| Titel: | Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten der Baumwolle, Wolle etc. fürs Spinnen, worauf sich Josua Heilmann, Maschinenfabrikant zu Mülhausen im Elsaß, am 25. Febr. 1846 für England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LVI., S. 256 | 
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                        LVI.
                        Verbesserungen an Maschinen zum Vorbereiten der
                           								Baumwolle, Wolle etc. fürs Spinnen, worauf sich Josua Heilmann, Maschinenfabrikant zu Mülhausen im
                           								Elsaß, am 25. Febr. 1846 für England ein Patent
                           								ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Dec. 1846,
                              									S. 321.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Heilmann's Maschine zum Kämmen der Baumwolle etc.
                        
                     
                        
                           Den Gegenstand meiner Erfindung bildet
                           1) ein Verfahren, der einen oder auch beiden Walzen einer Zurichtmaschine (dressing machine), auf welchen Karden oder Stifte
                              									befestigt sind oder um welche diese, auf einem breiten Bande vertheilt laufen, zu
                              									der gewöhnlichen rotativen noch eine hin- und hergehende Bewegung zu
                              									ertheilen; in Folge dieser vereinigten Wirkung nehmen die Fasern des Materials nach
                              									und nach eine parallele Lage an, so daß sie durch eine Kämm- oder
                              									Krämpelmaschine bearbeitet werden können;
                           2) eine neue Maschine zum Kämmen der Baumwolle, Wolle und anderer Faserstoffe,
                              									welcher die Fasern, so wie sie aus der Zurichtmaschine kommen, in Gestalt eines
                              									lockeren Bandes oder Bließes übergeben werden. Nachdem dieses Bließ auseinander
                              									getrennt worden ist, werden die Fasern an beiden Enden gekämmt, die langen und
                              									kurzen von einander geschieden, sodann die langen in einem, die kurzen in einem andern Bließ
                              									vereinigt. Auf diese Weise getrennt verlassen beide Bließe die Maschine, um den
                              									darauf folgenden Operationen des Streckens, Spinnens u.s.w. übergeben zu werden.
                           Fig. 1 stellt
                              									einen Verticaldurchschnitt,
                           Fig. 2 einen
                              									Grundriß der wesentlichen Theile einer Zurichtmaschine mit meinen Verbesserungen
                              									dar.
                           Fig. 3 ist ein
                              									Verticaldurchschnitt und
                           Fig. 4 ein
                              									Grundriß der wesentlichen Theile meiner verbesserten Kämmmaschine.
                           Fig. 1 zeigt
                              									einen auf die Fig.
                                 										3 und 4 abgebildete Maschine anwendbaren Zuführapparat. Diese Maschinen eignen
                              									sich für Baumwolle. Sollen aber Wolle und andere Materialien, welche längere Fasern
                              									als Baumwolle besitzen, nach meiner verbesserten Methode bearbeitet werden, so
                              									müssen die Maschinen verhältnißmäßig größer seyn. In sämmtlichen Abbildungen sind
                              									gleiche Theile durch gleiche Buchstaben bezeichnet.
                           A, Fig. 1, ist ein Theil des
                              									Gestells; B der an das Gestell befestigte Träger, in
                              									welchem die Kurbelwelle C gelagert ist, von der aus die
                              									Bewegung sämmtlichen Maschinentheilen mitgetheilt wird. An die Kurbeln dieser Welle
                              									sind zwei Hälse D, jeder aus zwei Stücken bestehend,
                              									geschraubt, in denen die Kurbel frei laufen kann. An den einen dieser Hälse ist ein
                              									Schraubenrad E befestigt, welches in eine an der kurzen
                              									Welle G befindliche Schraube F greift. Die Welle G trägt wieder ein
                              									Schraubenrad H, das in eine Schraube I greift. Letztere ist an einen hohlen Cylinder
                              									befestigt, welcher am einen Ende eine Gabel i enthält
                              									und diese Gabel umfaßt zur Hälfte einen an das Gestell A
                              									befestigten Stift j. Die Schraube I und die Gabel i drehen sich um einen Bolzen
                              										K. Dieser Bolzen ist auf einem Hebel L gelagert, welcher die Hälse D lose umfaßt und durch die Kurbelwelle bewegt wird. Das untere Ende des
                              									Hebels L endigt sich in eine Stange welche durch ein
                              									kreisrundes Loch in einem Metallstück geht, die an den unteren Theil des
                              									Maschinengestells befestigt ist. M ist ein Hälter, der
                              									durch die Feder N gegen die Fasern gedrückt wird.
                              									Anstatt des Hälters M kann man sich auch einer Walze
                              									bedienen. Die Hebel L, L tragen auch die Zapfen der
                              									Zuführwalze O, um welche das endlose Zuführtuch läuft.
