| Titel: | Ueber die Cultur der Baumwolle und die Baumwoll-Industrie in China; von August Hausmann. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXIV., S. 288 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber die Cultur der Baumwolle und die
                           								Baumwoll-Industrie in China; von August Hausmann.
                        Zubereitung, Spinnen und Weben der Baumwolle
                           								– Arbeitslohn. – Nankins. – Bleichen der Baumwollzeuge in China.
                           								– Färben derselben. – Chinesische Farbmaterialien. –
                           								Baumwollzeugdruck zu Canton, Ningpo und Changhaï. –
                           								Sou-Thaou-Indiennes. – Vergleichung der chinesischen und englischen
                           								Preise.
                        Aus dem Bulletin de la
                              									Société industrielle de Mulhouse, 1847, Nr. 96.
                        Hausmann, über die Cultur der Baumwolle und die Baumwollindustrie
                           								in China.
                        
                     
                        
                           Die in China wachsenden Arten der Baumwollstaude sind die krautartige (Gossypium herbaceum), die gelbe oder chinesische,
                              									strauchartige (G. religiosum) und die baumartige,
                              									endlich der Wollbaum (bombax pentandrum). Letzterer,
                              									auch in Java, Singapore und Manila sehr gemein, liefert ein sehr kurzfaseriges
                              									Product, welches man nur zum Wattiren von Bettdecken und Kissen, ferner von Kleidern
                              									der Armen anwendet, wodurch diese wärmer werden als die Kleider von Wollentuch.
                           Die krautartige und strauchartige Baumwollstaude werden in China sehr stark
                              									cultivirt; ihr Product ist es, welches versponnen und verwebt, die Kleidung der
                              									ungeheuren Mehrzahl der Chinesen ausmacht; nur der reiche Mandarine kleidet sich
                              									lieber in Seide.
                           Man sieht in mehreren chinesischen Provinzen Baumwollfelder von außerordentlicher
                              									Größe. Diese Pflanzen werden 1/2 bis 1 Meter hoch; zum Anbau derselben wählt man ein
                              									ziemlich gutes, doch auch etwas Sand führendes und feuchtes Erdreich. Dasselbe muß
                              									dreimal umgeackert und gut gedüngt werden, wozu man sich sehr häufig des Schlammes
                              									der Flüsse und Gräben bedient. Ist der Boden trocken, so sucht man einen Bach
                              									hinzuleiten. Die Bauern bedienen sich hiezu oft eines Paternosterrads, mittelst
                              									dessen sie aus einem mehrere Meter unter dem Niveau des zu wässernden Erdreichs
                              									liegenden Teiche oder Flusse Wasser schöpfen; jeder Eimer eines solchen Schöpfrads,
                              									welches ich in der Gegend von Changhaï sah, ergoß seinen Inhalt in eine
                              									Rinne, die vom Rande des Grabens bis zu dem zu begießenden Felde geleitet war. Wenn
                              									die Pflanzen zu treiben anfangen, muß der Raum zwischen je zwei Reihen von Zeit zu
                              									Zeit mit dem Grabscheit etwas umgearbeitet werden. Nachdem die jungen Stauden eine
                              									gewisse Größe erreicht haben, sollen, wie man sagt, die Anbauer die Enden der Zweige
                              									abzuschneiden Pflegen, um die Anzahl der Kapseln zu vermehren und ihre Reife zu
                              									beschleunigen. Die Ernte findet in den Monaten September und October statt. –
                              									Das Blatt der chinesischen Baumwollstaude gleicht einigermaßen dem der Weinrebe,
                              									doch ist es viel kleiner; ihre Blüthe hat die Gestalt eines Kelchs. Ihre Stelle
                              									nimmt später ein dreikantiger Knopf (Kapsel) mit vier Scheibewänden ein, der die
                              									Größe einer Nuß hat, bald schwarz wird, aufspringt und den darin enthaltenen Flaum
                              									(die Samenwolle) hervorsehen läßt. Die Kapseln der baumartigen Baumwollenstauben
                              									sind 15 bis 18 Centimeter lang. Die Zweige dieses Baumes stehen horizontal heraus
                              									und bilden mehrere übereinanderstehende, parallele Stockwerke.
                           Die schönste Baumwolle, welche China producirt, ist sicherlich diejenige, welche zur
                              									Verfertigung des in Europa unter dem Namen „Nankin“ bekannten
                              									Baumwollenzeugs dient. Man war lange im Zweifel, ob der Nankin aus einer Baumwolle
                              									verfertigt wird, welche von Natur seine gelbliche Farbe hat, oder ob er diese
                              									eigenthümliche Farbe einer künstlichen Färbung verdankt.
                           Van Braam, Vorstand der von den Holländern im J. 1794 nach
                              									Peking gesandten Handelsmission, hatte von europäischen Handelsleuten den Auftrag,
                              									zu verlangen, daß die für ihre verschiedenen Märkte bestimmten Nankins in Zukunft
                              									dunkler gefärbt werden als die bisherigen. Derselbe überzeugte sich aber auf seiner
                              									Reise, daß die Nüance dieses Zeugs, eine natürliche ist, welche gar nicht blässer
                              									wird.
                           Sir George Staunton, Mitglied der Gesandtschaft des Lords
                              										Macartney, fand auf seiner Reise durch die Provinz
                              									Kian-Nan, daß die hier wachsende Baumwolle von Natur „jene gelbe
                                 										Farbe habe, die sie auch nach dem Verspinnen und Verweben besitzt.“
                              									Er sagt aber auch, daß die Nankinbaumwolle, wenn man sie in eine andere Provinz
                              									versetze, entarte und weiß werde.
                           Ich sah in der Umgebung von Changhaï Baumwollstauden mit gelber Wolle neben
                              									weißen Stauden wachsen; letztere bildeten aber bei weitem die größte Anzahl. Man
                              									findet deren auch mit einer Wolle von einer die Mitte haltenden Nüance; doch scheint
                              									die gelbe Baumwolle an den Ufern des Yang-tze-Kiang, in der Gegend von
                              									Nanking und an den Ufern des großen Canals vorzuherrschen. Mehrere schreiben ihre
                              									Farbe dem Eisenoxyd zu, welches in dem Boden, worin sie wächst, enthalten ist;
                              									daraus könnte man sich erklären, warum die Pflanze, in einen andern Boden
                              									verpflanzt, entartet und weiße Baumwolle liefert. Hocos, eine der philippinischen
                              									Inseln, besitzt auch eine röthliche Baumwolle, Coyote
                              									genannt; dieselbe ist noch dunkler als die von Kiang-Nan und ihre Pflanze
                              									verändert sich ebenfalls, wenn sie in andern Boden verseht wird und liefert dann ein
                              									weißes Product; ihrem frühern Erdreich zurückgegeben, bedeckt sie sich wieder mit
                              									rother Baumwolle. Wer
                              									Gelegenheit hatte, die Farbe der Nankin- und Ikalos-Zeuge mit
                              									derjenigen ihres Urstoffs an Ort und Stelle zu vergleichen, muß sie als eine
                              									natürliche betrachten und die Präexistenz dieser Farbe in dem vom Weber
                              									verarbeiteten Faden als eine unbestreitbare Thatsache annehmen. Die Baumwolle von
                              									Haiti, Carracas, mehreren Theilen Indiens, namentlich von Purneah und Orixa, endlich
                              									die ägyptische Baumwolle (coton jumel) haben einen, dem
                              									der Nankinbaumwolle ähnlichen Ton, welcher, wenn kein Bleichen stattfände,
                              									wahrscheinlich dem Gewebe verbleiben würde.
                           
