegen die Muskitos) vom
                                    schönsten Musselin hängte sich zufällig ein und zerriß zur Zeit, als ich in
                                    Pondichery das erstemal meine Wirthschaft einrichtete; ich erhielt ihn so
                                    vollkommen reparirt zurück, daß die Stelle, welche zerrissen war, absolut
                                    nicht wieder erkannt werden konnte, obgleich das Gewebe als dasselbe wieder
                                    zu erkennen war. Der Schetty hatte die gebrochenen Fäden der Kette sowohl
                                    als des Einschlags herausgezogen, das Gewebe zum Theil aufgelöst, die Fäden
                                    frisch gesponnen, gedreht, wieder angeknüpft und in beiden Richtungen mit
                                    erstaunenswürdiger Genauigkeit eingewoben.
                                 Nur so viel von dieser Geschicklichkeit und Geduld. Die Handspinnerei ist zu
                                    bekannt, als daß ich mich dabei aufzuhalten brauchte. Ich habe nur noch zu
                                    bemerken, daß der handgesponnene Baumwollfaden stärker (dauerhafter) ist als
                                    der auf der Maschine gesponnene und letzterm an Gleichförmigkeit nichts
                                    nachgibt. Die erste Wirkung der Maschinen (des
                                       Teufels, Wolfs, Ventilators etc.) zur Baumwollspinnerei hat
                                    wirklich gerne das theilweise Brechen der längsten Fasern zur Folge;
                                    hingegen wird an Geschwindigkeit durch sie gewonnen; die beste Handspinnerin
                                    braucht drei Monate, um 1 Kilogr. Baumwolle zu 50 Conjons (ostindische
                                    Strähne) zu verspinnen. Die Baumwolle, so wie sie eingesammelt wird, wird zu
                                    30–50 Cent. das Kilo verkauft. Für alles zu Madrastüchern bestimmte
                                    Garn wird in der Regel langfaserige (à longue
                                       soie) Baumwolle von erster Qualität ausgewählt.
                                 
                              
                                 Das Abhaspeln.
                                 Das erste Abhaspeln der von der Spindel kommenden Baumwolle wird auf sehr
                                    einfache Weise bewerkstelligt. Es handelt sich darum, recht lange Strähne zu
                                    machen, ohne daß die Hasplerin vom Platz zu gehen braucht. Hiezu bedient man
                                    sich nur eines leichten hölzernen Rahmens von 80 Centimeter im Gevierte,
                                    welcher in 10 bis 12 kleine parallele Linien abgetheilt ist, auf deren jeder
                                    drei 20 Centimeter lange Pfähle in gleichen Zwischenräumen eingesteckt sind.
                                    (Fig.
                                       57.) Man schlingt den Faden successiv um diese Pfähle, und macht
                                    sogleich an jedem Ende später für den Weber sich eignende
                                    Kreuzverschlingungen (envergures). Man kann
                                    sich durch die bloße Anordnung der Linien eine genaue Vorstellung von der
                                    Richtung der Fäden und der Bildung der Strähne machen. Man muß sich jede
                                    Linie mit drei Pfählen behufs der Kreuzverschlingung versehen denken.
                                    – Man bedient sich unmittelbar der Garnwinde (Fig. 58), wenn
                                    die Baumwolle weder gebleicht, noch gefärbt, sondern roh als natürlicher
                                    Nanking verwebt werden soll.
                                 
                              
                                 Die Strähne.Im englischen Tarif für die Zollerhebung der Compagnie ist die rohe
                                          Baumwolle zu 28 Rupien das Bar, oder 240 Kilos zu 67 Frcs. 20 Cent.,
                                          = das Kilo zu 28 Centimes, und die gesponnene Baumwolle das Bar zu
                                          175 Rupien oder das Kilo zu 1 Frc. 75 Cent. angesetzt.
                                 Die Strähne haben demnach 8–9 Meter Länge oder nur 4 1/2, in welchem
                                    Fall sie nachher verdoppelt werden; sie haben 4–500 Fäden; es ist
                                    dieß nicht so genau bestimmt, wie bei dem Maschinengarn- und
                                    Strähnen. Man hat also Strähne von der Länge eines Stücks, d.h. von achtmal
                                    einer Seitenlänge eines Vierecks eines Madrastuchs, nebst noch einem
                                    Zwischenraum von 4–5 Centimetern zwischen jedem; es bestimmt sich
                                    übrigens diese Länge nach der Anzahl und Qualität der Conjons, und um die
                                    gewünschte Länge zu erhalten, braucht man nur den letzten oder die letzten
                                    Pfähle beim Abhaspeln weiter auseinander, oder näher zusammen zu stecken,
                                    oder ganz wegzulassen.Englische Baumwollen.Conjons.Pfd.Unzen.zuRupie.Fanon.Rupie.Fanon.Eine Factura    36 30    4    1    4  45    4      „    40 33    4    2    „  66    4      „    50   8  11    3    4  30    3      „    50
                                                stark   2    9    3    4    8    7Bastardtuch   2    „    5    „  10    „––––––––––161    2Mazapor, am Ganges, ist der bedeutendste Markt für diesen
                                          Artikel. Die Conjons bestimmen die Nummern der Feinheit.
                                 
                              
                           
                        
                           Zweites Capitel. Das Färben.
                           
                              Roth, Blau, Gelb, Grün, Rosa und Rostbraun.
                              
                                 1) Mistbäder; 2) Adstringentien; 3) Beizen; 4) Färben und 5) Alterantien.
                                    Zweite Abtheilung.
                                 Obwohl wir die ersten Verfahrungsarten zum Färben und Drucken aus Indien
                                    erhalten haben, wie dieß schon die Namen selbst und die Etymologie der
                                    Hauptfabrications-Artikel beweisen, nämlich 1) die: Madras, Cachemir, Badanas, Madapoléom
                                    Bekanntlich
                                          lauter indische Fabrikstädte. genannten Gewebe; 2) die
                                    Indiennes; 3) die Farben Indischroth, Madrasroth, Palliacat,Bekanntlich
                                          lauter indische Fabrikstädte.
                                    indische Nankingfarbe; 4) der Farbstoff Indigo selbst; 5) das indische Küpenverfahren – so ist dasjenige, was wir bisher
                                    darüber erfuhren, dennoch äußerst unzureichend und mangelhaft, mit Ausnahme
                                    der Mittheilungen einiger Jesuiten-Missionäre und der Werke einiger
                                    Reisenden, die ich schon in meiner ersten Abhandlung (polytechn. Journal
                                    Bd. XCIX S. 282) angeführt habe.
                                    Was Indien durch die Vorzüge seines Bodens, Klima's, das Alter der
                                    Fabricationsmethoden und die Geduld und Ausdauer seiner Arbeiter erzielt,
                                    wird bei allem Aufschwung der Wissenschaft und Industrie, bei aller
                                    Förderung der Industrie durch die Regierung, in gewissen
                                    Fabricationsartikeln in Frankreich noch immer nicht erreicht. England Pflegt
                                    und überwacht diese Vortheile; während die Dampfmaschine, der Jacquardstuhl,
                                    mehrere chemische Producte erst im Jahr 1829 in Pondichery eingeführt
                                    wurden, besaßen die englischen Kolonien in Bengalen dieselben schon
                                    lange.
                                 
