| Titel: | Ueber die in den englischen Kattun-Druckfabriken jetzt gebräuchlichen Rouleau-Tücher und Chassis-Tücher. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXX., S. 277 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXX.
                        Ueber die in den englischen
                           								Kattun-Druckfabriken jetzt gebräuchlichen Rouleau-Tücher und
                           								Chassis-Tücher.
                        Ueber die in den englischen Kattun-Druckfabriken jetzt
                           								gebräuchlichen Rouleau-Tücher.
                        
                     
                        
                           Das Bestreben der englischen Fabrikanten geht in der neuesten Zeit vorzüglich dahin,
                              									recht vieles und recht wohlfeil zu produciren, daher auch in den Kattundruckereien
                              									die Doppel- und dreifachen Rouleau's die Hauptrolle spielen. In der letzten
                              									Zeit hat der Walzendruck eine wesentliche Verbesserung dadurch erhalten, daß man ein
                              									eigenthümliches wasserdichtes Rouleau-Tuch als Unterlage anwendet. Dieses Tuch besteht aus
                              									vier einzelnen, mit Kautschukmasse aufeinander gekitteten wollenen Zeugen und
                              									gewährt gegen die bisher in den Kattun-Druckereien angewendeten gewalkten Tücher folgende wesentlichen Vortheile:
                           1) größere Elasticität und Gleichförmigkeit in der Dicke, daher bei Mille-points, Mille-raies und dergleichen
                              									seinen Dessins, einen viel reineren Druck;
                           2) dehnt sich ein solches Tuch nicht aus, bildet daher keine Säcke und keine
                              									Falten;
                           3) saugt es die Feuchtigkeit der Farbe nicht auf, wird daher bei dem Durchgange durch
                              									die Heizkammer gleich wieder trocken, und es können mit solchen
                              									Rouleau-Tüchern bis 12,000 Stück Calicot hintereinander gedruckt werden, ohne
                              									daß das Tuch gewaschen und von der Maschine herunter genommen werden muß. Ein
                              									weiterer Vortheil besteht noch darin, daß diese Tücher nicht zusammengenäht, sondern
                              									zusammengekittet werden, daher die Naht ganz wegfällt, welche stets eine Unebenheit
                              									bildet.
                           In England kostet ein solches Tuch 4 1/2 Shill. der Quadrat-Yard, oder nach
                              									unserm Gelde und Maaße 1 fl. 37 kr. C. M. die Wiener Quadrat-Elle.
                           Außer diesen wasserdichten Rouleau-Tüchern werden noch zwei andere Gattungen
                              									wasserdichter Stoffe beim gewöhnlichen Handdrucke mit großem Vortheile angewendet;
                              									das erste dient zur Verfertigung der Backchassis oder falschen Chassis, und besteht
                              									ebenfalls aus mehreren Lagen eines wollenen Zeuges, die mit Kautschukmasse
                              									zusammengekittet sind; auf der äußeren Seite ist dieses Tuch noch überdieß mit einer
                              									festen Firniß-Farbe überzogen, und erseht die bis jetzt zu falschen Chassis
                              									verwendete Wachsleinwand, welche gewöhnlich sehr bald zu Grunde geht, während dieses
                              									Kautschuk-Tuch außerordentlich dauerhaft und sehr elastisch ist.
                           Die zweite Gattung ist ein eigentliches Chassis-Tuch, welches ebenfalls durch
                              									Kautschuk-Masse auf der Rückseite wasserdicht gemacht ist; dasselbe läßt
                              									daher die aufgestrichene Farbe nicht durchdringen und gewährt besonders bei dem
                              									jetzt wieder in Mode gekommenen Iris-Druck den bedeutenden Vortheil, daß bei
                              									weitem nicht so viele Farbe verloren geht.
                           Das Tuch für falsche Chassis ist 37 Zoll breit und kostet 7 Shill. per Yard, oder 2 fl. 58 kr. C. M. die Wiener Elle.
                           Das Chassis-Tuch ist 26 Zoll breit und kostet 5 1/2 Shilling per Yard, oder 2 fl. 19 kr. die Wiener Elle.
                           
                           Diese wasserdichten Tücher werden bei Karl Makintosh in
                              									Manchester verfertigt.
                           Statt der Perrotinen, welche in den englischen Kattundruckereien keinen Eingang
                              									fanden, benutzt man Model-Druckmaschinen, welche im Principe einige
                              									Aehnlichkeit mit der Leitenberger'schen
                              									Hebel-Druckmaschine haben. Das Product der englischen
                              									Hebel-Druckmaschinen läßt in Bezug auf Schnelligkeit, Reinheit und
                              									Genauigkeit des Drucks viel zu wünschen übrig. (Aus einem Berichte des Hrn. Michael
                                 										Spoerlin in den Verhandlungen des
                              									niederösterreichischen Gewerb-Vereins, 12tes Heft, 1846.)