| Titel: | Ueber ein Verfahren um die Räder der Taschenuhren und Chronometer zu vergolden; von Phil. Plantamour. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XI., S. 35 | 
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                        XI.
                        Ueber ein Verfahren um die Räder der Taschenuhren
                           								und Chronometer zu vergolden; von Phil. Plantamour.
                        Aus den Comptes rendus, Mai 1847, Nr.
                              								18.
                        Plantamour's Verfahren um die Räder der Taschenuhren und
                           								Chronometer zu vergolden.
                        
                     
                        
                           Die Vervollkommnungen welche man fortwährend in der Uhrmacherkunst erstrebt, in der
                              									Absicht die größte Genauigkeit in Verbindung mit Eleganz zu erzielen, führten auch
                              									zu dem Wunsch die Räder der Unruhuhren, Chronometer und Schiffsuhren vergolden zu
                              									können. Wahrscheinlich wäre diese Verbesserung schon früher zur Ausführung gekommen,
                              									wenn die bis jetzt bekannten Vergoldungsmethoden es gestattet hätten; aber bisher
                              									wird das Vergolden mittelst Quecksilber – denn von der galvanischen
                              									Vergoldung kann hier nicht die Frage seyn – stets auf einer Oberfläche
                              									vorgenommen, welche man zuvor mittelst einer sauren Auflösung von Quecksilber in
                              									Scheidewasser amalgamirte und dabei würde diese Flüssigkeit die stählernen Getriebe
                              									der Räder gänzlich zerstören. Es geht aber nicht wohl an, diese Getriebe vorher mit
                              									einer Schicht Wachs oder Harz zu überziehen, weil das Harz, wenigstens theilweise,
                              									verbrennen und nachher das Reinigen der Getriebezähne und der Getriebe selbst eine
                              									bedeutende Arbeit machen würde welche ohne Benachtheiligung derselben vielleicht gar
                              									nicht auszuführen wäre.
                           Das sehr einfache Verfahren, welches ich zur Vermeidung dieses nachtheiligen Umstands
                              									in Vorschlag bringe, besteht darin, zum Amalgamiren eine Quecksilberauflösung
                              									anzuwenden, welche den Stahl weder in der Kälte noch in der Wärme verändern kann. Um sich
                              									diese Flüssigkeit zu verschaffen, löst man eine kleine Menge Quecksilber in soviel
                              									Salpetersäure auf, daß letztere in Ueberschuß vorhanden ist; dann sättigt man die
                              									Auflösung mit Ammoniak und hierauf löst man den Niederschlag in einem Ueberschuß
                              									dieses Alkali's wieder auf. Wenn sich der Niederschlag im Ammoniak nicht gänzlich
                              									wieder auflöst, kann man filtriren, oder ohne zu filtriren ihn durch Zusatz von
                              									Salpetersäure auflösen und dann neuerdings die Flüssigkeit mit Ammoniak
                              									übersättigen. Das ammoniakalische salpetersaure Quecksilber, woraus dieser
                              									Niederschlag besteht, löst sich in freiem Ammoniak nur schwer auf, ist hingegen im
                              									salpetersauren Ammoniak sehr leicht löslich, mit welchem es ein Doppelsalz bildet
                              									das sogar sehr leicht krystallisirt. Man braucht folglich nur so zu verfahren, daß
                              									man eine hinreichende Menge salpetersaures Ammoniak in der Flüssigkeit hat, damit
                              									sich der Niederschlag darin wieder auflöst.
                           Um die Räder mittelst dieser Auflösung zu amalgamiren, braucht man keine
                              									Vorsichtsmaaßregel zu beobachten; man kann sie ganz hineintauchen und mehrere
                              									Minuten darin lassen, ohne daß die Getriebe die geringste Veränderung erleiden. Das
                              									überschüssige Ammoniak reinigt rasch den Theil des Rads, welcher amalgamirt und dann
                              									vergoldet werden muß, und die Amalgamation der Oberfläche erfolgt von selbst und
                              									sehr schnell.
                           Behufs des Vergoldens nimmt man die Räder aus der Quecksilberauflösung und überzieht
                              									sie mit Goldamalgam, ohne daß es nöthig ist sie abzutrocknen. Sodann erhitzt man sie
                              									auf einer kleinen Trommel aus Eisenblech, deren oberer Theil mit einer Oeffnung
                              									versehen ist, in welche man das Getrieb steckt. Dieses Kästchen gestattet den zu
                              									vergoldenden Theil des Rads zu erhitzen, ohne daß das Getrieb sich merklich erhitzt
                              									und dessen Härtung benachtheiligt wird; man erhitzt den kleinen Apparat an seinem
                              									unteren Theil mittelst einer Weingeistlampe.
                           Die zur Amalgamation dienende Quecksilberauflösung bildet bei ihrer Zersetzung in der
                              									Hitze nur Wasser, Stickstoffoxyd, Stickstoff und Quecksilber, welche auf den Stahl
                              									der Getriebe nicht im geringsten wirken. Mittelst einer rauhen Bürste ertheilt man
                              									der Oberfläche das Korn welches bei den inneren Theilen
                              									der Taschenuhren in Gebrauch gekommen ist, und nach dem Abbürsten mit Seifenwasser
                              									ist das Rad vergoldet und fertig, während das Getrieb so glänzend und rein blieb wie
                              									vor der Vergoldung.
                           So vergoldeten Uhrenrädern kann man auf bekannte Weise die beliebte röthliche Goldfarbe ertheilen, indem man sie einige
                              									Minuten in einer Auflösung von kohlensaurem Natron kocht, welcher man einige Tropfen Chlorgold
                              									zusetzte. Dabei verändern sich die Getriebe durchaus nicht; nur darf man keine zu
                              									concentrirten Auflösungen anwenden und das Sieden nicht zu lange fortsetzen, weil
                              									sonst die Getriebe, welche man bisher nicht vergoldet haben wollte, sich so gut
                              									vergolden, daß man nachher viel Zeit und Arbeit aufwenden muß um das auf dem Stahl
                              									abgesetzte Gold zu beseitigen.