| Titel: | Ueberziehen gläserner und porzellanener Gefäße mit Kupfer; von Dr. Mohr in Coblenz. | 
| Autor: | Dr. Karl Friedrich Mohr [GND] | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. LXXXI., S. 361 | 
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                        LXXXI.
                        Ueberziehen gläserner und porzellanener Gefäße
                           								mit Kupfer; von Dr. Mohr in
                           								Coblenz.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
                        Mohr, Verfahren gläserne etc. Gefäße mit Kupfer zu
                           								überziehen.
                        
                     
                        
                           Auf der Industrieausstellung zu Paris im Sommer 1844 waren gläserne und porzellanene
                              									Gefäße aller Art ausgestellt, die mit einem sehr gleichmäßig dicken fest anliegenden
                              									Ueberzuge von Kupfer umgeben waren. Die Schönheit des Ueberzuges ließ nichts zu
                              									wünschen übrig. Es wurde gerühmt und war auch einleuchtend, daß diese Gefäße einer
                              									raschern Hitze ohne zu springen, insbesondere gut der Weingeistflamme ausgesetzt
                              									werden konnten. Man fand hier Kolben, Retorten, Abdampfschalen, Kaffee- und
                              									Theekannen mit einem festanschließenden Kupferüberzuge. An den Schalen war der
                              									Ueberzug zum Losmachen (à détache). Es war
                              									einleuchtend, daß diese Kupferschichte nur auf galvanischem Wege aufgetragen seyn konnte; um
                              									indessen doch eine Andeutung darüber zu erhalten, kaufte ich einen gläsernen Kolben,
                              									der bis an den Hals mit Kupfer überzogen war, mit Auslassung dreier Kreise in der
                              									obern Hälfte, um in den Kolben hineinsehen zu können; ferner eine Abdampfschale,
                              									deren untere Fläche bis auf einen Zoll vom Rande verkupfert war. Innerhalb des
                              									Kolbens konnte man die anliegende Kupferfläche durch das Glas sehen. Sie schien
                              									weißlich von Farbe und mit geraden Streifen versehen zu seyn, gerade als wenn
                              									viereckige Stanniolblätter aufgetragen wären. Der Kupferüberzug der Porzellanschale
                              									ließ sich ganz ablösen, was die Form der Schale erlaubte. Hier konnte man nun die
                              									innere Fläche des Kupfers ganz frei, ohne anliegendes Glas sehen. Allein hier ließ
                              									sich auch keine Andeutung über die Natur der ursprünglichen metallischen Unterlage
                              									entnehmen; das rothe Kupfer war ohne alle Striche, ohne den Glanz des falschen
                              									Blattgoldes, ganz rein an dem Porzellan anliegend. Da ich aus dieser Untersuchung
                              									keinen bestimmten Schluß über die Natur der metallischen Unterlage erhielt, so
                              									beschloß ich auf eigener Bahn diesen Gegenstand zu verfolgen. Einen gläsernen
                              									Setzkolben überstrich ich ganz dünn mit Copalfirniß, und als dieser ein wenig
                              									getrocknet war, belegte ich diese Stellen mit falschem Blattgolde, welches in
                              									Nürnberg und Fürth in großen Mengen gemacht wird und sehr wohlfeil im Handel zu
                              									haben ist. Das Blattgold haftet auf den nicht ganz trockenen Stellen mit
                              									Hartnäckigkeit. Es ist schwierig, diesen Beleg schön und glatt zu machen, weil die
                              									ebenen Metallblättchen viele Falten schlagen, wenn sie über eine gewölbte Fläche
                              									aufgezogen werden. Es entstehen dadurch immer Rippen und auch wohl Blößen, die man
                              									auf dieselbe Weise mit Blattgold belegt. Den überzogenen Gegenstand setzt man in
                              									grellen Sonnenschein oder in dem Trockenofen zum Trocknen des Firnisses hin. Das
                              									Blattgold hat Risse und Poren genug, um dieses zu gestatten. Nun füllt man das Gefäß
                              									mit Wasser und verstopft es, damit es in der Kupfervitriollösung untersinke.
