| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. , S. 80 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Anwendung von Längenschwellen anstatt der Querschwellen
                              auf Eisenbahnen zur Verhinderung von Unglücksfällen; von Laignel.
                           In einer der französischen Akademie der Wissenschaften übergebenen Abhandlung hebt
                              Hr. Laignel die Nachtheile hervor, welche aus der
                              Anwendung von hölzernen Querschwellen zur Unterstützung der Schienenstühle und
                              dadurch der Schienen entstehen. Würde man diese Schwellen in der Richtung des Wegs
                              anbringen (die Schienen auf Längenschwellen anstatt auf Querschwellen befestigen),
                              wie es längst in den Vereinigten Staaten geschieht, so verminderte man nach ihm
                              großentheils die Stöße, und was noch weit wichtiger ist, man würde die gefährlichen
                              Folgen des Austretens der Räder aus den Schienen fast ganz beseitigen. In dem
                              Augenblick, wo nämlich ein Austreten aus den Schienen stattfindet, finden die Näher,
                              welche zwischen den Schienen gehen, einen anders widerstehenden Boden, als
                              diejenigen, welche außerhalb derselben gehen; da nun die Geschwindigkeit auf beiden
                              Seiten nicht mehr dieselbe ist, so strebt jedes Rad eine drehende Bewegung
                              auszuführen welche es schnell von der normalen Richtung entfernen muß. In dem Fall
                              hingegen, wo in Folge der Längenrichtung der Holzschwellen der Widerstand des Bodens
                              zwischen den Schienen und außerhalb der Schienen derselbe ist, wird der aus den
                              Schienen getretene Wagen, indem er seinen Lauf fortsetzt, sich nur schwach von
                              dieser Richtung entfernen und zu rechter Zeit aufgehalten werden können. Es ist
                              sogar zu bemerken, daß bei dieser Anordnung der hölzernen Schwellen der aus den
                              Schienen getretene Wagen den Weg so zu sagen nicht ganz wird verlassen können; denn
                              da die Räder, welche auf dem zwischen den beiden Schienen befindlichen Boden gehen,
                              sich darin tief einsenken, so werden sie an den Längenschwellen, nachdem sie
                              dieselben erreicht haben, ein Hinderniß finden, welches sie nicht überwinden können
                              längs dessen sie aber genöthigt sind sich zu bewegen, bis die Geschwindigkeit des
                              Zugs aufgehoben ist. (Comptes rendus, Aug. 1846, Nr.
                              7.)
                           
                        
                           
                           Elektrische Telegraphie durch das Meer.
                           Im Monat Julius d. J. wurden in dem Hafen zu Portsmouth und am Bord der englischen
                              Schiffe „Pique“ und „Blake“ interessante
                              Versuche hinsichtlich der Errichtung der ersten Section des unterseeischen
                              elektrischen Telegraphen angestellt. Die Länge des Drahts betrug ungefähr die Hälfte
                              der erforderlichen, um die beiden Enden der Linie, nämlich die Bucht zu Gosport
                              einerseits und das Admiralitätsgebäude zu Portsmouth andererseits, zu verbinden. Die
                              Versuche wurden von Hrn. Hay, Professor der Chemie,
                              geleitet. Die dazu angewandten elektrischen Batterien bestanden nur in 6 Flaschen
                              nach dem Smee'schen System. Zuerst überzeugte man sich,
                              ob die Substanzen welche angewandt worden waren, um den Draht vollkommen zu
                              isoliren, ihn nicht zu specifisch leicht gemacht hatten. Derselbe sank aber, vom
                              Hintertheil des „Blake“ in die See geworfen, sogleich zu Boden.
                              Als Signalsystem bediente man sich des von Hay für kleine
                              Distanzen erfundenen, welches man auch zu Signalen von dem Verdecke der Dampfschiffe
                              in das Maschinenlocal anwendet. – Ein Ende des Drahts wurde auf das Land
                              gebracht und das andere am Bord gelassen und dann der Telegraph in Gang gesetzt. Die
                              Resultate waren höchst befriedigend; kaum war ein Signal auf dem einen Ende gegeben,
                              so wiederholte es sich auch schon auf dem andern. Die einzige Schwierigkeit bei
                              Errichtung unterseeischer Telegraphen an stark befahrenen Stellen ist das mögliche
                              Brechen des Drahts durch das Anfahren der Schiffe; die Transmission der Elektricität
                              bietet keine Schwierigkeiten dar, aber der Draht muß so angebracht werden, daß kein
                              von der Bewegung des Hafens ausgehendes Ereigniß auf ihn Einfluß haben kann. Es
                              versteht sich, daß dieses System, unter denselben Bedingungen, auch für größere
                              Entfernungen, von einem Ufer zum andern anwendbar ist. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1035.)
                           
