| Titel: | Ueber die Fabrication der Madura-Turbans; von D. Gonfreville. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXXV., S. 112 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Fabrication der Madura-Turbans;
                           								von D.
                              								Gonfreville.
                        Aus dem Technologiste, März und April
                              								1847.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Gonfreville, über die Fabrication der
                           								Madura-Turbans.
                        
                     
                        
                           Die Fabrication der Turbane, der Kopfbedeckung der Orientalen, bildet im Orient einen
                              									sehr bedeutenden Industriezweig; während aber viele Industrie-Artikel Indiens
                              									in Europa schon mit mehr oder weniger Glück nachgeahmt wurden, z.B. Zitze, Perse,
                              									Madrastücher, Foulards, Kaschmire etc., ist mit dem Turban bis jetzt in Frankreich,
                              									England, der Schweiz, Deutschland etc., kurz überall wo der Hut herrscht, noch
                              									nirgends ein Versuch gemacht worden. Bei den Großen und Reichen besteht der Turban
                              									aus einem Kaschmirtuch, in einigen kältern Gegenden aus verschiedenen Wollengeweben
                              									von geringerm Werthe; bei dem größten Theil der Bewohner des Orients, vorzüglich
                              									Indiens und Pegu's, besteht er bloß aus einem bisweilen weißen, selten blauen, je
                              									nach den Kasten, am allergewöhnlichsten aber rothen mehr oder weniger feinen
                              									Musselintuch, ächt Indischroth und Chaya-ver-Roth gefärbt, welches
                              									Roth lebhafter ist als das der Madrastücher und mit dem gelben Farbstoff der Cassa
                              									gar nicht, oder doch in viel geringerm Maaße verbunden ist.
                           Die englischen Colonisten begannen im J. 1830 die Fabrication der Turbane zu
                              									versuchen; daß dieß nicht auch in Frankreich wenigstens versuchsweise geschah, daran
                              									ist der Umstand Schuld, daß man über ihre Fabrication im allgemeinen und die
                              									Wichtigkeit ihrer Consumtion und des Handels mit denselben nie hinreichende Kenntniß
                              									hatte, und doch ist dieser Handel von größerer Bedeutung als der mit Shawls,
                              									Foulards etc.
                           Mit den Turbans von der glänzendsten rothen Farbe findet unter den indischen Kasten,
                              									als Auszeichnung der vornehmen Stände, ein eben so großer Luxus statt, wie mit den
                              									bizarren, phantastischen Farben der Palampours der Bramanen, der Schurztücher der
                              									Bayaderen, der Draperien der Palankins, der Bekleidung der Pagoden, der Vorhänge der
                              									Baranguen, der Zeltkronen etc. Wie für die Guinea-Zeuge wurden von mir in
                              									Indien über das Färben der rothen Madura-Turbane in den Jahren 1828, 29 und
                              									30 drei Versuche im Großen angestellt, von welchen ich die im letzten und
                              									Hauptversuch mit 100 Stücken Musselin aller Sorten erhaltenen Resultate hier
                              									mittheile. Bisher war dieser Gegenstand meines Wissens noch von keinem Reisenden in
                              									Indien behandelt worden; selbst nicht von Felix Reynouard
                              									und le Gour de Flaix, welche über alle andern Artikel
                              									Notizen gaben.
                           Ist schon das Madrasroth der Franzosen auf den sogenannten Madrastüchern, bei
                              									welchen, abgesehen von dem nach meiner Meinung vortheilhaftern Verfahren der Inder,
                              									noch überdieß der Krapp die Chaya-ver, das Quercitron, den Cassa und die
                              									Noona, dann beim Beizen das Olivenöl das Gengely- und Sesamöl, der Gallapfel
                              									die Myrobolane, das Natron die Nayourivy-Asche etc. vertritt, minder schön
                              									als das indische Madrasroth, so wird im Lande selbst dem Maduraroth vor jenem in Ton
                              									und Güte noch der Vorzug gegeben.
                           Um diese Farbe nachzuahmen, ist es aber vor allem nothwendig, dieselben Farbstoffe
                              									und dasselbe Verfahren im wesentlichen wenigstens anzuwenden und namentlich alle
                              									unächten Farben auszuschließen.
                           Von der großen Bedeutung dieses Fabrications- und Handelszweiges kann man sich
                              									eine Vorstellung machen, wenn man bedenkt, daß die Bevölkerung Indiens diesseits und
                              									jenseits des Ganges zu 140 Millionen anzunehmen ist; wenn man aber noch die übrigen
                              									unter der Herrschaft des Turbans befindlichen orientalischen Völker, wie Perser,
                              									Araber, Birmanen, Peguaner, Javaner, Mogolen, Tibetaner, Malayen, Siamesen, Türken,
                              									Chinesen etc. berücksichtigt, die sich alle mehr oder weniger des rothen Turbans
                              									bedienen, so ist ihre Anzahl auf 550 bis 600 Millionen anzuschlagen. Indien und die
                              									Stadt Madura in Mysore liefern diesen ungeheuren Bedarf für Indien und die genannten
                              									Länder, welcher in 5 Jahren (der durchschnittlichen Dauer eines Turbans) sich nach
                              									Abzug der Frauen, Kinder und Parias auf 4 Millionen, für das Jahr, also auf 800,000
                              									Stück berechnet, die theils als Turbane selbst, theils als Leibbinden, Schürzen,
                              									Muskitos-Vorhänge, Palankindecken etc. verbraucht werden. Jeder Turban wiegt
                              									170 bis 180 Gramme. Wie man sieht, kömmt also die Turbanfabrication jener der Zitze
                              									(indischen Kattune) gleich, oder übertrifft sie sogar, seitdem die Magazine in
                              									letzterm Artikel mit englischen Fabricaten angefüllt sind.
                           Wir beschreiben die Fabrication der Turbane unter vier Abtheilungen: 1) Spinnen; 2)
                              									Weben; 3) Färben; 4) Appretiren.
                           Die dritte Abtheilung, das Färben, zerfällt in sechs Capitel: 1) Absieben; 2)
                              									Oelbeizen; 3) Salztunke; 4) Entfetten; 5) Ausfärben und 6) Alterantien.
                           
                        
                           
                           Erste Abtheilung.Spinnen.
                           Wir geben am Ende dieser Abhandlung in der Tabelle Nr. 1 die Qualitäten und Preise
                              									der verschiedenen, zum Weben der Turbane angewandten Sorten gesponnener Baumwolle
                              									an; diese handgesponnene Baumwolle wird von Yanoon bezogen und in kleinen, äußerst
                              									schwierig abzuwindenden Knäueln geliefert. Die englischen Kolonisten verkaufen
                              									gegenwärtig auf der Maschine gesponnenes Garn, welches das handgesponnene in wenigen
                              									Jahren ganz in Vergessenheit bringen dürfte. Das Verhältniß der englischen Nummern
                              									zu den indischen Conjons habe ich in meiner Abhandlung über die Madrastücher
                              									(polytechn. Journal Bd. CII S. 54 und 132) zusammengestellt.
                           
                        
                           Zweite Abtheilung.Weben.
                           Die zu Turbanen bestimmten Musseline sind 25 bis 30 Centimeter breit und 20 bis 25
                              									Meter lang; sie werden auf dem gewöhnlichen Webestuhl sehr dünn gewebt, und zwar
                              									können auf demselben zwei zu gleicher Zeit gewebt werden; die ordinärsten Turbane
                              									haben 4 bis 500 Fäden in der Kette, die feinsten 700 bis 1000; es gibt deren aber,
                              									jedoch höchst selten, von welchen die Baumwolle 1500 Fr. per Pfund kostet, und die 12 und 1400 Fäden in einer so kleinen Breite
                              									haben. Geölt und geschlichtet
                              									wird wie bei den schönen Madrastüchern. In der Tabelle Nr. 2 werden die Preise der
                              									hauptsächlichen Qualitäten dieser Artikel in ungebleichtem Zustand gegeben; ihr
                              									Gewicht wechselt zwischen 120 Grammen, was selten vorkömmt, 150 und 200 Gram. bei
                              									den Mittlern Qualitäten, und 280 bis 300 Grammen bei den ordinärsten Sorten, bei
                              									immer gleicher Breite und Länge. Ein einziger, für einen Braminen bestimmter, wurde
                              									mir gezeigt, welchen ich in meiner Faust verbergen konnte.
                           