                        
                           Reinigen der Baumwolle.
                           Im nördlichen China wird die Baumwolle, nachdem sie geerntet ist, einige Zeit lang
                              									auf großen Matten der Sonne ausgesetzt und dann gereinigt. Zu letzterm Behufe treibt
                              									man die die Samenkörner noch enthaltenden Flocken zwischen zwei kleinen Walzen,
                              									einer eisernen und einer größern hölzernen, hindurch. Es leuchtet ein, daß die
                              									Samenkörner, zu groß, um zwischen den zwei Walzen hindurch zu können, auf der Seite,
                              									wo die Baumwolle eingebracht wird, herabfallen; während die Baumwolle leicht
                              									hindurchgeht und auf der andern Seite aufgesammelt werden kann.
                           Doch führt sie nach dieser ersten Operation noch Unreinigkeiten mit sich. Um sie
                              									davon zu befreien, breitet man sie auf ein langes, wohl ausgespanntes Tuch aus und
                              									unterzieht sie auf diesem einer lange dauernden Ausstäubung mittelst eines
                              									Fachbogens.
                           Diese zweite Operation wird, wie ich glaube, nur mit der zum Verspinnen und der zum
                              									Wattiren von Kleidern und Decken bestimmten Baumwolle vorgenommen; die Baumwolle
                              									aber, welche man von Changhaï nach andern Theilen China's versendet, wird
                              									höchst wahrscheinlich nur der ersten Reinigung zwischen den Walzen, um sie von den
                              									Körnern zu befreien, unterworfen. Verpacken sah ich sie in dieser Stadt auf
                              									zweierlei Art; die erste bestund darin, sie in großen Säcken von rohem, sehr grobem
                              									und dickem Baumwollzeug fest einzustampfen; hierauf wurden sie zusammengenäht,
                              									starke Stricke um die Mitte herum gezogen und mehrere Zeichen, die ihre Qualität
                              									anzeigen, darauf gemacht. Sie waren 1,65 Meter hoch, enthielten 140 Catti's oder 84
                              									Kil. 65 Decagr. Baumwolle, welche 17 Piaster oder 92 Fr. 30 Cent., das Kilogramm
                              									also 1 Fr. 09 Cent, kostete. Die zweite Art der Verpackung bestund darin, die
                              									Baumwolle in ziemlich schlecht zusammengefügte doppelte Matten einzuschließen; doch
                              									war dieß, wie es mir scheint, vom Lande bezogene, rohe Baumwolle.
                           
                           Der Preis der rohen Baumwolle wechselt zu Changhaï zwischen 11 bis 20 Piaster
                              									das Picol, oder 1 Fr. bis 1 Fr. 80 Cent, das Kilogr. je nach den Ernten und
                              									Handelsconjuncturen. Die chinesische Baumwolle steht in der Regel höher im Preise
                              									als die indische; allein auch die chinesischen Baumwollen sind je nach ihrer
                              									Herkunft von verschiedener Güte und die von Changhaï scheint die beste zu
                              									seyn.
                           Die Baumwollproduction China's wird zu jährlich 500,000 Ballen angeschlagen und
                              									beträgt demnach ungefähr 2/5 mehr als die Einfuhr. Man merkt nicht, daß die immer
                              									zunehmende Einfuhr englischer und amerikanischer Gespinnste und Gewebe (Calicos) die
                              									inländische Cultur vermindere.
                           
                        
                           Spinnen der Baumwolle.
                           Die Baumwolle wird in China immer auf dem Rädchen gesponnen. Zu Chusan nimmt die das
                              									Spinnrad in Bewegung setzende Frau von Zeit zu Zeit frische Baumwollstocken (mèches), zieht sie aus, verlängert sie und bildet
                              									einen Faden, welchen sie mit dem schon um das Rad sich drehenden und die Spule
                              									bildenden vereinigt. Zu Changhaï sind die Spinnräder mit drei
                              									übereinanderstehenden Spulen versehen, um welche sich drei Fäden zu gleicher Zeit
                              									aufwickeln.
                           Die gesponnene Baumwolle erhält in China, ehe sie verwebt wird, eine Art Schlichte.
                              									Das Garn wird auf zwei Walzen gewickelt, die sich etwa 10 Meter weit auseinander
                              									befinden. Es wird in mehrere Lagen geordnet, welche durch einige Latten auseinander
                              									gehalten werden; jeder Faden läuft zwischen zwei Zähnen eines Kamms hindurch, der
                              									von Zeit zu Zeit der Länge nach in Bewegung gesetzt wird. Alle Knötchen werden
                              									sorgfältig entfernt, alle Ungleichheiten beseitigt und die wohl ausgezogenen Fäden
                              									mit einer klebrigen Flüssigkeit überzogen, welche aus angerührtem Reis bereitet
                              									wird; während dieser Operation, die an freier Luft vorgenommen wird, werden sie
                              									mittelst der beiden Enden wohl ausgespannt. Wenn das Garn ganz geordnet ist, läßt
                              									man die für den Weber bestimmte Walze einige Umgänge machen und beginnt dann von
                              									neuem.
                           
