| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 102, Jahrgang 1846, Nr. , S. 455 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Mallat's Fabrication
                              metallener Schreibfedern.
                           Hr. v. Silvestre erstattete
                              hierüber der Société d'Encouragement im
                              Namen des Ausschusses für ökonomische Künste folgenden Bericht:
                           
                              „Obgleich die Erfindung metallener Schreibfedern schon beiläufig fünfzig
                                 Jahre alt ist, sind dieselben doch erst in den letzten fünfzehn Jahren in
                                 allgemeinen Gebrauch gekommen, so daß ihre Fabrication von Wichtigkeit geworden
                                 ist; beim Gebrauch derselben hat man sich überzeugt, daß dieselben häufig
                                 bedeutende Mängel haben, welche theils dem Material zuzuschreiben sind, woraus
                                 sie bestehen, theils den bei ihrer Fabrication befolgten Verfahrungsarten. Man
                                 findet in einer Quantität Metallfedern verhältnißmäßig nur wenige, welche dem
                                 Käufer taugen oder beim Gebrauch lange aushalten; wegen zu geringer Sorgfalt,
                                 die man auf das Härten dieser Federn verwendet, biegen sich viele weil sie zu
                                 schwach gehärtet sind, während andere brechen, weil sie zu stark gehärtet sind.
                                 Um diese Nachtheile auszugleichen, haben die Fabrikanten bisher den Grundsatz
                                 befolgt, ein großes Quantum Federn zu einem geringen Preis zu liefern, um den
                                 Verlust beim Aufkauf so vieler schlechter und unbrauchbarer Federn
                                 auszugleichen.
                              
                           
                              Hr. Mallat hat in der
                                 Fabrication der metallenen Schreibfedern Verbesserungen eingeführt, wodurch
                                 dieselben zwar kostspieliger, aber ohne Vergleich besser und dauerhafter
                                 werden.
                              
                           
                              Die Schnäbel seiner Federn werden nicht durch einen einzigen Schlag des
                                 Durchschnitts erhalten. Jede Feder ist aus mehreren Theilen zusammengesetzt,
                                 welche wegen der dazu verwendeten Substanzen ganz unverletzbar sind; diese
                                 verschiedenen Theile sind die Schnäbel, der Stiel und die Spitzen.
                              
                           
                              Die zwei Schnäbel, welche durch die Maschine separat verfertigt und dann mittelst
                                 des Stiels verbunden werden, bestehen aus einer Legirung von Gold, Platin,
                                 Silber und Kupfer in solchen Verhältnissen, daß sie mit der Unveränderlichkeit
                                 des Goldes, dessen Aussehen und Farbe sie besitzen, die vollkommenste
                                 Elasticität verbinden. Der Stiel, worauf die Schnäbel genietet sind, besteht aus
                                 Platin und Silber.
                              
                           
                              Die Spitzen der Schnäbel verfertigt Hr. Mallat aus Rubin und einer noch härteren
                                 Substanz, dem Iridium-Osmium. Diese Legirung wird in dem körnigen ZustandZrstand, wie man sie aus dem Platinerz erhält, an das Ende jedes Schnabels
                                 gelöthet und mittelst Schmergel und Diamantpulver zur verlangten Gestalt
                                 geschliffen. Die Rubinspitzen aber werden an dem Ende jedes Schnabels stark
                                 befestigt und dann mit dem Oelstein geschliffen.
                              
                           
                              Die Federn des Hrn. Mallat
                                 bestehen einerseits aus unoxydirbaren Substanzen, was ihnen eine große Dauer
                                 sichert und andererseits sind ihre Spitzen immer glatt, was ihren Gebrauch auf
                                 allen Papiersorten erleichtert; der Consument braucht sich daher bloß eine Feder
                                 von entsprechendem Härtegrad auszuwählen.
                              
                           Im ersten Jahre 1843 seines Fabrikbetriebs setzte Hr. Mallat 1500 Federn ab, im zweiten Jahre aber
                                 schon 2500. im dritten 5000 und im gegenwärtigen, 1846, wird sein Absatz 10,000
                                 Federn erreichen, obgleich keine unter sechs Franken kostet. Er hat auch mehrere
                                 Hülfsmaschinen für seine Fabrication erfunden, welche seinem Scharfsinn alle
                                 Ehre machen.“ (Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement.)
                           