                        
                           Dritte Abtheilung.Färben.
                           Tagebuch der Operationen des Färbeverfahrens für Maduraroth
                                 										auf 5 Courgen (100 Stück oder 200 Turbane).
                           Ein Turban mißt in der Länge 21 bis 22 und bis 25 Meter; in der
                              									Breite 23 bis 25 Centimeter; viereckig gewebt enthält er 850 bis 1400 Faden, 20 bis
                              									60 Conjons (Strähne) in der Breite und wiegt fertig, gebeizt, rothgefärbt etc. 280
                              									Gram.; in rohem Zustande
                              									wiegt ein solcher 200 oder nur 197 Gramme, je nach der Qualität des Gewebes.
                           100 Turbane wiegen, in acht verschiedenen Qualitäten, miteinander
                              									585 Paloms (14 Paloms auf das franz. Pfund) also 41 11/14 Pfd. = 20,8 Kil.; 100
                              									Stücke wiegen also 41,6 Kilogr.
                           Diese Turbane sind von sehr dünnem, leichten, durchsichtigen
                              									Musselin; der Faden muß sehr fein, aber möglichst stark, langhaarig und nicht sehr
                              									dicht gewebt seyn.
                           
                              Erstes Capitel.
                              
                                 
                                    Erste Operation. Auskochen; Entschälen.Das Schiniren der Turbane, welche gefleckt (gemuscht) werden
                                             														sollen, geschieht auf zweierlei Weise:a) durch Drucken oder Bemalen mit
                                             														Wachs, ehe man ihnen die Beizen gibt; die mit Wachs imprägnirten
                                             														Stellen nehmen dann im Chaya-Bad keine Farbe an oder nur
                                             														eine schwach fahlgelbe, welche das Alkali und das Auslegen im
                                             														Parquet sehr schnell wieder beseitigen; das Wachs macht sich
                                             														beim ersten Ausfärben in Chaya durch die Hitze des Bades schon
                                             														los, und wird, sowie es sich ablöst, sogleich mittelst eines
                                             														Schaumlöffels entfernt, und zu derselben Verwendung
                                             														aufbewahrt.b) Das Schiniren kann auch auf eine
                                             														andere Weise geschehen und zwar nachdem die Beize gegeben ist.
                                             														Zu diesem Behufe machen darin sehr geübte Frauen mit
                                             														bewunderungswürdiger Geschicklichkeit und Schnelligkeit diese
                                             														kleinen Aussparungen mittelst Einbindens der Stellen des Musters
                                             														(und zwar bei einem doppelt gelegten oder zwei Stücke zugleich),
                                             														überall wo man Flecken (Muschen) haben will; das Einbinden
                                             														geschieht sehr fest, damit die Farbe nicht eindringen kann.
                                             														Letzteres Verfahren ist das gebräuchlichere; man zieht zuerst
                                             														mit Safran Linien, die regelmäßig von einander abstehen und sich
                                             														kreuzen, und macht an den Stellen wo sie sich kreuzen, den
                                             														Knopf.
                                       											
                                    
                                 Man legt in frisches Wasser ein und läßt 24 Stunden lang darin liegen, wo
                                    											dann alles gehörig damit getränkt ist; man stampft, pritscht oder walkt in
                                    											Wasser; hierauf wird im Teiche ausgewaschen und auf Granitstöcken geprischt,
                                    											um den Appret des Webers vollkommen zu entfernen; alsdann wird
                                    											getrocknet.
                                 Behufs des Passirens durch die verschiedenen Bäder werden die Turbane je
                                    											ihrer zwei an den Sahlleisten einer Seite zusammengenäht, und so folgende
                                    											Operationen mit ihnen durchgemacht.
                                 
                              
                           
                              Zweites Capitel.
                              
                                 Zweite Operation. Apprets; Weißbad oder
                                       											Oelbad.
                                 Zum Durchnehmen ist es bequemer und gebräuchlich das ganze Quantum in Partien
                                    											von je 20 Stücken oder 40 Turbanen (2 Courgen) abzutheilen. Eine Partie wird
                                    											von 5 Culis bearbeitet.
                                 Wir geben die Verhältnisse für jede Partie an, daher man sie für das ganze
                                    											Quantum nur mit 5 zu multipliciren hat.
                                 
                                 Man bereitet für jedes Saal (große Küpe) und jeden Culi ein erstes Bad in
                                    											steinzeugenen Küpen aus 70 Serr oder 35 Liter Gengely-Oels1 Liter Gengely-Oel wiegt 869 Gramme. und der Lauge von 220 Palom oder 15 5/7 franz. Pfd. = 7 Kil. 8
                                    											Hektogr. Oumeri-Poundou-AscheDie Beize von Büffelmilch ersetzt bei den Zitzen (ostindischen
                                          													Kattunen) einigermaßen die Sesamöl-Beize für Turbane. (ohne Wärme mit 40 Liter reinen Wassers)Um diese Asche zu erhalten, wurden mehrere Karrenvoll
                                          													Ouméripoudon in der Nähe des Meers gesammelt; man ließ sie
                                          													einige Tage an der Sonne trocknen und verbrannte sie dann..
                                 Man nimmt in einem besonders dazu bestimmten schüsselförmigen Gefäß (tiselle, Fig. 1, Tab. II)
                                    											und zwar immer nur ein einziges Stück, d.h. zwei zusammengenähte Turbane
                                    											durch, die auch für die folgenden Operationen beisammen bleiben.Ehe man mit dem Färben einer Partie anfing, mußte immer ein Bramine
                                          													gerufen werden, welcher einen geschlachteten Hammel dreimal im
                                          													Kreise um die zu färbende Waare und die Werkzeuge herum zog und so
                                          													in Gegenwart des ganzen Färberpersonals dem Wishnu ein Opfer
                                          													darbrachte und ihn um Gelingen des Unternehmens anrief.
                                    										
