| Titel: | Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XLII., S. 190 | 
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                        XLII.
                        Ueber die Erzeugung und Anwendung der brennbaren
                           								Gase als Heizmaterial für industrielle Zwecke; von G. Michiels.
                        Aus dem Recueil de la Société polytechnique,
                              									1846 No. 16 bis 21.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV und V.
                        (Fortsetzung von S. 142 des vorigen
                           								Heftes.)
                        Michiel's, über die Erzeugung und Anwendung der brennbaren Gase als
                           								Heizmaterial für industrielle Zwecke.
                        
                     
                        
                           I. Anwendung der brennbaren Gase zum
                                 										Heizen der Wohnungen etc.
                           Die Erzeugung der brennbaren Gase zu diesem Zweck kann an irgend einem Punkte einer
                              									Stadt ohne Nachtheil für die Nachbarschaft stattfinden; derselbe ist nach der
                              									zweckmäßigsten Anlage der Röhrenleitungen zu wählen. Es kann in manchen Gegenden
                              									sogar dahin kommen, daß man ein kolossales Etablissement im Mittelpunkt von
                              									Steinkohlenlagern anlegt, um die Producte derselben im Gaszustande unter dem Drucke
                              									mehrerer Atmosphären weithin fortzuleiten.
                           Das Gasgemenge kann in großen Reservoirs aufbewahrt und von da aus regelmäßig
                              									vertheilt und den Consumenten zugeführt werden, wie gegenwärtig das Leuchtgas. Um
                              									das neue Heizsystem auf einen offenen Herd anzuwenden, wird demselben eine Röhre
                              									zugeführt, durch welche das Gasgemenge in eine Gruppe gußeiserner hohler Stabe
                              									tritt, die mit einer Menge kleiner Löcher oder Spalten zum Auslassen des Gases
                              									versehen sind; ein bequem für die Hand an der Röhre angebrachter Hahn gestattet den
                              									Zutritt der Gase zu reguliren. Man braucht den austretenden Gasen nur einen
                              									glühenden Körper, z.B. ein Zündhölzchen, darzubieten, damit das Feuer augenblicklich
                              									in volle Thätigkeit kommt. Für einen geschlossenen Stubenofen benutzt man einen
                              									runden Brenner; die Flamme streicht längs der Innenwände des Ofens hinauf und die
                              									Verbrennungsproducte treten durch die gewöhnliche Leitung in den Kamin aus. Diese
                              									Beispiele zeigen schon, daß die Anwendung dieses Brennmaterials keinerlei
                              									Veränderung in den gegenwärtigen Heizapparaten der Privatwohnungen erheischt. Diese
                              									Gase können auf angegebene Weise sowohl bei gemauerten als metallenen Küchenherden
                              									benutzt werden, sowie auch unter Badewannen, wenn man letzteren einen doppelten
                              									Boden gibt. Man kann in allen Fällen den die Vertheilung des Wärmestoffs
                              									regulirenden Brennern die zur Erzielung des größten Nutzeffects geeignetste
                              									Anordnung geben. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß bei diesem neuen
                              									Heizverfahren keine Funkenbildung stattfinden kann, wodurch die meisten
                              									Feuersbrünste mittelbar veranlaßt werden; daß ferner das leichte Anzünden dieses
                              									Feuers ohne Beihülfe eines Dienstboten, das Nichtvorhandenseyn von Rauch und Staub
                              									und die Schnelligkeit, mit welcher man es wieder auslöschen kann, in den
                              									Haushaltungen eine bedeutende Ersparung an Arbeitslohn, eine leicht zu erhaltende
                              									Reinlichkeit, eine viel längere Dauer der Tapeten, Teppiche, Möbel etc., endlich
                              									eine bedeutende Ersparung an Kosten für Brennmaterial zur Folge haben muß. Bei der
                              									allgemeinen Anwendung dieses Heizsystems würden die Rauchwolken verschwinden, welche
                              									die volkreichen Städte beständig bedecken, was zu ihrer Gesundmachung bedeutend
                              									beitragen würde.
                           
                        
                           II. Ueber ihre Anwendung in den
                                 										Gewerbszweigen, welche in den Städten betrieben werden, z.B. der Schlosserei,
                                 										Färberei, Bäckerei, Branntweinbrennerei etc.
                           Hiebei erfordert die Anwendung der Gase anstatt des natürlichen Brennmaterials andere
                              									Einrichtungen. So bringe ich, um die Esse eines Hufschmieds, Nagelschmieds zu
                              									speisen, oder sonst eines Arbeiters, der sich eines durch ein Gebläse angefachten
                              									Feuers bedient, als Brenner einen gußeisernen Kasten im Mauerwerk des obern Theils
                              									der Esse an. Dieser Kasten wird in hermetisch getrennte Theile abgetheilt, die
                              									wechselweise mit der Gasleitung und der Leitung der eingeblasenen Luft communiciren.
                              									Jede dieser Abtheilungen hat einen Schlitz, der einem bandförmigen Strom Gas oder
                              									Luft den Durchgang gestattet, so daß die Mischung derselben in solchem
                              									Mengenverhältniß geschieht, daß eine vollkommene Verbrennung stattfindet. Die Luft
                              									liefert ein Blasebalg, welchen die Esse ohnedieß schon hatte und das Gasgemenge wird
                              									dem Arbeiter zu einem nach dem Volum bestimmten Preis geliefert; seine Consumtion
                              									wird durch einen Zähler registrirt. Diese Vorrichtung (welche in der Beschreibung
                              									der Abbildungen näher erklärt ist) verschafft dem Arbeiter große Erleichterung; sein
                              									Metall kömmt bald zur Schweißhitze und bleibt in der es umgebenden desoxydirenden
                              									Flamme vollkommen rein. Die Schweißöfen der Kupferschmiede And Eisenblecharbeiter
                              									können nach demselben Princip construirt werden.
                           Alle Industriezweige, welche sich der Schmelztiegel bedienen, vom Verfertiger des
                              									Kupferloths bis zum Krystallglasfabrikant, werden durch Anwendung dieser neuen
                              									Heizmethode an Brennstoff und Material sehr viel ersparen. Ein Glashafen, der sonst
                              									selten 40 Tage aushält, dauert wenigstens noch einmal so lang; man brauchte nur den
                              									Gasverbrennern eine den
                              									angewandten Häfen entsprechende Gestalt zu geben und die Häfen sowie die sie
                              									umhüllenden Gasverbrenner vor der umgebenden Luft zu schützen.
                           Alle Flammöfen könnten mit einem ihren Dimensionen angemessenen Verbrenner versehen
                              									werden, welcher an die für den Herd, bestimmte Stelle käme (man sehe z.B. den
                              									Röstofen in Fig.
                                 										12 und 13 Tab. V und die unten folgende Erklärung derselben).
