| Titel: | Bericht des Hrn. Calla über eine Weberlade mit Einschießvorrichtung zum Weben façonnirter Stoffe von Hrn. Vincent. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. IX., S. 25 | 
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                        IX.
                        Bericht des Hrn. Calla über eine Weberlade mit Einschießvorrichtung
                           								zum Weben façonnirter Stoffe von Hrn. Vincent.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Jul. 1846, S. 392.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Vincent's Weberlade mit Einschießvorrichtung.
                        
                     
                        
                           Hr. Vincent (rue du
                                 										Faubourg-du-Temple No. 133 in Paris) erfand eine
                              									Einschießlade zum Weben façonnirter Stoffe, nahm am 30. Sept. 1842 ein Patent
                              									darauf und nannte sie battant-lanceur Vincent.
                              									Bei der Fabrication mehrfarbiger façonnirter Stoffe steht ein Kind, welches
                              									in den Fabriken von Lyon à côté
                              									genannt wird, dem Weber zur Seite, damit beschäftigt, die mit den farbigen
                              									Einschußfäden versehenen Weberschiffchen nach der Reihenfolge, wie sie der Weber
                              									verlangt, auszusuchen und sie durch die geöffneten Zettel zu werfen. Hat das
                              									Schiffchen die Kette passirt, so fängt der Weber dasselbe wieder auf und gibt es dem
                              									Kinde wieder zurück, welches dasselbe entweder von neuem einschießt oder es zur
                              									Seite legt und es, nach Angabe des Webers, durch ein anderes mit anders gefärbtem
                              									Garne ersetzt.
                           Der von Jacquard erfundene Mechanismus, welcher die
                              									früheren Latzenzieher ersetzt, ließ, was die Bewegung des Schiffchens betrifft, die
                              									Sache beim alten. Hr. Vincent nahm sich vor, die Idee von
                              										Jacquard weiter auszudehnen, und dasjenige, was bis
                              									jetzt Kinder thun mußten, durch eine mechanische Vorrichtung vollbringen zu lassen.
                              									Diese Vorrichtung ist mit dem Mechanismus von Jacquard so
                              									vereinigt, daß die Aufeinanderfolge der Einschußfäden von verschiedener Farbe mit
                              									der Bewegung der Schäfte, durch welche die Zeichnung auf dem Gewebe hervorgebracht
                              									wird, zusammenhängt. Hr. Vincent erreicht seine Absicht
                              									auf folgende Weise: auf jeder Seite der Lade bringt er eine Reihe von übereinander
                              									liegenden Kästchen an, deren Anzahl so groß ist als die Zahl der verschiedenen
                              									Farben, welche der Einschuß zum Erzeugen des Musters haben muß. In jedes dieser Kästchen kommt ein
                              									Schiffchen mit dem Einschußfaden von einer gewissen Farbe. Nach jedem Schlage der
                              									Lade bewegen sich die beiden Reihen von Kästchen, in welchen die Schiffchen liegen,
                              									vertical von unten nach oben, oder von oben nach unten, so daß sich, je nachdem es
                              									nothwendig ist, jedesmal ein Faden von anderer Farbe zum Einschuß darbietet. Eine
                              									Reihe kleiner hölzerner Riegel befindet sich an jedem Ende der Lade, und zwar hinter
                              									den Kästchen, in welchen die Schiffchen liegen. Die Zahl der Riegel ist gleich der
                              									Zahl der Kästchen, und sie sind so angeordnet daß, wenn der erste Riegel während des
                              									Niederganges der Kästchen verschoben wird, das erste Kästchen in seiner verticalen
                              									Bewegung aufgehalten wird, so daß sein Schiffchen auf gleiche Höhe wie die obere
                              									Fläche der Lade zu liegen kommt. Wird der dritte Riegel verschoben, so bietet sich
                              									das dritte Schiffchen dar u.s.f. Durch einen Tritt mit dem Fuße des Webers wird die
                              									verticale hin- und wiederkehrende Bewegung der Kästchen hervorgebracht, und
                              									der Jacquard-Mechanismus hat, außer seiner gewöhnlichen Vorrichtung, nur die
                              									kleinen, oben erwähnten hölzernen Riegel in Thätigkeit zu bringen, welche die Größe
                              									der Bewegung für die Kästchen mit den Schiffchen bedingen.
