| Titel: | Beschreibung eines kurzen Manometers mit offener Röhre; von Hrn. Galy-Cazalat. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXX., S. 321 | 
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                        LXX.
                        Beschreibung eines kurzen Manometers mit offener
                           								Röhre; von Hrn. Galy-Cazalat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Nov. 1846, S. 590.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Galy-Cazalat's Manometer mit offener Röhre.
                        
                     
                        
                           Bei dem Manometer, welcher (in Frankreich) der Vorschrift gemäß an jedem Dampfkessel
                              									angebracht seyn muß, beträgt die Höhe der Glasröhre so vielmal 76 Centimeter, als
                              									der im Kessel befindliche Dampf Atmosphären Spannung hat.
                           Um die Quecksilbersäule, deren Gewicht der Dampfspannung das Gleichgewicht halten
                              									muß, zu verkürzen, kam ich auf den Gedanken, dem Dampfdrucke den horizontalen Kopf
                              									einer Kolbenstange entgegenzusetzen, deren Kolben hermetisch und ohne Reibung
                              									schließt, und welcher das Quecksilber in der Glasröhre dadurch zum Steigen bringt,
                              									daß er sich in das Quecksilbergefäß hineinschiebt. Ist bei dieser Anordnung die
                              									Quadratfläche des vom Dampfe gedrückten Kolbenstangenkopfes n mal kleiner als die Quadratfläche des von dem Quecksilber gedrückten
                              									Kolbens, so muß sich nach den Gesetzen der Hydraulik das Quecksilber in der
                              									Glasröhre n mal weniger hoch heben als bei dem
                              									gewöhnlichen Manometer, wobei die Flüssigkeiten auf eine gemeinschaftliche Basis
                              									ihren gleichen, aber entgegengesetzten Druck ausüben.
                           Fig. 1 und
                              										2 stellen
                              									den Aufriß und Grundriß des Apparates dar, dessen Glasröhre a, die oben mit einer Erweiterung b versehen,
                              									in ein Brettchen eingelassen ist, auf welchem sich die in Metall gravirte Scale des
                              									Manometers befindet.
                           Fig. 3 und
                              										4 sind die
                              									Ansichten des Instruments von der Seite und von oben;
                           Fig. 5 und
                              										6 sind
                              									verticale und horizontale Durchschnitte, jedoch in größerem Maaßstabe
                              									gezeichnet.
                           