                              									Nöthigenfalls gibt man noch Schrote oder sonst schwere Körper in das Gefäß. Die
                              									Ueberziehung mit Kupfer geschieht in der bekannten galvanoplastischen Art. Man wählt
                              									ein steinzeugenes weites Gefäß, worin der zu überziehende Gegenstand untergetaucht
                              									werden kann, füllt es mit einer concentrirten Lösung von Kupfervitriol an, seht eine
                              									poröse Thonzelle mit verdünnter Schwefelsäure gefüllt hinein und verbindet den von
                              									der Zinkstange in der Zelle herkommenden Draht mit der metallischen Oberfläche des
                              									zu überziehenden Gefäßes. Das Ende dieses Drahtes schmilzt man mit Siegellack in
                              									eine Glasröhre ein, damit es sich nicht selbst mit Kupfer dick belege und dadurch die Flüssigkeit
                              									unnützer Weise erschöpfe, sowie auch den Strom von dem Gefäße ableite. Das zu
                              									überziehende Gefäß wird öfter umgelegt, um alle Stellen gleich dick zu überziehen.
                              									Das Kupfer legt sich immer an der Stelle am stärksten an, die dem Thoncylinder am
                              									nächsten ist. In Ermangelung einer porösen Thonzelle kann man auch ein Glas mit
                              									abgesprengtem Boden anwenden, an dem man den Boden durch eine darüber gespannte und
                              									dicht verbundene Thierblase ersetzt hat. In die Kupferlösung hängt man das Ende
                              									eines leinenen Beutels, der Krystalle von Kupfervitriol enthält. Die Flüssigkeit
                              									hält sich dadurch immer gesättigt. Nach 3 bis 4 Tagen ist die Kupferschichte dick
                              									genug.
                           Fig. 50
                              									stellt die ganze Zusammenstellung des Apparats im Durchschnitte dar. Eine kleine
                              									Retorte erscheint zur Ueberkupferung eingesetzt.
                           Nachdem dieser Versuch gut gelungen war, obgleich die Oberfläche des Kupfers nicht
                              									die ganze Glätte und Reinheit des Pariser Fabricats hatte, wurden fernere Versuche
                              									mit dem Auftragen der metallischen Grundlage gemacht.
                           Die mit Copalfirniß bestrichenen Gefäße wurden mit metallischem Kupfer, welches durch
                              									Reduction mit Wasserstoffgas und Kupferoxyd bereitet war, bestreut und vollkommen
                              									damit überzogen. Nach dem Trocknen wurde das Gefäß der Ueberkupferung ausgesetzt und
                              									auch so ein gutes Resultat erhalten. In gleicher Art wurde Messingfeile aufgestreut.
                              									Die Ueberkupferung war viel rauher, aber auch noch brauchbar.
                           Endlich wurde gewöhnliche Bronze genommen und dadurch das beste Resultat auf dem
                              									leichtesten Wege erhalten. Die mit Copalfirniß dünn überstrichenen Gefäße wurden mit
                              									einem weichen in Bronze getauchten Haarpinsel überpudert und zuletzt vollkommen
                              									damit überstrichen. Der Ueberzug ist goldfarbig glänzend. Im durchscheinenden Lichte
                              									steht man viele Lücken und helle Punkte, aber diese hindern nicht daß sich der
                              									Kupferüberzug vollkommen gedeckt absetze, nachdem der Firniß vorher scharf
                              									getrocknet war. Der Kupferüberzug war sehr glatt und dicht und ließ sich mit
                              									Bimsstein, Sandstein, Sandlappen, Feilen und Kratzen abputzen und Poliren, und nahm
                              									die schönste Politur des Kupfers an.
                           Ich habe in dieser Art Kolben, Retorten, Abdampfschalen, Kaffeekannen,
                              									Porzellantiegel, Glasröhren und ähnliche Dinge mit Kupfer überzogen und
                              									mannichfaltigen starken Gebrauch von denselben gemacht.
                           In den verkupferten Gefäßen kann man über der Weingeistlampe mit starker Flamme und
                              									lebhaftem Holzkohlenfeuer alle Flüssigkeiten zum Kochen erhitzen, auflösen und
                              									destilliren. Auch gegen mechanische Verletzungen sind die Gefäße stärker, obgleich man nicht
                              									zu sehr darauf rechnen soll, da der Ueberzug doch niemals sehr dick ist.
                           Die Kosten dieser Procedur sind im ganzen gering und das Gelingen keinem Zweifel
                              									unterworfen. Bei Abdampfschalen ist es minder gut anzuwenden, weil bei diesen der
                              									Kupferüberzug sich nicht durch Umschließen und Uebergreifen festhalten kann, sondern
                              									leicht als Calotte ablöst. Man muß nun die ursprüngliche Lage des Ueberzugs wieder
                              									aufsuchen, wenn derselbe dicht anschließen soll. Ohnedieß ist eine Luftschichte
                              									dazwischen und der Zutritt der Wärme eher gehindert als gefördert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