                           Die einzelnen Theile des Mechanismus sind leicht auszuführen, sehr einfach zu
                              									unterhalten und wenig kostspielig. Der Apparat arbeitet sicher, und ist gewiß eine
                              									wesentliche Verbesserung zu nennen, welche bald allgemein eingeführt werden
                              									dürfte.
                           An der Vorrichtung des Hrn. Vincent befindet sich auch
                              									noch ein kleiner Apparat, welchen der Erfinder Balancier nennt, und dessen Zweck
                              									ist, den Einschußfaden bei seinem Austritt aus dem Stoffe leicht zu spannen, so daß
                              									dadurch die Sahlleiste reiner wird; auch dieser Apparat ist sehr einfach und bewegt
                              									sich mit Leichtigkeit und Regelmäßigkeit.
                           Hr. Vincent, welchem man diese Verbesserungen in der
                              									Weberei façonnirter Stoffe verdankt, hat einen großen Theil seines Lebens in
                              									den Fabriken zu Lyon zugebracht.
                           
                        
                           Beschreibung der Einschießlade für Jacquardstühle.
                           Diese Lade ist für Webstühle bestimmt, worauf Gewebe von 4 bis 12färbigen
                              									Einschußfäden gemacht werden sollen, ohne dabei des sogenannten Einschießers zu
                              									bedürfen wobei gewöhnlich ein Knabe damit beschäftigt ist, beim Weben sehr breiter
                              									Stoffe das Schiffchen aufzufangen und wieder einzuschießen – eine Operation, welche der Weber nur
                              									mit viel Zeitverlust und großer Ermüdung selbst verrichten könnte.
                           Fig. 28 ist
                              									eine Ansicht der Lade von vorn;
                           Fig. 29 ein
                              									horizontaler Durchschnitt der Kästchen für die Schiffchen nach der Linie ab, Fig. 28.
                           Fig. 30
                              									hintere Ansicht einer Ladenseite.
                           Fig. 31
                              									verticaler Durchschnitt derselben nach der Linie cd, Fig.
                                 										29.
                           Fig. 32
                              									besondere Ansicht der Art und Weise, wie die Hebel, wodurch die Schiffchenkästen
                              									bewegt werden, aufgehängt sind.
                           Fig. 33 zwei
                              									Ansichten des sogenannten Balanciers.
                           Fig. 34
                              									Zapfen, welche die Schiffchen bei ihrer abwärts gehenden Bewegung aufhalten.
                           Fig. 35 ein
                              									Schiffchenkasten besonders dargestellt.
                           Fig. 36 zwei
                              									Ansichten eines Hakens oder einer Platine.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Ansichten denselben Gegenstand.
                           A der Ladenstock, welcher von dem Stuhlgestell getragen
                              									ist. B Hebellager, welche auf dem Ladenstock mittelst
                              									der Flügelmuttern C befestigt sind. D oberstes Querstück der Lade, welches mittelst der
                              									Haken E an den Ladenträger A
                              									so angehängt ist, daß es sich frei, wie die Zunge einer Wage, bewegen kann. F Seitenarme der Lade. G
                              									oberes Querstück der Lade. H Schrauben mit Handgriffen,
                              									um die Lage der Lade zu reguliren. I Backen oder Klotz
                              									der Lade. J Ladendeckel, welchen der Arbeiter erfaßt,
                              									wenn er die Lade bewegt. K Kamm oder Rietblatt. L Rahmen für die Kästchen, welche an den Armen F der Lade durch einen Bügel a,
                                 										a befestigt sind. Rechts und links in den Rahmen sind Ruthen angebracht,
                              									worin sich die Kästchen verschieben.