                              
                                 Madras-Roth.Das sehr intensive
                                          Madura-Hochroth, womit Stücke zu Turbans gefärbt werden, wird
                                          auf den schönsten Musselinen (30–40 Ellen von dem Kilogr.
                                          Baumwolle) mit dem Mengenverhältniß von 42 Theilen Chaya-ver
                                          geringer Qualität und 20 Theilen Chaya-ver der beiden ersten
                                          Sorten auf 10 Theile Baumwolle hervorgebracht und zwar in einer
                                          Reihe von 8–10 lauwarm vorgenommenen Operationen; was einige
                                          Aehnlichkeit hat mit dem besondern Blaufärbeverfahren mit kalter
                                          Küpe. Diese Farbe wurde zu Déville, bei Rouen, mit dem
                                          Verhältniß von 3 Theilen Chaya-ver erster Qualität auf 1
                                          Theil feiner Baumwolle und in zwei Operationen vortrefflich
                                          hervorgebracht.Das rauchige Madrasroth, in Strähnen für Sacktücher gefärbt, wird mit
                                          einem Verhältniß von 10 Theilen Chaya-ver, mehrere Qualitäten
                                          vereinigt, auf 3 Theile Baumwolle hervorgebracht; es wurde ebenfalls
                                          zu Déville mit 2 1/2 Theilen Chaya-ver erster Qualität
                                          auf 1 Theil Baumwolle dargestellt.Dritte Abtheilung.
                                 Eine Abhandlung über die Chaya-ver von Hrn. M. F. Preisser befindet sich im Bulletin de la Société d'émulation zu Rouen
                                    1838, erstes Trimester. Hier soll alles, was der Techniker von diesem
                                    wichtigen Färbemittel wissen muß, mit den erforderlichen Details, jedoch in
                                    bündiger Kürze mitgetheilt werden.
                                 
                              
                                 1) Vorbereitung.
                                 
                                    
                                    1) Vorbäuchen (Débouilli). Ablaugen.
                                    Man bleicht bis zur halben Weiße mittelst zweier Karumlaugen und durch
                                       8–10tägiges Auslegen auf der Wiese; der Thau, welcher in diesem
                                       Lande sehr reichlich fällt, trägt sehr viel zum leichten Bleichen der
                                       Baumwolle und Gewebe bei; er enthält sehr sauerstoffreiche Luft, welche
                                       kräftig auf die der Baumwolle fremdartigen Stoffe einwirkt und sie
                                       zerstört. In Frankreich gestatten die Monate Mai, Junius, Julius und
                                       August, welche reicher an Thau sind, schneller zu bleichen. –
                                       Nach der letzten Operation spült man und trocknet.
                                    
                                 
                                    2) Dung- oder
                                          Kothbad, Schwarzbad (bain
                                          bis).Bain bis (Schwarzbad) wird es
                                             französisch genannt, weil es von dem dazu angewandten Mist eine
                                             schwarze (dunkle) Farbe bekömmt, nicht aber weil es zweimal (bis) gegeben wird. Analog gibt es
                                             auch ein Weiß- und ein Gelbbad.
                                       
                                    Die Schettys zu Madras nehmen gewöhnlich eine Partie von mehreren Mans,
                                       4–500 Pfd. Baumwolle in Arbeit.Le Goux de Flaix in seinem Essai sur les Indes orientales und
                                             nach ihm Leuchs in seinem Werk über
                                             die Farbstoffe, beschreiben das zu Condavir befolgte Verfahren,
                                             das Garn, wie letzterer sagt, türkischroth zu färben; eigentliches Türkischroth wird
                                             aber immer mit Krapp erzeugt, welcher in Indien nicht gebraucht
                                             wird, wo man sich hiezu der Chaya-ver bedient. Das Kothbad wird wie folgt bereitet.
                                    1) 5 Liter Sickioubad,Nelley-Sickiou heißt auf
                                             Malabarisch wörtlich: Laugenöl; es
                                             ist dieß der Rückstand vom Entfetten und den Küpen, in welchen
                                             die vorbereitete Baumwolle eingestampft wird. Man bedient sich
                                             des Wortes Sickiu auch schon lange in Frankreich in beinahe
                                             demselben Sinne. der Vorschuß (avance) für andere Vorbereitungen, deren Zusammensetzung von
                                       den darauffolgenden Operationen abhängt und an ihrem Ort vorkommen
                                       wird.
                                    2) 3,75 Kilogr. Ziegenmist, welche schon am Tage vorher mit 12 Liter Najourivy-Aschenlauge angerührt
                                       wurden, zu 10.Oumeripoundon, salsola nudiflora,
                                             nacktblumiges Salzkraut, von Jussieu
                                             Familie der Melden.Najourivi, achyranthes atropurpurea,
                                             borstige Spreublume, Familie der Amaranthaceen.
                                       