                           Die Bäcker können von diesem neuen Heizverfahren großen Nutzen ziehen; sie brauchen
                              									sich keinen Brennmaterial-Vorrath mehr zuhalten, dessen Placirung in großen
                              									Städten kostspielig ist; es setzt sie in den Stand, jederzeit die Hitze ihrer
                              									Backöfen zu reguliren, unausgesetzt zu backen, eine große Reinlichkeit bei ihrer
                              									Arbeit zu unterhalten und ihr Feuer augenblicklich zu löschen.
                           Die Zuckerraffinerien, Runkelrüben- und Rohrzuckersiedereien, werden bei der
                              									Einführung dieses neuen Heizverfahrens große Ersparungen machen. In der Beschreibung
                              									der Abbildungen Fig.
                                 										1, 2
                              									und 3 Tab. IV
                              									und Fig. 5
                              									Tab. V zeige ich die Anwendung, welche ich von meinem Verfahren zur Concentration
                              									des Zuckersafts machte.
                           Eine ähnliche und dieselben Vortheile gewährende Anwendung läßt sich von den
                              									brennbaren Gasen bei jeder Abdampfung und Concentrirung von Flüssigkeiten machen; so
                              									werden die Destillateurs, die Fabrikanten chemischer Producte, die Münzanstalten
                              									welche auf nassem Wege scheiden, nicht nur viel Brennmaterial ersparen, sondern ihre
                              									Geräthschaften werden auch weniger abgenützt werden. Die in diesen Industriezweigen
                              									gebräuchlichen Platingefäße werden keine ungleiche Ausdehnung mehr erfahren, beim
                              									Heizen keine Stöße mehr erleiden oder durch die Einwirkung der Asche Löcher
                              									bekommen, was lauter Ursachen ihrer baldigen Zerstörung sind.
                           Die Färbekunst darf ich nicht mit Stillschweigen übergehen; der Färber muß die
                              									Temperatur seiner Kessel in der Gewalt haben, wozu ihn mein Verfahren vollkommen
                              									befähigt. Seine Kessel werden eingesetzt wie in Fig. 1 und 3 Tab. IV bei J gezeigt ist.
                           Die Bleigießer, überhaupt alle Arbeiter, die sich eines beweglichen Feuerraums oder
                              									des Löthrohrs bedienen, werden in den Fig. 6 und 7 Tab. V abgebildeten
                              									Vorrichtungen eine hinlänglich intensive und leicht bewegliche Wärmequelle
                              									finden.
                           Es lassen sich innerhalb der Gränzen dieser Abhandlung nicht alle Industriezweige
                              									besprechen, welche sich mit Vortheil dieser neuen Anwendungsweise der Brennstoffe
                              									bedienen würden; ich wähle die Zuckerfabrication, die Erzeugung des Wasserdampfs und
                              									die Behandlung der Zinkerze, um durch diese Beispiele die Anwendung des neuen Heizsystems zu
                              									erläutern.
                           
                        
                           III. Anwendung der brennbaren Gase zur
                                 										Fabrication des Rohr- und Runkelrübenzuckers und zur
                                 										Zuckerraffinerie.
                           Die Behandlung der Zuckergewächse hat zum Zweck, allen darin enthaltenen Zucker
                              									auszuziehen; diese Arbeit unterliegt Schwierigkeiten, welche bisher noch nicht
                              									vollständig besiegt wurden.
                           Die erste und wichtigste ist, die zuckerhaltige Flüssigkeit rasch auf den zu ihrer
                              									Krystallisation erforderlichen Concentrationsgrad zu bringen unter Vermeidung von
                              									Schwankungen in der Temperatur, wodurch der krystallisirbare Zucker leicht in
                              									unkrystallisirbaren Zucker verwandelt wird. Dieses Gleichbleiben der Temperatur vom
                              									ersten bis zum letzten Stadium der Fabrication und die Raschheit der Abdampfung
                              									machen zum großen Theil die Kunst aus, das größtmögliche Ergebniß an krystallisirtem
                              									Zucker zu erhalten und die Anwendung der brennbaren Gase entspricht diesen
                              									Anforderungen auf eine eben so wirksame als ökonomische Weise.
                           Die gegenwärtige Zuckerfabrication auf den Colonien beruht auf einem groben Irrthum,
                              									nämlich dem, die Verdampfung mittelst der im Zuckerrohr enthaltenen Holzfaser
                              									bewerkstelligen zu wollen. Die gewöhnliche Zusammensetzung des Zuckerrohrs ist sehr
                              									nahe
                           
                              
                                 Zucker
                                   18
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                   10
                                 
                              
                                 Wasser
                                   72
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           Um allen Zucker zu erhalten, müßten also 10 Kilogr. Holzfaser 72 Kilogr. Wasser in
                              									Dampf verwandeln oder 46,800 Wärme-Einheiten entwickeln können. Nun wissen
                              									wir aber, daß 1 Kilogr. an der Luft getrockneter Holzfaser, welche noch 20 Proc.
                              									Wasser enthält, nur 2,945 Wärme-Einheiten entwickeln kann; folglich können
                              									die 10 Kilogr. ausgepreßten Zuckerrohrs, welche aus Holzfaser bestehen, auch der
                              									Theorie nach nur eine 29,450 Wärme-Einheiten oder 45 Kilogr. entsprechende
                              									Quantität Wassers verdampfen, die ihren verhältnißmäßigen Antheil, nämlich 6 Kilogr.
                              									Zuckers liefern werden. Anzunehmen, daß 29,450 Wärme-Einheiten ihren
                              									theoretischen Nutzeffect hervorbringen, ist aber eine ganz willkürliche
                              									Voraussetzung; denn wir sahen oben, daß derjenige Wärmeverlust in den gewöhnlichen
                              									Oefen, welcher durch Einführung unnützer Luft verursacht wird, allein schon über 21/45.
                              									der theoretischen Ziffer beträgt. Diese Thatsache auf das ausgepreßte Zuckerrohr
                              									angewandt, ergibt als Anschlag des Verlustes 13,743 Wärme-Einheiten; sonach
                              									bleiben uns als nutzbringend 15,707 Wärme-Einheiten übrig, die 24 Kilogr.
                              									Wasser verdampfen könnten, wodurch 3,33 Kilogr. Zuckers erhalten würden. Nun ist
                              									aber bekannt, daß die Pflanzer 5 bis 6 Kilogr. Zucker erhalten; sie haben demnach in
                              									dem ausgepreßten Zuckerrohr noch andere Brennstoffe als die Holzfaser, welche 13,743
                              									Wärme-Einheiten entsprechen; dieser Mehrbetrag kann nur das Product von
                              									Kohlenwasserstoffen seyn, welche durch Zersetzung des Zuckers entstehen, der im
                              									ausgepreßten Rohr zurückbleibt. Diese Betrachtungen zeigen klar, daß die Holzfaser
                              									des Zuckerrohrs selbst nach der Theorie nur 29/46 des zur Behandlung des Saftes
                              									nothwendigen Wärmestoffs zu liefern vermag. Von der größten Wichtigkeit ist daher
                              									für die Colonien ein wohlfeiles Heizsystem, welches ich in der Anwendung der Gase
                              									nach meiner Methode gefunden habe, denn die Kosten des Brennmaterials belaufen sich
                              									bei demselben für das Kilogramm Zucker nur auf 3 Centimes.