                           M Bahn für den Treiber N. O
                              									die fünf Schützenkästchen auf jeder Seite der Lade. P
                              									Mechanismus, durch welchen die Treiber zurückgezogen werden, nachdem sie das
                              									Schiffchen eingeschossen haben; er besteht aus einer kleinen Metallrolle b, in welcher sich eine Feder c befindet, durch die der Riemen d, welcher an
                              									dem Treiber befestigt ist, aufgerollt wird; auf diese Weise zieht sich der Treiber
                              									nach jedem Wurfe des Schiffchens zurück. e ein
                              									Einschußfaden, welcher sich von der Schußspule, die in dem Schiffchen liegt,
                              									abwickelt.
                           R, R Riemen oder Schnüre, um die Schiffchenkästen zu
                              									bewegen; sie sind mit einem Ende an einem Haken der Kästen, mit dem anderen an dem
                              									Ladenstock A befestigt und gehen über die Rollen S, S, welche an dem Ende der Hebel T hängen. Diese Hebel, welche ihren Drehungspunkt in B haben, sind an einem Ende mit dem Stück U vereinigt, dessen Gewicht je nach der Anzahl der
                              									Kästen größer oder kleiner gemacht werden muß. Das Stück U
                              									gleitet in einem Rahmen V und ist an zwei Riemen f, f aufgehängt, deren Enden an den Rollen g, g fest sind. Auf der Achse dieser Rollen befindet
                              									sich noch eine dritte h, deren Riemen mit dem Hebel des
                              									Jacquard-Mechanismus in Verbindung steht. Aus dieser Anordnung geht hervor,
                              									daß wenn der Jacquard in die Höhe geht, die Hebel T, T
                              									sich mitbewegen, und die Kästen sich abwärts verschieben. X Balancier, der dazu dient, die Einschußfäden, nachdem sie aus den
                              									Schiffchen ausgetreten sind, auf die Seite zu schieben, um deren Verwirren zu
                              									verhindern und ihnen eine gehörige Spannung zu geben. Y
                              									ist ein um die Achse i beweglicher Hebel, dessen Ende in
                              									den gekrümmten Schlitz des Balanciers eingreift, und letzteren in die Lade
                              									hineinschiebt, so daß er auf der anderen Seite vorspringt. An diesem Hebel ist eine
                              									Schnur k angebracht, die denselben mit dem Hebel T vereinigt, so daß er zugleich mit den Schiffchenkästen
                              									abwärts geht; eine Feder j bringt den Hebel immer wieder
                              									in seine ursprüngliche Lage.
                           Z Schnüre, welche die Treiber oder den Schnellschützen
                              									in Bewegung setzen; sie gehen über die Rollen l, l und
                              									vereinigen sich beide in einen Handgriff A', an welchem
                              									der Weber jedesmal zieht, wenn die Kette zum Einschuß geöffnet ist. Die Riegel oder
                              									Haken B', Fig. 34, haben die
                              									Bestimmung, die Kästen bei ihrer abwärts gehenden Bewegung einzuhalten, je nachdem
                              									ein Einschußfaden von der einen oder anderen Farbe gewünscht wird. Die Haken greifen
                              									in Oeffnungen, die in den Riegeln C', welche hinter den
                              									Küsten liegen, angebracht sind. C' Riegel, wovon so
                              									viele als Schiffchenkästen O vorhanden sind; durch
                              									dieselben und mittelst der Haken B', Fig. 34, wird die Größe
                              									der verticalen Bewegung für die Kästchen bestimmt. E'
                              									Haken oder Platinen, deren verticaler Theil da eine schiefe Ebene bildet, wo sie mit
                              									den dazu gehörigen Riegeln C' in Berührung kommen.
                           D' Schnüre, welche die Verbindung zwischen dem Jacquard
                              									und den Schiffchen mit verschiedener Farbe herstellen, indem sie die Platinen E' und Riegel C' in
                              									Thätigkeit setzen. Auf diese Weise wird die verticale Bewegung der Schiffchenkästen
                              									begränzt, so daß sich immer das Schiffchen, welches den Einschuß von der gewünschten
                              									Farbe enthält, auf gleicher Höhe mit der Lade darbietet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
