| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 103, Jahrgang 1847, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Payerne's Verfahren die schlagenden Wetter in den
                              									Steinkohlengruben für die Arbeiter unschädlich zu machen.
                           Dr. Payerne theilte der Société d'Encouragement über sein
                              									Verfahren hiezu folgendes mit: „Ich schlage vor den Platinschwamm (welcher
                                 										in den Döbereiner'schen Lampen angewandt wird) zum
                                 										Verbrennen des in den Steinkohlengängen sich entwickelnden Gases zu benutzen,
                                 										welches täglich noch so viele Opfer dahinrafft, abgesehen von der Notwendigkeit,
                                 										in welche es die Grubenleute versetzt, sich stets Davy'scher Sicherheitslampen
                                 										zu bedienen. Diese Lampe aber verbreitet in Folge des auf dem Metallgewebe sich
                                 										absetzenden Kohlenstoffs bald nur noch ein schwach dämmerndes Licht, bei welchem
                                 										der Grubenbau nicht gehörig beschleunigt werden kann.
                              								
                           Ich habe nun einen Apparat ersonnen, welcher einerseits die Arbeit sehr erleichtert,
                              									indem durch ihn den Grubenleuten möglich gemacht wird, sich gewöhnlicher Lampen zu
                              									bedienen, welche ihr Leuchtvermögen behalten, und andererseits sie vor allen
                              									Unglücksfällen durch Schwaden schützt, welche dieser Apparat, so wie sie sich
                              									entwickeln, zerstört, im Widerspruch mit Dr. Ure, welcher behauptet, daß der Platinschwamm auf die
                              									Kohlenwasserstoffe ohne Einwirkung sey, welcher Behauptung die von Hrn. Nanteuil in meinem Auftrag zu Firmini dirigirten
                              									entscheidenden Versuche widersprechen. Ich verfahre folgendermaßen: die unreine Luft
                              									wird in dem mit mephytischen Gasen am meisten angefüllten Theile der Grube mittelst
                              									eines mächtigen Blasebalgs und einer Röhre geschöpft, welche letztere in ein mit
                              									Kalilösung gefülltes Reservoir taucht. Durch den Druck des Blasebalgs gezwungen
                              									durch die Flüssigkeit zu streichen, läßt die Luft die allenfalls in ihr enthaltene
                              									Kohlensäure nebst dem Schwefelwasserstoff zurück. An die Oberfläche der Flüssigkeit
                              									gelangt, tritt die Luft in einen an dem Deckel des Reservoirs angebrachten Canal,
                              									und hier findet sie eine Reihe in die Quere gehender Scheidewände, in welchen ihre
                              									Reinigung vollständig bewirkt wird. Die ersten beiden Wände bestehen aus Moos
                              									zwischen Multon-Wollenzeug) Wänden; die drei folgenden aus Platinschwamm und
                              									die letzte aus trocknem Moose. Der Canal, welcher die Form eines umgekehrten Hebers
                              									() hat, geht über die letzte Scheidewand hinaus und erstreckt sich in ein
                              									zweites Wasser enthaltendes Reservoir. Die beiden ersten Scheidewände von Moos und
                              									Multon halten das Wasser, welches der Strom mit sich fortreißen konnte, auf, welches
                              									Wasser sonst die folgenden Wände aus Platinschwamm feucht gemacht hätte. Dieser
                              									Platinschwamm benimmt, indem er auf den Kohlenwasserstoff wirkt, der Luft die
                              									Fähigkeit sich zu entzünden und zu detoniren. Er verhindert das Zurücktreten des
                              									Wassers, welches aus dem zweiten Reservoir zurückspringen könnte, in den Canal;
                              									endlich hat das in eben diesem Reservoir befindliche Wasser, in dem selten
                              									eintretenden Fall, daß das zu reichlich vorhandene Kohlenwasserstoffgas bei seinem
                              									Durchgang durch den Platinschwamm sich entzündete, die Bestimmung das Feuer zu
                              									löschen, indem die Luft beim Austritt aus dem Canal durch das Wasser treten muß.
                           Hr. Péligot sprach die Befürchtung aus, daß die
                              									Luft, wenn sie durch den Platinschwamm getreten, oft nicht mehr zum Athmen tauglich
                              									seyn möchte, weil in Folge der Einwirkung des Platinschwamms ein Theil des
                              									Sauerstoffs von dem Kohlenwasserstoff absorbirt werde. Da Hr. Payerne nicht zugegen war, konnte er diesem Einwurf nicht begegnen.
                           Bei den HHrn. Enfer und Doremus, Blasbalg-Fabrikanten in Paris, ist ein großer derartiger
                              									Apparat zu sehen; ein dritter wird für die Kohlengrube zu New-castle in
                              									England versendet. (Moniteur industriel, 1846 Nr.
                              									1070.)
                           