                        
                           Neue Maschinen für die Weberei.
                           Ersatz der Jacquardpappen durch Drahtnetze. Pascal in
                              Paris bediente sich statt der Pappkarten eines Messingdrahtnetzes, dessen Maschen
                              ungefähr zwei Millimeter im Quadrat Oeffnung haben
                              mochten. Das ganze Netz war zuerst durchaus mit einem Kitt (mastic) so überzogen, daß sämmtliche Oeffnungen des Netzes damit
                              ausgefüllt wurden, hierauf aber waren mit einer einfachen Kartenschlagvorrichtung
                              diejenigen Oeffnungen wieder ausgestoßen oder hergestellt, welche, wie bei den
                              Papierkarten, das zu webende Muster erforderte; auf solche Weise entsprach jede
                              Horizontalreihe des Messingdrahtnetzes einer einzigen der zeitherigen
                              Pappkarten.
                           Das so vorbereitete Drahtnetz wurde sodann auf die Jacquardmaschine gebracht, die von
                              der bekannten Construction dieser Maschine sich nur dadurch unterschied, daß die
                              (horizontalen) ebenfalls in einer Reihe befindlichen Nadeln bei der Arbeit nur eine
                              verhältnißmäßig sehr geringe Pressung gegen das Drahtnetz ausübten, so zwar, daß die
                              nicht durchgeschlagenen, noch mit Kitt ausgefüllten Maschen von den andrückenden
                              Nadeln nicht durchgestoßen werden konnten.
                           Bei der von Pascal ausgestellten Maschine war ein
                              Drahtnetz von 40 Centimeter in Quadratfläche angewandt, und es sollte dasselbe 250
                              der gewöhnlichen Pappkarten ersetzen. Den laufenden Meter solchen vorbereiteten
                              Drahtnetzes wollte Pascal für 1/2 Fr. (?) liefern.
                           Einwürfen, die wir dem Aussteller machten, daß sein System sich nur für Muster eignen
                              würde, die einfach genug wären, um eine kleine Anzahl von Pappkarten zu erfordern,
                              begegnete derselbe dadurch, daß man ohne Schwierigkeit zwei, drei bis sechs und noch
                              mehr dergleichen einfacher Drahtnetze gehörig übereinander anbringen und
                              gleichzeitig arbeiten lassen könnte.
                           Weitere Erfahrungen im Großen lagen zur Zeit der Ausstellung nicht vor.
                           Webestuhl für doppelte Shawls und Damaste. Picard und Guiraud in Paris (rue des Trois
                                 Bornes, No. 16) hatten einen vollständig vorgerichteten und im Gange befindlichen
                              Webestuhl für Doppelshawls und Damaste ausgestellt, dessen Einrichtung in mehreren
                              Theilen als neu erschien und der vor allem bei so complicirtem Zwecke
                              verhältnißmäßig weniger Bewegkraft und weniger Unterbrechung der Arbeit, auch große
                              Oekonomie in den Einlesekosten des Musters und dem Preise der Pappkarten mit sich
                              führen sollte.
                           Als besondere Unterschiede, gegenüber den zeither in solchen Arbeitsfällen
                              gebräuchlichen Stühlen, wurden angegeben:
                           1) Gänzlicher Wegfall der Schäfte. 2) Geringere Zahl von Pappkarten, überhaupt
                              Reduction auf 1/4, so daß ein Shawl, der sonst 14,400 Karten erfordert haben würde,
                              hier nur 3600 nöthig machte. Für Doppelshawls sollte eine Reihe Karten ausreichen.
                              3) Verwendung von ungewöhnlich dünnem (billigem) und zugleich haltbarem
                              Kartenpapier. 4) Beseitigung der Presse und der Federn bei der Jacquardmaschine.
                           Da, trotzdem daß der Stuhl arbeitete, alle die Verbesserung betreffenden Theile
                              desselben sorgfältig versteckt waren, so konnten Besucher der Ausstellung vom
                              Principe der betreffenden Gegenstände wenig oder gar nichts bestimmt entdecken;
                              jedoch schien das Repetirwerk wie das System der Kartenverminderung auf eine in Wien
                              bereits gebräuchliche Weise eingerichtet zu seyn. Die Möglichkeit, sehr dünne Pappe
                              (ja angeblich sogar ein einfaches Papier) zu den Karten anzuwenden, ist dadurch
                              erreicht, daß der Bewegungsmechanismus, welcher die gewöhnliche Presse vertritt, das
                              Prisma mit der darauf liegenden Karte gegen die Nadeln nicht stößt, sondern drückt. Die Ersparung der
                              Schafte oder sogenannten Vorkämme beruht in der Hauptsache auf Folgendem: die
                              Köperverbindungen des Gewebes entstehen mittelst eines zweiten kleinen Jacquards,
                              der mit dem ersten so verbunden ist, daß die zwei Prismen auf entgegengesetzten
                              Seiten sich befinden. Das Heben für die Bindungen geschieht mittelst der
                              Harnischlitzen selbst, indem diese in 16 Reihen angebracht sind und jede Reihe
                              vermöge eines durchgesteckten horizontalen Messingdrahts zu einer Art Schaft
                              vereinigt ist, welche als Ganzes mittelst der von dem
                              Messingdrahte hinaufgehenden Schnüre durch den kleinen Jacquard gehoben werden kann,
                              während doch jede Litze noch die Freiheit behält, einzeln
                              durch den großen Jacquard sich zu heben. Der kleine Jacquard (zur Hervorbringung der
                              Bindungen, während der große Jacquard das Muster complet – ohne Rücksicht auf
                              Bindungen – hebt) hat zwei Kartenketten, die eine
                              für den Grund, die andere für die Figur. Das Nähere hierüber, so weit es nicht den
                              Augen offen lag, theilte der Aussteller auch nicht mit, sondern er wußte die
                              Beantwortung aller darauf bezüglichen Fragen consequent zu umgehen. Wegen der
                              Unterhandlungen über Ankauf der Erfindung, welche vielleicht für unsere
                              Damastweberei von Interesse seyn könnte, wurde man an Hrn. Picard (Secretär bei Hrn. v. Rothschild), rue Hauteville, No. 42 in Paris, verwiesen. Anwendungen
                              hatten diese Stühle, außer bei Guiraud selbst, sonst noch
                              nicht erfahren.
                           Mechanischer Webestuhl mit Jacquard. Pauly in Rouen
                              producirte einen mechanischen Webestuhl, der mit einem kleinen Jacquard (Armure sans cartons) von solcher Construction versehen
                              war, daß dabei ebenfalls die Pappkarten unnöthig wurden. So sinnreich und
                              verhältnißmäßig einfach der gedachte Mechanismus genannt zu werden verdiente, so
                              eignete er sich doch nur für höchst einfache Muster. Diese Maschinen ohne Karten
                              empfahl Pauly auch für die Zwecke der Handweberei,
                              übrigens lieferte er dieselben für nachbemerkte Preise:
                           Für Handwebestühle.
                           
