| Titel: | Neue Getreide-Reinigungsmaschine der HHrn. Vachon, Müller zu Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. LXXI., S. 358 | 
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                        LXXI.
                        Neue Getreide-Reinigungsmaschine der HHrn.
                           Vachon, Müller zu
                           Lyon.
                        Aus den Comptes rendus, Jul. 1846 Nr.
                              1.
                        Vachon's Getreide-Reinigungsmaschine.
                        
                     
                        
                           Die Erfinder suchen durch ihre Maschine, welche nach einer ganz neuen Idee construirt
                              ist, die Verrichtungen der die Getreide- und andere Körner mit Einsicht
                              auslesenden und trennenden Hand zu ersetzen. Man bediente sich bisher, um das
                              Getreide von den Samenkörnern der mit ihm aufgeschossenen Pflanzen oder von beim
                              Aufladen mit aufgehobenen Sandkörnern zu reinigen, mit verschiedenen Löchern
                              versehener Siebe. Größere oder kleinere Körner, als die des zu reinigenden
                              Getreides, waren auf diese Weise leicht zu trennen, aber alle Körner von gleichem
                              Durchmesser blieben im Getreide zurück. Mit den kleinen Körnern fielen auch die
                              kleinern Getreidekörner durch und kamen, obwohl brauchbar, zum Abfall. Ebenso
                              konnten die Bruchstücke von Getreidekörnern, die Anzeichen der Gegenwart des
                              Kornwurms, nur unvollkommen abgetrennt werden, und zwar nicht durch Sieben, sondern
                              durch Waschen, wobei sie vermöge ihres geringern specifischen Gewichts obenauf
                              schwammen.
                           Die HHrn. Vachon schütteln das
                              Getreide durch ein erstes Sieb mit dreieckigen Löchern, durch welche alle Körner und
                              andere Körper von größerm Durchmesser aufgehalten werden; hierauf werfen sie es auf
                              eine geneigte Fläche mit einer Menge runder Vertiefungen, deren Tiefe und
                              Durchmesser geringer sind, als die mittlere Länge der zu reinigenden Getreideart;
                              eine dieser Fläche mitgetheilte schüttelnde Bewegung macht das gemengte Korn
                              herabfallen, wobei alle andern Samenkörner und Erdtheilchen in diesen Grübchen
                              liegen bleiben; sollte auch hie und da ein Getreidekorn vertical stecken bleiben, so
                              wird es dann doch durch das Rütteln und die nachkommenden Körner in andere Stellung
                              gebracht und mit fortgenommen. Es ist einleuchtend, daß die Getreidekörner, welche
                              an Dicke sehr verschieden seyn können, ohne in der Länge sehr von einander
                              abzuweichen, gleichviel, ob groß oder klein, an den Fuß der geneigten Ebene gelangen, wenn
                              genug Vertiefungen da waren, um während des Hinabfallens alles Fremdartige
                              aufzuhalten. Vor dem Aufwerfen einer neuen Quantität Getreide muß die Fläche
                              umgestürzt und abgeschüttelt werden u.s.f.
                           Dieses Verfahren, welches viele Unterbrechungen erleidet, ist jedoch nur bei kleinern
                              Quantitäten anwendbar. Um dem Bedürfnisse eines fabrikmäßigen ununterbrochenen
                              Betriebs zu genügen, verfahren die HHrn. Vachon auf folgende sinnreiche Weise. Die geneigte Fläche wird durch
                              eine Reihe, so wie sie, mit Vertiefungen versehener Blechplatten ersetzt, die so mit
                              einander vereinigt sind, daß sie eine endlose Kette bilden, und in einer schiefen
                              Ebene in aufsteigende Bewegung gesetzt werden. Deßgleichen erhalten auch sie die
                              rüttelnde Siebbewegung, welche bewirkt, daß das auf sie geschüttete Getreide, über
                              ihre Oberfläche gleitend, herabfällt. Wenn diese Bleche die Höhe ihres Laufs
                              erreicht haben, so legen sie sich um, um wieder herabzugehen und ihre
                              ununterbrochene Bewegung fortzusetzen. In demselben Augenblick fallen die Körner,
                              welche die Vertiefungen füllten, in einen vor der geneigten Ebene zu ihrer Aufnahme
                              angebrachten Rumpf; ein anderer Behälter nahm das gereinigte Getreide am
                              entgegengesetzte Ende auf.
                           Diese Reinigungsmaschine wird durch Menschenkraft in Bewegung gesetzt. Ein
                              mechanischer Motor von einer einzigen Pferdekraft könnte leicht mehrere Maschinen
                              zugleich in Bewegung setzen, deren jede ungefähr 4 Hektoliter Getreide in der Stunde
                              reinigen könnte.
                           Die Bewegungen der verschiedenen Theile lassen sich nach Belieben verändern, so wie
                              auch die Neigung der Fläche. Bei sehr unreinem Getreide wird die rüttelnde Bewegung