                        
                           
                           Schutzmittel gegen die Seekrankheit; von Jobard.
                           Wenn man, gleichviel ob stehend oder sitzend, durch eine abwechselnde Bewegung in die
                              									Höhe gehoben und wieder herabgelassen wird, so tritt die Krisis stets während des
                              									Niedersinkens, und niemals während des Aufsteigens, ein. Daraus folgt, daß sie von
                              									dem Gehobenwerden der Eingeweidemasse herrührt, welche das Zwerchfell aufregt und
                              									die brechenerregende Bewegung desselben bewirkt. Zugleich wird die Leber comprimirt
                              									und die Gallenblase ergießt ihren Inhalt in die Gedärme, welche in Folge einer
                              									antiperistaltischen Bewegung die Galle in den Magen zurückführen, der sie bald
                              									auswirft; bei der entgegengesetzten Bewegung des Schiffs drücken die Gedärme gegen
                              									die Unterleibshöhle und entfernen sich vom Zwerchfell. Um dem Uebel zu begegnen, muß
                              									man daher die Bewegung der Eingeweidemasse gegen den obern Theil des Unterleibs zu
                              									verhüten suchen und dazu braucht man sie nur mittelst eines Gürtels unter der Brust
                              									zusammenzuhalten. Die Erfahrung lehrte, daß der Magen, damit dieser Gürtel seine
                              									Wirkung vollkommen thue, nicht ebenfalls von demselben umschlossen seyn dürfe. Aus
                              									denselben Gründen ist beim Niederlegen am Bord der Schiffe als Regel zu beobachten,
                              									daß man den Kopf stets gegen den Vordertheil des Schiffs lege, damit, während der
                              									Körper sich in der Richtung des Schiffs mitbewegt, der Druck der Eingeweide auf die
                              									Unterleibshöhle ausgeübt wird.
                           Hr. Arago empfiehlt folgendes, von Wollaston erprobte Mittel. Nach demselben ist die Brechluft Folge einer
                              									momentanen Congestion nach dem Gehirn, welche während des Abwärtsganges des Schiffs
                              									von einem übergroßen Druck des Bluts nach dem Gehirn herrührt. Man soll daher,
                              									während das Schiff von dem Rücken einer Welle in die Tiefe hinabfährt, tief
                              									einathmen; es gelingt dieses Mittel gewöhnlich, nach einiger Zeit aber wird es so
                              									ermüdend, daß man sich entschließt darauf zu verzichten; dann tritt aber der
                              									Brechreiz auch augenblicklich ein. (Comptes rendus, Oct.
                              									1846 Nr. 16.)
                           
                        
                           Dehnbares Neusilber zur Verfertigung von Blanchets etc.
                           Der Fabriken-Commissionsrath Hr. Wedding hatte von
                              									einer Reise nach England ein aus Neusilber gefertigtes Blanchet aus Sheffield
                              									mitgebracht, welches sich durch eine große Elasticität auszeichnete; derselbe
                              									übergab mir eine Probe von dieser Legirung zur chemischen Analyse. Die Resultate
                              									derselben ergaben sich, wie folgt:
                           
                              
                                 Kupfer
                                 57,4
                                 
                              
                                 Zink
                                 25,0
                                 
                              
                                 Nicke
                                 13,0
                                 
                              
                                 Eisen
                                   3,0
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 98,4
                                 
                              
                           Werden mit der Zusammensetzung dieses Neusilbers die Analysen von Packfong und
                              									anderen Neusilbersorten verglichen, so ergibt sich, daß die untersuchte Probe sich
                              									durch einen verhältnißmäßig großen Kupfergehalt gegen den Gehalt an Zink
                              									auszeichnete, worin Wohl auch der Grund ihrer bedeutenden Elasticität zu suchen ist.
                              									Folgende Zusammensetzungen werden dieß bekunden:
                           
                              
                                 Packfong, von Engström analysirt.
                                         Neusilber
                                    											nach Frick.
                                 