                                 Die Art des Durchnehmens, Walkens, Auswindens und Auslüftens der Turbane in
                                    											diesem Bade gleicht der Behandlung der Baumwolle in Strähnen im Oelbade; nur
                                    											wird sehr wenig Vorschuß genommen, oder vielmehr
                                    											man setzt jedesmal nur so viel Bad zu, als das Stück nach mäßigem Ausringen
                                    											zu absorbiren vermag. Was aber merkwürdig ist in der Praxis dieses
                                    											Durchnehmens, und woran der Shetty mit unbeugsamer Strenge festhält, das
                                    											ist, daß er jedesmal zählt wie oft er stampft, und jede kleine Partie zuerst
                                    											300mal lebhaft nacheinander in diesem ersten Bade stampft, wozu für jedes
                                    											Stück 2 1/2 Minuten erforderlich sind; dann bei jedem darauffolgenden Bad
                                    											die Schläge um 50 vermehrt, so daß er beim 14ten und letzten Bad 1000mal
                                    											stampft und folglich jedes Stück 500 Secunden, also zwischen 8 und 9 Minuten
                                    											lang durchnimmt; wir haben uns bei unfern drei Versuchen an dieses Verfahren
                                    											gehalten.
                                 Ich will dieses ins Kleinliche gehende Verfahren hiemit nicht für absolut
                                    											nothwendig und unerläßlich erklären; auf folgende Weise verfährt man zu
                                    											Madura und verfuhren auch wir einmal mit 40 und einmal mit 100 Stücken.
                                 Man passirt durch alle Bäder ohne künstliche Wärme (die Temperatur zu dieser
                                    											Jahreszeit ist im Lande 40° C.). Das Durchnehmen geschieht in der
                                    											Regel wie folgt. Nachdem die Turbane wohl getrocknet sind, was an der Sonne
                                    											geschieht, läßt man sie einige Zeit im Schatten liegen, damit sie auskühlen;
                                    											Abends bringt man sie neuerdings ins Bad, unter der gehörigen und
                                    											vorgeschriebenen Anzahl von Schlägen, ringt sie mit der Hand leicht aus und
                                    											bringt sie in einen großen Krug (panelle oder
                                    												jarre. Fig. 2) und
                                    											schichtet sie alle darin übereinander, indem man den kleinen Rest des nach
                                    											jedem Passiren eines Stücks übrige bleibenden Bades darauf gießt. So kömmt
                                    											in jeden Krug eine Courge (20 Stücke), welche man die Nacht über im
                                    											zugedeckten Krug läßt.
                                 Am andern Morgen nimmt man ein Stück nach dem andern heraus und stampft sie
                                    											wieder eben so oft als den Tag vorher, wozu man sich derselben Schüssel und
                                    											desselben Bades bedient, welches bei einem in geeignetem Verhältniß
                                    											angewandten Drücken des Zeugs ausreicht.
                                 Nach der auf diese Weise mit allen Turbanen beendigten Behandlung breitet man
                                    											sie auf Bambusstangen aus, um sie an der Sonne trocknen zu lassen; während
                                    											des Trocknens sorgt man dafür, die Sahlleisten auseinander zu trennen und
                                    											mit den Seiten zu wechseln, damit das Bad nicht abfließen und unten in den
                                    											Falten Oelflecken hervorbringen kann.Die Schärpe der in Indien wohnenden Moslemin wiegt 150 bis 180 und
                                          													220 Gramme.Breite2Vorderarmlängen,Länge6            „An jedem Ende ein 1 Zoll breiter goldener oder silberner Streifen,
                                          													und ein eben solcher Faden an den beiden Sahlleisten. Preis von
                                          													zweien an demselben Stück: 14 Rupien = 33 Fr. 60 Cent.
                                    										
                                 Eben so wird in der Regel bei allen folgenden
                                    											Vorbereitungs-(Appretir)-Operationen verfahren.
                                 Wenn man die Stücke ihrer ganzen Länge nach horizontal gut aufspannt, wird
                                    											dieser Uebelstand vermieden; allein dieß muß auf dem Gras oder Sand
                                    											geschehen und hat dann wieder andere Uebelstände zur Folge; am
                                    											zweckmäßigsten hiezu sind die Platformen von Stuck, welche man in einigen
                                    											Werkstätten hat, Argamassen genannt.
                                 Unsere Klotz- oder Grundirmaschinen sind in einer Hinsicht zu dieser
                                    											Arbeit bequemer; dennoch verrichten sie ihren Dienst nicht so, daß er diesem
                                    											Walken mit der Hand vollkommen gleich käme, welches in allen Richtungen
                                    											lange fort stattfindet und zu einer vollständigen, nicht bloß
                                    											oberflächlichen Tränkung der Gewebe viel beiträgt.Um diesen Artikel bei uns gut herzustellen, empfehle ich, das
                                          													Baumwollgarn vorerst nach dem indischen Verfahren zu färben, damit
                                          													aber nach dem Ausfärben, oder wohl gar nach einem ersten
                                          													Aviviren, innezuhalten und es zum Weben zu geben etc. und dann das
                                          													Gewebe noch einmal zu aviviren und zu rosiren; dadurch würde die
                                          													Beschmutzung beseitigt, welche es durch die verschiedenen Arbeiten
                                          													des Webers erfährt und die Baumwollfäden waren von der Farbe noch
                                          													besser durchdrungen als beim Färben des Zeugs.
                                    										
                                 Zum ersten und zum zweiten Bad werden allemal 20 Liter genommen.
                                 
                              
                           
                              Drittes Capitel.
                              
                                 
                                 Dritte Operation.
                                       												Salztunken.
                                 Am dritten Tag, nachdem die Turbane gleichmäßig und vollkommen ausgetrocknet
                                    											sind, knetet man sie 350mal oder 175 Secunden lang in einem Bade von
                                    											Oumeripoundou-Aschenlauge von 2° Baumé, und unter
                                    											denselben Handgriffen und Vorsichtsmaaßregeln, wie sie oben angegeben
                                    											wurden. Auch hier werden für die Courge oder 20 Stücke (40 Turbane) 20 Liter
                                    											Lauge genommen, jene eine Nacht im Kruge stehen gelassen, am andern Morgen
                                    											gestampft, ausgespannt, ausgeschüttelt und getrocknet; Sand würde am Oel des
                                    											Apprets (der Beize) hängen bleiben und das Gras bei der geringsten Berührung
                                    											mit dem Appret Flecken geben.Die Goldfäden werden am Ende der Turbane schwarz, wenn die Lauge zu
                                          													stark wird; deßhalb pflegt man zweimal durch bloßes Wasser zu
                                          													Passiren. Wenn diese Fäden von Semilor oder Messing sind, wie dieß
                                          													bisweilen betrüglicherweise von Seite des Webers geschieht, läßt
                                          													sich dieß erkennen, indem dann diese Faden von dem Oele und den
                                          													Beizen so angegriffen und aufgelöst werden; daß sie Grünspan
                                          													ansetzen und sogar brechen, so daß dieses Ende des Stücks sich
                                          													lostrennt, oder nur noch durch einige Faden der Kette im
                                          													Zusammenhang bleibt.
                                    										
                                 
                              
                                 Vierte Operation.
                                 Am vierten Tag dasselbe Bad, dieselben Verhältnisse, dieselbe Behandlung, nur
                                    											50 Schläge mehr als oben erwähnt; dasselbe Einlegen in den großen Krug,
                                    											dasselbe Trocknen; alles jeden Tag zu denselben Stunden und immer von
                                    											denselben Culi's verrichtet.
                                 Mit großen Partien nimmt man diese Operationen gerne in den Monaten Junius,
                                    											Julius und August vor. Die Abwechselung in der Witterung und Temperatur der
                                    											neun andern Monate machen das Gelingen der Farbe unsicher; auch fällt so
                                    											gerade die Zeit der besten Ernte der Chaya-ver damit zusammen.
                                 
