| Titel: | Verfahren zur Malerei auf Glas mit Holzfarben. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XXXVII., S. 134 | 
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                        XXXVII.
                        Verfahren zur Malerei auf Glas mit
                           								Holzfarben.
                        Aus dem großherzogl. hessischen
                                 								Gewerbevereinsblatt, 1846 Nr. 9.
                        Verfahren zur Malerei auf Glas mit Holzfarben.
                        
                     
                        
                           Nach der hier angegebenen Methode sind die gemalten Fenster in der Kirche zu
                              									Friedberg auf eine ebenso schöne als billige Weise restaurirt worden; sie wurde
                              									deßhalb von der großh. hess. Oberbaudirection den Kreisbaumeistern mitgetheilt und
                              									deren Anwendung in vorkommenden Fällen empfohlen.
                           Die Seite des Glases, welche bemalt werden soll, wäscht man vorher mit einer
                              									gesättigten Auflösung von Potasche in Regenwasser und trocknet sie mit reiner
                              									Leinwand gut ab. Zur Bereitung des Firnisses für die anzuwendenden Farben dient
                              									folgende Vorschrift:
                           1 Pfd. Leinöl;
                           4 Loth Bleizucker oder 8 Loth Silberglätte;
                           1 Loth weißer Vitriol;
                           8 Loth pulverisirtes Umbra.
                           Nächstdem erhält der Firniß in der Regel noch einen Zusatz von Asphalt oder Gummi
                              									Glenn. Das Leinöl siedet man in einem kupfernen oder eisernen Gefäße, welches den
                              									doppelten Rauminhalt des Oelquantums hat, über einem Kohlenfeuer so lange, bis die
                              									letzten Spuren von Schaum verschwunden sind. Während des Siedens taucht man mit
                              									einem eisernen Stäbchen ein Stückchen Brod ein und läßt dieses so lange sieden, bis
                              									es braun geworden. Das Brod befördert die Verdunstung der wässerigen Theile und
                              									zieht die ranzigen Samen- und Gerbestoffe (!) im Oel an sich; es ist deßhalb
                              									gut, sobald ein Stückchen Brod braun geworden, dieses herauszunehmen und durch ein frisches zu ersehen.
                              									Hiemit wird so lange fortgefahren, bis das gebratene Brod keinen ranzigen Geruch
                              									oder Geschmack mehr hat. (Bei 5 Pfd. Leinöl fand man dieß beim sechsten bis
                              									siebenten Stück.) Wenn das Brodrösten geendet, wird das Oel nur noch wenig Schaum
                              									erzeugen, und wenn dieser verschwunden, läßt man das Feuer allmählich abgehen und
                              									das Oel sich so weit abkühlen, daß es noch etwa heiß zu nennen ist. (50 bis
                              									60° R.) In dieser Temperatur setzt man den mit etwas Leinöl feingeriebenen
                              									Bleizucker und Vitriol unter beständigem Umrühren zu und fährt mit dem Umrühren so
                              									lange fort, bis das Oel nur noch lauwarm ist. (30° R.) Nun wird das
                              									pulverisirte Umbra eingerührt und der Firniß zugedeckt der Ruhe überlassen. In ein
                              									bis zwei Tagen erfolgt ein dicker Niederschlag, von welchem man das Oel in eine
                              									Flasche abgießt und gut verschließt.
                           Das so zubereitete Oel sieht braunroth aus und ist sehr körperhaft; es trocknet
                              									schnell und kann deßhalb zu den meisten Harzverbindungen angewendet werden; es ist
                              									dasselbe Oel, welches zur Bereitung des Oelcopalfirnisses, des Malerasphalts und der
                              									Wachsfarben verwendet wird. In verstopften Gläsern der Sonne ausgesetzt, wird es
                              									wieder durchsichtiger und freier von Farbe, so wie zum Gebrauche besser.
                           In der Friedberger Kirche wurden auf weiße und farbige Gläser lineare Ornamente in
                              									blauer (auf Weiß) und brauner Farbe (auf Hellgelb) aufgemalt. Da jedoch die Farben
                              									gegen das Licht wenig transpariren und schwieriger auf das Glas aufzutragen sind
                              									(weil namentlich kein Braun gut decken wollte), so wurde zuletzt nur noch schwarze
                              									Farbe aufgetragen. Hiezu bediente man sich eines gut calcinirten Rauchschwarz
                              									(Lampenruß), in Ermangelung dessen des feinsten Steindruckerrußes oder auch eines
                              									dreimal gebrannten Beinschwarzes.