                              
                                 Maschine mit 20 Schäften ohne Tritte
                                 220 Fr.
                                 
                              
                                       für jeden Tritt
                                    besonders
                                   2,75
                                 
                              
                                 Deßgl. mit 40 Schäften ohne Tritte
                                 200 Fr.
                                 
                              
                                       für jeden Tritt
                                   2,50
                                 
                              
                                 Deßgl. mit 20 Schäften ohne Tritte
                                 175 Fr.
                                 
                              
                                       für jeden Tritt
                                   2,25
                                 
                              
                           
                           Für mechanische Webestühle.
                           
                              
                                 Maschine mit 20 Schäften
                                 185 Fr.
                                 
                              
                                       für jeden Tritt
                                    besonders
                                   2,25
                                 
                              
                                 Ein hölzerner Cylinder mit seiner
                                    Laterne
                                   28 Fr.
                                 
                              
                                 Ein messingener Cylinder, deßgl.
                                   36  „
                                 
                              
                           Bandstuhl mit Brochirlade. Dubos, père in Paris (impasse des Feuillantines,
                                 No. 10) hatte einen Bandstuhl mit mehrfarbigen Brochirschützen versehen
                              ausgestellt, der mit vieler Präcision arbeitete. Der Körper zur Aufnahme der
                              Schützen mit Schuß von respective verschiedenen Farben, ein horizontalliegender um
                              seine Achse drehbarer Cylinder, war unmittelbar am rechten Ende der Lade befestigt,
                              nach seiner Längenrichtung mit segmentartigen Ausschnitten versehen, innerhalb
                              welchen die Schützen placirt waren. Je nachdem ein Schütze von dieser oder jener
                              Farbe gebraucht werden sollte, drehte der Weber den Cylinder unabhängig von der
                              Jacquardmaschine mit der Hand um seine horizontale Achse; nach der Zahl der Schützen
                              erhielt der gedachte Cylinder einen größern oder kleinern Durchmesser. Weniger als
                              gelungen zu betrachtende Brochirladen hatten Richard in
                              Lyon und Godemard-Meynier ebendaselbst
                              ausgestellt.
                           Maschine zum Aufschneiden der Doppelshawls von Barbé-Proyart und Bosquet in ParisZwei Shawls werden mittelst eines Jacquards in Verbindung mit einander
                                    gewebt, so daß ihre unrechten Seiten einander zugewendet sind, also die
                                    rechte Seite des obern sich oben, die rechte Seite des untern sich unten
                                    befindet. Demgemäß sind zwei Ketten übereinander aufgespannt. Der Schuß geht
                                    wechselsweise aus der einen Kette in die andere über, und erzeugt in jedem
                                    der zwei Gewebe das nämliche Muster, jedoch in Stellung und Farben
                                    verschieden. Da sonach die beiden Shawls durch die Schußfäden durchweg
                                    zusammenhangen, müssen sie nachher durch die Schneidemaschine, von welcher
                                    oben die Rede ist, auseinander geschnitten, zuletzt auch noch (auf der durch
                                    das Zerschneiden sehr rauh ausfallenden Rückseite) mittelst der
                                    Cylinder-Schermaschine geschoren werden.. Auf dem schmalen Tische eines festen eisernen Gestelles war eine horizontal
                              verschiebbare Platte und auf dieser eine Reihe horizontaler, kreisförmiger, um
                              verticale Achsen drehbarer Messer von circa 3 Zoll Durchmesser in Zwischenräumen von
                              etwa 2 1/2 Zoll angebracht.
                           Sämmtlichen Messern (deren scheibenförmige Gestalt durch vier dreieckige Ausschnitte
                              so verändert war, daß jedes wie eine Verbindung von vier scharfkantigen Flügeln
                              erschien) wurde überhaupt eine doppelte Bewegung ertheilt, nämlich durch eine
                              endlose Schnur (Riemen) die schon bemerkte und rasche Drehbewegung um die eigene
                              Achse und gleichzeitig eine zweite horizontal hin- und hergehende durch
                              entsprechende Verschiebung der vorgedachten Platte, worauf die Messer befestigt
                              sind, mittelst Lenkstange und Excentrik. Da die Verbindungsfäden beider Shawls
                              ziemlich genau vertical zur Ebene des Gewebes liegen, so erkennt man leicht, wie das
                              Durchschneiden der Doppelshawls bewirkt werden kann, wenn man letztere über eine zur
                              Messerplatte genau parallele und horizontale feste (ebenfalls eiserne) Kante
                              wegführt, die auf einem zweiten Gestelle befestigt ist, welches gleichzeitig zur
                              entsprechenden Aufnahme des Doppelshawls dient. Die Heranführung des letztern
                              geschieht durch Walzen.
                           A. Köchlin's mechanischer Webestuhl für Leinwand. Der
                              Stuhl ist zu diesem Ende mit der Einrichtung versehen, daß jeder Schußfaden zweimal
                              durch die Lade geschlagen wurde und zwar einmal bei offener, ein zweites Mal bei
                              geschlossener Kette. Zur Erreichung des Doppelschlages bildete der Lenker
                              (Lenkstange) an seinem obern Ende ein Kniegelenk in recht zweckmäßiger, sichere
                              Arbeit versprechenden Ausführung. Als ein anderer im Betreff der Verwendung neuer
                              Gegenstand erschien die Anbringung des Saladin'schen
                              Klinkwerkes durch Friction wirksam statt der sonst hier gebräuchlichen Klinkhaken
                              und Sperrräder, wodurch bekanntlich der todte Gang der letzteren, nachtheilige
                              Hubverluste und Erschütterungen ganz vermieden werden, auch der Hub von der Theilung
                              der sonst üblichen Sperrräder unabhängig ist. Inwiefern sich Köchlin's
                              Stuhl für Leinengewebe durch die Erfahrung bewährt, war zur Zeit der Ausstellung
                              noch nicht nachzuweisen.
                           Hr. Debergue in Paris (rue
                                 Neuve-St.-Nicolas, No. 32), producirte gleichfalls einen
                              mechanischen Webestuhl für Leinwand bestimmt. Auch er hat den Doppelschlag für
                              Leinengewebe und zwar bereits viel früher als Köchlin für
                              nöthig befunden, nur erzeugt Debergue den Doppelschlag
                              durch ein zweifaches Excentrik ohne, wie Köchlin,
                              Kurbelbewegung und Lenker mit Knie. Aehnliche Stühle, wie der ausgestellte, hat Debergue bereits seit 1827 in einer ihm selbst
                              angehörigen Weberei im Gange, wo gegenwärtig (in Lisieux) 100 der neuesten
                              verbesserten Art ganz nach Wunsch arbeiten.
                           Ganz neuerdings verwendet man Debergue's mechanische
                              Stühle in Nantes und der Umgegend recht vortheilhaft zum Weben des leinenen
                              Segeltuches.
                           Hier ist schließlich noch anzuführen:
                           Buffard's Kettenschermaschine für Seidenweberei. Vom
                              Spulengestell, welches 60–80 Spulen enthält, laufen die Fäden durch gläserne
                              Fadenführer (in vier Reihen über einander angeordnet); dann durch eine
                              Spannvorrichtung; dann durch einen Stahlkamm (ähnlich einem Rietblatt) auf den
                              Scherrahmen, welcher horizontal liegt, nur etwas mehr Länge hat als die Stoffbreite
                              beträgt und mittelst Kurbel und Kette ohne Ende umgedreht wird. Man windet sie hier
                              (über einander in sich
                                 deckenden Windungen, nicht in Schraubengängen) so lange auf, bis das
                              erforderliche Längenmaaß entstanden ist. Dann wird der Stahlkamm ein wenig nach der
                              Länge des Scherrahmens verschoben und die Aufwindung wiederholt, sehr nahe neben der vorigen Windung. Dieß wiederholt man so oft,
                              bis die nöthige Fädenzahl zur ganzen Kette geschert ist; z.B. 40mal, wenn 3200 (40
                              × 80) Fäden erfordert werden. Die oben erwähnte Spannvorrichtung besteht aus
                              Litzen, durch welche die Spulenfäden einzeln gehen und durch deren Gewichtchen die
                              Fäden angespannt werden. Reißt ein Faden, so streckt sich die Litze desselben straff
                              aus; das Gewichtchen dieser Litze stößt im Fallen auf eine unten angebrachte
                              Metallplatte und macht durch den Schall den Arbeiter aufmerksam. Die ganze Maschine
                              nimmt wenig Raum ein, wirkt sehr präcis, gibt allen Fäden völlig gleiche Spannung
                              und Länge. Sie dient zugleich, wenn die Kette darauf fertig geschert ist, zum
                              Aufbäumen, indem man den Kettenbaum in einem paffenden transportablen Gestelle
                              parallel zum Scherrahmen hinlegt. Der Kamm, durch welchen die Kette beim Aufbäumen
                              geleitet wird, ist von Eisendrähten sehr fein angefertigt, so daß zwischen je zwei
                              Drahtzähnen desselben nur wenige Kettenfäden liegen und also die Aufbäumung höchst
                              regelmäßig vor sich geht. (Aus Karmarsch's und Rühlmann's Bericht über die Industrieausstellung in Paris
                              im J. 1844 durch die „Deutsche Gewerbe-Zeitung“ 1846 Nr.
                              70.)
                           