                              
                                     
                                    											Kupfer
                                           40,6
                                      Kupfer
                                                 
                                    											55,5
                                 
                              
                                     
                                    											Zink
                                           43,7
                                      Zink
                                                 
                                    											29,1
                                 
                              
                                     
                                    											Nickel
                                           15,6
                                      Nickel
                                                 
                                    											17,5
                                 
                              
                           Ein verhältnißmäßig noch größerer Kupfergehalt ergab sich, nach der Analyse von Meurer, in der unter dem Namen Chinasilber vorkommenden
                              									Legirung; dieselbe ist eigentlich ein kupferreiches Neusilber, stark galvanisch
                              									versilbert. Meurer fand:
                           
                           
                              
                                 Silber
                                   2,05
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 65,24
                                 
                              
                                 Zink
                                 19,52
                                 
                              
                                 Nickel
                                 13,00
                                 
                              
                                 Kobalt, Eisen
                                   0,12
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,93
                                 
                              
                           Die Anwendung eines recht dehnbaren Neusilbers zur Verfertigung von Blanchets, statt
                              									solcher aus, Stahl, ist gewiß sehr der Beachtung werth, da die
                              									Stahl-Blanchets bekanntlich sehr bald rosten und dann sehr leicht zerbrechen.
                              										Dr. Elsner. (Verhandl. des preuß. Gewerbevereins,
                              									1846, 5te Liefer.)
                           
                        
                           Vortheilhafte Methode das Osmium-Iridium zu zersetzen;
                              									von J. Fritzsche.
                           Man schmilzt in einem sehr geräumigen Porzellantiegel über einer Weingeistlampe
                              									gleiche Theile Aetzkali und chromsaures Kali zusammen und trägt in die geschmolzene
                              									Masse ungefähr das Dreifache ihres Gewichts an Osmium-Iridium in seinem
                              									natürlichen Zustande ein, d.h. ohne es vorher zu verkleinern. Mit dem Erhitzen
                              									fortfahrend, gelangt man bald zu dem Punkt, bei welchem die Sauerstoffentwickelung
                              									aus dem chromsauren Kali anfängt, und mit dieser beginnt auch sogleich die
                              									Einwirkung der geschmolzenen Masse auf das Osmium-Iridium, welche sich durch
                              									eine gelbbraune Färbung derselben zu erkennen gibt. Die Masse fängt nun bei einer
                              									verhältnißmäßig nur wenig erhöhteren Temperatur so stark an zu schäumen und zu
                              									steigen, daß man das Feuer mäßigen muß, und wird dabei, während sie anfangs so
                              									dünnflüssig war, daß alles Osmium-Iridium auf dem Boden lag, immer
                              									dickflüssiger, so daß sehr bald, wie man sich durch Umrühren mit einem Platinspatel
                              									überzeugen kann, alles Osmium-Iridium in der durch die Sauerstoffentwickelung
                              									große Blasen werfenden Masse schwebend erhalten und dadurch der Einwirkung um vieles
                              									zugänglicher wird. Hat man diesen Punkt erreicht, so bedarf man, bei beträchtlichen
                              									Mengen wenigstens, der weiteren Erhitzung fast gar nicht mehr; die Einwirkung geht
                              									energisch weiter fort, die Masse nimmt eine fast schwarze Farbe an und die Operation
                              									nähert sich bald ihrem Ende welches eingetreten ist, sobald das Schäumen aufhört und
                              									die Masse fest wird. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich während der ganzen Operation
                              									keine Spur von Osmiumsäuredämpfen gebildet, allein mit dem Festwerden der Masse
                              									beginnt eine geringe Entwickelung derselben, welche sich beim weiteren Erhitzen der
                              									Masse noch vermehrt; dieses weitere Erhitzen jedoch, welches die Masse in einen
                              									leichter in Wasser löslichen Zustand versetzt, bedarf man nicht nothwendig, und man
                              									hat daher bei dieser Aufschließung von der unangenehmen und schädlichen Osmiumsäure
                              									so gut als nichts zu leiden.
                           Man kann mit Bequemlichkeit in einem Porzellantiegel von 2 Pfd. Inhalt über der
                              									Weingeistlampe 100 Gramme Aetzkali mit 100 Grammen chlorsaurem Kali und 600 Grammen
                              									Osmium-Iridium zusammenschmelzen, und in höchstens einer halben Stunde ist
                              									die ganze Operation vollendet, bei welcher, selbst bei Anwendung grobkörniger
                              									Substanz, wenigstens 50 Gramme aufgeschlossen werden – ein Resultat, welches
                              									man durch Glühen mit Kochsalz und Chlor nur mit einem ungleich größeren Aufwande von
                              									Mühe und Zeit und wohl schwerlich mit geringeren Kosten erlangen kann.
                           Bei der Behandlung der nach der neuen Methode erhaltenen geschmolzenen Masse mit
                              									Wasser bekommt man eine orangegelbe, Osmium und Ruthenium enthaltende Lösung und
                              									einen schwarzblauen Niederschlag, welcher sich von dem überschüssigen
                              									Osmium-Iridium durch Schlämmen sehr leicht trennen läßt. (Bulletin de St. Petersbourg.)
                              								
                           
                        
                           
                           Ueber die Verwandlung des Ammoniaks in Salpetersäure, von Dumas.
                           Wenn man bei ungefähr 80° R. einen Strom mit Ammoniak vermischter feuchter
                              									Luft über Kreide leitet, welche mit einer Kaliauflösung befeuchtet ist, so entsteht
                              									nach einigen Tagen eine beträchtliche Menge salpetersaures Kali. Dieser Versuch ist
                              									mit den Untersuchungen des Hrn. Kuhlmann über die
                              									Salpeterbildung ganz übereinstimmend. (Comptes rendus,
                              									Nov. 1846 Nr. 22.)
                           
