| Titel: | Verfahren verschiedenartige Artikel (z.B. Buffers für Eisenbahnwagen, Wagenpolster, Flaschen, Druckformen, Verzierungen für Meubles etc.) aus Kautschuk zu verfertigen, worauf sich Thomas Hancock in Stoke Newington, Middlesex, am 18. März 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXIX., S. 272 | 
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                        LXIX.
                        Verfahren verschiedenartige Artikel (z.B. Buffers
                           								für Eisenbahnwagen, Wagenpolster, Flaschen, Druckformen, VerzierungenBerzierungen für Meubles etc.) aus Kautschuk zu verfertigen, worauf sich Thomas Hancock in Stoke Newington,
                           								Middlesex, am 18. März 1846 ein Patent
                           								ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jul. 1847,
                              									S. 28.
                        Hancock's Verfahren verschiedenartige Artikel aus Kautschuk zu
                           								verfertigen.
                        
                     
                        
                           Zu allen im folgenden beschriebenen Artikeln vulcanisire ich den Kautschuk (d.h.
                              									versetze ihn mit Schwefel und erhitze ihn dann auf 150° Reaumur) nach den in meinem früheren
                              									Patent vom 21. Nov. 1843 (polytechn. Journal Bd.
                                 										XCVII S. 146) beschriebenen Verfahren.
                           Wenn ich aus Kautschuk-Composition (d.h. mechanisch mit Schwefel verbundenem
                              									Kautschuk) Artikel verfertigen will, welche ihre Gestalt unverändert beibehalten
                              									sollen, so mache ich diese Artikel auf den geeigneten glatten oder gemusterten
                              									Formen durch Aufdrücken von einem oder mehreren Blättern der
                              									Kautschuk-Composition auf diese Formen, und vulcanisire die Composition auf
                              									der Form selbst. Um dabei ihre Adhäsion an der Form zu verhindern, benutzt man Talk
                              									(kieselsaure Bittererde, Seifenstein) welchen man als Pulver auf die Form stäubt,
                              									oder in Wasser gerührt mittelst einer Bürste auf die Form oder auf die Composition
                              									aufträgt. In einigen Fällen nehme ich die Artikel vor dem Vulcanisiren von den
                              									Formen ab; dann setze ich sie aber vor dem Wegnehmen auf kurze Zeit mittelst eines
                              									Dampfbads einer Temperatur von 84 bis 108° Reaumur aus, je nach ihrer Größe.
                              									Nach dem Erkalten nehme ich sie von den Formen und vulcanisire sie dann, damit sie
                              									ihre Gestalt nicht mehr verändern. Für einige Artikel, welche wenig Raum einnehmen,
                              									benutze ich Blätter aus bloßem Kautschuk, verfahre damit, wie es so eben erwähnt
                              									wurde, und wenn sie von der Form genommen sind, trage ich auf ihre Oberfläche eine
                              									dünne Auflösung von Kautschuk auf, welche verhältnismäßig viel Schwefel enthält;
                              									auch kann man sie mit gepulvertem Schwefel einreiben (oder in ein Bad geschmolzenen
                              									Schwefels tauchen) und dann vulcanisiren; deßgleichen kann man irgend ein
                              									Auflösungsmittel des Kautschuks mit Schwefel sättigen, mehrere Schichten davon auf diese Artikel
                              									auftragen und sie nach dem Trocknen vulcanisiren.
                           Für manche Artikel benutze ich eine schwefelhaltige Kautschukauslösung oder
                              									Kautschuk, welcher mit einem kleinen Quantum eines Lösungsmittels zur Teigconsistenz
                              									erweicht und hierauf mit Schwefel geblendet oder gemischt worden ist. Ich gieße die
                              									Auflösung oder presse den Teig in die Formen, lasse sie dann austrocknen und
                              									vulcanisire sie hierauf. Die dünneren Auflösungen eignen sich gut für hohle Formen;
                              									man gießt genug von ihnen in die Form, läßt dann die Auflösung auslaufen und stellt
                              									die Form in eine Trockenstube; nachdem die erste Schicht trocken ist, wiederholt man
                              									die Operation, bis die gewünschte Dicke erreicht ist und nachdem der Artikel
                              									vollkommen trocken ist, vulcanisirt man ihn.
                           In einigen Fällen mache ich die Figuren etc. in oder auf Theilen von Formen, kitte
                              									dann die einzelnen Theile zusammen, bringe hierauf die ganze Figur wieder auf die
                              									Form und vulcanisire sie. In einigen Fällen mache ich die erste Schicht mit der
                              									schwefelhaltigen Kautschukauflösung und verdicke dann einzelne Theile oder das Ganze
                              									mit dem erwähnten Teig.
                           Bisweilen mache ich auch die Artikel aus Blättern von Kautschuk-Composition
                              									und verbinde sie auf der Form mit einander. Wenn der Artikel in einer hohlen Form
                              									erzeugt werden soll, verschließe ich deren Oeffnung und erzeuge dann im Innern durch
                              									eingelassenen Dampf oder Luft den erforderlichen Druck, um der Composition das
                              									Muster zu ertheilen und diesen Druck unterhalte ich auch während des Vulcanisirens.
