| Titel: | Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von D. Gonfreville. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. XXVIII., S. 132 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber die Verfertigung der Madrastücher; von
                           D.
                              Gonfreville.
                        Aus dem Technologiste, Jul. 1846, S.
                              438.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        (Schluß von S. 70 des vorigen Heftes.)
                        Gonfreville, über die Verfertigung der Madrastücher.
                        
                     
                        
                           
                              Gelb.Fünfte Abtheilung.
                              Es gibt verschiedene Verfahrungsarten für die verschiedenen Nüancen des ächten
                                 Gelb der Madrastücher; man bedient sich dazu der Capilapodie, des MyrobolanMan begann im Jahr 1829 die Anwendung des Atch-root zum Gelb-, Roth- und
                                       Orangefärben; man erhält damit dauerhafte Farben. für dunkles Gelb, der Noona und Cassa für die Mittlern und hellen
                                 Nüancen, und des indischen oder falschen Safrans (curcuma
                                    longa oder rotunda) für ein unächtes Gelb,
                                 welches den Säuren widersteht, und zwar manchmal für sich allein, gewöhnlich
                                 aber um das ächte Gelb zu beleben.
                              Das Färben muß mit der Baumwolle in Strähnen vorgenommen werden und nicht in
                                 Stücken wie bei den Guineas. Bei den Madrastüchern wird vor dem Weben schon
                                 gefärbt und nach dem Weben noch einmal und dann ein angesäuertes Bad gegeben,
                                 welches für alle diese Farben paßt, sie erhöht und lebhafter macht.Ein Kaufmann von Pondichery, Hr. Fondclair,
                                       bereitete während meines Aufenthalts in Indien ein Cassa-Extract
                                       für gutfärbiges Gelb, welches unter dem Namen gelber Indigo in den Handel kommen soll; obwohl die damit
                                       angestellten Proben nicht allen Erwartungen entsprachen, verdient dieses
                                       Product doch Beachtung. Mit Mühe gelang es mir, auf Seide, Baumwolle und
                                       Wolle hübsche und dauerhafte Nüancen damit hervorzubringen, die aber
                                       kostspielig waren, weil es nichts als ein mit Thonerde
                                       niedergeschlagener Lack war; es ist aber nicht zu bezweifeln, daß bei
                                       seiner Bereitung mittelst Dampf-Apparaten und der zu Puteaux
                                       gebräuchlichen Verfahrungsweisen, um die Färbestoffe aus den
                                       Farbsubstanzen auszuziehen, auch das Cassa-Elley-Extract
                                       noch recht gute Anwendung finden wird.Das Verfahren beim Madura-Rothfärben will ich in einer spätern
                                       Abhandlung beschreiben. Man bedient sich dieses Roth für Turbans, eines
                                       bedeutenden Handelsartikels im Orient, und in der Regel für sehr feine
                                       Musselins.
                                 
                              Man sammelt eine gehörige Quantität
                                    Cassa-Elley-Blätter; für 5 Kilogr. Baumwolle sind
                                 10–15 Kilogr. trockener Blätter erforderlich; man macht mit siedendem
                                 Wasser ein Decoct von denselben, wie bei uns vom Wau, im Verhältniß von
                                 20–30 Liter eingeengten Bades auf 5 Kilogr. Baumwollsträhne. Dieß alles läßt
                                 man in großen irdenen, auf Oefen gesetzten Gefäßen (jarres) kochen, wie sie Fig. 66 zeigt;
                                 zweistündiges Kochen ist hinreichend, um allen gelben Farbstoff der Cassa
                                 auszuziehen; man läßt das Bad durch ein feines aber starkes Tuch laufen, um alle
                                 Blätter und Aestchen davon abzusondern, und erwärmt es zum Gebrauch. Jeder Weber
                                 färbt das Garn, welches er in dieser Farbe und noch einigen andern braucht,
                                 selbst, das Rothfärben aber mit Chaya-Ver und das Blaufärben mit Indigo
                                 wird in der Regel in den besondern Färbereien verrichtet.
                              