                        
                           Der neue Handwebestuhl von Claußen.
                           Dr. Fr. List berichtet über
                              diese Erfindung in seinem Zollvereinblatt 1846 Nr. 37 folgendes:
                           
                              „Wir haben es selbst gesehen, dieses neue Erzeugniß des menschlichen
                                 Erfindungsgeistes, und eigenhändig damit gewebt, nicht nur Flachs- und
                                 Hanfgarn, sondern Wollengarn und Seide. Und es hat uns, um das beste Gewebe zu
                                 Stande zu bringen, nicht mehr Kraftaufwand und Geschick gekostet, als es einen
                                 Knaben kostet, vermittelst der Drehorgel eine Arie zu spielen.
                              
                           
                              Dieser neue Webestuhl ist, wie alle großartigen Erfindungen, von höchst einfacher
                                 Construction, und die neue Einrichtung desselben kann auch bei allen alten
                                 Webestühlen ohne große Kosten angebracht werden. Der Erfinder desselben, Hr. Claußen, ein Belgier, gibt die Vortheile, die er
                                 gewährt, folgendermaßen an:
                              
                           
                              1) Es können auf diesem Webestuhl ein, zwei, drei oder auch vier Stücke Zeug zu
                                 gleicher Zeit gewoben werden, und diese Gewebe können von gleichem oder von
                                 verschiedenem Stoff seyn.
                              
                           
                              Auf einem einfachen Webestuhl können Stücke von 3 1/2 Yards Breite gewoben
                                 werden. Auf einem doppelten Webestuhl zwei Stücke, jedes zwei Yards breit oder
                                 weniger. Auf
                                 einem dreifachen Webstuhl drei Stücke, jedes einen Yard breit oder weniger. Auf
                                 einem vierfachen Webstuhl vier Stücke, jedes 20 Zoll breit oder weniger.
                              