                        
                           
                           Maccaud'sche
                              Gasbrenner.
                           Bei den gewöhnlichen Gasbrennern beschleunigt oder verzögert der geringste Zugwind,
                              wie er namentlich in Kaffeehäusern und andern öffentlichen Plätzen durch das häufige
                              Oeffnen und Schließen der Thüren stattfindet, die aufsteigende Bewegung des Gases in
                              den Zugcylinder. Dadurch entsteht ein Wechsel in der Temperatur der Flamme, und
                              folglich auch in der Quantität des Lichts. Zu starker Luftzutritt erkältet die
                              Flamme und führt eine beträchtliche Menge unverbranntes Gas davon, wodurch Rauch und
                              unangenehmer Geruch entstehen, das Licht wird flackernd und ermüdet die Augen.
                              – Diesem Nachtheil hat Hr. Maccaud durch ein Metallgewebe abgeholfen, welches in Form eines
                              weiten Kegels den Brenner von seinem Fuße an bis zum Glasträger umgibt. Durch dieses
                              Messingdrahtgeflecht kann die für die Brenner nothwendige Luft einziehen, während
                              die Windstöße sich daran brechen. – Den innern Canal der Brenner hat Hr.
                              Maccaud, den in Paris
                              angewandten gegenüber, erweitert. Sein Zugglas ist cylindrisch und 25 Centimeter
                              hoch. – Man reinigt das Drahtgewebe, obwohl es leicht abgenommen werden kann,
                              an seinem Platze mit dem Federbesen. In Lyon werden diese Brenner schon häufig
                              angewandt, auch in Paris an mehreren Orten. (Moniteur
                                 industriel, 1846 Nr. 1076.)
                           
                        
                           Jacquelain's colorimetrische
                              Kupferprobe.
                           Dieselbe beruht auf der Vergleichung der zu prüfenden mit einer Normallösung;
                              verdünnt man erstere so lange, bis sie dieselbe Farbe zeigt, wie die letztere, so
                              steht der Kupfergehalt beider im Verhälnisse ihres Volums. Bei Kupfer, welches
                              Kobalt oder Nickel enthält, ist diese Probe natürlich nicht anwendbar.
                           Man benutzt bei dieser Methode gleich weite, an einem Ende
                              zugeschmolzene Glasröhren; bei zwei derselben ist bloß der Punkt von 5
                              Kubikcentimet. Inhalt verzeichnet, die dritte aber enthält darüber hinaus Grade von
                              1/10 Kubikcentimet. Um die zur Vergleichung erforderliche Normallösung zu erhalten,
                              bereitet man eine Lösung von 1/2 Gramm reinem Kupfer in verdünnter Salpetersäure,
                              welche man mit Ammoniak in schwachem Ueberschuß versetzt und dann mit so viel Wasser
                              verdünnt, daß das Ganze genau 1 Liter mißt. Von derselben mißt man in eine der
                              Röhren 5 Kubikcent. ab und schmilzt hieraus die Röhre zu; die Lösung bleibt dann von
                              unveränderter Nuance, wenigstens drei Monate lang.
                           Von der zu prüfenden Kupferlegirung löst man etwa 2 Gramme in Salpetersäure auf,
                              versetzt sie mit Ammoniak in Ueberschuß, gießt das Ganze in ein graduirtes 2
                              Deciliter fassendes Glas, und bringt nun die Lösung, wenn sie noch nicht so dunkel
                              ist als die normale, auf ein Volum von 150, 100 oder 50 Kubikcentimet., kurz so, daß
                              sie dunkler wird als die Normallösung. Man filtrirt dann
                              eine Quantität davon, mißt mit der graduirten Röhre 5 Kubikcent. ab, läßt einige
                              Tropfen Ammoniak und dann tropfenweise destillirtes Wasser hinzufließen, bis die
                              Nuance beim Durchsehen genau dieselbe ist wie die der Normallösung. Zu diesem Ende
                              hält man beide Röhren vor ein Blatt weißes Papier und damit gegen das Licht und
                              beobachtet sie durch ein blaues Glas, welches in einem Rahmen von 2 Millimet.
                              Oeffnung eingespannt ist. Es ist dann der Kupfergehalt der geprüften Lösung bei
                              gleichem Volum um so viel größer als derjenige der Normallösung (d.h. 1 Gramm), als
                              man sie verdünnen mußte um die gleiche Nuance herzustellen.
                           Jacquelain behauptet, daß nach seinen Versuchen diese
                              Methode bis auf 1/3 Proc. genau ist. (Technologiste,
                              August 1846, S. 481.)
                           