                                 Erstes Verfahren.
                                 1) Auslaugen (débouilli) der Baumwolle. Man
                                    legt die Baumwolle in Wasser, welchem zuweilen etwas KarumbadDas Karum wird aus 8 Körben, jeden zu 36 Pfd, oder 288 Pfd. Ollamunoo
                                          und 1/2 Korb oder 18 Pfd. Muschelkalk bereitet. 12 Krüge (panelles) Wasser gaben nur 10 Krüge
                                          Karum. zugesetzt wird, wovon in der Abhandlung über die Guineas die Rede
                                    war; man taucht die Baumwolle ein, preßt und pritscht sie, bis sie sich
                                    leicht ansaugt und ihre Rauhigkeit verloren hat. Diese Operation geht jeder
                                    Färbung voraus; es wird ihrer daher nicht mehr erwähnt werden; nur manchmal
                                    wird das Bad angesäuert oder wohl auch alkalisirt, je nach der Beize oder Farbe, die es
                                    erhalten soll. Für feine Baumwollen von den besten Sorten, welche schwerer
                                    abzulaugen sind, wird warmes, sogar siedendes Wasser genommen und die
                                    Operation zwei- bis dreimal wiederholt, wobei man sie nach jedem
                                    Laugen einige Tage auf der Wiese läßt.
                                 2) Beize. Ist die Baumwolle einmal recht rein und
                                    halbweiß, so gibt man ihr ein lauwarmes Bad von Alaunauflösung im Verhältniß
                                    von 1/2 Liter auf 1 Kilogr. Baumwolle und 2 1/2 Grammen Alaun. Die
                                    Behandlung, um die Beize zu appliciren, ist verschieden von der unsrigen und
                                    viel länger; man bearbeitet die Strähne darin mit Anwendung von möglichst
                                    wenig Bad, so daß man keine sogenannten Vorschüsse hat; bei jeder Operation muß das für jeden Strähn
                                    bestimmte Bad davon absorbirt werden und bei der Art und Weise des
                                    Ausringens und Behandelns bleibt alles im Strähn zurück. Man läßt die
                                    Strähne lange Zeit, 1–2 Wochen, in ihrer Beize. Man bringt sie dann
                                    in Gefäße (jarres), welche bedeckt und
                                    hermetisch verschlossen werden, um ihr Austrocknen zu verhindern; dazwischen
                                    wird eine gleiche Behandlung im Karum vorgenommen. Dieses Karumbad wird
                                    ebenfalls zu
                                    1/10 angewandt; man zieht die Baumwolle kalt durch und wäscht dann aus.
                                 Nachdem so die Baumwolle mehrere Tage in den Krügen geblieben ist, nimmt man
                                    sie heraus, windet sie mit der Hand aus und pritscht sie, um sie gleich zu
                                    machen; das vom Auswinden zurückbleibende Bad hebt man für eine weitere
                                    Beize auf (Vorschüsse)Es ist zu bemerken, daß das Wort Vorschüsse (avances) in
                                          zweierlei Fällen angewandt wird, 1) für das bleibende Bad selbst
                                          etc. und 2) für das bloß zur Behandlung von 1–2 Pfd.
                                          Baumwolle auf einmal dienende Bad. In beiden Fällen wird das ganze
                                          Bad, welches nach einer Operation mit einer großen Partie Baumwolle
                                          im ersten Fall, oder nach bloßem Passiren eines oder zweier Stränge
                                          (tors), im zweiten Fall
                                          zurückbleibt, in den Werkstätten Vorschüsse (avances)
                                          genannt.; man wäscht und trocknet die Baumwolle, zieht sie durch das Karum
                                    und läßt sie noch einige Tage in den Gefäßen in diesem Bad. Bei diesen zwei
                                    Operationen schwimmt die Baumwolle nicht in ihrer Beize, sondern wird nur in
                                    gehörigem Grade davon befeuchtet. Das Karum, eine Art Alkali oder vielmehr
                                    kohlensauren Alkali's, welches nach der Alaunbeize angewandt wird, bindet
                                    einen großen Theil, wo nicht alle Schwefelsäure des mit der Baumwolle
                                    verbunden gebliebenen Alauns und bildet damit ein auflösliches Salz, welches
                                    durch das Auswaschen entfernt wird; nach gehörigem Waschen und Pritschen
                                    soll mit der Baumwolle nur die reine Thonerde verbunden bleiben, die
                                    höchstens nur eine kleine Menge ihres frühern Auflösungsmittels noch in sich
                                    einschließt.
                                 Ich hielt mich absichtlich bei dieser Beize länger auf, weil sie viele
                                    Anwendung, und immer bei derselben Behandlung, findet und weil dieser,
                                    obgleich gute und vernunftgemäße Gang in unsern Werkstätten wegen seiner
                                    Langwierigkeit nicht befolgt wird.
                                 Die dunklern Farben und Töne anbelangend, wiederholt man das Passiren und
                                    wechselseitige Einlegen in die Alaunbeize, dann in das Karumbad, um in der
                                    Baumwolle eine größere Menge Thonerde gleichförmig anzuhäufen und mit ihr zu
                                    verbinden, damit sie nachher auch eine größere Menge Farbstoff absorbiren
                                    kann. Die zweckmäßigen Quantitäten scheint man hier dem eigenen Ermessen
                                    freistellen zu müssen, denn die Sättigung mit Thonerde kann nach der
                                    verschiedenen Güte der Baumwolle eine verschiedene seyn; daher auch die
                                    Unmöglichkeit, einige schlechte Baumwollsorten in reichen, vollkommen
                                    satten, dunkeln Farben auszufärben. Vor dem Passiren durch das eigentliche
                                    Färbebad muß die Baumwolle immer gut ausgewaschen und gepritscht werden, um
                                    sie von aller nicht innig mit ihr verbundenen Beize zu reinigen, durch
                                    welche sonst ein
                                    Theil oder alle färbende Substanz absorbirt und niederschlagen würde, also
                                    rein verloren ginge. (Uebrigens dürfen einige Zinnbeizen je nach den
                                    Proportionen nicht ausgewaschen werden, und wenn man sie ein wenig im
                                    Färbebad abspült, erhöhen sie im Gegentheil die Intensität und den Glanz der
                                    Farbe.)
                                 3) Färben. Die Capilapodie wird mit ihrem gleichen
                                    Gewicht Appla-Karum behandelt, welches sie auflöst und mittelst der
                                    BylaimbyBylaimby, Averrhoa, nach Linné, Carambolkirsche. Diese
                                          Säure dient zum Aetzen der Flecken, welche während der Behandlung
                                          der Zitze etc. gemacht wurden. abgezogen. Nachdem die Baumwolle gut gewaschen, geprescht, gespült,
                                    abgetropft ist, ringt man aus und schreitet zum Färben. Behufs einer
                                    intensiven Nüance läßt man sie sogar vorher trocknen und passirt sie
                                    mehreremale durch einen lauwarmen möglichst concentrirten Absud von Cassa;
                                    nach jeder Behandlung läßt man trocknen wie beim Guinea-Blau und
                                    zuletzt gibt man ihr, wenn man einen in Orange stechenden Ton haben will,
                                    ein schwach alkalisches, für eine mehr rein gelbe Farbe aber ein saures
                                    Bad.
                                 Für mittlere Nüancen braucht die aus ihrer Beize gewundene Baumwolle nur
                                    etwas lange in dem lauwarmen Absud der Cassa behandelt zu werden, wobei man,
                                    je dunkler die Farbe wird, immer mehr heizt. Man kann damit ohne Gefahr bis
                                    zum Kochen steigen, denn die Farbe der Cassa hat den Uebelstand nicht, beim
                                    Kochen man zu werden, wie die der Quercitronrinde, welche in diesem Fall
                                    eine fahlgelbe Farbe erzeugt, die durch Zusatz von Leim nicht immer
                                    vermieden werden kann; überdieß kann man die Quercitronrinde auch bei einem
                                    siedenden Krappbad nicht anwenden. Die Verfahrungsweisen der Inder sind in
                                    der Regel sehr langwierig, und hier sowohl wie in andern Fällen legen sie
                                    ein großes Gewicht auf die Dauer der Operationen; doch scheinen mir diese in
                                    ihrem System wohl begründet zu seyn, indem die Luft beinahe bei allen
                                    Färbe-Processen mehr oder weniger merklich mitwirkt, und sie unsere
                                    Mittel, deren stets langsame Wirkung zu ersetzen, noch nicht kennen. So
                                    behandeln sie behufs dunkler Nüancen die Baumwolle zuerst mehrere Stunden
                                    lang in einem kalten oder lauwarmen Bad von Cassa-Elley, dann in
                                    einem zweiten Bad derselben unter Erwärmen und zuletzt noch in einem dritten
                                    Bad, welches allmählich bis zum Sieden erhitzt wird; es ist einleuchtend,
                                    daß es ihnen durch diese Handgriffe gelingt, sehr intensive und vollkommen
                                    gesättigte Bäder zu erhalten, in welchen später gar keine Reaction der
                                    sauren oder alkalischen Beize auf den mit der Baumwolle
                                    verbundenen Farbstoff mehr stattfinden kann, und die große Beständigkeit
                                    ihrer Farben ist ihrer außerordentlichen Sorgfalt zuzuschreiben, alle
                                    wesentlichen Bedingungen für ein vollkommenes Product zu erfüllen. Das
                                    Cassabad bleibt nach jeder Passage völlig erschöpft zurück; manchmal setzt
                                    man ihm ein wenig Karum zu. Die Baumwolle wird erst nach dem Erkalten des
                                    Bades herausgenommen; man wäscht sie hierauf aus und schönt sie entweder in
                                    einem sehr schwachen pflanzensauren Bad (gewöhnlich bedient man sich hiezu
                                    des Citronensafts), oder mittelst frischen Wassers, dem man etwas Karum
                                    (etwa 1 Liter Karum von 1° und 100 Liter Wasser auf 5 Kilogr.
                                    Baumwolle) zusetzt, und wäscht sie in diesem schwach alkalischen Wasser
                                    gleichsam nur ein zweites Mal aus; zuweilen, besonders wenn die Baumwolle
                                    für die Kette bestimmt ist, setzt man dem Karum etwas Gengely-Oel
                                    zu.
                                 
                              
                                 Zweites Verfahren.
                                 Alles Gesagte muß der Arbeiter wohl inne haben, um es auch in ähnlichen
                                    Fällen in Anwendung zu bringen; wo in der Folge das Alaunen ohne besondere
                                    Bemerkungen vorgeschrieben ist, verstehe ich darunter obige Behandlung. Das
                                    durch etwas Curcuma erhöhte Cassagelb ist das schönste. Man erhält ein
                                    ächtes Gelb, wenn man der reinen und trockenen halbgebleichten Baumwolle ein
                                    schwaches Bad vom Decoct der Myrobolan, Cadoucaie-Sorte gibt; 1 Kilogr. Cadoucaie mit 5 Liter Wasser
                                    genügt für 5 Kilogr. Baumwolle; man infundirt 36–48 Stunden lang
                                    feingepulverte Cadoucaie, Kerne und MarkStatt der Messer von Eisen oder Stahl müßte man zum Zermalmen der Chaya-Ver, Noona-Ver,
                                             Cassa-Elley, Jong-Ctoutong, Mungiez,
                                             Atch-root, Camwood, Myrobolan etc. bei uns
                                          Mühlsteine, Raspeln, oder vielmehr schwere Stampfen mit großen
                                          Köpfen und Tröge von Marmor oder Granit anwenden. mit lauwarmem Wasser und tränkt die Baumwolle ein- oder
                                    zweimal damit, ringt sie jedesmal stark aus, pritscht sie und trocknet sie
                                    scharf; denn wenn man sie nicht ausringt, auflockert und scharf trocknet,
                                    wirkt die Luft derart darauf ein, daß stellenweise kleine braune Flecken
                                    darauf entstehen, von welchem Augenblick an die Färbung als fehlgeschlagen
                                    und verdorben betrachtet werden kann. Wenn nun nach zweckmäßiger Behandlung
                                    die gelbliche Hauptfarbe der Baumwolle recht rein und gleich gegeben ist, so
                                    erhöht und belebt man sie durch Passiren in schwacher und lauwarmer
                                    Alaunlösung (von der Wärme des an der Sonne stehenden Wassers); die erste
                                    Farbe wird durch dieses schwach saure Bad noch gelber; man ringt
                                    die Baumwolle aus, pritscht und trocknet sie, ohne auszuwaschen.
                                 Dieses Gelb hat einen schwachen Ton, hebt aber die intensiven blauen, rothen
                                    und dunkelgrünen Farben, welche in den Dessins der Madrastücher mit
                                    Geschmack angebracht sind, und setzt sie in Harmonie; dieses Fahlgelb ist
                                    sehr fix. Das durch dieses Verfahren erhaltene mittlere Gelb gleicht sehr
                                    dem auf Baumwolle durch 1) einen Sumach-Grund, 2) Trocknen und 3)
                                    Passiren durch Alaunlösung erzeugten; letzteres Gelb ist aber nicht so
                                    beständig.
                                 
