| Titel: | Verbesserungen in der Construction der Eisenbahnen und Eisenbahnwagen, worauf sich Hawerkam Greenhow zu North Shields am 6. Jan. 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XX., S. 106 | 
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                        XX.
                        Verbesserungen in der Construction der
                           Eisenbahnen und Eisenbahnwagen, worauf sich Hawerkam Greenhow zu North Shields am 6. Jan. 1846 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Aug. 1846,
                              S. 73.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Greenhow's Construction der Eisenbahnen und
                           Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Bei dem bisher befolgten Constructionssystem der Eisenbahnen und Eisenbahnwagen
                              wurde, wie ich glaube, zu wenig Aufmerksamkeit auf die gegenseitige Anpassung der
                              Theile, insbesondere auf die Adjustirung verwendet, welche zwischen der Schiene und
                              der auf ihr laufenden Radfläche stattfinden dürfte. Bisher ließ man das Rad auf einer
                              Schiene mit ebener Oberfläche laufen, und verhütete das Abrollen von der Schiene
                              durch einen von dem Radkranze beinahe rechtwinkelig hervorstehenden Spurkranz. Da
                              der äußere Rand dieses Spurkranzes einen weit größeren Durchmesser als die auf der
                              Schiene laufende Fläche des Radkranzes hat, so entsteht eine große Reibung, wenn der
                              Spurkranz mit der Schiene in Berührung kommt, indem die Geschwindigkeit am Rande des
                              Spurkranzes größer ist als an dem Punkte, wo das Rad die Schiene berührt; befindet
                              sich nun an der Seite der Schiene irgend eine Unregelmäßigkeit, welche den Spurkranz
                              aufhält, so erhebt sich dieser auf die Schiene und der Wagen kann unter solchen
                              Umständen leicht von den Schienen abrollen. Eine solche Construction ist nur der
                              Bedingung des perpendikulären Druckes angemessen; denn wenn eine Schiene tiefer als
                              die andere sich senkt, so ruht bei der tieferen Schiene das Rad auf dem äußersten
                              Rande des Spurkranzes und vermindert dadurch den Widerstand, den sonst der Spurkranz
                              einer seitlichen Verrückung entgegen stellen würde. Zugleich ist die Wirkung des
                              Spurkranzes an der Seite der Schiene von der Art, daß eine leichte Unregelmäßigkeit
                              ihn leicht über die Schiene heben kann. Ferner ist man wegen der Wirkungsweise der
                              rollenden Flächen und der Spurkränze genöthigt, zwischen den Spurkränzen und
                              Schienen einen bedeutenden Spielraum zu lassen – ein Umstand, den ich für
                              nachtheilig halte, indem dieser Spielraum bei großer Geschwindigkeit ein
                              Zurückprallen von einer Schiene zur andern veranlaßt. Außerdem kommen in Curven die
                              Spurkränze der äußeren Räder mit der Schienenkante in heftige Berührung, wobei sie
                              das Bestreben äußern, in die Schienen einzuschneiden; zeigt sich nun an der äußeren
                              Schiene irgend eine Unregelmäßigkeit, die den Spurkranz zurückzuhalten strebt, so
                              können die Räder leicht von den Schienen abrollen.
                           Was nun meine Erfindung anbelangt, so gebe ich den Spurkränzen der Räder und den
                              Schienen eine solche Einrichtung, daß sie unter allen gewöhnlichen Umständen
                              aneinander passen. Diesen Zweck erreiche ich durch Anwendung einer convexen Schiene
                              und eines eigenthümlich gestalteten Radkranzes in Verbindung mit schiefgestellten
                              Speichen. Wenn nun eine Schiene sich unter das Niveau der andern gesenkt haben
                              sollte, so kommt ein größerer Halbmesser des Rades mit der Schiene in Berührung, so
                              daß sich jener Unterschied in der Höhe wieder ausgleicht, wodurch die oben
                              bezeichneten Uebelstände beseitigt sind. Ungeachtet der abwechselnden Erhöhungen und
                              Senkungen der Schienen laufen die Räder an den gegenüberliegenden Schienen doch
                              stets auf solchen Durchmessern, daß die durch die gemeinschaftliche Achse zurückgelegte
                              Strecke sich stets gleich bleibt und zwar ohne erhöhte Reibung. Und wegen dieser
                              constanten Adjustirung zwischen den rollenden Flächen und den Schienen können die
                              letzteren mit genauer Spurweite ohne Gestattung eines Spielraums gelegt werden,
                              wodurch jenes Oscilliren von Schiene zu Schiene beseitigt wird.
