| Titel: | Ueber die Wirkung eines Gemisches von rothem eisenblausaurem Kali und ätzendem Alkali auf Farbstoffe; von John Mercer. | 
| Fundstelle: | Band 105, Jahrgang 1847, Nr. LXXXVIII., S. 362 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber die Wirkung eines Gemisches von rothem
                           								eisenblausaurem Kali und ätzendem Alkali auf Farbstoffe; von John Mercer.
                        Aus dem Philosophical Magazine, August 1847, S.
                              									126.
                        Mercer, über das Aetzen des Indigos auf Zeugen.
                        
                     
                        
                           Vor etwa zehn Jahren entdeckte ich die oxydirenden Eigenschaften eines Gemisches von
                              									rothem eisenblausaurem Kali und ätzendem Alkali, wovon ich zum Zeugdruck vielfach
                              									Anwendung machte.
                           Es gibt nur wenige Methoden um den Indigo auf Zeugen zu zerstören (ätzen); die
                              									gebräuchlichste besteht darin, Chromsäure aus doppeltchromsaurem Kali mittelst einer
                              									Säure frei zu machen. In gewissen Fällen hat dieses Verfahren aber viele
                              									Uebelstände, und der Zeug muß auch noch einem Reinigungsproceß unterzogen werden, um
                              									das Chromoxyd zu beseitigen. Durch das Aufdrucken eines Gemisches von rothem
                              									eisenblausaurem Kali und ätzendem Alkali auf küpenblau gefärbten Zeug, erreicht man
                              									aber denselben Zweck auf das vollständigste; die Stelle, wo die Farbe weggeätzt
                              									wurde, ist blendend weiß und der Zeug litt dabei nicht im geringsten. Um sich davon
                              									zu überzeugen, braucht man nur einen indigblau gefärbten Kattun mit einer Auflösung
                              									von rothem blausaurem Kali zu tränken und ihn dann in eine schwache Auflösung von
                              									Aetzkali zu tauchen.
                           Durch diesen Versuch kann man die Wirkung der doppelten Verwandtschaften, welche bei
                              									Verbindungen oder Zersetzungen häufig im Spiel sind, auffallend nachweisen. Chlor
                              									und Kohle können für sich allein die Thonerde nicht zersetzen; leitet man aber Chlorgas über ein Gemenge von
                              									Thonerde und Kohle, so verbindet es sich mit dem metallischen Radical; die Kohle
                              									begünstigt in diesem Falle die Vereinigung durch Entziehen des Sauerstoffs. Eine
                              									ähnliche Wirkung findet in dem uns beschäftigenden Falle statt. Das rothe
                              									eisenblausaure Kali, Fe₂Cy₆3K, unterscheidet sich von dem gelben
                              									Blutlaugensalz dadurch, daß es ein Atom weniger Kalium enthält. Wird ersterem Kali
                              									dargeboten, so ist dieses fehlende Atom Kalium ergänzt, aber die Verwandtschaft ist
                              									nicht stark genug um den Sauerstoff frei zu machen. Wenn jedoch ein zweiter Körper,
                              									welcher eine Anziehung zum Sauerstoff hat, z.B. Bleiglätte oder Indigo, der Mischung
                              									von rothem eisenblausaurem Kali und Aetzkali zugesetzt wird, so bewirkt diese zweite
                              									Verwandtschaft, daß dem Kali Sauerstoff entzogen wird und das Kalium sich mit dem
                              									Cyaneisen verbinden kann. Bei Anwendung von Bleioxyd hat man Fe₂Cy₆3K
                              									+ KO + PbO = Fe₂Cy₆4K + PbO₂ und dieselbe Zersetzung findet
                              									statt, wenn man das Bleioxyd durch eine organische Substanz ersetzt, welche mehr
                              									Sauerstoff aufnehmen kann. Das Aetzkali kann man auch durch Aetznatron oder Ammoniak
                              									ersetzen, um den Indigo zu oxydiren oder zu ätzen. (Man vergl. die frühere Notiz
                              									über diesen Gegenstand im polytechn. Journal Bd.
                                 										CIV S. 237.)