| Titel: | Ueber den Unterschied zwischen der Quecksilbervergoldung und der galvanischen Vergoldung; von Hrn. Barral. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. X., S. 33 | 
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                        X.
                        Ueber den Unterschied zwischen der
                           								Quecksilbervergoldung und der galvanischen Vergoldung; von Hrn. Barral.
                        Aus den Comptes rendus, Mai 1847, Nr.
                              								18.
                        Barral, über den Unterschied zwischen der Quecksilbervergoldung und
                           								der galvanischen Vergoldung.
                        
                     
                        
                           Ich wurde schon sehr oft beauftragt zu untersuchen, auf welche Art kupferne oder
                              									silberne Gegenstände vergoldet worden sind. Der physische Zustand der Vergoldung
                              									kann hierüber keine entscheidende Angabe liefern, und das geübteste Auge könnte sich
                              									täuschen, wenn man nicht ein sicheres Kennzeichen besäße, das sich auf eine
                              									chemische Reaction gründet. Greift man nämlich in der Kälte oder bei gelinder Wärme
                              									die verschiedenen vergoldeten Gegenstände mittelst verdünnter Salpetersäure an, so
                              									erhält man immer Goldhäutchen, welche, wenn die Säure nicht zu stark angriff, die
                              									anfängliche Form der überzogenen Oberflächen beibehalten. Diese Häutchen sind auf
                              									beiden Seiten goldgelb, wenn der Gegenstand entweder durch bloßes Eintauchen in eine
                              									alkalische Goldauflösung oder mit Hülfe eines galvanischen Stroms vergoldet worden
                              									ist. Dagegen haben die Häutchen von Bronze oder Schmuckwaaren, welche mit
                              									Quecksilber vergoldet worden sind, auf ihrer inneren Seite stets eine mehr oder
                              									weniger dunkle braunrothe Farbe, wie sie die überzogenen Gegenstände anfangs
                              									besaßen.
                           Um die Ursache dieses Unterschieds im Aussehen der Goldhäutchen zu ermitteln, ließ
                              									ich zuerst Quecksilbervergoldungen mit bestimmten Quantitäten Gold machen. Die vergoldeten
                              									Schmuckwaaren lieferten mit verdünnter Salpetersäure behandelt, Goldhäutchen, welche
                              									zwar auf der inneren Seite eine dunkelbraune Farbe hatten, deren Gewicht aber größer
                              									als das des angewandten Goldes war. Die durch die Säure nicht aufgelösten Häutchen
                              									waren also keineswegs reines Gold. Die directe Analyse ergab, daß sie beiläufig 3
                              									Proc. Kupfer oder Silber enthielten, je nachdem sie von bronzenen oder silbernen
                              									Gegenständen herrührten.
                           Hienach schien es mir klar, daß wenn man das Goldamalgam auf eine Schmuckwaare
                              									aufträgt, sich auf der Oberflüche ein Doppelamalgam von Gold und Kupfer oder Silber
                              									bildet. Beim nachherigen Erwärmen des Gegenstandes verflüchtigt sich das
                              									Quecksilber, und es bleibt eine Legirung zurück, welche zwischen dem edlen Metall
                              									und dem überzogenen Metall die Adhärenz herstellt.
                           Greift man nun den vergoldeten Gegenstand durch Salpetersäure an, so löst sich das
                              									Metall woraus er besteht, vollständig auf und die Säure beizt auf die Legirung; sie
                              									entzieht ihr das Kupfer oder Silber an der innern Oberfläche, wo das Gold in
                              									geringer Menge vorhanden ist. Da aber das Verhältniß des Goldes in dem Maaße zunimmt
                              									als man sich der äußeren Seite nähert, so schützt es bald das andere Metall gegen
                              									das Aufgelöstwerden, was bekanntlich bei jeder Legirung stattfindet, worin das Gold
                              									vorherrscht.
                           Man begreift nun, daß die Häutchen, welche von einem mit Quecksilber vergoldeten
                              									Artikel herrühren, auf ihrer inneren Seite nach dem Angreifen durch Salpetersäure
                              									mit einer dünnen Schicht sehr zertheilten Goldes überzogen seyn müssen, welche sie
                              									braun färbt; man begreift auch, warum die Salpetersäure nach der Zerstörung des
                              									Gegenstandes unreines Gold hinterläßt.
                           Bei den Artikeln hingegen, welche mittelst des galvanischen Verfahrens vergoldet
                              									worden sind, überziehen die Goldhäutchen das Kupfer oder Silber gleichsam wie ein
                              									Firniß, ohne daß ein Eindringen des Goldes stattfindet, ohne daß sich eine Legirung
                              									gebildet hat; sie werden daher auch von Salpetersäure nicht angegriffen.
                           Hieraus folgt nothwendig, daß die neuen Vergoldungen bei gleicher Menge Gold nicht so
                              									haltbar seyn können wie die alten. Es ist klar, daß eine Schicht, welche den
                              									Gegenstand bloß überzieht, nicht dieselbe Adhärenz haben kann, wie eine Schicht,
                              									welche auf den Gegenstand mittelst einer Legirung zweier Metalle gelöthet ist, die
                              									bis auf eine gewisse Tiefe in denselben eindringt. Dagegen haben aber die neuen
                              									Vergoldungen gegen die alten auch wieder einen Vortheil, welcher ebenfalls aus
                              									meinen Versuchen hervorgeht. Betrachtet man die Häutchen von der Vergoldung mit Quecksilber
                              									bei durchfallendem Licht, so erscheinen sie mit einer Menge Löcher besäet, weil das
                              									Quecksilber genöthigt wurde zu verdampfen und eine unzusammenhängend Schicht
                              									hinterließ. Die Goldhäutchen hingegen, welche durch die galvanische Säule oder durch
                              									Eintauchen auf einem Gegenstand abgesetzt wurden, sind wo nicht vollkommen, doch in
                              									hohem Grade zusammenhängend; folglich könnten beim häuslichen Gebrauch und besonders
                              									für Gefäße und Geräthe die mit sauren Nahrungsmitteln in Berührung kommen, die mit
                              									Quecksilber vergoldeten kupfernen Gegenstände Nachtheile verursachen, welche bei den
                              									neuen Vergoldungen viel weniger zu befürchten sind.