                                    3) 63 Ser, oder 23,184 Kilogr. Gengely-Oel.
                                    4) Najourivy-Aschenbad; man nimmt 15 Maaß Asche,Eine Maaß
                                                      Najourivy-Asche, nicht festgeschlagen, wiegt325 GrammeEin Ser
                                                      Gengely-Oel wiegt368    
                                                      „Ein Palom ist der
                                                      vierzehnte Theil eines Pfundes oder35 5/7 „ bereitet zuerst ein recht gleichförmiges Bad, worin das Oel gut
                                       mit dem Alkali verbunden seyn muß, wie bei der Seife und zwar eine für
                                       zwei Mistbäder hinreichende Quantität, 50–60 Liter; diesen setzt man dann das
                                       Sickiou und Ziegenmistbad, wohl filtrirt und recht gleichförmig hinzu;
                                       das Ganze bildet das Mistbad, welches 2
                                       3/4° am Aräometer zeigt.
                                    Man bringt die Baumwolle in dieses Bad, Pfund für Pfund, sie stoßend,
                                       drehend, zausend und mehrmals niederdrückend; jeder Portion wird ein
                                       Viertelsliter Bad zugesetzt. Diese Operation wird auf einer Platte
                                       vorgenommen ohne Vorschuß und so zu sagen, trocken; aber nicht in einer
                                       tiefen Schüssel, wie dieß in Frankreich, mit 2 Pfd. Baumwolle auf einmal
                                       und 8–10 Liter Vorschuß und dann ungefähr noch 1 Liter bei jeder
                                       neuen Portion, geschieht. In dem Maaße als man passirt, windet man die
                                       Baumwolle gleichförmig aus und drückt sie in großen Kufen ein, welche
                                       gerade eine Partie gut eingedrückter Baumwolle aufnehmen können; ist die
                                       Kufe voll, so deckt man sie zu und nach 36 bis 48 Stunden wird die
                                       Baumwolle herausgenommen und zum Trocknen gebracht,Bei der Art und Weise, wie sie verfahren, haben die indischen
                                             Coulis gar nicht, was wir Vorschüsse
                                             nennen, wenigstens was die Schwarz-, Weiß- und
                                             Gelbbäder anbelangt, welche concentrirten Vorschüsse wir (in
                                             Frankreich) Sickiou benannten, wie
                                             auch das Oelbad nach dem Krappen, welcher Name offenbar vom Nelley Sickiou der indischen Schettys
                                             herkömmt, die ihn aber nur den Rückständen von der Entfettung
                                             und der Küpen beilegen. was nach jedem Bad geschieht.
                                    
                                 
                                    3) Zweites
                                          Kothbad.
                                    Zum ersten Bad wurde nur die Hälfte der bereiteten Mischung angewandt;
                                       das zweite Bad wird auf dieselbe Weise mit der andern Hälfte
                                       gegeben.
                                    
                                 
                                    4) Salze.
                                          (Salztunken.)
                                    Man gibt ein Bad von Najourivy-Aschenlauge von 1/4° am
                                       Aräometer; wiederholt dieses, ohne auch bei diesen Bädern Vorschüsse zu
                                       geben, sondern nur so viel, daß die Portion bei gehörigem Auswinden
                                       alles absorbirt. Es muß übrigens alles in geeignetem Verhältniß zu
                                       einander genommen werden, damit der Bund (mateau) nur wenig feucht ist, aber durchaus nicht tropfen
                                       kann. Man legt die Baumwolle 48 Stunden lang in Kufen, was jedesmal
                                       geschieht und hier ein für einmal bemerkt wird. Man breitet sie dann
                                       über Rohr oder Stricke aus, und nicht auf Wiesen, wie beim Bleichen; man
                                       trocknet und breitet sie dabei fleißig aus, um Gleichheit zu bewirken
                                       und das Abfließen zu verhindern.
                                    
                                 
                                    
                                    5) 6) 7) 8)
                                    Man gibt nacheinander 4–5 Salztunken. Die
                                          erste Probe mit Curcuma wird angestellt.Die Probe mit dem Curcumabad besteht darin, zu sehen, welche
                                             Farbe es in Berührung mit der vorbereiteten Baumwolle gibt; man
                                             stellt diese Probe von Zeit zu Zeit an, bis man die gehörige
                                             orangerothe Farbe erhält, welche anzeigt daß die Vorbereitungen
                                             hinreichend sind.
                                       
                                    
                                 
                                    9) Weißbad.
                                    Nach obigem Einweichen (Vorbäuchen) hat man ein aus sechs Maaß
                                       Gengely-Oel und 6 Ser oder 2,20 Kilogr.
                                       Najourivy-Aschenlauge bestehendes Bad. Die Behandlung und das
                                       Verfahren sind dieselben wie beim Schwarzbad.
                                    
                                 
                                    10) 11) 12) Drei
                                          Salztunken.
                                    Man erhöht nach und nach die Stärke der Lauge von 1/4⁰ bis auf 1
                                       1/2⁰ und läßt die Baumwolle jedesmal trocknen. Diese Reihe von
                                       Operationen hat vornehmlich den Zweck, das Oel in der ganzen Baumwolle
                                       zu verbreiten und sie gleichförmig davon durchdringen zu lassen; sehr
                                       wahrscheinlich aber hat die Luft außerdem noch eine besondere Einwirkung
                                       auf die Oelbeize; die zweite Curcumaprobe wird
                                          angestellt etc.Es gibt auch eine Probe für die Acidität mittelst
                                             Palixanderholzes, welches zum Probiren der Beize dient. Wie man
                                             sieht, entsprechen unsere Reactionspapiere diesen Proben, welche
                                             gleichwohl bei aller ihrer Nützlichkeit in unsern Färbereien
                                             keine solche Anwendung finden.
                                       
                                    
                                 
                                    13) Weißbad.
                                    Gleich dem neunten Bad.
                                    
                                 
                                    14) Letzte
                                          Salztunke.
                                    Man macht nun die dritte Probe mit dem
                                          Curcumabad, und findet die Vorbereitungen endlich
                                       hinreichend.
                                    
                                 
                                    15) Das Degraissiren
                                          (Entfetten, Spülen).
                                    Das Entfetten ist (wie Erfahrne wohl wissen) eine der wichtigsten
                                       Operationen für das weitere Gelingen des Färbens. Man legt in ein Bad
                                       von reinem Wasser ein. (Wasser von der gewöhnlichen Temperatur zu
                                       Pondichery zeigt 19° R.) – Diese Vorbereitungen am 1.
                                       Sept. begonnen, waren am 4. Nov. beendigt.
                                    
