| Titel: | Verfahren bei den Daguerre'schen Lichtbildern die glänzenden und dunkeln Töne in gleicher Vollkommenheit hervorzubringen; von Belfield Lefèvre und Léon Foucault. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XXV., S. 106 | 
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                        XXV.
                        Verfahren bei den Daguerre'schen Lichtbildern die
                           								glänzenden und dunkeln Töne in gleicher Vollkommenheit hervorzubringen; von Belfield Lefèvre und
                           									Léon
                              								Foucault.
                        Aus den Comptes rendus, Oct. 1846, Nr.
                              								15.
                        Ueber die Zubereitung der Platten für Daguerre'sche
                           								Lichtbilder.
                        
                     
                        
                           Bald nach Daguerre's Entdeckung wurde von Künstlern und
                              									Liebhabern die Beobachtung gemacht, daß die jodirte Platte nicht das vollständige
                              									Bild jeder Art von Gegenständen wiederzugeben vermag. Die verschiedenen Theile
                              									desselben, von einem Gesichtspunkt aus betrachtet, brauchen nur von ziemlich
                              									verschiedener Intensität zu seyn, damit in dem auf einer jodirten Platte erhaltenen
                              									Bild diese Theile nicht zu gleicher Zeit mit den ihren respectiven Intensitäten
                              									entsprechenden Tönen zum Vorschein kommen. Man muß dann wählen – entweder bei
                              									dem Punkte stehen bleiben, wo die Lichter ihren wirklichen Werth erhalten, wo dann
                              									die Details der dunkeln Stellen nicht zum Vorschein kommen; oder man muß die
                              									Einwirkung des Lichts länger fortdauern lassen, um das Hervortreten dieser Details
                              									zu befördern, dann aber werden die lichten Stellen ineinander übergehen
                              									(verschwimmen) und, wie man zu sagen pflegt, verbrannt erscheinen.
                           Die Anwendung der den Proceß beschleunigenden Substanzen ist zwar in dieser Hinsicht
                              									ein bedeutender Fortschritt. Während sie ein schnelleres Verfahren gestatteten,
                              									boten sie zugleich empfindliche Schichten dar, welche in der Scale der Töne weiter
                              									auseinanderliegende Grade zu umfassen fähig waren. Doch erreichen diese Grade noch
                              									lange nicht diejenigen, welche das menschliche Auge gleichzeitig wahrnehmen kann.
                              									Wenn daher irgend eine neue Reaction, ohne die Empfindlichkeit der Platten zu
                              									erhöhen, dieselben geeigneter macht den Eindruck der verschiedensten Töne getreu
                              									beizubehalten, so dürfte es wohl von Nutzen seyn, in gewissen Fällen dazu seine
                              									Zuflucht zu nehmen. Wenn übrigens der Photograph diese verschiedenen empfindlichen
                              									Schichten geschickt zu behandeln weiß, ohne sich ausschließlich an die
                              									allerempfindlichste zu halten, so kann er in der Ausübung seiner Kunst die Wirkungen
                              									in seine Gewalt bekommen und abändern; er kann je nach dem einzelnen Fall, die Harte
                              									des in seiner ganzen Fülle auf ungleich reflectirende Gegenstände fallenden zu grellen
                              									Sonnenlichtes mildern, auch hinwiederum die Stärke eines einförmigen oder des
                              									Reliefs ermangelnden Gegenstandes erhöhen.
                           Im Folgenden theilen wir eine neue Bereitungsweise der empfindlichen Schicht mit,
                              									durch welche sie die eben erwähnten Eigenschaften erhält und sich einigermaßen der
                              									menschlichen Netzhaut nähert. Unser Verfahren erfordert die Anwendung des Jods und
                              									Broms, und wird denjenigen, die sich dieser Substanzen isolirt zu bedienen Pflegen,
                              									leicht gelingen. Es besteht darin, die Platte wie gewöhnlich zu Poliren und zu
                              									jodiren, und sie dann mittelst irgend eines Verfahrens eine dreimal so große Menge Bromdampf aufnehmen zu lassen, als diejenige ist,
                              									wodurch man bisher den Platten die größte Empfindlichkeit zu geben suchte. Während
                              									die gewöhnliche Quantität Brom die Farbe der jodirten Platte nicht merklich
                              									verändert, ertheilt ihr die hier empfohlene einen dunkeln bläulich violetten Ton.
                              									Die Platten geben auf diese Weise behandelt ein vollständiges, mit allen Details
                              									versehenes Bild von die größte Mannichfaltigkeit der Töne darbietenden Gegenständen.
                              									(Ein Bild, welches auf diese Weise beim Sonnenschein aufgenommen wurde, zeigt die
                              									Wolken am Himmel, die weißen Häuser mit durchsichtigen Schatten und Bäume mit ihrem
                              									Laub, in Gruppen wie sie ein Künstler gezeichnet haben würde.)
                           Wir empfehlen, die volle dreifache Quantität BromEs versteht sich, daß das Brom hiezu auch aus Bromkalk nach der Methode von Bingham
                                    											(polytechn. Journal Bd. CII S. 225)
                                    											entwickelt werden kann.A. d. R. anzuwenden, weil man mit weniger ein ganz umschleiertes Bild erhielte; aber
                              									auch nicht mehr darf genommen werden, weil sonst die Platte das Quecksilber nicht
                              									mehr leicht verdichten könnte und das Bild minder gut zum Vorschein käme.