                        
                           Weben der Baumwolle. – Nankin-Zeuge.
                           Die Webestühle zu Changhaï sind außerordentlich lang. Von der Bank, worauf
                              									sich der Arbeiter seht, bis zu der Walze, um welche die Kette gewickelt ist, messen
                              									sie 2 bis 2 1/2 Meter. Ihre Breite beträgt 1 Meter bis 1 Meter 10 Centimeter. Die
                              									Kämme, Schiffchen und verschiedene andere Theile der Maschinerie sind von den
                              									Handwebestühlen unserer
                              									Landweber wenig verschieden. Man schätzt die im District von Changhaï sich
                              									mit der Baumwollweberei beschäftigenden Personen auf mehr als 200,000. Vorzüglich
                              									werden Frauen zu diesem Industriezweig verwendet. In den meisten Hütten befinden
                              									sich ein oder zwei Webestühle, auf welchen fleißige Arbeiterinnen das Product der um
                              									ihre Wohnungen gelegenen Baumwollpflanzungen in den freien Stunden verweben. Das
                              									Baumwolltuch, welches sie erzeugen, ist in der Regel sehr stark und ordinär.
                              									– Zu Canton trifft man keinen Baumwollweber; sie wohnen hier ebenfalls auf
                              									dem Lande.
                           Es ist nicht zu erwarten, daß die chinesische Baumwoll-Industrie durch die
                              									englische Concurrenz so bald zu Grunde gehe, wie Manche glauben, da der größte Theil
                              									der damit beschäftigten Personen sie nur als Nebenbeschäftigung betreibt, ferner die
                              									Chinesen den Engländern eben so wenig als die den ihrigen nachgeahmten Zitze, die
                              									schmalen, groben und ordinären Calicos abkaufen, welche nicht besser sind, als sie
                              									selbst sie zu verfertigen vermögen; sie verlangen von ihnen breitere und feinere.
                              									Eher möchte man die chinesische Baumwoll-Industrie für im Fortschritt
                              									begriffen halten, nach dem zunehmenden Verbrauch fremder roher Baumwolle. Diese
                              									Einfuhr, vor einem Jahrhundert beinahe null, beträgt jetzt 350,000 Ballen, im
                              									Gewicht von ungefähr 7,600,000 Kil. – Die inländische Production wird auf
                              									500,000 Ballen geschätzt, welche, den Ballen nur zu 100 Kil. angenommen, 50,000,000
                              									Kil. betragen würde, die zusammen mit den eingeführten, 97,600,000 Kil. für das Jahr
                              									ausmachen. – Die Consumtion Großbritanniens betrug im Jahr 1833 137,739,000
                              									Kil., war also nur etwa um 1/4 größer als die chinesische. Die Anzahl der in England
                              									mit der Baumwollindustrie beschäftigten Arbeiter war damals 724,000; dem Verhältniß
                              									nach hätte sie in China 643,000 seyn müssen; da aber in letzterm Lande alle
                              									technischen Verrichtungen noch von Hand geschehen, welche in England mit Maschinen
                              									bewerkstelligt werden, so ist anzunehmen, daß die Baumwollfabrication dort
                              									wenigstens achtmal so viel, wenigstens also 5 Millionen Hände beschäftigt.
                           Die Provinzen Ngan-Ouai und Kiang-Sou sind gegenwärtig die großen
                              									Mittelpunkte der Baumwoll-Industrie. Früher soll Nankin der Sitz der
                              									Baumwoll-Fabrication gewesen seyn, die sich aber jetzt in die ganze Provinz
                              									und darüber hinaus verbreitet hat. Auch Fo-Kien, Yu-Nan und
                              									Kouang-Toung beschäftigen sich mit diesem Industriezweig; die Canton'schen
                              									Gewebe aber sind von viel geringerer Qualität; sie werden aus weißer Baumwolle
                              									verfertigt, sind 34 Meter 73 Centim. lang und 33 Centim. breit und die vier Qualitäten dieser Gewebe
                              									wechseln im Preise von 16 Fr. 30 Cent, bis zu 8 Fr. 15 Cent.
                           Die s. g. Nankins kommen vom Norden in 64 Meter langen Stücken; dieselben werden aber
                              									zum Verkaufe im Detail und zur Ausfuhr in 10 gleiche Stücke zertheilt. Ein solches 6
                              									Meter 40 Centim. langes und 35 Centim. breites Stück kostet in den fünf Sorten,
                              									welche es davon gibt, 72 Censes bis herab auf 50 Censes, oder 3 Fr. 90 Cent. bis 2
                              									Fr. 70 Cent.
                           Es kommt noch eine andere Sorte Nankin auf den Markt, deren Stücke länger und breiter
                              									sind; es ist dieß aber keine courante Waare.
                           In Canton trägt man Kleider von einem aus Seide und Baumwolle bestehenden Zeug,
                              									Luk-tchao genannt, welcher dem Kreppflor ähnlich sieht und zu Sinhoé
                              									verfertigt wird. Er ist 40 Centimet. breit und der Meter kostet 75 Cent.
                           Die sogenannten Nankins der Compagnie müssen roh 6 Meter 70 Centimet. lang und 52
                              									Centimet. breit seyn. Sie werden zu Canton zu 100 Stücken in Kisten verpackt, wovon
                              									15 eine engl. Tonne ausmachen.
                           Im J. 1830–31 betrug die Quantität der von Canton unter englischer Flagge
                              									ausgeführten Nankins 922,700 Stücke, im Jahr 1831–32 315,570 Stücke.
                           Im selben Jahr betrug die Ausfuhr nach Amerika 122,285 Stücke.
                           Seit dieser Zeit verminderte sich die Ausfuhr dieses Artikels ungemein wegen der
                              									Zunahme der Einfuhr englischer und amerikanischer Calico's.
                           In Changhaï werden ebenfalls, viererlei Sorten ungebleichter Nankins
                              									verfertigt, welche 7 Meter 30 Centimet. lang und 36 Centimet. breit sind; auch noch
                              									andere viel ordinärere zum Gebrauch für die niedern Classen. Die
                              									Changhaï-Nankins sind im Verhältniß ihrer Dimensionen per Stück ungefähr um 1 Fr. 30 Cent. wohlfeiler als die
                              									von Canton.
                           Um die Preisdifferenz zwischen chinesischen und englischen Calicos von gleicher
                              									Qualität zu berechnen, braucht man nur folgende Proportion anzusetzen.
                           34 Meter 50 Centim. Länge × 1 Meter 2 Centim. Breite (die Dimensionen eines
                              									englischen Stücks Longcloth oder Druckkattun) verhalten sich zu 7 Meter 30 Centim.
                              									Länge × 36 Centim. Breite (Dimension eines chinesischen Stücks) = 15 1/2 Fr.
                              									(einer der höchsten engl. Preise vom J. 1845) : x.
                           Die Preise der chinesischen Nankins hingegen entsprechen dieser Berechnung nicht, sondern
                              									stellen sich höher. Die Chinesen bedienen sich dieser Zeuge zu Pantalons und
                              									Kleidern verschiedener Art, zu Strümpfen etc.
                           
