| Titel: | Beschreibung eines Sicherheitsventils, welches durch ein directwirkendes Gewicht von eben so vielen Kilogrammen geschlossen erhalten wird als die Spannung des im Kessel befindlichen Dampfs Atmosphären beträgt; von Hrn. Galy-Cazalat. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXXI., S. 325 | 
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                        LXXI.
                        Beschreibung eines Sicherheitsventils, welches
                           								durch ein directwirkendes Gewicht von eben so vielen Kilogrammen geschlossen erhalten
                           								wird als die Spannung des im Kessel befindlichen Dampfs Atmosphären beträgt; von Hrn.
                           									Galy-Cazalat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Nov. 1846. S. 592.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Galy-Cazalat's Sicherheitsventil.
                        
                     
                        
                           Damit das Sicherheitsventil von Papin so genau und einfach
                              									als möglich sey, ist es nothwendig, daß der Wirkung des eingeschlossenen Dampfes ein
                              									Gewicht entgegengesetzt wird, welches direct auf die Mitte des Ventils drückt. Da
                              									jedoch ein directes Gewicht, wie es für sehr kräftige Maschinen nothwendig wäre,
                              									seiner Größe wegen nicht mehr anwendbar war, so reducirten die Maschinenfabrikanten
                              									dasselbe dadurch auf ein Zehntel, daß sie dasselbe an dem Ende eines Hebels wirken
                              									ließen.
                           Die bekannten aus der Anwendung eines Hebels hervorgehenden Nachtheile werden bei
                              									Locomotiven dadurch noch vergrößert, daß eine Federwage das Gewicht von 69 Kilogr.,
                              									welches man dem Hebel anhängen müßte, wenn es die Bewegung des Wagens gestatten
                              									würde, dieses Gewicht ersetzen muß. Die Complicirtheit des erwähnten Apparates,
                              									seine große Ungenauigkeit, welche vorzüglich von der Veränderung der Federkraft
                              									durch die Wärme herrührt, und auch davon, daß bei der kleinsten Bewegung des Ventils
                              									die Feder schon stärker gespannt ist, veranlaßten mich im Jahre 1834 bei einem
                              									Dampfwagen für gewöhnliche Straßen zwei mit einander vereinigte Ventile anzuwenden,
                              									auf welche der Dampf in entgegengesetzter Richtung wirkt. Diese Anordnung gestattet
                              									die Kesselöffnung durch ein direct wirkendes Gewicht geschlossen zu erhalten,
                              									welches so klein seyn kann als man nur immer wünscht wenn man den Unterschied in der
                              									Querfläche der beiden vereinigten Ventile darnach einrichtet. Beträgt der
                              									Unterschied des Inhalts der beiden Flächen z.B. 1 Quadratcentimeter, und hat der Dampf
                              									im Maximum eine Spannung von sieben Atmosphären, so kann das größte
                              									Sicherheitsventil durch ein directwirkendes Gewicht von ungefähr 7 Kil. geschlossen
                              									erhalten werden, weil der Druck einer Atmosphäre auf den Quadratcentimeter 1,03
                              									Kilogr. ausmacht. Ungeachtet der Genauigkeit und Einfachheit zweier
                              									gegenüberliegender Klappen oder Ventile, hat doch die Schwierigkeit, sie beide
                              									zugleich gut einzuschleifen, ihre Anwendung bis jetzt nicht allgemein werden lassen.
                              									Meinen Sicherheits-Apparat machte ich jedoch dadurch leichter auszuführen,
                              									daß ich die Gegenklappen oder das Gegenventil durch eine sehr dünne biegsame Scheibe
                              									von Rothkupfer ersetzte.
                           Fig. 7 stellt
                              									den verticalen Durchschnitt und Fig. 8 den Grundriß des
                              									Sicherheitsventils vor.
                           Fig. 9
                              									horizontaler Durchschnitt nach der Linie AB, Fig. 7. Fig. 10 und
                              										11 zwei
                              									Ansichten der Klappe allein.
                           A gußeiserner Aufsatz, der mit seinem Rande über die
                              									Kesselöffnung aufgeschraubt wird, auf welche das Ventil zu liegen kommen soll. Auf
                              									den Aufsatz ist ein Ring B von Bronze befestigt, welcher
                              									bei a, a einen schmalen vorstehenden Rand hat. Auf
                              									diesem genau abgeschliffenen Rande ruht das Ventil mit Flügeln C, dessen Stift c unter dem
                              									Ansatze d mit einem Gewinde versehen ist, wie dieß aus
                              										Fig. 7 und
                              										10
                              									deutlich ersehen werden kann. Eine sehr biegsame Scheibe e,
                                 										e von Rothkupfer, die in der Mitte durchbohrt ist, wird durch eine Mutter
                              										f luftdicht an den Ansatz d angedrückt. Ist das Ventil an seinem Platze, so wird der Umfang der
                              									biegsamen Scheibe, welche ihm gegenübersteht, auf g, g,
                              										Fig. 9,
                              									zwischen den Rand einer gußeisernen Schale h und den
                              									horizontalen Ring i, i, der mit A aus einem Stücke ist, festgeschraubt. Der Dampf in dem Kessel, welcher
                              									durch die Oeffnungen k, k, Fig. 9, frei zwischen das
                              									Ventil und die biegsame Scheibe treten kann, drückt auf beide in entgegengesetzter
                              									Richtung mit gleicher Kraft. Ist jedoch die Quadratfläche a,
                                 										a, welche einen Druck von unten nach oben erhält, um einen
                              									Quadratcentimeter größer als die Quadratfläche e, e,
                              									welche von oben nach unten gedrückt wird, so wird das System mit einer Kraft gehoben
                              									werden, welche dem Drucke des Dampfs auf bloß einen einzigen Quadratcentimeter
                              									gleich ist. Oder, ist dieser Druck für eine Atmosphäre gleich 1,03 Kilogr., so
                              									reicht es hin, um das Ventil geschlossen zu erhalten, auf seiner Mitte ein
                              									directwirkendes Gewicht von n Kilogr. in runder Zahl
                              									anzubringen, wenn die Dampfspannung n Atmosphären
                              									beträgt.
                           