                        
                           
                           Ueber Hornpressen.
                           Der starke Verbrauch an Horn in den Drechslerwerkstätten bedingt einen bedeutenden
                              Abfall dieses Materials. Die Hornspäne werden wieder dadurch verwerthet, daß sie dem
                              Landmann als Düngmaterial abgegeben werden; aber viel höher würden sie sich
                              verwerthen, wenn sie, wie es an einigen Orten gebräuchlich ist, durch Pressen wieder
                              zu einer zusammenhängenden hinreichend festen Masse vereinigt und aufs Neue zu
                              Handelsartikeln verarbeitet würden. Regenschirm- und Stockgriffe, Knöpfe etc.
                              aus solchem gepreßten Horn gefertigt, sind hinlänglich bekannt, nicht aber die
                              Methode, die Späne hiezu wieder zu vereinigen. Man hat früher Versuche gemacht, das
                              Horn aufzulösen, indem man es mit starker Lauge kochte und das Kali (welches
                              eigentlich das Auflösungsmittel ist) wieder durch verdünnte Schwefelsäure abschied;
                              hiebei wird aber das Horn so wesentlich verändert, daß es nicht mehr wohl zu
                              brauchen ist. Man hatte die Ansicht, die Späne würden ganz in Fluß gebracht und dann
                              gegossen, weßhalb man auch die Waare aus solchem Horn als gegossen bezeichnet; diese
                              Ansicht ist aber irrig. Auf keinerlei Weise ist das Horn in Fluß zu bringen, es wird vielmehr nur weich und teigartig, und in diesem
                              Zustand werden die Späne durch Pressen vereinigt, wobei die Waare zugleich die
                              vorgezeichnete Form erhält. Das Erweichen bis zur Vereinigungsfähigkeit wird einfach
                              durch Wärme erzielt. Die Späne werden in metallene Formen gefüllt und erwärmt, dann
                              unter einer geeigneten Presse behandelt.
                           Um ein Verbrennen des Horns bei zu hoher Temperatur zu vermeiden, um überhaupt stets
                              denselben Wärmegrad und dadurch ein sicheres Resultat zu erhalten, wendet man Bäder
                              an. Kochendes gewöhnliches Wasser hat die hohe Temperatur nicht, die hiezu
                              erforderlich ist, man kann sie jedoch erhöhen durch Zusatz von Salzen, Kochsalz,
                              salzsaurem oder salpetersaurem Kalk. In einer solchen Salzlösung werden nun die
                              Formen mit den Spänen erwärmt, ehe sie in die Presse kommen.
                           Ein sicheres Gelingen dieser Arbeit setzt voraus, daß die Hornspäne möglichst rein
                              gehalten sind, widrigenfalls sie sich so wenig vereinigen lassen, als das Schildpatt
                              bei dem Löthen. Deßhalb müssen auch Anstalten getroffen werden, die Späne rein zu
                              erhalten, sie müssen gleich bei dem Abfallen etwa in untergestellten Behältern
                              aufgefangen und bedeckt, vor Staub etc. bewahrt werden. Die bisherige Art, die Späne
                              die Woche über liegen zu lassen und erst bei dem Zusammenkehren der Stube zu
                              sammeln, muß aufgegeben werden, wenn man die Späne zu obigem Zweck benutzen will.
                              (Gewerbvereinsblatt der Stadt Fürth.)
                           
                        
                           Lackfirniß auf Papier und Papparbeit.
                           Wenn man Papier oder Papparbeit lackiren will, so sehe man weniger auf dauerhafte,
                              als glänzende Firnisse, weil diese Arbeiten schon in ihrer eigenen Natur nichts
                              weniger als dauerhaft sind, weßwegen sie nur Eleganz und äußerliche Zierlichkeit
                              empfehlen können. Die Weingeistlackfirnisse sind die geeignetsten und wohlfeilsten
                              Firnisse hiezu, weil sie schnell trocknen und den meisten Glanz bei wenig Auftragen
                              hinterlassen. Die Papparbeit wird entweder mit farbigem Papier überzogen, oder auch
                              mit Leim- oder Gummifarbe grundirt; im ersten Fall muß die Papparbeit vor dem
                              Firnissen mit Pergamentleimwasser überzogen werden, weil sonst das Papier, besonders
                              lichtfarbiges, Flecken bekommt.
                           Als Firniß kann man nun folgende Firnisse anwenden: 
                           1) Man nehme
                           