                           Die zweite Schwierigkeit, welche sich bei der Behandlung der zuckerhaltigen Gewächse
                              									ergibt, ist, allen Zucker auszuziehen, ohne daß er von stickstoffhaltigen Materien,
                              									wie Caseïn und Albumin, oder von stickstofffreien, wie Cerasin, Pectin und
                              									andern fremdartigen Körpern begleitet ist, welche außerdem von ihm durch die
                              									sogenannte Läuterung getrennt werden müssen – eine Operation, die
                              									unvermeidlich mit einem nicht unbeträchtlichen Zuckerverlust verbunden ist. Die
                              									dritte Schwierigkeit, auf welche der Fabrikant sein Augenmerk haben muß, ist, die in
                              									dem Organismus des Zuckerrohrs enthaltenen Wanzensäuren zu neutralisiren, ehe sie
                              									noch auf den krystallisirbaren Zucker einwirken und seine Verwandlung in
                              									Traubenzucker bewirken können.
                           Die unmittelbare Neutralisation der Säuren im Saft ist eine unerläßliche Bedingung
                              									jeder rationellen Behandlung des Zuckerrohrs; wenn man in eine Lösung reinen Zuckers
                              									eine äußerst kleine Quantität einer starken Säure, z.B. Schwefelsäure, bringt und
                              									die Flüssigkeit erhitzt, wie dieß mit dem aus dem Rohr gezogenen Saft geschieht, so
                              									verwandelt sich der aufgelöste krystallisirbare Zucker in Traubenzucker; nun
                              									zersetzen bekanntlich die Wanzensäuren die schwefelsauren Salze; daraus können wir
                              									folgern, daß in dem Organismus des Zuckerrohrs die Wanzensäuren eine von der
                              									Zuckersubstanz getrennte Stelle einnehmen, und wir müssen also den Satz aufstellen,
                              									daß jedes Fabricationsverfahren, wobei das Rohr zerquetscht, zerbrochen,
                              									plattgeschlagen, oder auf irgend eine Weise zerrissen wird, ein unvollkommenes ist,
                              									indem es die Veränderung
                              									eines mehr oder weniger beträchtlichen Antheils krytallisirbaren Zuckers durch die
                              									Ergießung der Pflanzensäuren veranlaßt.
                           Das von den Wanzensamen Gesagte gilt auch von den stickstoffhaltigen Materien; ihre
                              									in den tropischen Gegenden rasche Zersetzung theilt sich dem krystallisirbaren
                              									Zucker, diesem höchst unbeständigen Körper, mit, welcher unter dem Einfluß der
                              									geringsten chemischen Kraft eine andere Anordnung der Molecule erfährt.
                           Die stickstofffreien nähern Bestandtheile des Zuckerrohrs müssen ebenfalls
                              									ausgeschieden werden, wenn die Krystallisation des Zuckers durch ihre Klebrigkeit
                              									nicht behindert werden soll.
                           Der Schluß, zu welchem ich durch diese Betrachtungen gelangte, wird durch eine
                              									auffallende Thatsache bestätigt. Auf Lousiana befallen frühe Fröste manchmal den
                              									letzten Theil der Ernte; dieß hat aber keinen Einfluß auf das Ergebniß, sofern es
                              									gelingt, die Campagne vor dem Thauwetter zu beendigen; tritt hingegen während der
                              									Fabrication eine Temperatur-Veränderung ein, so erleidet der Fabrikant
                              									namhafte Verluste. Da nun die unmittelbare Einwirkung des Frostes ohne Einfluß auf
                              									den Zucker bleibt, so muß die erwähnte Erscheinung ihre Erklärung in einem
                              									mittelbaren Einfluß finden. Dieser besteht darin, daß das Wasser durch den Frost
                              									sich ausdehnt; das die Zellen des faserigen Gefäßgewebes erfüllende Wasser nimmt bei
                              									seiner Ausdehnung plötzlich einen größern Raum ein und bricht folglich die Zellen
                              									durch, aus welchen das innere Gefüge des Zuckerrohrs besteht; so lange der feste
                              									Zustand dieser Körper fortdauert, hat dieses Durchbrechen keine Folge; sobald aber
                              									die Temperatur-Veränderung sie in ihren vorigen Zustand zurückversetzt,
                              									findet sogleich eine Ergießung durch die desorganisirten Gewebe hindurch statt und
                              									sofort beginnt die nachtheilige Veränderung des Zuckers, deren traurige Folgen der
                              									Pflanzer erfahren muß. Die gegenwärtigen Fabricationsmethoden wirken aber gerade so
                              									wie der Frost; sie vermengen, was die Natur sorgfältig trennte, sie machen
                              									complicirt, was ursprünglich einfach ist; man kommt dabei auf den Ausgangspunkt, das
                              									zuckerhaltige Wasser, erst dann zurück, wenn der größte Theil des Zuckers durch eine
                              									Reihe übelverstandener Operationen schon zerstört ist. Wegen des Vorhandenseyns
                              									dieser heterogenen Substanzen im Saft des Zuckerrohrs und der Runkelrübe glaubte man
                              									einen kostspieligen Apparat anwenden, ein besser unterrichtetes, und folglich auch
                              									zu größern Ansprüchen berechtigtes Personal unterhalten zu müssen; endlich haben
                              									nach großen Opfern diese complicirten Siede-Einrichtungen den Pflanzer dahin
                              									gebracht, daß er nicht die Hälfte des Zuckers gewinnt, welchen die Natur im
                              									Zuckerrohr uns zu Gebote stellt.
                           
                           Der Pflanzer kann mit seinen alten Geräthschaften dasselbe Product erhalten,
                              									vorausgesetzt daß er dieselbe Sorgfalt dabei anwendet, welche die neuen Apparate
                              									erheischen. Nach meiner Ueberzeugung sind eine Veränderung der Geräthschaften und
                              									große Ausgaben nur dann zu rechtfertigen, wenn aller oder beinahe aller in der
                              									Pflanze enthaltene Zucker dadurch gewonnen wird, dessen Quantität aber je nach der
                              									Beschaffenheit des Bodens und der Sorgfalt, die der Cultur gewidmet wird,
                              									verschieden ist.