                              
                                 Drittes Verfahren.
                                 Mit der Capilapodie wird auch ein Orangegelb für einige Artikel erzeugt; da
                                    aber diese Substanz vorzüglich zum ächten Auroraroth und Capucinerbraun auf
                                    Seide dientAuch die Chepuda (Artocarpus integrifolia) liefert ein ächtes Gelb, welches
                                          manchmal bei diesem Verfahren benutzt wird., so behalte ich mir die betreffende Behandlung für meine Abhandlung
                                    über die indische Seidenfärberei vor. Die Capilapodie gibt ein sehr
                                    dauerhaftes Goldgelb.Die Capilapodie verliert beim Sieben ungefähr ein Viertel ihres
                                          ursprünglichen Gewichts durch die Samenkörner und Blatttrümmer,
                                          welche dieses braune Pulver enthält und die nicht nur unnütz,
                                          sondern beim Färben sogar schädlich sind, weßhalb sie sorgfältig
                                          davon getrennt werden. Für 1 Pagode, = 8 Fr. 40 Cent., erhält man in
                                          Madras 5–6 Pfd. davon; zum Färben von 370 Grammen Seide in 24
                                          kleinen Strähnchen in ächter schöner Aurora-Nüance braucht
                                          man 500 Gramme Capilapodie. Den europäischen Landwirthen und Kaufleuten ist die reichliche
                                    Herbeischaffung dieses schätzbaren Färbematerials nicht genug
                                    anzuempfehlen.
                                 Wie gesagt, werden diese verschiedenen, den Strähnen ertheilten gelben Farben
                                    noch durch ein zweites Ausfärben der Stücke in einem Curcumabad erhöht und
                                    gleichsam geschönt. Einige Schettys geben einen Grund mit 2 Theilen Sidaimom
                                    und 3 Theilen Curcuma auf 5 Theile Baumwolle. Die AïvahnéDie frischen gestoßenen Aïvahné-Blätter färben
                                          Haut und Nägel roth. dient bei diesem Verfahren mit der vorausgehenden Beize und
                                    Avivirung als Probe; der von Pegu bezogene Sidaimom ist sehr geschätzt.
                                 Zu manchen Tönen gibt man das Nankinggelb in einem schwachen Catechubad. Das
                                    Gelb von Cassa-Elley dient in der Madrasrothfärberei als Grund. Seine
                                    Haltbarkeit gestattet, es mit dem Roth der Chaya-ver zu verbinden.
                                    Auch dient es zum ächten Grün. Dieses Farbmaterial verdient weit mehr im
                                    Großen angebaut zu werden, als die nur unächtes Gelb liefernde Curcuma.
                                 
                                 Die Kosten des Materials und der übrigen Ausgaben zum Gelbfärben berechnen
                                    sich zusammen für das Kilogramm Baumwolle auf 1 Fr. 10 Cent.
                                 
                              
                           
                              Grün.Sechste Abtheilung.
                              Nach dem in den beiden vorhergehenden Abtheilungen Gesagten lassen sich alle zum
                                 Grünfärben erforderlichen Operationen voraussehen, weil diese Farbe bis jetzt in
                                 Indien nicht anders erzeugt werden kann, als durch die Verbindung von Blau und
                                 Gelb, und nicht direct durch eine einzige Farbsubstanz, wie dieß in Frankreich
                                 jetzt mehrere Mineralsubstanzen möglich machen.Das Grün, welches aus arsenigsaurem Kupfer besteht, wird durch ein
                                       Alkali, gewöhnlich Kalk belebt; das Blau von schwefelsaurem, salzsaurem,
                                       salpetersaurem und essigsaurem Kupfer wird durch Ammoniak entwickelt,
                                       dunkler und lebhafter.
                                 
                              
                                 §. 1. Absieden (decreusage).
                                 Die Strähne werden wie gewöhnlich abgesotten, wenn man satt dunkelgrün färben
                                    will; die für Helles und lebhaftes Grün bestimmten werden gebleicht. In der
                                    Regel bedient man sich bei den Madrastüchern weit mehr eines sehr dunkeln
                                    als eines hellen Grüns.
                                 
                              
                                 §. 2. Erstes
                                       Blaufärben.
                                 Man färbt hierauf blau, welches bei den Tüchern in der Regel nicht über ein
                                    dunkles Himmelblau hinausgeht; die Nüance darf nur um sehr weniges auf
                                    einmal in sehr schwachen Küpen nach und nach gesteigert werden, mit
                                    jedesmaligem Trocknen dazwischen, wie bei den Guinea-Tüchern. Wenn
                                    gleich die erforderliche Nüance durch ein einziges Passiren in einer
                                    mittleren Küpe erreicht werden könnte, darf dieß doch nicht geschehen, weil
                                    sonst das erzeugte Blau im darauffolgenden gelben Bade Flecken bekommen
                                    könnte, während in 4–6 schwachen Küpen gefärbt und nach jeder
                                    getrocknet, der Faden von der blauen Farbe weit besser durchdrungen ist, und
                                    die Farbe gleich, intensiv, satt, vollendet und frisch ist und im gelben Bad
                                    keine Flecken bekömmt.
                                 
                              
                                 §. 3. Reinigung.
                                 Die Baumwolle muß man jedesmal, so wie auch das letztemal, trocknen, dann
                                    wird sie ausgewaschen, in Wasser gelegt und stark gepritscht; aus diesem Grunde muß
                                    auch der Ton anfangs etwas stärker gehalten werden, als nöthig ist, weil
                                    dieses Auswaschen etc. ihn nachher auf die bestimmte, genau erforderliche
                                    Nüance bringen muß. Es sollen, wenn alles richtig vor sich ging, keine
                                    Weißen oder hellblauen Punkte oder Streifchen bemerkbar seyn.
                                 
                              
                                 §. 4. Zweites Färben oder
                                       Grund.
                                 Ist die Baumwolle an der Luft wohl getrocknet und von Hand geschüttelt und
                                    ausgeschlagen worden, um sie zu öffnen und alle Fäden zu trennen, dann
                                    erhält sie den Grund mit Myrobolan, Cadoucaie-Poo, Myrobolanblüthen,
                                    wovon man am liebsten mehrere Tage lang einen Aufguß oder einen Absud in
                                    zwei Stunden macht, um das Bad zu erhalten. Man nimmt hiezu 5 Liter auf 5
                                    Kilogr. Baumwolle und etwa 750 Gramme Cadoucaie-PooDie Körner des Cadoucaie-Poo dienen zum Röthen der Zähne., mehr oder weniger, je nach der Intensität des Grüns, das man
                                    erhalten will. Man arbeitet die Baumwolle anfangs tüchtig durch, man
                                    passirt, windet, öffnet sie und drückt sie wieder nieder, kurz, es wird die
                                    ganze erste Behandlung wiederholt. Es ist zu bemerken, daß die
                                    Beschaffenheit der von Hand gesponnenen Strähne die Anwendung der Ringpfähle
                                    nicht gestattet, welche sonst so gute Dienste leisten; der Schetty ersetzt
                                    dieselben, freilich unvollkommen, durch seine Geduld und verrichtet mit
                                    jedem einzelnen Bund alle diese Arbeiten. Man läßt diesen Grund vom
                                    Myrobolan-Blüthenbad mit der beim Gelb anempfohlenen Sorgfalt
                                    trocknen, wobei man während des Trocknens, welches übrigens sehr schnell vor
                                    sich geht, beständig an der Trockenstange schüttelt. Die Baumwolle aus
                                    diesem Bad trocknet viel schneller als nach dem Blaufärben, wo sie in Folge
                                    der Bestandtheile der Indigküpe fetter und schleimiger ist.
                                 
                              
                                 §. 5. Beize.
                                 Man beizt nun die Baumwolle wie für Gelb, gibt eine oder zwei schwache
                                    Alaunbäder und nimmt nach jedem eine Reinigung in einer sehr schwachen Lauge
                                    von Olla-Munnoo oder Karum vor; man trocknet, wäscht, pritscht und
                                    die Baumwolle ist dann fertig, um in das Cassa-Elley-BadSonnerat spricht von einem grünen Indigo,
                                          Dinaxang, dessen man sich in den
                                          indischen Färbereien bediene. Trotz meiner weit und breit
                                          angestellten Nachforschungen gelang es mir nicht, irgend einen
                                          befriedigenden Aufschluß über diesen Artikel zu erhalten; ich glaube
                                          daher, daß ein grüner Indigo entweder nicht existirt, oder daß die
                                          Angaben über ihn falsch waren. überzugehen; so angefärbt ist sie schon grün, aber noch nicht
                                    intensiv.
                                 
