| Titel: | Neue Verfahrungsarten zum Vergolden und Versilbern, von Roseleur und Lanaux. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. IX., S. 29 | 
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                        IX.
                        Neue Verfahrungsarten zum Vergolden und
                           								Versilbern, von Roseleur und Lanaux.Aus einer Vorlesung des Prof. Orfila an der
                                 										medicinischen Facultät zu Paris.
                           							
                        Aus dem Technologiste, Mai 1847, S.
                              								341.
                        Roseleur's und Lanaux's Verfahrungsarten zum Vergolden und
                           								Versilbern.
                        
                     
                        
                           Vergoldung und Versilberung mittelst des galvanischen
                                 										Stroms.
                           Das Verfahren von Elkington und Wright mittelst Cyangold und Cyansilber, welche in Cyankalium aufgelöst
                              									sind, auf galvanischem Wege zu vergolden und zu versilbern, hat den Fehler daß es
                              									der Gesundheit der Arbeiter nachtheilig ist. Erwärmt man nämlich ein solches Bad in
                              									einem geschlossenen Gefäß und leitet seinen Dampf in salpetersaures Silber, so
                              									bildet sich bald ein reichlicher Niederschlag von Cyansilber; dieß ist ein
                              									unwiderlegbarer Beweis, daß die Arbeiter welche mit diesen Bädern arbeiten, und
                              									beständig ihre Hände hineintauchen, stets Blausäure absorbiren; während der
                              									Anwendung des galvanischen Stroms begünstigt die Reduction des Golds diese
                              									Blausäure-Entbindung noch.
                           Den HHrn. Roseleur und Lanaux
                              									gelang es endlich zweckmäßige Flüssigkeiten zum Vergolden und Versilbern
                              									auszumitteln, welche für die Gesundheit der Arbeiter ganz unschädlich sind. Sie
                              									lösen nämlich die Metalloxyde in phosphorsauren und schwefligsauren Alkalien auf. Merkwürdig ist bei dieser
                              									Methode, daß die Auflösung des Goldes lediglich in dem einen oder andern der beiden
                              									Salze sich nicht zum Vergolden eignet, während man eine Auflösung von Chlorgold in
                              									phosphorsaurem Natron oder Ammoniak nur mit einigen Tropfen von schwefligsaurem
                              									Natron oder schwefligsaurem Ammoniak zu versetzen braucht, damit augenblicklich eine sehr
                              									schöne Vergoldung bewirkt wird.Man kann z.B. silberne Gegenstände sehr lange Zeit in eine Auflösung von
                                    											Chlorgold und phosphorsaurem Natron tauchen, ohne daß sie sich vergolden;
                                    											gießt man aber in diese unwirksame grünlichgelbe Flüssigkeit einige Tropfen
                                    											einer Auflösung von schwefligsaurem Natron, so wird sie durchsichtig und
                                    											farblos, und kaum hat man einen silbernen Gegenstand hineingetaucht, so kann
                                    											man ihn vollkommen vergoldet aus diesem Bade ziehen.
                              								
                           Das Verfahren ist ganz einfach: man löst 20 Gramme von irgend einem Silbersalz in 100
                              									Grammen neutralem schwefligsaurem Natron (Ammoniak oder Bittererde) und 100 Grammen
                              									Wasser auf, bringt die Auflösung in Berührung mit dem galvanischen Strom und die
                              									Versilberung wird dann mit derselben Schnelligkeit wie die Vergoldung
                              									bewerkstelligt.
                           
                        
                           Vergoldung und Versilberung durch bloßes Eintauchen der
                                 										Gegenstände in das Bad ohne Beihülfe des galvanischen Stroms.
                           Hiezu müssen die Gegenstände auf folgende Weise gereinigt und vorbereitet werden:
                           1) Da die Gegenstände, welche man vergolden oder versilbern will, in der Regel auf
                              									ihrer Oberfläche mit fetten Substanzen überzogen sind, welche vom Walzwerk, Drahtzug
                              									oder Prägwerk herrühren, so erhitzt man sie zuerst in einem Kohlenfeuer zum
                              									Braunrothglühen. Dabei verbrennt die organische Substanz, aber der Sauerstoff der
                              									Luft verwandelt zugleich die Oberfläche des Metalls in ein Gemenge von Kupferoxydul
                              									und Kupferoxyd, welches nun beseitigt werden muß.
                           2) Man wirft daher die Gegenstände noch heiß in eine Mischung von 12 Theilen Wasser
                              									und 1 Theil concentrirter Schwefelsäure; so schwarz die Gegenstände waren, werden
                              									sie nun ockerroth, indem das Kupferoxyd sich in schwefelsaures Salz verwandelt, das
                              									Kupferoxydul aber unangegriffen bleibt.
                           3) Die Gegenstände werden hierauf in gewöhnliche Salpetersäure getaucht; diese
                              									zersetzt sich in entweichendes Salpetergas und in Sauerstoff, welcher das rothe
                              									Kupferoxydul in schwarzes Oxyd verwandelt.
                           4) Die Gegenstände werden dann in Salpetersäure getaucht, wovon 100 Theile mit 1
                              									Theil Kochsalz und 1 Theil Ruß versetzt sind. Der Kohlenstoff des Rußes verwandelt
                              									die Salpetersäure in salpetrige Säure, die mit der Salzsäure des Kochsalzes ein
                              									wenig Königswasser bildet, welches das Kupferoxyd in Kupferchlorid verwandelt.
                           
