| Titel: | Ueber die allgemeine Verbreitung des Kupfers und Arseniks und insbesondere ihr Vorkommen in den Eisenerzen; von Walchner. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. XLVIII., S. 228 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber die allgemeine Verbreitung des Kupfers und
                           								Arseniks und insbesondere ihr Vorkommen in den Eisenerzen; von Walchner.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1846 Nr. 1071 und
                              									1073.
                        Walchner, über das Vorkommen von Kupfer und Arsenik in den
                           								Eisenerzen.
                        
                     
                        
                           Meine Stellung als Mitglied der Bergwerks-Verwaltung im Großherzogthum Baden
                              									gibt mir oft Gelegenheit, Eisenerze zu analysiren. Unstreitig hängt der Werth
                              									derselben für die Bereitung des Roheisens und guten Eisens überhaupt nicht lediglich
                              									von der Quantität des in ihnen enthaltenen Eisens und ihrem verschiedenen
                              									Schmelzgrad, sondern vorzüglich von der Abwesenheit einiger fremdartiger Körper ab,
                              									welche den Erzen oft beigemengt sind und auf die Qualität des Products einen mehr
                              									oder weniger nachtheiligen Einfluß haben.
                           Aus diesen mehrere Jahre fortgesetzten Versuchen entnahm ich, daß zwei, die Güte des
                              									Eisens sehr beeinträchtigende Metalle, Kupfer und Arsenik, den auf der ganzen
                              									Erdoberfläche verbreiteten Eisenerzen immer beigemengt sind und sie begleiten. In
                              									sehr geringer Menge trifft man dieselben in allen Eisenerzen an, und zwar in einigen
                              									in solchem Verhältniß, daß diese Erze in keiner Weise zur Bereitung eines Eisens von
                              									guter Qualität dienen können, es sey denn, man habe das Roheisen vorläufig nach
                              									einem zweckmäßigen Verfahren behandelt, um es davon zu reinigen.
                           Nichts ist leichter, als sich von der Wahrheit meiner Angaben zu überzeugen; man
                              									braucht nur einen Strom Schwefelwasserstoffgas so lange durch eine Auflösung der
                              									Erze in Salzsäure streichen zu lassen, bis das Eisenchlorid zu Eisenchlorür reducirt
                              									und die Flüssigkeit so mit Gas gesättigt ist, daß sie, nachdem man sie mehrere
                              									Stunden lang in einer verstopften Flasche absetzen ließ, noch stark nach
                              									Schwefelwasserstoff riecht. Der erhaltene gut ausgewaschene Niederschlag dient zu
                              									allen Operationen,
                              									welche die Gegenwart von Kupfer und Arsenik darthun; er gibt die entschiedensten und
                              									unzweifelhaftesten Reactionen.
                           Da ich fand, daß das natürliche Eisenoxydhydrat, der Spatheisenstein, sowie die
                              									Oolithe und Pisolithe (Rogensteine) der Jura-Formation, welche ich als
                              									Ablagerungen alter Eisenquellen betrachte, Kupfer und Arsenik enthalten, machte ich
                              									mich an die Analyse der Sumpferze, welche die neuesten Ablagerungen von
                              									Eisenoxydhydrat sind. Die Resultate dieser Untersuchung stimmen mit den frühern
                              									Analysen überein. Selbst jene Torf- und Wiesenerze, deren Bildung unserer
                              									Zeit angehört, enthalten Kupfer und Arsenik.
                           Nichts war daher natürlicher, als sie auch in dem Niederschlag unserer Eisenquellen,
                              									in dem Ocker der Säuerlinge, zu suchen. Ich suchte mir solchen aus zuverlässigen
                              									Händen zu verschaffen, bereitete mir reines Schwefelwasserstoffgas und untersuchte
                              									die Ockerablagerungen der Eisensäuerlinge aus dem Schwarzwald (von Griesbach,
                              									Rippoldsau, Teinach, Rothenfels und Cannstadt), ferner die Ocker der Thermalwässer
                              									von Wiesbaden, der Säuerlinge von Schwalbach, Ems, Pyrmont, Lamscheid und aus dem
                              									Thale Brohl bei Andernach. Alle diese Ocker gaben mir Niederschläge, deren genaue
                              									Analyse den Kupfer- und Arsenikgehalt unzweifelhaft darthat; in den
                              									Ablagerungen des Wiesbadener Wassers fand ich außerdem noch Antimon.