                              
                                 Fünfte Operation.
                                 Es versteht sich, daß jede Operation wenigstens einen, gewöhnlich aber zwei
                                    											Tage für sich in Anspruch nimmt. Bad, Mengenverhältnisse, Operation und
                                    											Behandlung – alles wie oben.Ich gab, als ich die Operation begann, etwas gepulverte
                                          													Chaya-ver in Montré-Paleum-Wasser, und
                                          													bediente mich dieser Probeflüssigkeit nach jeder Operation aus
                                          													folgende Weise: 
                                          												1) ich ließ in die Hälfte des Bades ein Muster von der Größe eines
                                          													Kartenblatts tauchen;2) in das Chaya-ver-Bad goß ich ein kleines Maaß von
                                          													dem aus den Turbanen ausgerungenen Bad.Diese Proben wurden nach jeder Beizoperation angestellt, um ihren
                                          													Fortschritt beurtheilen zu können.
                                    										
                                 
                              
                                 
                                 Sechste Operation.
                                 Als man nun bemerkte, daß mehrere Stücke den Appret (die Beize) nicht gehörig
                                    											erhalten hatten (man erinnnere sich, daß acht verschiedene Sorten in Arbeit
                                    											genommen wurden), wurde ein Bad aus 10 Serr (etwa 5 Liter)
                                    											Gengely-Oel (dem Gewichte nach 3 Kil., 680 Gr., also das Serr = 368
                                    											Gr.) und sehr heller, gleichartiger, filtrirter
                                    											Oumeripoundou-Aschenlauge von 1 3/10° B. bereitet.
                                 Diese Aufbesserung der zweiten Operation, nämlich des Weiß- oder
                                    											Oelbads, pflegt auch gewöhnlich in Madura zu geschehen. Ob dieselbe
                                    											nothwendig ist oder nicht, und wie viel zugesetzt werden muß, kann nur die
                                    											Erfahrung lehren, weil dieß nach der Wirkung der drei verschiedenen
                                    											Salztunten, die gegeben wurden, verschieden ist; denn zuweilen wird ohne
                                    											Beihülfe dieses Oelzusatzes, mit der Lauge allein, ohne Oel, fortgefahren.
                                    											Man ließ die Waare 48 Stunden in dem verschlossenen und verkitteten Krug,
                                    											und erst am vierten Tag wurde sie ausgebreitet und getrocknet; am Abend
                                    											wurde eine Salztunke gegeben, wie folgt:
                                 
                              
                                 Siebente Operation.
                                 Es wurden Abends und am andern Morgen, ehe man ausbreitete, Bäder von reiner
                                    											Lauge mit derselben Behandlung gegeben wie bei allen vorhergehenden, nur daß
                                    											die Anzahl der Stampfungen (Walkschläge) progressiv vermehrt und täglich
                                    											höchstens eine Operation vorgenommen wurde.Ich stelle wie bei den Beizen für das Madrasroth die Curcumaprobe zu
                                          													gleicher Zeit mit der oben angegebenen Probe des
                                          													Chaya-ver-Bades an.
                                    										
                                 
                              
                                 Achte Operation: dieselbe Salztunke etc.
                                 
                              
                                 Neunte        „                deßgl.
                                 
                              
                                 Zehnte        „                deßgl.
                                 
                              
                                                                 Eilfte
                                    											        
                                    											„                deßgl.
                                    											am achtzehnten Tag
                                 
                              
                                 Zwoͤlfte      
                                    											„                deßgl.
                                 Es muß hier, als für die Praxis von Wichtigkeit, bemerkt werden, daß bei den
                                    											ersten Durchnahmen das wenige Bad, welches durch das Ringen herausgedrückt
                                    											wird, nicht weiter anwendbar ist und die Tropfen desselben so hell wie
                                    											Wasser seyn müssen, obwohl die Turbane ölig und sehr fett sind; nach einer
                                    											gewissen Anzahl von Salztunken aber und zwar erst gegen die dreizehnte hin,
                                    											werden diese ausgerungenen Tropfen wie Seifenwasser und die Turbane
                                    											überziehen sich beim Auspressen oder Ausringen mit Seifenschaum, was früher
                                    											nicht der Fall war; dieß ist ein Zeichen, daß die Apprets (Beizen) ihrer
                                    											Beendigung entgegen gehen und bald hinreichen; in jedem Fall wird trocken
                                    											und dann, wie gesagt, in kurzem Bad durchgearbeitet.
                                 Man stellt in diesem Falle die Curcumaprobe nicht an, wie bei den Apprets
                                    											(Beizen) für Madrasroth; doch bediente ich mich derselben auch als zweiten
                                    											Zeichens des richtigen Grades guter Apprets.
                                 Es finden auch wesentliche Verschiedenheiten zwischen diesen beiden
                                    											Verfahrungsarten statt. Man bedient sich nicht desselben Alkalis, es wird
                                    											kein Zickleinsmist dem Oelbad zugesetzt, der Färbeflotte kein Noona
                                    											zugemischt etc., auch sind die Mengenverhältnisse verschieden; von unserm
                                    											sogenannten Indischroth ist dieses Roth ebenfalls verschieben, indem keine
                                    											Galläpfel, kein Krapp etc. dazukommen.
                                 Ich krappte Turbane und Strähne, welche die Beizen für beide
                                    											Verfahrungsweisen erhalten hatten und die Farbe fiel immer viel schlechter
                                    											aus als bei den mit Chaya-ver gefärbten.
                                 Es bleibt noch zu ermitteln übrig, ob unser Olivenöl dieselben Resultate gibt
                                    											wie das Gengelyöl; sowie auch darüber kein Zweifel ist, daß unser reines
                                    											Natronsalz sich nicht so gut, oder vielmehr gar nicht dazu eignet, um das
                                    											unreine, etwas thonerdehaltige der Maduresen zu vertreten, welches sie einer
                                    											besondern Alaunbeize überhebt.
                                 
                              
                                 Dreizehnte Operation: dieselbe Salztunke, 1000mal
                                    											Stampfen.
                                 
                              
                                 Vierzehnte Operation: eben so. Die Stücke waren
                                    											nun steif wie starke Zeuge und wogen 38 Kilogr.; sie wurden 20 Tage im Kruge
                                    											aufbewahrt, nämlich 5 Tage trocken und 15 Tage nach dem Entfetten.
                                 
                              
                                 Bemerkungen.
                                 Man wird in den soeben beschriebenen Operationen bemerkt haben, daß man
                                    											gleich anfangs alles erforderliche Oel in einem oder zwei Bädern anwendet
                                    											und dann eine Reihe von 10 bis 12 Bädern von bloßer Lauge von der Asche des
                                    											Oumeripoundou gibt. Es ist dieß eine bedeutende Verschiedenheit gegen unser
                                    											System, nach welchem 10 bis 12, freilich nur sehr schwache Oelbäder gegeben
                                    											werden, dagegen nur ein oder zwei Salzbäder, bisweilen sogar gar keines;
                                    											allein unser Natronsalz zur Bereitung des Weißbads ist rein; das indische
                                    											Alkali hingegen nicht und wird eben dadurch zu ihrem Verfahren geeigneter
                                    											und zwar aus
                                    											folgendem Grunde: bei diesem Verfahren (zu Madura) wird nicht gealaunt und
                                    											dennoch ist die erhaltene Farbe im höchsten Grad six, und ich glaube diese
                                    											Anomalie nicht besser erklären zu können, als indem ich annehme, daß das
                                    											Salz in dem Oumeripoundou-Wasser außer dem Alkali noch irgend eine
                                    											Basis enthält, welche eine Metallseife bildet, die das Oel allmählich
                                    											fixirt. Die in den Alkalien auflösliche ThonerdeDirect jedoch nur in den ätzenden. kömmt auf diese Weise bei jeder „Salztunke“
                                    											genannten Operation in kleiner Menge in Anwendung, allein diese zwölf
                                    											aufeinanderfolgenden Bäder fixiren am Ende eine hinlängliche Menge davon, um
                                    											jede andere Thonbeize überflüssig zu machen; dieß halte ich für die beste
                                    											Theorie des zu Madura üblichen Verfahrens, und glaube daß diese sehr
                                    											schwache Auflösung von Thonerde in einem Alkali ein sicheres Mittel wäre,
                                    											auch unfern Krappfarben mehr Festigkeit zu ertheilen. Durch eine
                                    											hinreichende Anzahl von Bädern, welche man auf den zuerst gegebenen
                                    											Oel-Appret folgen ließe, würde sich zweifelsohne etwas, einem völlig
                                    											unauflöslichen, ölsauren Thonerdesalz ähnliches auf das Gewebe fixiren,
                                    											welches sich innig damit verbände und durch die über einen Monat andauernde
                                    											Einwirkung der Luft und des Lichts für den vorgesetzten Zweck wohl noch
                                    											vortheilhaft modificiren.Die 40 Turbane von 8 Qualitäten wogen:roh  8Kilogr.7Hektogr.gelaugt  7   „3    „nach dem ersten
                                                															Weißbad37   „7    „nach den Salztunken38   „9    „nach dem Entfetten18   „–    „nach dem Ausfärben
                                                															appretirt und vollendet19   „8    „
                                    										