                        
                           Reaction des Farbstoffs der Kornrade und mehrerer anderer
                              									Pflanzen auf Säuren und Alkalien.
                           In dem Farbstoff der Blumenblätter der Kornrade (Agrostemma
                                 										Githago oder Lychnis G.) entdeckte Hr. Malapert ein empfindliches Reagens auf Säuren, besonders
                              									aber auf Alkalien. Viele andere Pflanzentheile, vorzüglich solche, welche, wie jene
                              									Saponin enthalten, besitzen dieselbe Eigenschaft; es sind dieß die Blüthen der
                              									Karthäusernelke, der Roßkastanie, des rothen und blauen Gauchheils (Anagallis), die Samenlappen der Kornrade, die Blätter
                              									und Stengel der überhängenden und der gemeinen Silene (Silene
                                 										nutans und inflata), die Blätter, Stengel und
                              									Wurzeln des officinellen Seifenkrautes; unter den kein Saponin enthaltenden: die
                              									Eibischwurzel und Blumenblätter der rothen Rose etc. Aus den Blättern der Kornrade
                              									wird zu diesem Zweck eine Tinctur bereitet aus 1 Theil der Blätter, die man zerstößt
                              									und mit 2 Theilen Wasser anrührt, worauf man 2 Theile wasserfreien Alkohol zusetzt
                              									und 2 Tage lang maceriren läßt; man seiht durch und drückt durch ein reines Tuch aus
                              									und filtrirt. Ein Tropfen der wohlverstopft aufbewahrten Tinctur, in 2 Grammen
                              									Wasser gebracht, welches 1/160,000 Kali enthält, erzeugt eine deutliche gelbe
                              									Färbung. Die Färbungen sind leichter wahrnehmbar im reflectirten als im
                              									durchfallenden Licht; auch ist ein Porzellannäpfchen einem gewöhnlichen Probirglas
                              									hiezu vorzuziehen. Zu Reactionen auf Säuren ersetzen diese Reagentien das Lackmus
                              									nicht; für Alkalien hingegen übertreffen sie es, weil das Lackmus für dieselben erst
                              									mit Säuren geröthet werden muß und seine Empfindlichkeit von deren Menge abhängt.
                              									Abgesehen von der Ermittelung des sauren oder alkalischen Charakters einer
                              									Flüssigkeit eignen sich diese Stoffe auch umgekehrt durch Zusatz von Alkalien, um
                              									die gute oder schlechte Beschaffenheit von gewissen Pflanzenpräparaten, z.B. des
                              									Rosenhonigs, zu erkennen. (Journal de Pharmacie, Nov.
                              									1846 S. 339.)
                           
                        
                           Verfahren Ameisensäure, Aldehyd und Essigsäure mittelst
                              									doppelt-chromsauren Kalis zu bereiten, von W. B. Rogers und R. E. Rogers.
                           
