| Titel: | Ueber die Bereitung des sogenannten Garanceux aus Krapprückständen; von Dr. Wydler, Colorist in Aarau. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XIV., S. 43 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Bereitung des sogenannten Garanceux aus
                           								Krapprückständen; von Dr. Wydler, Colorist in Aarau.
                        Aus  Bolley'sschweizerischem Gewerbeblatt, Jan. 1847, S.
                              										24.
                        Wydler, über die Bereitung des Garanceux aus
                           								Krapprückständen.
                        
                     
                        
                           Es ist wohl den meisten Färbern und Zeugdruckern bekannt, daß seit einigen Jahren ein
                              									Product aus dem Elsaß geliefert wird, das in seiner Natur und Anwendung der Garancine ähnlich und das man auf ähnliche Weise aus
                              									Krapprückständen bereitet, wie die Garancine aus frischem Krapp. Es hat von dem
                              									Besitzer des französischen Patents für diese Fabrication den Namen Garanceux erhalten. Das Verfahren, welches der
                              									elsässische Patentträger einschlägt, wird geheim gehalten.Steiner's Verfahren dieses Product zu erzielen,
                                    											welches im Wesentlichen mit dem vom Verf. beschriebenen übereinstimmt, wurde
                                    											im polytechn. Journal Bd. XCII S. 64
                                    											mitgetheilt. Wir theilen hier ein solches mit, wie es in einer schweizerischen Fabrik
                              									längere Zeit mit günstigem Erfolg angewendet wurde, und hoffen, diese Notiz werde
                              									von vielen Färbern und Druckern willkommen geheißen werden. Die Wichtigkeit einer
                              									vollkommenen Ausnützung des Krapps kann von denjenigen am besten erkannt werden,
                              									welche annähernd schätzen können, welche große Summen alljährlich nur von der
                              									Schweiz für diesen Farbstoff nach Frankreich gehen. Einen wie großen Theil von
                              									dieser großen Summe, mit welcher wir Frankreich tributär sind, man ersparen könne,
                              									zeigt folgende Ueberlegung: die Garancine ist äquivalent im Mittel dem Dreifachen
                              									ihres Gewichts an Krapp, d.h. 1 Pfd. Garancine hat ein Färbevermögen von ungefähr 3
                              									Pfd. Krapp. Das Garanceux aber hat nach dem Urtheile aller Kenner einen Färbewerth
                              									von ungefähr 1/3 der Garancine, d.h. 3 Pfd. von ihm leisten was 1 Pfd. Garancine.
                              									Man hat also in dem Garanceux ein Farbmaterial, das für den Färber den Werth des
                              									frischen Krapps hat. Die zweite Benutzung des Krapps in Form des Garanceux ist von
                              									gleicher Ergiebigkeit wie die erste, die Hälfte des bisher ohne Garanceuxbereitung
                              									verbrauchten Krapps hätte erspart werden können. Der Aufwand an Materialien und
                              									Arbeit zu der erwähnten Darstellung des Garanceux ist aber, wie wir sehen werden,
                              									gar nicht groß.
                           Um die Krappreste zu sammeln, macht man entweder für größere Mengen Gruben in die
                              									Erde, die leicht ausgemauert sind, damit das Wasser langsam wegsickern kann und man
                              									so nach und nach einen etwas compacten Satz erhält, oder man läßt die Färbekufen in
                              									alte, große Fässer oder Kisten auslaufen, die ganz schließen, inwendig mit grober
                              									Packleinwand ausgeschlagen und unten mit einer oder mehreren verschließbaren
                              									Oeffnungen versehen sind, vor welchen allenfalls ein Sack von Packtuch angebracht
                              									ist, um das Wasser abzulassen und den Krapp zurückzuhalten. Wenn nun das Wasser so
                              									viel möglich von dem Satz abgelaufen ist, preßt man denselben in einer beliebigen
                              									Presse aus, indem man denselben in Packtuch schlägt. Es kann dazu eine gewöhnliche
                              									Packpresse dienen. Mostpressen eignen sich sehr gut dazu.