                              verstärkt, die Neigung der endlosen Kette vermindert, aber ihre Bewegung
                              beschleunigt; die nothwendige Folge hievon ist, daß in einer längern Zeit das
                              Getreide über eine viel größere Zahl von Vertiefungen geführt wird. Ein richtiges
                              Verhältniß hierin sichert den Erfolg. Wird z.B. angenommen, daß die endlose Kette in
                              der Minute 4,75 Meter entwickle und jedes Blech derselben auf einer Breite von 0,15
                              Meter 2688 Löcher habe, so folgt daraus, daß in einer Minute 84,453 Löcher sich zur
                              Aufnahme kleiner Körner darbieten; werden nun auf der Maschine in der Stunde 4
                              Hektoliter, oder in der Minute, 6,67 Liter zum Reinigen gebracht, so gehen, ein
                              Liter zu 17625 Körnern angenommen, 117,560 Körner in der Minute über die endlose
                              Kette. Nun ist aber diese Zahl kaum hinreichend, um nur 1/7 der sich darbietenden
                              Höhlungen auszufüllen, weßhalb sieben Wahrscheinlichkeiten gegen eine bestehen, daß
                              alle Körnchen sich in die Höhlungen legen. Nun gibt es aber im Handel gar kein Getreide, das schlechte
                              Körner in diesem Maaße enthält; man zählt deren 3–4 im Hundert höchstens; es
                              ist sonach für dieselbe Menge Getreide, die in derselben Zeit auf die Maschine
                              kömmt, das Verhältniß noch 4–5mal größer, d.h. es sind 20–30mal mehr
                              Löcher da, als aufzunehmende Körner.
                           (Der Moniteur industriel, 1846 Nr. 1022 enthält über die
                              Maschine, welche die HHrn. Vachon construirt haben, um die regelmäßige Abwechselung von Füllen
                              und Leeren der Vertiefungen hervorzubringen, folgende Details:
                           Die Vorrichtung besteht aus einem Rumpf, aus welchem das Getreide auf ein Rüttelsieb
                              von Eisenblech fällt, das mit Löchern versehen ist, welche die Form eines
                              krummlinigen Dreiecks haben, die dem Längendurchschnitt eines durchfallenden Kornes
                              möglichst nahe kommt. Dieses Sieb läßt beinahe alle Arten Getreidekörner auf den
                              Sichter (Absonderungsvorrichtung, trieur) fallen und
                              hält alle runden Körner und Unreinigkeiten von einer gewissen Dicke zurück; das Sieb
                              hält also die großen Körner und Unreinigkeiten zurück, während der Sichter die
                              kleinen Unreinigkeiten und Körner absondert. Die krummlinigen Dreiecke müssen von
                              solcher Größe seyn, daß alle durchgehenden Körner, indem sie auf den Sichter kommen,
                              sich in dessen Lochern ablagern können; dazu braucht bloß der Durchmesser des vom
                              Dreieck umschlossenen Kreises etwas kleiner zu seyn als der Durchmesser der
                              Sieblöcher. Das Getreide fällt auf den Sichter, welcher aus einer Reihe durch
                              Scharniere mit einander verbundener Blechplatten besteht, die eine endlose
                              Plattenkette, um zwei gußeiserne auf einem Holzrahmen befestigte eckige Walzen
                              gelegt, bilden. Der Holzrahmen hängt wieder mittelst eiserner Stäbe an einem
                              Hauptgestell. Die endlose Plattenkette, welche, so wie ihr Rahmen, etwas schräg ist,
                              hat zweierlei Bewegungen, nämlich eine rüttelnde, um das Fallen der Körner in die
                              Löcher beim Durchfallen des Getreides zu befördern, und eine von unten nach oben
                              fortschreitende, wodurch alle in die Löcher gefallenen runden Körner auf den oberen
                              Theil einer schiefen Ebene geworfen werden, während das reine Getreide, einer
                              abwärtsgehenden Richtung folgend, am äußersten unteren Ende der schräg hängenden
                              Plattenkette anlangt. Um das Herausfallen der runden Körner aus den Löchern zu
                              erleichtern, schlägt nämlich ein hölzerner Hammer auf die Platten, sobald sie bei
                              ihrem endlosen Umgange eine umgekehrte und den herabsteigenden Gliedern
                              entgegengesetzte aufsteigende, aber ihr parallele Stellung eingenommen haben, kurz
                              sobald die Kette herumkommt.
                           
                           Die Vorrichtung nimmt ungefähr 5 Quadratmeter Fläche ein und ist 2 1/2 Meter hoch;
                              sie reinigt 350–450 Decaliter Korn in 20 Stunden mit einer
                              Viertels-Pferdekraft.
                           Die Maschine läßt sich auch zu verschiedenen anderen Zwecken, z.B. wenn man die
                              Größenverhältnisse der Löcher entsprechend abändert, zum Sichten der Erbsen und
                              Linsen anwenden. Zum vollkommenen Aussichten des zur Saat bestimmten Getreides
                              dürfte sie ebenfalls eine nützliche Anwendung finden.)