                           Uebrigens enthalten alle diese Mineralwässer sowohl Kupfer als Arsenik, freilich in
                              									so geringer Menge, daß ihr Gehalt daran sich auf Millionentheilchen reducirt.
                              									Dadurch verschwindet jede Befürchtung einer gefährlichen Wirkung; da überdieß diese
                              									beiden Metalle in sehr kleinen Dosen in gewissen Krankheiten heilsam wirken, so
                              									dürfte ihrem Vorhandenseyn ein Theil der heilsamen Wirkung dieser Wässer
                              									zuzuschreiben seyn.
                           Es fragt sich nun, weßhalb man diese beiden Metalle in den schon so oft analysirten
                              									Eisenwassern noch nie gefunden hat. Die Ursache ist keine andere, als weil man sie
                              									noch nie darin suchte, oder weil die Versuche mit zu kleinen Mengen der Wässer
                              									angestellt und ihre Absätze nicht analysirt wurden.
                           Da ich nun Kupfer und Arsenik überall mit dem Eisen vergesellschaftet fand, so suchte
                              									ich sie auch in den eisenhaltigen erdigen Substanzen auf. Ich begann mit der Analyse
                              									des Ackerlandes von Wiesloch und Nußloch bei Heidelberg, welches ziemlich
                              									eisenhaltig ist, und erhielt alsbald die unbestreitbarsten Beweise von dem
                              									Kupfer- und Arsenikgehalt dieses an Getreide sowohl als Wein fruchtbaren
                              									Erdreichs. Die giftige Wirkung des Arseniks wird durch seine innige Verbindung mit dem Eisen ganz
                              									aufgehoben; im Zustand von Arseniksäure bildet er ein basisch-arseniksaures
                              									Eisenoxyd, welches in Wasser völlig unlöslich ist.
                           Sodann bewiesen mir die Analysen einer großen Anzahl mehr oder weniger eisenhaltiger
                              									Thone, Mergel, namentlich der Mergel von Loß im Rheinthal, daß die genannten zwei
                              									Metalle überall mit dem Eisen gemengt vorkommen. Sie sind also auf der Erdoberfläche
                              									eben so verbreitet, wie das Eisen.
                           Es blieb nun noch zu ermitteln übrig, ob diese beiden Metalle auch im Meteoreisen
                              									enthalten sind.Rummler in Wien fand arsenige Säure in dem Olivin
                                    											(Chrysolith, Peridot) des Pallas'schen Meteoreisens. (Poggend. Annalen 1840, Nr. 4.) Ich untersuchte zunächst das sehr bekannte und von ausgezeichneten Chemikern
                              									schon öfter analysirte Pallas'sche Meteoreisen, und wirklich fand ich auch in diesem
                              									Kupfer und Arsenik, sowie auch in einem mexicanischen Meteoreisen von Yuanhuitlan
                              									bei Oaxaca; in einem Meteoreisen von Tenessee, und endlich in einer Probe einer
                              									großen Meteor-Eisenmasse aus dem naturhistorischen Cabinet des
                              									Yale-Kollegiums zu Connecticut. – Also nicht nur auf der Erdoberfläche
                              									ist das Eisen mit Kupfer und Arsenik vermengt, sondern auch in den festen Theilen
                              									anderer Himmelskörper.
                           Es ist wohl überflüssig, auf die Wichtigkeit des Kupfer- und Arsenikgehalts
                              									der genannten Mineralquellen, Thone und Ackererden in
                              									gerichtlich-medicinischer Hinsicht aufmerksam zu machen.