                              
                                 reinen Weingeist
                                 1 Pfund,
                                 
                              
                                 Sandarach
                                 6 Loth,
                                 
                              
                                 Mastix
                                 4 Loth,
                                 
                              
                                 gestoßenes Glas
                                 4 Loth,
                                 
                              
                           stoße die Harze zu feinem Pulver, vermische es mit dem
                              gestoßenen Glase und bringe es sammt dem Weingeiste in einen Kolben mit kurzem Halse
                              und setze ihn in ein Wasserbad. Ist die Auflösung bereits erfolgt, so setzt man 3
                              Loth ausgelaugten venetianischen Terpenthin erwärmt hinzu, läßt alles noch eine Viertelstunde im
                              Wasserbade digeriren, nimmt dann das Feuer weg und läßt die Mischung erkalten. Am
                              folgenden Tag wird der Firniß durch Filz filtrirt.
                           2) 6 Loth Sandarach werden gepulvert, mit 24 Loth Weingeist übergossen und in das
                              Wasserbad gestellt; hierauf läßt man 4 Loth Elemiharz, oder auch weißes Harz in
                              einem irdenen Topfe zergehen, und gießt solches, wenn der Sandarach bereits
                              aufgelöst ist, in den Kolben und läßt es noch einige Zeit digeriren, bis alles
                              gehörig aufgelöst ist. Dieser Firniß hat sehr viel Glanz und auch einige Dauer.
                           Zu farbigen Firnissen dient folgende Vorschrift:
                           Der eigentliche Firniß besteht, wie gewöhnlich aus Schellack, Sandarach, Mastix und
                              venetianischem Terpenthin. Die rothe Farbe gibt man ihm durch Drachenblut, oder
                              Sandelholz, oder Orlean, die gelbe durch Gummigutt, Aloe, Curcumä, die grüne durch
                              Kreuzbeeren; man kann allenfalls die Dosis des Terpenthins oder Animeharzes um 1
                              Loth verstärken. (Gewerbvereinsblatt der Stadt Fürth.)
                           
                        
                           Ueber Bereitung von Salmiak mittelst Cloakenjauche; von Cottereau.
                           Der Rückstand von der Chlorbereitung, welcher aus salzsaurem Mangan besteht und in so
                              großer Menge producirt wird, fand bis jetzt wenig oder keine Anwendung und ging also
                              verloren. Versetzt man 100 Liter Kothjauche mit 8 bis 10 Liter dieses flüssigen
                              Rückstandes, so entwickelt sich Schwefelwasserstoffgas und die Mischung wird sauer;
                              beim Filtriren liefert sie dann eine gelbliche Flüssigkeit, welche beim Abdampfen
                              fast 4 Kilogr. rohen Salmiak gibt. Es versteht sich daß die Mischung hiebei
                              desinficirt wird. (Journal de Chimie médicale,
                              Nov. 1846 S. 696.)
                           
                        
                           Trocknen und Aufbewahren der Kartoffeln.
                           Hofküfermeister Reymüller zu Kassel schneidet zu obigem
                              Zweck die Kartoffeln zuerst in würfelförmige Stücke, reinigt sie dann in Wasser und
                              bringt sie hierauf in ein Faß, das er mit gewöhnlichen Schwefelschnitten wiederholt
                              stark einbrennt. Nach Verfluß von 1 1/2 Stunden werden sie herausgenommen und auf
                              Horden getrocknet, wo sie nun eine schöne weiße feste Masse bilden, die sich Jahre
                              lang aufbewahren und zu jedem Zweck benutzen läßt. Die Schwefeldämpfe (schweflige
                              Säure), welchen die Kartoffelstücke hier längere Zeit ausgesetzt sind, bewirken
                              hiebei dasselbe, wie die verdünnte Schwefelsäure, die man früher für den gleichen
                              Zweck in Vorschlag gebracht hat (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 416), die sich aber, auch durch
                              fortgesetztes Auswaschen, nicht leicht wieder ganz beseitigen läßt. (Riecke's Wochenblatt, Nr. 47.)
                           
