| Titel: | Ueber eine große magnet-elektrische Maschine zum Versilbern und Vergolden; von J. Hamel. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVI., S. 350 | 
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                        LXXXVI.
                        Ueber eine große magnet-elektrische
                           								Maschine zum Versilbern und Vergolden; von J. Hamel.
                        Aus dem Bulletin de l'Acad. de St. Pétersbourg, No.
                              									130.
                        Hamel, über eine große magnet-elektrische Maschine zum
                           								Versilbern und Vergolden.
                        
                     
                        
                           Zu den interessantesten, im letztverflossenen Jahrzehent in England gemachten,
                              									großartigen technischen Anwendungen von Resultaten wissenschaftlichen Forschens
                              									gehört das Vergolden und Versilbern metallener Sachen auf nassem Wege und zwar nach
                              									drei Methoden: 1) das Vergolden durch bloße Eintauchung; 2) das Versilbern und
                              									Vergolden mittelst der galvanischen Batterie und 3) durch magnet-elektrische
                              									Maschinen.
                           Indem ich beabsichtige, eine Notiz über eine kolossale magnet-elektrische
                              									Maschine vorzulegen, die in England gebaut wird und von der man erwartet, daß sie
                              									jede Stunde beinahe ein Pfund (russisches Gewicht) Silber absetzen werde, was also
                              									in einem Tage und einer Nacht mehr als ein halbes Pud ausmachen würde, so will ich,
                              									als Einleitung, an das Geschichtliche der Einführung der erwähnten technischen
                              									Proceduren erinnern.
                           Alle Methoden der Vergoldung und Versilberung auf nassem Wege sind der Reihe nach
                              									zuerst in Birmingham fabrikmäßig, d.h. im Großen, ausgeübt worden.
                           Die Personen daselbst, in deren Fabriken die nasse Vergoldung durch einfache
                              									Eintauchung, so wie die Versilberung und Vergoldung mit der Batterie zuerst
                              									eingeführt worden, sind George Richards Elkington und
                              									sein Vetter Henry Elkington.
                           Ihre, oder vielmehr James Elkington's (des Vaters von G.
                              									R.) frühere Fabrik von Brillen (worunter patentirte pantoskopische waren) und von
                              									allerhand Bijouterie-Waaren befand sich im St. Pauls Square Nr. 43 und hier
                              									begann die Vergoldung auf nassem Wege, nämlich durch bloßes Eintauchen,
                              									versuchsweise schon 1834, fabrikmäßig aber 1836.
                           Bei Ausmittelung des besten technischen Verfahrens, besonders in Bezug auf den in der
                              									Praxis so bewährten Gebrauch des Kali-Bicarbonats, hatten die HHrn. Elkington den Rath des im April 1843 verstorbenen John
                              										Woolrich, Lehrers der Chemie im Queens College zu
                              									Birmingham, benutzt. Ihre ersten Versuche 1834 waren mit ammoniakalischer Goldlösung
                              									gemacht worden.
                           
                           Diese neue Methode, ohne Quecksilber und ohne Feuer zu vergolden, erregte ein großes
                              									Aufsehen. Sie war vorzüglich anwendbar auf die vielfältigen kleinen
                              									Bijouteriegegenstände und metallenen Knöpfe, die damals in Birmingham in weit
                              									größerer Menge als jetzt verfertigt wurden. Zum Vergolden von Knöpfen und von
                              									allerhand Geschmeide wurden jährlich ungemein große Summen gezahlt; kein Wunder
                              									also, daß eine ökonomische Vergoldungsmethode die Fabrikanten solcher Artikel sehr
                              									interessiren mußte.
                           G. R. und H. Elkington erhielten ihr erstes Privilegium
                              									auf Vergoldung durch Goldlösung mit zweifach-kohlensaurem Kali (oder Natron)
                              									am 24. Junius 1836. Sie richteten sich zur ausgedehntem Ausübung der neuen Industrie
                              									in Newhall Street, wo sich auch jetzt ihre große Fabrik befindet, unter der Firma:
                              									G. R. Elkington und Comp. ein,
                              									und nannten sich: Water Gilders, Wasservergolder.