                                 
                                    
                                    Zubereitung des Karums.
                                    Karum bedeutet im Malabarischen: Salz.
                                    Man laugt die Najourivy-Asche in einem ähnlichen Apparat aus wie
                                       die Olla-Munnoo, welcher in meiner Abhandlung über die
                                       Guineazeuge beschrieben und abgebildet ist (polytechn. Journal Bd. C S. 385), setzt aber keinen
                                       Kalk zu. Man bringt in die Zuber (tines) 50
                                       Maaß Najourivy-Asche, oder in jeden 17,250 Kilogr. Diese Lauge
                                       muß immer sehr hell angewandt werden; sie hat 2 bis 2 1/2° und
                                       wird mittelst des auf die Rückstände im Zuber gegossenen Wassers
                                       regulirt. Sie dient zum Entschälen (Ablaugen) oder Auskochen, für die
                                       Schwarzbäder, Weißbäder und Gelbbäder, zum Entfetten, zu den Salztunken,
                                       zum Abschwemmen und Aviviren.
                                    Man braucht 4 Coulis-Paria und 1 Paniken 1 1/2 Tag lang zum
                                       Auswaschen der Partie Baumwolle jeder Entfettung. Die erste etwas
                                       alkalische Entfettung wurde nach der achten und die zweite nach der
                                       vierzehnten Operation vorgenommen; die erste geschieht in reinem oder
                                       etwas alkalischem Wasser, die zweite in einem Bad von reinem, oder mit
                                       etwas Karum gemischten Wasser. Es bestimmt sich dieß durch die Erfahrung
                                       und nach dem Zustand der Baumwolle und ist ziemlich verschieden. Man
                                       läßt die Baumwolle 5–6 Stunden im Bad, arbeitet sie zweimal in
                                       gleichen Zwischenräumen durch und ringt sie dann mit der Hand aus, indem
                                       sich die Coulis weder größerer noch kleinerer Ringpfähle bedienen; dann
                                       wäscht und klopft man sie mehreremal, wozu man große Granitplatten auf
                                       dem Spiegel des Wassers von Teichen und Flüssen hat.
                                    Diese Entfettungsbäder sind sehr concentrirt, weil man die Operation mit
                                       sehr kurzen Bädern vornimmt und bilden die sogenannten Nelley-Sickiou; sie dienen, wie man am
                                       Anfang gesehen, zu Bädern für andere Baumwolle. Dieses Bad hatte 2
                                       1/4°. Die Beschaffenheit dieses Bades gibt auch zu erkennen, ob
                                       die Mistbäder gelungen sind. Die Baumwolle ist dann steif, als wenn sie
                                       gestärkt worden wäre. Nach dem ersten Entfetten wog die Baumwolle 75 1/2
                                       Kilogr.; die Mistbäder hatten ihr Gewicht also netto um 25 1/2 Kilogr.
                                       erhöht. Nach dem zweiten Entfetten war diese Zunahme auf 15 Kilogr.,
                                       also auf 30 Proc. reducirt. Ist man nun mit diesen Bädern ganz zu Ende,
                                       so ist die Baumwolle vollkommen weiß und man trocknet sie.
                                    
                                 
                              
                                 2) Adstringentien.
                                 Man läßt in frischem Wasser von Montre Paléom 17,5 Kilogr. grob
                                    gestoßene trockne Cassablätter (polytechn.
                                    Journal Bd. XCIX S. 290) zum erstenmal infundiren, rührt dann gut um und bearbeitet darin,
                                    ohne die Blätter herauszunehmen, die in vier Kufen vertheilte Baumwolle,
                                    welche man bis zum andern Tag darin weichen läßt. Hierauf ringt man sie aus
                                    und trocknet sie unter den für das Kadoucaîe
                                       poo-Bad für Gelb und Grün vorgeschriebenen
                                    Vorsichtsmaßregeln. Dieses adstringirende Bad
                                    ertheilt der Baumwolle einen ähnlichen Geruch und eine ähnliche Farbe wie
                                    ein Bad von Sumach aus Malaga; aller Wahrscheinlichkeit nach wird auch das
                                    Bad als Adstringens dasselbe seyn. Da jedoch eine verhältnißmäßig größere
                                    Menge davon genommen wird, als vom Sumach, und es eben so viel zu liefern
                                    scheint, so muß man annehmen, daß die durch es hervorgebrachte gelbe Farbe
                                    nachher zu dem gelblichen, rauchigen Ton beiträgt, welcher dem Roth der
                                    Madrastücher so eigenthümlich, und eine dauerhafte Farbe ist, die sie
                                    charakterisirt und ihren Werth so erhöht.
                                 Man bewahrt die Baumwolle 8 Tage lang trocken auf, ohne irgend etwas damit
                                    vorzunehmen; während dieser Zeit tritt zwischen dem Oel, womit die Baumwolle
                                    zuerst stark imprägnirt wurde, und der adstringirenden Substanz eine
                                    Reaction ein und die Farbe nimmt einen bedeutend dunkleren Ton an.
                                 