                              
                                 
                                 §. 6. Ausfärben.
                                 Es ist überflüssig, dieses Ausfärben hier wieder zu beschreiben, weil es
                                    gerade so vorgenommen wird, wie das Gelbfärben; oft bringt man gelb und grün
                                    zu färbendes Garn mit einander in dasselbe Bad, wobei jedoch immer
                                    vorausgesetzt werden muß, daß das Blau ganz rein abgeschwemmt ist etc.,
                                    damit es die für reines, lebhaftes Gelb bestimmte Baumwolle nicht
                                    beschmutzen kann. Die Mengenverhältnisse des Bades sind dieselben. Es wird
                                    auch etwas Curcuma zugesetzt, wie dieß auch beim
                                    Chaya-ver-Roth geschieht, um den Tüchern den letzten Glanz zu
                                    geben; dieses Bad wird ihnen aber erst dann gegeben, wenn sie außerdem
                                    fertig sind, gleichsam als letzter Appret. Er ertheilt den Tüchern den
                                    eigenthümlichen Geruch der Curcuma, welcher auch ein Schutzmittel gegen die
                                    Insecten ist.
                                 Es werden mehrere, immer concentrirtere Cassa-Bäder gegeben, und
                                    dieses Verfahren, nach jedem Färben wieder zu trocknen, wie beim Blau, trägt
                                    außerordentlich viel zur innigen Verbindung, Intensität und Beständigkeit
                                    der Farben bei, abgesehen von der fixen Natur der Farbstoffe, welche die
                                    Indier anwenden, und der Beizen, die sie sättigen und immer mit Sorgfalt entsäuern oder desalkalisiren, je nach den Eigenschaften des angewandten
                                    Färbestoffs.
                                 Es ist ein von den Schettys und Moutchys wohl gekannter und befolgter
                                    Grundsatz in der Färberei und Kattundruckerei, die Farbbäder in der Regel zu
                                    neutralisiren und die Basis des zur Beize dienenden Salzes wohl
                                    abzuscheiden, um die Verbindung mit der Faser zu begünstigen. Das
                                    gypshaltige Wasser, welchem sie für einige Chaya-ver-Nüancen
                                    den Vorzug geben, ist wirklich von Nutzen, insofern es den etwas sauren
                                    Charakter dieser Wurzel zu neutralisiren beiträgt (!).
                                 Auch der Farbstoff der Cassa ist saurer Natur, wie derjenige der
                                    Chaya-ver; überhaupt kann, wie ich glaube, dieser saure Charakter
                                    chemisch allen primitiven rothen, gelben und blauen Farben zugeschrieben
                                    werden, so wie ein alkalischer den violetten, purpurrothen, karmoisinrothen,
                                    orangerothen und grünen Farben etc.; wenigstens scheint diese Ansicht einige
                                    Begründung darin zu haben, daß das lebhafte Roth der Chaya-ver, wie
                                    das des Krapps; das Gelb der Cassa, wie das der Quercitronrinde; das
                                    Scharlachroth der Cochenille, wie das des Sidaimom; das Blau des Indigs, wie das des blausauren EisensZwar sind 1) das Violettblau der Lackmustinctur und 2) der Veilchen
                                          alkalischer Natur; man bedenke aber, daß sie keine einfachen Farben
                                          sind und daß im allgemeinen die violetten Farben durch die Alkalien
                                          belebt werden und die Säuren das Gegentheil bewirken. sich in
                                    ihrer ganzen Vollkommenheit nur durch den bloßen Einfluß einer Säure
                                    entwickeln können, wohingegen die binären Farben, das Violett von denselben
                                    Substanzen, dem Chaya-ver und dem Krapp, das Purpurroth, das
                                    Karmoisinroth der Cochenille und des Lack-Dve, das Orange des
                                    doppeltchromsauren Bleies und das Grün des arsenigsauren Kupfers, ihre volle
                                    Intensität nur durch Einwirkung von Alkalien und Seife erlangen können.Von ähnlichen unstichhaltigen theoretischen Betrachtungen des
                                          Verfassers haben wir mehrere gestrichen. A. d. R. Der Praktiker muß daher die eigenthümliche Beschaffenheit jedes
                                    Farbstoffs berücksichtigen; so führt ein Alkali die durch die Säure eines
                                    Zinnsalzes modificirte lebhaft rothe Farbe ins Purpurrothe über; das saure
                                    Gelb der Quercitronrinde bräunt es bis zum Oliven; es zerstört das saure
                                    Blau vom blausauren Eisen oder macht es wenigstens violett. Eine Säure
                                    verändert den Purpurton der Cochenille und das prächtige Lilas des
                                    Chaya-ver; sie verändert dieselben, ohne sie jedoch zu zerstören;
                                    denn ein Alkali stellt sogleich die ursprüngliche Farbe wieder her.
                                 Man beachte, daß der Farbstoff, z.B. des Chaya-ver, saurer Natur ist
                                    und sie daher einer alkalischen Beize bedarf; daß hingegen derjenige der
                                    Cochenille alkalischer Natur ist, und daher ihre Beize sauer seyn muß; daß
                                    die Neutralität, welche aus der entgegengesetzten Natur des Farbstoffs und
                                    der Beizen hervorgeht, in der Regel unerläßlich ist, damit die
                                    Verwandtschaften des Zeugs, der Basis von der Beize und des Farbstoffs sich
                                    bethätigen können.
                                 Das Grünfärben der Baumwolle berechnet sich mit dem Arbeitslohn auf 1 Fr. 40
                                    Cent. per Kilogr. Baumwolle.
                                 
                              
                           
                              Rosa.Siebente Abtheilung.
                              Zum Rosenroth-Färben nimmt man die Baumwolle nach dem ersten
                                 EntfettenDas Illipe-, Sesam- und Gengely-Oel werden ebenfalls
                                       zu verschiedenen Beizen etc. angewandt.; man gibt ihr eine Alaunbeize in zwei Operationen, dann ein
                                 verhältnißmäßig schwaches Karumbad und wascht sie gut aus. Zum Ausfärben braucht
                                 man aber statt 3 1/2 Theilen nur 1 1/2 Theile gute Chaya-ver zu nehmenDas Mahlen und Pulvern der Chaya-ver ist sehr schwer ohne Verlust
                                       zu bewerkstelligen. Ihr Staub ist außerordentlich leicht und würde sich
                                       ohne Vorsichtsmaßregeln fast unsichtbar in die Luft verlieren. Ich ließ
                                       im J. 1835 6200 Kilogr. dieser Wurzel in der gut eingerichteten Anstalt
                                       des Hrn. M. Fessard bei Rouen präpariren; das
                                       ganze Gestell der Tröge, in welchen die xförmigen blanken und geölten Messer arbeiteten, wurde mit
                                       Wachsleinwand eingehüllt; alle Fugen des Holzes in der Decke und am
                                       Boden wurden kalfatert. Die Arbeit wurde des Nachts verrichtet und die
                                       Werkstätte dabei wohl verschlossen; von Zeit zu Zeit wurde mit Wasser
                                       ein wenig besprengt und zuletzt etwas Oel in die Tröge gebracht, wie es
                                       auch die Schettys machen. Der Abgang betrug dann nicht mehr als
                                       gewöhnlich. Beim Sieben mußte zuweilen etwas Wasser zugesetzt werden.
                                       Hierauf ließ man das Pulver vor dem Abliefern an die Färber etc. in
                                       einem Trockenapparat vollkommen austrocknen; man theilte es in Säcke von
                                       50 Kilogr. Die Kosten dieser Arbeit betrugen 7 Fr. für 100 Kilogr. 196
                                       Kilogr. Chaya-ver erlitten 21 Kilogr. Abgang.Das Pulver der Chaya-ver muß immer scharf ausgetrocknet erhalten
                                       werden, weil es sonst in Gährung übergeht, sich erhitzt und seine
                                       Eigenschaften verändert. und der Gleichheit wegen färbt man in zwei Operationen aus, zuerst kalt,
                                 dann kochend, ohne weder Cassa noch Noona-ver zuzusetzen; Beize und
                                 Färbebad erhält man gehörig alkalisch. Das Rosa ist anfänglich nicht sehr
                                 lebhaft, aber gehörig avivirt und auf recht weißer vorbereiteter Baumwolle
                                 erzeugt, sticht es mit Dunkelroth sehr gut ab, hebt dasselbe und setzt es in
                                 Harmonie. (Für die geringern Sorten der Sacktücher bedient man sich des falschen
                                 Rosa's von Saffran, mit dem Appla-Karum genannten Alkali und Citronensaft
                                 behandelt.) Die Ceylan'sche Chaya-ver wird für das Rosa sehr
                                 geschätzt.
                              Das Kilogramm Baumwolle rosa zu färben kömmt mit den Arbeitskosten auf 2 Fr. 57
                                 Cent. zu stehen.
                              