                              I. Verfahren für
                                    										Ameisensäure.
                              Seit der wichtigen Entdeckung Döbereiner's, daß eine
                                 										Mischung von Weinsteinsäure, Braunstein und Schwefelsäure beim Destilliren
                                 										Ameisensäure liefert, bereitet man in den Laboratorien letztere Säure durch
                                 										Destillation einer Mischung von Braunstein, verdünnter Schwefelsäure und Stärke
                                 										oder Zucker. Nach diesem Verfahren erhält man aber verhältnißmäßig nur wenig
                                 										Ameisensäure, welche überdieß mit anderen Producten, namentlich schwefliger
                                 										Säure verunreinigt ist. Folgende Methode liefert beiläufig neunmal so viel Ameisensäure als das bisherige Verfahren.
                              Wenn man doppelt-chromsaures Kali, verdünnte Schwefelsäure und Zucker in
                                 										den geeigneten Verhältnissen und auf zweckmäßige Weise vermischt, entwickelt
                                 										sich sehr viel
                                 										Ameisensäure, wovon ein Theil während der ersten heftigen Reaction übergeht und
                                 										das übrige bei gelindem Erwärmen. Wir bringen in eine Retorte, welche beiläufig
                                 										1 Quart faßt, 800 Gran doppelt-chromsaures Kali mit 10 Kubikzoll Wasser
                                 										und erhitzen die Mischung gelinde, so daß sich der größere Theil des chromsauren
                                 										Salzes auflöst. Dann setzen wir 300 Gran gepulverten weißen Zucker zu und
                                 										bringen an der Tubulatur einen durchbohrten Kork und eine Pipette mit einem
                                 										Kautschuksack zum allmählichen Einlassen von Schwefelsäure an; zuerst lassen wir
                                 										langsam beiläufig einen Kubikzoll derselben auf die Mischung einströmen. Wenn
                                 										man das Zusetzen von Säure regulirt und gelegentlich den schwachen Strom
                                 										unterbricht, kann keine heftige Reaction und folglich kein bedeutendes
                                 										Aufsteigen der Mischung eintreten. Während dieses Stadiums der Operation gehen
                                 										wenigstens 2 Kubikzoll einer klaren aber nur schwach sauren Flüssigkeit in die
                                 										Vorlage über. Nachdem die Wirkung größtentheils nachgelassen hat, setzen wir
                                 										noch 5 Kubikzoll Wasser zu und erhitzen gelinde mittelst der Weingeistlampe,
                                 										indem wir mit dem Zusetzen von Säure fortfahren, welche wir so lange
                                 										tropfenweise aus der Pipette fallen lassen, bis wieder ein Kubikzoll
                                 										hineingebracht ist. Die Flüssigkeit welche nun übergeht, enthält viel mehr
                                 										Ameisensäure und man kann die Operation, ohne die Reinheit des Products zu
                                 										beeinträchtigen, fortsetzen bis die Vorlage beiläufig 7 Kubikzoll enthält. Setzt
                                 										man sie viel länger fort, so entbindet sich auch schweflige Säure.
                              100 Gran der so erhaltenen Flüssigkeit sättigen beiläufig 7 Gr. wasserfreies
                                 										kohlensaures Natron.
                              Die charakteristischen Reactionen der Ameisensäure sind, daß sie
                              1) in einer Auflösung von salpetersaurem Silber, welche vorher mit Ammoniak
                                 										gefällt wurde, beim Erwärmen das Silber schnell reducirt, mit lebhaftem
                                 										Aufbrausen von Kohlensäure;
                              2) in einer Auflösung von Quecksilber-Sublimat beim Erwärmen einen
                                 										Niederschlag von Calomel erzeugt, während Salzsäure und Kohlensäure frei
                                 										werden;
                              3) mit Natron ein Salz liefert, welches mit einer Auflösung von salpetersaurem
                                 										Silber oder Quecksilber erhitzt das Metall mit Entbindung von Kohlensäure
                                 										niederschlägt.
                              