                              
                                 3) Beize.
                                 Man löst 1/2 Kilogr. Alaun auf 2 1/2 Kilogr. Baumwolle, oder 20 Pfd. = 10
                                    Kilogr. Alaun auf 50 Kilogr. Baumwolle in etwa 25–30 Liter Wasser
                                    auf. Ich reducirte die indischen Maaße und Gewichte so annähernd als
                                    möglich, um diese Verhältnisse festzustellen, welche jedoch bei jedem
                                    Schetty etwas variiren; man gibt ein nur sehr kurzes Beizbad, wie schon die
                                    kleine Menge des angewandten Wassers anzeigt; denn mittelst des langen
                                    Durcharbeitens ersetzen die Coulis unsere gewöhnliche Behandlung. Man hebt
                                    die befeuchtete Baumwolle mehrere Tage in wohlverschlossenen und verklebten
                                    Gefäßen auf; nach 8–14 Tagen trocknet man, klopft, spült und trocknet
                                    sie wieder, um sie abermals zu alaunen, aber in einem um die Hälfte
                                    schwächeren BadIch hielt es für wichtig zu bestimmen, wie viel Thonerde sich bei
                                          dieser Operation auf 50 Kilogr. Baumwolle fixiren muß. Man nahm zu
                                          den Beizen 15 Kil. Kalialaun; nun enthält derselbe bekanntlich 10
                                          8/10 Proc. wasserfreie Thonerde, woraus hervorgeht, daß nur 1,629
                                          Kilogr Thonerde mit 50 Kilogr. gebeizter Baumwolle verbunden bleiben
                                          kann. In der That vermehrt das Beizen der Baumwolle ihr Gewicht
                                          ungefähr um 1/40. mit derselben Sorgfalt, in derselben Zeit und mit gleichem
                                    Auswaschen; hierauf trocknet man sie. Man macht hier eine Probe mit Vartanguy, um eine letzte Salztunke (sel) zu geben, oder vielmehr ein Reinigungsbad (bain de
                                       dégorgeage), dem man etwas Ziegenmist zusetzt, wie beim
                                    ersten Schwarzbad; man beläßt sie noch einige Tage in diesem 1/4°
                                    starken Bad, welches Liegenlassen nothwendig ist, um den Mordant zu
                                    entsäuern und zu alkalisiren, in welchem Zustand er zuletzt zum Färben mit
                                    Chaya-ver seyn muß. Man wäscht, klopft
                                    etc. und endlich ist die Baumwolle zum Färben fertig.
                                 Bei den ersten, von Hrn. Moutchy zu Madras mit 3
                                    TouquesDie Touque wiegt 3 1/2 Pfd. oder 10 1/2 Pfd. Baumwolle zur Erzielung von Indischroth
                                    angestellten Versuchen wurden ziemlich dieselben vorbereitenden Operationen
                                    gemacht und dann nach dem Entfetten, sogleich, ohne vorher Alaun oder sonst
                                    ein ähnlich wirkendes Salz anzuwenden, das Färben selbst mit Cassa und Chaya-ver vorgenommen; nach 8–10maligem successivem
                                    Passiren im Bad von Chaya-ver, Cassa und
                                    Noona bei lauer Temperatur (der des Wassers
                                    an der Sonne) in großen in den Sand eingegrabenen Kesseln (jarres), war die Farbe durch alle Nüancen
                                    hindurch, vom etwas ins Orange stechenden Hellroth bis zum intensivsten
                                    Indischroth gestiegen. Diese Art zu färben, so zu sagen ohne Beize,
                                    befremdete mich einigermaßen und ich fand, daß die Oelbäder allein der
                                    Baumwolle schon eine große Verwandtschaft zum Farbstoff der Chayaver
                                    ertheilen und daß die für die Oelbäder selbst angewandten Salze schon irgend
                                    eine dieser Wirkung günstige Basis enthalten müssen. Wie dem auch sey, das
                                    Verfahren wird so in mehreren Aldeen befolgt; bei einem zu
                                    Montre-Paléom wiederholten Versuche färbte ich Sacktücher nach
                                    diesem System roth und ich besitze deren noch zu meinem Gebrauch seit dem
                                    Jahr 1828, welche, nachdem sie mir nun schon lange Dienste thun und oft mit
                                    Seife gewaschen wurden, eine sehr intensive rothe Farbe behalten haben. Ich
                                    verweilte absichtlich bei diesem Gegenstand, um zu zeigen, daß die
                                    Chaya-ver wirklich Vorzüge vor dem Krapp besitzt, welcher unter
                                    gleichen Umständen sicherlich nur wenig färben würbe. Das weiß man, daß die
                                    Moutchys schon seit langer Zeit ihren Stücken, ehe sie das Chaya-ver
                                    Bad Passiren, die Thonerdebeize geben; in diesem Fall aber erhalten die
                                    gefärbten Stücke keine Oelbäder; dessenungeachtet sind ihre Farben
                                    außerordentlich dauerhaft, ich dachte mir daher mit Recht, daß die
                                    Vereinigung dieser beiden Agentien, des Oels und Alauns, den geschicktem
                                    Arbeitern nicht entgehen konnte, und wirklich wird auch die Alaunbeize
                                    gebraucht; allein wie bei uns, trifft man in jeder Werkstätte Abänderungen
                                    des Verfahrens und der Mengenverhältnisse.
                                 
                              
                                 