                        
                           Bleichen der Baumwollgewebe in China.
                           Techniker von Canton sagten mir, daß sie die ungebleichten Baumwollzeuge, welche sie
                              									aus England und Amerika erhalten, auf die Art bleichen, daß sie dieselben 2–3
                              									Tage in einem Bade aus 100 Theilen Wasser, 33 Theilen Kalk und 3 Theilen Alaun
                              									maceriren lassen. Letzterer Körper, in China sehr verbreitet, scheint daselbst auch
                              									zum Entschälen und Färben der Seide gebraucht zu werden. Vielleicht haben die
                              									Chinesen die Beobachtung gemacht, daß die mit Alaun gebleichten Zeuge, wenn man sie
                              									nachher gewissen Färbeprocessen unterwirft, in Folge darauf zurückgebliebener
                              									Thonerdebasis, bessere Resultate lieferten als die auf jede andere Weise
                              									behandelten. Uebrigens scheinen sie von der Wirkung der Mordants (Beizen) gar nichts
                              									zu wissen, und wenn sie unter gewissen Umständen von denselben Gebrauch machen, so
                              									ist es reiner Zufall, der sie darauf führte.
                           In Changhaï, wo ich eine Calico-Bleicherei sah, die viel besser
                              									eingerichtet war als jene zu Canton, werden die Stücke zuerst in zwei großen
                              									hölzernen Kufen von 1,70 Meter Höhe und 1,30 Meter Durchmesser gelaugt. Diese Kufen
                              									sind auf dem Boden durchlöchert, der in einer mit Wasser gefüllten metallenen Pfanne
                              									(Kessel) steht, die auf einen Ofen gesetzt ist. – Die beiden Kufen werden
                              									gleich hoch angefüllt. Wenn das in der metallenen Pfanne enthaltene Wasser zum
                              									Sieden kömmt, theilt sich die Hitze, auch dem Wasser in der Kufe mit, in welche 12
                              									Stücke Nankin von 7,30 Meter Länge gebracht werden; letztere läßt man 1/2 Tag lang
                              									darin und heizt die Oefen mit Steinkohle.
                           Nach dieser ersten Reinigung wird die Waare mit Kalk behandelt. Zu diesem Behufe hat
                              									man zwei Batterien, jede von 10 kleinen Kesseln von 80 Centimeter Tiefe und 84
                              									Centimet. Durchmesser. Nachdem sie mit Wasser gefüllt sind, werden jedem Kessel 3
                              									Schöpfkellen (jede von 2 Liter) einer Sin-Koun
                              									genannten Substanz, die nichts anders ist als Kalk, zugesetzt. In jeden Kessel
                              									werden auf einmal 15 bis 19 Stücke gebracht und 2 Tage lang darin gelassen.
                           Die dritte Operation ist das Auslegen auf die Wiese, welches 10 Tage dauert.
                           Das Bleichen kömmt per Meter auf 10 Centimes zu
                              									stehen.
                           Die weißen Baumwollgewebe der Chinesen lassen in der Regel viel zu wünschen übrig, und die
                              									Einwohner der dem fremden Handel offenen Häfen scheinen die weißen Kleidungsstücke
                              									englischen Ursprungs den inländischen bei weitem vorzuziehen.
                           
                        
                           Färben der Baumwollgewebe.
                           
                              Chinesische Farbstoffe.
                              Die Chinesen benutzen eine sehr große Anzahl von Substanzen beim Färben; wenn sie
                                 										aber auch aus keinem Reiche der Natur einen Körper zu diesem Zweck unversucht
                                 										ließen, so blieben sie doch seit undenklichen Zeiten bei ihren alten
                                 										Vorschriften stehen und eröffneten sich niemals eine neue, rationellere Bahn mit
                                 										Hülfe der Wissenschaft. Dessenungeachtet dürfte es einiges Interesse gewähren,
                                 										einige Mittheilungen über ihre Verfahrungsweisen zu erhalten, zu deren Kenntniß
                                 										bei ihrer Geheimthuerei und ihrem Mißtrauen gegen fremde Benützung derselben,
                                 										man nicht ohne große Schwierigkeiten gelangen kann.
                              Die gewöhnlichste Farbe der chinesischen Kleidung ist das Blau. Von einem Ende
                                 										des Reichs bis zum andern tragen die niedern Classen Beinkleider, Unter-
                                 										und Oberkleider von dieser Farbe. Die Consumtion dunkelblauer Calicos soll noch
                                 										einmal so groß seyn als die der naturfarbigen und weißen; die der braunen und
                                 										schwarzen ist sehr gering. Doch werden in Fo-Kien und Cochinchina Turbane
                                 										von schwarzem Calico getragen.
                              Blau wird in China mittelst Indigos, Berlinerblaus und des Blattes einer Pflanze,
                                 											Lam genannt, gefärbt.
                              Den Indigo nennen die Chinesen Young-tin. Sie
                                 										besitzen denselben nur in klebrigem Zustand; zu Canton trifft man ihn in Körben
                                 										und nach allen Richtungen in Baumblättern und grobem Papier eingewickelt, so daß
                                 										die feuchte Farbe beim geringsten Stoß dem Ausfließen ausgesetzt ist. Jeder
                                 										solche Korb enthält 70 Catties oder 42,30 Kilogr. und kostet 7 Piaster oder 38
                                 										Fr.; zu Ningpo enthält der Korb 1 Picul oder 60,45 Kil., kostet aber auch nicht
                                 										mehr.
                              Der Indigo wird von ihnen Titsing genannt und in
                                 										mehreren Provinzen des Reiches gebaut.
                              Es gelang in China noch nicht, den Indigo in festem Zustande darzustellen. Die
                                 										Chinesen behaupten, daß, wenn er der Sonne ausgesetzt wird, er immer verderbe
                                 										und nicht mehr zu brauchen sey. Wahrscheinlich hatte ein zu schnelles Trocknen
                                 										für sie diesen schlechten Erfolg. Würden sie vorher die teigige Masse gelinde
                                 										auspressen, um möglichst viel Wasser davon abzusondern und ihn dann einer
                                 										langsamen und allmählichen Verdunstung aussetzen, so würden sie wahrscheinlich
                                 										einen eben so schönen, festen Indigo erhalten, wie der indische. Indessen
                                 										erklärt die kleine Entfernung der Consumtions- von den Productionsorten,
                                 										warum die Chinesen ihren Indigo nicht auf ein kleineres Volum zu reduciren
                                 										trachteten. Zu einem Ausfuhrartikel ist der Indigo in China noch nicht geworden.
                                 										Im Gegentheil haben die Chinesen zu ihrem eigenen Bedarf noch fremden nöthig.
                                 										Gegenwärtig ziehen sie den breiigen Indigo ihres Landes dem festen ausländischen
                                 										noch vor.
                              Die in den südlichen Provinzen China's sehr gemeine Indigopflanze, Lam oder Lan genannt, soll
                                 										ein Polygonum seyn. Die Färber haben Vorräthe von
                                 										Blättern dieser Staube in ihren Kellern unter den Wertstätten in Maceration
                                 										liegen. Wenn ihre Küpe der Erneuerung bedarf, heben sie eine Fallthüre auf und
                                 										schöpfen die erforderliche Menge Farbbrühe herauf. Diese Blätter kosten zu
                                 										Canton gewöhnlich 20 Cach per Catty (600 Gramme) im
                                 										Sommer und nur 8 Cach im Winter.
                              Die nördlichen Provinzen China's, namentlich Pe-Tchi-li, scheinen
                                 										eine andere Indigopflanze zu produciren, Siao-lam genannt. Die Farbe daraus wird bereitet durch Zusehen
                                 										von pulverförmigem Kalk zu einem gegohrnen Aufguß dieser Pflanze unter starkem
                                 										Umrühren der Flüssigkeit, bis sie vom Grün in Blau übergeht und nachheriges
                                 										Uebergießen in eine Kufe, auf deren Boden sich der Niederschlag bildet, dessen
                                 										man sich zum Färben bedient.
                              Das Berlinerblau wird zu Canton fabricirt und wie der Indigo Young-tin genannt, was um so mehr zu
                                 										Verwechselungen Anlaß geben kann, als es oft eben so dunkel wie der Indigo
                                 										dargestellt wird. Doch ist der Canton-Indigo immer teigartig, während das
                                 										Berlinerblau in schönen, ganz trockenen Stücken verkauft wird. Es gibt davon
                                 										mehrere Sorten. Die Bereitung desselben soll ein Chinese, der die chemischen
                                 										Fabriken in England besucht hatte, nach China verpflanzt haben. Man bedient sich
                                 										des Berlinerblaus zum Färben der Baumwolle, niemals aber der Seide.
                              Mit Indigo wird zu Canton in großen Küpen ohne Anwendung von Wärme gefärbt. Man
                                 										läßt das Stück zuerst 1/2 Stunde bis 1 Stunde im Bade und nimmt es dann heraus,
                                 										um es der Sonne auszusehen, indem man es über eine auf dem Dache der Werkstätte
                                 										befestigte Stange hängt. Nach einiger Zeit tunkt man es abermals in die Küpe, um
                                 										es dann wiederholt der Sonne auszusehen, was die vollkommene Oxydation des
                                 										Indigos bewirkt. Diese Behandlung wird 5 bis 20mal wiederholt, je nach der
                                 										Farbe, die dem Gewebe ertheilt werden soll. Einige Färber pflegen ihr Blau nach dem Färben
                                 										im Pak-tsou zu Passiren, was mir Essig zu seyn
                                 										scheint.
                              Um weißer Seide einen schwach bläulichen Ton zu geben, passirt man sie durch
                                 										Alaun und dann durch ein schwaches Lam-Bad. Für Hellblau passirt man
                                 										vorher in Alaun, dann zweimal in Indigo; für noch dunkleres Blau, dreimal in
                                 										Indigo.
                              Zu Tinghaï sah ich im Viereck aufgestellte Indigküpen und zu Ningpo solche
                                 										in zwei Reihen; zu Canton nur in einer Reihe. Die Werkstätten sind gewöhnlich
                                 										schmutzig und dunkel und werden nur von oben beleuchtet.
                              Des Berlinerblaus bedient man sich zum Färben ordinärer Baumwollzeuge; des
                                 										Indigos und Lam's für gute Longcloth's.
                              Wenn die Waare gefärbt und vollkommen trocken ist, schreitet man zum Calandern,
                                 										zu welchem Behufe man sie zwischen einem beweglichen unten glatten Stein und
                                 										einer hölzernen Walze mangt.
                              Die Arbeiter in den Färbereien begeben sich um 4 Uhr Morgens in die Werkstätte
                                 										und mit dem Eintritt der Nacht aus derselben; man hat einen oder zwei
                                 										Vorarbeiter; die Anzahl der Arbeiter übersteigt selten 8–10 in einer
                                 										Werkstätte.
                              Ein großer industrieller Betrieb existirt in China nicht, daher die Preise der
                                 										Waaren sich sehr hoch erhalten.
                              