                                 Die sorgfältig angestellte Analyse wies wirklich die Gegenwart von Thonerde
                                    											in der Oumeripoudou-Asche nach.Man könnte nach dem Madura'schen System zum Rothfärben mit
                                          													Chaya-ver, als Beize eine Auflösung von 325 Grammen Thonerde in Aetzkali auf 100 Kil. Baumwolle anwenden, indem man zu den
                                          													beiden ersten Bädern alles erforderliche Oel seht und darauf 10 bis
                                          													12 schwach alkalische Bäder, jedes mit der angegebenen Quantität
                                          													Thonerdekali folgen läßt.
                                    										
                                 Die Operation des Entfettens hat bei diesem System einen doppelten Zweck;
                                    											nämlich 1) wie bei dem unsrigen, das nicht fixirte Oel vom Gewebe zu
                                    											entfernen, sowie auch alles Alkali, welches dazu diente das Oel
                                    											gleichmäßiger und leichter aufzutragen und 2) das Oel von der zugleich mit
                                    											ihm fixirten Beize zu reinigen. Das Oel für sich allein hat allerdings eine
                                    											erwiesene Verwandtschaft zu dem Farbstoff der Chayaver; doch scheint
                                    											dieselbe nicht stark genug zu seyn, um die Farbe in dem Grade zu befestigen,
                                    											wie man sie im Madura-Roth fixirt findet. Nach meiner Ueberzeugung
                                    											muß noch eine ungefärbte metallische Basis dabei im Spiele seyn, welche in
                                    											Gemeinschaft mit dem Oel dieß bewirt.
                                 Um die Entfettung gehörig zu bewerkstelligen, wird in Madura und wurde von
                                    											mir wie folgt verfahren.Die appretirte Waare ist so fett, daß das Oel bei starkem Drücken
                                          													derselben zwischen den Fingern und Darüberfahren mit dem Nagel
                                          													austritt, und die Waare erscheint daher beim Anfühlen niemals
                                          													vollkommen trocken. Sie ist deßhalb nach den Oelbeizen etwas
                                          													gelblicher oder dunkler als die unserige (in den
                                          													Türkischrothfärbereien), nach dem Entfetten aber ist sie schöner
                                          													weiß als die unsere, ferner schwerer und fetter, kerniger und
                                          													glätter anzufühlen; die Baumwolle derselben sieht wie Seide aus, und
                                          													wenn man sie scharf ausgetrocknet mit vollen Händen drückt, so läßt
                                          													sie das an der Seide bekannte schwache Knistern hören. Man
                                          													degraisirt öfters mit frischem Wasser, welches milchig wird und
                                          													dessen man sich bedient, um andere Beizen damit zu speisen, wodurch
                                          													an Oel erspart wird.
                                    										
                                 
                              
                           
                              Viertes Capitel.Entfettung.
                              
                                 Fünfzehnte Operation am 46sten Tag.
                                 Man bringt in Saals, wie sie in der frühern Abhandlung über
                                    											Guinea-Zeuge (polytechn. Journal Bd. C S. 385) beschrieben wurden,
                                    											frisches Wasser und zwar höchstens zwei Liter per Turban, legt die Stücke so hinein, daß sie sich nicht
                                    											verwickeln, nicht untereinander kommen und bei der Behandlung nicht
                                    											zerreißen; sie werden zu diesem Behufe sorgfältig schichtenweise
                                    											übereinandergelegt und so läßt man sie 5 bis 6 Stunden im Wasser liegen; man
                                    											wendet sie in dieser Zeit nur ein einzigesmal um und nimmt sie 2 Stunden
                                    											darauf einen nach dem andern heraus, ringt sie mit der Hand stark aus, um
                                    											das Bad aufzubewahren. Jeder Saal enthält, um diese Behandlung leichter zu
                                    											machen, nur 2 Courgen oder 40 Turbane; dann bringt man sie an den Fluß, der
                                    											ganz reines Wasser führen muß, zieht sie – ungefähr mit den
                                    											Handgriffen, deren sich unsere Kattundrucker unter gleichen Umständen
                                    											bedienen – öfters und in verschiedenen Richtungen aus; windet sie
                                    											aus, legt sie auf Steine und klopft sie; bringt sie wieder in laufendes
                                    											Wasser, windet sie wiederholt aus und dieß zwei- bis dreimal, so daß
                                    											durch das dazwischen stattfindende Auslegen das Waschen einen ganzen Tag
                                    											fortdauert. Wenn endlich die Waare das Wasser beim letzten Ausschwemmen
                                    											nicht mehr beschmutzt, so windet man sie aus, spannt sie sorgfältig auf zu
                                    											diesem Behufe vorhandenen Schnüren aus, legt sie, wenn sie gut getrocknet ist, zusammen
                                    											und bewahrt sie so, eingewickelt, 15–20 Tage trocken auf. Die
                                    											Erfahrung hat gelehrt, daß dieses Liegenlassen, die Zwischenzeit von dieser
                                    											Operation bis zum darauffolgenden Ausfärben, von Nutzen sind.Ich erinnere mich hier eines Vorfalls, welcher Erwähnung verdient.
                                          													Ein angehender Fabrikant zu Ronen hatte uns eine Partie von 1500
                                          													Kilogr. Baumwolle gegeben, um sie in erster Qualität roth zu färben,
                                          													was damals (1822) mit 12 Fr. per Kilogramm bezahlt wurde; es
                                          													handelte sich demnach hier um 18000 Fr. Er empfahl die größte
                                          													Sorgfalt; es galt sich einen Namen zu machen, und er hatte übrigens
                                          													sehr schöne Baumwolle ausgewählt. Zwei Monate darauf wurde ihm eine
                                          													erste Partie von 100 Kilogr. abgeliefert, die er aber zurückschickte
                                          													mit dem Vorwurf, daß man ihn betrogen und die von ihm verlangte
                                          													Farbe nicht geliefert habe. Er war nicht zu beschwichtigen und that
                                          													es nicht anders, als daß die ganze Partie behalten und ihm der Preis
                                          													der rohen Baumwolle zum Cours des Tages vergütet wurde. Drei Monate
                                          													darauf kam er in unser Magazin in der Stadt und fand hier, was er
                                          													suchte Aber das war eben die von ihm zurückgeschlagene Waare, welche
                                          													durch das bloße Liegenlassen sich so
                                          													gehoben hatte und die er nun, die 15 bis 18 Proc. Mehrgewicht durch
                                          													das Färben etc. eingerechnet, im ganzen um 1500 Fr. theurer
                                          													zahlte.
                                    										