                           Dieses wichtige Resultat kann aber nimmer durch die Verbesserung eines im Sinne der
                              									gegenwärtigen Fabrication construirten Apparats erhalten werden, indem, wie ich oben
                              									bewies, dieses Verfahren in seiner Wesenheit fehlerhaft ist. Ich hütete mich also
                              									wohl, diesen Weg einzuschlagen; dagegen bemühe ich mich, den von der Natur
                              									eingeführten Haushalt unter den nähern Bestandtheilen des Zuckerrohrs zu beachten;
                              									ich lasse dieselben in ihren respectiven Lagerungen im Gefäßgewebe, wo ich sie
                              									mittelst einer Wärme von 100° C. und Aetzkalks oder einer sehr kleinen Menge
                              									basisch-essigsauren Bleies den Reactionen unterziehe, die erforderlich sind,
                              									um alle, den Zucker im Rohr umlagernden fremdartigen Körper unauflöslich und
                              									unwirksam zu machen. Die Anwendung des Kalks zu dieser Einwirkung nöthigt mich
                              									später Knochenkohle zu benutzen, um die Flüssigkeit von dem Ueberschuß an dieser
                              									Basis wieder zu befreien, während die Anwendung des basisch-essigsauren
                              									Bleies, welche die gewünschten Wirkungen kräftiger und vollkommener hervorruft, die
                              									nachherige Behandlung der Flüssigkeiten mit Schwefelwasserstoff erheischt, um sie
                              									von dem in Ueberschuß zugesetzten Bleisalz zu reinigen. Diese vorgängige Einwirkung
                              									auf äußerst dünne Rohrscheiben angewandt, läßt allen Zucker unversehrt zu meiner
                              									Disposition, insofern ich das Rohr zertheilte, ohne es zu zerreißen oder zu
                              									beschmutzen. Es bleibt nun nichts mehr zu thun übrig, als die Auflösung des Zuckers
                              									durch jedes Mittel, welches seine Krystallisirbarkeit nicht aufhebt, zu
                              									beschleunigen, dann die Abdampfung bis zur Kochprobe zu beschleunigen, um hierauf
                              									die Syrupe einer regelmäßigen Krystallisation zu unterwerfen.
                           Der Zucker kann natürlich bei diesem Verfahren seine kleinen Behälter durch die
                              									Wirkung der Endosmose und Erosmose nicht verlassen, weil jede Durchdringlichkeit und
                              									Zusammenziehbarkeit der Gewebe durch den ersten Act der Fabrication, das Coaguliren
                              									der fremdartigen näheren Bestandteile des Zuckerrohrs, paralysirt wird. Er kann
                              									daher nicht anders ausgezogen werden, als auf dem Wege der Auflösung, wozu die
                              									Zertheilung des Rohrs in möglichst dünne Scheiben vortheilhaft ist, indem dadurch das Eindringen des
                              									Wassers in die zahlreichen in den Zellen hervorgebrachten Oeffnungen erleichtert
                              									wird.
                           Ich habe noch zu bemerken, daß dieselben Verfahrungsweisen auch bei der Runkelrübe
                              									anwendbar sind, um allen in ihr enthaltenen Zucker zu gewinnen.
                           Hiemit beschließe ich die Auseinandersetzung der mich leitenden Grundsätze und
                              									verweise hinsichtlich der Details der Ausführung auf die am Schlusse folgende
                              									Erklärung der Abbildungen.
                           
                        
                           IV. Anwendung der brennbaren Gase zur
                                 										Erzeugung von Wasserdampf für Dampfmaschinen mit Niederdruck oder
                                 									Hochdruck.
                           Drei Bedingungen müssen bei dem neuen System zur Erzeugung von Wasserdampf erfüllt
                              									werden:
                           1) die 1,598 Wärme-Einheiten, welche sich aus 1,077 Kilogr. Kohlenstoff bei
                              									seinem Uebergang in Kohlenoxyd entwickeln, müssen vom Wasser absorbirt werden;
                           2) das gebildete Kohlenoxydgas muß mittelst der erforderlichen Menge Luft, nämlich 2
                              									Kubikmeter Sauerstoff und 7,615 Meter Stickstoff vollkommen verbrannt werden, so daß
                              									die 6,150 Wärme-Einheiten, welche sich bei seiner Verwandlung in Kohlensäure
                              									entwickeln, den größtmöglichen Nutzeffect auf das umgebende Wasser hervorbringen,
                              									und
                           3) dürfen die Verbrennungsproducte nicht früher entweichen als bis sie die
                              									Gebläseluft erwärmt haben.
                           Fig. 8, 9 und 10 auf Tab. V
                              									zeigen die Einrichtung eines diesen Bedingungen entsprechenden Dampferzeugers.
                           Der Brennstoff kommt in den Beschickungstrichter A und
                              									gelangt in den Körper des Dampferzeugers B hinab; der
                              									Trichter communicirt mit diesem innern Raume durch ein Schiebersystem, welches in
                              									der Erklärung der Abbildungen Fig. 4 Tab. IV und Fig. 11, 12 und 13 Tab. V
                              									beschrieben ist. Das Brennmaterial ist bei seiner Ankunft in C der Einwirkung der durch die Formen einblasenen Luft ausgesetzt; es
                              									verwandelt sich in Kohlenoxydgas und Wasserstoffgas, welche mit dem Stickstoff durch
                              									den röhrenförmigen Canal D streichen, der sie in den
                              									Körper des zweiten Theils des Dampferzeugers in E
                              									überführt. Der Raum B kann Brennmaterial in jedem
                              									Zustand der Feinheit aufnehmen; den Raum E aber darf man
                              									nur mit Brennmaterial in großen Stücken und im verkohlten Zustand beschicken. Die
                              									Stellung, welche die Röhre D bezüglich B und E einnimmt, hält sie
                              									immer mit Brennmaterial gefüllt. Der Raum E erhält seine
                              									Beschickung ebenfalls durch ein Schiebersystem. Das in E
                              									 ankommende Gasgemenge
                              									ist von den Producten der trockenen Destillation des Brennmaterials in B schon gereinigt, weil dieselben auf ihrem Weg nach E in der weißglühenden Region C verbrannt wurden. Am obern Theil von E tritt
                              									das Gemenge durch die Röhre F in den
                              									Reinigungs-Apparat G über, welcher in der
                              									Beschreibung der Abbildung Fig. 4 Tab. IV erklärt
                              									ist; es macht sich hier von dem Kohlenstaub frei, welchen es mitgerissen hatte; von
                              									da geht es durch H hinaus, um sich in die Verbrenner I zu begeben, wo das Kohlenoxyd – und
                              									Wasserstoffgas durch ihre innige Vermengung mit eingeblasener warmer Luft einer
                              									vollkommenen Verbrennung unterliegen.
                           Die durch die Röhren K austretenden Verbrennungsproducte
                              									vereinigen sich in dem gemeinschaftlichen Kasten L, L,
                              									wo sie durch die Tubulatur M einen Ausgang finden, um
                              									durch einen Vorstoß (in der Zeichnung nicht angegeben) in eine Schlangenröhre N, N... N oder in sonst eine Leitung mit großer
                              									Oberfläche geführt zu werden, welche zum Erwärmen eingeblasener Luft dienen
                              									kann.
