| Titel: | Ueber Guano. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XL., S. 143 | 
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                        XL.
                        Ueber Guano.
                        Aus dem Edinburgh new philosophical Journal, April
                              									1847.
                        Ueber Guano.
                        
                     
                        
                           Dem Pisco und Chinca gegenüber befindet sich eine Gruppe kleiner Inseln, deren
                              									größte, Tagallan, sechs englische Meilen von Pisco entfernt ist. Diese Inseln wurden
                              									in den letzten Jahren wegen der großen Menge Guano, die man von ihnen ausführte,
                              									berühmt.
                           Der Guano (oder richtiger Huanu)Dieses ist der ursprüngliche Name und bedeutet im Quichua-Dialekt: thierischer Dünger; z.B. Huanacuhuanu (Excrement des Huanacu). Das Wort, wie es gegenwärtig
                                    											gebraucht wird, ist eine Abkürzung von Pischu
                                       												Huanu, Vogelmist; no statt nu setzten die Spanier, wie in allen ähnlichen
                                    											Fällen; das G ist ganz fehlerhaft, indem die Quichuasprache diesen Laut gar
                                    											nicht besitzt; das H wird stark aspirirt. wird auf diesen Inseln in Ungeheuern, 35 bis 40 Fuß dicken Lagern gefunden.
                              									Die obere Schicht derselben ist von graubrauner Farbe, welche aber tiefer hinunter
                              									dunkler wird. Die untern Schichten sind rostroth von Farbe, als wären sie durch
                              									Eisenoxyd gefärbt. Der Guano wird von der Oberfläche abwärts immer fester, weil die
                              									Schichten sich nach und nach ablagern und die flüssigen Theile verdunsten. Er findet
                              									sich auf allen Inseln und auf den meisten unbewohnten Vorgebirgen im Westen von
                              									Südamerika, namentlich in den Tropengegenden. Man hat mich oft versichert, daß
                              									mehrere Fuß hohe Guanolager, mit Erde bedeckt, im Innern des Landes in einiger
                              									Entfernung vom Meer vorkommen; doch habe ich nie solche angetroffen und möchte die
                              									Nichtigkeit dieser Behauptung bezweifeln; sollten solche Schichten im Innern
                              									wirklich existiren, so bin ich zu glauben geneigt, daß sie sich nur in hügeligen
                              									Gegenden finden, wo sie dann ein schlagender Beweis von einer bedeutenden Erhebung
                              									des Ufers sind.
                           Der Guano besteht aus dem Miste mehrerer Arten von Seevögeln, wie Möven, Tauchern,
                              									Sturmvögeln (sheerbeaks); ich kann nur folgende Species
                              									näher bezeichnen: Larus modestus,
                              									Tsch
                              									.; Rhinchops nigra
                              									Linn
                              									.; Plotus Anhinga
                              									Linn
                              									.; Pelecanus thayus,
                              									Mol
                              									.; Phalacrocora Gaimardii und albigula,
                              									Tsch
                              									.; (Pelec. Gain.
                              									Less
                              									.; Carbo albigula
                              									Brandt); vorzüglich aber Sula variegata
                              									Tsch.
                           Die ungeheuren Flüge dieser Vögel, wenn sie längs der Küste ziehen, sehen Wolken
                              									ähnlich. Betrachtet man ihre große Anzahl, ihre außerordentliche Gefräßigkeit und die Leichtigkeit
                              									womit sie sich ihre Nahrung verschaffen, so kann man sich nicht wundern über die
                              									Größe der Guanolager, die das Resultat ununterbrochener Anhäufungen seit vielen
                              									Tausend Jahren sind. Ich fütterte einen lebenden Sula
                                 										variegata einige Tage reichlich mit Fischen; das durchschnittliche Gewicht
                              									seines täglichen Mistes betrug 3 1/2 bis 5 Unzen. Ich zweifle nicht, daß wenn sich
                              									der Vogel in Freiheit befindet, sein Mist noch mehr wiegt; denn diese Vögel tauchen
                              									beständig in das Meer, um die Fische zu verschlingen, welche in sehr großer Menge um
                              									alle Inseln herum vorkommen. Wenn eine solche Insel von Millionen Seevögeln bewohnt
                              									wird, so würde sich, obwohl zwei Drittheile des Guano's während des Fliegens
                              									verloren gehen, doch noch eine sehr beträchtliche Schicht davon in einem Jahr
                              									ansammeln.