                              									Anstatt mit Dampf oder Luft fülle ich bisweilen das Innere der hohlen Figur mit
                              									Quecksilber oder auch mit einer Legirung welche bei der Temperatur des Vulcanisirens
                              									in Fluß kommt; da der Druck in diesen Fällen bloß durch das Gewicht des Metalls
                              									hervorgebracht wird, so muß das Blatt der Composition, welches den hohlen Artikel
                              									bildet, verhältnißmäßig dünn seyn. In der Regel ist es nöthig kleine Löcher in die
                              									Form zu machen, damit die Luft zwischen ihr und dem Artikel entweichen kann.
                           In solchen Fällen wo man einen großen Druck anwenden kann, braucht man bloß den
                              									Artikel, ehe man ihn in die Form legt, derselben annähernd zu gestalten, weil die
                              									Hitze und der Druck hinreichen um die feineren Theile hervorzubringen. Flaschen und
                              									ähnliche Artikel mache ich auf diese Weise. Die hohlen Formen hiezu müssen natürlich
                              									so stark seyn, daß sie dem erforderlichen inneren Druck widerstehen können. Abgüsse von platten
                              									(erhaben oder vertieft gravirten) Formen mache ich aus einem Blatt
                              									Kautschuk-Composition, welches ich mittelst Wärme und Druck in die Form
                              									hineintreibe und hierauf vulcanisire. Dieses Verfahren eignet sich insbesondere zur
                              									Herstellung von Druckmödeln; ich drücke das Material mit
                              									Schraubenklammern oder durch eine Presse in die Form. Um Druckwalzen zu verfertigen, benutze ich cylindrische Formen welche auf
                              									ihrer Außenseite erhaben oder vertieft gravirt sind, und mache aus einem Blatt
                              									Kautschuk-Composition eine Röhre von solcher Größe daß sie sich über die Form
                              									eng anpassend ziehen läßt; hierauf winde ich sehr dicht über das Ganze einen
                              									Streifen Baumwollen- oder Leinenzeug, so daß sich das Dessin auf der
                              									Composition abdrucken muß, was übrigens auch durch Pressen oder auf andere Weise
                              									geschehen kann; hierauf vulcanisire ich den Artikel und nachdem er von der Form
                              									weggezogen ist, kehre ich die Innenseite desselben mit dem Muster nach Außen.
                              									– Für einige Zwecke kann man sich brauchbare Druckformen auf die Art
                              									verschaffen, daß man über ein Blatt Kautschuk-Composition eine gravirte
                              									Walze, welche auf beiläufig 93° R. erhitzt ist, langsam bei schwacher
                              									Pression bewegt, worauf man die gemusterte Composition vulcanisirt.
                           Um zu bewirken daß irgend ein Artikel nicht mehr ausdehnbar ist, mische ich der
                              									Composition Faserstoffe bei, oder ich befestige daran mittelst der erwähnten
                              									schwefelhaltigen Kautschukauflösung vor dem Vulcanisiren Baumwollen- oder
                              									Leinenzeug.
                           Zu gewissen Zwecken ist es manchmal wünschenswerth daß die Artikel die Luft oder den
                              									Athem durchlassen können. Um dieses bei Blättern oder Artikeln aus
                              									Kautschuk-Composition, welche nicht sehr dick sind, zu bewirken, schlage ich
                              									mittelst hohler Punzen die erforderliche Oeffnung aus, was am besten vor dem
                              									Vulcanisiren geschieht; auch kann man Einschnitte oder Stiche machen, welche man
                              									während des Vulcanisirens ausgespannt erhält.– Wenn es zu einem besonderen
                              									Zweck erforderlich ist, daß die Artikel zusammengenäht werden, so mache ich die
                              									Composition an der Stelle welche genäht werden soll, dicker; oder ich lege vor dem
                              									Vulcanisiren einen Streifen Zeug darauf welcher mit Kautschukauflösung überzogen
                              									ist.
                           Für Artikel, welche wohlfeil seyn müssen (z.B. Material zum Auspolstern der
                              									Eisenbahnwagen etc.), verbinde ich den Kautschuk außer dem Schwefel noch mit Pech
                              									und vulcanisire die Komposition, nachdem sie in die Blatt- oder eine andere
                              									Form gebracht worden ist. Die Verhältnisse der Mischung, sowie die Temperatur beim
                              									Vulcanisiren, können dabei mannichfaltig abgeändert werden; folgende Vorschrift ist
                              										zu empfehlen: 8
                              									Theile Kautschuk, 2 Schwefel, 1 Pech, eine Stunde lang einer Temperatur von
                              									115° R. auszusetzen, damit keine Blasen und Poren entstehen; nötigenfalls
                              									kann man auch mit Schraubenplatten etc. während des Vulcanisirens einen Druck
                              									ausüben. Das Pech kann man auch durch Harz ersetzen; man nimmt z.B. 16 Theile
                              									Kautschuk, 2 Schwefel, 6 Harz; oder 16 Kautschuk, 4 Schwefel, 2 Harz und vulcanisirt
                              									bei derselben Temperatur.