                           
                              Rostgelb.Achte Abtheilung.
                              Der Vollständigkeit wegen ist hier unter den Farben der schönen Madrastücher auch
                                 das Rostgelb zu erwähnen, welches übrigens keine Schwierigkeiten darbietet.
                              Der indische Schetty bereitet eine Art essigsauren Eisens, welches er Kalicum nennt, indem er ein unreines Eisenerz, Chiton genannt, in einer Art Essig aus dem
                                 Cocusfruchtsaft, Calou genannt, auflöst; man passirt
                                 die Baumwolle durch anfangs schwache und dann immer stärkere Bäder bis zur
                                 gewünschten Nüance und gibt dazwischen ein schwaches Karum-Bad von
                                 Olla-Munoo.
                              Es gibt eine Sorte Baumwolle und Baumwollenzeug von natürlicher Nankingfarbe,
                                 welche Ysery vom Norden genannt wird.
                              
                              Um 1) die Farben recht gleich zu erhalten, 2) eine recht dunkle Nüance zu
                                 erzielen, und 3) ihr ihre volle Beständigkeit zu geben, müssen die schwachen
                                 Karumbäder und Eisenbäder auf angegebene Weise mit einander abwechseln. Nach
                                 jeder Entgrünung wascht und trocknet man die Baumwolle und gibt ihr 2–6
                                 Passagen für helle und mittlere, und 10–12 für dunkle Nüancen. Auch wird
                                 mittelst dieses Verfahrens gelegenheitlich der Baumwolle von natürlicher
                                 Nankingfarbe eine dunklere Farbe ertheilt und diese doppelte Färbung, eine
                                 natürliche und eine künstliche, ist so zu sagen unzerstörbar.
                              
                           
                              Zusammensetzung des Kalicums für Schwarz.
                              Man bringt in einen Krug (panelle) 20 Maaß Calouhefe
                                 (lie de calou), 22 Chiton-Calou
                                 (Eisenerz) und 11 Eisen. Die beiden letztern Ingredienzien werden als nichts
                                 kostend betrachtet, so lange thun sie Dienste; es löst sich nur sehr wenig davon
                                 auf, und sie machen das Calou schwarz wie Tinte. Den Krug setzt man eine Woche
                                 lang alle Tage der Sonne aus und bedient sich dann der Komposition.
                              Man erhält mit Kalicum und Myrobolan (welches die besten schwarzen Galläpfel
                                 übertrifft) Schwarz und die Nüancen von Grau. Diese Nüancen passirt man durch
                                 ein Chaya-ver-Bad behufs ihrer Vollendung, damit sie Körper
                                 bekommen und haltbar werden; man bedient sich derselben auch zu andern Artikeln,
                                 aber nicht bei den Madrastüchern.
                              Das Färben in Rostgelb, Fahlgelb und ihren Nüancen kommt für 50 Kilogr. Baumwolle
                                 auf 12 Fr. 15 Cent., das Kilogramm also kömmt auf 24,3 Centimes zu stehen.
                              
                           
                        
                           Drittes Capitel. Das Weben.Es werden zu Madras auch schöne abgenähte
                                    Bettdecken, Palampours genannt, verfertigt; sie
                                    bilden einen Luxusartikel, und bestehen aus einem besondern, mit einer
                                    schönen Einfassung versehenen Dessin, beinahe wie die Cachemires. Von den
                                    dazu dienenden Farben werde ich in meiner Abhandlung über die indische
                                    Zitzfabrication sprechen.
                           
                              Neunte Abtheilung.Das Abhaspeln des Fadens für die Kette.
                              Das Abhaspeln ist nicht immer nothwendig, weil man Strähne hat, die gerade die
                                 Länge der Kette für acht Tücher haben; die andern haspelt man auf Garnwinden von
                                 der Form eines Zuckerhutes (Fig. 58) ab, welche
                                 0,50 Meter lang sind, 0,15 bis 0,20 Meter im Durchmesser, und einen ungefähr 1 Meter
                                 langen Stiel haben, der ihre Achse bildet und auch durch zwei kleine Kreuze
                                 geht, um die Spitze des Kegels zu erreichen, womit er in Verbindung steht. Die
                                 Garnwinderinnen drehen sie mit solcher Leichtigkeit in ihren Händen um, daß man
                                 glauben möchte sie berühren sie kaum, indem sie dabei in jeder Tour zweimal die
                                 Länge des Strähns durchlaufend, gehen und evolutioniren, so daß sie im Ganzen 2
                                 × 400 = 800mal die Länge von 4,50 Meter = 3600 Meter durchlaufen, um
                                 einen einzigen Strähn abzuwinden. Dieses Verfahren muß Jeden befremden, welcher
                                 unsere mechanischen Vorkehrungen sieht, womit diese Arbeit mit einigen hundert
                                 Fäden auf einmal, in einigen Minuten auf demselben Haspel durch ein kleines
                                 Mädchen regelmäßiger und bequemer verrichtet wird.
                              
                           
                              Zehnte Abtheilung.Abwinden des Garns zum Verspinnen.
                              Hiezu bedient man sich kleiner Röhren von Schilf oder von feiner Pappe, und ein
                                 Rädchen wie in unsern Fabriken genügt, um den zum Einschlag bestimmten Faden auf
                                 Spulen zu wickeln. Es wird nicht mehr auf einmal abgewunden als der Weber
                                 bestellt und der Faden wird befeuchtet, um ihn so von der Garnwinde abzuwickeln,
                                 auf welche er vorher abgewunden worden seyn muß, denn die langen Strähne mit
                                 Kreuzverschlingungen können nicht direct auf kleine Röhrchen für den Einschlag
                                 gewickelt werden. Er muß daher zweimal abgewunden werden, was beim Kettenfaden
                                 nicht der Fall ist.
                              Der Faden muß, wenn er einige Zeit lang nicht verwoben wird, vor dem Verweben
                                 noch einmal auf dem Röhrchen benetzt werden, unter gleichzeitiger Befeuchtung
                                 von ein paar Metern der Kette. Er erhält dadurch Kraft und eine gewisse
                                 Spannung, so daß dichter und fester gewoben werden kann.
                              
                           
                              Eilfte Abtheilung.Zetteln der Kette.Man hat berechnet, daß beim Zetteln eines
                                       einzigen Stückes Madrastücher von 40 Conjons nach dem indischen
                                       Verfahren die Zettlerin 48 Kilometer durchläuft, nämlich 40 × 120
                                       = 4800 Kettenfäden. 4800 × 16 Schritte, die gewöhnliche Länge
                                       eines Stückes Sacktücher dieser Sorte, = 76,800 Schritte = 48,000 Meter,
                                       da 16 Schritte = 10 Meter. 4 Kilometer per
                                       Meile, macht dieß 12 Meilen.
                              In Fig. 60
                                 ist die Vorrichtung für die Arbeit des Webers abgebildet; man steckt in die Erde
                                 eine Reihe von Pfählen, 0,40 Meter von einander entfernt, auf eine Länge von 8–9
                                 Metern für 8 Schnupftücher, die ein Stück Madraszeug ausmachen.Statt der zwei großen eisernen Pflöcke 5, 5, Fig. 62 und
                                       63, bedient man sich hiezu gewöhnlich zweier
                                       Palmenstöcke. Eigenthümlich ist, daß der Weber sein Dessin und sein
                                 Farben-Assortiment nicht zusammensetzt oder in Muster aussetzt, wie dieß
                                 bei uns sogleich an der Zettelmühle geschieht etc.; jede Farbe wird besonders
                                 gezettelt, A, B, C, D, E, F,
                                 Fig. 57,
                                 und das Zusammensetzen des Dessins geschieht erst beim Befestigen der Fäden an
                                 dem Geschirr und beim Einlegen in den Kamm. Man vereinigt alle dunkeln Farben,
                                 um sie zu schlichten; die hellen Farben aber und einige Farben für kostspielige
                                 Artikel, welche die gewöhnliche saure Beschaffenheit der Schlichte mehr oder
                                 weniger verändern kann, werden getrennt und mit besonderer Sorgfalt
                                 geschlichtet; solche sind einige helle Nüancen von Himmelblau, Rosa, Hortensia,
                                 Lilas, Zeisiggelb, Pistaciengrün und einige gelbliche helle gemischte
                                 Farben.
                              