                           Die Reinigung kann mittelst der eingeschobenen Tubulaturen R,
                                 										R vorgenommen werden.
                           Die Verbrenner I erhalten die warme Luft durch die
                              									Leitung J, das brennbare Gas durch die Leitung H, welche von dem Reinigungs-Apparat ausgeht;
                              									ihre Construction ist auf das Princip der innigen Vermengung des Gases und der Luft
                              									mittelst Zertheilung und ihres Austritts in dünnen Schichten basirt. Die Details
                              									dieses Verbrenners sind in der Erklärung der Abbildungen Fig. 1, 2, 3 und 4 Tab. IV beschrieben. Das
                              									Wasser der beiden verbundenen Dampferzeuger B und E communicirt frei im untern Theil von einem zum andern
                              									(diese Communication ist in den Abbildungen nicht angedeutet) und durch die Röhren
                              										O, O im obern Theil von E. Zwei Röhren Q, Q setzen die Wasserhülle des
                              									Reinigers G in Communication mit derjenigen des
                              									Dampferzeugers B.
                           Der beschriebene Apparat kann auf verschiedene Weise abgeändert werden, ohne deßwegen
                              									den drei aufgestellten Bedingungen weniger zu entsprechen; so können die Röhren K horizontal in übereinanderliegenden Schichten
                              									angebracht werden, welche unter sich durch verticale Röhrenverbindungen
                              									communiciren; die Enden der horizontalen Röhren münden in die äußere Oberfläche des
                              									Dampferzeugers aus und werden mit aufgeschraubten Deckeln verschlossen, damit man
                              									die Röhren gut reinigen kann.
                           Der Reinigungs-Apparat G und die zweite Abtheilung
                              									des Apparats E werden weggelassen, wenn man als
                              									Brennmaterial einen kohlenstoffhaltigen Körper benutzt, welcher bei der trockenen Destillation
                              									keine bituminösen Producte gibt, wie z.B. der Anthracit; in diesem Fall haben D und H direct miteinander
                              									zu communiciren und der Apparat wäre auf seinen einfachsten Ausdruck reducirt.
                           Man begreift leicht, daß bei diesem Dampferzeuger der Brennstoff den größten
                              									Nutzeffect hervorbringt; dieß geht schon daraus hervor, daß das Wasser die Media, in
                              									welchen der Brennstoff unvermeidlich einer vollkommenen Verbrennung unterliegt, von
                              									allen Seiten umhüllt, wozu noch die nützliche Anwendung der Verbrennungsproducte
                              									kommt. Bekanntlich ist die mittelbare Heizung der Seitenwand der gewöhnlichen
                              									Dampfkessel bei weitem nicht so wirksam als die unmittelbare Heizung durch die
                              									strahlende Wärme des Feuerraums und die Berührung der Flamme; betrachtet man den von
                              									mir vorgeschlagenen Apparat unter diesem Gesichtspunkte näher, so wird man finden,
                              									daß die indirecte Heizung auf ihr Minimum reducirt ist, die directe hingegen ihr
                              									Maximum erreicht.
                           Ich muß noch bemerken, daß das Erkalten durch die äußere Wand mittelst eines Mantels
                              									von gestoßener Kohle, der von einer hölzernen Hülle gehalten wird, unmerklich
                              									gemacht werden kann.
                           Die Verbrenner I dienen nach Art eines Rosts, um den
                              									Apparat in Thätigkeit zu sehen.
                           
                        
                           V. Anwendung der brennbaren Gase zur
                                 										Behandlung gewisser Erze.
                           
                              a) Zinkerze.
                              Jedermann kennt den Hohofen, worin die Eisenerze reducirt werden, um
                                 										geschmolzenes Roheisen zu erhalten. Wenn diese Erze Zink, sey es im oxydirten
                                 										oder im geschwefelten Zustand, enthalten, so kommt in das gewonnene Roheisen
                                 										keine Spur dieses Metalls, sondern das Zink wird verflüchtigt. Ein Theil
                                 										desselben zieht mit den gasförmigen Verbrennungsproducten durch die Gicht ab;
                                 										ein anderer Theil desselben verdichtet sich, durch die letzten Beschickungen
                                 										erkaltet, an den Ofenwänden, in der Höhe dieser Beschickung. Dieser zweite Theil
                                 										oxydirt sich an der Luft, seine ringförmigen Ablagerungen nehmen zu und würden,
                                 										wenn man sie nicht zu gehöriger Zeit entfernte, am Ende den Ofen verstopfen.
                                 										Diese Ablagerungen werden unter der Benennung Ofengalmei (zinkischer Ofenbruch)
                                 										in den Handel geliefert.
                              Nach Erwähnung dieser Thatsachen kann ich sogleich zur Beschreibung einer neuen
                                 										Behandlung der Zinkerze mittelst der brennbaren Gase schreiten, welche auf die
                                 										einfachste und wohlfeilste Weise das größtmögliche Ergebniß liefert. Bringt man
                                 										in den Hohofen Kohle, kohlensauren Kalk (Kalkstein) und solche Eisenerze, welche
                                 										Zinkoxyd und Schwefelzink mit sich führen, so liefert er durch seinen Herd
                                 										– Roheisen und Schlaken, und durch seine Gicht-Zinkdämpfe, die von
                                 										der umgebenden Luft fortgeführt und verdichtet werden, ferner Gase, welche
                                 										wenigstens noch 30 Proc. brennbarer Stoffe enthalten. Diese Producte entstehen
                                 										durch die Einwirkung des eingeblasenen Sauerstoffs auf den Kohlenstoff, des
                                 										Kohlenoxyds auf den Sauerstoff des Erzes und des Kalks, des Schwefels auf das
                                 										Calcium, und endlich des bei der Oxydation des Kohlenstoffs frei werdenden
                                 										Wärmestoffs, welcher bei allen diesen Reactionen energisch einwirkt. Die Erze
                                 										anbelangend, so haben die relativen Mengenverhältnisse des Zinkoxyds oder
                                 										Schwefelzinks und des Eisenerzes auf den Proceß im allgemeinen keinen Einfluß;
                                 										sie bedingen lediglich das Quantum des Roheisens auf dem Herde und der in die
                                 										Gicht aufsteigenden Zinkdämpfe. Wir können daher diese respectiven Quantitäten
                                 										bis auf ihre äußersten Gränzen abändern und den Hohofen mit einem Gemenge
                                 										beschicken, welches uns wenig Roheisen auf dem Herde, dagegen die größtmögliche
                                 										Menge Zinkdämpfe in die Gicht liefert.