                                 Die von diesem Degraissiren zurückbleibenden Bäder dienen später unter dem
                                    											Namen Sickiu zu andern Apprets (Beizen).
                                 Während der letzten 3 Tage wurden die Turbane eingebunden, um sie zu stecken
                                    											(muschen) und die Chaya-Wurzeln ausgelesen. Es ist hier zu bemerken,
                                    											daß die wilde Chaya-verAuf folgende Weise probirt der indische Shetty die Chaya-ver,
                                          													ehe er ihren Preis bestimmt und sie kauft.Vorerst wird sie entzwei geschnitten, um den obern Theil der Wurzel
                                          													oder den Stengelstock zu trennen und so macht man zwei Abtheilungen
                                          													aus jeder zu prüfenden Chaya-ver-Sorte; man schneidet,
                                          													stößt, schwingt und siebt sie sehr fein, was, wenn sie recht trocken
                                          													ist, leicht bewerkstelligt werden kann; es muß dieß aber mit
                                          													Vorsicht geschehen, damit das Feinste und Beste nicht verloren geht,
                                          													indem es sich sehr leicht in die Luft zerstreuen kann, weßhalb man
                                          													sie mit etwas Wasser besprengt.Man wägt gleiche Theile von jeder Sorte ab, ermittelt den Abgang,
                                          													befeuchtet dann jeden Theil besonders mit Wasser und bildet kleine
                                          													Brode von etwas weichem Teige daraus, so daß leicht eine gewisse
                                          													Quantität Probeflüssigkeit, ungefähr ein Fingerhut voll, daraus
                                          													gezogen werden kann. Zu jedem Brödchen wird nun die gleiche Menge
                                          													gebrannten Kalks in Pulver gesetzt, welche ebenfalls mit einem
                                          													kleinen Röhrchen abgemessen wird; man rührt um, knetet jedes
                                          													Brödchen besonders an und reiht sie auf ein Glas- oder eine
                                          													weiße Fayenceplatte. Das Pulver, welches, sowie das Wasser,
                                          													grünlichgelb war, geht nach ein paar Secunden dauerndem Maceriren
                                          													ins Rothe über. Schon durch das Glas hindurch, oder besser noch auf
                                          													dem weißen Porzellan-Grund kann man die Intensität der Farbe
                                          													jedes Tropfens, den man absondert, beurtheilen; aber auch außerdem
                                          													extrahirt man die Flüssigkeit aus jedem Klumpen in eine Reihe
                                          													kleiner weißer Porzellanschälchen oder in kleine perlmutterartige
                                          													Muschelschalen und beurtheilt nun die Qualität jedes
                                          													Chaya-ver-Musters, Wurzeln und Abfälle, nach der
                                          													Intensität, dem Ton der Farbe und nach dem Korn und Glanz eines
                                          													jeden. Die beste Qualität gibt ein reines, volles und lehaftes Roth,
                                          													die mittlere ein brauneres, und die geringste liefert nur ein
                                          													schwaches. Endlich ist noch eine letzte Probe unter den bessern
                                          													Qualitäten nothwendig; man gießt einen Tropfen von einer jeden auf
                                          													ein recht weißes Musselintuch oder auf chinesisches Papier und auf
                                          													ein reagirendes Muster von geöltem Gewebe und beurtheilt die
                                          													Intensität und den Ton der entstandenen rothen Flecken. viel feinere Wurzeln hat und bei der gehörigen Reife die beste ist; sie
                                    											gibt eine reichlichere, schönere und fixere Farbe; man schneidet die Spitzen
                                    											derselben, d.h. am Fuße der Stengel ab und trocknet sie an der Sonne auf
                                    											Platformen oder Stuck-Argamassen, wie man sich ihrer auch zum
                                    											Trocknen des Reises bedient. Hierauf zerschneidet, stößt, pulvert, siebt und
                                    											schwingt man sie und theilt sie in mehrere Partien nach den Qualitäten.
                                 Beim Stoßen wird etwas Gengely-Oel zugesetzt; zum Stoßen etc. der
                                    											Chaya-ver bedient man sich derselben Geräthe wie zum Stoßen des
                                    											Nelys, des Reises.
                                 Zu gleicher Zeit trocknet man auch die kleine Menge Cassa-Blätter, die
                                    											man bisweilen zusetzt und stößt sie besonders. Diese dem Ausfärben
                                    											vorausgehende Arbeit nahm die drei letzten Tage in Anspruch.
                                 Der halbe Candy oder 240 (franz.) Pfd. Chaya-ver, zu Goudelour zu 22
                                    											Pagoden per Barr, oder 184 Fr. 80 Cent. die 240
                                    											Kil. oder 77 Cent. das Kilogramm gekaufte Wurzeln, gaben nur 123 Pfd. hiezu
                                    											tauglichen Pulvers. Die Abfälle dienen zu ordinärern Farben und dunkeln
                                    												Tönen.Wenn die Turbane schinirt werden sollen, um Flecken, Tupfen, Reife,
                                          													Vielecke, Sterne etc. weiß zu lassen, so knüpft man sie ein,
                                          													übernäht oder überstickt sie zuweilen ehe man die Beizen beginnt,
                                          													bisweilen auch wenn sie schon gegeben sind, erst vor dem
                                          													Ausfärben.
                                    										
                                 Wir erinnern wiederholt, daß die indischen Färber den Gehalt der
                                    											Chaya-ver-Wurzeln an Farbstoff durch Zusammenreiben ihres
                                    											unfühlbaren Pulvers mit gebranntem Kalk bestimmen. – Die Probe mit
                                    											Ammoniak dürfte geeigneter seyn.
                                 Nachdem die gehörige Menge Wurzeln präparirt ist, nimmt man die Turbane aus
                                    											den verschlossenen Saals und schreitet zum Ausfärben wie folgt.Wenn die Waare so gebeizt ist, ermangelt der Shetty nie, ehe er eine
                                          													große Partie einsetzt, die Wirkung der Beizen und die Qualität der
                                          													anzuwendenden Chaya-ver zu Probiren. Die Probirmuster können
                                          													aber beim Herauskommen aus der letzten Farbe niemals einen genauen
                                          													Anhaltspunkt geben, denn die Farbe hebt sich erst mit der Zeit; 14
                                          													Tage reichen aber dazu hin.
                                    										
                                 
                              
                           
                              Fünftes Capitel.Erstes Ausfärben.
                              
                                 Sechzehnte Operation, am 62sten Tage.
                                 Zum ersten Ausfärben von 40 Turbanen werden 9 Kil. Chaya-verDurch Alkalien spielt die Farbe der Chaya-ver ins Rothe, durch
                                          													die verschiedenen Säuren ins Fahlgelbe und Grünliche über.
                                          												Alkohol verändert die durch Kalkwasser entwickelte rothe Farbe der
                                          													Chaya-ver nicht merklich, theilt ihr aber einen für die gute
                                          													Chaya-ver-Sorte charakteristischen
                                          													Johannisbeeren- und Himbeerengeruch mit. Die durch ein Alkali
                                          													ins Rothe übergegangene Farbe kann zu wiederholtenmalen durch eine
                                          													Säure in Gelb verwandelt werden und umgekehrt) ich habe dieß
                                          													sechzehnmal abwechselnd gethan, und immer mit demselben Erfolg, was
                                          													mir sehr für die große Haltbarkeit dieser Farbe zu sprechen
                                          													scheint. und 3,75 Hektogr. trockener Cassa Elley (oder Kassablätter)
                                    											genommen, welche
                                    											man mit der hinlänglichen Menge Wassers infundirt. Das Ganze wird alsdann in
                                    											zwei Krüge vertheilt, deren jeder sich zur Aufnahme von 8 Turbanen oder 4
                                    											Stücken eignet und die man vorher in Sand stellte, wo sie von 8 bis 12 Uhr
                                    											der Sonne ausgesetzt bleiben; hierauf werden die Turbane hineingebracht und
                                    											der Sonne ausgesetzt bis 4 Uhr darin gelassen.Zu den Versuchen bediente man sich der Chaya-ver erster Sorte
                                          													von Calpelty, einer Insel in der Nähe von Columbo, wo sie cultivirt
                                          													wird. Bei einem andern Versuche wurde wilde sehr feine
                                          													Chaya-ver genommen, die noch höher geschätzt wird und von
                                          													Ceylon kömmt. Man nimmt sie dann heraus um sie zu wenden und läßt bis zum andern
                                    											Morgen wieder darin liegen.
                                 Das Chaya-ver-Bad soll alsdann sehr hell und nicht mehr roth
                                    											seyn; die Turbane werden herausgenommen, im Teiche ausgewaschen, schwach auf
                                    											dem Stein gepritscht und dann an der Sonne getrocknet.
                                 Diese verschiedenen Verrichtungen wiederholen sich bei allen Operationen,
                                    											daher wir sie in der Folge nicht mehr besonders anführen.
                                 Beim dritten und vierten Ausfärben läßt man nur 1/2 Stunde lang, beim fünften
                                    											etwas länger etc., bei der letzten 1 1/2 und je nach Bedarf auch 2 Stunden
                                    											lang kochen.Man darf beim Ankauf der Chaya-ver nicht vergessen, daß
                                          													namentlich die schönste Qualität oft verfälscht ist, so daß ihre
                                          													Umhüllung nicht selten die Hälfte ihres Gewichts beträgt.
                                    										