                           
                              2) Ein Arbeiter kann den vierfachen Webstuhl handhaben, ohne mehr als die Hälfte
                                 seiner Kraft zu verwenden.
                              
                           
                              3) Der einfache Webstuhl, wenn das Gewebe nicht über zwei Yards breit ist, kann
                                 von einer Frau oder einem Kinde in Bewegung gesetzt werden.
                              
                           
                              4) Es können also vermittelst dieser Maschine in der Wollen-,
                                 Leinen- und Seidenweberei weit mehr Frauen und Kinder beschäftigt werden
                                 als bisher.
                              
                           
                              5) Alle Kunst, die in dieser Weberei erfordert wird, besteht darin, einen
                                 abgebrochenen Faden wieder anzuknüpfen.
                              
                           
                              6) Ein Arbeiter ist im Stande vermittelst dieses Webstuhls doppelt so viele
                                 Arbeit zu verrichten, als vermittelst des alten Webstuhls mit fliegendem
                                 Weberschiffchen.
                              
                           
                              7) In Folge der Regelmäßigkeit, womit die Arbeit verrichtet wird, wird ein viel
                                 besseres und gleichmäßigeres Gewebe zu Stande gebracht.
                              
                           
                              8) Gewebe von dem gleichen Material gefertigt, gleichen sich vollkommen, und die
                                 Geschicklichkeit des Arbeiters macht keinen Unterschied.
                              
                           
                              9) Der einfache Webstuhl nimmt nicht mehr Raum ein als der gewöhnliche
                                 Webstuhl.
                              
                           
                              10) Dieser Webstuhl kann von Eisen oder Holz gefertigt werden. Von Holz kostet er
                                 nicht viel mehr als der gewöhnliche Webstuhl. Auch kommt er viel weniger außer Ordnung und erfordert viel weniger Licht als
                                 der letztere.
                              
                           
                              11) Wenn die Nachfrage nach einer gewissen Gattung von Geweben stockt, so kann
                                 dieser Stuhl ohne besondere Vorrichtung oder Veränderung für ein anderes Gewebe
                                 benützt werden.
                              
                           
                              12) Das Jacquard-System kann bei diesem Webstuhl viel leichter in
                                 Anwendung gebracht werden als bei jedem andern.
                              
                           
                              13) Die Arbeit an diesem Webstuhl, da der Arbeiter jetzt nicht mehr jede Muskel
                                 seiner Hände und Füße und seiner Brust anzustrengen, sondern nur mit der einen Hand eine leichte Bewegung zu machen hat, ist
                                 ohne Vergleich leichter als die an dem alten Webstuhl und seiner Gesundheit
                                 zuträglicher.
                              
                           
                              14) Mit gleich geringer Anstrengung und mit gleich geringem Grad von
                                 Geschicklichkeit kann das feinste wie das gröbste Gewebe gefertigt werden.
                              
                           
                              15) Die alten Webstühle können mit geringen Kosten, so verbessert werden, daß sie
                                 dieselben Dienste leisten, wie die nach diesem System gefertigten.
                              
                           
                              Es scheint, daß dieser neue Handwebstuhl der Handweberei wiederum das
                                 Uebergewicht über die Maschinenweberei verschaffen wird.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Säure für die Probirnadeln, von A. Levol.
                           Man verdankt. Vauquelin die Ausmittelung der
                              Beschaffenheit des Königswassers, welches man in der Goldprobirkunst anwendet. Von
                              verschiedenen Seiten ist diese Flüssigkeit mit Unrecht allgemein zur Goldprobe
                              benutzt, während Vauquelin sie nur für die französischen
                              Bijouteriewaaren, d.h. für Legirungen, die ungefähr 750 Tausendstel Gold enthalten,
                              vorgeschlagen hat. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß Goldwaaren von diesem, und
                              umsomehr die von einem größeren Gehalt an Gold, nicht von der Probeflüssigkeit
                              angegriffen werden, welche dagegen schlechteres Gold angreift und auf dem
                              Probirstein nur einen braunen glanzlosen Strich hinterläßt. Das Verhältniß, in
                              welchem diese Probeflüssigkeit gemischt wird, ist nach Vauquelin folgendes:
                           
                              
                                 Salpetersäure von 1340 (Wasser = 1000)
                                    Dichtigkeit
                                 98 Theile
                                 
                              
                                 Salzsäure von 1173
                                   2    
                                    „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 25     „
                                 
                              
                           Dieses Gemisch läßt sich nicht allein für die Goldproben, sondern auch für die Probe
                              des silberhaltigen Argentans anwenden; man erhält auf dem Probirstein sogleich einen
                              weißen Strich von Chlorsilber, während bei Abwesenheit von Silber der Strich vollständig verschwindet.
                              Versuche lehrten, daß das von Vauquelin angegebene
                              Verhältnis unverändert beibehalten werden könne, nur macht es dem Probirer
                              Schwierigkeiten, eine so starke reine Salpetersäure zu verwenden. Da diese doch
                              verdünnt werden muß, so versuchte ich, dasselbe Gemisch durch Anwendung einer
                              verdünnteren Säure herzustellen; ich bestimmte die Dichtigkeit einer Salpetersäure,
                              die nach dem oben angegebenen Verhältniß von 98 Theilen derselben von 1340
                              Dichtigkeit oder 37° Baumé und 25 Theilen Wasser gemischt war. Die
                              Dichte dieses Gemisches fand sich = 1,274 für Wasser = 1.
                           Man kann sich daher eine solche Probeflüssigkeit bequemer durch Anwendung einer
                              Salpetersäure von dieser Dichte, welche 31° Baumé entspricht, und
                              einer Salzsäure von 1,173 Dichte oder 21° Baumé verschaffen. Die
                              Vorschrift dazu ist folgende:
                           