                           In Frankreich ließen sie sich diese Vergoldungsmethode ebenfalls patentiren. Sie ward
                              									dort für sie durch Elambert, den Schwager ihres
                              									Associé's, des Bijoutier Moullé frère (Rue Chapon, Nr. 1) erst
                              									allein, späterhin aber in Verbindung mit dem großen Bijouteriefabrikanten Charles
                              										Christofle (Rue Montmartre, Nr. 76) ausgeübt. Elambert vergoldete bisweilen drei bis vier Pud kleiner
                              									Geschmeideartikel in einem Tage.
                           Im Jahre 1837 hatten die Elkington's sich auch ein Patent
                              									auf Versilberung durch bloßes Eintauchen geben lassen, welche Methode aber keine
                              									fabrikmäßige Anwendung fand. Die Vergoldung hingegen betrieben sie sehr stark und
                              									mit großem Vortheil; sie verbrauchten im J. 1839 wöchentlich gegen fünf Pud
                              									Kali-Bicarbonat.
                           Anfangs 1840 entschlossen sie sich um ein Patent auf das Vergolden und Versilbern
                              									durch den galvano-elektrischen Strom anzuhalten, ob man gleich damals noch
                              									keine praktisch erprobte Methode für diesen Proceß ausgemittelt hatte. Sie konnten
                              									hoffen, während der sechsmonatlichen Frist, welche zum Einreichen einer detaillirten
                              									Beschreibung des Verfahrens gestattet wird, eine gute Methode kennen zu lernen. Der
                              									Zufall wollte auch, daß in Birmingham, gerade noch zur rechten Zeit für sie, eine
                              									solche entdeckt ward, welche sie annahmen und die sich sodann von England aus
                              									allgemein verbreitet hat.
                           Bekanntlich wurde in England der Galvanismus zuerst in Bezug auf chemische Wirkung
                              									einer Prüfung unterworfen. Cruilshank und auch Nicholson hatten schon 1800 die Absetzung von Silber und
                              									von Kupfer aus ihren Lösungen am negativen Pol beobachtet (Nicholson's
                              									Journal 1800). Da aber die von den Polen der Volta'schen
                              									Säulen in die zu
                              									untersuchenden Flüssigkeiten gebrachten Leiter damals gewöhnlich nur dünne Drähte
                              									waren, so ward die so dichte Ansehung des reducirten Metalls an denselben nur
                              									insofern beachtet, als man fand, daß der Kupferknopf schwer vom Drahte zu trennen
                              									sey. Zu näherer Beobachtung der so intimen Anlage und des richtigen Gegenbildes auf
                              									der Ansatzfläche des ausgeschiedenen Kupfers gab weit später die Daniell'sche Einrichtung der Batterie Anlaß, und erst im
                              									Jahre 1836 machte Warren de la Rue auf diese
                              									mikroskopisch genaue Aehnlichkeit aufmerksam. Er schrieb am 15. Sept.: „So
                                 										vollkommen ist das auf diese Weise gebildete Kupferblatt, daß es nach seiner
                                 										Abnahme die Politur und den Abdruck auch von der geringsten Schramme der Platte,
                                 										auf welcher es sich abgesetzt hat, enthält.“ (London and Edinburgh Philosophical Magazine for 1836.)
                           An das, was in St. Petersburg Dr. Jacobi in Bezug auf Galvanoplastik (das heißt das auf die genaue Anlegung
                              									gegründete, so interessante Verfahren, cohärentes Kupfer in Platten oder sonst
                              									gegebenen Formen unmittelbar aus Kupferlösungen auf galvanischem Wege zu produciren)
                              									geleistet hat, brauche ich nicht zu erinnern.