                           
                              Roth.
                              Die Chinesen färben mit einer Blume roth, die sie Fa-ko oder Hong-fa nennen,
                                 										und welche eine Art Saflor (safranum) zu seyn
                                 										scheint. Sie wird in viereckigen, getrockneten Kuchen von ungefähr 5 Centimeter
                                 										Seitenlänge verkauft, deren Preis zu Canton sehr veränderlich ist. Diese Blüthen
                                 										kommen hauptsächlich von Se-Tchuen, Honam und Chensi. Die Chinesen
                                 										stellen mittelst des Fa-ko die Nüancen des zartesten Rosa und eines
                                 										ziemlich dunkeln Roth dar. Sie bedienen sich derselben zum Färben der Baumwolle
                                 										sowohl als der Seide und, wie es scheint, ohne Vermittelung einer andern
                                 										Substanz und ohne das Gewebe vorher durch irgend eine Beize zu passiren. Die so
                                 										erhaltenen Farben sind aber auch sehr unbeständig, obgleich sehr glänzend. Das
                                 										Färben geschieht ohne Beihülfe der Wärme. Das Stück wird bei schönem Wetter
                                 										einen Tag lang, bei schlechtem Wetter zwei Tage lang im Kessel gelassen. Die
                                 										Nüancen, welche mittelst des Fa-ko's erhalten werden, nähern sich sehr
                                 										jenen unserer gekrappten Artikel; vielleicht könnte ihnen mittelst Beizen die
                                 										Haltbarkeit ertheilt werden. Dieser Versuch wäre für unsere Fabrikanten von
                                 										großem Interesse. Jedenfalls müßte dieses Farbmaterial wegen seines hohen Preises bedeutende
                                 										Vorzüge besitzen, um bei der Ausfuhr mit unserer so wohlfeilen Färberröthe
                                 										concurriren zu können.
                              Der Seide wird ein sehr zartes, etwas bläuliches Rosa ertheilt, indem man den
                                 										Faden zuerst durch Alaun, dann durch Lam und endlich
                                 										durch Fa-ko passirt.
                              Zum Carmesinroth-Färben bedient man sich in Canton der Cochenille, welche
                                 										von Amerika und Java bezogen wird.
                              
                           
                              Gelb.
                              Die zum Gelbfärben in China dienenden Substanzen sind das Ouai-fa, das Houang-tchi, das
                                 											Houang-tin und die Curcuma.
                              Letztere, in Europa als chemisches Reagens wohl bekannt, ertheilt den Zeugen eine
                                 										sehr wenig haltbare Farbe.
                              Um der Seide eine schön gelbe Nuance zu geben, bedient man sich des Ouai-fa und des Houang-tchi. Erstere Substanz ist ein dem Anis ähnlicher,
                                 										jedoch kleinerer Same von gelblichweißer Farbe; er wird aus Kouang-Si
                                 										bezogen. – Der Houang-tchi ist die längliche Frucht des Strauches
                                 										Houang-tchi-tchu, welcher in der Nähe von Canton wächst.
                              Die Seide wird zuerst durch Alaun passirt und dann in dem siedenden Absud von
                                 										Ouaï-fa einige Augenblicke ausgefärbt; zuletzt passirt man sie
                                 										durch ein Houang-tchi-Bad. Die Dauer des Ausfärbens richtet sich
                                 										nach der mehr oder weniger dunkeln Nuance, die man erzielen will. Um Hellgelb,
                                 										chinesische Hautfarbe zu erhalten, taucht man den Stoff zuerst in Alaun, färbt
                                 										dann in Houang-tchi
                                 										und zuletzt in Houang-tin. Letzteres ist das
                                 										Holz des Baumes Houang-tin-tchu, klein zertheilt. Dieser Baum
                                 										findet sich in der Provinz Canton. Diese Substanz sowohl, als die Ouaï-fa, wird eben so zum Färben der
                                 										Baumwolle als der Seide angewandt und dient oft dazu, den Zeugen, die schon ein
                                 										anderes Decoct passirt haben, mehr Glanz zu geben.
                              
                           
                              Grün.
                              Um Grün zu erhalten, färben die Chinesen zuerst mittelst des Ouaifa gelb und dann
                                 										blau mittelst Indigo's oder Berlinerblaus. – Um feinen Geweben eine kaum
                                 										wahrnehmbare grüne Nüance zu ertheilen, bedienen sie sich des Tchia-louk (des Malachits; malaquite), welcher zu Fa-Tchnu bei Canton
                                 										präparirt wird.
                              