                                 4) Färben.
                                 Während des Einlegens der Baumwolle für den Mordant wurde die
                                    Chaya-ver und die Noona hergerichtet;Am 6. Nov. 1829 kaufte ich zu Goudelour 1 Bar, 500 englische Pfund =
                                          240 Kilogr. Chaya-ver von Trinquebar zum Preis von 23 Pagoden
                                          oder 193 Frcs. 20 Cent., oder das Kilogr. zu 80 1/2 Cent. In einem
                                          andern Fall kaufte ich im darauffolgenden Jahr zum Färben von Zitzen
                                          und schönen Teppichen 1 Var Chayaver von Manor (Küste von Ceylan)
                                          von vortrefflicher Qualität zum Preis von 16 Pagoden, oder 134 Frcs
                                          40 C. oder 56 Cent. das Kilogr. Dieser Artikel kommt von sehr
                                          verschiedenen Qualitäten vor, je nach der Beschaffenheit des Bodens
                                          und der Sorgfalt beim Einthun. In der Regel wird die wilde
                                          Chaya-ver mit den feinsten Wurzeln am meisten geschätzt; sie
                                          ist aber seltner. Die zweifelsohne schlecht geleitete und schlecht
                                          verstandene Cultur derselben vergrößert ihre Dimensionen, vermindert
                                          aber, wie es scheint, ihre färbende Kraft. man reibt die Chaya-Wurzeln,Die Alkalien entwickeln die rothe Farbe der Chaya-ver; diese
                                          Wurzel, in ein unfühlbares Pulver verwandelt, ist von fahlgelber
                                          Farbe, ohne alle Spur von Roth; wird dasselbe aber mit ein paar
                                          Tropfen einer Auflösung von Kali, Natron oder Ammoniak befeuchtet,
                                          so wird sie sogleich intensiv roth. Dieses charakteristische
                                          Unterscheidungsmerkmal der Chaya-ver, dem Krapp gegenüber,
                                          dient zur Beurtheilung ihrer Qualität, nach der mehr oder weniger
                                          dunkeln Nuance, welche sie annimmt. Die Moutchys benutzen diese
                                          Eigenschaft derselben beim Einkauf und probiren sie mit Kalk von
                                          gebrannten Schalen. putzt sie aus und trennt den obern vom untern Theil; ersterer
                                    welcher viel weniger, manchmal sogar keinen Farbstoff enthält, dient zum
                                    ersten Färben; letzterer, die eigentliche Wurzel, wird zu den letzten
                                    Ausfärbungen, und für die schönen Farben sogar zum Vorfärben gebraucht. Man
                                    stößt, schwingt und siebt sie und bedient sich zu allemdem stets nur
                                    granitner oder hölzerner, niemals eiserner Werkzeuge; gerieben und
                                    pulverisirt werden nur die Noona-Wurzeln,
                                    welche dicker sind und nur mittelst eiserner Werkzeuge geschnitten werden
                                    können, die man höchst sorgfältig vor Rost bewahrt. Sind diese beiden
                                    Substanzen so gepulvert, so wird dem Chaya-ver unter Umrühren etwas
                                    Sesamöl zugesetzt; ein Ser (12 Unzen Markgewicht) ist hinreichend für 100
                                    Kilogr. Chaya-ver. Einige Details meiner frühern Abhandlungen lasse
                                    ich hier der Kürze wegen weg. Die der gegenwärtigen Abhandlung beigegebenen
                                    Zeichnungen verdeutlichen die Manipulationen besser, als jede
                                    Beschreibung.
                                 Man bedient sich des reinen Wassers von Montre-Paléom aus der
                                    Quelle von Oulgaret, 4 Kilometer von Pondichery, wohin täglich Fuhrleute
                                    kommen, um die Haushaltungen von Pondichery damit zu versehen. Zu Madras
                                    bedient man sich Brunnenwassers, welches durch die Nähe des Meers etwas
                                    salzig ist, und gypshaltigen Wassers. Es wurden jedoch, um über das Gelingen
                                    dieser Verfahrungsweise, wenn es nach Europa verpflanzt werden sollte, keinen
                                    Zweifel übrig zu lassen, auch mit reinem Wasser wiederholt, und gelang
                                    vollkommen, versteht sich, daß der alkalische Zustand der Beize und die
                                    saure Natur des Farbstoffs der Chaya-ver wohl beachtet werden
                                    müssen.
                                 Man wiegt 18 Kilogr. Cassa-Elley
                                    Cassa,memecylon tinctorium.Nonna,morinda citrifolia.Capilopodie corunga munje marum,Rottlera tinctoria.Myrobolan,Terminalia Chebula. und 18 Kilogr. Noona Marum,Man erhält mit der Noona-ver auf geölter und dann mit Thonerde
                                          gebeizter Baumwolle nach vorherigem Reinigen: in einem neutralen
                                          Färbebad, welches man nach und nach bis zum Sieden erhitzt, eine
                                          sehr dunkle rothe Farbe. Diese Farbe ist mehr Orange als die vom
                                          Krapp, und eben so dauerhaft; man kann sie mittelst Zinnsalz und
                                          Seife im geschlossenen Avivirkessel ins Scharlachrothe
                                          überfuhren. alles fein gepulvert, auf zweimal ab. Beim Pulvern der Cassa
                                    besprengt man sie mit Ricinusöl. Die Ueberbleibsel dieser drei Substanzen,
                                    welche dem Stößel widerstehen und auf dem Sieb zurückbleiben, bewahrt man
                                    auf, um sie bei sehr grober Baumwolle und ordinärer Färberei zu verwenden;
                                    oder man läßt sie infundiren, wirft sodann die Rückstände weg und bedient
                                    sich des abgegossenen Bades statt Wassers zu einem neuen Bad. Die Partie von
                                    50 Kilogr. Baumwolle wird in 5 gleiche Theile, jeden von 10 Kilogr.,
                                    abgetheilt; man hat dazu 5 gleiche Gefäße (panelles) und 5 Coulis-Parias verrichten die Arbeit.
                                 Zuvörderst wird das lauwarme Bad ohne Feuer gut umgerührt und die 10 Kilogr.
                                    Baumwolle werden, in 30 Bunde abgetheilt, rasch und auf einmal
                                    hineingeworfen; es wird alles umgerührt, jedoch mit einiger Vorsicht, damit
                                    die pulverförmigen Farbstoffe sich gleichmäßig vertheilen, und um die Bündel
                                    nicht untereinander zu bringen; hierauf wird jeder Bündel, einer nach dem
                                    andern durchgearbeitet, was der indische Arbeiter durch Drücken und Winden
                                    bei jedem Griff verrichtet, indem er jeden Bündel seiner ganzen Länge nach
                                    und zwar zu wiederholtenmalen, 5–6mal bei jedem Durcharbeiten,
                                    durchgeht. Wohl zu merken ist, daß die Noona und
                                    Cassa im Bad gelassen werden, während man in
                                    Frankreich vom Sumach bloß den Aufguß anwendet, welchen man klar abzieht, um
                                    die Baumwolle damit zu imprägniren. Man wendet das Bad nur sehr kurz und
                                    ohne Feuer an, darf aber nicht vergessen, daß der Aufguß in irdenen Gefäßen
                                    bereitet wird, die absichtlich der Sonne ausgesetzt werden, und daß man zu
                                    Pondichery bei 30° R. Lufttemperatur arbeitet. Man bearbeitet 1 1/2
                                    Stunden lang Bündel für Bündel; die Baumwolle erscheint anfangs etwas
                                    ungleich (stellenweise gelblich oder röthlich), nach und nach aber wird sie gleich;
                                    hierauf drückt man sie nieder, nicht bündelweise, sondern ganz und mittelst
                                    Stricken, indem man sie gut öffnet, und dann schichtenweise recht gepreßt
                                    und auf kurze Zeit ins Bad legt. Man kann diese Operation als eine zweite
                                    Reinigung betrachten.Einige Kilogr. zu Ronen vorbereiteter Baumwolle wurden mit
                                          Chaya-ver etc. gefärbt, 1) ohne Beize, 2) mit Beize, nach
                                          Rouener Verfahren; 3) mit Beize nach dem Madraser Verfahren etc.; im
                                          allgemeinen war der Vorzug hinsichtlich der Festigkeit und
                                          Intensität der verschiedenen so erzeugten Farben und Nüancen auf
                                          Seite des indischen Verfahrens. Findet man, daß nach der zweiten Behandlung die Baumwolle noch nicht
                                    die erforderliche Farbe hat, so wägt man noch einige Kilogr. von demselben
                                    adstringirenden Farbstoff ab und begnügt sich, unter denselben Verhältnissen
                                    und ohne ihn infundiren zu lassen, eine Handvoll in das Bad jedes Bündels zu
                                    bringen, breitet ihn gut aus, rührt allemal gut um, und wenn nach dem
                                    Durcharbeiten von 10 Kilogr. Baumwolle etwas übrig bleibt, so mengt man es
                                    in das ganze Bad und passirt alle Baumwolle darin.Das Cassa- und Noona-Bad zwischen der Beize und dem
                                          eigentlichen Ausfärben hat einen doppelten Zweck: 1) wie ein
                                          Sumachbad zu wirken, welches sonst bei derselben Ordnung der
                                          Operationen vor dem Krappen der Kattune gegeben wird, um sie von der
                                          nicht fixirten Beize zu reinigen; 2) um dem Roth des Chayaver,
                                          welches für sich allein ins Purpurrothe spielt, einen gelben Ton
                                          beizubringen. Die Cassa allein gibt eine gelbe Farbe, die Noona
                                          allein ein Orange, so gehen diese drei Farbstoffe in die
                                          Constitution des ächten Indischroths
                                          ein.
                                    