                           
                              Zwölfte Abtheilung.Schlichten.
                              Das gezettelte Garn spannt man horizontal über zwei xförmige Gestelle oder Böcke aus Weiden (Fig. 62) von ungefähr
                                 1 Meter Breite, mit den Pfählen oder vielmehr Stöcken, welche zum Zetteln
                                 dienten, die man verdoppelt und eingeflochten läßt. Dieses Garn, oder vielmehr
                                 diese Kette wird mittelst eines zu einer Schleife geknüpften Stricks an jedem
                                 Ende gespannt, und dieser Strick an die eisernen Pfähle mit großen Köpfen (Fig. 61,
                                 61)
                                 befestigt, welche Pfähle so tief in die Erde gesteckt werden, daß sie
                                 unbeweglich sind, widrigenfalls die Fäden oft brechen würden. Alles dieß
                                 geschieht im Freien, aber unter dicht belaubten Bäumen. In Weber-Aldeen
                                 oder -Dörfern gibt es immer hiezu bestimmte Baumgänge (buttea frondosa, porasum) vor den Argamassen.
                              
                                 Zubereitung der Schlichte.
                                 Die Schlichte wird aus grünem Reis, Patchey-Arecky, bereitet; man
                                    seht diese Körner mit so viel Wasser auf das Feuer, daß sie sich zu einem
                                    Brei kochen, seiht durch ein Tuch, preßt mit den Händen stark aus, unter
                                    Aufschütten von kaltem Wasser, damit er beim Durchlaufen nicht zu dünn wird;
                                    man nimmt dazu 750 Gramme Reis und 10 Kilogr. Wasser. Dieses Wasser von
                                    grünem Reis, oder diese Schlichte soll die Consistenz von Kuhmilch haben
                                    und man bedient sich derselben erst am andern Tag, nachdem sie gut gegohren
                                    hat und etwas sauer geworden ist. Sie ist in solchem Grade sauer, daß sie
                                    das Waugelb und -Grün entfärbt. Als man nämlich mit Wau gefärbtes
                                    blaues und gelbes Garn damit schlichtete, wurde das Grün blau und das Gelb
                                    weiß; die Waufarbe war verschwunden wie durch eine Aetzbeize; als das Garn
                                    aber durch ein schwaches Karumbad gezogen wurde, kamen das Grün und das Gelb
                                    zur großen Verwunderung der Schettys intensiver und lebhafter wieder zum
                                    Vorschein. Das Cassa-Gelb zeigte dieses Verhalten nicht.
                                 
                              
                                 Verfahren die Schlichte auf die Kettenfäden
                                       aufzutragen.
                                 Wenn das Garn, wie am Anfange dieser Abtheilung angegeben wurde, an seine
                                    Stelle gebracht und ausgespannt ist, so nehmen die Weber einen Sack aus
                                    grober, dünner Leinwand, welchen sie mit Schlichte anfüllen, und tragen ihn,
                                    zu zwei Mann, schnell von einem Ende der Kette zum andern, damit die
                                    Schlichte möglichst gleichförmig durch die Leinwand auf alle Fäden
                                    herabfließt, bis letztere vollkommen damit getränkt sind. Dieser Sack muß
                                    etwas länger seyn als die Kette breit ist. Da man, um die Kette auf diese
                                    Weise zu tränken, viel mehr Schlichte braucht, als zum Schlichten derselben
                                    im gehörigen Grabe behufs des Verwebens eigentlich nothwendig ist, so
                                    beseitigen die Schettys das Ueberflüssige dadurch wieder, daß sie die Kette
                                    in kleinen Portionen von einem Ende bis zum andern unter gehörigem Drücken
                                    durch die Hände ziehen; hierauf bedienen sie sich einer BürsteLawpon-ver ist in Malabar der Name
                                          der Pflanze, deren Wurzel zur Verfertigung dieser Bürsten dient.
                                          Eine solche Bürste blieb 25 Jahre lang brauchbar., welche so lang als die Kette des Gewebes breit ist, nämlich über 1
                                    Meter lang und 10–12 Centimeter dick (Fig. 67), und
                                    bürsten von einem Ende zum andern, immer in derselben Richtung und mehrere
                                    Stunden unausgesetzt fort, bis zuletzt alle Fäden recht glasirt, wohl von
                                    einander getrennt, gut geschlichtet und recht trocken sind. Zur Beförderung
                                    dieses Zweckes bewegen sie die Stöcke sorgfältig und verändern deren Plätze,
                                    damit die Fäden beim Trocknen nicht zusammenpappen; hierauf tragen sie eine
                                    dünne Schicht Cocusnußöl mittelst der Glättbürste auf, um die Fäden
                                    möglichst frisch und geschmeidig zu erhalten. Diese Operation wiederholen
                                    sich zweimal; wenn das Austrocknen zu schnell vor sich geht, so schlichten
                                    sie, statt die ganze Länge des zu Schürzen (pagnes) etc. bestimmten stimmten Stücks, nur die Hälfte, das Drittel, oder
                                    gar nur das Viertel auf einmal. Ist das alles vorüber, so sammeln sie jede
                                    Farbe besonders in kleinen Bündeln oder Packeten, um dann alle Fäden, einen
                                    an den andern, an ihr Geschirr (lame) zu
                                    bringen, und dann erst setzen sie das Muster, welches sie machen, oder
                                    vielmehr copiren wollen; denn sie haben dann ihr Modell oder Muster für die
                                    Sacktücher, welches auf Pappen in einer Art Album genau gezeichnet und
                                    colorirt ist. Auf Bourbon und Isle de France, wo die Konsumtion solcher
                                    Sacktücher ungeheuer ist, hat man sie größtentheils mit gleichen, ungefähr 2
                                    Centimeter breiten verschobenen Vierecken von grüner oder rosa Farbe auf
                                    blauem, gelbem oder grünem Grund. Die Ecken der Tücher sind große
                                    verschobene Vierecke, in deren Mitte sich ein kleines, 7–8 Centimeter
                                    großes, von einer dieser drei Farben befindet.
                                 
                              
                           
                              Dreizehnte Abtheilung.Weben.
                              Der Madras'sche Strähn (conjon) hat 120 Fäden auf
                                 90–92 Centimeter im Riet, was sie der Nummer 36 nach Rouener Nummerirung
                                 gleichstellt. Die Nummer des von Hand gesponnenen Fadens kann indessen nicht so
                                 genau angegeben werden, wie die des mechanisch gesponnenen; sie läßt sich wegen
                                 seiner Unregelmäßigkeit nur approximativ angeben; bei außerordentlich feinen
                                 Fäden jedoch ist, wie schon gesagt, diese Verschiedenheit nicht mehr merklich.
                                 Die Fäden des Einschlags sind immer von derselben Qualität und Nummer wie die
                                 Kettenfäden, mit Ausnahme des ersten und letzten Sacktuchs von jedem Stücke, wo
                                 der Einschlag, um den Käufer zu täuschen, viel feiner genommen wird. Ich habe
                                 viele dieser Fäden nummerirt und fand in einem und demselben Strähn die Nummern
                                 40,000 und 50,000 Meter.
                              Die Nietkämme sind sehr ungleich abgetheilt, daher in jenen Vierecken der
                                 Sacktücher, deren Kette andere Farben hat als der Einschlag, Streifen,
                                 Schattirungen oder mehr oder weniger dunkle Nüancen wahrzunehmen sind.Der Arbeitslohn des Webers für 5 Stück Pondichery-Tücher ist 12
                                       Rupien oder 18 Fr. 80 Cent, für 40 Sacktücher, wozu 2 Stück von 22
                                       Conjons, 2 Stück von 24 Conjons und 1 Stück von 30 Conjons erforderlich
                                       sind.
                                 