                                 
                              
                                 Siebzehnte Operation, zweites Ausfärben, am
                                    											63sten Tag.
                                 9 Kilogr. Chaya-verDa
                                          													die Cassa auf dem Wasser schwimmt, sehr gute Chaya-ver aber
                                          													zu Boden sinkt, so müssen beide, um eine gleichförmige Farbe zu
                                          													erzielen, vorher gepulvert und äußerst fein durchgesiebe werden,
                                          													worauf sie befeuchtet, geschlagen und miteinander durchgeknetet
                                          													werden und dann das Bad beim Passiren der Turbane wohl aufgerührt
                                          													wird.,
                                 337 Gramme Eassa Elley.
                                 (Ver heißt Wurzel; Elley – Blätter).
                                 Dieselbe Behandlung, dieselbe Zeit und Sorgfalt beim Auswaschen und Trocknen
                                    											nach jedem AusfärbenMan pflegt den Turbanen, nachdem sie einige Zeit in Gebrauch waren
                                          													und schmutzig sind, wenn der Grund der Farbe nicht convenirt und
                                          													ursprünglich ordinär gefärbt war, ein Seifenbad zu geben, welches
                                          													eine neue Beize bildet; man wäscht sie dann
                                          													aus und taucht sie in einen lauwarmen Chaya-ver-Aufguß
                                          													und die Farbe sättigt sich neuerdings und wird trefflich angenommen.
                                          													Um Farben von der größten Schönheit zu erzielen, tragen sie einige
                                          													Malabaren eine Zeit lang um den Leib; sie behaupten nämlich, daß der
                                          													Schweiß und die Abnützung sie noch geeigneter machen eine reiche
                                          													Farbe anzunehmen, auch auf die alte Farbe hinauf; dieß wird sogar
                                          													öfters wiederholt, um sie wieder neu herzustellen.; man besichtigt die Schwüren der Muschirbedeckungen und reparirt die
                                    											aufgelockerten.
                                 
                                 Man benutzt die Chaya-ver erster Qualität, sogenannte Calpoulty.
                                 
                              
                                 Behandlung.
                                 Nachdem man die Chaya-ver mittelst etwas Wasser, womit man sie
                                    											besprengt und das man zusetzt, um eine Masse daraus zu bilden, weil sonst
                                    											viel als Staub verloren ginge, in Pulver verwandelt hat und nach einigem
                                    											Maceriren, gießt man so viel Wasser auf als für das Stück erforderlich ist,
                                    											setzt dann das Cassa-Pulver hinzu, arbeitet alles gut durch Umrühren
                                    											durcheinander und setzt 3 Stunden lang der Sonne aus; das Wasser nimmt
                                    											sogleich eine röthlichgelbe Farbe an, welche charakteristisch und von
                                    											derjenigen des Krappbads verschieden ist; bei diesem Zustande des Bads
                                    											taucht man zuerst die privilegirten Enden der Turbane hinein, 30 bis 40
                                    											Centimeter breit, nämlich jene, an welche die Fransen und die
                                    											Goldfadenstreifen kommen, und welchen auf diese Weise immer eine stärkere
                                    											Farbe gegeben wird als dem Uebrigen; nach einiger Zeit erst die ganzen
                                    											Turbane und zieht jeden Saum sorgfältig glättend durch die Finger und zwar
                                    											öfters, worauf man sie in das Bad taucht, um sie die ganze Nacht darin zu
                                    											belassen. Am andern Tag wird die Waare in die Sonne gelegt bis 4 Uhr
                                    												Nachmittags.Die Inder bedienen sich der Chaya-ver, ohne Unterschied ob sie
                                          													frisch oder schon etwas alt und trocken ist; einige sagten mir, daß
                                          													sie sie frisch vorziehen, andere wieder trocken. Auch habe ich mich
                                          													durch viele Versuche überzeugt, daß die mehrere Jahre lang
                                          													aufbewahrte Chaya-ver noch ihre ganze färbende Kraft hat,
                                          													vorausgesetzt daß sie sorgfältig gegen alle Feuchtigkeit geschützt
                                          													war.
                                    										
                                 Ein anderer Krug oder Kessel, welcher äußerlich mit Kuhmist überzogen ist,
                                    											den man trocknen ließ, wird nun auf einen Ofen gesetzt. In denselben legt
                                    											man auf den Boden eine Schichte Chaya-ver in Maceration, wie soeben
                                    											angegeben wurde, hierauf einen gut ausgebreiteten, nicht gepreßten Turban;
                                    											darauf legt man eine zweite Schichte Chaya-ver, dann einen zweiten
                                    											Turban und so Schichte auf Schichte mit acht Turbanen; den Beschluß macht
                                    											eine Chaya-ver-Schichte und dann wird das durch obige
                                    											Maceration gefärbte Wasser darauf gegossen. Hierauf setzt man den Kessel auf
                                    											einen Ofen, erwärmt ihn gelinde, und wenn das Sieden ringsherum und von der
                                    											Mitte ausgeht (was eine Folge der Art ist, wie die Stücke angeordnet
                                    											wurden), zieht man einen Bambusstab, welchen man früher durch die Mitte steckte, wieder
                                    											heraus. (Fig. 4.) Nach einstündigem Kochen wendet man die Turbane mittelst
                                    											einer hiezu bestimmten großen Spatel, so daß was unten liegt hinauf kömmt,
                                    											läßt das Feuer noch eine halbe Stunde lang andauern, bis das Wasser durch
                                    											die in der Abhandlung über die Madrastücher angegebene Karumprobe nicht mehr
                                    											gefärbt wird und läßt die Waare die ganze Nacht hindurch im Kessel
                                    												liegen.Die Maduresischen Shettys befolgen dieses Verfahren hinsichtlich der
                                          													Regulirung der Temperatur und der Zeit und Dauer des Kochens der
                                          													Chaya-ver-Färbeflotten nicht streng; wenn z.B. die
                                          													Reservagen mit Wachs gemacht sind, darf nicht vom ersten Ausfärben
                                          													an erhitzt werden, wodurch das Wachs abgezogen würde; dann
                                          													erheischen auch die Jahreszeiten einige Modifikationen hierin.Einige Shettys setzen die Krüge beim ersten Ausfärben nicht auf
                                          													Oefen, sondern erwärmen sie bloß an der Sonne im Sand, In der Regel
                                          													werden, wenn die Beizen gut gelungen sind, die Färbebäder ohne
                                          													Erhitzung recht gut erschöpft; das Ausfärben, namentlich für die
                                          													intensivsten und gesättigtsten geschieht aber immer in der Wärme und
                                          													wird kochend beschlossen.Wie gesagt, wird für einige Töne der Chaya-ver keine Cassa
                                          													zugesetzt. Auch machen die besten Sorten der Chaya-ver die
                                          													Cassa beinahe entbehrlich. Die wilde Chaya-ver wird
                                          													gewöhnlich vorgezogen, um die schönsten, fixesten Farben zu
                                          													erhalten.
                                    										
                                 
                              
                                 Achtzehnte Operation, 64ster Tag, drittes Ausfärben.
                                 Am folgenden Tag wird, nachdem man die Turbane im Fluß ausgewaschen und dann
                                    											getrocknet hat, dieselbe Operation wiederholt.
                                 