                           
                              II. Bereitung von Aldehyd (zur
                                    											Reduktion der Silbersalze etc.) und Essigsäure
                                    											mittelst doppelt-chromsauren Kalis.
                              Setzt man Alkohol zu einer starken Auflösung von Chromsäure in einer Retorte, so
                                 										erfolgt eine lebhafte Einwirkung und bei gelindem Erwärmen geht eine klare
                                 										Flüssigkeit über, welche eine beträchtliche Menge Aldehyd mit einer Spur von
                                 										Essigsäure und wahrscheinlich auch Ameisensäure enthält. Nimmt man statt der
                                 										Chromsäure bei diesem Versuch eine Mischung von doppelt-chromsaurem Kali
                                 										und Schwefelsäure und versetzt sie mit gewöhnlichem Alkohol, so erfolgt eine
                                 										sehr heftige Reaction, es entbindet sich viel kohlensaures Gas und die
                                 										überdestillirende Flüssigkeit enthält außer anderen Producten viel Aldehyd und Essigsäure. Wird der Alkohol nur in geringer Menge auf einmal der Mischung
                                 										von chromsaurem Kali und Schwefelsäure zugesetzt, so ist das Destillat fast reine Essigsäure; wenn man aber Schwefelsäure langsam in eine Mischung des Salzes und Alkohols tropfen läßt, so enthält die übergehende Flüssigkeit
                                 										fast bloß Aldehyd.
                              Bereitung des Aldehyds. Man bringt gleiche
                                 										Gewichtstheile gepulvertes doppelt-chromsaures Kali und Alkohol von 0,842
                                 										spec. Gew. in eine geräumige Retorte, die mit einer Vorlage versehen ist, welche
                                 										abgekühlt wird; durch die Tubulatur der Retorte steckt man eine mit
                                 										Schwefelsäure gefüllte Pipette, deren Stiel beinahe bis auf die Oberfläche der
                                 										Flüssigkeit hinabreicht, während das obere Ende der Pipette mit einem starken
                                 										Kautschuksack versehen ist, um die Säure in die unten befindliche Mischung
                                 										gelangen lassen zu können. Wir setzen nun die Säure langsam zu, damit keine
                                 										heftige Reaction eintritt, indem wir sie zeitweise bloß freiwillig aus der
                                 										Pipette abtropfen lassen und wenn die Wirkung nachläßt, ihr Ausfließen durch
                                 										Druck beschleunigen. In dieser Periode der Operation ist die in der Retorte
                                 										entbundene Hitze stark genug um ein beträchtliches Volum
                                 										Aldehyd-Flüssigkeit in die Vorlage überzuführen; da sich zugleich viel
                                 										Kohlensäure entwickelt, so sollte die Tubulatur der Vorlage nur lose
                                 										geschlossen werden. Nachdem wir so nach und nach etwa 1 1/2 mal so viel
                                 										Schwefelsäure zugesetzt haben als das Gewicht des Bichromats beträgt, erwärmen
                                 										wir die Retorte mit einer Weingeistlampe gelinde und setzen die Destillation so
                                 										lang fort als noch Aldehyd-Flüssigkeit übergeht. Wenn die Einwirkung am
                                 										stärksten ist, entwickeln sich dichte weiße Dämpfe, welche eine klare,
                                 										hauptsächlich aus Aldehyd bestehende Flüssigkeit bilden.
                              Nach diesem Verfahren erhält man aus 1500 Gran doppelt-chromsaurem Kali
                                 										und eben so viel Alkohol beiläufig 8 Kubikzoll einer klaren Flüssigkeit, welche
                                 										nur schwache Spuren von Essigsäure etc. enthält und alle Eigenschaften einer
                                 										fast reinen Mischung aus Aldehyd und Wasser besitzt.
                              Setzt man einige Tropfen dieser Flüssigkeit zu einer Auflösung von salpetersaurem
                                 										Silber, welche vorher durch Ammoniak gefällt wurde, so
                                    											verwandelt sie das Silberoxyd schon bei gewöhnlicher Temperatur schnell in
                                    											metallisches Silber, welches sich als glänzender Ueberzug an das Glas
                                    											anhängt.
                              Mit der Flüssigkeit in der Vorlage kann man unmittelbar Aldehyd-Ammoniak
                                 										bereiten, indem man sie mit ihrem halben Volum Schwefeläther versetzt und einen
                                 										Strom Ammoniak in die Mischung leitet. Sobald der Aldehyd gesättigt wird, fällt
                                 										die fragliche Verbindung in reichlicher Menge nieder als glänzende durchsichtige
                                 										rhombische Krystalle. Aus diesen kann man bekanntlich mit verdünnter
                                 										Schwefelsäure vollkommen reinen Aldehyd darstellen.
                              Die Empfindlichkeit des Aldehyds als Reagens auf Silberoxyd zeigen folgende Versuche:
                              1) Erwärmt man eine Auflösung von 1 Theil salpetersaurem Silber in 1000 Theilen
                                 										destillirten Wassers gelinde in einer Glasröhre, so entsteht auf der inneren
                                 										Oberfläche des Glases ein glänzendes metallisches Häutchen.
                              2) Eine Auflösung von 1 Theil Silbersalz in 2000 Theilen Wasser lieferte
                                 										ebenfalls noch das Häutchen, aber nicht mehr zusammenhängend. Zugleich wurde die
                                 										Flüssigkeit satt grünlich-purpurn gefärbt, offenbar von fein zertheiltem
                                 										metallischem Silber.
                              3) Eine Auflösung von 1 Theil Silbersalz in 10,000 Theilen Wasser gab kein
                                 										anhängendes Häutchen, als man aber die Flüssigkeit 2–3 Minuten lang
                                 										erwärmte, färbte sie sich dunkel und zeigte im durchgehenden Licht eine
                                 										grünlich-purpurne, im reflectirten Licht aber eine trübe Olivenfarbe.
                              4) Sogar eine Auflösung welche nur 1/40,000 salpetersaures Silber enthielt, wurde
                                 										noch deutlich grünlich-purpurn, als man sie einige Zeit mit
                                 										Aldehyd-Ammoniak erwärmte.
                              Bereitung von Essigsäure. Hiezu vermischt man zuerst
                                 										das gepulverte doppelt-chromsaure Kali und die Schwefelsäure im
                                 										Verhältniß von beiläufig 2 zu 3 in der Retorte, um viel Chromsäure frei zu
                                 										machen. Der Alkohol wird dann wie im vorigen Fall und mit gleicher Vorsicht aus
                                 										der Pipette hineingelassen. Während der heftigen Einwirkung welche erfolgt, geht
                                 										viel Essigsäure über, ohne daß man die Retorte äußerlich erwärmt. Nachdem
                                 										beiläufig das doppelte Gewicht des angewandten Bichromats an Alkohol zugesetzt
                                 										worden ist und die Einwirkung aufgehört hat, erwärmt man die Retorte mit der
                                 										Weingeistlampe gelinde und erhält dann noch viel Essigsäure. Dieselbe ist frei
                                 										von schwefliger Säure und enthält nur eine Spur Ameisensäure und Aldehyd. (Silliman's Journal, Jul.
                                 										1846.)
                              