                           
                              
                              Braun.
                              Die braunen oder ins Braune ziehenden Nüancen erhalten die Chinesen mittelst des
                                 											Somou (Sapanholz), des Mok-ko, des Catechu, des Gambienser Gummi (Kino; gambier), des Tchuléang, des Tcheking und des
                                 										Tching-fan.
                              Sapanholz. China bezieht viel solches Holz aus dem
                                 										Ausland; doch scheint die Provinz Yu-Nan ebenfalls solches zu liefern. Es
                                 										wird in kleine Stücke zertheilt und man färbt damit in kochendem Wasser aus, dem
                                 										etwas Eisenvitriol zugesetzt wird. Der Zeug bleibt 1 Stunde lang in dem Absud.
                                 										Man nimmt 3 Tael oder 110 Gramme Sapanholzes auf 1 Catty oder 600 Gramme
                                 										Baumwollzeug.
                              Mok-ko. Auch mittelst dieses Holzes, vom Baume
                                 										Tcha-mou, werden ins Braune, Chocolat- und Puce übergehende
                                 										Nüancen erhalten; man bedient sich desselben als feines Pulver. Se-tchuen
                                 										producirt es.
                              Itcha oder Catechu. Diese Substanz kömmt auf den
                                 										chinesischen Märkten in ziemlich großen, dunkelbraunen Stücken vor. Sie wird aus
                                 										Kouang-Si bezogen. Man bedient sich in China des Catechu's nur zum Färben
                                 										der Baumwolle und niemals der Seide. Um braun zu färben, infundirt man ein
                                 										kleines Quantum davon und nimmt den Zeug 1/4 Stunde lang in der kochenden
                                 										Färbebrühe durch.
                              Gambienser-Gummi oder Pin-lang-ko. Man erhält es durch mehrstündiges Kochen
                                 										der Blätter von Uncaria Gambier und Sammeln des
                                 										Rückstands, welcher ausgetrocknet wird. Es liefert gelblichbraune Nüancen, und
                                 										wurde schon oft mit dem Catechu verwechselt. Man verkauft es in kleinen
                                 										viereckigen Tafeln.
                              Tchu-léang. Diese Substanz, ein Product
                                 										von Kouang-Toung und des nördlichen China's, hat die Gestalt einer
                                 										Kartoffel. Es wird in China zum Braunfärben ordinärer Baumwollzeuge sehr häufig
                                 										gebraucht. Im Norden, zu Chusan, Ningpo, sind die Segel der Schiffe alle von
                                 										brauner, mit Tchu-léang gefärbter Baumwolle. Auch die Coulis
                                 										tragen oft Unterkleider von Kattun, welcher ebenfalls mit dieser Substanz
                                 										gefärbt ist.
                              Tche-king. Dieses soll eine Steinart seyn,
                                 										welche durch Erhitzen in eine braune Masse verwandelt wird, und bei
                                 										Sou-Tchaou und Canton zu finden ist.
                              Tching-san. Dieses ist ein Gummiharz vom Baume
                                 										Tching-fantchu. Man erhält es durch Abschaben der Rinde dieses Baums,
                                 										welcher es anhängt; es ist zerfließlich und läßt sich nur in luftdicht verschlossenen
                                 										Gefäßen aufbewahren. Es wird von Kouang-Si bezogen. Um eine schöne braune
                                 										Nüance zu erhalten, färbt man zuerst den Zeug mit Tche-king, wobei man das Bad bis zum Sieden treibt; dann erst
                                 										wird in Tching-fan ausgefärbt.
                              Die Chinesen erzeugen sehr dunkle Nüancen, indem sie die Zeuge zuerst durch Tching-fan, und dann durch einen blauen
                                 										Lam-Aufguß und zuletzt durch Essig Passiren. Die Farbe des Zeugs geht
                                 										sehr schnell vom Braun in eine beinahe schwarze Nüance über.
                              Carmesinbraun. Um diese Nüance zu erhalten, färbt man
                                 										zuerst in Cochenille und gibt dann eine Tunte in Tching-fan. Dieses
                                 										Verfahrens bedient man sich hauptsächlich bei der Seide.
                              
                           
                              Grau.
                              Eum-poé. Dieselbe kommt in kleinen
                                 										hohlen, graulichen und eckigen Kapseln vor, welche den Muschelschalen sehr
                                 										ähnlich sind. Sie ist die Frucht des Baumes Eum-poé-tchu. Zu Canton erzeugen die Chinesen
                                 										schöne grünlichgraue Nüancen damit, durch vorheriges Färben mit Tching-fan, dann zweistündiges Kochenlassen in
                                 										einer Kufe mit Wasser, welches ein Gemenge von
                                 										Eum-poé-Pulver, Sam-chou (einer geistigen
                                 										Flüssigkeit) und Tusche enthält.
                              
                           
                              Schwarz.
                              Schwarz wird erzielt, indem man die Baumwolle oder Seide vorher dunkelblau, dann
                                 										mit Eum-poé färbt.
                              Ein anderes Verfahren, Schwarz zu färben, besteht darin, den Zeug vorher durch
                                 										die Indigoküpe und dann in Catechu zu passiren. Das chinesische Schwarz läßt
                                 										jedoch immer etwas zu wünschen übrig.
                              
                           
                        
                           Preise und Dimensionen der chinesischen einfärbigen
                                 										Baumwollgewebe.
                           Es gibt zu Changhaï unendlich viele Sorten verschiedenfarbiger Nankins; die
                              									blaue Farbe aber ist vorherrschend.
                           
                              
                                 hellblau
                                 1. Qual.
                                 7,30 Met. lang
                                 0,35 Met. breit kostet
                                 60 Censes od.
                                 3 Fr.
                                 26 Cent.
                                 
                              
                                     
                                    											„
                                 1. „
                                 9,14      „
                                 0,37      
                                    											„        „
                                 80      
                                    											„
                                 4 „
                                 34   „
                                 
                              
                                 dunkelblau
                                 2. „
                                 6,85      „
                                 0,335    
                                    											„        „
                                 55      
                                    											„
                                 3 „
                                 –    
                                    											„
                                 
                              
                                     
                                    											„
                                 3. „
                                 6,85      „
                                 0,345    
                                    											„        „
                                 50      
                                    											„
                                 2 „
                                 71   „
                                 
                              
                           Der naturfärbige Nankin 1. Qualität differirt vom blauen gleichen Gemäßes um 56
                              									Centimes, welche die Kosten des Färbens ausmachen welches also per Meter 8 Cent. beträgt. Das Färben ist für die
                              									Chinesen noch der vortheilhafteste Theil der Baumwollindustrie; in der That können
                              									die Engländer darin kaum mit ihnen concurriren.
                           