                              									Die zweite zur Walze O parallel angeordnete Walze, um
                              									welche das Tuch läuft, hält das letztere mittelst Federkraft angespannt; sie ist in
                              									den Abbildungen nicht sichtbar. P ist eine metallene
                              									Röhre, deren beide Enden an einen der Hälse D befestigt
                              									sind. Ein Theil P¹ dieser Röhre ist Fig. 2 im
                              									Durchschnitt dargestellt. Die Oberfläche dieser Röhre, ist mit Kratzen bedeckt. Q und R sind an das Gestell
                              									befestigte Lager, welche die Walze S tragen, indem die
                              									Zapfen der letzteren durch eine kreisrunde Oeffnung in einem der zu ihrer Aufnahme
                              									bestimmten Träger gehen. In die Oberfläche der Walze 8, welche ich Lieferungswalze
                              										(delivering roller) nenne, ist eine Anzahl von
                              									ebenen Flächen geschnitten, und an jede dieser Ebenen ist eine kleine Stange T geschraubt, an welche eine Anzahl Zähne befestigt ist.
                              									Diese gezahnten Stangen, welche gewöhnlich „Gills“ genannt
                              									werden, sind bei der in Rede stehenden Maschine 20 Zoll lang. U sind metallene nahe an den Enden der Walze befestigte Flanschen. In
                              									diesen Flanschen befinden sich parallel zu den Zähnen der
                              										„Gills“ Einschnitte, und eine Stange V läßt sich frei in jedem Einschnitte und zwischen zwei
                              										„Gills“ auf- und niederbewegen. Jede Stange
                              									erstreckt sich quer über die Walze und liegt in correspondirenden Einschnitten der
                              									beiden Flanschen, wobei jedes Ende in eine am Lager angebrachte excentrische Rinne
                              										W tritt. Wenn nun die Walze 8 in Rotation gesetzt
                              									wird, so werden die der Lieferungswalze gegenüberliegenden Stäbe durch die
                              									excentrischen Rinnen dem Boden der Einschnitte zugeführt, so daß die Zähne zwischen
                              									die ihnen dargebotenen Fasern eintreten können; unten jedoch und an der
                              									entgegengesetzten Seite der Walze werden diese Stäbe durch die excentrischen Rinnen
                              									über die Spitzen der Zähne Hinausgetrieben, wobei sie die Fasern von sich
                              									hinwegschieben. Die Walze 8 wird mittelst Räderwerk von der Kurbelwelle aus
                              									getrieben. In Folge ihrer Rotation veranlaßt die Kurbelwelle die Lieferungswalze,
                              									sich, wie die Punktirung in Fig. 1 andeutet, der
                              									Streckwalze zu nähern und von derselben zu entfernen, und da die Kurbel den Hebel
                              										L in Bewegung setzt, so wird das Ende des Bolzens
                              										K veranlaßt, sich um den festen Bolzen j zu drehen; da ferner die Gabel i den Stift j umfaßt, so kommt dadurch der
                              									hohle Cylinder, woran die Schraube I befestigt ist, in
                              									Rotation und somit wird durch die Drehung der Schraube I, des Schraubenrades H, der Schraube F und des Schraubenrades E,
                              									der Lieferungswalze eine langsame Kreisbewegung ertheilt. Für langfaserige Baumwolle
                              									eignen sich folgende relative Geschwindigkeiten: man gibt der Kurbelwelle 600
                              									Umdrehungen in der Minute, der Lieferungswalze 3 Umdrehungen, der Streckwalze 42
                              									Umdrehungen, während die Oberfläche der Zuführwalze die nämliche Geschwindigkeit wie
                              									die Lieferungswalze erhält. Das Material kann, so wie es die Streckwalze verläßt, um
                              									eine Trommel gewickelt und in ein Bließ verwandelt werden.
                           In Fig. 3
                              									bezeichnet 1 das Gestell; 2 einen Träger, in welchem der Zuführ-,
                              									Kämm- und Streckapparat gelagert ist. 3 ist ein Träger des Zuführapparats, der mit
                              									einem verticalen Schlitz versehen ist, durch den die Schraube 4 geht, um ihn an den
                              									Träger 2 zu befestigen. An der inneren Seite des Trägers 3 befindet sich eine concav
                              									gekrümmte Fläche, welche gegen eine entsprechende convexe Fläche geschraubt wird, um
                              									den Träger heben und senken und dadurch den Abstand zwischen den Walzen 6 und 22 je
                              									nach der Länge der Fasern ändern zu können. 5 ist eine Leitplatte, auf welcher die
                              									Baumwolle nach der Zuführwalze 6 gelangt. Von dem einen Ende dieser um eine Achse 7
                              									drehbaren Leitplatte hängt ein Gewicht 8 herab, welches die Fasern an dem andern
                              									Ende gegen die Zuführwalze 6 drückt. Das gegen die Zuführwalze drückende Ende der
                              									Leitplatte ist mit Leder bedeckt. Mit Hülfe der Schraube 9 kann die Steigung der
                              									Leitplatte abgeändert werden. Die Bewegung der Zuführwalze ist regelmäßig
                              									intermittirend; sie führt nämlich eine Portion Baumwollfaser vorwärts und hält dann
                              									eine kurze Zeit lang still, um diese Portion kämmen zu lassen. Für lange Fasern mag
                              									anstatt der Leitplatte eine Walze genommen werden. Mittelst der Schraube 10 läßt
                              									sich der Abstand der Zuführwalze von der Kämmwalze 11 reguliren. Diese Walze ist der
                              									Länge nach in drei Theile getheilt. Der Theil 12 ist cannelirt, der Theil 13 mit
                              									Leber überzogen und der Theil 14 mit „Gills“, Flanschen und
                              									Stäben versehen, welche letztere in excentrische mit dem Gestell fest verbundene
                              									Rinnen greifen; dieser Theil der Walze wirkt auf ähnliche Weise wie die Walze S.