                           Auch will ich hier nicht von Spencer's ersten Leistungen
                              									in diesem Industriezweig oder von dem, was Jordan und
                              									Andere darin gethan haben, sprechen. In England ward damals unter Electrotype dasselbe verstanden, was man bei uns mit dem
                              									Namen Galvanoplastik bezeichnete, nämlich die Absetzung von Kupfer aus seiner Lösung
                              									in Säure. Es soll hier das Geschichtliche der Einführung der galvanischen und
                              									magnetischen Versilberung und Vergoldung metallener Sachen, was in England Electroplating und Electrogilding genannt wird, nur angedeutet werden. Bei diesen delicaten
                              									technischen Operationen, wo die aus den Lösungen abzusetzenden Metalle mit der
                              									Oberfläche anderer Metalle auf untrennbare Weise auf das solideste verbunden werden
                              									müssen, waren Schwierigkeiten zu überwinden, die bei der einfachen Ablagerung von
                              									Kupfer aus der Vitriollösung auf Formen, von denen dieser Kupferansatz abgenommen
                              									wird, nicht stattfanden, und hierin ward Spencer's
                              									Bemühung nicht mit Erfolg gekrönt, wie er selbst mir als auch den Elkington's bezeugt hat. Er schrieb im J. 1840:
                              										„Man hat oft bei mir angefragt, ob es mir gelungen sey, andere Metalle
                                 										wie Kupfer galvanisch abzusetzen. Man konnte freilich in Berücksichtigung der
                                 										zahlreichen von mir gemachten Experimente und der Länge der auf dieselben
                                 										verwendeten Zeit erwarten, was auch der Fall ist, daß ich den elektrochemischen
                                 										Proceß auf fast alle Metalle, Gold und Silber einbegriffen, ausgedehnt haben
                                 										müsse. Wenn aber weder die erhaltenen Resultate, noch die besonderen Modificationen der
                                 										Verfahrungsart von mir bekannt gemacht worden sind, so ist der einfache Grund
                                 										hievon der, daß nichts erzielt war, wovon ich glaubte, daß es mit Nutzen und
                                 										Vortheil angewendet werden könne.“
                              								
                           Dieses offene Geständniß legte Spencer in Liverpool ab,
                              									als soeben in Birmingham die seitdem in der Praxis so sehr bewährte
                              									Versilberungs- und Vergoldungsmethode erfunden worden war. Ehe ich mich
                              									weiter darüber auslasse, will ich bemerken, daß es an Versuchen im Laboratorium und
                              									an Hinweisungen auf die Möglichkeit der galvanischen Vergoldung und Versilberung
                              									auch schon früher keineswegs gefehlt hat. Bereits 1805 hatte Brugnatelli silberne Medaillen mittelst ammoniakalischer Goldlösung
                              									vergoldet. (Philosophical Magazine. 1805.) Edmund Davy erwähnte 1830 ganz in Kürze des Vergoldens und
                              									Versilberns durch Galvanismus. (Philosophical Transactions
                                 										for 1831.) Später machte, wie wohl bekannt, De la
                                 										Rive in Genf vielfältige Versuche rücksichtlich der galvanischen Vergoldung
                              									mit Goldchlorid, welche Methode aber ihre Nachtheile hat. Es war Birmingham
                              									vorbehalten, ein Verfahren zu ermitteln, welches mit Vortheil im Großen in die
                              									Fabrikswerkstätten eingeführt werden konnte.
                           Dießmal war es nicht John Woolrich, der den besten Rath
                              									ertheilte. Er hatte wohl, während er sich hauptsächlich beschäftigte, Sachen aus
                              									Eisen durch die Batterie mit Kupfer zu bedecken, um sie vor Rost zu schützen, auch
                              									mehrere Gold- und Silberlösungen in Bezug auf ihre Tauglichkeit zum
                              									galvanischen Vergolden und Versilbern geprüft, glaubte auch im Gebrauch der
                              									schwefligsauren Salze ein gutes Verfahren gefunden zu haben; es ward aber ein
                              									besseres entdeckt.
                           Ein anderer Liebhaber der Chemie in Birmingham, der Chirurg John Wright, hatte vielfältige Versuche gemacht, die
                              									eigentlich zum Zweck hatten, eine von der Elkington'schen
                              									verschiedene Goldlösung zum Vergolden durch Eintauchen aufzufinden, um dessen Patent
                              									eine Concurrenz zu bilden. Unter andern versuchte er die Cyanverbindungen und fand
                              									ihre Wirkung ganz vorzüglich. Bald darauf erfuhr er, daß die Elkington's um ein Patent angehalten hatten, den Galvanismus zum Vergolden
                              									und Versilbern anzuwenden. Er probirte sein Goldcyanid mit der Batterie und erhielt
                              									ein vortreffliches Resultat. Nun versuchte er auch Cyansilber und es erfolgte eine
                              									Versilberung, wie sie bis dahin nie hatte galvanisch hervorgebracht werden können.