                                 Erste Ausfärben.Beim ersten Versuch wurden auf 4 Touques oder 14 Pfd. = 7 Kilogr.
                                          Baumwolle, 20 Packets Lilby oder 20/64 Bar oder Candy, oder 37,4
                                          Kilogr. Chayaver geringerer Qualität, und 5 Touques oder 5,78
                                          Touques deßgleichen Noona-ver angewandt. Alles mit einander
                                          kostete 6 Pagoden = 50 Frcs. 40 Cent. Die Schettys verlangten 4
                                          Frcs. 80 Cent. für das Färben. Es wurden 75 Kilogr. Chaya-ver-PulverEs gibt sehr viele Sorten Chaya-Wurzel: 1) sehr dünne lange,
                                          2) sehr dünne kurze, 3) mittlere und dicke, kurze und lange. Im
                                          allgemeinen werden die feinern, kurzen oder langen vorgezogen, je
                                          nach dem Boden und der Zeit, welche sie im Boden waren. genommen, welche man in die fünf Gefäße vertheilte; ferner 5 Kilogr.
                                    Cassa-Elley und wie bei der vorigen Operation verfahren; das Bad
                                    dient später zu anderer Baumwolle; beim Herausnehmen aus diesem Färbebad
                                    wird sie nicht gewaschen, sondern nur ausgerungen.
                                 Zweites Ausfärben. Mit 50 Kilogr.
                                    Chaya-ver verschiedener Qualitäten, dieselbe Behandlung, ebenso lange
                                    Zeit und dieselbe Sorgfalt; man wäscht aus.
                                 Drittes Ausfärben. Mit 50 Kil. Chaya-ver
                                    erster Qualität. Die für diese letzte Operation eingeführte Vorrichtung ist
                                    (Fig.
                                       66) abgebildet. Diesesmal wird die Arbeit in auf Oefen gesetzten
                                    Gefäßen vorgenommen. Nichtsdestoweniger bleibt die Behandlung dieselbe; die
                                    Baumwolle
                                    wird, ehe man sie in dieses Bad taucht, gewaschen; die Arbeit über dem Feuer
                                    dauert 3–4 Stunden; man heizt sehr langsam und beendigt das Färben
                                    mit ungefähr halbstündigem mäßigen Sieden. Ich fand es zweckmäßig, etwas
                                    eingradiges Karum, 1 Liter per Kessel
                                    zuzusetzen; doch wird dieser Zusatz in der Regel durch ein etwas salziges
                                    Wasser überflüssig; indessen ist es ziemlich schwierig, die
                                    Mengenverhältnisse hier so zu bestimmen, um ein neutrales Bad zu erhalten,
                                    wenn man die Verschiedenheiten betrachtet, 1) des angewandten Wassers; 2)
                                    der Mistbäder und Beize; 3) der verschiedenen Sorten des Farbstoffs und 4)
                                    der Qualität der Baumwolle. Die Geschicklichkeit, die Beobachtungsgabe und
                                    Erfahrung des Arbeiters müssen allein bestimmen, was zu thun ist, indem bei
                                    jeder neuen Operation Modificationen nach dem Zustand des Bades eintreten
                                    müssen. Während aller dieser Ausfärbungen erscheint das
                                    Chaya-ver-Bad niemals roth; um aber zu wissen, ob es gut zieht
                                    und ob es gehörig erschöpft wird ohne färbenden Bodensatz und ohne
                                    umzuschlagen, probirt der Paniken von Zeit zu Zeit auf der flachen Hand
                                    einige Tropfen des Bades mit seinem Probe-Karum; indem ihm wohl bekannt ist daß, wenn das Bad
                                    ausgezogen ist, das Karum es nicht mehr röthet und daß, wenn das Bad
                                    umgeschlagen ist, das Karum es ebenfalls nicht mehr röthet, obgleich dann
                                    noch Farbstoff vorhanden ist. (Das Karumgefäß ist in Fig. 66
                                    a abgebildet.)
                                 Man läßt die Baumwolle bis zum andern Tag im Bade liegen, läßt sogar noch 24
                                    Stunden alles beisammen, bis die Baumwolle wohl erkaltet ist und schreitet
                                    dann zum Auswaschen.
                                 Beim Verfahren ohne Alaunen werden nacheinander bis zehn Ausfärbungen
                                    gegeben, deren letzte, zuweilen sogar die zwei letzten, auf dem Feuer
                                    vorgenommen werden; und alle Bäder sind noch ein- oder zweimal
                                    anwendbar.
                                 
                              
                                 5) Alterantien.
                                 Die Baumwolle muß mehreremal gut ausgewaschen und ausgeschlagen werden,
                                    worauf man sie trocknet, indem man sie auf Stangen oder Stricken von
                                    Kaër sehr dünn und in der Art ausbreitet, daß die Strähne sich nicht
                                    kreuzen; man setzt sie mehrere Nächte der Luft im Freien aus, wobei man sie
                                    jeden Abend schüttelt, öffnet und umdreht; je nach dem Ton, welchen man
                                    hervorzubringen wünscht, passirt man sie durch ein schwaches Karumbad, und
                                    breitet sie auf dem Grase aus; auf diese Weise mit Ziegenmist und mehr oder
                                    weniger starkem Karum schwach imprägnirt, je nachdem dieß erfahrungsgemäß
                                    nach dem Ton der Farbe nothwendig ist, reiht man sie daselbst nebeneinander
                                    und läßt sie
                                    einige Tage die natürliche Avivirung durch das Alkali, Wasser und die Sonne
                                    erhalten, wobei man sie fleißig umkehrt, damit diese nicht unbedeutende
                                    Einwirkung gleichmäßig stattfinde.Bei ordinären Artikeln wird zu Madras noch eine andere rothe
                                          Ausfärbung vorgenommen, wobei mit der Noona-ver das
                                          Vaympadum-Puttay in Verbindung gebracht wird (Puttay heißt: Rinde; Ver: Wurzel; Elley: Blätter). Diese Farbe aber, wiewohl sehr intensiv,
                                          wird viel geringer geschätzt, als die von der Chayaver,
                                          Noona-ver und Cassa-Elley; auch ist ihr Preis
                                          niedriger. Das Rothfarben von 13 Packets Baumwolle mit
                                          Chaya-ver kostet in der Groß-Aldee 13 1/2 Fanons,
                                          während es mit Vaympadum-Puttay nur 6 3/4 Fanons, also um die
                                          Hälfte weniger kostet. Es finden hiebei wahrhaft merkwürdige Farbenveränderungen statt;
                                    zwar nicht viel beim Roth, welches sich nur merklich belebt; aber im
                                    Palliacat, Violett, Purpur etc. von der Chaya-ver; diese Farben sind
                                    nach dem letzten Ausfärben grau, schmutzig, matt und beinahe von einer
                                    ähnlichen Nüance, wie sie ein Bad von schwarzen Galläpfeln liefern würde;
                                    sie sind so zu sagen durch eine Säure verändert oder versteckt; denn mit
                                    etwas Alkali imprägnirt und 36–48 Stunden in einen Strom reinen
                                    Wassers gelegt, auch ohne Sonne, werden diese Farben rein und entwickeln
                                    sich auf eine wahrhaft erstaunliche Weise für denjenigen, der das
                                    Unzureichende solcher Avivirmittel bei unsern Krappfarben kennt. Die Kosten
                                    des Materials und der Arbeit für sämmtliche Operationen zum Färben von 50
                                    Kilogr. Baumwolle belaufen sich auf 192 Frcs. 48 Cent., für das Kilogr. also
                                    auf 3 Frcs. 85 Cent. – Es versteht sich, daß wenn die Baumwolle lange
                                    genug auf der Wiese ausgelegt worden ist, sie zuletzt nur noch gespült zu
                                    werden braucht; jedenfalls kann sie nun dem Weber überliefert werden; doch
                                    wird, wenn die Tücher appretirt werden, ihnen auch nach dem Weben noch ein
                                    schwaches Curcumabad gegeben, welches die Farbe erhöht und ihr einen
                                    gelblichen Ton verleiht; allein wir wissen, daß diese Farbe nur ein falscher
                                    Schmuck ist und auch einen andern Zweck hat, nämlich in Verbindung mit
                                    andern riechenden Substanzen, als Schutzmittel gegen die zerstörende
                                    Einwirkung einiger Insecten zu dienen.
                                 