                           Ein Stück schwarzen Nankins 1. Qualität 7,77 Meter lang
                              									und 0,30 Meter breit kostet 70 Censes oder 3 Fr. 80 Cent.
                           Ein Stück hellrothen Nankins 2. Qualität 6,85 Meter lang
                              									und 0,30 Meter breit kostet 40 Censes oder 2 Fr. 17 Cent.
                           Ein Stück dunkelrothen Nankins 6,85 Meter lang und 0,30
                              									Meter breit kostet 45 Censes oder 2 Fr. 44 Cent.
                           Ein Stück grünen Nankins 7,30 Meter lang und 0,345 Meter
                              									breit kostet 60 Censes oder 3 Fr. 26 Cent.
                           Ein Stück gelben 2. Qualität 8,23 Meter lang und 0,38
                              									Meter breit kostet 48 Censes oder 2 Fr. 44 Cent.
                           Ein Stück braunen Nankins 9,14 Meter lang und 0,41 Meter
                              									breit kostet 65 Censes oder 3 Fr. 53 Cent.
                           Diese Stücke sind in der Regel zu drei in Rollen zusammengebunden.
                           Gewisse Qualitäten der blauen Nankins kosten in Canton mehr als in Changhaï.
                              									Von blauen Nankins werden zur Ausfuhr je 50 Stücke in Kisten verpackt, wovon 15 eine
                              									englische Tonne ausmachen.
                           Obenerwähnter Baumwoll-Seidenzeug Luk-tchao
                              									wird blau gefärbt zu Tuniken verwendet.
                           Auch andere Farben werden in Canton und der Umgegend gefärbt. Qualität und Gemäß des
                              									Zeuges, so wie die Preise weichen von obigen Angaben über die Zeuge von
                              									Changhaï mehr oder weniger ab.
                           Zu Canton werden die gefärbten Calicos in Rollen zusammengelegt, die in sehr reinen,
                              									mit dem Namen des Färbers versehenen Papieren eingewickelt werden.
                           Die Peking'schen Gewebe haben gewöhnlich eine größere Breite als die
                              									Nankingschen.
                           Die Chinesen verwenden eine Menge Longcloths (Druckkattune), weiße und naturfarbige
                              									Drills, die sie vom Ausland kaufen, zum Färben.
                           
                        
                           Baumwollzeugdruck in China.
                           Die Kattundruckereien befinden sich zu Canton in der Stadt selbst; manche derselben
                              									beschäftigen 50 Arbeiter. Die Vorstadtbewohner, welche ihre Calicos in Indiennes
                              									verwandelt haben möchten, bestellen die Arbeiter oft zu sich, welche dann ihren
                              									ganzen Apparat mitbringen. Gedruckt wird mit hölzernen Formen oder Mödeln. Ich sah
                              									große viereckige Formen von 40 bis 45 Centimeter Seitenlänge anwenden, welche von
                              									einem seltenen Holze, Tsap-mou, das von Onam
                              									kömmt, gemacht waren. Der gravirte Theil der Form ist erhaben; sie ist sehr
                              									sorgfältig gestochen, scheint aber sehr theuer zu seyn. – Die Formen sollen, wie man sagt, 10
                              									Jahre lang brauchbar seyn, ein Beweis, daß die Moden dem Wechsel nicht sehr
                              									unterworfen sind. Die Chinesen lassen solche Formen an Fremde nur sehr ungerne und
                              									zu sehr hohen Preisen ab, aus Furcht, es möchten ihre Muster in Europa nachgemacht
                              									werden.
                           Um den Zeug zu bedrucken, überzieht der Drucker den Stich mittelst eines groben
                              									Pinsels mit Farbe; hierauf bürstet er und wiederholt das Pinseln und Bürsten, was
                              									fast 10 Minuten dauert. Dann breiten zwei Personen einen Theil des Zeugs über die
                              									Form aus, wobei er wohl ausgespannt wird. Statt wie bei uns die Form auf den Zeug zu
                              									legen, wird also in China umgekehrt die Form befestigt und der Zeug auf dieselbe
                              									gelegt. Hierauf breitet man ein Stück geöltes Papier auf den Zeug, welcher der
                              									Gravirung gut anhängt. Auf dieses Papier gießt man Oel und bürstet es 5 Minuten
                              									lang, damit sich die Farbe recht an den Zeug anlegt. Ein Arbeiter druckt zu Canton
                              									gewöhnlich 60 Tücher von 36 bis 38 Centimeter Seitenlänge im Tag und verdient sich
                              									damit 1/2 Piaster oder 2 Fr. 0 Cent.
                           Zu Ningpo erhält man viel bessere Dessins als zu Canton. Ich beobachtete hier einige
                              									Verschiedenheiten im Druckverfahren. Man fährt zuerst mit einem in Wasser getauchten
                              									großen Pinsel über die Relieftheile der Form, welche übrigens dieselbe Gestalt hat
                              									wie zu Canton; hierauf wird der gut ausgespannte Zeug auf das Dessin des Models
                              									gelegt und man schlägt, um ein vollkommenes Anlegen desselben zu bewirken, mit einem
                              									mit Picots versehenen kleinen Holzmodel darauf. Dann wird ein großer Pinsel in die
                              									aufzudruckende Farbe getaucht und mit dessen Ende mit vieler Leichtigkeit,
                              									Geschicklichkeit und beinahe nur obenhin berührend über die feuchten Stellen des
                              									Zeugs gefahren, welche dem erhabenen Muster ankleben. Nach jedem Pinselzug wird der
                              									kleine picotirte Model mehreremale schnell nacheinander aufgelegt, damit die Farbe
                              									recht gut eindringt. Es leuchtet ein, daß letztere sich nur da anlegt, wo der Zeug
                              									vom Wasser befeuchtet ist, also an den das Muster bildenden Stellen; die trocknen
                              									Stellen absorbiren die Farbe nicht, und wenn ja zuweilen ein Ausfließen derselben
                              									oder eine Undeutlichkeit stattfindet, so ist dieß nur auf der Rückseite; denn die
                              									rechte Seite des Zeugs ist diejenige welche der Form anliegt und nur an den
                              									anliegenden und befeuchteten Theilen kann die Farbe durch den Zeug dringen. Es
                              									gehört übrigens Geschicklichkeit dazu, um nur jene Theile zu berühren, welche die
                              									Farbe erhalten sollen. Das Talent des Druckers besteht darin, die von dem Zeug halb
                              									verhüllten Conturen des Musters mit dem Pinsel zu treffen und zu verfolgen.
                           