                              Wenn es mir daher gelingt, diese Zinkdämpfe durch eine die Oxydation verhindernde
                                 										Anordnung direct in Platten oder Zainen aufzusammeln, so ist das Problem der
                                 										ununterbrochenen Destillation der Zinkerze mit unmittelbarer Gewinnung des
                                 										Metalls gelöst. – Nur ist die erste hiebei zu erfüllende Bedingung, die
                                 										Gicht durch ein Schiebersystem zu verschließen, welches die Beschickung
                                 										gestattet, ohne Gas austreten zu lassen. Ist diesem Erforderniß genügt, so hat
                                 										man zweitens zu verhindern, daß die Zinkdämpfe bis an die Region der neuen
                                 										Beschickungen gelangen, weil sie, wie gesagt, bei deren Berührung abgekühlt und
                                 										verdichtet würden, was bald eine so bedeutende Ablagerung derselben zur Folge
                                 										hätte, daß der Gang des Ofens gehemmt wäre. Diese Dämpfe müssen daher nothwendig
                                 										in den untern Theilen gesammelt werden; da es mir nun frei steht, die
                                 										Destillation des Zinks, die Schlackenbildung, das Schmelzen des Roheisens, die
                                 										Erzeugung der Kohlensäure und des Kohlenoxyds in den Regionen zwischen den
                                 										Formen und der obern Gränze der Rast zu concentriren, und es sogar von Nutzen
                                 										ist, wenn die Zinkdämpfe nicht in den Schacht gelangen, so ist es sachgemäß,
                                 										diesen Dämpfen da einen Ausgang zu verschaffen, wo die Rast aufhört und der
                                 										Schacht anfängt. Zu diesem Behufe verengere ich den Schacht an seinem unteren
                                 										Theil plötzlich in der Art, daß seine erste Steinschicht gegen die Rast
                                 										bedeutend hervorspringt. Die den Schacht anfüllenden Beschickungen werden folglich
                                 										auf ihrem Weg durch diese Verengung dichter zusammentreten und ihn hinreichend
                                 										verschließen, daß die Zinkdämpfe nicht hindurchtreten können; ferner bildet sich
                                 										durch diese Construction ein von Beschickung leerer Raum im obern Theile der
                                 										Rast, in welchem die Zinkdämpfe und brennbaren Gase sich um ihre
                                 										Austrittsöffnung herum ansammeln können. Sie sehen dann ihren Weg durch eine
                                 										gußeiserne Röhre fort, die mittelst eines Wasserstroms abgekühlt wird, welcher
                                 										so schwach gewählt werden kann, daß er das Zink nur auf den flüssigen Zustand
                                 										condensirt, so daß man den mit einem Abstichloch versehenen Recipient desselben
                                 										mit einer Zainform in Verbindung setzen kann.
                              Auf diese Weise erhalte ich direct Zink in metallischem Zustande. Die Gasproducte
                                 										begleiten das Zink bis in seinen Recipient, wo sie keinen andern Ausgang finden,
                                 										als eine Röhre, die sie in den Verbrenner eines Röstofens leitet. Die in dem
                                 										Verbrenner ankommenden brennbaren Gase dürfen nicht mit Zinkdämpfen beladen
                                 										seyn; sie müssen daher unter 360° C. abgekühlt worden seyn; im Verbrenner
                                 										zertheilen sie sich in dünne Gasschichten, deren jede eine Schicht eingeblasener
                                 										Luft erhält; es bildet sich ein inniges Gemenge, was eine vollständige
                                 										Verbrennung alles brennbaren Gases zur Folge hat.
                              Da das Quantum des von dem Apparat gelieferten Gases den Bedarf des Röstofens
                                 										weit übersteigt, so kann man einen Theil desselben ableiten, um damit einen
                                 										Dampfkessel zu heizen, wenn man keine Wasserkraft zu Gebote hat.
                              Der Röstofen und der Zinkofen müssen vor jeder Feuchtigkeit gesichert werden. Der
                                 										zu meinem Apparat gehörige Röstofen besteht aus vier Herden und einer
                                 										gußeisernen Platte; die Flamme und die Verbrennungsproducte erhitzen diese fünf
                                 										Flächen hinlänglich, ehe sie durch den Kamin entweichen; das Erz gelangt von der
                                 										einen zur andern in der umgekehrten Richtung, damit auch die letzten Antheile
                                 										von Schwefel noch ausgetrieben werden müssen.
                              Mit dem Zinkerz (Galmei oder Blende), welches in diesem Ofen gehörig geröstet
                                 										worden ist, setzt man eine Beschickung zusammen, welche besteht aus:
                              1) geröstetem Zinkerz;
                              2) so viel Eisenerz als erforderlich ist, um ein Einfach-Schwefeleisen mit
                                 										jenem Theil des Schwefels zu bilden, der nach dem Rösten im Erze vorhanden
                                 										ist;
                              3) den erforderlichen Quantitäten Kalksteins, Kieselerde und Thonerde, um ein
                                 										leicht schmelzbares Doppelsilicat zu bilden; dabei müssen die in den Erzen und den
                                 										Brennmaterialien schon enthaltenen erdigen Materien berücksichtigt werden;
                              4) ferner wird die erforderliche Menge Kalkstein zugesetzt, um wenigstens
                                 										theilweise das erwähnte Einfach-Schwefeleisen zu entschwefeln, damit man
                                 										im Herde eine bessere Qualität Roheisen erhält;
                              5) zwei Gewichtstheilen Kohlenstoff auf drei Gewichtstheile Erz; man nimmt hiezu
                                 										Kohks, Holzkohlen oder anthracitartige Steinkohlen.
                              Vorstehende Betrachtungen genügen, um die neue Behandlung, welche ich einzuführen
                                 										gedenke, verständlich zu machen. Durch die beigegebenen Abbildungen Fig. 11,
                                 											12
                                 										und 13
                                 										auf Tab. V, deren Erklärung am Schlusse dieser Abhandlung folgt, glaube ich
                                 										aller weiteren Erläuterungen enthoben zu seyn. Ich überlasse es bei diesem
                                 										Industriezweig Betheiligten Vergleiche zwischen dem alten
                                 										Fabrications-Verfahren und diesem anzustellen und beschränke mich auf
                                 										eine Bemerkung, welche mit der Chemie nicht vertrauten Hüttenmännern entgehen
                                 										könnte. Bei dem gegenwärtig gebräuchlichen Verfahren erhält man bei weitem nicht
                                 										alles Zink, welches das verarbeitete Erz enthält; erstens weil die Zinkdämpfe,
                                 										welche sich an der freien Luft verdichten, zum Theil in Oxyd übergehen, welches
                                 										bei feiner außerordentlichen Leichtigkeit sich in der Luft zerstreut; dann weil
                                 										bei den jetzigen Methoden nur das als freies Oxyd im gerösteten Erze enthaltene
                                 										Metall gewonnen wird, das als Zinksilicat vorhandene aber und das beim Rösten
                                 										nicht entschwefelte Metall in den erdigen Rückständen am Boden der Retorten
                                 										zurückbleiben. Der aus diesen zwei Ursachen entstehende bedeutende Verlust ist
                                 										bei meinem System vermieden.