                           
                        
                           Mercer's Verbesserungen im Entschweißen und Reinigen der
                              									Wolle und Wollenfabricate, ferner im Bleichen und Reinigen seidener, baumwollener
                              									und leinener Fabricate.
                           Diese Verbesserungen welche sich John Mercer,
                              									Kattundrucker zu Oakenshaw in Lancashire, am 2. Mai 1846 für England Patentiren
                              									ließ, bestehen darin, daß man das kohlensaure Kali und Natron (die Potasche und
                              									Soda), das Ammoniak, die Seife und den Urin, welche Materialien man gewöhnlich zu
                              									dem genannten Zweck anwendet, noch mit phosphorsaurem und arseniksaurem Kali oder Natron versetzt.
                           Am geeignetsten ist basisch-phosphorsaures oder basisch-arseniksaures
                              									Natron. Um diese Salze zu bereiten, löst man gleiche Gewichtstheile phosphorsaures
                              									Natron und calcinirte Soda oder arseniksaures Natron und calcinirte Soda in heißem
                              									Wasser auf und dampft die klare Auflösung zur Trockne ab. Ein Gewichtstheil von
                              									diesen Salzen wird bei der Anwendung einem, zwei bis drei Theilen Seife, Soda oder
                              									sonstigem Material zugesetzt und das Verfahren dann wie gewöhnlich durchgeführt.
                              										(London Journal of arts, Dec. 1846 S. 336.)
                           
                        
                           Anwendung des Extracts der gebrannten Cichorie zum Färben des
                              									Bieres in Frankreich.
                           Dieses syrupartige Extract ward von den Gebrüdern Laurent
                              									von Arras der Société d'Encouragement
                              									eingereicht und als zum Färben des Bieres, Branntweines etc. anwendbar empfohlen.
                              									Nur zum Bier wurde dessen Anwendung genehmigt. Man bereitet dieses Extract in der
                              									Kälte mittelst des Verdrängungs-Verfahrens und dampft dann die Flüssigkeit
                              									mittelst Kochens rasch ein. In seiner Zusammensetzung und seinem schwach
                              									bitterlichen Geschmack ist es der Bierwürze ähnlicher als andere färbende
                              									Substanzen, namentlich als der gebrannte Zucker. Eine noch nicht näher untersuchte
                              									organische Materie, welche dieser Syrup enthält, erzeugt in den geistigen
                              									Flüssigkeiten, namentlich dem Bier, einen voluminösen flockigen Niederschlag,
                              									welcher sich allmählich zusammensetzt und eine wahrhafte Klärung bewirkt. (Moniteur industriel 1846, Nr. 1069.)
                           