                              
                                 Salpetersäure von 31° nach
                                    Baumé
                                 125 Theile
                                 
                              
                                 Salzsäure von 21°
                                     2    
                                    „
                                 
                              
                           Dieses Verhältniß liefert demnach dieselbe Probeflüssigkeit, die Vauquelin angegeben hat, und der Probirer kann sich
                              dieselbe leichter verschaffen, da er stets im Besitz einer Salpetersäure von
                              32° Baumé ist. (Journal de Pharmacie, Jul.
                              1849 S. 19.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung der Glasgalle.
                           Man hat die Glasgalle, welche bisher nur als Flußmittel angewandt wurde, in der
                              letzten Zeit zur Glasfabrication zu verwenden gesucht, indem man sie den übrigen
                              Ingredienzien zusetzte. Sie ersetzt wirklich eine entsprechende Menge Glaubersalz.
                              Von drei Proben Glasgalle, welche Prof. Girardin zu
                              diesem Zweck untersuchte, bildete
                           A. Tafelglasgalle compacte
                              Massen von schmutzigweißer Farbe, glattem, dichtem Bruch und großer Härte. Mehrere
                              Monate feuchter Luft ausgesetzt, efflorescirt sie auf der Oberfläche und zerspringt
                              nach verschiedenen Richtungen, wobei sie auf dem Bruch weiß und zerreiblich
                              wird.
                           B. Krystallglasgalle (à gobletterie) bildete nicht sehr dicke Platten
                              von compactem und hartem Gefüge und gelblichweißer Farbe; sie efflorescirt unter
                              denselben Umständen.
                           C. Bouteillenglasgalle war in
                              großen Stücken von graulichweißer Farbe, sehr dichtem Gefüge und schwer zu
                              zerstoßen. Es fanden sich in der Masse, viele Glasknötchen; sie efflorescirte sehr
                              wenig.
                           Diese drei Sorten Glasgalle ergaben bei der Analyse folgende Bestandtheile:
                           
                              
                                 
                                     A.
                                     B.
                                     C.
                                 
                              
                                 Wasser
                                     1,65
                                     0,10
                                     1,00
                                 
                              
                                 schwefelsaures Natron
                                   83,32
                                   90,51
                                   55,92
                                 
                              
                                 schwefelsauren Kalk
                                   10,35
                                     6,00
                                   25,11
                                 
                              
                                 Kochsalz
                                     1,43
                                     0,04
                                     0,20
                                 
                              
                                 kohlensaures Natron
                                    Spur
                                       –
                                       –
                                 
                              
                                 Kalisalze
                                      –
                                       –
                                    Spur
                                 
                              
                                 unauflösliche Substanzen
                                     3,25
                                     3,35
                                   17,77
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die unauflöslichen Substanzen bestunden bei allen dreien aus kieselsaurem Kalk,
                              Thonerde und Eisensalzen. Diese Glasgallen haben demnach eine sehr verschiedene
                              Zusammensetzung; die beiden ersten sind offenbar der Bouteillenglasgalle
                              vorzuziehen. Uebrigens muß die Zusammensetzung der Glasgallen nach derjenigen des
                              Glases, welches sie lieferte, verschieden seyn. (Journal de
                                 Pharmacie, August 1846, S. 99.)
                           
                        
                           
                           Anwendung der hydraulischen Presse zur Gewinnung des
                              Cyders.
                           Unsere Leser erinnern sich, mit welchem Vortheil man sich in Frankreich der
                              hydraulischen Presse zum Zusammendrücken des Heues zu bedienen anfängt (polytechn.
                              Journal Bd. C S. 447). Bekanntlich bedient
                              man sich derselben schon lange mit dem besten Erfolg zur Gewinnung des
                              Runkelrübensafts. Dieß führte auf den Gedanken, ob diese Presse nicht auch bei
                              Bereitung des Cyders oder Aepfelweins die Stelle der bisherigen unvollkommenen
                              Apparate vertreten könnte. Hr. Berthelemy erstattete der
                              Agricultur- und Handelsgesellschaft zu Caen (in der hiebei vorzüglich
                              betheiligten Normandie) Bericht darüber. Die zu diesem Behuf angestellten Versuche
                              wurden mit hydraulischen Pressen vom Mechaniker Salmon zu
                              Caen gemacht; dieselben hatten die Kraft von 300,000 Kilogr., man ließ sie aber nur
                              einen Druck von 200,000 Kil. ausüben.
                           30 Hektoliter zerstampfter Aepfel gaben in einer solchen, von zwei Personen bedienten
                              Presse bei zwei Pressungen, welche zusammen 1 Stunde und 50 Minuten dauerten, 1086
                              Liter oder 36 Proc. Saft, während dieselbe Quantität Aepfel in einer von vier
                              Menschen bedienten Kelter in 15 Stunden 15 Minuten nur 1056 Liter oder 35 Proc.
                              gaben. Bei einem zweiten Versuch mit der hydraulischen Presse gaben 22 1/2
                              Hektoliter in 1 Stunde 40 Minuten 979 Liter oder 44 Procent, also 8 Proc. Saft mehr
                              als mit der gewöhnlichen Presse. Der durch die hydraulische Presse erhaltene Saft
                              war auch schöner von Farbe und klarer.
                           Ob die Vortheile, welche sich hiebei durch die hydraulische Presse ergaben,
                              hinreichend sind, um die Anschaffungskosten einer solchen zu decken, ist durch diese
                              Versuche noch nicht entschieden, umsomehr als die Commission selbst bemerkt, daß bei
                              der ersten Auspressung die Presse nicht sorgfältig genug gefüllt und der Aepfelbrei
                              nicht gehörig gleichförmig vertheilt worden war. Auch waren die Ränder mehrerer
                              Schichten dem Druck entgangen. Zum Theil war auch die etwas mangelhafte Construction
                              der Preßplatte an diesem unzuverlässigen Erfolge Ursache. Unbeachtet dar auch nicht
                              gelassen werden, daß um den Erfolg der hydraulischen Presse zu sichern, der Brei
                              gleichförmiger zertheilt seyn muß, als dieß durch die bisherige Stampfe geschieht.
                              Am besten würde sich hiezu Wohl das Reibeisen (die Reibmaschine) eignen, dessen sich
                              auch Hr. Payen schon mit Vortheil bediente; es handelt
                              sich nur noch um eine ganz zweckmäßige Construction der Reibvorrichtung. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1058.)
                           
