| Titel: | Verbesserte Flachsbreche, von Kurtz. | 
| Autor: | Kurtz | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. XLVI., S. 172 | 
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                        XLVI.
                        Verbesserte Flachsbreche, von Kurtz.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Kurtz's Flachsbreche.
                        
                     
                        
                           Man fängt nach und nach aller Orten an, die Wasserröste des Flachses statt der
                              									Thauröste einzuführen, um neben anderweitigen Maaßregeln auch hiedurch zur Hebung
                              									der Linnenindustrie beizutragen. Soll aber der durch Einführung der Wasserröste
                              									angestrebte Zweck, ein besseres Product zu erzielen, erreicht werden, so darf man
                              									bei dieser nicht stehen bleiben; man muß auch die bei der weiteren Behandlung des
                              									Flachses bisher bestandenen Uebelstände beseitigen; zu diesen gehören namentlich die
                              									meisten zum Brechen und Schwingen dienenden Gerätschaften. Wer unsere Brechen,
                              									unsere Schwingstöcke und Schwingmesser mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet, muß
                              									bemerken, wie viel Flachs in Folge ihrer unzweckmäßigenunzweckmäßiden Construction in das Abwerg fällt. Hier könnte man einfach dadurch helfen,
                              									daß man die in Flandern, dem Musterlande für Flachsbereitung, gebräuchlichen
                              									Werkzeuge einführte. Nichts Einfacheres kann es ja geben, als den Botthammer, den
                              									man sich leicht für einige Groschen anschaffen kann; allein wie dem aus Flandern
                              									eingeführten Pflug, so geht es bei unsern Landleuten dem Botthammer; er weicht zu
                              									sehr von dem seit unfürdenklicher Zeit gebräuchlichen Brechen der Form nach ab.
                           Wie man es nun an vielen Orten mit dem Flanderpflug machte, um ihm Freunde zu
                              									erwerben, indem man das Wichtigste davon beibehielt, und ihm nur das beifügt, was
                              									unser Bauer nicht gerne fahren ließ, nämlich Vordergestell und doppelte Sterze, so
                              									wollen wir es mit der deutschen Breche machen, wir wollen die ursprüngliche äußere
                              									Form beibehalten, und die Hauptsache, nämlich den Schlagdeckel und die Lade
                              									entfernen und an ihre Stelle den Botthammer und ein einfaches Schlagbrett
                              									setzen.
                           
                           Diesem gemäß haben wir die Breche, welche Fig. 22 in der
                              									Seitenansicht zeigt, folgendermaßen construirt. Das Brettchen a, welches zur Unterlage des zu brechenden Flachses dient, ist aus hartem
                              									Holz glatt gefertigt und hat ungefähr 11 Decimalzoll in der Länge, 8 Zoll in der
                              									Breite und 4 bis 5 Zoll in der Dicke. Es ruht einerseits auf dem in dasselbe
                              									eingelassenen Fuße g, und hängt durch eine schmälere
                              									Fortsetzung c, mit dem Stock d zusammen, wodurch es an Festigkeit gewinnt.
                           Der zweite Hauptbestandtheil ist der Schlägel b, welcher
                              									ganz dem flandrischen Botthammer nachgebildet ist. Er besteht aus einem aus hartem
                              									Holz gefertigten Brettchen, das die gleichen Dimensionen wie das Brettchen a hat; während aber letzteres ganz glatt ist, ist der
                              									Schlägel auf der untern Fläche der Länge desselben nach mit Kerben versehen, welche
                              									4 Linien tief und 5 Linien weit sind; Fig. 23 ist eine Ansicht
                              									des Schlägels und Schlagbretts von vorne; Fig. 24 zeigt die Kerben
                              									des Schlägels von vorn und Fig. 25 dieselben von
                              									unten.
                           Dieser Schlägel ist mittelst des gekrümmten Stiels e
                              									ebenfalls mit dem Stock d verbunden, wo der Stiel sich
                              									bei f in ein Gewerbe endigt, vermittelst dessen man den
                              									Schlägel auf- und abwärts bewegen kann, ohne daß er seitwärts abweichen
                              									könnte. Der Stiel muß jedenfalls so weit gekrümmt seyn, daß der Schlägel, wenn er in
                              									die Höhe gehoben wird, beim Niederfallen seiner ganzen Länge nach zumal auf das
                              									Brettchen a auffällt.
                           Wie diese Breche anzuwenden ist, darüber brauchen wir wohl nichts zu sagen. Es frägt
                              									sich nun, ob und welche Vorzüge vor dem flandrischen Botthammer diese Brechen haben
                              									sollen? Wir geben zu, daß der erstere von geschickter Hand geführt mehr leistet, daß
                              									er einfacher und ebendeßwegen wohlfeiler ist. Allein da nicht alle unsere
                              									Flachsarbeiter flandrische Geschicklichkeit und Aufmerksamkeit besitzen, da die
                              									meisten nur ungern ihre Geräthschaften mit anders geformten wenn gleich besseren und
                              									einfacheren vertauschen, so hoffen wir doch durch unsere Mittheilung uns einiges
                              									Verdienst zu erwerben. Daß die Kuthe'sche Brechmaschine
                              									viel mehr leistet und ebenso gute Arbeit liefert, wollen wir nicht bestreiten;
                              									allein daß sie ihres für den einzelnen viel zu hohen Preises wegen bei den
                              									Landleuten nicht leicht Eingang finden wird, ist immerhin gewiß.
                           
                        
                     
                  
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