                        
                           Ueber vorzügliche Stiefelwichsen.
                           Bei der allgemeinen Verbreitung der Stiefelwichse würde es überflüssig seyn eine
                              									große Anzahl von Recepten für solche hier anzuführen, um so mehr, da manche Arten
                              									derselben sich nur durch Beimengung unwesentlicher Nebenbestandtheile unterscheiden,
                              									und fast alle, in Beziehung auf ihre Erfindung, mehr oder weniger zufällig gefundene
                              									Resultate willkürlich eingeleiteter Mischungen sind. Einige wenige indessen, die als
                              									vorzüglicher anerkannt sind, mögen hier näher angedeutet werden.
                           Sechs Theile feines Beinschwarz, 28 Theile Syrup, 4 Theile Runkelrübenzucker, 3
                              									Theile Fischthran oder Leinöl und 1 Theil Schwefelsäure werden innig mit einander
                              									gemengt und 8 Stunden lang der Ruhe überlassen, worauf man 4 Theile einer
                              									Lohabkochung und eben so viel Eisenbrühe, 18 Theile Beinschwarz und 3 Theile
                              									Schwefelsäure zusetzt und nochmals durch fleißiges Umrühren mengt. Die Masse wird
                              									nun in hölzerne Schachteln gegossen. Nicht selten setzt man ihr vorher auch etwa 2
                              									Theile Berlinerblau zu.
                           Eine andere Wichse wird auf folgende Art bereitet. Zwei Loth blausaures Eisenkali
                              									werden in 8 Maaß Wasser aufgelöst und dann mit 1/2 Loth Salpetersäure versetzt,
                              									worauf man so lange salpetersaures Eisen zusetzt, bis kein fernerer Niederschlag
                              									erfolgt, welchen man mit Wasser auswäscht. Nachdem man in einem Gefäße 8 Pfd.
                              									Beinschwarz mit 1 1/2 Pfd. Thran und 4 Pfd. Syrup zusammengerieben hat, gibt man 4
                              									Pfd. von obigem Niederschlag dazu, und indem man mit dem Umrühren fortfährt, gießt
                              									man 4 Pfund Wasser und dann tropfenweise noch 1 1/4 Pfd. Schwefelsäure zu. Nachdem
                              									die Masse sehr innig gemengt ist, wird sie in kleine Schachteln gegossen.
                           Eine vorzügliche, von Lewy in Prag angegebene
                              									Stiefelwichse, bei welcher die dem Leder nachtheilige Schwefelsäure gänzlich
                              									entbehrt wird, wird auf folgende Art bereitet. In 12 Maaß weißem Weinessig läßt man 1 Pfund
                              									Galläpfel und 1 Loth Blauholzextract eine halbe Stunde lang kochen, seiht die
                              									Flüssigkeit durch ein Tuch, setzt ihr 8 Loth Eisenvitriol zu und läßt sie 24 Stunden
                              									stehen. Am folgenden Tag wird die Flüssigkeit, so weit sie klar ist, in ein zweites
                              									Gefäß übergegossen, welches man auf einen warmen Ofen stellt und so lange dort läßt,
                              									bis 8 Loth gepulvertes arabisches Gummi, 3 Pfd. kleingestoßener Kandiszucker und 2
                              									Pfd. Syrup, welche man dazu gibt, vollkommen aufgelöst sind. Man filtrirt nun die
                              									Flüssigkeit neuerdings und gibt 1 Maaß Weingeist, 1/2 Seidel (etwa 12 Loth) einer
                              									geistigen Schellackauflösung, 1 Loth fein gepulverten Indigo und 4 Loth
                              									Gallusextract hinzu. Die Masse ist nun schon zum Auftragen geeignet und wird in
                              									Flaschen aufbewahrt oder versendet. (Prechtl's technolog.
                              									Encyklop. Bd. XV.)
                           
                        
                           Flüssiger Pflanzendünger.
                           Im Kanton Zürich bedient man sich seit kurzer Zeit eines flüssigen Pflanzendüngers,
                              									durch welchen alle Arten von Gewächsen auf das Trefflichste gedeihen, derselbe wird
                              									folgendermaßen bereitet. Man nimmt 4–600 Pfd. Kräuter, Unkraut, Laub aller
                              									Art etc. und wirft sie in Haufen an einem bedeckten Ort. Nach 5 bis 8 Tagen wendet
                              									man die Masse um, so daß was innen war, herauskömmt; sie kommt stark in Gährung und
                              									in weitern 8 Tagen ist ihre grüne Farbe beinahe ganz in eine gelbe umgewandelt.
                              									Andererseits wird in einer Grube daneben eine Flüssigkeit aus 2 Pfd. Schwefelsäure,
                              									2 Pfd. Salzgeist und 12,000 Pfd. Wasser bereitet, in dieselbe wird obige
                              									Pflanzenmasse geworfen und stark umgerührt, was etwa dreimal in der Woche geschieht;
                              									nach 2–4 Wochen ist der flüssige Dünger fertig. Sotten trockene Substanzen,
                              									wie Sägemehl, Torfstaub, Gestrüppe etc. in Dünger verwandelt werden, so braucht man
                              									diese nur, ehe man sie in Haufen bringt, mit flüssigem Dünger zu befeuchten, und zu
                              									obiger Flüssigkeit mehr Säure zu nehmen. Wenn man die Pflanzenkörper vorher
                              									zerkleinert, so tritt die Gährung viel gleichförmiger ein. Auf 36 Ares Wiesen werden
                              									300 Hektoliter dieser Flüssigkeit genommen, und vorzüglich gerne bedient man sich
                              									dieses flüssigen Düngers, nachdem das Grummet gemäht ist. Nach zahlreichen
                              									Beobachtungen glaubt man, daß er besser auf den Boden wirkt, wenn man ihn
                              									ausbreitet, wann der Mond der Erde am nächsten ist (im Perigäum). (Agriculteur-praticien, Jul. 1846 S. 363.)