                              									Die HHrn. Elkington, welche unterm 25. März 1840 um ihr
                              									Patent eingekommen waren, sahen die von Wright galvanisch
                              									vergoldeten und versilberten Sachen. Sie fanden an ihnen gerade das, was sie zu
                              									erzielen wünschten und
                              									überzeugten sich, daß auf eine solche Versilberungsmethode eine große
                              									Fabrikindustrie begründet werden könne. Sie kauften daher dem Wright das Geheimniß seines Verfahrens für eine bedeutende Summe ab und
                              									hatten gerade noch Zeit, die von ihm aufgefundene Methode in die Specification des
                              									von ihnen verlangten Privilegiums einzutragen. Das Patent erhielt am 25. Sept. das
                              									Siegel und war nun eines der werthvollsten der gegenwärtig bestehenden
                              									Fabriksprivilegien geworden.
                           Wright's Methode, bei der galvanischen Versilberung und
                              									Vergoldung Cyanverbindungen anzuwenden, hat sich bis auf den heutigen Tag als
                              									bewährt erwiesen. Diese Verbindungen werden, mit seltenen Ausnahmen, allgemein in
                              									England, Frankreich, Rußland und überall angewendet. Dem Erfinder aber war es nicht
                              									lange vergönnt, den Lohn seiner erfolgreichen Thätigkeit zu genießen. Er verlor den
                              									Verstand und endete seine bedauernswürdige Existenz im Mai 1844. John Wright's Verdienst in Bezug auf die neue
                              									Versilberungs- und Vergoldungsmethode scheint uns nicht allgemein genug
                              									bekannt und gewürdigt zu seyn.
                           Die HHrn. Elkington säumten nicht, den Gebrauch der
                              									Cyanverbindungen auch einem in Frankreich verlangten Privilegium einzuverleiben. Sie
                              									erhielten dasselbe am 29. Sept. 1840. (Bekanntlich hat Perrot erst lange nachher darzuthun gesucht, daß er schon vor der
                              									Ausstellung dieses Privilegiums, namentlich im August 1849, chemisch vergoldet und
                              									versilbert habe.) Ruolz ließ sich bald darauf auch ein
                              									Privilegium für die Anwendung verschiedener Cyanverbindungen geben, was denn zu
                              									langen Discussionen, zu Prüfungen von Seiten des Instituts und verschiedener
                              									Behörden Anlaß gegeben hat. Der Streit endete in einer Vereinigung der Interessen,
                              									indem die Elkington's einwilligten, das Vergolden und
                              									Versilbern durch die Batterie mit Christofle und Ruolz in Paris zusammen zu betreiben.
                           Die Elkington's hatten sich anfangs mit dem Versilbern und
                              									Vergolden der Erzeugnisse anderer Fabrikanten beschäftigt. Da sie jedoch bald
                              									merkten, daß diese Fabrikanten ihre Waare, besonders Sachen im neuen Geschmack,
                              									zumal aber solche, die in Menge für ausländische Märkte angefertigt werden, nicht
                              									gern zu ihnen brachten, aus der natürlichen Besorgniß, daß ihnen Andere die
                              									Façon absehen würden, so glaubten sie besser zu thun, aus Versilbern und
                              									Vergoldern selbst Fabrikanten zu werden. Sie nahmen 1844 einen gewissen Mason zum Associé, ihre Firma ward: Elkington, Mason und Comp. und
                              									sie erbauten die große, jetzt dreihundert Arbeiter beschäftigende Fabrik zur
                              									Anfertigung von allerhand Sachen aus Nickelkupfer (d.h. Neusilber), die sie dann galvanisch mittelst
                              									der Cyanide versilbern und vergolden. Es werden zuweilen in allen ihren
                              									Versilberungskästen zusammen im Verlauf von 24 Stunden gegen 7 russische Pfd. Silber
                              									deponirt.