                           Die Seevögel nisten auf den unbewohnten Inseln oder auf Felsen an der Nähe der Küste;
                              									niemals aber lassen sie sich am flachen Strand oder auf eine landeinwärts davon
                              									entfernte Stelle nieder. Darauf gründe ich meine Vermuthung, daß diese Guanolager im
                              									Innern, welche durch bedeutende Erhebungen der Küste vom Ufer entfernt worden seyn
                              									konnten, nur auf Hügeln anzutreffen seyen.
                           Im ersten Jahr, wo sich eine Schichte ablagerte, ist sie weiß und der Guano wird dann
                              									weißer Guano (Guano blanco) genannt. Nach der Ansicht
                              									der peruanischen Landwirthe ist dieß die wirksamste Sorte; man findet ihn auf Punta
                              									de Hormillas, auf den Islay-Inseln, Jesus, Margarita etc.
                           Sobald die Guanohändler ein Lager auszubeuten anfangen, wird die Insel, worauf es
                              									sich befindet, von den Vögeln verlassen. Auch wurde bemerkt, daß seit der Zunahme
                              									des Handels und der Schifffahrt sie sich von den Inseln welche sich in der Nähe von
                              									Häfen befinden, zurückzogen.
                           Es wurde in der neuern Zeit über die Anwendung und den Nutzen des Guano viel
                              									geschrieben; wie man sich aber in Peru desselben als Dünger bedient, scheint noch
                              									wenig bekannt zu seyn. Die Peruaner bedienen sich desselben nur zum Anbau des
                              									Türkischkorns und der Kartoffeln. Ein paar Wochen, nachdem die Saat zu treiben
                              									angefangen, wird rings um die Wurzel eine kleine Höhlung gegraben und mit Guano
                              									aufgefüllt, der dann mit einer Erdschicht zugedeckt wird. Nach Verlauf von 12 bis 15
                              									Stunden wird das ganze Feld unter Wasser gesetzt und einige Stunden lang so
                              									gelassen. Vom weißen Guano ist ein geringeres Quantum hinreichend; das Feld muß bei
                              									diesem schneller und
                              									reichlicher gewässert werden, weil sonst die Wurzeln zu Grunde gehen würden. Die
                              									Wirkung dieses Düngers ist eine unglaublich rasche. In wenigen Tagen schon ist die
                              									Pflanze noch einmal so groß geworden; wird die Düngung noch einmal, doch in
                              									geringerer Menge wiederholt, so ist eine reiche Ernte sicher; der Ertrag ist
                              									wenigstens dreimal so groß als beim ungedüngten Boden.
                           Auf den Haciendas (Gütern) im Chanceythal wurden in den letzten 50 Jahren jährlich
                              									33,000 bis 36,000 Bushel Guano, der von den Chancha- und Pisco-Inseln
                              									kam, verbraucht.
                           Der Preis des Bushel gefärbten Guano's ist 1 1/4 Dollar und des weißen Guano's 3
                              									Dollars. In neuerer Zeit schwankte der Preis in Folge der großen Ausfuhr nach Europa
                              									sehr.
                           Die Anwendung dieses Düngers in Peru ist sehr alt, und es ist erwiesen, daß man sich
                              									desselben schon zur Zeit der Incas bediente. Der weiße Guano wurde damals
                              									hauptsächlich auf den Chincha gegenüber gelegenen Inseln gefunden; so daß über 600
                              									Jahre lang vom Lager dieser Inseln weggenommen wurde, ohne daß die Anhäufung
                              									desselben sichtbar abgenommen hätte. Die Gleichmäßigkeit des Klima an einer Küste,
                              									wo es keinen Regen gibt, muß dazu beitragen, den peruvianischen Guano zu einem viel
                              									salzhaltigeren und folglich hitzigeren Dünger zu machen, als es der afrikanische
                              									ist.