                              Der Webestuhl ist lediglich der alte mit einem einzigen Schiffchen, wie er in
                                 Europa vor 100 Jahren angewandt wurde, jedoch mit einem Unterschied in der Art
                                 ihn aufzustellen, welcher durch die außerordentliche Trockenheit des Klima's
                                 bedingt wird. Der Weber sitzt auf dem Boden; seine Beine und die Fußtritte oder
                                 Pedale befinden sich in einem Loch von gehöriger Größe und die Kette des Stücks
                                 ist immer horizontal gespannt, und zwar sehr nahe über dem Boden, so daß wenn
                                 der Boden etwas feucht erhalten wird, dieß ausreicht, um den Kettenfaden
                                 geschmeidig genug zu machen, um mit Leichtigkeit dicht zu weben.
                              Man kann daher wohl behaupten daß, um die Madrastücher in Bezug auf ihr Gespinnst
                                 und Gewebe vollkommen nachzuahmen, die Fabriken wohl daran thäten, etwas weniger
                                 gut zu arbeiten; dagegen ist deren Nachahmung hinsichtlich der Farben eine sehr
                                 schwierige Sache.
                              Der Einschuß wird auf den schon erwähnten Garnwinden abgehaspelt; man legt ihn in
                                 WasserMan bedient sich hiezu auch einer kleinen Pumpe oder vielmehr Spritze,
                                       wobei das Tränken durch Ansaugen geschieht., damit der Faden sich ganz ansaugt und verwebt ihn so benetzt. Die Folge
                                 davon ist, daß der Flaum des so benetzten Garns beim Hindurchgehen durch die
                                 zusammengedrückten Finger der Eintragerin sich niederlegt und in das starke und
                                 dichte Gewebe eingeschlossen wird, daß also diese Sacktücher nicht haarig werden
                                 und daher nicht gesengt zu werden brauchen.Um die Madrastücher vollkommen nachzuahmen, wenn dieß mit dem Garn und
                                       den Farben schon gelungen ist, wäre es vielleicht gut, die ihnen eigenen
                                       Fehler ebenfalls beizubehalten; so kommen bei ihnen hie und da große
                                       Fäden, Därme (boyaux) vor und kurze Unterbrechungen des Gewebes, Plättchen (planchettes) genannt; längs der Sahlleiste hin bleiben auch
                                       kleine Löcher zurück, die nur dadurch beibehalten werden könnten, daß
                                       man an jedem Ende des Spannstocks zwei große 2 Centimeter von einander
                                       entfernte Spitzen oder Zähne anbrächte. Ferner hat der Weber auf seinem Stuhl einen kleinen Pinsel von Palmholz,
                                 womit er ungefähr 3–4 Centimeter Kette auf einmal benetzt, um stets
                                 feucht zu weben, durch welche doppelte Benetzung auch der Flaum der Kette ganz
                                 in das Gewebe eingeschlossen wird und ihm später, nachdem der Appret gegeben
                                 ist, eine Gleichheit und einen Seidenglanz verleiht, woran es ein geübtes Auge
                                 von den bei uns nachgemachten Madrastüchern unterscheidet.Gehalt der Madrastücher an Strähnen.Im Durchschnitt sind die Madrastücher 34 Zoll breit.Multiplicirt man daher die Anzahl der mit dem 1/4 Zoll breiten
                                       Fadenzähler (Vergrößerungsglas) gezählten Fäden mit dem Vierfachen von
                                       34 oder 136, so hat man die Anzahl der Fäden, wonach man dann die Anzahl
                                       oder den Gehalt an Strähnen berechnen kann; z.B.15 × 136 = 2040/120 = 17 Strähne.25 × 136 = 3400/120 = 18 1/3 „15FädengebendemnachdieZahl2040oder17Strähne16   „   „    „ „  „2176  „18    „17   „   „    „ „  „2312  „19 1/4    „
                                 
                              
                              Einige oben schon genannte sehr delicate Farben erfordern hinsichtlich des
                                 Einschlags bei dieser Operation mehr Vorsicht; man benetzt sie nur sehr schwach
                                 auf einmal vor dem Einschlagen, weil sie sich sonst verändern könnten; auch muß
                                 das Einschlagen sogleich geschehen, wegen der Trockenheit der Luft in diesem
                                 Lande, wo der Webestuhl in der Regel vor dem Hause oder unter Gängen angebracht
                                 ist.Des Schinirens, welches bei einigen Sacktüchern stattfindet, muß hier
                                       erwähnt werden; das Verfahren ist je nach den Artikeln, Garn oder
                                       Geweben, verschieden; ersteres wird, wo man das Weiß erhalten will,
                                       stark geknüpft; man bediente sich desselben Verfahrens lange in
                                       Frankreich; allein durch die Maschinen wird das Schiniren nun viel
                                       leichter, regelmäßiger und schneller bewerkstelligt. Die
                                       Geschicklichkeit der indischen Arbeiterinnen zeigt sich auch darin; auf
                                       gewissen Turbans z.B. werden Tupfen, Sterne, Kreise etc. angebracht;
                                       durch kleine Falten und Knöpfe gelingt dieß den Arbeiterinnen mit
                                       bewunderungswürdiger Gleichheit; doch können sie, was unsere Formen und
                                       Walzen dem Kattundrucker leisten, unmöglich erreichen.
                                 
                              Die Weber der Madrastücher gebrauchen, um die Käufer zu täuschen, einen
                                 Handgriff, oder vielmehr eine List; sie weben nämlich das erste oder das letzte
                                 Tuch eines Stückes viel dichter und stärker als die andern und bedienen sich
                                 dazu eines feinern und auch schöner gefärbten Einschlags; das Roth z.B.
                                 anbelangend, nehmen sie kein zu Madras selbst gefärbtes, sondern beziehen hiezu
                                 ein viel besseres von der Aldee Valley-Paleom.Dieses Roth von Vatley-Paleom, von dem Färber Vangayon-Noul, wird zu 1 Pagode die 60
                                       Strähne verkauft und ist das schönste, welches in Madras verwebt wird,
                                       und zwar, wie gesagt, nur zum Einschlag für das letzte Sacktuch; auch
                                       Trichinapally, sechs Tagereisen von Madura, ist wegen seiner schönen
                                       Farben berühmt. Die sieben andern Sacktücher werden aus einem an Feinheit und Farbe
                                 geringeren Garn gewoben. In der Abhandlung über das Maduraroth werde ich die
                                 Verfahrungsarten um in einer Farbe, aber von verschiedener Haltbarkeit zu
                                 färben, beschreiben.Das Maduraroth wird höher geschätzt als das Madrasroth. Es ist
                                       einleuchtend, daß die Farben für Turbans sehr dauerhaft seyn müssen,
                                       weil sie weit mehr als die Sacktücher der Einwirkung der Sonne
                                       ausgesetzt sind. Das Maduraroth wird ebenfalls mit Chaya-ver,
                                       aber mittelst eines etwas verschiedenen Verfahrens gefärbt und hat einen
                                       feurigern Ton. Ich habe bei den Guinea-Zeugen auf dieselbe Art von Betrug
                                 aufmerksam gemacht.
                              Gezeichnet werden die Stücke mit einer Kalekai
                                 Das Kalekai ist concentrirtes und sauer
                                       gewordenes Reiswasser mit etwas Areca-(Catechu-)Saft,
                                       welchen man über Eisenfeilspänen stehen ließ; man bezeichnet damit die
                                       Ecken der weißen Stücke, und diese Zeichen durch Kalkwasser gezogen,
                                       werden schwarz und unauslöschlich.Kalekai nennt man den aus dem
                                       Cuttay-Bibo gewonnenen Saft, dessen man sich zum Zeichnen der
                                       Wäsche bedient, und der ein ordinäres Puce (Flohbraun) gibt, welches
                                       nicht nur der Luft, Seife, Lauge, sondern auch dem Kalk und dem Bylimby,
                                       der gewöhnlichen Beize der Mouchys, widersteht. genannten Mischung.
                              
                              Ein Stück Madraszeug, 8 Schnupftücher betragend, vollkommen appretirt, wiegt 470
                                 bis 480 Gramme. Die Courge von 20 assortirten Stücken wiegt 9–9 1/2
                                 Kilogr. und wurde im J. 1830 um 40–45 Pagoden oder 336–378 Fr., in
                                 28 Strähnen; und zu 35–40 Pagoden oder 294 bis 336 Fr., in 22 Strähnen,
                                 verkauft. Die assortirte Courge von 40 Conjons wurde um 55–60 Pagoden, =
                                 462–504 Fr. und die 160 Sacktücher von 50–60 Conjons, welche
                                 selten sind, um 1000 Fr. und darüber verkauft.
                              
                           
                        
                           Viertes Capitel. Appret.
                           
