| Titel: | Bericht des Hrn. Vauvilliers über ein System von gußeisernen Schienenstühlen mit Schmiedeisenverbindung, welches von den HHrn. Bessas-Lamégie und Henry vorgeschlagen wurde und die hölzernen Querschwellen bei Eisenbahnen verdrängen soll. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LI., S. 241 | 
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                        LI.
                        Bericht des Hrn. Vauvilliers über ein System von gußeisernen
                           								Schienenstühlen mit Schmiedeisenverbindung, welches von den HHrn. Bessas-Lamégie und
                           									Henry vorgeschlagen
                           								wurde und die hölzernen Querschwellen bei Eisenbahnen verdrängen soll.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Nov. 1846, S. 585.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Vauvilliers, über ein System gußeiserner Stähle mit
                           								Schmiedeeisenverbindung für Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Die Eisenbahnschienen wurden ursprünglich von Steinblöcken, auf welche die
                              									gußeisernen Schienenstühle befestigt waren, getragen. Dann legte man die
                              									Schienenstühle ausnahmsweise bei starken Auffüllungen, welche sich noch nicht
                              									gehörig gesetzt hatten, provisorisch auf hölzerne Querschwellen.
                           Die Ausnahme wurde jedoch bald zur Regel. Von der Anwendung der Steinblöcke ist man
                              									fast gänzlich abgegangen, weil die Schienenstühle darauf sehr schwierig zu legen
                              									sind, die Correction der Schienen umständlich ist, und die Schienen nicht gleiche
                              									Entfernung von einander beibehalten. Alle Eisenbahnen sind deßhalb heutzutage auf
                              									hölzerne Unterlagen gelegt. Bei dem größeren Theile der Eisenbahnen sind
                              									Querschwellen angewandt, auf welche die gußeisernen Schienenstühle aufgepaßt sind,
                              									und diese tragen dann die Schienen, welche dadurch in constanter Entfernung von
                              									einander gehalten werden. In manchen Fällen wurden Längen- und Querschwellen
                              									von Holz vorgeschlagen und angewandt; jedoch hat sich dieses System nicht die
                              									Oberhand errungen.
                           Die Anwendung hölzerner Querschwellen ist kostspielig, weil das Holz immer seltener
                              									und theurer wird und in dem Erdboden bald verfault. Das gute Aufpassen der
                              									Schienenstühle macht Schwierigkeiten, sie liegen nicht gut auf und müssen durch
                              									eiserne Nägel befestigt werden, deren Rost das Holz ringsum zerfrißt.
                           
                           Die HHrn. Bessas-Lamégie und Henry schlugen ein System vor, bei welchem die hölzernen
                              									Querschwellen und die beweglichen Schienenstühle durch zwei Gußeisenplatten erseht
                              									sind, die für gewöhnlich eine Seitenlange von 0,35 Meter haben; für die
                              									Schienenstöße jedoch eine Seitenlänge von 0,41 Meter. Die gewöhnlichen
                              									Schienenstühle sind mit diesen Platten aus einem Stück gegossen und sie sollen die
                              									Schienen tragen und selbst auf dem Unterbau aufliegen. Die nöthige Entfernung der
                              									beiden Schienenreihen wird durch eine querliegende Rundeisenstange von 0,025 Meter
                              									Durchmesser regulirt und erhalten. Diese Stange geht durch die Schienenstühle durch
                              									und zwar unterhalb der Schienen, und ist durch zwei verticale Keile befestigt, deren
                              									Köpfe unter der unteren Fläche der eingelegten Schienen liegen.
                           Die den Erdboden berührende Fläche des Schienenstuhles muß ziemlich groß seyn, damit
                              									das Gewicht der Bahn und ihre zeitenweise Belastung sie nicht in den Boden
                              									eindrückt.
                           Vorspringende Rippen an der untern Fläche des Schienenstuhles, so wie das Eingraben
                              									desselben bis zur untern Fläche der Schiene reichen hin, um ein Verschieben der
                              									Stühle in der Längenrichtung der Bahn zu verhüten.