                           Das Wesentliche an diesem neuen Manometer ist der Metallkolben c, Fig.
                                 										5, auf welchen sich der Dampfdruck, welcher auf die horizontale Fläche der
                              									Kolbenstange d wirkte, vertheilen, und der diesen Druck
                              									dem Quecksilber mittheilen muß.
                           Zu diesem Zweck bewegt sich die Kolbenstange ohne Reibung in einem centralen
                              									metallenen Ringe e, welcher mit einer gußeisernen
                              									Scheibe f vereinigt ist, deren untere Basis bei g hohl ausgedreht ist, um den Kolben c aufzunehmen. Beide Flächen der Scheibe f sind mit einer biegsamen Membrane v, v' bedeckt, welche Wasser- oder dampfdicht
                              									ist, und von Ziegenleder, das mit Kautschuk überzogen wird, hergestellt ist. Diese
                              									beiden Membranen werden an die Scheibe f durch einen
                              									Deckel i, i und eine Bodenplatte k, k angedrückt, so daß auf diese Weise die beiden hohlen Räume l und m entstehen. Der obere
                              									Raum l ist immer voll Wasser, welches mit dem Dampf im
                              									Kessel durch eine gebogene Röhre n in Verbindung ist.
                              									Die Röhre ist überdieß noch mit einem Hahn o, Fig. 1 und 3, versehen.
                              									Der untere Raum m, Fig. 5, ist mit
                              									Quecksilber gefüllt, das durch den Canal p mit dem
                              									verticalen cylindrischen Behälter q in Verbindung steht.
                              									Letzterer ist durch eine Stopfbüchse r, durch deren
                              									Mitte die Manometerröhre a geht, hermetisch
                              									verschlossen, wie dieß aus Fig. 1 und 5 zu ersehen ist. s ist ein Canal, durch welchen die obere Fläche des
                              									Kolbens c mit der äußeren Luft in Berührung gebracht
                              									werden kann.
                           Wirkungsweise des Apparates. Oeffnet man den Hahn o, so drückt der Dampf in dem Kessel auf das Wasser,
                              									welches immer die Röhre n und den Raum b erfüllt, da sich der Dampf hierin condensirt. Dieses
                              									hermetisch verschlossene Wasser wirkt nun auf die biegsame Membrane v und auf die Oberfläche z
                              									der Kolbenstange, welche mit dem Kolben c niedergedrückt
                              									wird. Die abwärtsgehende Bewegung des Kolbens veranlaßt die undurchdringliche
                              									Membrane gegen das Quecksilber zu drücken, das sich in dem Raume m befindet, und welches dann durch den Canal p in die oben offene Glasröhre a steigt.
                           Bei jeder manometrischen Anzeige ist der Dampfdruck auf den Kolbenstangenkopf gleich
                              									dem Gewichte der Quecksilbersäule, welche ihm das Gleichgewicht hält, und deren
                              									Volumen man erhält, wenn man die Quadratfläche des Kolbens mit der Höhe der
                              									Quecksilbersäule über dem Nullpunkte der Scale multiplicirt. Der Nullpunkt wird an
                              									der Scale an der Stelle über dem Niveau x, x angenommen,
                              									bis zu welcher der Kolben das Quecksilber durch sein eigenes Gewicht in der
                              									Glasröhre hebt. Die Eintheilung der Scale geschieht entweder durch Vergleichung mit
                              									einem Normalmanometer, oder indem man eine verticale Stange mit einer horizontalen Platte
                              									auf die bekannte Quadratfläche z drücken läßt und diese
                              									dann nach und nach durch Gewichte beschwert, welche jedesmal einem Atmosphärendruck
                              									entsprechen.
                           Anwendung dieses Manometers bei Locomotiven. Um diesen
                              									Manometer für Locomotiven anzuwenden, bei welchen gewöhnlich ein siebenfacher
                              									Atmosphärendruck nicht überschritten wird, wurde der Druck einer Atmosphäre durch
                              									eine Quecksilbersäule von 4 Centimeter Höhe ausgedrückt. Deßhalb mußte die
                              									Quadratfläche des Kolbens 19mal größer gemacht werden als die Quadratfläche z der Kolbenstange. Ist unter diesen Umständen die
                              									Kolbenstangenfläche einem Drucke von einer Atmosphäre oder einer Quecksilbersäule
                              									von 76 Centimeter Höhe ausgesetzt, so muß, damit Gleichgewicht stattfindet, der
                              									19mal größere Kolben durch eine Quecksilbersäule gedrückt seyn, deren Höhe gleich
                              									ist 76/19 oder 4 Centimeter.
                           Bemerkungen. Damit die Angaben des Manometers genau sind,
                              									darf die Kolbenstange über die Fläche y, y sich nicht
                              									mehr als um 1 Millimeter erheben, und das Zurücktreten unter die Fläche y, y muß ebenfalls nur sehr gering seyn; denn könnte
                              									z.B. das Ende z 5 Millimeter vorstehen und eben so weit
                              									zurücktreten, so würde dadurch die Membrane v mehr oder
                              									weniger gebogen und der Dampfdruck würde auf eine veränderliche Fläche stattfinden,
                              									deren Inhalt merklich von der Quadratfläche z
                              									verschieden wäre. Um diesen Uebelstand zu vermeiden, gab man dem Kolben eine nahezu
                              									900mal größere Fläche als der Oeffnung in der Manometerröhre. Hieraus geht hervor
                              									daß, um das Quecksilber in der Manometerröhre für 7 Atmosphären, also um 28
                              									Centimeter steigen zu machen, es hinreicht, den Kolben um den 900sten Theil von 28
                              									Centimetern niederzudrücken.
                           Soll der Apparat weit versendet werden, so muß er vorher sorgfältig ausgeleert
                              									werden, ehe man ihn einpackt. Man schraubt zu diesem Zweck einen Pfropf aus, der in
                              									der Zeichnung nicht sichtbar ist, und läßt das Quecksilber durch eine Oeffnung
                              									auslaufen, welche unmittelbar unter der Membrane v' in
                              									den Raum m einmündet. Ist dieß geschehen, so öffnet man
                              									den Hahn o, dreht das Instrument um, und gießt so das
                              									Wasser und das zurückgebliebene Quecksilber aus.
                           Will man den Manometer wieder in Stand setzen, so gießt man mittelst eines kleinen
                              									Trichters das Quecksilber in die Glaskugel b, bis das
                              									Gefäß m und die Röhre a voll
                              									ist. Hierauf nimmt man den Pfropf ab und läßt die Luft aus dem Raume m entweichen und von dem eingegossenen Quecksilber so
                              									viel, bis dasselbe in der Röhre a auf dem Nullpunkte der Scale steht,
                              									worauf man kein Quecksilber mehr entweichen läßt, sondern den Pfropf luftdicht
                              									einschraubt. Man hat dann nur noch die Röhre n und den
                              									Raum l durch o mit Wasser zu
                              									füllen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