                        
                           Ueber die Schieß-Baumwolle des Hrn. Prof. Schönbein.
                           Prof. Grove hat kürzlich in einer Versammlung der
                              brittischen Naturforscher zu Southampton Versuche mit der Schieß-Baumwolle
                              angestellt, welche Prof. Schönbein zu Basel und Dr. Rud. Böttger zu Frankfurt
                              a. M. fast gleichzeitig entdeckten. Da noch nicht alle Formalitäten erfüllt waren,
                              um dem Prof. Schönbeiu seine Erfindung durch ein Patent
                              zu sichern, konnte er die Zusammensetzung dieser Substanz nicht mittheilen.
                           Ueber die Vortheile dieser Erfindung sagte Hr. Grove
                              folgendes: „Bekanntlich hinterläßt das beste Schießpulver nach seiner
                                 Explosion einen beträchtlichen Rückstand, was beweist daß die Verbrennung keine
                                 vollkommene ist, dieser Rückstand hat den großen Nachtheil, daß er die
                                 Schießgewehre beschmutzt. Durch die Erfindung des Prof. Schönbein ist dieser nachtheilige Umstand beseitigt und überdieß ist
                                 die Explosionskraft des neuen Pulvers zweimal so beträchtlich als die des alten.
                                 Es besteht aus Baumwolle, welche auf eine eigenthümliche Weise zubereitet wurde,
                                 man kann sie jedoch von gewöhnlicher Baumwolle nicht unterscheiden. Der Erfinder
                                 verfertigt zwei Sorten von seinem Pulver: die eine, welche zu dem gewöhnlichen
                                 Gebrauch bestimmt ist, gibt bei ihrer Explosion ein wenig Rauch; die andere,
                                 deren Bereitung kostspieliger ist, gibt keinen bemerklichen Rauch und hinterläßt
                                 nicht den geringsten Rückstand. Die Schieß-Baumwolle explodirt bei der
                                 Temperatur von 400 Graden, während das Stückpulver erst bei 600 Graden
                                 (Fahrenh.) explodirt. Man kann Schieß-Baumwolle über Stückpulver
                                 abbrennen, ohne daß letzteres Feuer fängt.“
                              
                           
                           Hr. Grove schritt sodann zu den Versuchen. Er brannte
                              zuerst etwas Stückpulver ab, um zu zeigen welche ungeheure Menge Rauch dasselbe
                              entwickelt. Hierauf nahm er Schieß-Baumwolle zweiter Sorte, welche sich eben
                              so schnell entzündete wie das Stückpulver, aber mit einem nur geringen kaum
                              bemerklichen Rauch; das Papier, worauf sie gelegt worden war, zeigte sich kaum
                              beschmutzt. Die Schieß-Baumwolle erster Sorte explodirte viel schneller, ohne
                              den geringsten Rauch zu geben und mit einer orangegelben Flamme. Hr. Grove zeigte sodann daß das Wasser die Eigenschaften der
                              Schieß-Baumwolle nicht verändert. Er tauchte ein Stück solcher Baumwolle in
                              ein Glas mit Wasser und preßte sie dann zwischen Fließpapier aus, um sie zu
                              trocknen. Obgleich sie in so kurzer Zeit nicht vollkommen trocken werden konnte, so
                              brannte sie doch ohne Rauch ab, als man sie mit einem glühenden Eisendraht berührte;
                              nur erfolgte die Explosion nicht so augenblicklich wie bei vollkommen trockener
                              Baumwolle. Der letzte und merkwürdigste Versuch bestand darin, daß Hr. Grove ein Stück Schieß-Baumwolle auf Stückpulver
                              legte und die Baumwolle abbrannte, ohne daß das Pulver Feuer fing; dieser Versuch
                              gelang vollkommen, nur muß die Baumwolle vollkommen trocken seyn, weil sonst ihre
                              Verbrennung weniger rasch erfolgt und daher das Stückpulver sich entzünden würde.
                              (The Standard.)
                           [Bekanntlich liefern Sägespäne, Leinwand, Baumwolle beim Erwärmen mit starker
                              Salpetersäure ohne Gasentwickelung eine schleimige Lösung, aus welcher Wasser eine
                              Substanz niederschlägt, die man Xyloidin genannt hat;
                              dieselbe ist weiß, pulverig, geschmacklos und in hohem Grade leicht entzündlich. Die Schieß-Baumwolle dürfte ein analoger Körper
                              seyn.]
                           
                        
                           Die Ersatzmittel der Kartoffeln, insbesondere die
                              Erdbirnen.
                           Die Engländer ermuntern in ihren landwirthschaftlichen Journalen zum Anbau
                              verschiedener Gewächse, damit beim Mißrathen der Kartoffeln nicht wieder solche Noth
                              eintritt.
                           Hr. Eduard Solly stellt in einer Reihe von Tabellen den
                              Ertrag und die nutzbaren Producte mehrerer Culturgewächse zusammen. Folgendes ist
                              denselben entnommen. Eine Hektare wohlgedüngten und wohlangebauten Bodens gibt in
                              England folgende Producte:
                           
                              
                                 Rüben
                                 60,000 Kilogr.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gelbe Rüben (Möhren)
                                 67,200    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Pastinak
                                 53,660    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kartoffeln
                                 35,840    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Hafer
                                   3,400    „
                                 oder
                                 28 Hektol.
                                 