                           Ich sah Sapanroth (schwach verdickt), Houang-tin-Gelb und Berlinerblau
                              									auf dasselbe Stück aufdrucken. Zu jeder Farbe hat man einen eigenen Pinsel. Es
                              									gehört auch sehr viel Uebung dazu, um zu wissen, welcher Theil des Dessins mit jedem
                              									Pinsel zu bestreichen ist. Die Werkstätten zu Ningpo sind sehr klein; man druckt auf
                              									einem schmalen Tisch, in einem Zimmer, das auf die Straße geht, und worin viele
                              									Kattune aufgehangen sind. Im zweiten Zimmer findet man manchmal noch einen zweiten
                              									Drucktisch, ein tragbares Kohlenbecken, um die bedruckte Waare auszutrocknen, und
                              									eine Farbenreibmaschine. Zuhinterst findet man eine Art Laboratorium, welches aber
                              									sehr erbärmlich beschaffen ist, und eine Küche.
                           Die Farben, womit die Chinesen den Zeug bedrucken, bleiben ein für allemal; sie
                              									modificiren dieselben weder durch eine andere Farbe, noch durch sonst eine
                              									Operation, was durch ihre Unwissenheit hinsichtlich der Eigenschaften der Beizen
                              									leicht zu erklären ist.
                           Zum Bedrucken werden in China gewöhnlich sehr dicke, grobe Zeuge verwendet.
                           Zu Changhaï hat man zweierlei Verfahrungsarten die Baumwollzeuge zu coloriren;
                              									die eine stimmt mit derjenigen zu Ningpo überein; die andere besteht darin, auf den
                              									Zeug ein Papier zu legen, in welchem das aufzutragende Dessin ausgeschnitten ist
                              									(Patrone); man reibt die Farbe mittelst einer Bürste über das ganze Papier, wobei
                              									sie sich natürlich auf dem Zeug nur da anlegt, wo derselbe durch das Dessin auf dem
                              									Papier frei gelassen wird; es ist dieß sicherlich das einfachste Druckverfahren,
                              									welches es gibt.
                           Ich bekam zu Canton eine Art inländische Indienne zu sehen, welche Youg-pou-pi-men (englisch Palampour) genannt wird; dieses
                              									Artikels bedient man sich als Decken. Den obern Theil der Decke bildet der gedruckte
                              									Zeug; der untere besteht aus englischem Calico, welcher an die Sahlleisten des
                              									Indienne angenäht ist; innen ist die Decke mit Watt von dem chinesischen
                              									Baumwollbaum ausgefüllt; das Dessin wird zu Canton auf amerikanischen geköperten
                              									Zeugen (Croisés) aufgedruckt. Diese Decken haben sonach ihre Füllung und den
                              									Druck als nationale Producte; der Zeug aber rührt von zwei fremden Ländern her.
                              									– Die Breite eines solchen Palampours beträgt etwas weniger als 1/3 Meter,
                              									die Länge 1 1/2 Meter. Der gedruckte Theil kostet 3/4 Piaster.
                           Zu Canton werden sehr kleine Taschentücher mit weißen Böden und blauen Borduren und
                              									Dessins, das Dutzend zu 1/2 Piaster fabricirt. Auch werden daselbst Tücher von
                              									ungefähr 35 Centimeter Seitenlänge mit farbigem Grund und großen Dessins (Blumen, Vögeln
                              									etc.), das Stück zum Preis von 1/4 Piaster gedruckt. Sie sind ganz schlecht
                              									fabricirt, voller Flecken und ausgeflossenen Stellen.
                           Auch Baumwollsammte werden in China producirt.
                           Ferner fand ich zu Canton Baumwollteppiche mit Streifen von verschiedenen Farben als
                              									Landesproduct; sie sind 2,30 Meter lang und 1,80 Meter breit und das Stück kostet 1
                              									Piaster.
                           Zu Amoy und Changhaï werden gewisse Zeuge fabricirt, worin Streifen und
                              									Carreaur aus gefärbtem Baumwollgarn eingewoben sind. Dieser Industriezweig existirte
                              									zu Fo-Kien schon zu Marco-Polo's Zeiten. Merkwürdig ist, daß fremdes
                              									gefärbtes Garn bisher in keinem der fünf Häfen Absatz fand und die Baumwollzeuge mit
                              									gestreiften, carrirten und regelmäßigen Dessins, welche die Engländer einzuführen
                              									suchten, gar keinen Beifall fanden.
                           Die Cingebornen der Liou-Tchou-Inseln, welche von China und Japan
                              									zugleich abhängig zu seyn scheinen, fabriciren mannichfaltige Indiennes; darunter
                              									sind solche mit zart rosenrothem Grund, blauen, gelben, weißen und schwarzen Blumen;
                              									andere wieder mit schachbrettartigen Feldern auf blauem Grunde.
                           Zu Changhaï sah ich die schönsten, oder besser, die einzigen erträglichen
                              									Indiennes chinesischen Fabricats. Sie kommen dahin von Sou-Tchaou, dem
                              									chinesischen Mülhausen oder Manchester. Die Dessins haben durch die Sauberkeit und
                              									den Glanz ihrer Farben ein ganz europäisches Gepräge. Die Stücke sind 16 Meter lang
                              									und 45 Centimeter breit; das Gewebe ist chinesisch. Wegen ihrer geringen Breite muß
                              									man oft mehrere Stücke der Breite nach zusammennähen. Ein solches Stück kostet 2
                              									Piaster 70 C. oder 14 Fr. 25 Cent. Weiß kostet es 2 Piaster oder 10 Fr. 86 Cent. Die
                              									Druckkosten betragen daher nur 3 Fr. 79 Cent. oder 23 Cent. per Meter.
                           Die Differenz des Preises eines englischen gedruckten Kattuns und eines chinesischen
                              									findet man durch folgende Proportion: 16 Meter 45 Centimeter × 60 Centimeter
                              									(Dimensionen des chinesischen Stücks) verhalten sich zu 25 Meter 59 Centimeter
                              									× 76 Centimeter (Dimensionen des englischen Stücks) = 14 Fr. 65 Cent. (Preis
                              									des chinesischen Stücks) : x.
                           Dieser Proportion nach dürfte das englische Stück, welches im Jahr 1845 zu
                              									Changhaï nur 17 Fr. 65 C. kostete, 28 Fr. 27 C. kosten.
                           Zu Sou-Tchou werden Taschentücher von dreierlei Größen und Preisen fabricirt;
                              									meistens Weißböden mit Blumen.
                           
                           Die gedruckten Kattune welche man zu Changhaï fabricirt, sind viel geringer
                              									als die von Sou-Tchaou; es werden ihnen oft grotteske Figuren gegeben. Der
                              									Zeug ist dick und ordinär; man benutzt jedoch dazu oft schöne englische Kattune, wie
                              									überhaupt jetzt in China die ausländische Industrie sehr zu Hülfe genommen wird; nur
                              									scheinen die Chinesen die letzte Hand, durch Färben etc., anlegen zu wollen.
                           Der Preisunterschied der englischen Calico's, und des englischen Baumwollengarns
                              									gegenüber den chinesischen, fällt noch mehr zu Gunsten Englands aus, als bei den
                              									Indiennes.
                           Die englische und amerikanische Concurrenz droht in der That die chinesische
                              									Baumwollfabrication dereinst zu erdrücken. Nur werden die Organisation dieser
                              									Industrie, die in China so mächtige Gewohnheit, die Schwierigkeit für die Fremden,
                              									von den fünf Häfen in das Herz und die westlichen Provinzen des Reichs zu dringen,
                              									die hohen Zölle, die Verlegenheit, in welche das chinesische Gouvernement durch die
                              									Arbeitslosigkeit einer an Arbeit gewohnten Bevölkerung versetzt würde, und die
                              									Maaßregeln, welche es dagegen zu ergreifen nicht versäumen wird, dem Eintreten
                              									dieses Zustandes noch lange Zeit große Hindernisse entgegensetzen.