                           In London (Moorgate Street, Nr. 45) haben sie auch ein Etablissement, wo
                              									hauptsächlich alte Kupferplaquésachen neu versilbert werden (newplating).
                           Außerdem haben die Elkington's zweien Fabrikanten in
                              									Birmingham gegen Zahlung die Erlaubniß ertheilt, nach ihrer Methode mittelst der
                              									Batterie sowohl für sich als für Andere zu versilbern und zu vergolden. Diese sind
                              									John und Charles Ratcliff, Fabrikanten von Candelabern,
                              									Lampen u. dgl. m. in Suffolk Street, Nr. 140, so wie John Yates, Fabrikant von Löffeln aus allerhand weißen Metallcompositionen in
                              									Coleshill Street.
                           Ich komme nun zur Einführung der magnetischen Maschinen in
                              									Birmingham, muß aber doch beiläufig bemerken, daß Sturgeon der erste war, der mittelst seiner magnetischen Maschine, aber
                              									nur sehr im Kleinen, keineswegs fabrikmäßig, Metalle ablagerte.
                           Während der bereits erwähnte John Woolrich sich mit
                              									Ablagerungsversuchen von Kupfer und anderen Metallen durch die galvanische Batterie
                              									beschäftigte, ließ sich einer seiner Söhne, John Steven, zu ähnlichen Experimenten
                              									eine magnet-elektrische Inductionsmaschine machen. Die Rechnung über diese
                              									Maschine von J. Hurlow ist vom 9. Mai 1836. Schon 1839
                              									will J. S. Woolrich recht gelungene Versilberungsversuche
                              									gemacht haben und 1841 war er mit denselben bereits so weit gediehen, daß er die
                              									Methode einer fabrikmäßigen Betreibung und daher des patentirens werth hielt. Er
                              									bekam sein Privilegium im Mai 1842 und richtete seine Fabrik in Great Charles
                              									Street, Nr. 162 ein, wo sie auch noch besteht und wo eine kleine, sehr einfache
                              									Dampfmaschine mehrere magnetische Maschinen in Bewegung setzt.
                           Der erste Fabrikant in Birmingham, welcher von Woolrich
                              									die Erlaubniß, nach seiner Methode magnet-elektrisch zu arbeiten, erkaufte,
                              									war Thomas Prime
                              									jun., ein Fabrikant von Löffeln und Gabeln aus Neusilber
                              									in Northwood Street, Nr. 18. Seine große Maschine mit vier starken Magneten sing im
                              									Februar 1844 an zu arbeiten. Sie setzte 1 1/2–2 Unzen Silber in einer Stunde
                              									ab, jetzt soll sie aber so verbessert seyn, daß 3–4 Unzen stündlich
                              									abgelagert werden.
                           Der zweite Fabrikant in Birmingham, welcher von Woolrich
                              									die Erlaubniß mittelst magnetischer Maschinen zu versilbern bekam, war der
                              									Plaquéfabrikant John Gilbert in Bath Row Nr. 8,
                              									der dritte Richard Ford
                              										Sturges in Lichfield Street Nr. 26, Fabrikant von
                              									Artikeln aus verschiedenen weißen Metallcompositionen.
                           Die Sheffielder Fabrikanten bedienen sich auch schon seit etwa zwei Jahren Woolrich's magnetischer Maschinen. Der erste war William
                              										Briggs, der Inhaber der Furnivalworks in
                              									Furnival-Street, einer großen Fabrik von Gegenständen aus Plaqué und
                              									allerhand Metallmischungen. Nach ihm schafften sich auch Hutton and Sons, Fabrikanten plattirter Sachen
                              									in High Street, ferner Roberts and Slater, Smith and Ridley und endlich Broadhead and Atkin, Besitzer
                              									der North Street Works, Woolrich'sche magnetische
                              									Maschinen an.
                           Mehr als alles andere dürfte zu Gunsten der von Woolrich
                              									zum Versilbern und Vergolden eingeführten magnetischen Maschinen sprechen, daß die
                              										Elkington's, ungeachtet ihres vortheilhaften
                              									Privilegiums für die Batterieversilberung und Vergoldung, Woolrich sein Patentrecht abgekauft haben und gegenwärtig durch ihn in
                              									ihrem Etablissement eine wahrhaft kolossale magnetische Maschine aufstellen lassen.
