| Titel: | Beschreibung eines hydraulischen Zaumes für Locomotiven; von Hrn. Galy-Cazalat. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXXII., S. 327 | 
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                        LXXII.
                        Beschreibung eines hydraulischen Zaumes für
                           								Locomotiven; von Hrn. Galy-Cazalat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Nov. 1846, S. 594.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Galy-Cazalat's hydraulischer Zaum für
                           								Locomotiven.
                        
                     
                        
                           Der bei Eisenbahnen gebräuchliche Zaum oder die Bremsen sind complicirt, zu schwach
                              									und zu langsam wirkend, überdieß liegen sie außer dem Bereiche des Locomotivführers,
                              									welcher allein den Zeitpunkt genau zu bestimmen weiß, wo sie wirken sollen.
                           Um diese Nachtheile zu vermeiden, erfand ich im Jahre 1833 eine hydraulische Bremse
                              									von unbegränzter Kraft, welche augenblicklich wirkt und sich an der Locomotive oder
                              									dem Tender sehr leicht anbringen läßt und durch letztere selbst in Bewegung gesetzt
                              									wird.
                           Fig. 12 ist
                              									der Aufriß des Apparats, Fig. 13 ein verticaler
                              									Durchschnitt nach der Länge desselben, Fig. 14 eine Endansicht
                              									und Fig. 15
                              									ein verticaler Querschnitt desselben.
                           A ist ein kleiner Cylinder, in welchem sich ein
                              									Metallkolben B bewegt, der mit einer stählernen Stange
                              										C, C vereinigt ist, welche durch Deckel und Boden
                              									des gußeisernen Cylinders geht. Damit der Kolben hermetisch schließt und seine
                              									Reibung nicht beträchtlich wird, ist jede seiner Oberflächen mit einer
                              									Stulpenliederung a, a und b,
                                 										b versehen, welche durch Metallringe und Schrauben fest an den Kolben
                              									angedrückt werden. Aehnliche Lederstulpen d, d und e, e legen sich luftdicht an die Stange C an, und auch ihre Reibung ist unbeträchtlich. Die
                              									Räume aa und bb
                              									des Cylinders sind vollständig mit Wasser gefüllt und stehen durch die Röhre f, g, welche mit einem Hahn h versehen ist, mit einander in Verbindung. Bewegt sich z.B. der Kolben
                              										B nach rechts, so drückt seine Fläche bb das Wasser aus dem Raume bb, dd und durch die Röhre f, g in den Raum aa, ee, der durch die
                              									Kolbenbewegung vergrößert wird. Geht der Kolben B
                              									dagegen wieder rückwärts, von rechts nach links, so drückt die Fläche aa das Wasser wieder von dem Raume aa, ee in den Raum bb, dd hinüber und so fort. Hat die Stange D,
                              										Fig. 14
                              									und 15, eine
                              									verticale Lage, so ist der Hahn h vollkommen geöffnet
                              									und das Wasser kann durch denselben fließen, ohne den sich beständig bewegenden
                              									Kolbenflächen großen Widerstand darzubieten. Gibt man der Stange D aber eine schiefe Lage, um den Hahn h zu drehen und die Oeffnung i zu verengern, so würde das Wasser, welches bei gleichbleibender
                              									Kolbenbewegung gezwungen wird eine größere Geschwindigkeit anzunehmen, auf den
                              									Kolben B einwirken und denselben in seinem Laufe hemmen.
                              									Wird nun der Hahn ganz geschlossen, so kann der Kolben, da sich das Wasser nicht
                              									zusammendrücken läßt, keine Bewegung machen, ohne den Cylinder zu zersprengen, den
                              									man jedoch, um dieß zu vermeiden, so stark als es nur immer nöthig ist, machen
                              									kann.
                           Um nach und nach oder auch schnell die Bewegung eines Wagenzuges auf einer Eisenbahn
                              									zu hemmen, muß man dem Apparate folgende Einrichtung geben:
                           Der Cylinder ist mit einer starken Platte E aus einem
                              									Stücke gegossen, und diese wird durch vier Schrauben an den Rahmen des Tenders
                              									befestigt, und zwar auf derselben Höhe wie die Radachsen und in gleicher Entfernung