                        
                           Kohlenstaub, ein Mittel die Kartoffelkrankheit zu
                              verhindern.
                           In einem Umkreis von mehr als 24 Kilometern waren in den Feldern zwischen Maubeuge,
                              Avesnes, Landrecies, Valenciennes alle Kartoffeln mißrathen, bis auf ein Feld bei
                              Berlemont, in der Nähe des Forstes Maur-Mat, wo Knollen und Kraut nicht die
                              geringste Veränderung erlitten hatten. Der Bauer, ein armer Holzhacker, erklärte es
                              dadurch, daß er den Kohlenstaub, welchen sie die Erlaubniß hatten nach dem
                              Kohlenbrennen zu sammeln, auf seinen mit Kraut, Rüben und Kartoffeln bebauten Acker
                              brachte. Die Gemüser waren dadurch sehr groß geworden und früher herangewachsen als
                              sonst; die Kartoffeln aber merkwürdiger Weise gesund geblieben, während sie in der
                              ganzen Umgegend erkrankt waren. Als er heuer Kartoffeln legte, umgab er jeden Knollen
                              (légume) mit einer Handvoll solchen
                              Kohlenstaubs, und im Monat April bedeckte er sie über einen Centimeter (4 1/2 Lin.)
                              hoch damit. D'Héran. (Comptes rendus, Sept. 1846, Nr. 13.)
                           
                        
                           Anwendung des Coutaret'schen Verfahrens zum Desinficiren der Abtritte.
                           Das französische Kriegsministerium hat kürzlich die Verfügung erlassen, daß alle
                              Abtritte und Abtrittgruben in den Militär-Spitälern nach dem Coutaret'schen Verfahren desinficirt werden sollen; für
                              die Desinfection nach diesem Verfahren (man vergl. darüber polytechn. Journal Bd. CI S. 407) hat sich in Paris eine
                              Gesellschaft gebildet, an deren Spitze ein ehemaliger Militär-Apotheker, Hr.
                              Petit, steht. Der Beschluß
                              des Kriegsministeriums wurde auf den günstigen Bericht zweier Commissionen gefaßt,
                              welche mit der praktischen Prüfung jenes Verfahrens im Spital
                              Val-de-Grace und im Hotel der Invaliden beauftragt waren. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1072.)
                           
                        
                           Vertilgung der dem Olivenbaum schädlichen Insecten.
                           Hr. Blaud schlägt zur
                              Vertilgung der dem Olivenbaum schädlichen Insecten, vorzüglich der Tinea oleae (Oelbaummotte), vor, wie folgt zu verfahren.
                              Die zweite und dritte jährliche Generation, deren Raupe nicht Blätter, sondern
                              Blüthen und Früchte auffrißt, in denselben aber keine Stelle findet, um sich darin
                              zu verpuppen, läßt sich gewöhnlich zur Erde hinab, um Baumabfälle etc. hiezu zu
                              benützen; gräbt man also gegen Ende Julius um den Baum herum vom Stamm an bis etwa
                              30 Centimeter über die äußersten Zweige hinaus 25 Centimeter tiefe Gräben und deckt
                              diese, ehe die Puppen auskriechen und das ausgeschlüpfte Insect sich wieder auf den
                              Baum begibt, wieder zu, vom 3. bis 11. Sept., so werden damit alle Puppen
                              getödtet.
                           Auch die dadurch stattfindende Umarbeitung des Bodens ist dem Baum sehr nützlich. Die
                              angefressenen und abfallenden Oliven gehen zwar verloren; dieselben geben aber
                              ohnedieß wenig und schlechtes Oel. Die Versuche, welche Hr. Blaud anstellte, fielen alle sehr gut aus, doch
                              geschah dieß noch nicht im Großen und in Bezug auf die Rentabilität der Kosten.
                              – Eine Fliegenart, Oscinis oder Dacus oleae genannt, ist ebenfalls der Olive sehr
                              schädlich. Die in den Oliven selbst sich bildenden Puppen gehen etwa durch Frost zu
                              Grund oder werden bei der Ernte getödtet, die übrigen aber kriechen bis zur Erde, 2
                              bis 4 Centimeter tief, und verpuppen sich hier. Nach Hrn. Blaud's Vorschlag wird im Lauf des Winters um
                              den Fuß jedes Baums herum eine 30 Centimet. dicke Erdschicht geworfen und
                              festgeschlagen und bis zum Julius so gelassen, die so begrabenen Fritfliegen kämen
                              wahrscheinlich nicht zur Entwickelung. (Aus Milne Edwards' Bericht in den Comptes rendus, 1846,
                              1stes Sem., Nr. 20.)
                           