                              									Sie hat 8 hufeisenförmige Magnete, deren jeder aus 12 Blättern zusammengesetzt ist,
                              									welche von der Linie der Polenden bis zum äußersten Rande des Bogens drittehalb Fuß
                              									Länge, dabei drittehalb Zoll Breite und zusammen vier Zoll Dicke haben. Der
                              									Zwischenraum oder die Oeffnung zwischen den Polen beträgt sechs Zoll. Diese acht
                              									Magnete werden zwischen zwei kreisförmigen gußeisernen Scheiben mittelst messingener
                              									Vorrichtungen so gehalten, daß alle Pole gegen ein Centrum hingewendet sind, wo die
                              									Achse des drittehalb Fuß im Durchmesser haltenden Rades befindlich ist, welches an
                              									seiner Peripherie nicht weniger als 16 Armaturen mit fast 6 Zoll langen,
                              									umwickelten, drittehalb Zoll dicken Eisencylindern trägt, die zwischen den Polen der
                              									Magnete mit einer Geschwindigkeit von 700 und mehr Umdrehungen in der Minute
                              									herumstiegen. Woolrich glaubt, daß die Kraft eines
                              									Pferdes beinahe hinreichen werde, um das die Armaturen tragende Rad zu drehen.
                           Die hier beschriebene Maschine wird jetzt bald bei den Elkington's aufgestellt werden; sollte auch Woolrich zu weit gehen, wenn er erwartet, daß sie 16–20 Unzen
                              									Silber in der Stunde, also bis 3/4 Pud jeden Tag absetzen werde, so wird dieser
                              									Riesenapparat doch immer mehr leisten als alle bisherigen magnetischen, zu
                              									elektrolytischen Arbeiten bestimmten Maschinen. Man hat in Birmingham bei Erbauung
                              									eines so großen magnetischen Apparates die Anfertigung von metallischen Copien
                              									antiker und anderer interessanter Gegenstände mit zur Hauptabsicht.
                           In Fabriken, wo beständig große Quantitäten Metall, sey es Silber oder Kupfer,
                              									niedergeschlagen werden, besonders wenn dabei schon zu anderen Zwecken eine
                              									Dampfmaschine vorhanden ist, dürften die Magnete wohl den Batterien vorzuziehen
                              									seyn. Jedoch möchte es auch in sehr großen Anstalten vortheilhafter seyn, anstatt
                              									einer so mächtigen Maschine, wie die für die Elkington's
                              									erbaute, zwei oder mehrere kleinere zu haben.
                           Noch muß hier erwähnt werden, daß der sich durch seine Liebe zur Wissenschaft
                              									auszeichnende Haupteigenthümer der berühmten Zeugdruckfabrik zu Primrose bei
                              									Clitherore, James Thomson, eben bei Woolrich eine magnetische Maschine bestellt hatte, um sie dem bekannten
                              									Archäologen Dr. Emil Braun in
                              									Rom zu schenken. Diese Maschine ist bereits nach Rom abgegangen, und so kann also
                              									jetzt ein kleiner Wasserfall an der Tiber für uns metallische Copien der
                              									mannichfaltigen merkwürdigen Erzeugnisse alter römischer Kunst anfertigen.
                           Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, welchen wohlthätigen Einfluß die Anwendung
                              									der Elektrolyse zum Vergolden und Versilbern in Birmingham gehabt und welch eine
                              									bedeutende Abänderung in mehreren technischen Operationen dieselbe hervorgebracht
                              									hat. Eine verhältnißmäßige sehr bedeutende Menge Quecksilber, die bei der alten
                              									Vergoldungsmethode zur Auftragung des Goldes in der Form eines Amalgams gedient
                              									hatte, mußte durch Feuer in Dampfgestalt wieder abgetrieben werden. Diese Dämpfe
                              									nun, in die Lungen der am Herd beschäftigten Arbeiter gezogen, verursachten das
                              									bekannte fürchterliche Zittern und Zucken aller Glieder, Speichelfluß und andere
                              									Krankheiten. – Dank den von den Elkington's und
                              									von J. S. Woolrich eingeführten Vergoldungsmethoden, daß
                              									man jetzt in Birmingham nicht ein einziges solcher kläglichen Opfer der
                              									Quecksilbervergoldung zeigen kann, deren man früher so viele gesehen hatte.