                              
                                 Gerste
                                   3,600    „
                                   „
                                 24    „
                                 
                              
                                 Erbsen
                                   3,200    „
                                   „
                                 17    „
                                 
                              
                                 Bohnen
                                   3,500    „
                                   „
                                 19    „
                                 
                              
                                 Weizen
                                   3,360    „
                                   „
                                 20    „
                                 
                              
                                 Türk. Korn
                                   3,600    „
                                   „
                                 21    „
                                 
                              
                                 Kohl
                                 80,000    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Erdbirnen
                                 28,000    „
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Runkelrüben
                                 75,000    „
                                 
                                 
                                 
                              
                           Nach dieser Tabelle gibt der Kohl am meisten, die Erbse am wenigsten Product; um aber
                              ihren relativen Werth genau kennen zu lernen, muß der nahrhafte Theil jedes dieser
                              Gewächse besonders betrachtet werden. Die Resultate sind hier folgende:
                           
                              
                                 Kohl
                                     1,456 Kilogr.
                                 
                              
                                 Runkelrüben
                                     1,020    „
                                 
                              
                                 Gelbe Rüben
                                 655,200 Gramme
                                 
                              
                                 Erdbirnen
                                 599,000    „
                                 
                              
                                 Bohnen
                                 581,800    „
                                 
                              
                                 Pastinak
                                 561,800    „
                                 
                              
                                 Rüben
                                 442,400    „
                                 
                              
                                 Kartoffeln
                                 433,700 Gramme
                                 
                              
                                 Erbsen
                                 399,400    „
                                 
                              
                                 Weizen
                                 218,400    „
                                 
                              
                                 Gerste
                                 205,900    „
                                 
                              
                                 Hafer
                                 187,800    „
                                 
                              
                                 Türk. Korn
                                 177,500    „
                                 
                              
                           Es ist hieraus zu ersehen, daß der Kohl, in einem guten Boden in solchen
                              Zwischenräumen angebaut, daß er seine volle Größe erreichen kann, mehr nahrhafte
                              Substanz gibt, als jedes andere Gewächs, auch die Runkelrübe nicht ausgenommen.
                           Eines der vorzüglichsten Ersatzmittel der Kartoffeln ist die Erdbirne
                              (Knollen-Sonnenblumenwurzel, Helianthus
                                 tuberosus). Forsyth sagt Folgendes über dieses
                              Gewächs, dessen Anbau zu empfehlen ist.
                           Außer dem Ertrage an Knollen, welcher jenem der Frühkartoffeln gleich ist, erhält man
                              davon eine bedeutende Menge frischen Futters an den 9 Fuß erreichenden Stengeln. Die
                              Erdbirnen ertragen die größte Kälte, ohne darunter zu leiden; sie sind, wie die
                              Kartoffeln, mit Augen versehen, durch welche sie fortgepflanzt werden können. Diese
                              Pflanze erfordert ein gutes Erdreich und warme, recht luftige Lage; ihre Knollen
                              bilden sich sehr langsam und werden erst im Herbst gesammelt. Die Gänse, mit
                              Erdbirnen gefüttert, werden sehr bald fett und die Fasanen fressen sie im Winter
                              begierig. Wenige unter den gewöhnlichen Pflanzen sind leichter anzubauen; die
                              Erdbirne wird von keiner Krankheit befallen und ist, in Ermangelung anderer
                              Nahrungsmittel, ein vortreffliches für Menschen. Sie sind leicht zu vermehren, denn
                              man findet sie beinahe in allen Gärten.
                           Wenn man die Stengel als Viehfutter benützen will, so müssen sie noch jung, bei
                              ungefähr 3 Fuß Höhe, abgeschnitten werden; späterhin werden sie sehr hart und das
                              Vieh mag sie nicht mehr recht. Stengel und Wurzelknollen sind ein vorzügliches
                              Futter für Milchkühe und Mastungsmittel für die Schweine. (Echo du monde savant, 1846, Nr. 30.)
                           
                        
                           Das Bebeeru.
                           Die englischen Dreher und Kunstschreiner benutzen schon seit langer Zeit ein hartes,
                              schweres Holz von grünlichgelber Farbe, welches unter der Benennung grünes Herz (green heart) vorkommt. Dasselbe stammt von einem in
                              Guiana wachsenden Baum, zu Demerari Bebeeru genannt,
                              welchen Dr. Rodie zum
                              erstenmal beschrieb, und den Schomburg
                              nectandria Rodiei benannte, der aber jedenfalls zur
                              Familie der Laurineen gehört. Die Rinde und der Same (die Mandel) enthalten ein sehr
                              bitteres Alkaloid, das Bebeerin, welches auf ähnliche
                              Weise dargestellt wird und wirkt wie das Chinin. Maclagan
                              und Tilley constatirten die Existenz dieses Alkaloids,
                              außer welchem ersterer noch ein zweites, das Sipeerin
                              (von Sipeeri, wie die holländischen Ansiedler denselben
                              Baum benennen) gefunden haben will. Das möglichst rein dargestellte Bebeerin ist
                              nach der damit angestellten Analyse gerade so zusammengesetzt wie das Morphin, doch
                              bedürfen diese Untersuchungen noch sehr der Bestätigung. (Journal de Pharmacie, August 1846, S. 89.)