                           Rauchschwarz kann am dünnsten aufgetragen werden; es hat den meisten Farbstoff,
                              									weßhalb demselben viel Harz beigegeben werden kann; aus diesen Gründen ist es auch
                              									das haltbarste und für die Ausführung bequemste. Asphalt ist zur Beimischung das
                              									geeignetste Harz; man muß es aber, damit es trocknet, vorher auf folgende Weise
                              									zubereiten:
                           Man schmilzt das Harz in einem eisernen Tiegel, zündet es an, wenn es siedet, und
                              									läßt es so lange brennen, bis ein Tropfen, welchen man hat erkalten lassen, eine
                              									leicht zerreibliche Kohle bildet. Ist dieß der Fall, so deckt man den Tiegel zu, um
                              									den Asphalt zu löschen, bringt ihn vom Feuer und läßt ihn etwas verkühlen. Nun fügt
                              									man das fünffache Gewicht des in den Tiegel gebrachten Asphalts unter beständigem
                              										Umrühren (anfangs
                              									nur sehr wenig, nach und nach mehr) von dem nach obiger Vorschrift bereiteten Leinöl
                              									zu.
                           Das Rauchschwarz wird mit Terpenthinöl steif aber möglichst fein gerieben. Es muß wie
                              									eine weiche Butter oder wie ein sehr starker Leim, der nicht mehr fließt, seyn. Nun
                              									reibt man so viel mit Asphalt vermischtes Leinöl darunter, bis die Farbe nur noch
                              									die zum Malen nöthige Stärke hat. Die Farbe muß auf das Feinste gerieben werden; der
                              									Zusatz von Gummi Elemi erfolgt mit dem des Asphalts und Oels bis zu dem Grad, daß
                              									die Farbe nicht zu klebrig und zum Malen untauglich wird. Nach einigen Versuchen
                              									wird man bald das rechte Maaß kennen lernen; zu viel Gummi Elemi erschwert das
                              									Trocknen der Farbe, und in diesem Fall wird sie zugleich später immer wieder
                              									klebrig, wenn die Sonne heiß auf das Glas brennt.
                           Die auf solche Weise zubereitete Farbe läßt sich sehr leicht und schnell auftragen;
                              									sie deckt, wenn sie sehr fein gerieben ist, in dem dünnsten Ueberzuge vollkommen und
                              									verbindet sich mit dem nach der Vorschrift gut gereinigten Glase sehr fest. Der
                              									Ueberzug darf jedoch auch nicht allzudünn gemacht werden, weil sonst die Reactionen
                              									der Luft und das, wenn auch selten vorkommende Waschen die Farbe zu bald zersetzen
                              									oder abschleifen würden. Ein zu dicker und in zu großen Flächen angebrachter
                              									Ueberzug kann durch das Zusammenziehen der Farbe nach ihren Breite- und
                              									Längedimensionen zum Reißen und Abschälen Veranlassung geben; darum sind in
                              									Friedberg zumeist die Ornamente nur in dünnen Linien gehalten. Beim Waschen des
                              									Glases hat man besonders darauf zu sehen, daß die Potasche nicht als ein feiner
                              									Staub auf der Oberfläche zurück bleibe; es soll nur vollkommen reinigen, die feinen
                              									Poren des Glases öffnen und dem mit Vitriol und Bleizucker gemischten Oel Eingang
                              									verschaffen; die Potasche selbst würde die Farbe nur zerstören helfen.
                           An den Fenstern der Kirche zu Friedberg wurden in den einzelnen Feldern durch
                              									Ineinanderschieben und Theilen von Sechsecken und Achtecken und Verbinden beider
                              									Figuren kleinere Felder gebildet, welche wieder durch weißes Glas (franz.