                           Bei der Eisenbahn nach Versailles (linkes Ufer) wurde das System der HHrn. Henry und Bessas-Lamégie versuchsweise angewandt, und zwar an mehreren
                              									Stellen mit ganz verschiedenen localen Verhältnissen, namentlich auch einer solchen,
                              									wo die Bahn eine Krümmung macht und über sehr feuchtes Erdreich geht. Im Ganzen sind
                              									ungefähr 65 Meter seit dem Januar 1846 nach diesem System gelegt. Nach längerem
                              									Gebrauche wurden diese Stellen untersucht und in sehr befriedigendem Zustande
                              									befunden. Die Schienen und Platten waren sehr gut erhalten und die Platten und
                              									Querstangen ohne Rost, obgleich sie 0,15 Meter tief eingegraben waren. Ungeachtet
                              									dieses guten Zustandes wäre es doch zu wünschen, um alle Zweifel zu beseitigen, daß
                              									ein Eisenbahnstück von wenigstens 2–300 Meter Länge nach diesem Systeme
                              									ausgeführt würde, so daß dieses Stück länger wäre als der größte Eisenbahnzug.
                           Hätte sich dann das System bewährt, so würde es ohne Zweifel folgende Vortheile
                              									gewähren: Entfernung des theuern und wenig dauerhaften Holzwerkes; Ersparung von 2
                              									Frcs. für den laufenden Meter der Bahn, oder 13 Proc. für die Schwellen,
                              									Schienenstühle und das Legen derselben; Reduction der Dicke der Aufschüttung;
                              									Erleichterung des Schienenlegens und bequemeres Einrammen unter denselben. Die
                              									hölzernen Querschwellen werfen sich, bekommen Kernrisse und werden lose. Man rammt sie oft zwischen
                              									den Schienenstühlen zu fest unter und die Schienenstühle liegen dann hohl, so daß
                              									wenn ein Wagenzug darüber geht, eine verticale Bewegung entsteht, wodurch die
                              									Querschwelle in der Aufschüttung lose wird, wovon man sich überzeugen kann, wenn
                              									mall mit einiger Aufmerksamkeit die Schwellen und die Aufschüttung betrachtet.
                           In einigen Fällen, wo die Tiefe fehlte, um eine Aufschüttung von gehöriger Dicke zu
                              									machen, z.B. auf den Schlußsteinen von gemauerten Bogen oder in der Nähe derselben,
                              									mußte man schmiedeiserne Querschwellen anwenden und die Schienenstühle darauf
                              									befestigen; aber man getraute sich gewöhnlich nicht, mehr als drei oder vier auf
                              									einanderfolgende eiserne Schwellen anzunehmen. Die Platten unter den Schienenstühlen
                              									der HHrn. Henry und Bessas-Lamégie bieten
                              									in dieser Beziehung alle Sicherheit dar.
                           In einigen Gießereien wandte man auch gußeiserne und schmiedeiserne Querschwellen für
                              									Eisenbahnen an, auf welchen glühende Schlacken transportirt werden, die die
                              									hölzernen Schwellen verbrannten. Analoge Systeme wurden schon früher hie und da
                              									vorgeschlagen, ohne jedoch unseres Wissens ausgeführt worden zu seyn.
                           Das System der HHrn. Bessas-Lamégie und Henry scheint alle Aufmerksamkeit zu verdienen. Der damit
                              									angestellte theilweise Versuch fiel vollkommen befriedigend aus, und es wäre nur zu
                              									wünschen, daß bald eine Strecke von 2 bis 300 Metern Länge versuchsweise ausgeführt
                              									würde.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 13
                              									Aufriß der gußeisernen Schienenstühle mit beweglicher schmiedeiserner
                              									Verbindungsstange;
                           Fig. 14
                              									Grundriß derselben;
                           Fig. 15
                              									verticaler Durchschnitt nach der Linie AB, Fig. 17.
                           Fig. 16
                              									Querschnitt nach der Linie CD, Fig. 18.
                           Fig. 17 ein
                              									Schienenstuhl von unten gesehen;
                           Fig. 18
                              									derselbe im Grundrisse.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen denselben Gegenstand.
                           A gußeiserne Schienenstühle, deren Basis ein
                              									Parallelogramm bildet; sie sind unten mit Rippen a, a
                              									versehen, welche in den Boden sich eindrücken und ein Verschieben verhüten.
                           B Schienenlager, welche über die Grundplatte des Stuhls
                              									vorstehen, mit welcher sie aus einem Stück gegossen sind. Sie nehmen die Schienen
                              										C, C auf, welche mit hölzernen Keilen b festgekeilt werden.
                           
                           D Querschwelle oder schmiedeiserne Stange, welche die
                              									Schienenstühle in der Entfernung der Spurweite mit einander verbindet; ihre Enden
                              									passen in die Löcher c, welche in jedem Stuhle
                              									angebracht sind, und sie sind daselbst durch Keile d
                              									befestigt. Der Kopf der Keile ist durch die Eisenbahnschiene verdeckt, was das
                              									Ausspringen des Keils verhindert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