                              
                                 Neunzehnte Operation, 65ster Tag, viertes und letztes Ausfärben von 50
                                       											Stücken.
                                 Wir wiederholen hier, daß man bei jedem Ausfärben ein bevorzugtes Ende des
                                    											Turbans eine Zeit lang allein in das Farbbad tauchen läßt, wie dieß in Fig. 3
                                    											zu sehen ist, damit es dunkler ausfalle als das übrige; dieses Ende tritt
                                    											bei der Art wie der Turban aufgesetzt wird, mit seiner goldenen Franse auch
                                    											besser hervor und bildet eine eichelförmige Troddel oder einen Busch mit
                                    											Knopf.
                                 Um 4 Uhr ringt man die Turbane aus und ordnet sie in fünf andere, nicht
                                    											verschlossen auf den Ofen gestellte Gefäße (Fig. 4); man macht
                                    											Feuer an und nimmt 1–1 1/4 Stunde lang durch, bei allmählicher
                                    											Steigerung der Hitze, läßt 1/4 bis 1/2 Stunde lang kochen und alles bis zum
                                    											andern Morgen über dem ausgegangenen Feuer stehen.Bei den ersten Ausfärbungen ist die Farbe noch fleckig, streifig und
                                          													ungleich; später wird sie immer gleicher und zuletzt ganz
                                          													gleich.
                                    										
                                 
                              
                                 Zwanzigste Operation, 66ster Tag, fünftes und letztes
                                       												Ausfärben von 15 Stücken.
                                 
                              
                                 Einundzwanzigste Operation, 68ster Tag, sechstes und letztes Ausfärben von 10 Stücken.
                                 
                              
                                 
                                 Bemerkungen.
                                 Einige Farben, namentlich für die ordinärsten Qualitäten des Gewebes, werden
                                    											schon beim vierten Ausfärben fertig. In der Regel bedarf ein Zeug, je feiner
                                    											er bei gleichem Gewichte ist, desto mehr Farbstoff, um ihn auf einen
                                    											gewissen Ton zu bringen; andere wieder werden beim fünften und sechsten
                                    											Ausfärben fertig.
                                 Die Hälfte der Partie wurde viermal ausgefärbt, ein Viertheil fünf-
                                    											und sechsmal, und das letzte Viertheil, welches aus dem schönsten und
                                    											feinsten Musselin bestand, noch wie folgt fortbehandelt.
                                 In dem Maaße als die Farben ihrer Vollendung entgegen rücken und die
                                    											gewünschte Nüance erreichen, werden die Turbane herausgenommen und
                                    											ausgeschüttelt, um das ziemlich stark und je feiner der Musselin ist, desto
                                    											stärker anhängende Chaya-ver-Pulver zu entfernen; die
                                    											schinirten Bünde werden ebenfalls, und zwar auf eine ganz besondere Weise
                                    											geschüttelt, um auf einmal alle Knöpfe loszumachen, ohne etwas zu zerreißen;
                                    											man taucht sie ein, spült, putscht, wäscht, ringt aus und läßt sie dann
                                    											trocknen; zuweilen läßt man sie feucht behufs des Avivirens, welches wir
                                    											nach den letzten Ausfärbungen der auserlesensten WaareZum Färben einer Partie von 40 Turbanen und 2 Leibbinden verbrauchte
                                          													Chaya-ver:1stes Ausfärben
                                                															von2            „3            „4            „5            „6            „40 Turbanen und 2
                                                															Schärpen      deßgleichen      deßgleichen      deßgleichen      deßgleichen      deßgleichen16     Pfd.
                                                															18 1/2 „18 1/2 „18 1/2
                                                															„18 1/2 „18 1/2 „108 1/2 Pfd.7            „8            „von nur 8
                                                															Turbanen      deßgleichen  3 1/2
                                                															„  4      
                                                															„    7
                                                															1/2  „––––––––––116      
                                                															Pfd.Zu kleinen
                                                															Versuchen verwendet    7        „Abfälle beim
                                                															Schneiden, Reinigen, Pulvern etc., die
                                                															jedoch    bei ordinären
                                                															Farben wieder gebraucht werden können117        „––––––––––Zusammen240        Pfd.oder 1/2 Candy.Der 1/2 Candy kostete 11 Pagoden = 38 1/2 Rupien = 92 Fr. 40
                                          													Cent. und der ganzen Partie von 200 Turbanen beschreiben werden.
                                 
                              
                                 Zweiundzwanzigste Operation, 70ster Tag, siebentes Ausfärben von 8 Stücken.
                                 Es wurde 25 übrigbleibenden Stücken die siebente Ausfärbung gegeben, von
                                    											welchen 8 hiemit fertig seyn, 8 andere noch eine achte, die 9 übrigen aber neun
                                    											und zehn, und nur 2 davon zwölf Ausfärbungen erhalten sollten.
                                 
                              
                                 Dreiundzwanzigste Operation, achtes und letztes
                                       												Ausfärben von 17 Stücken und letztes von 8
                                       												Stücken.
                                 
                              
                                 Vierundzwanzigste Operation, neuntes Ausfärben von 9
                                       												Stücken und letztes von 2 Stücken.Zehntes Ausfärben von 7 und letztes von 3 Stücken.Eilftes Ausfärben von 4 und letztes von 2 Stücken.Zwölftes und letztes Ausfärben von 2
                                       											Stücken.
                                 Am 72sten Tag wurde zum siebentenmal ausgefärbt und auf jede Partie von 8
                                    											Turbanen 1,75 Kilogr. Chaya-ver-Pulver und 0,375 Kilogr.
                                    											Cassa-Elley genommen und wie oben behandelt.
                                 Am 74sten Tag wurde einer andern Partie von 8 Turbanen eine achte Ausfärbung
                                    											mit 2 Kil. Chaya-ver und 100 Grammen Cassa-Elley gegeben.
                                 Diese Bäder wurden aufbewahrt, um sie später zum Anfangen oder zum Speisen
                                    											anderer Bäder benutzen zu können.
                                 Am 75sten Tag wurde einer Partie die 9te Farbe gegeben.
                                 Am 76sten Tag der übrigen Partie von 7 Stücken die 10te Farbe.
                                 Am 78sten Tag einer Partie von 4 Stücken die Ute Farbe.
                                 Am 80sten Tag der letzten Partie von 2 Stücken die 12te Farbe, in denselben
                                    											Mengenverhältnissen der Stücke, der Chaya und Cassa. Man ließ die Stücke
                                    											allmählich trocknen und die letzten 12 Tage noch übereinander geschichtet
                                    											und eingewickelt, ehe man sie den letzten Operationen, den Alterantien, unterzog.
                                 Kurz, es wurde nichts verabsäumt, um dieses Verfahren in allen seinen
                                    											Modificationen kennen zu lernen, vom ordinärsten Roth bis zum reichsten auf
                                    											den feinsten Musselinen, die den Kopf der Rajahs und Braminen
                                    												schmücken.Beim Madura-Verfahren wurden nach unserem ersten Versuch auf
                                          													10 Gewichtstheile Musselins 42 Thle. Chaya-ver geringer
                                          													Qualität und 20 Thle. guter Qualität genommen. Es hat dieses
                                          													Verfahren einige Aehnlichkeit mit dem Küpenblau; da aber die Bäder
                                          													noch ein zweitesmal anwendbar sind, so braucht man im ganzen nicht
                                          													viel mehr Chaya-ver als beim Madras-Verfahren.
                                    										
                                 
                              
                                 
                                    (Der Schluß folgt im nächsten
                                       												Heft.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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