                              									von denselben. Jedes Ende der Kolbenstange C
                              									 ist durch eine
                              									Zugstange mit einer Krummzapfenwarze vereinigt, die auf einer Radnabe fest ist. Die
                              									beiden gegenüberliegenden Radnaben müssen ebenfalls durch eine Verbindungsstange
                              									gekuppelt seyn. Während der Tender im Gange ist, bewegen die Krummzapfenwarzen den
                              									Kolben hin und her und dieser treibt das Wasser durch den Hahn h von einer Kammer in die andere. Will der
                              									Locomotivführer nun den Gang des Wagenzuges verzögern, so bewegt er die Stange D, um die Oeffnung i nach
                              									Bedürfniß zu verengern, wodurch die Kolbenbewegung langsamer wird und deßhalb auch
                              									die der Räder, welche nun auf der Bahn während ihrer Drehung auch gleiten. Sobald
                              									der Hahn h ganz abgesperrt wird, gleiten die Räder, ohne
                              									sich noch ferner drehen zu können. Macht man den Tender so schwer als zwei mit
                              									gewöhnlichen Bremsen versehene Wagen, so können diese durch die neue Bremse am
                              									Tender ersetzt werden, und die zwei Personen, welche die Bremsen handhaben müssen,
                              									werden entbehrlich. Im Falle man einen sehr schweren Wagenzug haben sollte, würde
                              									man an dem ersten Transportwagen noch eine zweite hydraulische Bremse anbringen
                              									müssen, oder besser noch an dem letzten Wagen des Zuges, der dann tüchtig beladen
                              									werden müßte.
                           Da es nothwendig ist, daß der Cylinder A immer ganz mit
                              									Wasser gefüllt ist, so muß das wenige Wasser, welches bei den Liederungen e, e und d, d etwa entwichen
                              									ist, wieder ersetzt werden können. Deßhalb gibt man dem Hahn h einen zweiten Canal, welcher mit der Röhre I, Fig.
                                 										14 und 15, in Verbindung gebracht werden kann, und diese Röhre führt zu einem
                              									kleinen höher liegenden Reservoir. Ist man nun bei einer Station angekommen und man
                              									vermuthet, daß der Cylinder etwas Luft enthält, so reicht es hin, um ihn vollständig
                              									wieder mit Wasser zu füllen, den Hahn einige Secunden lang so gedreht zu erhalten,
                              									daß die Oeffnung o die Verbindung mit dem Reservoir
                              									herstellt.
                           Die soeben beschriebene Bremse scheint mir den bis jetzt bei Eisenbahnen angewandten
                              									vorzuziehen zu seyn. Ich setzte sie in Verbindung mit einem einfachen Instrumente,
                              									welches die Geschwindigkeit des Wagenzuges anzeigt und diese Geschwindigkeit durch
                              									Drehen des Hahnes h begränzt.
                           Um die Sicherheitsvorrichtungen für den Eisenbahntransport zu vervollständigen, hatte
                              									ich gegen die Kesselexplosionen meine Röhre mit Hahn und Pfropf von leichtflüssigem
                              									Metall erfunden, welche in die dem Feuer ausgesetzte Kesselwand eingesetzt wird.
                              									Erreicht die höchste Temperatur des Kessels eine gewisse Gränze, so schmilzt der
                              									Pfropf und läßt den Dampf ausströmen, der in die Feuerbüchse gelangt, die
                              									Verbrennung hindert. Hat sich die Temperatur des Kessels wieder auf den gehörigen Grad vermindert,
                              									so dreht der Heizer den Hahnschlüssel, in welchem sich ein zweiter Pfropf befindet,
                              									welchen der Dampf selbst in die Röhrenöffnung eintreibt, so daß sie dadurch wieder
                              									vollkommen verschlossen wird.
                           Dieser außerordentlich einfache, wenig kostspielige und sicher wirkende Apparat,
                              									welcher im Jahre 1835 von der Société
                                 										d'Encouragement mit einer goldenen Medaille belohnt wurde, ist noch nicht
                              									in Gebrauch gekommen, obgleich man die Größe des Unglücks, welches durch eine
                              									Locomotiven-Explosion entstehen kann, hinlänglich kennt.
                           
                        
                     
                  
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