                           Einzelnheiten der Construction. D ist das directe Gewicht, wodurch die verticale Stange E belastet ist. Diese Stange hat oben einen Ring F, in welchen der Hebel oder die Schnur eingehängt wird,
                              									wodurch das Gewicht gehoben wird. Unten hat die Stange einen Körner I, welcher in eine Vertiefung mitten auf dem Ventile
                              									eintritt. Um das Gewicht vertical über der Mitte des Ventiles zu erhalten, wurden
                              									auf den mit dem Kessel vereinigten Aufsatz die Säulen G,
                                 										G aufgeschraubt, die oben durch ein Querstück verbunden sind. In letzterem
                              									befindet sich eine Oeffnung, durch welche die Stange E
                              									ohne viele Reibung und ohne vielen Spielraum durchgeht. Die Größe der verticalen
                              									Bewegung für das Sicherheitsventil ist endlich durch den Zwischenraum bedungen,
                              									welcher zwischen dem Querstück und der aufgeschraubten Mutter m stattfindet.
                           Die untere Fläche e, e der Kupferscheibe, welche keinen
                              									Dampfdruck erleidet, muß eben so mit der äußern Luft in Verbindung stehen, wie die
                              									obere Fläche des Ventils C. Deßhalb wurde ein schräges
                              									Loch p durch das Ventil C
                              									gebohrt, und dieses Loch mündet in den hohlen Ventilstift c, so daß der Raum o, o mit der äußeren Luft
                              									in Verbindung ist.
                           Da man beim Messen der dem Dampfdruck ausgesetzten Flächen sich leicht irren kann, so
                              									ist es gut, das Gewicht D genau zu bestimmen, indem man
                              									das Sicherheitsventil mit dem offenen Manometer vergleicht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