                              
                           
                              b) Eisenerze.
                              Vor 10 Jahren wurde ich beauftragt, zwei Kohks-Hohöfen in großen
                                 										Dimensionen von 16,45 Meter (54 engl. Fuß) Höhe und 4,87 Meter (16 engl. Fuß)
                                 										innerm Durchmesser (am Anfang des Schachts gemessen) zu erbauen. Ich beobachtete
                                 										ihren Gang mehrere Jahre, wobei ich mich zum Ueberfluß überzeugte, daß die
                                 										Hohöfen ihren erlangten Ruf bei weitem nicht verdienen. Ich erwähne nur des
                                 										Verlustes in Folge der Entweichung des Brennstoffs im Gaszustand durch die
                                 										Gicht; man nimmt heutzutage diesen Verlust, je nach dem Gange des Ofens, zu
                                 										60–80 Procent an. Ich habe aber diesem Apparat noch andere Vorwürfe zu
                                 										machen, die nicht minder erheblich sind.
                              Erstens gibt er nur dann nervige Producte, wenn er mit Eisenerzen und Kohlenstoff
                                 										bester Qualität gespeist wird; da aber diese Erz- und Brennstoffsorten
                                 										nicht sehr verbreitet sind, und nur ausnahmsweise zugleich an demselben Ort
                                 										vorkommen, so kann das von den Hohöfen gelieferte Roheisen in der Regel nur von
                                 										mittelmäßiger Güte seyn.
                              Dieses unvortheilhafte Resultat ist unvermeidlich bei einem Apparat, welcher eine
                                 										unveränderliche Höhe hat, eine Rast mit fixer Neigung und einen constanten Wind,
                                 										so daß also das Erz, in welcher Verbindung sich auch das Eisenoxyd darin
                                 										befinden mag, denselben Raum in derselben Zeit durchläuft. Nun weiß man aber
                                 										sehr wohl, daß die Reduction eine Temperatur und Zeit erfordert, welche der
                                 										Verwandtschaft zwischen dem Eisen und den damit verbundenen, es vererzenden
                                 										Körpern proportional sind; es tritt daher unaufhörlich der Fall ein, daß von dem
                                 										eisenhaltigen Material ein Theil auf seinem Wege durch den Apparat sich zu früh,
                                 										und ein anderer zu spät reducirt, um sich hierauf gehörig mit Kohlenstoff
                                 										verbinden zu können; aus diesem Grunde erzeugt sich graues, halbirtes und weißes
                                 										Roheisen. Diese Producte sind geschwefelt, arsen- oder phosphorhaltig, je
                                 										nachdem eben einer oder der andere dieser Körper in die Zusammensetzung der
                                 										Beschickung einging; denn ein Hohofen bewerkstelligt nicht alle Reactionen, die
                                 										man gemeinschaftlich in der Absicht eintreten lassen will, um diese fremdartigen
                                 										Körper sämmtlich in die Schlacken übergehen zu machen. Der Hüttenmeister
                                 										verlangt vom Hohofen nichts, als daß er sich nicht verstopfen möge; er begnügt
                                 										sich mit dem aus dem Herde kommenden Roheisen, wenn es auch schlecht, d.h. ohne
                                 										Cohäsionskraft ist, falls sein Material Schwefel, Arsenik oder Phosphor enthält.
                                 										Diese Betrachtungen berechtigen mich, einen Hohofen für eine barbarische, sogar
                                 										unter geschickten Händen und ungeachtet des Opfers von 80 Proc. Kohlenstoff
                                 										völlig ungeeignete Vorrichtung zu betrachten.
                              Ich schlage eine ganz andere Eintheilung der Arbeit bei Behandlung der Eisenerze
                                 										vor. Ich setze voraus, daß die Eisenfabriken nicht etwa Roheisen, sondern rohe
                                 										Eisenerze erhalten; diese werden in einem mehrfach zusammengesetzten Apparat
                                 										behandelt, welcher aus einem Gaserzeuger besteht, wie sie schon beschrieben
                                 										wurden, und aus einem Calcinir- und Röstofen, welcher nach Art des in
                                 											Fig.
                                    											12 und 13 Tab. V
                                 										gezeichneten construirt ist, endlich aus einem Flammofen, dessen Herd mit Kohle
                                 										gefüttert ist. Alle diese Oefen müßten in entsprechender Anzahl vorhanden seyn;
                                 										jeder dient zur Behandlung von Eisenerzen von einer gewissen Zusammensetzung.
                                 										Der Gaserzeugungsapparat hätte die brennbaren Gase den Röstöfen, so wie den
                                 										jetzt schon üblichen Puddelöfen zu liefern, welche Gase unter Druck durch
                                 										eingeblasene Luft heiß darin verbrannt würden, indem die Gas und Luft
                                 										zuführenden Röhren durch die von den Flammöfen entweichenden
                                 										Verbrennungsproducte erhitzt würden. Auf diese Weise wäre der zur Erzeugung der Wärme dienende
                                 										Kohlenstoff von dem zur Reduction und Kohlenstoffung erforderlichen reinen
                                 										Kohlenstoff getrennt; demnach kann ich als Heizmittel irgend einen Brennstoff
                                 										ohne Rücksicht auf seine Beschaffenheit anwenden, und das bessere Brennmaterial
                                 										zur Reduction und Kohlung versparen. Der Hüttenmeister ist also bei der Wahl des
                                 										Brennmaterials durch die Natur und Menge der den Kohlenstoff begleitenden
                                 										fremdartigen Substanzen nicht mehr behindert; sondern gibt derjenigen Sorte den
                                 										Vorzug, die ihm für die geringsten Anschaffungskosten am meisten Wärmestoff
                                 										liefert. Das Vorkommen von Schwefel, selbst als Schwefelkies, im Brennmaterial,
                                 										ist auch kein Hinderniß mehr, denn die Beschickungen des Gaserzeugers brauchen
                                 										dann nur mit fein gepulvertem kohlensaurem Kalk bestreut zu werden, damit der
                                 										Schwefel als Schwefelcalcium in die Asche übergeht. Von reinem Kohlenstoff zur
                                 										Reduction und Kohlenstoffung braucht man aber so wenig, daß man sich denselben
                                 										leicht verschaffen kann, ohne auf die Marktpreise einzuwirken.
                              Ich komme nun an die Anwendung der beiden andern Oefen, an den Röstofen und den
                                 										Flammofen.
                              Die eisenhaltigen Körper werden nach ihrer Zusammensetzung eingetheilt, um das
                                 										Schmelzen des Eisens und eine schmelzbare Verbindung zwischen allen Substanzen
                                 										zu erhalten, welche das Erz chemisch gebunden oder bloß beigemengt enthält.