                              									Nun wird der Krapp zerstampft und mit Schwefelsäure nach und nach gemischt; es wird
                              									gewöhnlich käufliche Schwefelsäure von 60° B. angewendet, und zwar auf 100
                              									Pfd. trockenen KrappDer starkgepreßte Krapp enthält im Durchschnitt 10 Proc. Wasser.
                              									circa 50 Pfd. Schwefelsäure. Es ist wichtig, daß recht
                              									gründlich gemischt werde.
                           Der Krapp, mit 50 Proc. Schwefelsäure vermischt, wird dann in eine Stande oder ein
                              									Faß gebracht, das etwa 4–6 Zoll vom Boden noch einen durchlöcherten Boden hat
                              									und in welches von der Seite durch eine Bleiröhre Wasserdampf eingeleitet werden
                              									kann. Das Gefäß muß mit einem schweren Deckel verschließbar und dieser mit Tuch,
                              									Werg oder ähnlichem eingezwängt werden. Ueber die Größe der Kufe läßt sich kein
                              									genaues Maaß angeben. Die vortheilhafteste schien mir eine, die circa 3–4 Cntr. Brei faßt. Größer als diese sind
                              									sie nicht gut, weil die Masse sich nicht leicht herumrühren läßt beim Dämpfen und
                              									auch nicht so gut herauszunehmen ist. Kleinere fördern zu wenig; es geht mehr Dampf
                              									und Arbeit verloren und vertheuert sich so das Product.
                           Man läßt etwa eine Stunde einen starken Dampfstrom eintreten (nachdem man gut
                              									verschlossen) und rührt während dem Kochen die Masse von Zeit zu Zeit um, damit alle
                              									Stellen so viel als möglich gleichen Antheil am Dampf haben. Die Zeit des Dämpfens
                              									läßt sich ebenfalls nicht genau angeben; sie richtet sich nach der Menge des Krapps
                              									und der Stärke des Stroms. Es muß dem Urtheil des Arbeiters überlassen werden, wann
                              									er unterbrechen soll. Wenn die Masse schon gleichförmig breiförmig ist und durch und
                              									durch dunkel rothbraun, fast schwarz, so ist es gut, und dieß wird bei obigen
                              									Verhältnissen gewöhnlich in einer Stunde erreicht.
                           Nun wird der Krapp herausgenommen und ausgewaschen. Auf diesen Proceß ist die größte Aufmerksamkeit zu verwenden, da davon die
                              									Brauchbarkeit des Productes zumeist abhängt. Am besten geschieht dieß in alten Fässern,
                              									Krappfässern, Kisten, Kufen etc., die das Wasser durchlassen, durch Spalte u.s.w.
                              									Sie werden mit Packtuch ausgeschlagen, wenn sie große Löcher haben, sonst nicht. In
                              									denselben werden ferner einige Abzapflöcher über einander angebracht und mit Zapfen
                              									versehen, um nach und nach das helle Wasser abzuzapfen, wie sich der Niederschlag
                              									setzt. Es wird, wie es eben mit solchen Auswaschungen im Großen geschieht,
                              									fortgefahren, bis das Wasser nicht mehr sauer reagirt. Mit Alkalien, Kalk etc. darf
                              									die Säure nicht neutralisirt werden, da diese Stoffe bei dem Färben schädlich
                              									einwirken. Die wenige Säure, die fast immer bleibt,
                              									schadet bei den kalkhaltigen Wassern der Schweiz nichts. Schlechte Resultate aber
                              									erhält man, wenn man eine größere Menge Säuren bei der Färberei durch großen
                              									Laugenzusatz unschädlich machen will.
                           Wo das Garanceux gerade verwendet wird, trocknet man es gewöhnlich nicht ganz,
                              									sondern begnügt sich mit gleichmäßigem Auspressen, wo man dann natürlich den einmal
                              									bestimmten Wassergehalt berücksichtigen muß. Sonst verfährt man beim Färben wie mit
                              									der Garancine. 1 Pfd. Garancine = 3–3 1/2 Pfd. Garanceux. Es kommt darauf an,
                              									woher der Krapp kommt und was damit gefärbt worden. Das letztere ist nicht
                              									gleichgültig, da Krapp, der z.B. zum Rosafärben diente, noch viel mehr Farbstoff
                              									zurückhält als solcher, der zum Rothfärben gebraucht worden.