| Titel: | Fuller's und de Bergue's Kautschukfedern für die Buffers der Eisenbahnwagen. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXII., S. 82 | 
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                        XXII.
                        Fuller's und de Bergue's Kautschukfedern für
                           								die Buffers der Eisenbahnwagen.
                        Aus dem Practical Mechanic and Engineer's Magazine Mai
                              									1847, S. 186.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Fuller's und de Bergue's Kautschukfedern für die Buffers der
                           								Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Der Anwendung von Kautschuk (Gummi-elasticum) für Federn und zu andern
                              									mechanischen Zwecken, wozu er sich wegen seiner Elasticität und Biegsamkeit,
                              									verbunden mit großer Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit, vorzüglich eignet, stand
                              									früher nur das Hinderniß entgegen, daß er bei strenger Kälte hart, bei Wärme
                              									hingegen zu weich wird; dieser nachtheilige Umstand ist aber in der neuern Zeit
                              									durch Hancock's Methode den Kautschuk zu schwefeln
                              									(vulcanisiren, wie er es nennt)Beschrieben im polytechn. Journal Bd. XCVII
                                       												S. 146. vollkommen beseitigt worden, indem der Kautschuk durch diese Behandlung die
                              									Eigenschaft erhält, bei der kältesten und wärmsten Witterung vollkommen elastisch
                              									und unverändert zu bleiben. Auf die Anwendung dieses geschwefelten Kautschuks für
                              									Buffer- und andere Federn der Eisenbahnwagen ließen sich Fuller und de Bergue im
                              									October 1845 ein Patent ertheilen.
                           Anstatt der gegenwärtig gebräuchlichen Stahlfedern benutzen sie eine Reihe von Ringen
                              									oder Scheiben aus Kautschuk von verschiedenen Durchmessern, 4 bis 6 Zoll, je nach
                              									der Lage und erforderlichen Stärke der Federn, und von 1 bis 2 Zoll Dicke. Dieselben
                              									werden an die Bufferstange (welche durch ihre Mitte geht) gesteckt und durch dünne
                              									Eisenplatten von einander getrennt; jede der letztern ist mit einer conischen
                              									Einbiegung versehen, welche dazu dient, die Kautschukscheiben fest an ihrer Stelle
                              									zu erhalten und zugleich die freie Ausdehnung und Zusammenziehung derselben zu gestatten, ohne daß
                              									sie mit der Bufferstange in Berührung kommen.
                           Die Kautschukfedern gewähren im Vergleich mit den stählernen viele Vortheile. Erstens
                              									beträgt ihr Gewicht kaum den zehnten Theil von demjenigen des Stahls, daher man sie
                              									an jedem Theil eines Wagens anbringen kann, und überdieß durch die
                              									Gewichtsverminderung, welche bei einem langen Wagenzug mehrere Tonnen ausmachen
                              									kann, an Locomotivkraft erspart. Dann ist ihre große Einfachheit und die
                              									Unmöglichkeit einer Beschädigung oder eines Brechens derselben, selbst beim
                              									Zusammenstoßen von Wagen, eine sehr schätzbare Eigenschaft. Den Beweis dafür erhielt
                              									man vor einigen Wochen, als eine mit solchen Buffers versehene Locomotive bei Hull
                              									von der Bahn abwich, wobei das Eisenwerk bedeutend beschädigt wurde, die Ringe aber
                              									ganz unversehrt blieben. Ein anderer Vortheil bei diesen Federn besteht darin, daß
                              									sie beim ersten Anziehen leichter nachgeben als Stahl, weil sie biegsamer sind,
                              									während ihr Widerstand unter dem Druck so schnell zunimmt, daß der Bufferkopf
                              									niemals einen harten Stoß verursachen kann. Ein anderer wichtiger Vortheil ist die
                              									Leichtigkeit, womit sich ihre Widerstandsfähigkeit reguliren läßt; es ist klar, daß
                              									dieselbe erstens mit dem Durchmesser und dann mit dem Verhältniß der Dicke der
                              									Scheibe zu ihrem Durchmesser in Proportion steht. Ein beliebig großer Ring z.B. von
                              									3 Zoll Dicke wird sich viel leichter auf die Hälfte seiner Dicke zusammendrücken
                              									lassen als einer von 1 1/2 Zoll Dicke. Es ist daher klar, daß wenn man in einem
                              									gegebenen Abstande eine größere Anzahl von Trennungsplatten anwendet, die Feder um
                              									so stärker wird und auf diese Weise ihr Widerstand sich beliebig reguliren läßt.
                           Nach Angabe der Patentträger kosten diese Federn (die Entschädigung für das
                              									Patentrecht eingerechnet) nicht mehr, eher weniger als die Stahlfedern. Es sind
                              									bereits mehrere Locomotiven und Tenders in Wilson's
                              									Gießerei mit solchen Buffers versehen worden und nun in täglichem Gebrauch auf
                              									verschiedenen Eisenbahnen. Andere, welche bei Hick und
                              										Comp. in Bolton, Sharpe
                              									und Comp. in Manchester, Lawson und Söhne in Leeds im Bau sind, sollen
                              									ebenfalls Kautschuk-Buffers erhalten. Mehrere Wagen, welche auf der
                              									Great-Western-Eisenbahn seit einigen Monaten in täglichem Gebrauch
                              									waren, werden sehr belobt. Gegen 50 Wagen, welche in der Fabrik von Fox, Henderson und Comp. bei
                              									Birmingham für die Maria-Antonia-Eisenbahn gebaut werden, erhalten
                              									ebenfalls solche Buffers. Versuche, welche die Patentträger im letzten Winter zu St.
                              									Petersburg anstellten, haben den Beweis geliefert, daß der präparirte Kautschuk sich
                              									selbst bei der strengsten
                              									Kälte nicht verändert. Viele Ringe wurden auch einem Druck von 60 bis 100 Tonnen
                              									ausgesetzt und dadurch bis auf 1/16 Zoll Dicke reducirt, ohne im geringsten
                              									beschädigt zu werden, indem sie nach Beseitigung des Drucks ihre frühere Form
                              									sogleich wieder annahmen. Einer der größten Ringe wurde unter einen Nasmyth'schen Dampfhammer gelegt und blieb nach 200
                              									Schlägen unversehrt. Ohne Zweifel wird der präparirte Kautschuk auch zu Tragfedern
                              									für Locomotiven, Tenders und Personenwagen in allgemeine Anwendung kommen.
                           Fig. 49 ist
                              									ein Grundriß der gar nicht zusammengepreßten Feder, wie sie auf dem Rahmen eines
                              									Eisenbahnwagens erscheint.
                           Fig. 50 ist
                              									ein horizontaler Durchschnitt, welcher die Bufferfeder im zusammengepreßten Zustande
                              									zeigt.
                           Fig. 51 ist
                              									ein Grundriß der Zugfeder im Centrum des Wagenrahmens.
                           a, a, a ist der gewöhnliche Rahmen des Wagens. b, b eiserne Bufferstange mit einer Scheibe aus Holz
                              									oder Leder bei c, welche den sogenannten Bufferkopf
                              									bildet. d, d, d runde Platten von Eisen oder Messing,
                              									mit conischen Einbiegungen versehen. e, e, e
                              									Kautschukringe, etwas kleiner im Durchmesser und so angeordnet, daß zwischen jeden
                              									eine runde Platte kommt. n ein an der Bufferstange
                              									befestigter Ring. k die stationäre Platte, gegen welche
                              									die Ringe gedrückt werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