                           Bekanntlich war lange Zeit eine der Hauptindustrien dieser Fabrikstadt die
                              									Verfertigung von Plaqué, wozu mit einem Silberblatt belegtes Kupfer
                              									ausgewalzt und die Bleche in Stahlformen mittelst Stampfen in die gewünschten Gefäße
                              									oder Verzierungen umgebildet wurden. Diese Plaquéverfertigung ist nun fast
                              									gänzlich durch die neue Versilberungsmethode vermittelst der Batterie und der
                              									magnetischen Maschinen verdrängt worden, und an ihrer Stelle hat sich ein anderer
                              									Industriezweig ungemein stark ausgebreitet, nämlich die Gewinnung des Nickelmetalls
                              									und die Bereitung der weißfarbigen Mischung dieses Metalls mit Kupfer, der man schon
                              									früher in Deutschland den Namen Neusilber gegeben hatte. Aus dieser Metallmischung
                              									verfertigt man jetzt alle die mannichfaltigen Sachen, welche früher aus mit Silber
                              									belegtem Kupfer (Plaqué) gestampft wurden und
                              									versilbert sie dann durch elektrische Wirkung. Ein großer Vortheil hiebei ist, daß
                              									die Farbe der Nickelkupfermischung der des Silbers, womit sie bedeckt wird, nahe
                              									kommt, da hingegen beim Plaqué die Unterlage roth ist. Die der Abreibung mehr
                              									ausgesetzten Stellen können leicht durch die magnetische Maschine oder die Batterie
                              									stärker versilbert werden als der übrige Theil und, was vorzüglich wichtig ist, die
                              									Ränder, sowie die Schnitte bei durchbrochener Arbeit sind überall mit Silber
                              									bedeckt, was. beim Plaqué nicht der Fall war, daher denn auch durchbrochene
                              									Arbeit aus letzterm gar nicht gemacht werden konnte, indem hier das rothe Kupfer in
                              									jedem Durchschnitte sichtbar geworden wäre. Eben so konnte man auch keine gravirte
                              									Arbeit aus Plaqué verfertigen, keine feinen Sachen, Blätter und dergleichen.
                              									Jetzt kann viel durch Guß dargestellt und alles aus magnetisch oder galvanisch
                              									versilbertem Nickelkupfer gemacht werden, was früher aus solidem Silber gearbeitet
                              									wurde.
                           Die Menge Nickel, die gegenwärtig in Birmingham und Sheffield zu der neuen Industrie
                              									verbraucht wird, ist so groß, daß kaum genug geliefert werden kann. Man durchsucht
                              									Europa und Amerika nach Erzen, welche dieses Metall liefern. Der Preis des Nickels
                              									stieg seit einiger Zeit in England von 3 1/2 und 4 Schilling bis auf 9 Schilling das
                              									Pfund.
                           Es gibt in Birmingham gegenwärtig zwei große Fabriken zur Gewinnung von Nickel, die
                              									denn auch gleich die Mischung, das Neusilber, zusammensetzen. Die ältere, bekanntere
                              									Fabrik ist die von Evans und Askin in George Street, St. Pauls. Da Askin das
                              									Neusilbermachen in Deutschland gelernt hatte, so wurde es German Silver, deutsches Silber genannt und heißt auch noch so. Die
                              									andere, neuere Fabrik in Adderley Street ist seit dem vorigen Jahre das Eigenthum
                              									von Schletter und Comp.
                              									Letztere liefert schon 3 bis 4 Cntr. Nickel wöchentlich und 10 bis 12 Cntr.
                              									Neusilber täglich.
                           Diese ausgedehnte Nickelgewinnung hat wiederum in Birmingham die Anfertigung von sehr
                              									reinem Kobaltoxyd im Großen zur Folge gehabt, und daher kommt es, daß jetzt das Blau
                              									des englischen Porzellans, Steinguts und der Fayence so vorzüglich schön ist.