                           Für einige Zwecke verbinde ich den schwefelhaltigen Kautschuk mit Holzspänen oder
                              									Korkpulver, oder kurzgeschnittenem Hanf, Flachs etc. und vulcanisire diese
                              									Compositionen, nachdem sie in Form von Blöcken, Blättern, Figuren etc. gebracht
                              									worden sind.
                           Wenn es darauf ankommt durch Kautschukfabricate eine bedeutende Elasticität zu
                              									erzielen, wie sie z.B. Wagenfedern oder die Buffers von Eisenbahnwagen besitzen
                              									müssen, so bringe ich das Material in eine solche Gestalt, daß ich viele
                              									Abtheilungen oder Oeffnungen erhalte, folglich eine bewegende oder bewegliche
                              									Oberfläche von großer Ausdehnung in Wirksamkeit tritt. Von den aus den einzelnen
                              									Stücken zusammengekitteten und dann vulcanisirten hohlen Cylindern oder sonstigen
                              									Formen muß man immer so viele neben- oder auf einander legen, daß man die
                              									Dimensionen erhält, welche zur verlangten Elasticität erforderlich sind. Wenn es
                              									wünschenswerth ist, daß in irgend einer Richtung die Ausdehnbarkeit aufgehoben wird,
                              									so klebt man auf einige Schichten des Baues starken Leinenzeug mittelst
                              									Kautschukauflösung.
                           Oben wurde ein Verfahren beschrieben, um Figuren in starken hohlen Formen zu
                              									verfertigen; dasselbe benutze ich auch um Luftkammern herzustellen, welche dem Druck
                              									und Stoß widerstehen können und daher als Surrogat der Wagenfedern, Buffers,
                              									Bettkissen, Polster etc. anwendbar sind. In manchen Fällen, z.B. für
                              									Eisenbahnbuffers, ist es rathsam gegen zufällige Brüche in diesen Kammern Vorsorge
                              									zu treffen, was dadurch geschehen kann, daß man mehrere in einander einschließt; zu
                              									diesem Zweck verfertigt man sie aus einzelnen Theilen, welche mit den erforderlichen
                              									Vorsprüngen versehen sind und versieht sie nötigenfalls auch mit Oeffnungen zum
                              									Einblasen von Luft.
                           Als Luftkammern kann man auch eine Reihe von Cylindern benutzen, welche man
                              									zusammenkittet und dann vulcanisirt; die Oeffnungen, durch welche sie aufgeblasen
                              									werden müssen, läßt man während des Vulcanisirens offen. Für Matrazen, Betten,
                              									Kissen, Wagenfutter, Satteltheile, Pferdekummete etc. benutze ich solche Luftkammern
                              									von cylindrischer Form und schließe dieselben in einzelne Gehäuse von Tuch, Leder
                              									oder dem vulcanisirten Material ein.
                           
                           Ich habe oben erwähnt, daß ich auch Pech und Harz mit schwefelhaltigem Kautschuk
                              									verbinde, bevor ich ihn vulcanisire; wenn man ihm dieselben auf mechanischem Wege
                              									einverleiben will, ist es vortheilhaft während der Operation Wasser in die
                              									Knetmaschine zu leiten.
                           Die verschiedenen glatten oder gemusterten Formen für die zu erzeugenden Artikel kann
                              									man aus Glas, Zinn, Letternmetall, Porzellan und stark vulcanisirtem Kautschuk
                              									verfertigen.
                           Aus den Kautschuk-Compositionen lassen sich eine Menge Luxusartikel
                              									verfertigen, z.B. Armbänder, Halsketten, Epaulettes für das Militär, Gurten, Franzen
                              									für Kutschen und Vorhänge etc., Gemälderahmen, Verzierungen für Meubles etc.
                           Als meine Erfindung nehme ich in Anspruch:
                           1) die Verfertigung von Artikeln aus Kautschuk-Composition (geschwefelten
                              									Kautschuk) auf Formen, worauf man sie während des Vulcanisirens läßt, wodurch die
                              									Gestalt solcher Artikel permanent gemacht wird;
                           2) die Verfertigung von Artikeln aus schwefelhaltigem Kautschuk in oder auf gravirten
                              									und verzierten Formen, indem man den Kautschuk in solche Formen durch Druck und
                              									Wärme hineintreibt und hierauf das Ganze mittelst eines Wasser- oder
                              									Dampfbades einer hohen Temperatur aussetzt, wodurch die Artikel hinreichend fest
                              									werden, daß man sie von den Formen nehmen kann, um sie dann noch zu vulcanisiren,
                              									wenn man dieses thun will;
                           3) die Fabrication von Artikeln durch Verbinden von schwefelhaltigem Kautschuk mit
                              									Pech, Harz, Holzspänen, Korkpulver und faserigen Substanzen, welche man dann
                              									vulcanisirt.