                           Fig. 32
                              stellt diejenige Schiene, der ich den Vorzug gebe, im Durchschnitte dar. Schiene und
                              Schienenstuhl sind von Gußeisen.
                           Fig. 33
                              zeigt den Querschnitt einer andern Schiene aus Schmied- oder Gußeisen mit
                              cylindrischer Oberfläche.
                           Fig. 33*
                              zeigt die Schiene und einen Theil des Rades im Querschnitt.
                           In Fig. 34
                              sieht man zwei an einer Achse festgekeilte Räder und zwei Schienen im Querschnitte
                              dargestellt. Die Speichen stehen nicht senkrecht, sondern schief, und zwar beträgt
                              der Winkel, den sie mit der Verticallinie bilden, 22 1/2 Grad. c ist der Mittelpunkt der cylindrischen Oberfläche, auf
                              der das Rad rollt. Nach dem Halbmesser cd, Fig. 33*, der
                              Schiene ist der Theil des Radkranzes von d bis c gekrümmt, während die übrige Krümmung cf des Kranzes den Durchmesser bc der Schiene zum Halbmesser hat. Sollte sich nun
                              die Schiene Y, Fig. 34, tiefer als die
                              Schiene Z gesenkt haben, so werden in Folge der
                              bezeichneten Anordnung Schienen und Räder wegen ihrer Convexität und Concavität sich
                              selbst genau adjustiren und es wird sich kein Bestreben zeigen, von den Schienen
                              abzurollen. Sollte den Rädern auf einer der Schienen irgend ein Hinderniß begegnen,
                              so können diese Räder ohne Nachtheil über dasselbe hinweggehen, weil die gegenüber
                              befindlichen Räder den Contact mit ihrer Schiene genau beibehalten, so lange die
                              Räder nicht so weit gehoben werden, daß die schräge Linie aa an den gegenüberliegenden Rädern über die
                              lothrechte Linie bb sich hinausbewegt.
                           Ich gehe nun zur Beschreibung der Verbesserungen in der Construction der
                              Eisenbahnwagen über.
                           Fig. 35
                              stellt einen meiner Erfindung gemäß construirten Eisenbahnwagen in der
                              Seitenansicht,
                           Fig. 36 in
                              der untern Ansicht und
                           Fig. 37 in
                              der Endansicht dar. Dieser Wagen hat vier auf obige Weise construirte Räder. Der
                              Körper g des Wagens hängt an zwei Achsen h, h, welche in den an den Enden des Gestelles k, k befestigten Trägern j,
                                 j gelagert sind. Die Seitenschwankungen des auf diese Weise aufgehängten
                              Wagenkörpers werden vermittelst der Ketten oder Riemen l,
                                 l
                               beseitigt. Indessen
                              gestatten diese Ketten oder Riemen eine Bewegung des Wagenkörpers noch insoweit als
                              nöthig ist, um dem Bestreben, den sich senkenden Rädern nachzufolgen,
                              entgegenzuwirken. Das Gestell k, k liegt auf Federn m, m, die an den auf den Rädern gelagerten Rahmen
                              befestigt sind. Die Platten o, o dienen dem Rahmen k als Führung.
                           Eine andere Verbesserung an Eisenbahnwagen bezieht sich auf eine Anordnung, um die
                              Bewegung der Wagen durch Curven zu erleichtern. p ist
                              eine starke nach einem Kreisbogen gekrümmte Stange, die sich in festen Lagern q, q verschieben läßt. An diese Stange sind die
                              Achsenlager der Räder befestigt. Wenn nun ein Wagen durch eine Curve fährt, so
                              können sich die Achsenlager bewegen und auf diese Weise die Räder nach der Curve
                              stellen. Die Bahnschienen sind es selbst, welche die Bewegung der Achse veranlassen,
                              indem sie einfach auf die Räder wirken. Den Lagern r, r
                              ist übrigens durch die Aufhälter s, s nur ein geringer
                              Spielraum angewiesen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