                              
                                 Blau.Vierte Abtheilung.
                                 Nach demjenigen, was in der Abhandlung über das Färben der Guineas gesagt
                                    wurde (polytechn. Journal Bd. C S.
                                       385), worauf ich mich beziehe, bleibt hier nichts mehr zu erwähnen
                                    übrig, als was den Unterschied des Apprets und der Behandlung zwischen den
                                    Geweben und dem Garn in Strähnen anbelangt. Ich will die praktischen
                                    Beobachtungen hierüber kurz zusammenfassen; die Fabrikanten werden die kleinen Details
                                    zu ergänzen wissen.
                                 Die Werkstätte mit 60 Küpen wird sonach im vollkommenen Zustand
                                    vorausgesetzt, um zu arbeiten; jede Reihe Küpen hat ihre zweckmäßige Stärke
                                    und jede Küpe ist in gutem Zustand. 1) Es wurde schon bemerkt, daß die in
                                    Indien von Hand gesponnenen Strähne durch- aus anderer Art sind als
                                    unsere auf der Maschine gesponnenen und abgehaspelten. Das Garn für die
                                    Madrastücher wird, wenn es von der Spule der Spinnerin kömmt, in Strähnen
                                    abgehaspelt, die genau von der Länge eines Stücks zu acht Tüchern sind,
                                    nämlich 6–8 Meter lang; ferner haben sie Kreuzverschlingungen (envergures) und eine Beschaffenheit, wodurch
                                    natürlich verhindert wird, sie so zu behandeln, namentlich am Ringpfahl zu
                                    bearbeiten, wie die kleinen Strähne unserer Spinnereien. Ihre ungeheure
                                    Länge, vorzüglich aber ihre doppelte Kreuzung verhindern dieß. Diese
                                    Kreuzverschlingungen werden gemacht, um die erste Arbeit des Webers zu
                                    erleichtern, um die Fäden an den Kamm zu knüpfen, ohne zwei weitere
                                    Abhaspelungen nothwendig zu machen, wie es unsere Maschinensträhne
                                    erfordern. Sie haben in dieser Hinsicht also einen Vorzug vor den
                                    unserigen.
                                 Die indischen Verfahrungsweisen sind für uns nicht schwer; doch können wir
                                    die besondern natürlichen Vortheile der Indier uns nicht leicht zu eigen
                                    machen, dagegen müssen wir den praktischen Vortheilen unserer Concurrenten
                                    auf die Spur zu kommen suchen.Unter andern Eigenthümlichkeiten der Schettys schäumen sie die Blume
                                          ihrer Küpen mit der Hand ab, und in vielen Fällen fassen sie sehr
                                          geschickt das Ende der Strähne und Stücke mit dem großen Fußzehen,
                                          so daß die Manipulationen viel richtiger Pedipulationen zu nennen wären.
                                    
                                 Das Dunkelblau bedarf nur des einfachen Ablaugens mit Karum; das Hellblau
                                    aber muß halbgebleicht oder selbst blüthenweiß seyn, um seine ganze
                                    Lebhaftigkeit zu erhalten. Man trocknet, wie bei den Geweben, nach jeder
                                    Färbung und passirt für dunkle Farben 8–10mal in starken Küpen; um
                                    Hellblau recht gleichförmig zu machen, gibt man ihnen 5–6 schwache
                                    Küpen, mit welchen man stufenweise steigt, wodurch die Farbe besser
                                    eindringt, gleicher und dauerhafter wird. Sind einige Küpen etwas trübe, so
                                    muß nach diesem Bad ausgewaschen und in einer frischen, wohlgeklärten Küpe
                                    ausgefärbt werden. Die Indier passiren ihr Blau durch leine Säure, denn die
                                    Salzsäure und Schwefelsäure sind in Madras sehr theuer. Ich versuchte auch
                                    mehrere Küpen 1) mit Eisenvitriol und Kalk; 2) mit Zinnsalz und Kali, und 3)
                                    mit Schwefelarsenik bei unmittelbar aus den Blättern gezogenem Indigo; aber
                                    alle diese Verfahrungsweisen würden wegen des hohen Preises dieser Körper
                                    sich weder für die Guineas noch für die Madrastücher eignen. Die
                                    Schwefelsäure kostet 3 Frc. per Kilogr. etc.
                                 Das Blaufärben von 50 Kilogr. Baumwolle kömmt mit Material, Arbeitslohn und
                                    übrigen Kosten auf 54 Frcs., für 1 Kilogr. also auf 1,08 Frcs. zu
                                    stehen.
                                 
                              
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