                              Vierzehnte Abtheilung.
                              Klopfen oder Ausschlagen. Das Stück von acht
                                 Sacktüchern wird, wenn es aus dem Webestuhl kömmt, auf einem geraden, der Länge
                                 nach entzweigeschnittenen Cylinder von Tamarindenholz ausgeschlagen; dieses Holz
                                 wird jedem andern wegen seiner Härte und Elasticität vorgezogen. Zu diesem
                                 Behufe legt der Arbeiter das Stück, zuerst doppelt, dann 4, 8 und 16fach
                                 zusammengelegt auf und klopft es mit einem großen, runden Stück rothen Holzes,
                                 einer Art eiförmigen Schlegels, Cotta poully genannt.
                                 Dieses Klopfen geschieht nur auf den Seiten, so daß bloß das äußere Sacktuch
                                 geschlagen wird. Er hebt hierauf die Ecke jedes Sacktuchs auf, klopft sie und
                                 legt sie in 32 Falten und zuletzt in der andern, dieser kreuzenden Richtung
                                 dreifach zusammen; es liegt sonach, wenn das Stück fertig ist, das Gewebe 96fach
                                 übereinander. In diesem Zustande werden die Madrastücher courgenweise oder zu 20
                                 assortirten Stücken in den Handel geliefert, zum Theil ganz roth, zum Theil roth
                                 mit andern Farben, welches Roth mit Chaya-ver erzeugt ist und immer als
                                 die beste und theuerste Qualität betrachtet wird; zum Theil roth, grün, gelb und
                                 blau etc.; eine kaufrechte Courge soll die Hälfte ganz in Chaya-ver
                                 gefärbte, 1/4 Chaya-ver mit Blau, Gelb, Grün etc. und 1/4 ohne Roth
                                 enthalten.
                              Geruch. Die Madrastücher sind alle an einem
                                 eigenthümlichen Geruch zu erkennen, weßhalb einige Details hierüber von
                                 Interesse seyn dürften. Es wurde schon bemerkt, daß den in Chaya-ver
                                 gefärbten Tüchern ein Curcuma-Bad gegeben wird, wenn sie von dem
                                 Webestuhl kommen, und zwar nicht wegen des bessern Ansehens beim Verkaufe,
                                 sondern des von dieser Wurzel mitgetheilten Geruchs wegen, welcher dazu
                                 beiträgt, daß die Insecten davon abgehalten werden. Uebrigens verleiht jede
                                 Farbe dem Garn einen eigenthümlichen Geruch, so daß der Geübte mit geschlossenen
                                 Augen schon sagen kann, welche Farbe man ihm vorlegt; außerdem aber ertheilt man ihnen noch
                                 besonders einen Geruch für den Verkauf, wobei man wie folgt verfährt. Man legt
                                 zwischen die Falten der Stücke und selbst jedes Sacktuchs, verschiedene
                                 Pflanzen, und legt solche noch in die weißblechenen oder andern Büchsen, in
                                 welchen sie versandt werden. Viele Weber lassen diese wohlriechenden Substanzen
                                 in demselben Wasser mitkochen, in welchem der Reis zum Schlichten gekocht wird;
                                 durch letzteres Verfahren wird der Geruch viel besser mitgetheilt, ist weit
                                 durchdringender und erhält sich viel länger im Gewebe, so daß zwei- bis
                                 dreimal mit Seife gewaschene und dann gespülte Madrastücher noch durch den
                                 Geruch von Rouener Tüchern unterschieden werden konnten; der durch das Färben
                                 hervorgebrachte Geruch ist von beinahe unbegränzter Dauer.Den Besitzern von Madrastüchern empfehle ich, sie nach dem Waschen mit
                                       Seife durch ein schwaches Curcuma-Wasser zu ziehen, wodurch sie
                                       wieder wie neu werden. Folgende Pflanzen dienen zu diesem Zweck: Nr. 1 die Vety-ver,
                                 Wurzel; Nr. 2 Patchey-Elley, Blätter; Nr. 3 Kichedy-Kelongue,
                                 Wurzel; Nr. 4 Arronda-Elley, Rautenblätter; Nr. 5 Caroun-chirgon,
                                 schwarzer Anis; Nr. 6 Valon-Molongon (langer Pfeffer).
                              
                           
                              Tabelle über die approximativen
                                    Kosten der Madrastücher.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 102, S. 151
                                 
                                    
                                    Die von Hand gesponnene Baumwolle zu 24 Conjons entspricht der auf der
                                       Maschine gesponnenen Nr. 60 engl.
                                    
                                 1) Preis verschiedener
                                    Qualitäten Baumwolle; Von 16 Conjons das Kilogramm; Rup.; Fan.; oder; Fr.;
                                    Cent.; Pagod; 2) Kosten verschiedener Farben; Roth das Kilogramm; Blau;
                                    Gelb; Grün; Rosa; Rostgelb; 3) Preis eines Stückes von 8 Sacktüchern in 22
                                    Conjons; Gram; Roth zu; das Kil; Weiß; Arbeitslohn, Schlichte etc; 4) Preis
                                    eines Stuckes mit rothem Grund, 50 Conjons; Weiß; Preis für 8 Sacktücher
                                    Fr
                                 
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 102, S. 152
                                 
                                    
                                    Es ist beinahe allgemein der Brauch, im Detail nur 2 Stücke
                                       Chaya-ver-Rothgrund in die Courge von 20 Stücken zu legen;
                                       allein die Käufer von erster Hand, welche direct mit den Webern handeln,
                                       erhalten hierin Vortheile und bis zu 10 Stück auf die Courge; sie kaufen
                                       dann andere, ganz geringe und setzen wieder Courgen zusammen, um sie so
                                       den ausführenden Capitäns zu verkaufen.
                                    
                                 5) Preis eines Stückes mit
                                    blauem Grund, 16 Conjons; Gram; Fr; Cent; Blau zu; Gelb; Rosa; Arbeitslohn;
                                    6) Preis eines Stückes mit Rosa-Grund, 28 Conjons; das Kil; Grün;
                                    Hellrostgelb; Pagod; 7) Preis einer assortirten Courge; Stücke Roth; Conj.;
                                    Stücke Blaugrund; Stücke Grüngrund; Benefice; Wird verkauft zu; Pag; 8)
                                    Preis einer Courge, Conj, Sacktücher; Stück Roth; Stück Blaugrund; Stück
                                    Gelb
                                 
                              
                           
                              Beschreibung der Abbildungen auf Tab. I
                                    .
                              Fig. 57,
                                 Verfahren beim Zetteln der Madrastücher. Es wird zu gleicher Zeit und auf
                                 denselben Pfählen F, F, F das Garn für mehrere
                                 Stücke, und alle Farben besonders, gezettelt und zwar in folgender Ordnung,
                                 Rostgelb und Flohbraun E, Blau D, Roth C, Grün und Gelb
                                 B, und Gelb und Weiß A.
                              Fig. 58
                                 Garnwinde, womit man vorher das Garn auf die Kette abhaspelte.
                              Fig. 59
                                 Haken, um den Faden zu leiten und zwischen die Pfähle zu flechten; die
                                 Arbeiterin hält die Garnwinde in der rechten und den Haken in der linken
                                 Hand.
                              Fig. 60
                                 Schlegel, um die Eisenpfähle 61, 61 in die Erde zu schlagen.
                              Fig. 61
                                 eiserne Pfähle.
                              Fig. 62
                                 eine Kette für mehrere Stücke, ausgespannt, um die Schlichte aufzutragen, und
                                 auf Böcke gezogen.
                              
                              Fig. 63
                                 dünne Stäbe, um das Garn offen zu halten, damit es während des Trocknens der
                                 Schlichte nicht zusammenpappt; zu dieser Arbeit sind zwei Schettys
                                 erforderlich.
                              Fig. 64
                                 Abhaspeln eines Strähns auf der Garnwinde (die Pfähle x,
                                    x werden mittelst Thonklumpen y, y
                                 zweckmäßig festgehalten); es gibt aber große Strähne, von der Länge sogar eines
                                 Stückes zu acht Tüchern, die nicht auf diese Art nach dem Färben abgewickelt,
                                 sondern nur mit Stäben versehen zu werden brauchen, um sie zu schlichten.
                              Fig. 65
                                 Saal zur Bereitung des Cassa-Elley-Absuds.
                              Fig. 66
                                 Werkstätte mit 10 Gefäßen (Küpen, jarres) oder
                                 großen Krügen (panelles) zum Färben. a Karumtopf zu Proben und Röhre, um einige Tropfen
                                 des Färbebads in verschiedenen Stadien der Operationen zu untersuchen, welche
                                 der Paniken auf die Mitte seiner flachen Hand bringt.
                              Fig. 67
                                 Schlichtbürste.
                              Fig. 68
                                 Granitmörser, welcher in zwei Stücke auseinander geht und keinen Boden hat, zum
                                 Pulvern der Chaya-ver; man stellt ihn auf eine Granitplatte, die in der
                                 Mitte eine dem Mörser ohne Boden entsprechende Concavität hat. Das Pistill ist
                                 ein hölzerner Stiel, der in ein abgerundetes Stück Granit eingepaßt ist.
                              Fig. 69
                                 Rahmen mit 30 Stiftchen zum Abwinden.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