                        
                           Fütterung der Hühner mit Schnecken.
                           Das was im polytechn. Journal Bd. CI S. 168
                              über Fütterung der Hühner mit Schnecken gesagt ist, kann ich aus eigener Erfahrung
                              bestätigen. Besonders die welschen Hühner fressen die
                              Schnecken sehr gern und werden so leicht dadurch fett, wie durch das kostbarste
                              Futter. Dieser Umstand hat aber für den Landwirth noch einen weitern Vortheil; er
                              kann sich dadurch von den kleinen Ackerschnecken, die den
                              jungen Samen so viel Schaden thun, auf die leichteste und wohlfeilste Weise
                              befreien, wenn er seine Heerde welscher Hühner aufs Feld gehen läßt. Diese Hühner
                              halten immer einen ordentlichen und geschlossenen Zug und ein Hüter kann mit ihnen
                              ein Feld befahren wie mit Schafen. Die gewöhnlichen Hühner scharren und zerstreuen
                              sich leichter; wenn man sie aber unter die welschen steckt, so gewöhnen sie sich
                              auch bald an einen geordneten Zug. Ich habe solche gemischte Heerden stets mit
                              bestem Erfolg zu Vertilgung der Ackerschnecken austreiben lassen und nie bemerkt,
                              daß die Hühner Schaden verursacht hätten. Bei den welschen ist dieß ohnehin nie der
                              Fall. (Riecke's Wochenblatt, 1846 Nr. 45.)
                           
                        
                           Rebhühnerzucht auf dem Lande.
                           Die für die Viehzucht sonst so vortheilhafte Cultur künstlicher Wiesen ist für die
                              Rebhühner eine Ursache des Untergangs. Diese Vögel bauen ihre Nester in die Wiesen,
                              verlassen aber, da gewöhnlich gemäht wird, ehe die Bebrütung zu Ende ist, ihre Eier
                              und die Brut ist verloren. Mehreremale, sagt Hr. Roulleau Piégu, ließ ich die Bebrütung
                              durch Hühner vollenden, welchen ich die Eier unterlegte, und versuchte die Rebhühner
                              so aufzuziehen, wie dieß in Fasanerien geschieht. Mit der Landwirthschaft verträgt
                              sich aber dieses umständliche Verfahren nicht. Besser ist folgendes, welches ich
                              zufällig entdeckte. 2–3 Tage nach dem Auskriechen der Rebhühnchen (so viel
                              Zeit ist erforderlich, damit sie sich gewöhnen der Henne zu folgen) bringt man sie
                              sammt der Henne, welche sie ausbrütete, in die Mitte eines vom Geflügelhof
                              entfernten Getreideackers. Ausschließlich mit der Pflege der Rebhühnchen
                              beschäftigt, bleibt die Henne Tag und Nacht im Felde, bis die Schnitter zur Ernte
                              kommen; in ihrem Wohnsitz beunruhigt, kömmt sie jetzt in den Hühnerhof zurück und
                              bringt ihre Brut mit. Sollte dieß schon vor der Ernte geschehen, so müßte man sie
                              eilends dahin zurückbringen, weil sonst die jungen Rebhühnchen von den Hühnern und
                              Enten jämmerlich zerrissen würden, was, wenn sie etwas älter sind, nicht mehr
                              geschieht. – Die so aufgezogenen Rebhühner verlieren viel von ihrem wilden
                              Wesen; beim Anblick des Menschen behalten sie die Sorglosigkeit des Huhns; sie
                              laufen auf den Ruf der Geflügelmagd herbei, mengen sich unter das übrige Geflügel,
                              nehmen ihren Theil von den vorgeworfenen Körnern und kehren Abends in den
                              Hühnerstall zurück. Es kömmt aber die Zeit, wo sie das Bedürfniß fühlen, den
                              Anforderungen der Natur hinsichtlich der Fortpflanzung zu genügen; sie verlassen
                              alsdann den Hühnerhof, um nicht mehr dahin zurückzukehren. (Moniteur industriel, 1846 Nr. 1046.)