                                 										Diese Classification der Eisenerze nach den anzuwendenden Flüssen
                                 										(Schmelzmitteln) ist in der Metallurgie wohlbekannt; ich brauche daher nicht
                                 										näher darauf einzugehen. Die eisenhaltigen Körper werden zu einem unfühlbaren
                                 										Pulver gestoßen und kommen sodann in den Calcinir- und Röstofen; dieser
                                 										(nach den bezüglich Fig. 12 und 13 Tab. V
                                 										gegebenen Erläuterungen construirte) Ofen besteht aus einer Reihe großer
                                 										Muffeln, die übereinander aufgestellt werden. Diese Construction entspricht den
                                 										verschiedenen Zwecken, die man beim Calciniren und Rösten zu erreichen
                                 										beabsichtigt, wozu auch das Austreiben des chemisch gebundenen Wassers gehört;
                                 										der Luftzutritt findet dabei leicht statt, ohne brennbare Dämpfe, weil man die
                                 										Thätigkeit des Verbrenners zu reguliren, folglich die Gase mit Ueberschuß an
                                 										atmosphärischem Sauerstoff zu verbrennen im Stande ist; alle kleinsten Theilchen
                                 										(Molecüle) kommen nach und nach mit der atmosphärischen Luft in Berührung, weil
                                 										das Erz beständig umgerührt werden muß, damit es die verschiedenen Herde in der
                                 										umgekehrten Richtung der Verbrennungsproducte durchläuft; diese Construction
                                 										gestattet die Hitze am Anfang der Röstung nach Belieben zu sparen und in dem Maaße zu
                                 										erhöhen, als die Entwickelung von Dämpfen bei niederer Temperatur nachläßt.
                                 										Deßhalb eignet sie sich auch besonders zum Rösten der Schwefelmetalle; denn
                                 										nachdem aller Schwefel, welcher unter dem Einfluß einer allmählich bis zum
                                 										Rothglühen gesteigerten Temperatur verjagt werden kann, ausgetrieben ist, kann
                                 										die Schwefelsäure des entstandenen schwefelsauren Eisens durch Anwendung
                                 										kohlensauren Ammoniaks auf dem letzten Herd als schwefelsaures Ammoniak
                                 										ausgetrieben werden. Die ammoniakalischen Producte sind gegenwärtig im Handel so
                                 										verbreitet und so wohlfeil, daß man sich wundern muß daß dieses kräftige
                                 										Entschwefelungsmittel noch nicht angewandt worden ist. Auch eignet sich diese
                                 										Construction eben so gut zur Behandlung der Arsen- und
                                 										Schwefelarsenverbindungen, indem sie den Zusatz von Kohle in Pulverform behufs
                                 										der Reduction der arseniksauren Salze, die innige Vermengung des Kohlenpulvers
                                 										mit dem Erze, die darauffolgende Röstung, und endlich die Wiederholung aller
                                 										dieser Operationen erleichtert. Die so behandelten arsenhaltigen Erze können
                                 										eine gute Qualität Stab- und Roheisen liefern, während man in einem
                                 										Hohofen nur sehr mittelmäßiges Roheisen aus ihnen gewinnen kann, weil der
                                 										Arsenik im Hohofen gänzlich in das Roheisen übergeht, ohne daß Spuren davon in
                                 										den Schlacken zurückbleiben.
                              Nach dieser vorläufigen Behandlung versetzt man die Erze mit dem ihrer
                                 										Zusammensetzung entsprechenden Fluß (in Pulverform) und mit dem zur Reduction
                                 										des rothen Eisenoxyds erforderlichen Kohlenpulver. Diese wohlgemengten
                                 										Substanzen werden, in nacheinanderfolgender regelmäßiger Beschickung, in den
                                 										Flammofen gebracht, auf dessen mit Kohle gefütterten Herd sie durch einen in der
                                 										Kuppel angebrachten Trichter herabfallen. Das Eisenoxyd wird auf demselben durch
                                 										die Einwirkung der Kohle und der Hitze mittelst Cementation reducirt und die
                                 										fremdartigen Substanzen, mit welchen es chemisch verbunden oder bloß vermengt
                                 										ist, gehen mit den Flußmitteln eine schmelzbare Verbindung ein, weil man die zur
                                 										Erreichung dieses Zwecks dienlichste Mischung gewählt hat.
                              Hinsichtlich der Eisenerze, welche phosphorsaure Salze enthalten, muß ich
                                 										bemerken daß, da man keine Verstopfungen zu befürchten hat, dieses Verfahren die
                                 										Kieselerde des beschickten Erzes genau auf ihr Minimum zu beschränken gestattet;
                                 										man kann daher den alkalischen Basen, welche zur Schlackenbildung dienen, eine
                                 										sehr thätige Rolle zuwenden, damit sie sich aller Phosphorsäure bemächtigen, ehe
                                 										noch die Wirkung der Cementation einen Theil dieser Säure reducirt hat; sie geht
                                 										daher gänzlich in die Schlacken über und wird auf die Qualität des Eisens nicht den
                                 										geringsten nachtheiligen Einfluß ausüben – ein Resultat, welches in einem
                                 										Hohofen nicht erreicht werden kann.
                              Das Eisen wird in Luppen gesammelt und wenn es aus dem mit Kohlen gefütterten
                                 										Ofen kommt, der gewöhnlichen mechanischen Behandlung unterworfen. Will man
                                 										Roheisen erzeugen, welches sich zum Formenguß eignet, so verstärkt man das
                                 										Quantum des Kohlenstoffs in der Möllerung und setzt die Operation so lange fort,
                                 										bis die Kohlenstoffung unter dem doppelten Einfluß des Kohlengestiebes und des
                                 										beigemengten Kohlenstoffs vollkommen bewerkstelligt ist; hierauf läßt man das
                                 										Roheisen durch einen im Herd angebrachten Abzug auslaufen.
                              Ich weiß wohl daß man an verschiedenen Plätzen des Continents Untersuchungen über
                                 										die Anwendung der Gichtgase von mit Holzkohle oder Kohks betriebenen Hohofen
                                 										angestellt hat, sowie mit den Gasen welche aus den Kaminen der mit Steinkohlen
                                 										geheizten Puddelöfen entweichen; ich habe aber nirgends gelesen, daß man die
                                 										Unzweckmäßigkeit der Hohöfen zum Ausschmelzen der Eisenerze erkannt und ein dem
                                 										meinigen analoges Verfahren eingeschlagen hat.
                              
                           
                              c) Kupfererze.
                              Die Kupfererze können auf ähnliche Weise wie die Eisenerze vortheilhaft und mit
                                 										der Gewißheit, das größtmögliche Ergebniß zu erhalten, behandelt werden.
                              Die Reinigungs- und Reductionsmittel müssen der Zusammensetzung der
                                 										Gangart und der Verbindung, in welcher sich das Kupfer befindet, entsprechend
                                 										gewählt werden.
                              
                                 
                                    (Der Beschluß folgt im nächsten Heft.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