                           Die aus diesem Bad kommenden Gegenstände sind fast vollkommen von fremdartigen
                              									Körpern gereinigt.
                           5) Hierauf folgt das Passiren in zusammengesetzten Säuren. Solcher Compositionen gibt
                              									es zweierlei. Die eine dient um einen vollkommenen Glanz zu erhalten und besteht aus
                              									360 Gewichtstheilen Schwefelsäure, 120 Theilen Salpetersäure und 1 Theil Kochsalz.
                              									Die andere dient um matte Oberflächen zu erzielen und bei ihr ist das Verhältniß der
                              									Schwefelsäure und Salpetersäure das umgekehrte.
                           Man begreift daß hier die Salpetersäure anfängt salpetersaures Kupferoxyd zu bilden,
                              									welches die Gegenstände durch seine Berührung mit ihnen angreift, aber sogleich
                              									durch die Schwefelsäure zersetzt wird und ein schwefelsaures Salz bildet, welches
                              									ohne Wirkung auf das Metall ist.
                           6) Es ist gut, wenn man die so gereinigten Gegenstände vor dem Vergolden in eine
                              									höchst verdünnte Auflösung von salpetersaurem Quecksilber taucht. Diese Operation
                              									hat zum Zweck die Abhärenz der heterogenen Metalle zu erleichtern.
                           Versilberungsbad. Die HHrn. Roseleur und Lanaux lösen 1 Kilogr. saures
                              									schwefligsaures Natron in seinem gleichen Gewichte Wasser auf und in dieser
                              									Flüssigkeit dann 150 Gramme von irgend einem Silbersalz. Auf dem Wege der bloßen
                              									Austauschung bildet sich 1 Aequivalent schwefligsaures Kupfer auf 1 Aeq. Silber
                              									welches sich ablagert; diese Wirkung wird aber bald durch eine andere chemische
                              									Operation ersetzt. Die schweflige Säure bemächtigt sich des Sauerstoffs vom
                              									Silberoxyd um Schwefelsäure zu bilden und setzt folglich eine neue Quantität Metall
                              									in Freiheit.
                           Diese Art von Versilberung eignet sich bloß für kleine Bijouteriewaaren und hat nur
                              									eine geringe Dauer.
                           Vergoldungsbad. Zur Vergoldung der Gegenstände durch
                              									bloßes Eintauchen benutzt Elkington bekanntlich eine
                              									Auflösung von Goldchlorid in Kali-Bicarbonat. Die HHrn. Roseleur und Lanaux hingegen benutzen
                              									Goldchlorid oder Goldoxyd in einem pyrophosphorsauren
                              									Alkali aufgelöst; es ist klar, daß in diesem Fall das Goldoxyd ein Aequivalent
                              									Wasser ersetzt, welches in dem phosphorsauren Salz vor dem Glühen vorhanden war,
                              									denn in einem mit dreifach-basischem phosphorsaurem Natron PhO⁵, 2
                              									NaO, HO bereiteten Bade erleiden die Gegenstände keine Veränderung, während sie sich
                              									in einem mit pyrophosphorsaurem Natron PhO⁵, 2 NaO in demselben Verhältniß
                              									bereiteten Bad augenblicklich vergolden. Alles hängt bei dieser Art zu vergolden von
                              									der Wahl der Säure ab, unter welchen nur die Kohlensäure und Pyrophosphorsäure den Zweck
                              									erfüllen. Uebrigens kommt bei dem Verfahren der HHrn. Roseleur und Lanaux wenig darauf an, ob die
                              									Vergoldungsflüssigkeit in saurem oder alkalischem Zustande ist.
                           Wir können nun auch den Hergang erklären, welcher beim oben beschriebenen Vergolden
                              									im Bad aus schwefligsaurem und phosphorsaurem Natron
                              									mittelst der galvanischen Säule stattfindet; das schwefligsaure Gold zersetzt sich
                              									einerseits in Gold, welches an den negativen Pol geht, und andererseits in
                              									schweflige Säure und Sauerstoff, welche Schwefelsäure bilden; letztere kann nicht
                              									freibleiben, sondern verbindet sich mit einem Aequivalent Natron und verwandelt
                              									folglich das dreifach-basische phosphorsaure Salz PhO⁵, 2 NaO, HO in
                              									eine Art Pyrophosphat, welches unumgänglich nöthig ist.