                           An dem einen Ende der Kämmwalze ist ein Excentricum 15 befestigt, welches gegen eine
                              									Frictionsrolle 16 wirkt, deren Zapfen oben an dem Hebel 17 befestigt ist. Mit seinem
                              									unteren Ende ist dieser Hebel an eine Achse 18 befestigt; dieselbe Achse enthält
                              									einen kurzen Hebel 19, welcher mittelst einer Kette an den gebogenen Hebel 20
                              									befestigt ist. Dieser Hebel dreht sich um eine Achse 21 und enthält eine obere mit
                              									Leder überzogene Walze 22 und eine untere cannelirte Walze 23. Ein Haken 24 drückt
                              									gegen die Achse der oberen Walze mit Hülfe des kurzen gebogenen Hebels 25 und der
                              									Spiralfeder 26, welche beide an Zapfen des Hebels 20 befestigt sind. Eine an dem
                              									Walzengestell befestigte Feder 27 drückt gegen das untere Ende des Hebels 20 und
                              									drückt dadurch die Frictionsrolle 16 beständig gegen das Excentricum. Wenn daher der
                              									Theil 15a des Excentricums gegen die
                              									Frictionsrolle wirkt, so wird die obere Walze 22 gegen den cannelirten Theil 12 der
                              									Kammwalze, von der sie die Bewegung erhält, gedrückt; zugleicht zieht sie die Fasern
                              									zwischen der Zuführwalze und der Leitplatte heraus und leitet sie zwischen sich
                              									selbst und die untere Walze 23, die sie mittelst Contactes umdreht. Wenn der Theil
                              										15b gegen die Frictionsrolle wirkt, so wird die untere Walze
                              									23 gegen den Theil 13 der mit Leder überzogenen Kämmwalze gedrückt, wodurch sie
                              									selbst in Bewegung kommt; das Ende der Fasern wird durch diese und die obere Walze
                              									zurückgeführt, um durch den kämmenden Theil 14 der Walze 11 bearbeitet zu werden;
                              									während dieser Zeit sind in Folge der Wirkung des Theils 15c des Excentricums gegen die Frictionsrolle die
                              									Walzen 22 und 23 stationär. Wenn der Theil 15a des
                              									Excentricums wieder gegen die Frictionsrolle wirkt, so wird ein anderer kurzer Theil
                              									der Fasern, welcher vorn an der Lieferungswalze und der Leitplatte gekämmt wurde,
                              									auf die beschriebene Weise zwischen die Walzen 22 und 23 gezogen, wobei er die Enden
                              									der vorher zwischen diese Walzen gezogenen Fasern überragt. Da nun die ziehende
                              									Thätigkeit der Walzen größer ist, als ihre rückgängige Wirkung, so bildet sich an
                              									ihrer Vorderseite ein zusammenhängendes Vließ. Die durch den Kamm herausgezogenen
                              									fremdartigen Bestandtheile und kurzen Fasern werden durch die zwischen den
                              										„Gills“ befindlichen Stäbe aus den Zähnen des Kamms
                              									herausgetrieben und fallen auf die mit Leder überzogene Walze 28, welche sie
                              									zwischen sich und die Walze 29 führt. Die Walzen 28 und 29 rotiren vor- und
                              									rückwärts, wodurch sie die kurzen Fasern in ein Bließ verwandeln. Ich gebe diesen
                              									Walzen auf jede Umdrehung der Walze 11 eine Umfangsgeschwindigkeit von ungefähr 6
                              									Zollen vorwärts und von 3 Zoll rückwärts und lasse die Walze 28 in derselben
                              									Richtung wie die Walze 11 sich bewegen, wenn die letztere die kurzen Fasern an die
                              									erstere abgibt. Die Walze 28 wird durch Berührung mit der Walze 29 und letztere
                              									durch geeignetes Räderwerk umgetrieben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