                              									Doppelglas) und ganz Helles gelblichgrünes Bouteillenglas von der Dicke des erstern
                              									variirt wurden. Es ist nicht räthlich das Bouteillenglas dunkel zu nehmen; ein auf
                              									dem Zimmer eben bemerklicher Unterschied in der Farbe gibt an Ort und Stelle schon
                              									eine schöne Wirkung. Auf die Fenster wurden die linearen Ornamente durchpatronirt
                              									und, wo noch etwas fehlte, mit freier Hand nachgeholfen. Der Quadratfuß
                              									Fensterfläche kostet beim Glaser in Friedberg 24 kr., für das Bemalen der Fenster
                              									aber wurden incl. der
                              									Farbe für den Quadratfuß 1 1/2 kr. bezahlt, so daß der Quadratfuß im Ganzen 25 1/2
                              									kr. kostet. Ist es möglich das Bouteillenglas billiger als das weiße zu erhalten, so
                              									kann der Quadratfuß durch den Glaser wohl auch zu 23 kr. angefertigt werden; der
                              									Quadratfuß bemalter Fenster käme alsdann auf 24 kr., welches der Preis der
                              									gewöhnlichen verbleiten Fenster ist. In den Spitzen der Fenster zu Friedberg wurde
                              									die Eintheilung und Anwendung von Form und Farbe reicher; hier wurde noch Dunkelgelb
                              									(ebenfalls Bouteillenglas) Blau, mattgeschliffen, Weiß, Roth und Grün angewendet.
                              									Auf diese Gläser wurde gothisches Laubwerk mit schwarzer Farbe aufgetragen; hier
                              									richtet sich der Preis nach dem Reichthum der angewandten Formen; hoch kann derselbe
                              									sich nicht stellen, da die Arbeit keine große Kunstfertigkeit erfordert, wenn die
                              									Ornamente auf weißes Papier gezeichnet sind, unter das Glas gelegt und so
                              									nachgefahren werden.
                           Oft will man auch noch andere Malereien nach Art der alten gebrannten Glasfenster
                              									anbringen oder alte Glasmalereien ausbessern. Dieß ist, wie versichert wird, z.B. in
                              									der Münchener Frauenkirche durch mattgeschliffenes Glas bewerkstelligt worden. (Die
                              									Kirche in der Vorstadt Au dagegen hat ächte Glasmalereien.) Da man hiebei auch
                              									hellere Farben anwendet, welche die Bereitung und Beimischung von Asphalt
                              									ausschließen, so ist es rathsam, den helleren Farben nur Gummi Elemi beizumischen.
                              									hiebei können folgende Farben am besten angewendet werden:
                           Indischgelb, Terra di Siena, ditto gebrannte, Goldocker, rother Krapplack, brauner
                              									Krapplack, Asphalt (worunter hier der bei den Malern übliche Pariser Asphalt in
                              									Töpfchen oder Blasen zu verstehen), Ultramarin, Pariserblau, Rauchschwarz, feinster
                              									Steindrucker-Ruß.
                           Pariserblau ist nicht vollkommen haltbar, jedoch um ein schönes transparentes Grün zu
                              									erzeugen, unentbehrlich, in dieser Anwendung auch ziemlich dauernd. Indischgelb,
                              									rother Krapplack und brauner Krapplack werden nur mit dem Oel ohne Umbra und Gummi
                              									Elemi gerieben, ebenso Ultramarin. Terra die Siena und Goldocker vertragen den
                              									Zusatz von Umbra, jedoch nicht von Asphalt. Schwarz wird wieder wie oben bereitet.
                              									Die Farben müssen sehr fein gerieben werden und werden auf die mattgeschliffene
                              									Seite aufgetragen. Man kann diese Farben, um nicht jedesmal beim Gebrauch frisch
                              									reiben zu müssen, in Blasen nach Art der Malerfarben aufbewahren. Die Malerei wird
                              									mit einer sehr breiten aber dünnen Unterlage begonnen, welche man vollkommen
                              									trocknen läßt. Auf dieser Unterlage (Untermalung) kann man beim Uebermalen ziemlich
                              									tief ausarbeiten. Ist die Uebermalung ebenfalls gut getrocknet, so kann man das Bild bis zu
                              									jeder beliebigen Stärke eintiefen. Man kann auch durch Radirungen, ganz in der Art
                              									der alten Glasmalereien, oft sehr schöne Wirkungen hervorbringen.